NRW. Merkblatt zur Artenförderung. Rote Heckenkirsche. Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen (LÖBF)

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Transkript:

Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen (LÖBF) NRW. Merkblatt zur Artenförderung Rote Heckenkirsche

Bedrohung und Förderung der Roten Heckenkirsche - Lonicera xylosteum In ihrem Bestand ist die Rote Heckenkirsche in Nordrhein-Westfalen nicht bedroht. Wie bei allen Arten, die durch Vögel verbreitet werden, besteht aber die Gefahr, dass die bodenständigen heimischen Vorkommen durch den künstlichen Anbau von Zuchtsorten in ihrer genetischen Anpassung an Standorts- und Umweltbedingungen beeinträchtigt werden. Die Lonicera-Arten neigen darüber hinaus sehr zur Hybridisierung; hierdurch entsteht ebenfalls eine Gefahr für die genetische Substanz der angepassten heimischen Vorkommen. Durch den Anbau ungeeigneter Sorten der Roten Heckenkirsche oder auch verwandter Arten können daher die Vorkommen in der Umgebung langfristig oder dauernd geschädigt werden. Deshalb ist es von großer Wichtigkeit, dass bei Anpflanzungen nur Nachkommen von bodenständigen, autochthonen Heckenkirschen verwendet werden. Um solche Pflanzen anbieten zu können, beerntet die Forstgenbank in der LÖBF NRW heimische Heckenkirschenvorkommen, um Pflanzen anzuziehen, Blüten

und baut darüber hinaus nach Wuchsregionen getrennt gehaltene Samenplantagen zur Erzeugung von standortangepasstem und genetisch vielfältigem Vermehrungsgut auf. Morphologie Die Rote Heckenkirsche ist mit dem Waldgeißblatt nahe verwandt, wird aber im Gegensatz zu diesem zu einem aufrechten und breit wachsenden Strauch von bis zu 3 m Höhe. Früchte Auffallend und für die Rote Heckenkirsche typisch sind die etwa 1 cm großen Knospen, die fast rechtwinklig vom Zweig abstehen und nach oben hin zwei kleinere, aber deutlich sichtbare Beiknospen haben. Die Knospen sind grau bis hellbraun und am Rand weiß behaart. Die Zweige wachsen oft etwas bogig. Sie sind längsgerieft und haben eine sich faserig ablösende Oberschicht. Ihre Farbe ist ein fleckiges Grau bis Graubraun. Die Blätter sind gegenständig. Sie sind 3 bis 6 cm groß, eiförmig, oberseits graugrün, unterseits heller und auf beiden Seiten weich behaart. Die Rote Heckenkirsche treibt bereits Anfang April aus. Mit einer Größe von etwa 1 cm sind die Blüten zwar recht klein, aber ihre Form ist sehr ungewöhnlich: Die Blüten sind zwar fünfzählig, aber 4 Blütenblätter sind so miteinander verwachsen, dass eine zweilippige

Blüte entsteht. Die Oberlippe ist breit und vierteilig, während die einteilige Unterlippe ein schmaler, meist herabhängender Zipfel ist. Die Blütenblätter sind gelblichweiß und behaart. Die Blütenstiele stehen in den Blattachseln; sie sind 2 bis 3 cm lang und tragen immer je zwei Blüten. Die Rote Heckenkirsche blüht im Mai bis Juni. Die Früchte sind dunkelrote, kugelige Beeren und reifen schon im Juli. Den Blüten entsprechend sind sie ebenfalls langgestielt und immer paarig angeordnet. Sie sind schwach giftig. Verbreitung Das Verbreitungsgebiet der Roten Heckenkirsche umfasst ganz Europa mit Ausnahme der nördlichsten und südlichsten Teile und reicht im Osten bis nach Sibirien. In Nordrhein-Westfalen fehlt die Rote Heckenkirsche nur im Niederrheinischen Tiefland. Schwerpunkte ihres Vorkommens befinden sich in der Eifel und in der Niederrheinischen Bucht, im Weserbergland und im Bereich Haarstrang - Soester Börde - Beckumer Berge. Standort Die Rote Heckenkirsche liebt lockere Böden mit guter Nährstoffversorgung, vor allem Kalkstandorte. Sie ist ein typischer Strauch der Kalkbuchenwälder und kommt dort auch in geschlossenen Beständen vor. Sie mag Wärme und verträgt Hitze und Trockenheit, und zwar um so mehr, je höher der Kalkgehalt des Bodens ist. Blätter

Waldbauliche Eigenschaften Die Rote Heckenkirsche ist recht anpassungsfähig. Sie ist schattenfest, frosthart und widerstandsfähig gegen Trockenheit. Außerdem gilt sie als rauchhart und unempfindlich gegenüber Salzkontakt. Wildverbiss spielt keine entscheidende Rolle. Stockausschlag und Wurzelbrut bildet sie nicht. Ihr Wurzelsystem ist flach, aber recht ausgedehnt. Waldbauliche Behandlung Zweig im Winterzustand Ihren Eigenschaften entsprechend eignet sich die Rote Heckenkirsche für eine Vielzahl von Standortstypen, und zwar sowohl für die Gestaltung von Waldrändern und Waldwegen, als auch für den Anbau in lichteren Beständen, vor allem im Bereich des Kalkbuchenwaldes. Auch auf Wassermangelstandorten kann sie angepflanzt werden, wenn der Boden nährstoffreich ist. Wegen fehlender Stockausschlagfähigkeit ist sie für Hecken weniger geeignet, dagegen kann sie als intensiv wurzelnde Art für Bodenschutzpflanzungen und Bodenbefestigungen verwendet werden. Ungeeignet für die Rote Heckenkirsche sind sehr saure oder verdichtete Böden.

Pflanzenanzucht Nach der Ernte im August bis September werden die Früchte sofort vom Fruchtfleisch befreit und bis zur Aussaat im Frühjahr in feuchtem Sand oder in einem Sand-Torf-Gemisch bei ca. 4 C eingeschichtet. Herbstaussaat ist ebenfalls möglich, allerdings bleiben dann die Sämlinge im ersten Jahr sehr klein. Typisch für die Rote Heckenkirsche sind Keimfähigkeitsschwankungen und ein unregelmäßiger Keimverlauf. Die vegetative Vermehrung der Roten Heckenkirsche über Steckhölzer ist einfach und sicher. Die Steckhölzer werden bereits im Dezember geschnitten und im Freiland in Sand eingeschlagen. Auch die Lagerung im Kühlhaus bis zum Stecken im Frühjahr ist möglich. Besondere Hinweise für die Praxis Da die Rote Heckenkirsche von der Schwarzen Kirschfruchtfliege befallen wird, sollte man dort auf sie verzichten, wo Kirschen - vor allem spätreifende Sorten - angebaut werden, um die Schädlingsbekämpfung nicht zu erschweren. Für Insekten und Vögel ist die Rote Heckenkirsche, wie fast alle Sträucher, von Bedeutung und sollte schon deshalb angepflanzt werden. Impressum Herausgeber: Bearbeitung: Bildnachweis: Zeichnungen: Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen (LÖBF) Dezernat 41 Dr. Joachim Heyder Lydia Schulze Peter Volpert Satz und Druck: LÖBF NRW, Dezernat 24, Düsseldorf 04-040 1.6 Papier aus chlorfrei gebleichten Faserstoffen