Psychische Störungen. Wenn die Psyche aus dem Takt gerät. Ein Patientenratgeber bei schizophrenen Psychosen. Gute Besserung wünscht Ihnen: Arztstempel

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Transkript:

Psychische Störungen Gute Besserung wünscht Ihnen: Wenn die Psyche aus dem Takt gerät. Ein Patientenratgeber bei schizophrenen Psychosen. Arztstempel 326141-022190 Winthrop Arzneimittel GmbH, Potsdamer Straße 8, D-10785 Berlin

Persönliche Daten: Behandelnder Arzt Name Adresse Telefon Vertrauensperson Name Adresse Inhaltsverzeichnis Der Schizophrenie die Rätselhaftigkeit nehmen 4 Tatsachen und Empfindungen 5 Von Empfindungen zu Schlüsselsymptomen 7 Das kenn ich doch 12 Behandlungsmöglichkeiten 14 Medikamentöse Behandlung 16 Nicht medikamentöse Behandlungsformen 18 Wie kann ich mehr erfahren? 20 Kontaktmöglichkeiten bei Fragen zur Schizophrenie 21 Notizen 22 Telefon Selbsthilfegruppe Name Adresse Telefon 2 3

Der Schizophrenie die Rätselhaftigkeit nehmen Was sind schizophrene Psychosen oder auch kurz Schizophrenie genannt? Unter dem Sammelbegriff Schizophrenie wird eine Gruppe von Symptomen mit bestimmten Gemeinsamkeiten zusammengefasst. Sie wirken sich auf das Denken, die Überzeugungen, die Wahrnehmungen und die Gefühle der Betroffenen aus, während deren Intelligenz in der Regel nicht betroffen ist. Ihr Arzt hat diese Krankheit bei Ihnen festgestellt. Möglicherweise waren Sie erschrocken, als Sie von dieser Diagnose erfahren haben, rangiert doch der Begriff Schizophrenie noch immer zwischen Vorurteil und Mythos. Diese Broschüre soll Ihnen helfen, Ihre Krankheit zu verstehen und besser mit ihr zu leben. Je mehr Sie über Ihre Erkrankung erfahren, umso deutlicher wird der Umgang mit ihr an Schrecken verlieren und Sie werden in Ihrem Leben wieder selbst Regie führen. Wir wünschen Ihnen hierbei alles Gute Ihre Zentiva Pharma GmbH Tatsachen und Empfindungen Schizophrenie warum trifft diese seltene Krankheit ausgerechnet mich? Tatsächlich ist die Schizophrenie eine weit häufigere Erkrankung, als allgemein angenommen wird. Sie betrifft Menschen aller Kulturen und Biographien. Unter hundert Menschen aus einem beliebigen Land findet sich im Durchschnitt einer mit Schizophrenie. Mit anderen Worten: Etwa 1% der Bevölkerung ist von der Krankheit betroffen. Die genaue Ursache der Schizophrenie ist bislang nicht geklärt, aber es gibt verschiedene Hinweise. Ergebnisse von Forschungsarbeiten lassen darauf schließen, dass die Symptome der Schizophrenie durch eine veränderte Aktivität bestimmter chemischer Substanzen im Gehirn der so genannten Neurotransmitter (Botenstoffe) verursacht werden. Die Neurotransmitter ermöglichen die Kommunikation der Hirnzellen untereinander, und eine Störung ihrer Aktivitäten kann zu einer Fehlfunktion des Gehirns führen. 4 5

Tatsachen über die Schizophrenie Die Schizophrenie ist eine psychiatrische Krankheit. Die Symptome der Schizophrenie können behandelt werden. Wenn jemand an Schizophrenie erkrankt, ist niemand daran schuld. Ein Mensch mit Schizophrenie hat keine gespaltene Persönlichkeit. Es gibt keine Beweise dafür, dass die Schizophrenie durch Traumata während der Kindheit, Erziehungsfehler oder Armut verursacht wird. Die meisten Menschen mit Schizophrenie sind nicht gewalttätig oder gefährlich. Empfindungen bei einer Schizophrenie Plus -Empfindungen Die Patienten empfinden etwas, was Außenstehende nicht erfahren können (z.b. grelle Farben sehen, wo keine sein dürfen, Stimmen hören, das Gefühl, von anderen gelenkt zu werden) Minus -Empfindungen Verarmung des Gefühlsleben (z.b. innere Leere, Ausgebranntsein, Energielosigkeit, Antriebsschwäche, Freudlosigkeit) Von Empfindungen zu Schlüsselsymptomen Während Sie eher von Empfindungen sprechen, denkt Ihr Arzt vorrangig an Beschwerden, Störungen oder Symptome. Zugegeben, diese Differenzierung ist nicht einfach. Deshalb hier ein Beispiel zur Begriffserläuterung: Sie hören etwas, was außer Ihnen niemand sonst hört. Für Ihren Arzt ist dies eine so genannte akustische Halluzination, aber für Sie eine reale Empfindung. Deshalb ist die Begriffsdifferenzierung wichtig. Warum? Es gibt keinen einfachen Test, ob jemand an Schizophrenie erkrankt ist, sondern die Krankheit wird anhand von bestimmten Schlüsselsymptomen diagnostiziert. Ihr Arzt kommt zu dem Schluss, dass Sie an Schizophrenie leiden, wenn Sie einige der folgenden Symptome aufweisen: Denkstörungen Als Symptom der Schizophrenie kann es zu einer Verwirrung der Gedanken kommen. Sie können das Gefühl haben, als werde Ihr Geist von unsinnigen Informationen überschwemmt. Mit so vielen Gedanken im Kopf fällt es Ihnen schwer, sich zu konzentrieren. Sie können Ihre Gedanken einfach nicht ordnen und es fällt Ihnen deshalb schwer, zum Beispiel ein Buch zu lesen oder eine Fernsehsendung zu verfolgen. Denkstörungen können Ihre Selbstwahrnehmung verändern und Ihnen das Gefühl vermitteln, als seien Sie von der Welt um Sie herum isoliert. Diese Symptome erschweren Ihnen die Kommunikation mit anderen Menschen. 6 7

Halluzinationen Wenn Sie etwas sehen, hören oder fühlen, das andere Menschen um Sie herum nicht wahrnehmen können und das schwer erklärbar ist, nennen die Ärzte dies eine Halluzination. Das Hören von für andere Menschen unhörbaren Stimmen, ist ein häufiges Schizophrenie-Symptom und die Art von Halluzination, die als Ausdruck einer schizophrenen Psychose am häufigsten auftritt. Wahnvorstellungen Wenn Sie Überzeugungen oder Ideen haben, die niemand sonst mit Ihnen teilt oder Ihnen glaubt, kann es sich um Wahnvorstellungen handeln. Diese Überzeugungen sind für Sie selbst sehr real und es ist schwierig, davon Abstand zu nehmen. Sie sind ein häufiges Kennzeichen der Schizophrenie. Wenn jemand eine Wahnvorstellung hat, ist es sehr schwierig für ihn, diese als falsch zu durchschauen und zu erkennen, dass es sich um ein Symptom der Erkrankung handelt. Für die Menschen in Ihrer Umgebung ist es schwer, zu akzeptieren, dass Sie solche Ideen haben. Wahnvorstellungen verschwinden aber in der Regel durch eine medikamentöse Behandlung. Etwa zwei von drei Patienten mit Schizophrenie hören Stimmen. Diese Stimmen scheinen von außerhalb zu kommen und klingen genauso, als wenn jemand zu Ihnen sprechen würde. Stimmen zu hören oder Dinge zu sehen, die niemand sonst wahrnehmen kann, trennt Sie von der Realität und kann Ihre Lebensqualität beeinträchtigen, insbesondere weil es Ihnen das Zurechtkommen mit Ihren Familienangehörigen und Ihren Freunden erschwert. Bitte vermeiden Sie Diskussionen über seltsame Ideen oder Gedanken mit Menschen, die Sie nicht gut kennen. Diese könnten darüber leicht erschrecken und unangemessen reagieren. 8 9

Veränderte Identitätswahrnehmung Sie wissen nicht mehr, wer Sie sind und haben den Bezug zur Realität verloren. Auch andere Faktoren, wie z.b. Drogen- oder Alkoholkonsum, können die Symptome auslösen oder verschlimmern. Veränderungen der Energie, der Interessen und der Gefühle Manche Patienten fühlen sich ständig müde oder können sich nicht dazu aufraffen, Dinge zu tun, die sie früher gern getan haben. Andere sagen, sie fühlten sich leer und hätten keine Gefühle mehr für ihre Mitmenschen. Für Ihre Angehörigen kann es schwer sein, sich Ihren Symptomen gegenüber richtig zu verhalten. Möglicherweise werden sie diese zunächst nicht als Teil Ihrer Erkrankung erkennen und Sie eher für faul oder desinteressiert halten. Auch wenn Sie sich völlig energielos fühlen, versuchen Sie, täglich wenigstens ein bisschen Aktivität zu entwickeln. Kognitive Störungen Es fällt Ihnen schwer, logisch zu denken. Das Aufstellen von Plänen, das Lösen von Problemen, das Erinnern und das Kommunizieren mit anderen Menschen ist schwierig. Diese Symptome erschweren auch die Arbeit und die Erfüllung der alltäglichen Aufgaben. Depressive Stimmung Auch Depressionen sind bei Menschen mit Schizophrenie häufig. Sprechen Sie daher, wenn Sie sich sehr niedergeschlagen und traurig fühlen, sofort mit Ihrem Arzt. Depressionen lassen sich durch Medikamente oder Psychotherapie gut behandeln. Es ist wichtig, zu begreifen, dass all diese Symptome Ausdruck Ihrer Krankheit sind, deren Auslöser Lebensereignisse sein können, die mit viel Stress verbunden sind, z.b. der Studienbeginn, die Geburt eines Kindes, oder am Arbeitsplatz. Die meisten Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, stellen fest, dass sich ihre Symptome im Laufe der Zeit verändern. Im Frühstadium der Erkrankung sind die Symptome häufig stark ausgeprägt. Im Laufe der Zeit stabilisieren sie sich meist. Manchmal verschwinden sie ganz, manchmal werden sie schwächer, bleiben aber bestehen. Bei den meisten Patienten kommt es von Zeit zu Zeit zu weiteren Krankheitsepisoden (Rückfall oder Rezidiv). Sofern mindestens zwei der hier geschilderten Symptome mindestens einen Monat anhalten, soziale, berufliche oder zwischenmenschliche Beeinträchtigungen über einen längeren Zeitraum bestehen und drogeninduzierte oder affektive Störungen sowie körperliche im medizinischen Sinn Krankheiten ausgeschlossen sind, kann eine Schizophrenie vorliegen. 10 11

Das kenn ich doch Welche Empfindungen/Symptome beeinträchtigen Sie in besonderem Maße? Nachfolgend sind einige Empfindungen/Symptome aufgelistet, die bei Patienten mit schizophrenen Psychosen auftreten können. Kreuzen Sie die Aussagen an, die für Sie zutreffen und besprechen Sie diese mit Ihrem behandelnden Arzt. Dieser wird Sie auf Ihrem weiteren Weg begleiten und Ihnen eine Perspektive für ein beschwerdefreies Leben eröffnen. Plus -Empfindungen/Symptome Jemand sieht meine Sachen durch und bringt sie in Unordnung. Minus -Empfindungen/Symptome Mir fehlt der Antrieb, irgendetwas zu unternehmen. Ich kann mich nicht organisieren. Ich kann mich nicht dazu aufraffen, Dinge zu planen oder Aufgaben auszuführen. Ich habe keine Lust, mich zu waschen, meine Haare zu richten oder mich anzuziehen. Es gibt Zeiten, in denen ich mit niemandem sprechen möchte. Andere Eindrücke, die ich habe: Ich höre Schritte, die mich verfolgen. Mein Essen oder meine Getränke schmecken manchmal, als ob sie vergiftet wären. Ich nehme süßliche, schwere Gerüche wahr. Manchmal läuft ein Kribbeln über meine Haut, wie von Ameisen oder anderen kleinen Tieren. Ich höre Stimmen, die sich z.b. über mich unterhalten. Ich habe große Angst, angegriffen oder getötet zu werden. Ich glaube, dass bestimmte Leute ein Komplott gegen mich schmieden. Meine Gedanken werden von anderen kontrolliert. Denkstörungen Es fällt mir schwer, meine Gedanken zu formulieren. Ich kann kaum noch klar denken oder mich konzentrieren. Ich verliere manchmal den Faden, wenn ich einen Gedanken aussprechen möchte. Gelegentlich stürmen die Gedanken wirr und durcheinander auf mich ein. Mir fällt einfach nichts ein, was ich sagen könnte es fällt mir schwer, eine Unterhaltung zu beginnen. Andere Eindrücke, die ich habe: Andere Eindrücke, die ich habe: 12 13

Behandlungsmöglichkeiten Die Symptome der Schizophrenie sind von Patient zu Patient verschieden, ihr Schweregrad reicht von leicht bis schwer. Die Behandlung ist ebenfalls individuell verschieden. In den meisten Fällen jedoch umfasst der Behandlungsplan eine medikamentöse Behandlung sowie als ergänzende Maßnahmen Psychotherapie und Hilfe bei der Wiedereingliederung ins normale Leben. Die Schizophrenie ist eine Erkrankung mit hohem Rückfallrisiko, d.h. die Symptome kehren häufig zurück, insbesondere wenn die Behandlung unterbrochen wird. Ohne Behandlung erleiden nicht weniger als acht von zehn Patienten innerhalb von zwei Jahren einen Rückfall. Die Behandlung beginnt meist mit: einer ersten Einschätzung der Symptome und des Schweregrades der Erkrankung. einem Gespräch mit dem Arzt, der Ihnen und Ihrer Familie die Erkrankung und die vorgeschlagene Behandlung erläutert und mit Ihnen bespricht, ob die Behandlung im Krankenhaus begonnen werden soll. Die modernen therapeutischen Tageseinrichtungen machen es aber auch möglich, dass viele Patienten heute die notwendige Hilfe und Unterstützung erhalten können, ohne im Krankenhaus bleiben zu müssen. der Erstellung eines auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten Behandlungsplans. Dieser kann eine medikamentöse Behandlung und/oder Maßnahmen zur psychischen und sozialen Unterstützung umfassen. Glücklicherweise ist es mit einer Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie möglich, die Symptome zu behandeln. Bei Patienten, die ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, beträgt diese Quote nur zwei von zehn Patienten. der Erstellung eines Langzeitplans, der Ihnen helfen soll, Ihre Krankheit zu bewältigen. 14 15

Medikamentöse Behandlung Warum Medikamente? Die Medikamente dienen der Behandlung Ihrer Symptome. Sie tragen auch dazu bei, einen Rückfall zu verhindern. Die Medikamente, die zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt werden, heißen Antipsychotika oder Neuroleptika. Durch die Medikamente wird die Schizophrenie zwar nicht geheilt, aber die Symptome werden gebessert. Es gibt viele verschiedene Antipsychotika. Manche von ihnen werden schon seit langem zur Behandlung von Schizophrenie-Symptomen verwendet. Manchmal werden diese älteren Medikamente auch als typische Neuroleptika bezeichnet. Neben den älteren Medikamenten sind in den letzten Jahren etliche neue atypische Neuroleptika auf den Markt gekommen. Diese bieten neue Hoffnung in der Schizophrenie-Behandlung. In der Regel erhalten Schizophrenie-Patienten zuerst Medikamente zur Bekämpfung der positiven Symptome. Die Bezeichnung positive Symptome oder Plus-Symptome bezieht sich darauf, dass die Patienten während einer Krankheitsperiode Merkmale zeigen, die normalerweise nicht vorhanden sind (= mehr als normal). Dazu gehören abnorme Erfahrungen, z.b. das Gefühl, von äußeren Kräften kontrolliert zu werden, das Hören von Stimmen oder das Sehen, Riechen oder Fühlen von Dingen, die nicht vorhanden sind (Halluzinationen), oder falsche bzw. merkwürdige Überzeugungen (Wahnvorstellungen). In den Rezeptoren der Nervenzelle (Neuron) werden Substanzen (Neurotransmitter) gebildet und freigesetzt (z.b. Dopamin, Serotonin und andere) die die Kommunikation der Hirnzellen steuern. Hier ist der Angriffs punkt der Antipsychotika. Auf welche Weise wirken und helfen die Medikamente? Die Hauptwirkung der meisten Antipsychotika besteht darin, dass sie die Wirkung des Neurotransmitters Dopamin reduzieren. Menschen mit Symptomen einer Schizophrenie weisen eine Dopamin-Überaktivität auf. Wir wissen heute, dass auch weitere Substanzen im Gehirn an den Symptomen der Schizophrenie beteiligt sind. Manche Antipsychotika, insbesondere die neueren, greifen zusätzlich an diesen anderen natürlichen Substanzen an, insbesondere am Serotonin-Neurotransmitter. Hierdurch eröffnen sich neue Chancen für die Behandlung der Schizophrenie. aktiver Rezeptor 16 17

Unter der Behandlung klingen die positiven Symptome auch Plus-Symptome genannt meist innerhalb weniger Wochen weitgehend ab. Mit Hilfe der Antipsychotika lassen sich in der Regel die positiven Symptome besser unter Kontrolle bringen als die negativen Symptome. Die Bezeichnung negative Symptome oder Minus- Symptome bezieht sich darauf, dass während der Krankheitsepisode Eigenschaften verloren gehen, die normalerweise vorhanden sind (= weniger als normal). Negative Symptome sind z.b. ständiges Müdigkeitsgefühl, Konzentrationsunfähigkeit sowie Energie- und Motivationslosigkeit. Nicht medikamentöse Behandlungsformen Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung stellen bestimmte Formen der Psychotherapie für viele Patienten eine Hilfe dar. Dazu gehören Gesprächstherapie, Familientherapie, Training sozialer Fähigkeiten und Berufsförderungsprogramme. Einzel- und Gruppentherapie Eine Psychotherapie kann Ihnen beim Umgang mit Ihren Symptomen sehr helfen. Sie lernen dabei z.b., wie Sie Stimmen und Wahnvorstellungen als solche erkennen und wie Sie sich am besten dabei verhalten. Die unterstützende Psychotherapie kann in Form von Einzel- oder Gruppensitzungen erfolgen. Bei den Gruppensitzungen kommt eine kleine Gruppe von Patienten zusammen, um über gemeinsame Probleme zu sprechen. Wenn es Ihnen schlecht geht, kann das schwierig für Sie sein, aber wenn Sie sich wieder besser fühlen, ist es nützlich, mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen durchgemacht haben, über Ihre Gefühle zu sprechen. Familientherapie Die Familientherapie soll den Angehörigen helfen, die Erkrankung und die Art der Symptome zu verstehen. Es ist erwiesen, dass sich Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, in einer Umgebung, in der sie sich nicht mit Kritik konfrontiert, sondern akzeptiert fühlen, viel besser erholen. Die Familientherapie hilft den Angehörigen, die erkrankte Person besser zu unterstützen. Bitte besprechen Sie diese Themen mit Ihrem behandelnden Arzt. 18 19

Wie kann ich mehr erfahren? Zweifellos ist das Leben mit der Schizophrenie eine große Herausforderung, um die innere Balance wiederzugewinnen. Aber durch Information lassen sich viele Mythen und Ängste beseitigen, die diese Krankheit umgeben. Im Rückblick auf ihre eigenen Erfahrungen kommen viele Menschen mit Schizophrenie zu ähnlichen Schlüssen. Sie wünschen sich, sie hätten: mehr über die Krankheit gewusst schneller Hilfe gesucht mehr Fragen gestellt gewusst, dass sie das Recht zum Fragen und Anspruch auf Hilfe von professionellen Therapeuten hatten. Unterstützen Sie den Behandlungserfolg, indem Sie alle Fragen über Ihre Krankheit aufschreiben, die Sie mit Ihrem Betreuer oder Ihrem Arzt besprechen wollen. Denken Sie immer daran, dass es sich bei der Schizophrenie um eine echte Erkrankung mit einer biologischen Grundlage handelt, die gut behandelt werden kann. Kontaktmöglichkeiten bei Fragen zur Schizophrenie Aktion Psychisch Kranke e.v.(apk) Oppelner Str. 130 53119 Bonn Tel.: (0228) 67 67 40/41 Fax: (0228) 67 67 42 E-Mail: apk@psychiatrie.de Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK) Oppelner Str. 130 53119 Bonn Tel.: (0228) 63 26 46 Fax: (0228) 65 80 63 E-Mail: bapk@psychiatrie.de www.bapk.de Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen (BPE) Wittener Str. 87 44789 Bochum Tel.: (0234) 68 70 55 52 E-Mail: kontakt-info@bpe-online.de www.bpe-online.de Dachverband Psychosozialer Hilfsvereine Oppelner Str. 130 53119 Bonn Tel.: (0228) 69 17 59 Fax: (0228) 65 80 63 E-Mail: dachverband@psychiatrie.de Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) Zeltinger Str. 9 50969 Köln Tel.: (0221) 51 10 02 Fax: (0221) 52 99 03 E-Mail: dgsp@psychiatrie.de Diese Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 20 21

Notizen 22 23