Blinde und Sehbehinderte
1. Gliederung 1. Gliederung 2. Häufigkeit von Sehbehinderung und Blindheit 3. Definition Blind 3.1. Definition Sehbehinderung 4. Ursachen für Sehbehinderungen 5. Merkmale einer möglichen Sehbeeinträchtigung 6. Diagnostik der Sehbehinderungen 7. Therapiemöglichkeiten 8. Sehbehinderung im Unterricht
2. Häufigkeit von Sehbehinderung und Blindheit Nach einer Schätzung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes: - ca. 155.000 blinde Menschen in Deutschland - ca. 500.000 hochgradig Sehbehinderte in Deutschland
3. Definition Blind Nach deutschem Gesetz gilt eine Person als blind, dessen Sehleistung auf dem besseren Auge unter 1/50 (2%) der Norm liegt. Es kann also bei einem blinden Menschen theoretisch noch ein Sehrest vorhanden sein. Meist beschränkt sich dieser auf Hell-/Dunkelwahrnehmung.
3.1 Definition Sehbehinderung Als hochgradig sehbehindert gilt, wer eine Herabsetzung auf 1/20 (5%) bis 1/50 (2%) der Norm (100%) aufweist. Diese Werte können mit einer Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr verbessert werden. Als sehbehindert gilt, dessen Sehschärfe trotz Korrektur in der Ferne und/oder in der Nähe auf 1/3 (30%) bis 1/20 (5%) der Norm (100%) herabgesetzt ist.
3.1 Definition Sehbehinderung Zusätzlich können Probleme wie z.b. erhöhte Blendempfindlichkeit oder Anomalien der Farbewahrnehmung auftreten Der Verlust des Sehvermögens kann das Sehzentrum, periphere Felder oder nur bestimmte Teile der peripheren Felder des Gesichtsfelds in einem oder beiden Augen betreffen.
3.1 Definition Sehbehinderung Man unterscheidet zwischen korrigierbaren und nicht korrigierbaren Sehbeeinträchtigungen: 1.)Die korrigierbaren wie z.b. die Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit, lassen sich weitgehend mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen beheben.
3.1 Definition Sehbehinderung 2.) Die nicht korrigierbaren Seheinschränkungen sind häufig angeboren bzw. durch eine Erkrankung oder einen Unfall erworben. Sie betreffen Störungen im Bereich des Sehnervs, der Netzhaut, der Linse oder der Hornhaut.
4. Ursachen für Sehbehinderungen bei Kindern können sein: Pränatale Infektionen: entstehen beispielsweise bei auftretenden Rötelninfektionen während der Schwangerschaft Frühgeborene: Durch die komplexen Schädigungen und mangelnden Reifungsprozesse zu dem verfrühten Termin der Geburt kommt es zu den so genannten Frühgeborenenretinopathien,
4. Ursachen für Sehbehinderungen bei Kindern Geburtstraumen: Durch Sauerstoffmangel unter der Geburt, Hirnblutungen oder mechanische Einwirkungen wie z.b. bei einer Zangengeburt kommt es zu Hirnschädigungen, die auch den Nervus Opticus mit betreffen können, insbesondere im weiteren Verlauf im Hirn Frühkindliche Hirnschädigungen: Hierunter fallen alle Erkrankungen des kindlichen Hirns wie Entzündungen der Hirnhäute, Hirntumoren, Hirnmissbildungen und Ähnliches.
4. Ursachen für Sehbehinderungen bei Kindern Genetisch bedingte Fehlbildungen: Neben den Tumoren (Retinoblastome), die in einer großen Zahl vererblich auftreten, fallen unter diese Kategorie die angeborenen Kolobome der Iris, Kolobome der Netz- und Aderhaut Diese und weitere Fehlbildungsvarianten lasen sich jedoch nicht immer eindeutig auf genetische Ursachen zurückführen
5. Merkmale einer möglichen Sehbeeinträchtigung verschwommenes, unscharfes Sehen, Schwierigkeiten beim Sehen in die Ferne (an die Wandtafel), beim Beobachten von Versuchen, beim Lesen kleinerer Drucke Organauffälligkeiten: Augenzittern, Augenrollen, Schielen Scheinbares Vorbeisehen an einem fixierten Objekt, keinen Blickkontakt aufnehmen können, verschlafener Blick Anstoßen, Stolpern, Danebengreifen, Fehltritte beim Treppensteigen
5. Merkmale einer möglichen Sehbeeinträchtigung mit der Nase lesen, schiefe Kopfhaltung beim Sehen, Gebrauch nur eines Auges, Blinzeln erhöhte Blendempfindlichkeit, Lichtscheu oder Wunsch nach mehr Licht häufiges Augenreiben, Rötung oder Tränen der Augen Kopfschmerzen oder schnelle Ermüdung bei Aufgaben, die Anforderungen an das Sehen stellen auffallend schlechte Handschrift oder auffällige Veränderungen der Handschrift
6. Diagnostik der Sehbehinderungen Entscheidend in der Erkennung von Sehbehinderungen sind zunächst die Menschen in der engsten Umwelt des Kindes:! Eltern, Kinderkrankenschwestern,Therapeuten! genaue Beobachtung ihrer Reaktionen auf Lichtwechsel, Mimik, Objekte zu testen, auffällige rollende Augenbewegungen
6. Diagnostik der Sehbehinderungen Erst wenn diesen Personen Auffälligkeiten bewusst werden, werden die Ärzte in die eigentliche Diagnostik mit einbezogen.! Screening-Untersuchungen in den Kinderarztpraxen, augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen (die immer noch nicht routinemäßig erfolgen, sondern eine IGEL- Leistung sind ) die eingehendere Diagnostik in Praxen, die entsprechende Möglichkeiten haben, bzw. in Sehbehindertenambulanzen.
6. Diagnostik der Sehbehinderungen Wesentliche Untersuchungsbestandteile sind dabei:! gezielte Prüfung der Pupillenreaktion, Reaktion auf Licht! Fixations- und Folgebewegungen auf Licht und Objekte! Greifreaktionen auf Objekte! Untersuchung mit dem Preferential-looking Test: (Grundlage dabei ist, dass die Kinder automatisch in die Richtung des Streifenmusters schauen, wenn sie es differenzieren können)
6. Diagnostik der Sehbehinderungen Neben den Testmethoden der visuellen Leistungsfähigkeit steht die Untersuchung des Organs selbst: Spalt, Augeninnendruck, Funduskopie, Skiaskopie als einzig sichere objektive Refraktionsbestimmung beim Kind Die Untersuchung des Gesichtsfeldes beim Kind stellt dabei eine besondere Herausforderung dar
7. Therapiemöglichkeiten Therapiemöglichkeiten im eigentlichen Sinne gibt es fast nie, außer der Verordnung einer Brille oder Kontaktlinse, Operationen beim grauen oder grünen Star, Laseranwendungen bei Frühgeborenenretinopathien, Strahlen oder Chemotherapien bei Tumoren. Einzig die Okklusionstherapie kann das Sehvermögen auf geschädigten Augen verbessern Entscheidende Hilfe kann über die Frühförderung für Sehgeschädigte gegeben werden.
Frühförderung Frühförderung nur in fachübergreifender Zusammenarbeit erfolgreich.! Medizinische, psychologische, pädagogische und soziale Maßnahmen als unverzichtbare Bestandteile eines ganzheitlichen Konzepts, in das die Familie einbezogen ist.
Frühförderung Wichtge Förderziele: Förderung von Wahrnehmung Bewegung Interaktion Kommunikation Sprache Vermittlung von Kompensationstechniken Entwicklung lebenspraktischer Fähigkeiten Unterstützung bei der sozialen Entwicklung
Frühförderung Inhaltlich ist folgendes Konzept gegeben: Zunächst wird die Fixation des Lichtes stimuliert, bei entsprechenden Fortschritten: Folge- und Fixationsbewegungen,Greifreaktionen, Koordination von Auge und Hand, z.t. mit unterschiedlichen Farbreizen. besonders gutes Instrument: die Lightbox viele einfache Hilfsmittel wie Taschenlampen mit unterschiedlichen Größen, Farbfolien, sich drehende Lampen, Lichterketten, Discokugeln
Rehabilitation Gleichzeitig zur Frühförderung kann ab dem Vorschulalter mit der Versorgung mit vergrößernden Sehhilfen begonnen werden!die eigentliche optischen Rehabilitation bei Kindern geeignet: die verschiedenen Visolettlupen, die aufgrund der Akkommodationsfähigkeit der Kinder zu sehr hohen Vergrößerungsfaktoren führen. auch Bildschirmlesegeräte werden in einzelnen Fällen schon früh mit Erfolg eingesetzt.
Rehabilitation! Ziel: Einschränkungen der Sehfunktionen so weit wie möglich ausschalten! wesentlich ist dabei das Schädigungsmuster, nicht die Ursache (zentrale oder periphere Schädigung)! Vergrößernde Hilfen: optische und elektronische! Spezielle Hilfsmittel: z.b Großschrifthilfen an an Maschinen! Weitere optische Hilfsmittel: Kantenfilter! Unabdingbar: umfassende und fundierte Beratung und individuelle Lösungsansätze
8. Sehbehinderung im Unterricht
Betroffene Lebensbereiche Kommunikation Orientierung und Bewegung Aktivitäten des täglichen Lebens Länger andauernde Aufgaben, die ein Sehen in der Nähe erfordern
Sitzplatz Auf gute Beleuchtung achten Schülerinnen und Schüler mit einer Sehbehinderung sollten in der Regel vorne sitzen Neigungsverstellbare Arbeitsplatte
Tafelbild Starke Kontraste (saubere Tafel, weiße/gelbe Kreide) Monokular/ Binokular Elektronisches Bildschirmlesegerät mit Tafelkamera Verbalisierung durch Lehrer/in Durchschrift / vom Nachbarn abschreiben Kopien der Unterlagen mit Tafelbild
Textvorlagen & Bilder Kontraste Vergrößerungskopien Lesenpfeil, Leseschablone Arbeitsblätter auf dem Computer (individuelle Schriftgröße, Fettdruck, Zeilenabstand) Text auf Kasette Umfangreiche Texte am Tag zuvor ausgeben Bildschirmlesegerät Grafiken an Sehvermögen adaptieren Bilder mit weniger visueller Information bieten mehr Übersicht
Schreiben Wenn schreiben auf normalen Linien schwer fällt: dickere, evtl. rote Linien Farbige Schreibflächen statt Linien Filzschreiber, Tintenroller und Fineliner geben mehr Kontrast als Bleistifte
Projektionen/ Videos In Augenhöhe projizieren Overheadfolien direkt als Kopie geben Naher Platz vor Projektionsfläche Ergänzende Beschreibungen (insbesondere bei Videos)
Landkarten Arbeit mit Atlas oft besser handhabbar Farbige Vergrößerungskopien Zusätzliche Markierungen mit Markeroder Filzstift (Overlayfolien)
Naturwissenschaftlicher Unterricht Bei Experimenten: Schüler treten ganz nah heran; Versuchsanordnung und Durchführung des Experiments sollte genau beschrieben werden Bei Betrachtung von Modellen Gelegenheit und Zeit geben, sie aus der Nähe zu betrachten
Geometrie Wenn Bleistifte benutzt werden, sollten es weiche sein, evtl. dünner Filzstift Zirkel für Filzstifte Große Zahlen bei Lineal und Geodreieck Millimeterpapier mit verstärkten Linien Genauigkeitstoleranz bei geometrischen Zeichnungen (individuell nach Art der Sehschädigung)
Klassenarbeiten Arbeitszeitverlängerung bis doppelte Zeit, abhängig von: - Art/ Qualität der Vorlagen - Beherrschung der Sehhilfen
Allgemeine Hinweise Handlungsorientertes Lernen Adaption durch Reduktion Orientierung an aktuellen Erfahrungen und Erlebnissen Zeitzugaben auch im gesamten Unterricht Kinder sollten mit Namen angesprochen werden
Allgemeine Hinweise Vermeiden von Wörtern wie da und dort in Verbindung mit Zeigegesten Perspektive des sehbehinderten Kindes einnehmen Verbalisierung und Vergegenständlichung In Fächern wie Sport, Werken, Technisches Zeichnen und Textilarbeit sollten Alternativen innerhalb des Unterrichtsbereiches gefunden werden