Durchgängige sprachliche Bildung in Eving Angebote für alle Altersstufen SPRACHBILDUNG

Ähnliche Dokumente
Sprachförderkonzept der Kindertagesstätte St. Raphael

Spracherwerb und Schriftspracherwerb

Kindergarten Schillerhöhe

Übergänge- sind bedeutsame Lebensabschnitte!

Sachstandsbericht aus den Kitas Pestalozzistraße, Liebigstraße, Lessingstraße und Taubhaus

Internetpräsentation Städtischer Kindergarten Rheinstraße

ANE Elternbriefe. Ihr Baby ist nun ein Kleinkind. Arbeitskreis Neue Erziehung e. V. in Leichter Sprache 2

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

FAQ Unsere Fachkräfte von morgen!

Mehrsprachigkeit als Ressource fördern

Das Bildungspaket: Mitmachen möglich machen

Herkunftssprachlicher Unterricht im Kreis Olpe

Bildungspartner. Stadtbibliothek und Kindergarten. Eine Informationsbroschüre der

Grußwort. der Ministerin für Schule und Weiterbildung. des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann

Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Bildung gemeinsam gestalten. Koordinierungsstelle für Migration und Interkulturelle Angelegenheiten

Rückenschule für Kinder ein Kinderspiel

Gemeinsam. Alters- und Pflegewohnheim Klinik Lindenegg

KITA HUMMELSBÜTTLER HAUPTSTRASSE

Fernsehen gehört zu unserem Alltag

Hausaufgabenkonzept der Brenscheder Schule

Interkulturelles Schülerseminar (IKS) führt begabte Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zum Bildungserfolg

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Inhaltsverzeichnis. Eine Einrichtung im. Leitung: Tosha Governali

Oft gestellte Fragen:

Liebe Eltern, liebe Leserin, lieber Leser,

Vertreterinnen der Grundschulen und Kindertagesstätten informieren. Eltern vierjähriger Kinder aus dem Stadtteil Deutz

Erfolgreich starten. -vom Kindergarten zur Grundschule-

Qualitätsbereich. Mahlzeiten und Essen

Gemeinsame Erklärung zur inter-kulturellen Öffnung und zur kultur-sensiblen Arbeit für und mit Menschen mit Behinderung und Migrations-Hintergrund.

INFORMATION FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE

Das Rucksack-Projekt Ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung in Duisburg

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

Bedeutung der Netzwerke für hörbehinderte Kinder

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

Erziehungspartnerschaft

Mehr Geld verdienen! Lesen Sie... Peter von Karst. Ihre Leseprobe. der schlüssel zum leben. So gehen Sie konkret vor!

Informationen für: Partner Vereine Schulen Kitas. Das Bildungspaket. Mitmachen möglich machen

Städt. Kindergarten Hetzerath

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Fortbildung Beratung Betreuung

Konzept der integrativen Spielgruppe im Kinderhaus St. Anna. Kinderhauses St. Anna Pro Soki

Elternbrief Infos Vorstellung neue Mitarbeiter Einladung Elternabend und Elternbeiratswahl - Speiseplan

Das Leitbild vom Verein WIR

Gute Aussichten ein Leben lang. Die Angebote der Lebenshilfe Starnberg für Erwachsene. Arbeiten Wohnen Fördern Beraten

Unsere Konzeption. Parkkindergarten. Hockenheim

Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld

Kinder- und Jugend-Services Linz Lebenschancen fördern

Kreativ visualisieren

Ausgabe Juli Aktuelles aus dem Evangelischen Kindergarten Landsberg am Lech

2 Aufbau der Arbeit und wissenschaftliche Problemstellung

Produktionsplanung und steuerung (SS 2011)

Woche 1: Was ist NLP? Die Geschichte des NLP.

Das Rucksack-Programm der RAA. Müzeyyen Semerci päd. Mitarbeiterin/RAA Mülheim an der Ruhr

Infos über. die Schulungen von. Prüferinnen und Prüfern für Leichte Sprache

Individuelle Lernbegleitung für Jugendliche. Ehrenamtliche geben ihre Kompetenzen weiter

Schritt 1. Anmelden. Klicken Sie auf die Schaltfläche Anmelden

Psychosoziale Gesundheit. Schulentwicklung. Suchtprävention. Bewegung. Ernährung

maledive.ecml.at Reflexionsfragen 1 für Lehrende in der Aus- und Fortbildung

L E I T B I L D A M E. als gemeinsame Orientierung hinsichtlich Auftrag Lehren und Lernen Schulkultur

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Bildungspatenschaften stärken, Integration fördern

Ausbildung in Gewaltfreier Kommunikation zur TrainerIn

Der -Online- Ausbilderkurs

Darum geht es in diesem Heft

Ulmer Universitäts-Trainingscamp. 1. bis 24. September 2015

Grundschule des Odenwaldkreises. Rothenberg. Fortbildungskonzept

Dr. Hans-Ulrich Rülke. Der nächste Schritt für unser Land Das Kurz-Wahlprogramm in Leichter Sprache

Arbeit Bildung Wohnen Tagesstruktur Freizeit offene Angebote. Der orange LEITFADEN. Das Leitbild unserer Harz-Weser-Werkstätten

Was ist eigentlich ichance? Was bedeutet funktionaler Analphabetismus? Wie viele Menschen sind in Deutschland betroffen? Was sind die Ursachen?

Studienkolleg der TU- Berlin

Kontakt. Kinder. Zeiten: Elternbeiträge: KITA BRAKHAHNSTR. Kindertagestätte Brakhahnstraße. Brakhahnstraße Bremerhaven Telefon: 0471/ 78017

Die Lernumgebung des Projekts Informationskompetenz

Die ersten Tage in der Kinderkrippe

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Betreuung für Kinder mit Herz und Verstand

AUSBILDUNGSPROGRAMM 2010

Eingewöhnung. Wie ein guter Start gelingt

Gemeindienstprojekt 2003/2004 RC Amberg

Abkommen. zwischen. der Regierung der Bundesrepublik Deutschland. und. der Regierung der Russischen Föderation. über. und

Grünes Wahlprogramm in leichter Sprache

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

Informationsveranstaltung für Eltern. lese-rechtschreibschwacher Kinder

Förderzentrum am Arrenberg

Unfallkasse Nord Träger der gesetzlichen Unfallversicherung Körperschaft des öffentlichen Rechts

I N F O R M A T I O N

1 / 12. Ich und die modernen Fremdsprachen. Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse Februar-März 2007

Leitbild der Elisabethstift-Schule

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit.

erstmalig erwähnt 1048 Bedarfsabfrage 09/2015 GEMEINDE BIBURG Bedarfserhebung

Eltern-Info: Hilfe für schwache Schülerinnen und Schüler

Jeder ist ein Teil vom Ganzen Inklusion ändert den Blick

Persönliches Kompetenz-Portfolio

WICHTIGER HINWEIS: Bitte fertigen Sie keine Kopien dieses Fragebogens an!

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

1: 9. Hamburger Gründerpreis - Kategorie Existenzgründer :00 Uhr

Erfolg im Verkauf durch Persönlichkeit! Potenzialanalyse, Training & Entwicklung für Vertriebsmitarbeiter!

Kinderkrippe Die Schäfchen

Gut vernetzt mit pflege.net der Homepage des Netzwerks

AUFGABE 1. Sehen Sie das Schaubild über das deutsche Schulsystem an und und markieren Sie: richtig oder falsch.

Transkript:

Durchgängige sprachliche Bildung in Eving Angebote für alle Altersstufen SPRACHBILDUNG

Das Konzept durchgängige Sprachbildung wurde im Modellprogramm Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund-FörMig (2004 2009) entwickelt und erprobt. Es hat eine neue Kultur der Sprachbildung in Deutschland angestoßen. Im Anschluss an das Modellprogramm wurde das FörMig-Kompetenzzentrum an der Universität Hamburg gegründet. Es handelt sich um ein Forschungstransferzentrum und trägt dazu bei, dass die Entwicklungen des Modellprogramms in Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft, Bildungsadministration und Praxis weitergehen. Kontakt: www.foermig.uni-hamburg.de FoerMig-verwaltung@uni-hamburg.de Durchgängige sprachliche Bildung in Eving Angebote für alle Altersstufen SPRACHBILDUNG Herausgeber: Stadt Dortmund, Fachbereich Schule, RAA Redaktion: Ulrike Klingsporn (verantwortlich), Sigrid Czyrt (RAA Dortmund), Heike Tekath (Familienbüro Eving), Ute Kampmann (Aktionsraumbeauftragte Eving), Edda Benthaus (Stadtteilbibliothek Eving), Elvedina Okic (AWO-Integrationsagentur, Evinger Infokarawane) Fotos: Thomas Kampmann (S. 11, 12, 56 und Titel), Stadt Dortmund, Joe Kramer (S. 22), Peter Brenneken (S. 5, 24, 26, 37, 40), Archiv Familien-Projekt, Stefanie Hofschläger (S. 25, 36, 48) und Franz Mairinger (S. 34) pixelio.de, Stefanie Kleemann (S. 27), Vanessa Kohaupt (S. 19) Kommunikationskonzept, Layout, Druck: Dortmund-Agentur 12/2011

Inhaltsverzeichnis Seite Überblick Durchgängige Sprachbildung (Grafik) 6 Vorwort Waltraut Bonekamp 8 Vorwort Helmut Adden 9 1. Eine gute Idee: Durchgängige sprachliche Bildung in Eving 10 Die Bibliothek ein Sprachbildungsort für alle Altersstufen 2. Staunen, sprechen, lesen, verstehen... in der Bibliothek Eving 12 Die ganz Kleinen von 0 bis 3 Jahren 3. Willkommen in DO-Eving! Willkommensbesuche Grundinformationen zur Sprachförderung ab Geburt 14 4. Griffbereit fördert Kleinkinder und Mütter mit Zuwanderungsgeschichte 16 Das Kindergartenalter 5. Delfin4 Der Sprachtest für alle vierjährigen Kinder 18 6. Städtische Tageseinrichtungen für Kinder (TEK) FABIDO 20 6.1 Förderkonzept 20 6.2 Abenteuer Sprache 22 6.3 Förderprogramm Sprache und frühkindliche Bildung nach Zvi Penner 24 6.4 Das Hocus und Lotus-Konzept oder wie kleine Kinder eine zweite Sprache lernen können 26 7. Tageseinrichtungen der freien Träger 28 7.1 Förderkonzept des Evangelischen Familienzentrums Brechten 28 7.2 Katholischer Kindergarten St.Barbara Farbenfrohe Sprachpalette und Apropos Sprache 30 7.3 Sprachförderkonzept Ev. Kindergarten Märchenland 32 7.4 Sprachförderkonzept Elterninitiative Rappelkiste 34 7.5 Kindergarten Elterninitiative Sonnenkinderhaus e.v. 36 7.6 Sprachförderung im Kindergarten Rumpelwichte e.v. 37 8. Rucksack in der KiTa Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich 38 9. Lesebrücke Okuma Köprüsü Vorlesepatinnen lesen Kindergartenkindern zweisprachige Kinderbücher vor Schulkinder 40 Schulkinder 10. Sprachbildung an Evinger Schulen 42 10.1 Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an der Minister-Stein-Schule 44 10.2 Sprachbildung am Heisenberg-Gymnasium 46 11. Sprache verbindet Schüler/-innen helfen jüngeren Mitschülern/-innen 48 12. Dortmunder Modell Sprachliche Kompetenz für Schüler/-innen mit Migrationshintergrund 50 Sprachliche Bildung für Erwachsene besonders für Eltern 13. Alevitische Gemeinde Dortmund Elternsensibilisierung Sprachförderung 54 14. Mama lernt Deutsch Papa darf auch mitmachen Ein Sprachkurs für Anfängerinnen und Anfänger 55 15. Deutsch-türkischer Frauengesprächskreis ein Kooperationsprojekt zwischen Stadtteilbibliothek und Selimiye-Moschee 56 16. Deutsche Sprache ist (nicht) schwer: Integrationskurse 58 17. Bunter Besuch Kennenlernen im Gespräch 60 Ansprechpartnerinnen 62 5

Durchgängige sprachliche Bildung in Eving Die Bibliothek ein Sprachbildungsort für alle Altersstufen Staunen, sprechen, lesen, verstehen... in der Bibliothek Eving Erwachsene Kindergartenalter Delfin4 Schulkinder Sprachbildung an Evinger Schulen Die Kleinen Willkommensbesuche zur Geburt Griffbereit FABIDO - Abenteuer Sprache - Sprache und frühkindliche Bildung Zvi Penner - Hocus und Lotus Sprachbildungsnetzwerk 9 Schulen im Team Dortmunder Modell Sprachliche Kompetenz Alevitische Gemeinde Elternsensibilisierung Sprachförderung Mama lernt Deutsch Papa darf auch mitmachen Deutsch-türkischer Frauengesprächskreis Integrations(sprach)kurse Bunter Besuch Sprache verbindet Kitas der freien Träger - Farbenfrohe Sprachpalette - Apropos Sprache Weitere Angebote - Rucksack in der Kita - Lesebrücke Okuma Köprüsü 6 7

Sprachliche Potenziale des Stadtbezirks nutzen Entscheidend nicht nur für den Schulerfolg, sondern auch für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist für Kinder, Jugendliche und auch für Erwachsene, dass sie einen möglichst hohen Grad an sprachlicher Kompetenz erlangen. Bildung ist eine zentrale Zielsetzung kommunaler Politik. Sprachliche Bildung ist eine ihrer Hauptaufgaben. Dabei geht es nicht nur um punktuelle Fördermaßnahmen. Vielmehr sollte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein Angebot von durchgängiger sprachlicher Bildung entwickelt werden. In dieser Broschüre wird am Beispiel des Stadtteils Eving deutlich aufgezeigt, dass ein biografisch vernetztes, wohnortnahes Angebot gute Möglichkeiten bietet, von Kindern und Eltern auch wahrgenommen zu werden. Bemerkenswert ist es, dass sich hier Fachleute und Laien auf den Weg gemacht haben, um die sprachlichen Potenziale des Stadtteils zu nutzen und zu stärken. Gerade in den nördlichen Stadtbezirken leben viele mehrsprachige Bürgerinnen und Bürger, die damit eine wertvolle Kompetenz besitzen. Das Erlernen der deutschen Sprache und Bildungssprache ist zentral. Mehrsprachigkeit für die sprachliche und kulturelle Bildung zu nutzen, ist ein Gewinn. Ich bin überzeugt davon, dass diese Broschüre über Eving hinaus auch für die anderen Stadtbezirke viele Anregungen zum Dialog über eine durchgängige sprachliche Bildung bieten wird. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten und wünsche bei der Umsetzung viel Erfolg. Liebe Evinger Bürgerinnen und Bürger, Sprache ist der Schlüssel zur Bildung und eine gute Bildung und Ausbildung sind die Schlüssel zu einem guten Beruf und einer gleichberechtigten Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen. Daher ist es besonders wichtig, unseren Kindern möglichst schon vor dem Eintritt in die Schule eine gute sprachliche Förderung zuteil werden zu lassen. In Eving wachsen 60 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund auf. Hier gilt es, so früh wie möglich sprachlich zu fördern und insbesondere das Geschenk der Zweisprachigkeit zu nutzen. Mit dieser Broschüre werden die umfangreichen Sprachbildungsangebote in unserem Stadtbezirk dargestellt. Ob es die Stadtteilbibliothek Eving, die Kindergärten, die Schulen, die alevitische Gemeinde, die Moscheevereine oder die freien Träger sind alle bieten in unserem Stadtbezirk eine exzellente Sprachförderung an. Ich kann nur an alle interessierten Eltern und Kinder appellieren, diese umfangreiche Information zu nutzen und über die Sprache ihre Bildungschancen zu optimieren. Den Verfasserinnen dieser Broschüre möchte ich für dieses Kompendium der sprachlichen Bildung in unserem Stadtbezirk Eving danken. Helmut Adden Bezirksbürgermeister Waltraud Bonekamp Dezernentin für Schule, Jugend und Familie 8 9

1. Eine gute Idee: Durchgängige sprachliche Bildung in Eving Ob junge Menschen sich bilden können, Erfolg im Leben haben, hängt davon ab, ob sie das, was sie lernen sollen und wollen, sowohl inhaltlich als auch sprachlich verstehen können. Kinder, die zu Hause wenig oder gar nicht Deutsch sprechen, kommen zwar im Alltag oft gut zurecht, doch in der Schule können die im Unterricht verwendete Bildungssprache und die Fachsprachen in den Unterrichtsfächern vor allem im Schriftlichen zu einer hohen Hürde werden. In Dortmund-Eving wachsen ca. 60 Prozent der Kinder mehrsprachig auf. Viele Familien, sowohl mit Migrationshintergrund als auch deutscher Herkunft, haben zu wenig Möglichkeiten, ihre Kinder sprachlich so zu unterstützen, dass sie für die Schule gut vorbereitet sind. Das führt dazu, dass diese Kinder oft keinen hochwertigen Schulabschluss erreichen. Damit sind sie von der Ausbildung meist ausgeschlossen, kommt gar ein Studium an einer Hochschule gar nicht in Frage. Sprachliche Bildung beginnt nicht erst in der Schule und findet auch nicht nur dort statt. Deshalb ist der Grundgedanke der durchgängigen Sprachförderung: Jedes Kind soll von Anfang an und in seiner gesamten Bildungsbiografie durchgängig gefördert werden. In Eving gibt es bereits auf vielen Ebenen Angebote der sprachlichen Bildung, und zwar sowohl für sehr kleine Kinder als auch für Erwachsene. Sprachliche Bildung beginnt mit den Willkommensbesuchen zur Geburt, setzt sich in der Frühförderung fort, sei es durch die Eltern, die Tageseinrichtungen für Kinder oder Kindergärten, findet natürlich in der Schule statt, aber auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen, den städtischen Einrichtungen, wie Bibliotheken, Familienbüro, in den Religionsgemeinschaften und Sprachenschulen. Sprachliche Bildung in Eving berücksichtigt, dass ein Großteil der Kinder und Erwachsenen mehrsprachig ist und oft nicht mit Deutsch als Muttersprache aufwächst. Die Wertschätzung der Herkunftssprachen ist eine wichtige Voraussetzung, damit sprachliche Kompetenz im Deutschen aufgebaut werden kann. Dabei ist Mehrsprachigkeit eine wertvolle Fähigkeit. Diese Broschüre zeigt, welche Sprachbildungsangebote und -projekte in Eving es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt. Es wird verdeutlicht, in welchen Einrichtungen die Angebote durchgeführt werden und wer die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sind. So ist die Broschüre zur Information sowohl für Eltern als auch für Fachleute gedacht. Der Überblick erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und enthält keine Bewertungen. Vielmehr wollen die fünf Initiatorinnen die Vielfalt von Angeboten von der Wiege bis ins (hohe) Erwachsenenalter mit entsprechenden Kontaktmöglichkeiten im Stadtbezirk Eving aufzeigen. Initiiert wurde das Projekt von der Koordinatorin für das Dortmunder Modell Sprachliche Kompetenz bei der RAA Dortmund (Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien). Die Idee zur Darstellung der Sprachbildungsangebote in Eving in dieser Broschüre entstand im Herbst 2009 in der Bibliothek Eving. Dazu bildete sich ein fachübergreifendes Netzwerk folgender Evinger Akteurinnen: v.l.n.r.: Heike Tekath/Familienbüro Eving, Edda Benthaus/Bibliothek Eving, Sigrid Czyrt/Dortmunder Modell RAA Dortmund, Ute Kampmann/Aktionsraumbeauftragte Eving I + II, Elvedina Okic/AWO-Integrationsagentur Projekt: Evinger Infokarawane 10 11

Die Bibliothek ein Sprachbildungsort für alle Altersstufen 2. Staunen, sprechen, lesen, verstehen... in der Bibliothek Eving Die Bibliothek verleiht Bücher und andere Medien, sie vermittelt Informationen und sie tut viel dafür, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gerne lesen und kompetent lesen. Deshalb ist es ein selbstverständlicher Teil unserer Arbeit, auch die sprachliche Kompetenz zu fördern. Unsere Medien geben besonders Kindern die Chance, quasi nebenbei die deutsche Sprache zu erlernen und zu festigen und dabei noch jede Menge Spaß zu haben. Darüber hinaus bietet die Bibliothek denjenigen viele Möglichkeiten, die Kinder beim Sprechen lernen unterstützen und ihre Sprachfähigkeit fördern. Das können Eltern genau wie Lehrende oder Erzieherinnen und Erzieher sein. Sie finden in unserer Stadtteilbibliothek: Sach- und Fachliteratur zum Thema Sprachförderung und Spracherwerb für Eltern und Pädagogen Themenboxen ein Service, zugeschnitten auf die Wünsche von Lehrern und Erziehern: Fertig geschnürte Pakete mit jeweils ca. 25 Medien. Klassenführungen mit spielerischen Elementen Wöchentliches Vorlesen mit einem Team ehrenamtlicher Lesepatinnen, Vorlesewettbewerb aller 4. Schuljahre Dialog in Deutsch: wöchentliches Treffen des deutsch-türkischen Frauengesprächskreises Sprache verbindet, ein Projekt mit der RAA und Rotary Dortmund: Besuch unserer Sprach-Scouts (meist Oberstufenschüler/-innen) bei 4- bis 10-jährigen Kindern zu Hause mit altersgemäßen Spielen und Büchern. Ort der Förderung und Kontakt: Stadtteilbibliothek Eving Evinger Platz 2 4 Frau Edda Benthaus Tel. (0231) 50-2 54 46 E-Mail: bibliothek.eving@stadtdo.de Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Kinderbücher für alle Alterstufen textlose Bilderbücher zur Sprachanimation, Bildwörterbücher, Wimmelbücher, ABC-Bücher, Erstlesebücher, Bilderlesebücher zur Lesemotivation, Vorlesebücher, Reime und Lieder Lernsprachspiele vom einfachen Puzzle über Ratespiele bis zum Sprech- und Sprachtrainingsprogramm als Gesellschaftsspiel Lernhilfen zum Spracherwerb und zur Verbesserung der Deutschkenntnisse für Klein-, Vorschul- und Schulkinder Zwei- und mehrsprachige Bücher besonders für Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund Sprachkurse Deutsch als Zweitsprache für Kinder, Jugendliche und Erwachsene 12 13

Die ganz Kleinen von 0 bis 3 Jahren 3. Willkommen in DO-Eving! Willkommensbesuche Grundinformationen zur Sprachförderung ab der Geburt Das Familienbüro Eving macht jedes Jahr ca. 380 Willkommensbesuche. Darüber hinaus ist es Service- und Anlaufstelle für alle Eltern und Familien in Eving. Die Mitarbeiterin in Eving informiert über bestehende Betreuungsangebote, hilft bei der Suche nach Sport-, Kultur- und Freizeitangeboten, gibt Auskunft über Projekte wie Sprache verbindet oder vermittelt in geeignete Sprach- und Integrationskurse. Durch die ständig ausgebaute Vernetzungsstruktur im Stadtbezirk können bei Bedarf passgenaue Angebote entwickelt werden, wie z. B. die Griffbereit -Gruppen. Die Besuche sind kostenlos und werden durch das Familien-Projekt der Stadt Dortmund finanziert. Ort der Förderung Familienbüro Eving Evinger Platz 2 4 Familien sollen sich in Dortmund wohlfühlen. Deshalb werden alle Eltern eines neugeborenen Kindes und alle Familien mit Kindern unter sechs Jahren, die nach Dortmund ziehen, besucht. Zu diesen Willkommensbesuchen bringt die Mitarbeiterin des Familienbüros Eving eine Vielzahl an Informationsmaterial mit. Ob es um Bildungs- oder Betreuungsangebote geht oder um Informationen zu Ernährung, Bewegung oder Sprachentwicklung: Das Familienbüro vor Ort kennt das passende Angebot. In einem Gespräch mit den Eltern, in der Regel im Haus der Familie oder im Familienbüro Eving, gibt die Mitarbeiterin des Familienbüros u.a. Informationen und Anregungen zur spielerischen Förderung, zum allgemeinen Spracherwerb sowie Fördermöglichkeiten zum Zweitspracherwerb. Wenn Eltern das wünschen, bleibt es nicht bei diesem ersten Kontakt. Kontakt: Frau Heike Tekath Tel. (0231) 50-2 79 23 Fax (0231) 50-2 79 50 E-Mail: htekath@stadtdo.de familien pro ekt D O R T M U N D 14 15

4. Griffbereit fördert Kleinkinder und Mütter mit Zuwanderungsgeschichte Das Materialpaket Griffbereit liegt in deutscher Sprache und in mehreren Migrantensprachen (türkisch, russisch, polnisch, arabisch, albanisch und vietnamesisch, eine englische Version ist in Vorbereitung) vor. Es regt die Eltern an, sich auch zu Hause mit ihren Kindern zu beschäftigen und sie zu fördern. In Dortmund koordiniert die RAA derzeit Griffbereit -Gruppen an vierzehn Tageseinrichtungen für Kinder bzw. Familienzentren in der Nordstadt, in Hombruch, Eving, Lütgendortmund und Wickede. RAA und Familien-Projekt bzw. die Tageseinrichtungen finanzieren die Kurse. Die Eltern zahlen einen geringen Beitrag für Materialien. Das Projekt richtet sich an zugewanderte und deutsche Eltern und deren ein bis drei Jahre alten Kinder. Griffbereit fördert sowohl die allgemeine kindliche Entwicklung und die Mehrsprachigkeit von Kindern und Eltern als auch die Erziehungskompetenz der Eltern. Die Gruppentreffen finden in Kindertagesstätten statt, so sind Eltern wie Kinder bereits auf den Alltag in der Kindertageseinrichtung vorbereitet. Die gleichwertige Stellung der Herkunftssprache und der Umgebungssprache Deutsch ist zentrales Kennzeichen des Projektes. Zu den wöchentlichen Gruppentreffen kommen durchschnittlich sechs Mütter unterschiedlicher Herkunft mit ihren Kindern. Mütter und Kinder spielen miteinander, singen, turnen, malen, basteln, machen Ausflüge, wie z. B. in den Zoo. Es wird vorgelesen. Zweisprachige Bilderbücher unterstützen die Sprachentwicklung der Kinder, dabei erweitern auch die Mütter ihre Deutschkenntnisse. Die RAA stattet jede Gruppe mit einer Bücherkiste aus, die neben Büchern auch CDs in mehreren Sprachen enthält. Zwei Kursleiterinnen, von denen eine selbst zugewandert ist, leiten die Mutter-Kind-Gruppe an. Die RAA bildet die Kursleiterinnen aus und begleitet ihre Arbeit. Orte der Förderung in Eving: FABIDO-TEK Rotbuchenweg Rotbuchenweg 147 FABIDO-Familienzentrum Probstheidastraße Probstheidastraße 2 Kontakt: RAA Dortmund Burgholzstraße 150 44145 Dortmund Tel. (0231) 50-2 63 13, (0231) 50-2 58 30 familien pro ekt D O R T M U N D FABIDO-Familienzentrum Steiermarkstraße Steiermarkstraße 2 FABIDO-TEK Fröbelweg Fröbelweg 1 3 (FABIDO = Familienergänzende Bildungseinrichtungen für Kinder in Dortmund, siehe auch Beitrag in dieser Broschüre) 16 17

Das Kindergartenalter 5. Delfin4 der Sprachtest für alle vierjährigen Kinder Delfin4 bedeutet: Diagnostik, Elternarbeit und Förderung der Sprachkompetenz Vierjähriger in NRW Delfin4 hilft dabei, schon vor der Einschulung festzustellen, ob ein Kind sprachlich gefördert werden sollte. Für alle vierjährigen Kinder in NRW ist diese Sprachstandserhebung verpflichtend. Sie wird jedes Jahr im Frühling mit den Kindern durchgeführt, die zwei Jahre später eingeschult werden. Spielerisch wird geprüft, wie gut Kinder sich ausdrücken und verständigen können. Das Verfahren für Delfin4 wurde an der Universität Dortmund entwickelt und wird in ganz NRW einheitlich angewandt. Wie läuft die Überprüfung konkret ab? Eine Erzieherin oder ein Erzieher und eine Lehrerin oder ein Lehrer aus einer nahe gelegenen Grundschule führen mit den Kindern, die eine Kindertageseinrichtung besuchen, in kleinen Gruppen die 1. Stufe des Sprachspiels Besuch im Zoo durch. Dabei werden die Kinder angeregt eigenständig zu sprechen oder Worte nachzusprechen und kleine Aufgaben zu erledigen. Für Kinder, bei denen sich herausstellt, dass ihre Deutschkenntnisse ausreichend sind und ihre Sprachentwicklung aus pädagogischer Sicht altersgemäß ist, ist das Verfahren nach der 1. Stufe beendet. Stellen alle am Test Beteiligten fest, dass ein Kind die deutsche Sprache nicht hinreichend beherrscht oder Unterstützung in seiner Sprachentwicklung benötigt, wird bereits in dieser Stufe die Notwendigkeit einer zusätzlichen Sprachförderung festgestellt. Wenn das der Fall ist, erhält das Kind eine zusätzliche Sprachförderung. Für die Kinder, für die in der 1. Stufe noch keine eindeutigen Aussagen getroffen werden konnten oder die keine Kindertageseinrichtung besuchen, wird die Sprachstandsfeststellung durch geschulte Grundschullehrkräfte mit Besuch im Pfiffikus-Haus fortgesetzt. Am Ende teilt die Lehrerin oder der Lehrer den Eltern mit, ob das Kind eine zusätzliche Sprachförderung benötigt. Das Kind kann somit bereits zwei Jahre vor der Einschulung zielgerichtet gefördert werden unabhängig davon, ob es bislang eine Kindertageseinrichtung besucht oder nicht. Die zusätzlichen Förderangebote sind für Eltern und Kinder kostenlos. Orte der Förderung: Wenn das Kind eine Kindertageseinrichtung in Dortmund-Eving besucht, wird diese zusätzliche Sprachförderung dort im Rahmen des normalen Tagesablaufes von qualifizierten Fachkräften durchgeführt. Wenn das Kind noch keine Kindertageseinrichtung besucht, aber Unterstützung benötigt, wird den Eltern empfohlen, ihr Kind in einer Kindertageseinrichtung anzumelden. Melden Eltern ihr Kind ungeachtet des Förderbedarfs nicht in einer Kindertageseinrichtung an, verpflichtet das Schulamt die Eltern, ihr Kind an der vorschulischen Sprachfördermaßnahme teilnehmen zu lassen. Diese Maßnahme kann z. B. in einer Kindertageseinrichtung oder in einem Familienzentrum durchgeführt werden. 18 19

6. Städtische Tageseinrichtungen für Kinder (TEK) FABIDO 6.1. Sprachförderkonzept Im Stadtteil Eving gibt es zehn städtische Kindertageseinrichtungen. FABIDO steht für Familienergänzende Bildungseinrichtungen für Kinder in Dortmund. Die Tageseinrichtungen unterstützen Eltern in ihrem Erziehungsalltag und begleiten Kinder in vielen Lebens- und Lernsituationen. Dabei ist dem wichtigen Thema Sprache ein eigener Bildungsbereich zugeordnet und konzeptionell verankert. Wer sich eine Sprache zu eigen machen will, braucht ein kontinuierliches, intensives Sprachangebot, idealerweise ein Sprachbad. Sprachförderung geschieht im pädagogischen Alltag und in vielen Spielsituationen. Kinder, mit denen Bilderbücher gelesen werden, die Spielkreise erleben, Lieder singen und vieles mehr im Alltag einer Kindertageseinrichtung erleben, werden spielerisch gefördert und entwickeln kindliche Freude am Sprechen. Bewegung und Sprache gehören dabei eng zusammen. Über das alltägliche Sprachbad hinaus gibt es gezielte Sprachförderangebote. In FABIDO-eigenen Fortbildungen werden Erzieher und Erzieherinnen in Sprachprogrammen wie Hocus und Lotus, Zvi Penner, Abenteuer Sprache und weiteren ausgebildet. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse fließen hier ein und werden im Alltag weiterentwickelt. Um festzustellen, welche Sprachkompetenz einzelne Kinder haben, werden in den FABIDO-Tageseinrichtungen die Beobachtungsverfahren Infans/Grenzsteine der Entwicklung, SISMIK und SELDAK angewandt. Die TEK sind Erziehungspartner der Eltern, ihnen kommt eine wichtige Rolle zu: Eltern nehmen an vielen Aktionen teil wie mehrsprachige Leseangebote, Elternnachmittagen zum Thema Sprache (auch muttersprachlich), Hospitationen usw. Einige Einrichtungen haben inzwischen kleine Büchereien: Bücher und Spiele können für zu Hause ausgeliehen werden. Eltern-Kind- Kurse wie z. B. Rucksack in der KiTa oder Starke Eltern, starke Kinder vermitteln Eltern, wie sie die Entwicklung ihres Kindes optimal begleiten können. Die FABIDO-Tageseinrichtungen für Kinder, insbesondere die zertifizierten Familienzentren, arbeiten mit vielen Kooperationspartnern in Eving zusammen, um dem gemeinsamen Anliegen, die Bildungschancen aller Kinder zu verbessern, gerecht zu werden. Die Tageseinrichtungen im Einzelnen: FABIDO-TEK Börgerhoffweg FABIDO-TEK Fröbelweg Börgerhoffweg 3 Fröbelweg 1 3 Tel. (0231) 85 15 24 Tel. (0231) 85 82 33 FABIDO-Familienzentrum Externberg 14 im Verbund mit TEK Grävingholzstraße 59 Tel.(0231) 85 53 40 FABIDO-TEK Preußische Straße Preußische Straße 183 Tel. (0231) 85 15 56 FABIDO-TEK Haus Putzmunter Rotbuchenweg 147 Tel. (0231) 28 65 35 3 FABIDO-TEK Lilliput Evinger Straße 600 Tel. (0231) 80 02 40 FABIDO-Familienzentrum Probstheidastraße Probstheidastraße 2 Tel. (0231) 85 15 59 FABIDO-Familienzentrum Steiermarkstraße 69 im Verbund mit TEK Osterfeldstraße131 Tel. (0231) 80 62 68 FABIDO-TEK Rotbuchenweg Rotbuchenweg 147 Tel. (0231) 2 86 53 53 Stadt Dortmund FABIDO 20 21

6.2 Abenteuer Sprache FABIDO hat 1999 in enger Verzahnung von Theorie und Praxis das Fortbildungskonzept Abenteuer Sprache entwickelt und Fachkräfte kontinuierlich darin geschult. In der Fortbildung geht es um sprachliche Bildungsprozesse von Kindern. Kinder lernen über vielfältige Sinneserfahrungen. Bildung ist ihre eigene Konstruktionsleistung. Sprache kommt somit in allen Bildungssituationen und -bereichen vor. Wenn Fachkräfte wissen, welche Zielbereiche der zu lernenden Sprache bedeutsam sind, können sie ihr Sprachangebot im Alltag oder in Kleingruppen gezielt und mit allen Sinnen erlebbar planen und umsetzen. Grundkenntnisse werden vermittelt, um sich in der Vielfalt der Förderansätze und -konzepte zu orientieren und eigene fachliche Wege z. B. für eine systematische und alltagsbezogene Förderung der Delfin4-Kinder festzulegen. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über ein reichhaltiges Repertoire an Handwerkszeug für die Sprachbildung der Kinder: Reime, Fingerspiele, Kinderlieder, Abzählverse, Geschichten, Theaterspiel, Kasperletheater, Bilderbücher, Stegreifspiele, Zungenbrecher, Rätsel usw. Die Fortbildung greift diese Kompetenzen und fachlichen Schwerpunkte der Fachkräfte auf und zielt darauf ab, sie für eine systematisch angelegte Förderung zu nutzen: Singen ist z.b. ein Königsweg zur Sprache. Die Freude der Kinder, ihr emotionales Engagement für Themen und Methoden und ihre neugierige, mit allen Sinnen forschende Herangehensweise an die Welt sind Leitfaden für die Planung. Wortfelder und Themenbereiche, die Kinder interessieren und motivieren, werden in den Blick genommen. Angebote werden intensiviert, um diese Wortschätze zu verfestigen. Typische Muster und grammatische Strukturen der deutschen Sprache werden verstärkt in Alltagssituationen eingebaut, damit Kinder sie häufig hören und sich spielerisch einprägen können. Auch Aussprachehilfen fließen in den Alltag ein. Verwechselt ein Kind z. B. häufig die Konsonanten k und t oder g und d, braucht es Hilfen zur Unterscheidung und Aussprache dieser Laute. Sprechspiele und Lieder, in denen sie vorkommen, werden in das Alltagsgeschehen eingebaut. Das Kind übt sie spielerisch gemeinsam mit den anderen. Kennt ein mehrsprachiges Kind aus dem Lautrepertoire seiner Herkunftssprache den schwach gehauchten deutschen Laut h nicht, muss es begleitet werden, diesen zu entdecken und zu artikulieren. Lieder wie Hoppe, hoppe, Reiter und Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp, Bilderbücher wie He, du da oder ähnliche Texte helfen, den Anlaut h immer wieder aufzugreifen und zu schulen. Ort der Förderung und Kontakt: FABIDO-TEK Rotbuchenweg Rotbuchenweg 147 Tel. (0231) 2 86 53 53 Stadt Dortmund FABIDO 22 23

6.3 Förderprogramm Sprache und frühkindliche Bildung nach Zvi Penner Was bedeutet Kon-Lab? Kon-Lab steht für Konstanzer Labor. Hier, an der Konstanzer Universität, hat Dr. Zvi Penner das Kon-Lab-Sprachförderprogramm entwickelt. Neue Wege der sprachlichen Frühförderung von Migrantenkindern das Sprachförderkonzept nach Zvi Penner ist sowohl für Kinder mit Migrationshintergrund konzipiert als auch für Kinder geeignet, die eine Spracherwerbsverzögerung oder ein Risiko für Lese-Rechtschreibschwäche aufweisen. Sprachunauffällige Kinder sollen ebenso von der gezielten Förderung profitieren. Der Altersbereich, in dem das Programm angewandt werden kann, umfasst für alle Kinder laut Penner die ersten sieben Lebensjahre. Die Förderung erfolgt in Gruppen. Die einzelnen Übungseinheiten sollten drei bis fünfmal wöchentlich für ca. zehn Minuten durchgeführt werden. Die Förderung geht davon aus, dass das kindliche Wissen sich allmählich ausweitet und durch eine parallele Sprachentwicklung sehr stark begünstigt wird. Das heißt, die Kinder lernen für neue Wissensbausteine auch die entsprechenden Wörter und sprachlichen Mittel wie zum Beispiel bestimmte Satzstrukturen, um neues Wissen auch verknüpfen zu können. Im Rahmen des Förderprogramms werden den Kindern sprachliche Merkmale des Deutschen systematisch dargeboten. Das Sprachförderprogramm verhilft sprachschwachen Kindern zu ihrer natürlichen sprachlichen Intuition. Dabei werden nicht wie bei herkömmlichen Trainings Begriffe auswendig gelernt, sondern auf eine spielerische Weise sprachliche Regeln vermittelt und so die Sprechfreude angeregt. Das Programm kann sich auf die Lernfelder Literacy (Literatur), Naturwissenschaft und Mathematik beziehen. Es ist in drei aufeinander aufbauende Module gegliedert, die die Bereiche Sprachrhythmus und Wortbildung, Grammatik und den Bereich des Sprachverstehens abdecken. Die Förderung wird in den Tageseinrichtungen für Kinder durch speziell geschulte pädagogische Fachkräfte durchgeführt. Orte der Förderung nach diesem Konzept: FABIDO-Familienzentrum Steiermarkstraße Steiermarkstraße 69 FABIDO-Familienzentrum Probstheidastraße Probstheidastraße 2 Stadt Dortmund FABIDO 24 25

6.4 Das Hocus und Lotus-Konzept oder wie kleine Kinder eine zweite Sprache lernen können Warum wird ein Kind eine neue Sprache lernen? Weil sie so schön klingt? Weil sie ihm gefällt? Nein, ein Kind wird eine neue Sprache lernen wollen, weil ihm der Mensch gefällt, der sie spricht. Jedes Kind mit einer anderen Muttersprache, das in der Kindertageseinrichtung mit einer neuen Sprache konfrontiert wird, hat das Bedürfnis nach einem Kommunikationsmittel, mit dem es sich die umgebende Umwelt erschließen und neue Bindungen eingehen kann. Die Lust, jemandem, den man mag, etwas zu sagen, ist eine Grundvoraussetzung zum Sprechen. Man spricht, damit ein anderer etwas tut oder über etwas informiert ist. In den Geschichten von Hocus und Lotus geht es immer auch um Bindungen zum anderen und den Wunsch nach Kommunikation. Hocus und Lotus sind zwei Dinokroks, eine Mischung aus Dinosaurier und Krokodil. Hocus kommt aus einem Ei geschlüpft und ist plötzlich da. Die Kinder erleben sein Werden mit. Hocus trifft Lotus, und die beiden leben miteinander. Gerade aus dem Ei geschlüpft, erleben sie die Welt aus Kindersicht. Die Suche nach dem eigenen Ich spielt eine große Rolle. Sie probieren viel aus, lernen andere Wesen und die Naturgewalten kennen, schließen Freundschaften, erleben Abenteuer und machen Dummheiten, sie zanken und vertragen sich. Die Geschichten sind in jeweils sechs Formate für die Dauer eines Jahres aufgeteilt. In deutscher Sprache gibt es das Programm zurzeit für ein drei Jahre beanspruchendes Lernpaket, zwei weitere Jahre sind in Vorbereitung. Weitere verfügbare Sprachen sind Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch. Die Formate sind so aufeinander aufgebaut, dass der Schwierigkeitsgrad von Format zu Format zunimmt. Die Abenteuer von Hocus und Lotus wurden an der Universität La Sapienza in Rom von Prof. Traute Taeschner und ihrem Team entwickelt und durch die finanzielle Unterstützung aus dem Lingua und Sokrates-Programm der EU in den Niederlanden, Großbritannien, Spanien und Italien erprobt. Das Programm will helfen, europäische Sprachen schon im Frühkindalter zu verbreiten. Ort der Förderung: FABIDO-TEK Lilliput Evinger Straße 600 Stadt Dortmund FABIDO 26 27

7. Tageseinrichtungen der freien Träger 7.1 Förderkonzept des Evangelischen Familienzentrums Brechten Die Förderung der Sprachentwicklung ist ein wichtiger Baustein unserer Konzeption sowie unserer Bildungsarbeit. Im Kindergartenalltag regen wir die Kinder immer wieder zu Gesprächen mit uns und untereinander an. Im Stuhlkreis, beim gemeinsamen Frühstück, beim Mittagessen usw. äußern die Kinder ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse, berichten von ihren Erfahrungen, die sie im Laufe des Kindergartentages gesammelt haben. Sie lernen ihre eigenen Gefühle in Worte zu fassen, aber auch anderen Kindern zuzuhören und sie ausreden zu lassen. Ein Teil der allgemeinen Sprachförderung wird im täglichen Miteinander über Fingerspiele und Spielliedern, mit Rollenspielen, mit Kinderreimen, Bilderbüchern und Geschichten verwirklicht. In der eigenen Bibliothek können die Kinder sich in Ruhe Bücher anschauen bzw. sich in ihrer Erzählsprache vorlesen oder etwas vorgelesen bekommen. Einmal in der Woche besucht uns Tante Ruth und erzählt den Kindern Geschichten. Über diese allgemeine Sprachförderung hinaus bieten wir jeden Morgen zwischen 8.00 bis 8.30 Uhr eine Sprachförderung nach Zvi Penner für die Kinder an, die nach Delfin4 eine zusätzliche Sprachförderung erhalten. Wir haben diese Sprachförderung für weitere Kinder in unserer Einrichtung geöffnet. Die Förderung wird zurzeit von drei Mitarbeiterinnen durchgeführt und besteht aus drei Förderstufen, die innerhalb eines Kindergartenjahres stattfinden: Grundlagen des Wortschatzerwerbes (Rhythmus, Wortbildung und Wortlernprinzip) Basisgrammatik der Nominalenphase (die grammatikalische Funktion des Artikels) Weiterführende Verstehensmerkmale (Mengen, Fragen, etc.) Des Weiteren bieten wir im Rahmen der Sprachförderung seit dem Jahr 2002 jährlich das Bielefelder Screening an. Im Rahmen des Screening-Verfahren werden Kinder, deren Eltern dies wünschen, zehn Monate vor der Einschulung im Hinblick auf eventuell vorhandene Defizite in ihrer Entwicklung bezüglich des Lesenslernens und Schriftspracherwerbs getestet. Stellt sich heraus, dass es in diesem Bereich sogenannte Risikokinder gibt, werden sie 20 Wochen lang täglich mit einem bestimmten Trainingsprogramm (HLL) versorgt. Über die Förderung der Sprachentwicklung hinaus, bieten wir speziell für die zukünftigen Schulkinder ein Musikprojekt an: Musik, Sprache und Bewegung. Einmal in der Woche erhalten die Kinder einen gezielten Musikunterricht (singen, trommeln, usw.) durch einen externen Musikpädagogen. Ort der Förderung und Kontakt: Evangelisches Familienzentrum Brechten Widumer Straße 17 und In den Weidbüschen 4 Tel. (0231) 80 26 67 28 29

7.2 Katholischer Kindergarten St. Barbara Farbenfrohe Sprachpalette und Apropos Sprache Der katholische Kindergarten St. Barbara legt Wert auf eine ganzheitliche Förderung im Alltagsgeschehen, deshalb hat bei uns die Sprachförderung einen besonderen Stellenwert. Die Einrichtung nutzt zwei konzeptionelle Zugänge: Das Konzept Farbenfrohe Sprachpalette Ziel dieser Sprachförderung ist der Aufbau einer emotionalen und zwischenmenschlichen Kompetenz. Um diese Kompetenz zu erlangen, reichen isolierte Sprachübungen zu den einzelnen Bereichen nicht aus. Das Kind sollte durch den Aufbau eines intakten Verhältnisses zu seiner Umwelt und seinen Mitmenschen und einer entsprechenden Sensibilität für die Bedürfnisse und Wünsche anderer Menschen in der Lage sein, adäquat auf die Signale der Umwelt zu reagieren. Denn nur die kommunikative Kompetenz befähigt das Kind, sich anderen situations- und gesprächsgerecht mitzuteilen. Das bedeutet, dass das Kind ein fundiertes sprachliches Grundgerüst braucht, um aktiv und selbständig an unserer Gesellschaft teilnehmen zu können. Deshalb ist diese Sprachförderung als Bausteinprogramm aufgebaut. (siehe auch www.farbenfrohe-sprachpalette.de/das-programm) Das Konzept Apropos Sprache Die Förderung der Sprache, Schriftsprache und der Sinneswahrnehmungen im Vorschulalter macht Spaß! Dies ist die zentrale Botschaft des Apropos Sprache- und Schriftsprachfördermaterials. Zugleich kann es als Training für die Vorläufer-Fähigkeiten im Lese- und Rechtschreibbereich eingesetzt werden und schließt so die Lücke zwischen Kindergarten und Grundschule. Ganz besonders profitieren von diesem anschaulichen und motivierenden Material Kinder mit Migrationshintergrund, da sie spielend und handelnd ihren Wortschatz erweitern. Auf vielfältige Art und Weise werden sie mit der deutschen Sprache vertraut gemacht und erobern sich diese über viele Sinneskanäle. Darüber hinaus zeigt Apropos Sprache kindgerecht auf, wie Lese-Rechtschreibförderung und das Entdecken der Schriftsprache bereits im Kindergarten beginnen kann. Ebenso kann es auch zur Förderung lese-rechtschreibschwacher und legasthener Kinder in der Grundschule oder außerschulischen Förderung eingesetzt werden (siehe auch www.apropos-sprache.de). Gefördert werden alle Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren im Kindergartenalltag. Die Vier- bis Sechsjährigen erhalten eine spezielle Förderung, wenn der Delfin4-Test zeigt, dass das erforderlich ist. Neben der ganzheitlichen Förderung in der Regelgruppe (25 Kinder) gibt es momentan eine Sprachfördergruppe mit sieben Kindern, vier Kinder werden im Rahmen der gemeinsamen Erziehung gefördert. Durchgeführt werden die Programme vom pädagogischen Fachpersonal der Tageseinrichtung. Die Förderung zielt auf die deutsche Sprache und wird mit öffentlichen Mitteln finanziert. Ort der Förderung und Kontakt: Katholischer Kindergarten St. Barbara Kappenberger Straße 16 Tel. (0231) 85 90 85 30 31

7.3 Sprachförderkonzept Ev. Kindergarten Märchenland Wir beteiligen uns an der Sprachentwicklung des Kindes im Sinne von bestmöglicher Förderung. Dazu steht uns ein breit gefächertes Repertoire an Möglichkeiten zur Verfügung: Eine von der Stadt Dortmund finanzierte Sprachambulanz wurde vor vielen Jahren für unsere Einrichtung genehmigt. In Absprache und mit dem Einverständnis der Eltern werden fünf Kinder einmal wöchentlich individuell von der Sprachtherapeutin gefördert, und das Kindergarten- Team wird kompetent beraten und unterstützt. Das Sprachförderprogramm nach Kon-Lab, welches sich zwei unserer Erzieherinnen durch eine Fortbildung angeeignet haben, wird für die Kinder, die im Delfin4-Test auffällig geworden sind, angewendet. Pro Gruppe gibt es ein Laptop, welches mit Sprachspielen aus dem Kon-Lab -Förderprogramm eingesetzt wird. Der BISC -Test, eine Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwäche, wird durch eine zertifizierte Erzieherin unseres Teams durchgeführt. Das Sprachschul-Training Hören, lauschen, lernen ist für Kinder gedacht, die bei dem BISC -Test auffällig geworden sind. Diese Fördermaßnahme wird von einer pädagogisch tätigen Mitarbeiterin übernommen. Das gruppenübergreifende Projekt Bewegung und Sprache, das für vorwiegend sprachauffällige Kinder eine zusätzliche Unterstützung bietet, wird durchgeführt. Alle vier- bis fünfjährigen Kinder besuchen im 14-tägigen Rhythmus als Bücherei-Gruppe unsere Gemeindebücherei, um dort mit der großen Auswahl an Kinderliteratur vertraut zu werden. Die aus Delfin4 resultierende Fortbildung wird mit öffentlichen Geldern und die Sprachambulanz von der Stadt Dortmund finanziert. Ort der Förderung und Kontakt: Evangelischer Kindergarten Märchenland Gretelweg 5 Tel. (0231) 4 76 20 05 32 33

7.4 Sprachförderkonzept Elterninitiative Rappelkiste In der eingruppigen Elterninitiative Rappelkiste e.v. in Dortmund- Brechten praktizieren wir die ganzheitliche Sprachförderung. Diese soll die Kinder mit all ihren Sinnen ansprechen. Die Kinder müssen Wörter riechen, schmecken, fühlen und erleben können; zugleich muss ihr Entdeckerdrang, ihre Bewegungsfreude, ihre Neugier befriedigt und ihr soziales Lernen gefördert werden. Die Förderung in unserem Kindergarten gliedert sich in drei große Bereiche: Hierzu zählt die Arbeit unserer Mitarbeiterin Alexandra Henter. Sie arbeitet mit zwei Kleingruppen jeweils einmal in der Woche zusammen. Die Kinder zurzeit werden insgesamt fünf gefördert sind zwischen vier und sechs Jahren alt. Es handelt sich um Kinder, die beim Delfin4-Test Schwächen in der Umsetzung von Sprache gezeigt haben. Gefördert werden Wortschatz, Artikulation und Erzählfähigkeit. Hierfür steht unter anderen Material aus dem Finken Verlag zur Verfügung. Wir stellen auch eigene Sprachspiele wie Tiermemory, Domino, Lotto oder Bingo her und spielen mit der Pustebahn um die Mundmotorik zu fördern. Große Unterstützung bei der Auswahl der Materialien haben wir durch die logopädische Praxis Melanie Thiemann in Lünen, in der wir auch regelmäßig an der Fortbildungsmaßnahme Sprachfördernetzwerk teilnehmen. Ort der Förderung und Kontakt: Brechtener Kindergarten Rappelkiste e. V. Evinger Straße 600 Tel. (0231) 80 39 39 1. Das Lernen am Modell. Erwachsene und andere Kinder sind Sprachvorbilder, von denen Kinder lernen. 2. Das Erlernen der Sprache in Alltagssituationen und im Freispiel. 3. Die gezielte Förderung der Kinder in einem gelenkten pädagogischen Angebot. 34 35

7.5 Kindergarten Elterninitiative Sonnenkinderhaus e. V. 7.6 Sprachförderung im Kindergarten Rumpelwichte e. V. Die Einrichtung bietet ein Sprachförderorientierungsprogramm nach Delfin4 an (siehe auch Beitrag zu Delfin4). Unabhängig vom Testergebnis werden bei uns alle Kinder sprachlich gefördert. Darüber hinaus fördert die Einrichtung mit ihrem Programm bereits Kinder von zwei Jahren bis zur Einschulung mit sechs Jahren. Jede Woche sind etwa zwei Stunden reserviert, um in Kleingruppen von zwei bis sechs Kindern die einsprachige Förderung zu gewährleisten. Das Förderkonzept beinhaltet systematische Sprachübungen im Bereich des Wortschatzerwerbs, zur Schulung der Grammatik, im Bereich des Erzählens und der Artikulation sowie alltagsintegrierte Sprachübungen. Die Finanzierung erfolgt durch öffentliche Mittel. Ort der Förderung und Kontakt: Elterninitiative Sonnenkinderhaus e. V. Kindergarten (Nebenraum) Alter Heideweg 31 Tel. (0231) 85 56 97 Die sprachliche Förderung in der Einrichtung findet regelmäßig in Stuhlkreisen mit Fingerspielen und Sprachförderspielen statt. Besonderer Wert wird auf Leseförderung und Sprachspiele gelegt. Hinzu kommt eine individuell an die Kinder angepasste logopädische Förderung für Kinder mit Sprachdefiziten. Alle Kinder werden im Sinne eines Sprachbades täglich gefördert. Die Logopädin steht für eine Zeitstunde täglich innerhalb der Gruppe zur Verfügung. In dem Kindergarten werden in der Gruppe von 21 Kindern drei Kinder integrativ mit Einzelförderung unterstützt. Die Förderung wird von Erzieher/ -innen und der Logopädin durchgeführt und zielt auf die Förderung der deutschen Sprache. Die Logopädin wird aus den Mitteln für Sprachförderung finanziert. Ort der Förderung und Kontakt: Kindergarten Rumpelwichte e. V. Grävingholzstraße 59 Tel. (0231) 85 72 05 36 37

8. Rucksack in der KiTa Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich Das Programm richtet sich an zugewanderte Mütter, deren Kinder drei bis sechs Jahre alt sind und eine Tageseinrichtung für Kinder besuchen. Ziel des Rucksack-Programms ist es, mehrsprachig aufwachsende Kinder umfassend zu fördern: Die Eltern fördern ihre Kinder in ihrer Herkunftssprache. Die Kindertageseinrichtung fördert die Kinder in der deutschen Sprache. Beide haben die allseitige Förderung der Kinder im Auge. In wöchentlichen Treffen bereiten sich die Eltern, zumeist Mütter, darauf vor, mit ihren Kindern Themen des Kindergartencurriculums spielerisch in ihrer Herkunftssprache zu bearbeiten. Darüber hinaus werden Erziehungsprobleme und Fragen an das Bildungssystem angesprochen. In den Gruppen findet ein überaus lebhafter Austausch statt. Für zu Hause bekommen die Mütter Hausaufgaben, sie sollen z. B. gemeinsam mit ihren Kindern basteln, vorlesen, malen, singen und backen. Auch die Väter entwickeln oft Interesse an den Aktivitäten und machen neugierig mit. Mit der Müttergruppe koordiniert die Tagesstätte ihr Konzept, wie die Zweitsprache vermittelt werden kann. So kann sie darauf bauen, dass die Kinder bereits zu Hause das Weltwissen und die sprachlichen Fähigkeiten in der Herkunftssprache erworben haben. Auf dieser Basis kann das Lernen der deutschen Sprache gut gelingen. Die Kursleiterinnen der Müttergruppen sind selber zugewanderte Frauen, die sich engagiert für ihre Gruppen einsetzen. Sie und auch die Erzieher und Erzieherinnen werden in regelmäßigen Treffen von der RAA fortgebildet und bei ihrer Arbeit begleitet. Auf der Grundlage von Achtung und Respekt werden die Erziehungskompetenzen der Eltern gestärkt. Gleichzeitig erfahren die Kinder durch die Förderung die Wertschätzung ihrer Herkunftssprache. Finanziert werden die Gruppen durch die RAA und den Aktionsplan Soziale Stadt. Die Eltern zahlen einen kleinen Beitrag für Material. Orte der Förderung: FABIDO-TEK Rotbuchenweg Rotbuchenweg 147 FABIDO-Familienzentrum Probstheidastraße Probstheidastraße 2 Kontakt: RAA Dortmund Burgholzstraße 150 44145 Dortmund Tel. (0231) 50-2 63 13, (0231) 50-2 58 30 FABIDO-TEK Börgerhoffweg Börgerhoffweg 3 FABIDO-Familienzentrum Steiermarkstraße Steiermarkstraße 69 Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund 38 39

9. Lesebrücke Okuma Köprüsü Engagierte Lesemütter als Lese-Tandems lesen Kindern zurzeit in vier städtischen Kindertageseinrichtungen jede Woche eine neue interessante Kindergeschichte in den Sprachen Deutsch und Türkisch vor, wobei die eine Lesemutter die Geschichte in deutsch und die andere in türkisch vorliest. Die Lese-Tandems wechseln sich immer wieder ab Seite für Seite oder aber Sinn-Abschnitt für Sinn-Abschnitt, wobei durch diese Methode die Konzentration und die Spannung bei den Kindern stets aufrecht gehalten werden kann. Die Lesemütter stellen auch an passenden Stellen immer wieder Zwischenfragen und wenden die geeignete Gestik und Mimik an, um ein entsprechendes Verständnis zu gewährleisten sowie die richtige Stimmung zu schaffen. So können Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren einen spielerischen Umgang mit der Sprache erleben und Begeisterung für Bücher spüren. Seit 2010 lesen ausgebildete Lesepatinnen in vier Kindertageseinrichtungen in Eving, Kemminghausen und Lindenhorst altersgemäße Geschichten vor und bauen so ihre Brücken. Der türkische Elternverein Dortmund e. V. (DOTEV) hat dieses Projekt in Kooperation mit der RAA Dortmund und mit der Aktionsraumbeauftragten für Eving, Lindenhorst und Kemminghausen im Rahmen des Aktionsplanes Soziale Stadt ins Leben gerufen. Das Projekt Lesebrücke Okuma Köprüsü wird nicht nur von den Kindern und von Erziehern/-innen und Leitungen der Kindertageseinrichtungen mit Begeisterung aufgenommen, sondern auch von Müttern, die die Lesepatinnen z. B. nach geeigneten zweisprachigen Kinderbüchern fragen, um ihren Kindern auch zu Hause entsprechende Geschichten vorzulesen. Das Projekt wird finanziert aus dem Aktionsplan Soziale Stadt. Orte der Förderung: Städtische Tagesseinrichtungen für Kinder (TEK): FABIDO-TEK Preußische Straße FABIDO-TEK Fröbelweg Preußische Straße 183 Fröbelweg 1 3 FABIDO-TEK Rotbuchenweg FABIDO-TEK Börgerhoffweg Rotbuchenweg 147 Börgerhoffweg 3 Kontakt: DOTEV Türkischer Elternverein Dortmund e.v. Dortmund Türk Veliler Dernegi e.v. Frau Dr. Aysun Aydemir (Vorsitzende) Burgholzstraße 150 44145 Dortmund Tel. 0176-49 27 28 70 Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund 40 41

Schulkinder 10. Sprachbildung an Evinger Schulen Brechtener Grundschule Graf-Konrad-Grundschule Herder-Grundschule Osterfeldgrundschule Ketteler-Grundschule Elisabeth-Grundschule Minister-Stein-Schule Max-Wittmann-Schule Hauptschule Am Externberg Theodor-Heuss-Realschule Heisenberg-Gymnasium In allen Evinger Grundschulen werden so wie es die Richtlinien für alle Fächer in der Grundschule vorschreiben die deutsche Sprache und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) gefördert. Auch die weiterführenden Schulen haben Sprachförderung vor allem im Deutschunterricht auf dem Lehrplan. Darüber hinaus bieten die Schulen zusätzliche Förderangebote zur sprachlichen Bildung an. Sprachbildungsschulnetzwerk Sechs Schulen bilden seit Mai 2011 ein Netzwerk Durchgängige Sprachbildung am Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule. Dieses Netzwerk hat zum Ziel die Sprachbildung für jedes Kind von der ersten Klasse an bis in die weiterführende Schule hinein zu dokumentieren und in allen Fächern zu fördern. Beteiligt sind fünf Evinger Schulen: Herder-Grundschule Graf-Konrad-Grundschule Hauptschule Am Externberg Theodor-Heuss-Realschule Heisenberg-Gymnasium Anne-Frank-Gesamtschule aus der Nordstadt. Das Netzwerk verbindet die beiden Projekte Schulen im Team und Dortmunder Modell und ist als neuntes Schulnetzwerk an die bereits bestehenden acht Schulnetzwerke von Schulen im Team Transferregion Dortmund angebunden. Die Projekte werden gemeinsam von der Stiftung Mercator und der Stadt Dortmund getragen. Alle Netzwerkschulen des Netzwerk 9 beteiligen sich am Dortmunder Modell Sprachliche Kompetenz. Zwei Beispiele für schulische Sprachbildungsmaßnahmen werden im folgenden Kapitel vorgestellt. 42 43

10.1 Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an der Minister-Stein-Schule Die Minister-Stein-Schule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Etwa 34 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund. Aufgrund des erhöhten sprachlichen Förderbedarfs ist es für diese Kinder schwieriger, dem Unterricht zu folgen. Der aktive Sprachgebrauch, die Sprechsicherheit und der Sprechrhythmus sind eingeschränkt. Seit dem Schuljahr 2010/11 wird das Förderprogramm Deutsch als Zweitsprache an der Minister-Stein-Schule durchgeführt. Es findet klassen- und fächerübergreifend statt. Zurzeit gibt es drei Gruppen jeweils eine in der Unter-, Mittel- und Oberstufe. In jeder Gruppe nehmen ca. acht Schülerinnen und Schüler an diesem Programm teil. In der Unterstufe geht es vor allem darum, den passiven und aktiven Wortschatz zu erweitern. Die Mittelstufe arbeitet an der grammatikalischen Sicherheit (Artikelzuordnung, Ableitungen). Die Oberstufe entwickelt Kommunikationsstrategien, z. B. in Richtung Bewerbungsgespräch. Wichtig ist vor allem die Verzahnung der Unterrichtsinhalte und des DaZ-Programms, indem Themen aus dem Unterricht vertieft und aufgegriffen werden. Die TU Dortmund, deren Studierende das Projekt an der Schule durchführen, und die Stiftung Mercator als Geldgeber sind Kooperationspartner. Ort der Förderung und Kontakt: Minister-Stein-Schule Gretelweg 35 37 Tel. (0231) 47 73 71-0 44 45

10.2 Sprachbildung am Heisenberg-Gymnasium Besonders begabten und interessierten Schülerinnen und Schülern des Heisenberg-Gymnasiums wird in den Jahrgängen 5 12 eine zweisprachige (bilinguale) Klasse Englisch-Deutsch angeboten. Dieser erweiterte Fremdsprachenunterricht wird im Fach Englisch und in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern durchgeführt. Ziel ist die erweiterte Fremdsprachenkenntnis und die Verbesserung der Möglichkeit, an Universitäten im Ausland zu studieren. Darüber hinaus organisiert die Schule Angebote, um die Lese-, und Schreibfähigkeit in der deutschen Sprache zu fördern (zum Beispiel Teilnahme an Vorlese- und Literaturwettbewerben, Zeitungsprojekten und Bibliotheksbesuchen). Die Teilnahme an den Projekten Sprache verbindet und Dortmunder Modell wurde an anderer Stelle in dieser Broschüre erwähnt. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass es in jedem Unterrichtsfach unerlässlich ist, die (Fach-) Sprache möglichst gut zu beherrschen, um Aufgaben und Texte zu verstehen, gibt es im Jahrgang 5 für alle Schülerinnen und Schüler eine Förderstunde Sprache. Diese verfolgt das Ziel, allgemeine, fachsprachliche und methodische Grundlagen bei den Schülerinnen und Schülern für ein erfolgreiches (Sprachen-) Lernen an der Schule zu legen. In den Jahrgängen 7 und 8 richtet die Schule aus den Mitteln des Integrationszuschlages (Lehrerstellenzuschlag des Landes NRW für Schulen mit hohem Migrationsanteil) ein Förderband Sprachförderung ein. Diese Sprachförderung wird durch Fachlehrer/-innen verschiedener Fächer erteilt. nur die schwächeren, sondern auch die stärkeren Schülerinnen und Schüler profitieren von diesem Unterricht, denn sie wiederholen und festigen die Inhalte der unteren Jahrgänge. Ort der Förderung und Kontakt: Heisenberg-Gymnasium Preußische Straße 225 Tel. (0231) 47 73 74-0 Hohes Engagement zeigen ca. 35 Schülerinnen und Schüler aus höheren Klassen als Schüler-Paten. Sie helfen in einer 1:1-Fördersituation jüngeren Schülerinnen und Schülern, die in einem Fach auch in sprachlichen Fächern Schwierigkeiten haben, einmal in der Woche unentgeltlich. Nicht 46 47