PROPHYLAXE in der ZAHNHEILKUNDE - Vorlesung Prävention und Gesundheitsförderung im Bereich der Zahnheilkunde: Erfolge sind möglich! m Dienstag 1. Juli 2008 - Abt. Medizinische Psychologie Arbeitsbereich Zahnmedizinische Psychologie - unter Mitarbeit von Dr. Lena Schwabe Abt. Zahnärztliche Prothetik der MHH Thomas Schneller - S. 1 PROPHYLAXE in der ZAHNHEILKUNDE Welche Erkrankungen gibt es in der Zahnmedizin? Wie häufig kommen sie vor? Wann und wie entstehen sie? Wie kann man sie vermeiden? Warum gelingt dies in vielen Fällen, aber nicht immer? Bezug Zahnmedizin - Humanmedizin Thomas Schneller - S. 2 Prävention von Munderkrankungen 1
AUFBAU des gesunden ZAHNES Schmelz Dentin Zahnkrone Gingiva Pulpa Zahnwurzel Zement mit Faserapparat Gefäß-Nerven-Bündel Alveolarfortsatz Thomas Schneller - S. 3 Zahnentwicklung 25. Gravitätswoche 9. Lebensmonat Milchgebiss 2. Lebensjahr 6. Lebensjahr Wechselgebiss 9. Lebensjahr 12. Lebensjahr Dauergebiss Thomas Schneller - S. 4 Prävention von Munderkrankungen 2
AUFBAU des gesunden GEBISSES Milchgebiss: 20 Zähne (pro Quadrant 5) je 2 Milchzähne 1 Eckzahn 2 Backenzähne (Molaren) Bleibendes Gebiss: 28 Zähne (pro Quadrant 7) je 2 Milchzähne 1 Eckzahn 2 Prä-Molaren 2 Molaren ( 1 Weißheitszahn ) Thomas Schneller - S. 5 PROPHYLAXE in der ZAHNHEILKUNDE Thomas Schneller - S. 6 Prävention von Munderkrankungen 3
Messung / Befunderhebung Milchgebiss: dmf-t d = decayed / zerstört m = missing / fehlend f = filled / gefüllt bezogen auf 20 t = teeth / Zähne Bleibendes Gebiss: DMF-T oder DMF-S bezogen auf 28 T = teeth / Zähne oder auf den gemessenen S = surfices / Flächen Thomas Schneller - S. 7 Befunderhebung / Dokumentation Thomas Schneller - S. 8 Prävention von Munderkrankungen 4
Entwicklung Kariesindex 1983-2005 Jahr Studie DFMT bei 12-Jährigen 1983 A5-Studie 6,8 (ABL) 1989 DMS I 4,1 1992 DMS II 3,3 1997 DMS III 1,4 (ABL) 2,6 (NBL) 2000 DAJ-Studien 1,2 1,6 2005 DMS IV 0,7 1,1 Damit verbesserte sich die Mundgesundheit von 12-J. seit 1980 um fast 80%! Ein Erfolg der Vorbeugung! Thomas Schneller - S. 9 Karies bei 12-J. in Abhängigkeit von der Fissurenversiegelung Gesamtdurchschnitt Kariesbefall 0,7 DMFT ohne Fissurenversiegelung mit Fissurenversiegelung 1,1 DMFT 0,6 DMFT 72 % haben mindestens eine Fissurenversiegelung an den Zähnen Thomas Schneller - S. 10 Prävention von Munderkrankungen 5
PROPHYLAXE in der ZAHNHEILKUNDE Welche Erkrankungen gibt es in der Zahnmedizin? Karies (Zahnfäule) Gingivitis / Parodontitis (Zahnfleischentzündungen) Erosionen (Säureschäden) Bruxismus und Habits Kieferfehlstellungen Kiefer- und Gesichtsschmerzen Mundschleimhauterkrankungen Tumore in der Mundhöhle Thomas Schneller - S. 11 Ätiologie der Karies Thomas Schneller - S. 12 Prävention von Munderkrankungen 6
Karies bei Kleinkindern (Ursachen): Biologische Faktoren: - Mikrostrukturelle Besonderheiten der Zähne - Mineralisationsstörungen - Fluoridverfügbarkeit - Aggressive Keimflora - Genetik Psychosoziale Faktoren: - Gesundheitsbewusstsein - Ernährungsverhalten - Hygieneverhalten - Inanspruchnahmeverhalten - Compliance - Gesundheitssystem Thomas Schneller - S. 13 Grenzen zahnmed. Prophylaxe Konsequenzen: Kinder können nichts dafür. Die Erziehungsberechtigten sind das Problem. Wie aber kann man überforderte Mütter erreichen? Welche prophylaktischen Methoden gibt es da? Motivational interviewing Fluoridierungsprogramme Fissurenversiegelung Thomas Schneller - S. 14 Prävention von Munderkrankungen 7
Kariesprädilektionsstellen Grübchen Fissur Zahnfleischsaum Approximalraum Zahnhals Wurzeloberfläche Thomas Schneller - S. 15 Kariesprophylaxe: Zähneputzen Zahnputzmethode 45 Modifizierte Bass-Technik Thomas Schneller - S. 16 Prävention von Munderkrankungen 8
Mundpflegeartikel Zahnseide Superfloss Zahnhölzchen Interdentalbürstchen Thomas Schneller - S. 17 Zahnerkrankungen und Sanierungsgrad bei 35-44-j. Erwachsenen in Abh. vom Bildungsstatus (2005) Schulbildung niedrig mittel hoch Kariesindex (DMFT) 23,0 20,1 19,3 Sanierungsgrad 94,2 95,3 96,4 Parodontitis 39,1 36,6 44,9 Fehlende Zähne 16,0 11,1 8,6 Quelle: IDZ: DMS IV (2006) Thomas Schneller - S. 18 Prävention von Munderkrankungen 9
PARODONTITIS = Zahnfleischentzündung Ursache: Bakterien im Zahnfleischsaum bzw. Zahnfleischtasche Thomas Schneller - S. 19 PARODONTITIS Messung mit Paro-Sonde: CPI-Index Community Periodontal Index Schwere Parodontitis: CPI-Index Grad 4 20 % der Erwachsenen! Normale Zahnfleischtasche bei Jugendlichen ½ - 2 mm Mittelschwere PAR: CPI-Index Grad 3 53% der 35 44-j. Erw.!! Quelle: IDZ 2006 DMS IV Thomas Schneller - S. 20 Prävention von Munderkrankungen 10
PARODONTITIS Symptom: Zahnfleischbluten Thomas Schneller - S. 21 PARODONTITIS (Vermutete) Folgen einer Parodontitis auf andere Organe: Thomas Schneller - S. 22 Prävention von Munderkrankungen 11
Vorbeugung in der Schwangerschaft Schwangerschaftsgingivitis Veränderungen der Gingiva ab dem 2. Monat Schwellungen der Gingiva Vermehrte Blutung Verbindung mit Plaque Schmerzen Schwangerschaftsepulis Bereits vor Schwangerschaft empfehlen, zum ZA zu gehen, besonders bei Vorliegen von Karies oder Parodontitis! Thomas Schneller - S. 23 Take home message Prävention in der Oralmedizin macht Sinn! Jährlich könnten Milliarden gespart werden. 1. Jeder Mensch hat ein orales Erkrankungsrisiko! 2. Die Ätiologien von Karies und Parodontopathien sind seit langem weitgehend bekannt. 3. Präventive Maßnahmen dagegen sind gut bekannt, wissenschaftlich fundiert und lassen sich leicht erlernen. 4. Mundpflege als Kulturgut wird von Eltern, Erzieherinnen und ZahnÄrztenInnen weiter gegeben. 5. Prävention ist viel kostengünstiger als Behandlungen (Kronen, Brücken, Implantate) und es erspart Schmerzen und Leid. Thomas Schneller - S. 24 Prävention von Munderkrankungen 12