Implementierung und Vergleich verschiedener Strategien zur Durchführung von Ethernet-Performancemessungen



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Transkript:

Implementierung und Vergleich verschiedener Strategien zur Durchführung von Michael Gernoth 1 Jochen Reinwand 1 Stephan Kraft 1 Verena Venus 2 Roland Karch 2 Ralf Kleineisel 2 Birgit König 2 1 Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg 2 Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes, Berlin 1. Dezember 2006

Einsatzgebiete Existierendes Messverfahren Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack

Einsatzgebiete Existierendes Messverfahren Einsatzgebiete Dienstgütebestimmung in lokalen Netzen auf Layer-2 verbundenen Weitverkehrsnetzen getunnelten Netzen Optimierung von Kommunikationswegen für Anwendungen im Echtzeitbereich (z.b. Videoübertragung im VIOLA-Projekt) Einsatz auf vorhandener Hard-/Softwareplatform

Einsatzgebiete Existierendes Messverfahren IPPM(IP Performance Metrics)-Messungen Layer-4-Messung mit UDP-Paketen Routerübergreifende Messungen möglich Einsatz zur Dienstgütebestimmung von Weitverkehrsnetzen (X-WiN, Internet)

Einsatzgebiete Existierendes Messverfahren Probleme Zeitstempelbestimmung im Userspace Messpaket durchläuft den kompletten Netzwerkstack mit Firewall Kontextwechsel verfälschen Messung Scheduling und Paging verfälscht Messung Lösung: neues Messverfahren auf Ethernet Layer-2

Layer-2-Messverfahren Layer-2-Messung mit eigenen Ethernet-Frames Nicht routbar Zeitstempelbestimmung auch im Systemkern Bestimmung des One-Way-Delays

Frameaufbau Überblick Ethernet Header Payload Sequenznummer Sendezeitstempel Informationen über Senderzeitquelle Informationen über eingesetzte Senderimplementierung Platz für Empfangszeitstempel Platz für Empfängerinformationen Variabler Datenbereich zur Paketgrößenvariation

Frameaufbau Überblick 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Zieladresse Quelladresse Typ 00:11:22:33:44:55 00:55:44:33:22:11 0x0815 Sequence time sent time src unsigned long struct timespec time src send precision send sarimi type send time src recv t precision t sarimi type t time src t precision recv sarimit type recv time received precision t sarimi type t struct timespec... data len data...... size t char[]

Kontextwechsel Dauer eines Kontextwechsels im Bereich 1µs 4µs auf moderner Hardware Mindestens 2,,kritische Kontextwechsel, falls Uhrzeit im Userspace bestimmt werden muss

Auflösung der Uhrzeit Uhrzeitfunktionen liefern Zeitstempel mit Mikrosekundenauflösung Zugriff auf xtime-kernelvariable bietet Nanosekundenauflösung, jedoch nur Millisekundengenauigkeit Nanosekundengenauigkeit wünschenswert, aber im Moment nicht erreichbar

Zeitsynchronisierung Einwegmessung, daher genaue Zeitbestimmung an beiden Messpunkten nötig Echtzeituhren der an der Messung beteiligten Rechner müssen so synchron wie möglich laufen Dies wird durch GPS-Empfänger an jeder Messstation erreicht

Implementierungen (libnet & libpcap)

: Vorteile Einfache Implementierung Portabel auf andere Betriebssysteme

: Nachteile Paketgenerierung mit Zeitstempel im Userspace Viel (unnötiger) Programmcode in zeitkritischen Abschnitten Bibliotheken nicht auf zeitkritische Anwendungen ausgelegt Sendezeit muss bestimmt werden, bevor das Paket in der Bibliothek gebaut und gesendet wird Empfangszeit kann erst bestimmt werden, wenn Paket die PCAP-Bibliothek durchlaufen hat

: Ablauf der Messung Userspace Kernelspace Netzwerk Bibliothekssender ntp_adjtime ioctl sendto recvfrom ioctl Bibliotheksempfänger ntp_adjtime

: Vorteile Empfangszeit kann bestimmt werden, sobald Paket den Userspace erreicht Sendezeit kann direkt vor Paketversand ermittelt werden 2 kritische Kontextwechsel weniger gegenüber der bibliotheksbasierten Implementierung Bis zu einem gewissen Grade portabel

: Nachteile Paketgenerierung mit Zeitstempel im Userspace Transfer des ausgefüllten Pakets vom Userspace in den Kernel

: Ablauf der Messung Userspace Kernelspace Netzwerk Raw Socket Sender ntp_adjtime sendto Raw Socket Empfänger recvfrom ntp_adjtime

: Vorteile Zeitkritische Aufgaben können im Kernel durchgeführt werden Sehr einfache Ansteuerung des Kernel-Moduls aus dem Userspace Kontextwechsel bei Transfer des Pakets zwischen User- und Kernelspace wirkt sich nicht auf die Messgenauigkeit aus Sobald Nanosekundengenauigkeit im Kernel verfügbar, kann diese genutzt werden

: Nachteile Änderungen am Linux-Kernel können evtl. Änderungen des Mess-Moduls bedingen Nicht portabel

: Funktionsweise Implementierung als neue Ethernet-Adressfamilie Senden: Übergabe eines teilweise ausgefüllten (Sequenznummer) Mess-Pakets und Ziel-MAC an den Kernel Ausfüllen der Sendezeit/-parameter im Kernel direkt vor dem Senden (optional bei gesperrten Interrupts) Empfangen: Ausfüllen der Empfangszeit/-parameter im Kernel bei gesperrten Interrupts direkt nach dem Empfang Übergabe des vollständig ausgefüllten Mess-Pakets an den Userspace

: Ablauf der Messung Userspace Kernelspace Netzwerk Kernelmodul Sender getnstimeofday dev_queue_xmit Kernelmodul Empfänger sarimi_rcv getnstimeofday

Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack Vergleich von Layer-2- mit IPPM Layer-2 haben schärfer begrenzten Hauptbereich streuen weniger haben kleinere Ausreißer liegen auf der gleichen Messstrecke deutlich unter den IPPM-n Typ der Messung Hauptband Streuung maximale Ausreißer Layer-2 11µs 14µs 11µs 25µs 40µs IPPM 24µs 30µs 24µs 62µs 120µs

Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack 120 Layer-2-Messung IPPM-Messung 100 80 Zeit (us) 60 40 20 0 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 Sequenz

Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack Vergleich der Layer-2-Implementierungen Kernelmodul bietet beste Genauigkeit Bibliotheksimplementierung hat größte Streuung und ein,,ausreißerband um 140µs Implementierung Hauptband Streuung maximale Ausreißer Kernelmodul 45µs 50µs 45µs 61µs 90µs Raw-Socket 47µs 53µs 46µs 63µs 70µs Bibliothek 51µs 55µs 50µs 69µs 131µs 146µs

Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack 180 160 140 Zeit (us) 120 100 80 60 40 0 Kernel 18000 Raw-Sockets 36000 Bibliothek 54000 Sequenz

Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack Weitere Bestimmung der im Netzwerkstack auftretenden Verzögerungen Länge eines Kontextwechsels Eignung spezieller Hardware für gewisse Aufgaben

Vergleich von Layer-2- mit IPPM-Messungen Layer-2-Implementierungsvergleich Weitere Netzwerkstack Im Netzwerkstack verbrachte Zeit Prozessor Freescale 7447A 1,33GHz (ppc) Intel CoreDuo 1,66GHz (x86) Intel P4 1,6GHz (x86) AMD Geode 266MHz (x86) Kernelmodul Raw-Socket libnet/libpcap NIC-Modul NIC-Userspace NIC-Userspace NIC-Userspace 1µs 3µs 6µs 20µs 6µs 17µs 7µs 24µs 1µs 3µs 14µs 30µs 12µs 27µs 16µs 33µs 5µs 31µs 17µs 104µs 16µs 98µs 20µs 106µs 25µs 51µs 115µs 219µs 106µs 216µs 113µs 810µs NIC = Zeitstempel im Netzwerkkartentreiber Kontextwechsel haben Einfluß auf die Messgenauigkeit Codegröße hat Einfluß auf die Messgenauigkeit (Cache-misses)

Fazit Genaue Messung auf Ethernet Layer-2 möglich Verfügbar auf verbreiteter Hard-/Softwarekombination (x86/linux 2.6) 3 Implementierungen mit unterschiedlicher Genauigkeit Architekturspezifische Eigenheiten haben Einfluss auf das Ergebnis

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!