LLP/ERASMUS 2012/13 Zeitraum: WS Gastland: Spanien Gastuniversität: Universidad del País Vasco Programm: Erasmus via Fachbereich 10 studierte Fächer an Gasthochschule: Spanische Sprache und Kultur Name: Email: Datum: 07.05.2013 LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS BERICHT (ausformulierte Version) Vorbereitung Als ich im Dezember 2011 meine Erasmus-Bewerbungsunterlagen einreichte, waren vorher viele Besuche bei dem zuständigen Koordinator notwendig, der mir alle meine Fragen gut beantwortet hat und mich sehr gut auf die Zeit im Ausland vorbereitet hat. Nachdem ich dann Ende Februar 2012 meine Zusage bekam war das der Startschuss für mich, meine laufenden Verträge und meine Wohnung zu kündigen um die Kündigungsfrist nicht zu verpassen. Es stellte sich als eine Herausforderung heraus, meine Möbel für diesen Zeitraum unterzustellen, denn einen zusätzlichen Raum anmieten war undenkbar aus finanziellen Gründen. Ich wusste, ich werde in Spanien jedes zusätzliche Geld gut gebrauchen können. Danach habe ich direkt meinen Flug nach Bilbao, den nächstgelegenen Flughafen gebucht. Leider habe ich den Fehler gemacht, ein One-Way-Ticket zu kaufen, das mich rund 240 uro kostete und einen Stopp in Paris beinhaltete, obwohl ich wusste, dass ich über Weihnachten nach Deutschland zurückkommen werde. (Es gibt für Frühbucher Lufthansa-Direktflüge von Frankfurt am Main nach Bilbao für günstige 140 uro!) Von daher empfehle ich, direkt ein gewöhnliches Flugticket zu kaufen, das heißt Hinreise zu Semesterbeginn und Rückreise an Weihnachten. Um nach Weihnachten zurück zu kommen empfehle ich wieder ein gewöhnliches Ticket zu kaufen, Hinreise nach Weihnachten und Rückreise die endgültige Rückkehr. Anfang März habe ich dann den Antrag auf Auslandsbafög gestellt, wusste aber schon, dass ich einige geforderte Unterlagen, wie z.b. der Mietvertrag meiner Wohnung in Spanien erst nach meiner Ankunft einreichen kann. Doch wenn man dem zuständigen Sachbearbeiter schriftlich mitteilt, dass man alle Unterlagen sofort nach Erhalt einschickt, dann kann man trotzdem ab dem ersten Semestertag mit einer Zahlung rechnen. Im Juli,
nachdem ich den Semesterbeitrag für das Wintersemester bezahlt hatte, habe ich den Antrag auf Rückerstattung meines RMV-Tickets gestellt, denn ich werde nachweislich nicht im vor Ort sein. Doch für eine Rückerstattung soll man einen Urlaubssemesterantrag im Studierendensekretariat einreichen. Um diesen genehmigen zu dürfen war ein Schreiben von meinem Fachbereich notwendig, das bestätig, ein Auslandssemester sei eine hilfreiche Ergänzung zum Studiengang. Danach habe ich sehr unproblematisch das Geld zurückbekommen! Vorsicht: ich bin Anfang Februar 2013 aus Spanien zurückgekehrt und habe wegen des Urlaubssemesters den Anspruch Inlandsbafög für die Monate Februar und März verloren. Aus Kulanzgründen gingen bei mir trotzdem Zahlungen ein. Natürlich ist es wichtig, im Ausland krankenversichert zu sein. Ich habe mehrere Fälle von Brüchen und sonstigen Krankheiten erlebt, wo wirklich ein Arztbesuch notwendig war. Ein Anruf bei der eigenen Krankenkasse um zu erfahren war ausreichend um mich für den Kooperationspartner meiner Krankenkasse zu entscheiden. Ich habe Informationsmaterial zugeschickt bekommen, den Vertrag ausgefüllt, ihn abgeschickt und direkt für den vollen Zeitraum bezahlt. So war ich für den gesamten Aufenthalt krankenversichert. Da ich in Deutschland Kundin bei der Volksbank bin, habe ich mich dort erkundigt, ob sie einen spanischen Kooperationspartner haben, was leider nicht der Fall war. Die Erfahrungsberichte anderer Studenten haben mir empfohlen, das so genannte junge Konto bei der Deutschen Bank zu eröffnen. Es ist für Studenten und ein Konto bei der deutschen Bank ist sehr praktisch, denn selbst im Ausland gibt es in jeder größeren Stadt eine Filiale. Natürlich ist der Nachteil, dass man dann nur dort Geld abheben soll. Die Erasmus-Studenten aus anderen Ländern hatte alle eine Kreditkarte mit der sie überall Geld abheben konnten, was sich immer wieder als sehr praktisch erwies. Im Mai habe ich mit meinem Koordinator mein Learning-Agreement ausgefüllt, das heißt ich habe mir interessante Kurse mühevoll im alten Vorlesungsverzeichnis der Gasthochschule ausgesucht, die vom Koordinator unterschreiben lassen und dann nach Spanien geschickt. Ich nachhinein musste ich feststellen, dass das Learning-Agreement eine reine Formalität ist. Von fünf ausgesuchten Kursen konnte ich lediglich einen besuchen, denn in Spanien finden alle Veranstaltungen zwei Mal statt. Alle von mir ausgesuchten Kurse haben sich überschnitten. Deshalb empfehle ich in Deutschland vom Koordinator irgendwelche Kurse unterschreiben zu lassen und sich vor Ort mit den Kursen zu beschäftigen. Das erspart Mühe und Wut. Mit dem weggeschickten Learning- Agreement habe ich automatisch Kontakt zur Gasthochschule aufgenommen und wurde per Email begrüßt. Nach meiner Ankunft hat man mich immer wieder per Email kontaktiert, daher ist es wichtig, regelmäßig die Mails zu lesen und nicht nur zu überfliegen. Da ich mich zu Beginn meines Auslandaufenthalts in meinem akademischen siebten Semester befand, sah ich eine außerordentliche sprachliche Vorbereitung nicht als notwendig an. Vor Ort gab es die Möglichkeit, an einem Sprachunterricht nur für Erasmus-
Studenten teilzunehmen. Auch ohne die Teilnahme an diesem Kurs kam ich mit meinen Kenntnissen hervorragend zurecht. Die Einschreibung an der Gasthochschule erfolgte zwei Wochen nach Beginn des Semesters. Hierzu plante ich circa eine halbe Stunde mit Wartezeit ein. Letztendlich dauerte es mit Wartezeit rund zwei Stunden, denn alle Studenten dieser Universität wurden aufgefordert sich gleichzeitig einzuschreiben, was eine allgemeine Unruhe und Hektik auslöste. Die Mitarbeiter hatten nun mal viel zu tun. Wohnen und arbeiten in Vitoria-Gasteiz Um bis zum Einzug in eine Wohnung nicht auf der Straße schlafen zu müssen habe ich mir für die ersten sechs Nächte ein Hotel genommen. Da alle Erasmus-Studenten erfahrungsgemäß nach der dritten Nacht spätestens in eine Wohnung einziehen, langen maximal vier Nächte in einem Hotel. Die Gasthochschule bietet einen Wohnungsservice im Vicerectorado an, das heißt sie hat eine Sammlung von freien Wohnungen, Mitarbeiter rufen dort an und machen einen Besichtigungstermin aus. Von daher ist es recht einfach und man findet sehr schnell eine Wohnung. Vorsicht: die meisten Vermieter vermieten ihre Wohnungen nur für ein Jahr. Hier sind hohe Überzeugungskünste notwendig! Eine Arbeit zu finden ist sehr schwierig. Deutsche werden meist nur in Sprachschulen eingestellt. Ein Autochthoner verriet mir, dass spanische Chefs lieber Spanier einstellen, wofür ich durchaus Verständnis habe, aber als er sagte, die Deutschen seien reich genug und müssten während dem Studium nicht nebenbei arbeiten musste lachen und einfach nur schweigen. Hierzu ist zu sagen, dass die meisten Spanier in Vitoria-Gasteiz noch keinen Deutschen persönlich getroffen haben und es sehr merkwürdig finden, aus dem Mund eines Deutschen zu hören, dass ich fast keine Studenten ohne Nebenjob kenne. Das Studium an der Uni An der Universität sind alle sehr nett und nehmen die Erasmus-Studenten gut auf, doch wenn es um die Kurse geht, kann ich aus Sicht einer Frankfurter Studentin sagen: in Frankfurt ist alles besser. Nach circa einem laufenden Monat des Semesters bekommen die Erasmusstudenten ihren Studentenausweis, mit dem man sich in der Bibliothek Bücher und Filme ausleihen kann und in Museen eine Vergünstigung bekommt. Ein Erasmusstudent muss sich in der Bibliothek von einem Mitarbeiter in eine Kartei eintragen lassen damit man Bücher ausleihen kann, das heißt wenn man an seinem ersten Bibliothekstag nur schnell ein Buch ausleihen möchte, dann sollte man Zeit
mitbringen. Apropos: Zeit ist das Stichwort! Egal wo man in Spanien hingeht sollte man möglichst so viel Zeit mitbringen wie man hat. Schnell funktioniert gar nichts, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Wäre ich darauf vorbereitet gewesen, dann hätte mich das nicht gestört. Sehr empfehlenswert ist der Ausflugskurs, der nur für Erasmus-Studenten angeboten wird. Man macht über das Semester verteilt fünf Tagesausflüge, erlebt sehr Schönes und muss für die ECTS am Ende nur pro Ausflug ein Gruppen-Essay schreiben. Transportmittel und Beförderung Als ich die Erfahrungsberichte der Kommilitonen gelesen habe, wurde immer wieder von einem kostenlosen sehr gut funktionierenden Fahrradverleihsystem berichtet, das mich sehr begeisterte, da ich eine leidenschaftliche Radfahrerin bin. Leider wurde während meines gesamten Aufenthalts das System von Schlüssel auf Schlüsselkarte umgestellt, sodass ich überhaupt nicht fahren konnte. Des Weiteren gibt es die Linienbusse und eine Straßenbahn. Wenn man weiter von der Uni entfernt wohnt empfehle ich eine BAT zu kaufen. Das ist eine Art Fahrkarte, die wie eine Prepaid-Handykarte funktioniert. Deswegen ist sie auch übertragbar oder mehrere Personen können mit einen fahren. Als Fahrgast ohne BAT muss man bei jedem Betreten des Busses 1,10 uro zahlen. Mit einem BAT wir bei einem Umstieg nur ein Betrag von ca 0,12 uro berechnet. Die BAT lohnt sich auf jeden Fall. Da man sich in Spanien grundsätzlich eher mit Bussen als mit der Bahn fortbewegt, kann ich aus Erfahrung sagen, dass die Spanier ein sehr gutes Reise-Bus-System haben. Beispielsweise einen Kurztrip nach Frankreich, Portugal oder eine andere spanische Stadt kann man sehr einfach und kostengünstig planen. Finanzielle Aufwendungen In Deutschland bekomme ich den Bafög-Höchstsatz von circa 600 uro, Kindergeld in Höhe von circa 150 uro und arbeite. Durch Bafög durfte ich bis 31.12.2012 nur 400 uro und ab 1.1.2013 450 uro verdienen. Das macht im Jahr 2012 eine Summe von circa 1150 uro. Mit diesem Geld komme ich in Deutschland soweit gut aus. Meine Einnahmen in Spanien setzen sich wie folgt zusammen: Auslandsbafög: 700 uro und Kindergeld: circa 150 uro. Ehrlich gesagt reichen circa 850 uro nicht aus um einen Monat zu überleben, denn die Lebenshaltungskosten sind enorm hoch. Allein der Anteil, der monatlich an die Stadt Vitoria-Gasteiz geht um dort wohnen zu dürfen beträgt 40 uro. Da ich im Winter dort war, kamen die sehr hohehn Heizkosten dazu, sodass ich im
Dezember nur Miete und Nebenkosten (Bemerkung: am 23.12.2012 sind meine Mitbewohnerin und ich nach Deutschland geflogen!!!) von sagenhaften 456 uro. Ich habe im ersten Monat meine gesamten Ersparnisse aufgebraucht und habe mich vor meiner Rückkehr noch verschulden müssen. Für alle, die in Zukunft nach Vitoria-Gasteiz gehen: für mich bedeutete es einen finanziellen Ruin. Persönliches Fazit Ich habe in Vitoria-Gasteiz die schöne Zeit meines Lebens (bis jetzt) gehabt. Jedem, der einfach mal eine Auszeit braucht vom Leben in Deutschland lege ich ein Auslandssemester ans Herz. Diese Gelegenheit wird sich nie wieder ergeben! Nutzt sie. Ich habe dort drei ganz tolle Mädchen kennen gelernt. Zusammen mit ihnen und sechs anderen bildeten wir spaßeshalber die Familia Erasmus. Wir waren eine buntgemische Gruppe von drei Mexikanern, fünf Franzosen, einer Britin und mir als Deutsche. Seit Januar 2012 haben wir uns schon zwei Mal in Frankreich getroffen. Die nächste Zusammenkunft wird in Kürze in Vitoria-Gasteiz sein. Diese wunderbaren Menschen möchte aus meinem Leben niemals mehr wegdenken. Die gemeinsame Zeit hat uns so eng zusammenschweißen lassen, dass mir der Abschied eines der traurigsten Erlebnisse meines Lebens bereitet hat. Die Umgewöhnung in Deutschland fiel mir wirklich sehr schwer. Mein Tagesrhythmus brauchte zwei Wochen um wieder der Deutsche zu sein. Alles in allem möchte ich nur noch zuletzt loswerden: die Erasmusfalle, vor der ich vor meinem Aufenthalt in Spanien gewarnt wurde, wurde zur besten Zeit meines Lebens und nicht zu einem Alptraum. Viva País-Vasco!