Erfahrungsbericht China 2011/2012 Matthias Schlotfeldt
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis...2 1. Einleitung...3 2. Anreise...4 3. Hangzhou...4 3. Leben und Wohnen auf dem Yuquan-Campus...5 4. Lebenskosten...7 4.Studieren an der Zhejiang Universität...8 7. Fazit...9 2
1. Einleitung Warum in China studieren? Warum in Hangzhou leben und lernen? Der Beginn einer jeden Reise fängt meistens mit Fragen an. Beantworten kann man diese Fragen jedoch meistens erst, nachdem ein jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. In diesem Bericht erzähle ich nun von meinen eigenen persönlichen Erfahrungen und Gedanken, die ich während meines Studienaufenthaltes in China sammeln durfte. Ich hoffe, damit viele eurer eigenen Fragen beantworten zu können. Warum gerade in China studieren? Meines Erachtens ist China ein faszinierendes Land. Es ist nicht nur eines der größten Länder der Welt, sondern auch ein Land mit einer der ältesten Traditionen auf unserer Welt. China ist zudem ein Land der Differenzen und Widersprüche. Während man in den großen Millionenstädten wie Shanghai, Beijing und Hangzhou ein modernes China sieht, kann man im Inneren Chinas noch eine Lebensweise wie vor einigen tausend Jahren betrachten. Hangzhou selbst liegt ca. 200 km von Shanghai entfernt und ist mit 7.5 Millionen Einwohnern eine mittelgroße Stadt in China. Die Zheijiang Universität wurde 1897 gegründet und gilt in China als eine der renommiertesten Universitäten des Landes. Somit studiert man als Stipendiat an einer der besten Universitäten des Landes. Neben der hohen Studienqualität kann man auch in einer sehr schönen Stadt leben. Schon Marco Polo sagte damals über Hangzhou, dass es die schönste Stadt auf Erden sei. Auch wenn viele nicht unbedingt diese Meinung teilen insbesondere im Winter, kann man sagen, dass Hangzhou eine sehr schöne Stadt ist. Obwohl es eine Metropole ist, ist Hangzhou mit seinen vielen Bäumen und Pflanzen sehr grün. Auch über den berühmten Westsee hinweg hat Hangzhou viele schöne Landschaften zu bieten. Für mich war mein Studienaufenthalt in Hangzhou sehr lehrreich. Nicht nur an der Universität konnte ich sehr viel lernen, sondern auch über das Land und die Leute. Im Rahmen des Stipendiums habe ich am Chinese Language and Culture Programm teilgenommen. Das Programm ist sehr intensiv und vielfältig. Es eignet sich besonders gut zum erlernen der Chinesischen Sprache und Schrift. Vorausgesetzt, man investiert dieselbe Zeit auch nach den Kursen, kann man große Sprünge im Chinesischen machen. Ohne größere Vorkenntnisse (dazu zählt leider auch nicht ein vorheriger Sprachkurs an der Universität) ist man nach einem Jahr in 3
China auf dem Niveau, sich mit Muttersprachlern weitläufig unterhalten zu können. Im Laufe des Semesters werden regelmäßig Tests geschrieben, Diktate vollzogen, Referate gehalten und Schriftliche arbeiten verfasst. 2. Anreise Zurzeit bietet Aeroflot sehr günstige Flüge von Europa nach China an. Wenn man rechtzeitig bucht, kann man einen Hin- und Rückflug bereits ab 450 Euro erhalten. Der Preis des Tickets variiert innerhalb des Jahres sehr stark. So macht sich eine rechtzeitige Recherche oftmals bezahlt. Abfliegen kann man von jedem größeren Flughafen in Deutschland. Obwohl Hangzhou über einen eigenen Flughafen verfügt, gibt es keine Direktflüge von Deutschland aus. Die einfachste und kostengünstigste Variante ist, von Deutschland aus nach Shanghai zu fliegen. Direkt am Airport im Shanghai gibt es einen Busshuttle nach Hangzhou. Dieser dauert ca. drei Stunden und kostet 100 RMB umgerechnet 12 Euro. Es gibt zwar eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hangzhou und Shanghai, jedoch sind die Bahnhöfe nicht zentral gelegen, so dass man innerhalb der Stadt schon jeweils eine Stunde benötigt, um zum Bahnhof zu gelangen. 3. Hangzhou Hangzhou ist eine sehr schöne Metropole mit einer Bevölkerungszahl von ca. 7.5 Millionen Einwohnern. Was die Stadt auszeichnet, ist der weltberühmte Westsee. Was Hangzhou weiterhin ausmacht, ist sein grünes Panorama. Überall in der Stadt sieht man Bäume, Pflanzen und Sträucher. In der Stadt gibt es alles, was man zum Leben benötigt und mehr: große Einkaufspassagen, Büchereien auch mit englischsprachigem Sortiment, Kinos (falls die Chinesischkenntnisse noch nicht ausreichend sind, bieten die Lichtspieltheater auch englischsprachige Filme an), viele Museen, botanische Gärten, uvm. 4
Was ein großes Defizit der Stadt ist und die Lebensqualität oftmals senkt, ist die chaotische Verkehrssituation. Wenn man auf die öffentlichen Verkehrsmittel oder ein Taxi am frühen Morgen oder frühen Abend angewiesen ist, heißt es nur warten, warten und warten. Es scheint, dass die ganze Stadt durch das hohe Verkehrsaufkommen einfach stillsteht. Eine solch große Stadt wie Hangzhou benötigt einfach eine Metro diese wird zurzeit auch gebaut und bis Ende des Jahres sollen die ersten Linien fertig gestellt werden. Somit kommen die nächsten Austauschstudenten gerade zur richtigen Zeit! Das Wetter in Hangzhou ist, wie in den meisten Regionen Chinas, stark kontinental, d.h. ausgeprägte Jahreszeiten. Somit ist das Wetter in Hangzhou sehr vielfältig, vom bitterkalten Winter bis zum schwül-heißen Sommer. Der Winter in Hangzhou ist oftmals sehr kalt. Zwar fällt die Temperatur nur selten unter den Gefrierpunkt, jedoch ist die gefühlte Temperatur viel kälter durch die hohe Luftfeuchtigkeit. Somit sollte man sich auf einen kalten Winter einstellen. Frühling und Herbst sind mit Abstand die schönsten Jahreszeiten in Hangzhou. Die Temperatur ist zu diesen Zeiten angenehmen warm. Vergleichbar mit einem norddeutschen Sommer. Auch den norddeutschen Niederschlag wird man in Hangzhou nicht missen. Hangzhou liegt in einer sehr regnerischen Region. Dennoch scheint sehr oft die Sonne! Im Sommer steigt die Temperatur auf bis zu 40 C also äußerst warm. Aber in jedem Gebäude in Hangzhou befinden sich Klimaanlagen. 3. Leben und Wohnen auf dem Yuquan-Campus Die Zhejiang Universität besitzt insgesamt sechs Campusbereiche, die sich über die gesamte Stadt verteilen. Ich habe auf dem Yuquan-Campus gelebt und studiert. Das Leben auf dem Yuquan-Campus habe ich sehr genossen. Der Campus ist sehr groß und durch die zahlreichen Bäume und Grünanlagen sehr schön. Es befinden sich viele alte Bäume, Sträucher und Parks innerhalb des Campus. So bietet sich z.b. die Gelegenheit, direkt vom Campus aus die um den Westsee gelegenen Berge zu erklimmen und eine wunderschöne Sicht auf den Westsee und die Stadt zu genießen. Im Campus selbst gibt es alles, was man zum Leben benötigt: Supermärkte, Copy- Shops, Friseursalons, Obstläden, etc. Innerhalb des Campus befinden sich ebenfalls viele Sportanlagen. So gibt es auf dem Campus nicht nur ein sehr neues 5
Syntheticfeld fürs Fußballspielen, was sich besonders gut eignet, da es in Hangzhou oftmals regnet, sondern darüber hinaus gibt es auch viele Basketballcorts, Tenniscorts, Tischtennis- und Badmintonhallen uvm. Auch die Bibliothek auf dem Campus ist gut ausgestattet und bietet gute Möglichkeiten in Ruhe zu lernen. Auch was das Essen anbelangt, hat der Campus einiges zu bieten. Es gibt eine Großzahl an Mensen, die preisgünstiges Essen anbieten. Allerdings bezahlt man seit einigen Monaten als ausländischer Student 20% mehr im Gegensatz zu den einheimischen Kommilitonen. Dies finde ich persönlich unfair. Es hat mitunter dazu geführt, dass viele ausländische Studenten nicht mehr so häufig in der Mensa essen. Das Wohnheim für ausländische Studenten ist im Vergleich zum Wohnheim der einheimischen Studenten sehr komfortabel. Es verfügt über eine 24h-Rezeption, eigene Mensa (auch hier gilt der 20%-Aufschlag für ausländische Studenten) und Einzelzimmer mit eigenen Sanitäranlagen. Die Zimmer sind sehr klein und das Mobiliar ein bisschen altmodisch, da das Studentenwohnheim vielleicht in den 70ern oder 80ern gebaut worden ist. Allerdings hat man im Zimmer alles, was man braucht: Bett, Schreibtisch, Bücherregal und Kleiderschrank. Ich war mit dem Wohnheim im Allgemeinen sehr zufrieden. Im Winter sollte man sich allerdings darauf einstellen, dass es nicht ganz so komfortabel ist wie in Deutschland, da die Wohnräume und Fenster nicht sehr gut isoliert sind. Zudem gibt es nur im Norden Chinas hier ist der Winter besonders kalt ein Heizsystem. Allerdings ist auch der Winter in Hangzhou sehr kalt und gerade mit der hohen Luftfeuchtigkeit äußerst unangenehm. In den Zimmern befindet sich zwar eine Klimaanlage, die man auch zum Heizen benutzen kann, jedoch ist diese mitunter sehr teuer und ineffizient. Falls ihr mit euren Zimmern nicht zufrieden sein solltet, kann ich nur raten, nicht auf eine Besserung zu warten, sondern das Zimmer zu wechseln. Denn innerhalb des Wohnheims ist die Qualität des Zimmers durch die Lage sehr unterschiedlich. So sind einige Zimmer sehr sonnig und ruhig mit einer schönen Aussicht. Viele Zimmer, gerade die zum Innhof hinaus, sind oftmals nicht sehr ruhig, da sich auf dem Innenhof ein großer Balkon befindet, der vom Gemeinschaftsraum abgeht. 6
4. Lebenskosten Im Vergleich zu Deutschland lebt man in China natürlich billiger. Dennoch sind auch die Preise in China durch den wirtschaftlichen Aufschwung extrem gestiegen. Im Allgemeinen kommt es, wie in Deutschland auch, auf den eigenen Lebensstil an und wie viel Geld man pro Monat ausgibt. Für mich selber kann ich sagen, dass ich pro Monat in China in etwa genauso viel ausgeben habe wie Deutschland. Die Gründe liegen meines Erachtens darin, dass man einen anderen Lebensstil in China als in Deutschland hat. So ist es im Studentenwohnheim z.b. sehr schwierig, selbst zu kochen, da es zu wenige Küchen für zu viele Studenten gibt. Und die wenigen Küchen, die es gibt, sind entweder belegt oder nicht richtig sauber. Somit ist man häufig darauf verwiesen, außerhalb zu essen. Ins Restaurant zu gehen ist weitaus nicht so teuer wie in Europa. Wenn man es aber tagtäglich macht, geht es auch in den Geldbeutel. Ebenso ist das gemeinsame Essen gehen unter Freunden ein fester Bestandteil im Studentenleben in China. Ebenso gibt man in China viel leichter mal für Kleinigkeiten Geld aus, als man dies vielleicht in Deutschland tun würde. Z.B. beginnen die Kosten einer Taxifahrt in Hangzhou bei umgerechnet 1.50 Euro, darin inbegriffen sind die ersten drei Kilometer. Dies führt dazu, dass man öfters mal ein Taxi nimmt, als das man es vielleicht in Deutschland tun würde, da es einfach billiger ist. Somit kommt es im Endeffekt auch in China auf einen selbst an, wie viel Geld man benötigt. Denkt man allerdings, man würde gegenüber dem Leben in Deutschland viel mehr Geld einsparen, liegt man falsch. Bei manchen Produkten, die man fürs tägliche Leben braucht, ist China auf demselben Preisniveau wie Deutschland. Dies gilt z.b. für Kosmetik oder Reinigungssachen. Auch das Preisniveau für Kleidung ist sehr hoch, wenn man etwas Qualitätsvolles kaufen möchte. Also liegt man nicht verkehrt, genügend Kleidungsstücke aus Deutschland mitzunehmen. 7
4.Studieren an der Zhejiang Universität Ich habe an dem Chinese Language and Culture - Kurs der Zhejiang Universität teilgenommen. Dieser findet in Vollzeit statt. Zu den Grundfächern des Sprachkurses gehören: Chinesische Grammatik, ein Kurs fürs Hörverständnis und ein Kurs fürs gesprochene Chinesisch. Darüber hinaus kann man viele andere Kurse belegen, wie z.b. chinesische Geschichte, Kalligraphie, etc. Von der Qualität des Kurses bin ich persönlich positiv überrascht. Im Voraus hatte ich meine Befürchtungen, da sich nicht nur die asiatische Kultur von der westlichen unterscheidet, sondern auch die Methode der Wissensvermittlung. Jedoch sind die meisten Lehrer sehr kompetent und man lernt sehr viel. Es finden häufig kleinere Diktate und Tests statt und es werden täglich Hausaufgaben aufgegeben. Dieses erachte ich persönlich als eine gute Methode, da die chinesische Sprache nur sehr schwer zu erlernen ist und ein tägliches Training den eigenen Fortschritt schnell voranbringt. Ein wesentlicher Vorteil ist es auch, dass man seine Chinesischkenntnisse überall anwenden kann oder bzw. muss. Nur eine Minderheit der chinesischen Bevölkerung spricht englisch. So wie es für uns als Westler schwierig ist, Chinesisch zu lernen, haben auch die Chinesen ihre Probleme, englisch zu lernen. In der Regel besteht ein Kurs aus ca. 15-20 Studenten. Kleinere Gruppen sind zwar für das Erlernen einer Sprache immer vom Vorteil, jedoch habe ich in einer solchen Größenordnung kein Problem gesehen. Auch das tägliche Klassenleben ist sehr interessant, da man Mitschüler aus der ganzen Welt hat. So lernt man nicht nur die chinesische Kultur kennen, sondern auch viele Sitten und Gebräuche anderer Länder. Die Unterrichtssprache ist von Anfang an Chinesisch, auch in den unteren Levels des Sprachkurses. Dies ist kein Problem, da die Lehrer in den unteren Levels auch über Englischkenntnisse verfügen. Tritt also ein Verständigungsproblem auf, kann man auf die englische Sprache zurückgreifen. In den fortgeschrittenen Levels wird allerdings überhaupt kein Englisch mehr gesprochen, aber auch hier stellt es kein Problem dar, da alle Schüler dann über Chinesischkenntnisse verfügen und der Lernerfolg einfach am größten ist, wenn auf Chinesisch unterrichtet wird. Der Unterrichtet findet von Montags bis Freitags innerhalb des eigenen Campus statt. 8
Besucht man neben dem Sprachkurs noch andere Veranstaltungen, kann es durchaus vorkommen, dass man den Campus wechseln muss. Hierfür stehen Shuttlebusse zur Verfügung, die für Studenten kostenfrei sind. In der Mitte des Semesters werden Halbjahresprüfungen geschrieben und am Ende des Semesters Endprüfungen. 7. Fazit Als Fazit kann ich nur sagen, dass ich meinen Studienaufenthalt in Hangzhou als wertvolle Erfahrung ansehe, die ich in meinem Leben nicht missen möchte und ich finde es schade, dass das ein Jahr so schnell vorüber gegangen ist. In dem Auslandsjahr in China habe ich nicht nur an der Universität sehr viel lernen können, sondern auch über das Land und die Kultur. Trotz zunehmender Globalisierung, die auch in China deutlich zu spüren ist, ist die chinesische Kultur sehr verschieden von der westlichen Kultur. In und mit einer fremden Kultur zu leben ist sehr interessant gewesen. So konnte man nicht nur vieles über eine fremden Kultur lernen, sondern auch über die eigene, bietet eine Differenz doch immer auch die Möglichkeit, nicht nur das einem Fremde zu betrachten, sondern auch die Möglichkeit, Rückschlüsse auf seine eigene Position zu ziehen. Innerhalb eines Jahres kann man große Fortschritte im Erlernen der Sprache machen. Meine Sprachkenntnisse sind mittlerweile auf einem Level, das es mir erlaubt, sich sehr weitläufig mit Chinesen über viele Themen unterhalten zu können. Dies ist für mich sehr befriedigend, da ich nur mit rudimentären Chinesischkenntnissen in China angekommen bin. Das Chinese Language and Culture Programm an der Zhejiang Universität eignet sich ideal zum Erlernen der Sprache, da die Lehrer sehr kompetent und der Unterricht sehr umfangreich ist. Dennoch liegt es letztendlich an einem selber oder auch an den Umständen, wie viel Zeit man zum Lernen der Sprache investieren kann oder möchte. Ebenso wichtig erachte ich den Umgang mit den Chinesen selbst. Während meines Aufenthalts konnte ich viele chinesische Freunde gewinnen. Musste ich noch am Anfang auf Englisch als Verständigungsmittel 9
zurückgreifen, ist es nun kein Problem, sich auf chinesisch mit seinen einheimischen Kommilitonen unterhalten zu können. In Hangzhou studieren zu können bedeutet, nicht nur an einer der renommiertesten Universitäten studieren zu können, sondern auch in einer sehr schönen und sauberen Stadt zu leben. In Hangzhou hat man immer einen schönen Ausgleich zum Studienalltag. 10