Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU Zusammengestellt vom ifo Institut am 15. März 2010, aktualisiert am 7.



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Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft Poschingerstraße 5 81679 München 089/9224-1218 089/9224 1267 Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU, aktualisiert am 7. Mai 2010 Wirtschaftsleistung und Schuldenstand Bevölkerung (2009 Schätzung EU): 11,3 Millionen = 2,2% der EU (500,5 Millionen). Bruttoinlandsprodukt (2009): 237,5 Mrd. Euro = 2,0% der EU (11.805,7 Mrd. Euro). Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (2009): ca. 21.100 Euro, das entspricht 71,7% von Deutschland (ca. 29.400 Euro). Schuldenstand (Ende 2009): 273,4 Mrd. Euro, 115,1% des BIP, (Ende 2010 Schätzung EU (vgl. Europäische Kommission (2010b), errechnet aus den Prognosen auf S. 182, S. 188 und S. 202)): ca. 296 Mrd. Euro, 125% des BIP. Schuldenstand je Einwohner (Ende 2009): ca. 24.300 Euro, (Ende 2010): ca. 26.200 Euro. Zum Vergleich Deutschland (Ende 2009): ca. 21.500 Euro, (Ende 2010): ca. 23.500 Euro, Importquote (2009): 28,5% des BIP. Wirtschaftsentwicklung 1999 bis 2008: Bruttoinlandsprodukt (nominal) +81% oder +6,8% p.a. (nachrichtlich: 1999 bis 2009: +80% oder +6,1% p.a.), zum Vergleich Deutschland: +24%, 2,4% p.a. (1999 bis 2008) bzw. +20%, +1,8% p.a. (1999 bis 2009). Bruttoinlandsprodukt (real) +42% oder +4,0% p.a. (nachrichtlich: 1999 bis 2009: +39% oder +3,4% p.a.), zum Vergleich Deutschland: +14%, 1,4% p.a. (1999 bis 2008) bzw. +8%, +0,8% p.a. (1999 bis 2009). Preisindex des Bruttoinlandsprodukts +28% oder +2,7% p.a. (nachrichtlich: 1999 bis 2009: +29% oder +2,6% p.a.), zum Vergleich Deutschland: +9%, 1,0% p.a. (1999 bis 2008) bzw. +11%, +1,0% p.a. (1999 bis 2009). Lohnkosten pro Staatsbediensteten (nach OECD-Angaben): +94% oder +7,6% p.a. Die Lohnkosten je Beschäftigten beim Staat wuchsen in diesem Zeitraum um 62% schneller als im Durchschnitt der Eurozone oder 4,5% p.a.

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 2 / 10 Sie wuchsen um 13% schneller als die griechische Wirtschaftskraft oder 0,8% p.a. Lohnkosten in der Gesamtwirtschaft (nach OECD-Angaben): Griechenland +95%, zum Vergleich: Deutschland +15%. Lebensstandard (2008, gemessen am BIP je Einwohner) in Kaufkraftparitäten = 82% von Deutschland, (2008, gemessen an den tatsächlichen Verbrauchsausgaben je Einwohner) in Kaufkraftparitäten = 91% von Deutschland. Rentenniveau eines Durchschnittsverdieners im Jahr 2006 (vgl. OECD (2009), S. 121, S. 199 und S. 202): 111% des Nettoverdiensts in der aktiven Zeit, Rentenanspruch nach 15 Jahren. Zum Vergleich: Deutschland: 61%, Rentenanspruch nach 35 Jahren.

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 3 / 10 Zinsen und Schuldendienst Griechenland braucht 2010 50 Milliarden Euro allein für den Ersatz auslaufender Altschulden und noch einmal 30 Milliarden für das geplante Defizit. Zinsaufschlag im April 2010 gegenüber Deutschland für zehnjährige Staatsanleihen 4,92 Prozentpunkte. Rechnerische Mehrkosten auf Staatsschuld, wie sie Ende 2009 bestand: 8,6 Mrd. Euro pro Jahr. Griechische Staatspapiere im Besitz deutscher Banken Ende 2009 ca. 31 Mrd. Euro, im Besitz französischer Banken ca. 52 Mrd. Euro (vgl. Bank for International Settlements (2010), S. A78). Griechenland Quellen: Bank for International Settlements, Europäische Zentralbank, Berechnungen des ifo Instituts. Rechnerischer Gewinn Griechenlands aus Eurobonds (durchschnittlicher Zinssatz der Euro-Länder im April 2010) 12,0 Mrd. Euro pro Jahr auf die Staatsschuld von Ende 2009. Zum Vergleich Italien: Rechnerischer Gewinn 4,9 Mrd. Euro pro Jahr. EU-Vertrag, Stabilitätskriterien und griechische Statistik Die Europäische Union hat festgelegt (vgl. Amtsblatt der Europäischen Union (2008)): Artikel 123 und 125 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union: no bail-out -Regelung,

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 4 / 10 Artikel 122: Hilfe nur bei Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Ereignissen, die sich der Kontrolle des Mitgliedstaates entziehen. Beitritt zur Eurozone durch Mogelei: Als Finanzierungsdefizit des Staates im relevanten Jahr 1999 wurden zunächst 1,6% gemeldet (vgl. Europäische Zentralbank (2000), S. 32), nach dem Beitritt erhöhte sich der Wert auf 3,3% (vgl. Eurostat (2006a), S. 12 und Eurostat (2006b), S. 14). Derzeit weist Eurostat keine Defizitzahl für 1999 mehr aus. Für 2009 wurde zum Jahreswechsel 2008/2009 im Stabilitätsprogramm der griechischen Regierung ein Finanzierungsdefizit von lediglich 3,7% des BIP prognostiziert (vgl. Bundesministerium der Finanzen (2009), S. 83), im Herbst schätzte es die EU-Kommission dann aber auf 12,7% des BIP (vgl. Europäische Kommission (2009), S. 206). Nach den ersten im April 2010 publizierten Berechnungen belief es sich sogar auf 13,6% des BIP (vgl. Eurostat (2010), S. 5). In einem Bericht der Europäischen Kommission zu den Statistiken Griechenlands über das öffentliche Defizit und den öffentlichen Schuldenstand heißt es: Aufgrund der dargelegten Art und Größenordnung der Datenkorrekturen, der mangelnden Zuverlässigkeit und der unzureichenden Belege für die gemeldeten Defizitzahlen sieht sich Eurostat derzeit nicht in der Lage, Zahlen von vertretbarer statistischer Qualität zu validieren. (vgl. Europäische Kommission (2010a), S. 30). Die derzeitigen institutionellen Rahmenbedingungen haben ihre Schwächen, ihre Ineffizienz und ihre Anfälligkeit für politische Einflussnahme über die Jahre hinweg gezeigt; sie bieten keine Gewähr für die fachliche Unabhängigkeit und die volle Rechenschaftspflicht des ESYE (Statistikamt Griechenlands) und der anderen mit VÜD-Daten (Verfahren bei einem übermäßigen Defizit) betrauten Stellen. (vgl. Europäische Kommission (2010a), S. 30f). Hervorgehoben werden z.b. gravierende Unregelmäßigkeiten bei den VÜD- Datenmeldungen, einschließlich Unzuverlässigkeit der Daten, Missachtung von Verbuchungsregeln und mangelhafter Zeitplanung für die Datenmeldung (vgl. Europäische Kommission (2010a), S. 31), schlechte Zusammenarbeit zwischen den mit der Erstellung der VÜD-Zahlen befassten nationalen Stellen und zu geringe Unabhängigkeit des ESYE und des Obersten Rechnungshofs, (vgl. Europäische Kommission (2010a), S. 31). ein institutioneller Rahmen und ein staatliches Rechnungslegungssystem, die keine korrekte Meldung von VÜD-Statistiken ermöglichen, insbesondere keine transparente oder hinreichend dokumentierte Verbuchung (vgl. Europäische Kommission (2010a), S. 31). Mehrmals ist in dem Bericht zu lesen: Dies ist als vorsätzliche Meldung falscher Zahlen zu werten. (vgl. Europäische Kommission (2010a), S. 23, S. 24 und S. 28). Gewichte in der EU

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 5 / 10 Anteile an der EU-Bevölkerung und am Europäischen Parlament (2009): Deutschland: Bevölkerung 16,4%, Parlament 13,5% Griechenland: Bevölkerung 2,2%, Parlament 3,0%, Summe der kritischen Länder (Belgien, Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien, Zypern): Bevölkerung 28,8%, Parlament 28,0%. Zum Vergleich: Nach Artikel 238 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union beträgt die Sperrminorität bei Beschlüssen des Ministerrates mehr als 35% der Bevölkerung oder mehr als 45% (13 oder mehr) der Mitgliedstaaten (bei doppelter Mehrheit) nach Vertrag von Lissabon (vgl. Amtsblatt der Europäischen Union (2008)). Die Sperrminorität von mehr als 35% der Bevölkerung wäre erreicht, wenn Frankreich mit den genannten Ländern abstimmt. Anteil (2008) Deutschlands an den EU-Einnahmen 20%, an den EU-Ausgaben 11% (jeweils ohne Verwaltungsausgaben) Anteil Griechenlands 2,1% bzw. 8,6%, Summe der kritischen Länder (Belgien, Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien, Zypern): Anteil an den Einnahmen: 31,7%, an den Ausgaben: 39,6% (vgl. Europäische Kommission (2008), S. 105). Leistungsbilanz und Vermögensübertragungen Das Leistungsbilanzdefizit Griechenlands belief sich 2009 nach den Angaben aus der Zahlungsbilanzstatistik der Notenbank (vgl. Bank of Greece (2010)) auf 26,7 Milliarden Euro oder 11,2% des Bruttoinlandsprodukts. Es lässt sich wie folgt in die einzelnen Transaktionsarten unterteilen:

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 6 / 10 Teilbilanzen der Leistungsbilanz (in Klammern: in % des Bruttoinlandsprodukts): Warenhandel (Exporte abzüglich Importe) -30,76 Mrd. Euro (--13,0%) + Dienstleistungen (Einnahmen abzüglich Ausgaben) +12,57 Mrd. Euro (+5,3%) + Einkommen (empfangene abzüglich gezahlte; z.b. Pendlereinkommen, Zins- und Dividendenzahlungen) -9,80 Mrd. Euro (-4,1%) Laufende Übertragungen (empfangene abzüglich gezahlte, z.b. laufende Übertragungen an die bzw. von der EU, Steuerzahlungen an das bzw. vom Ausland, Heimatüberweisungen von Gastarbeitern) +1,29 Mrd. Euro (+0,5%) = Leistungsbilanz (Einnahmen abzüglich Ausgaben bei diesen Transaktionen) -26,70 Mrd. Euro (-11,2%) + Vermögensübertragungen (empfangene abzüglich gezahlte, z.b. Investitionszuschüsse, Schuldenerlass) +2,02 Mrd. Euro (+0,8%) = Leistungsbilanz plus Vermögensübertragungen an Griechenland -24,69 Mrd. Euro (-10,4%) Bis auf die unwesentlichen Devisenströme ist dies auch der Kapitalimport Griechenlands. Bei den laufenden Übertragungen und den Vermögensübertragungen überwiegen die Zahlungsströme des Sektors Staat (Saldo, also Einnahmen abzüglich Ausgaben: +2,97 Mrd. Euro, 1,2% des BIP), die hauptsächlich Zahlungen an die bzw. von der EU darstellen (vgl. Bank of Greece (2010)). Man kann das Ergebnis so interpretieren, dass der ökonomische Außenbeitrag, also der Nettoerlös aus dem Verkauf und dem Ankauf ökonomischer Leistungen bei Griechenland -28,00 Mrd. Euro (-11,8%) beträgt. Soviel muss durch Transfers aus dem Ausland (Geschenke) oder Kapitalimport (Kreditaufnahme und Vermögensverkauf) finanziert werden. Da die Transfers 3,31 Mrd. Euro oder 1,4% des BIP betragen, sind noch 24,69 Mrd. Euro oder 10,4% des BIP durch Kredite, Vermögensverkäufe oder weitere Geschenke aus dem Ausland zu finanzieren, und zwar dauerhaft pro Jahr, wenn sich die Wettbewerbsfähigkeit des Landes nicht ändert.

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 7 / 10 Übergang zur Kapitalbilanz Definitionsgemäß ist die Summe aus Leistungsbilanzsaldo und Vermögensübertragungen mit umgekehrtem Vorzeichen gleich dem Saldo der Kapitalbilanz (einschließlich Veränderungen der Währungsreserven). Wegen statistischer Erfassungslücken und Problemen bei der periodengerechten Zuordnung der Transaktionen tritt in der Praxis allerdings ein Restposten auf. Für Griechenland 2008 ergibt sich Folgendes: Kapitalbilanz (Kapitalimporte abzüglich -exporte) +24,23 Mrd. Euro (+10,2%) + Statistischer Restposten +0,46 Mrd. Euro (+0,2%) = Insgesamt +24,69 Mrd. Euro (+10,4%) Der Kapitalexport kann auch so abgeleitet werden: Gesamtwirtschaftliche Ersparnis -19,34 Mrd. Euro (-8,1% des BIP) - Nettoinvestitionen --11,84 Mrd. Euro (--5,0% des BIP) + netto erhaltene Vermögenstransfers aus dem Ausland +2,02 Mrd. Euro (+0,8% des BIP) Summe = Nettokapitalexport -29,17 Mrd. Euro (-12,2% d. BIP) Dass sich diese Größe von den 24,69 Mrd. Euro unterscheidet, liegt an Messfehlern in der Statistik, die auch in dieser Größenordnung nicht unüblich sind. Man beachte, dass der Nettokapitalexport negativ ist, es sich also um einen Nettokapitalimport handelt.

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 8 / 10 Leistungsbilanzsaldo und Finanzierungssaldo gegenüber dem Ausland Zahlungsbilanzstatistik Jahr 2008 Mrd. Euro Außenbeitrag Waren -44,05 23,82-86,73-0,74-21,31 + Außenbeitrag Dienstleistungen 17,14-5,37 26,15-7,36 6,67 + Einkommen (empfangen abzüglich gezahlt) -10,64-26,77-36,03-29,47-7,78 = "ökonomischer Außenbeitrag" -37,56-8,32-96,61-37,57-22,43 + laufende Übertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 2,76-1,12-9,36-16,03 2,47 = Leistungsbilanzsaldo -34,80-9,44-105,97-53,59-19,96 + Vermögensübertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 4,09 0,07 5,47 0,82 2,65 = Leistungsbilanzsaldo und Saldo der Vermögensübertragungen -30,71-9,37-100,50-52,77-17,31 Kapitalbilanz (positive Werte: Kapitalimport) 29,91 16,06 101,98 49,56 17,94 + Statistischer Restposten 0,79-6,69-1,48 3,21-0,63 = Summe 30,71 9,37 100,50 52,77 17,31 in % des Bruttoinlandsprodukts Außenbeitrag Waren -18,4% 13,1% -8,0% 0,0% -12,8% + Außenbeitrag Dienstleistungen 7,2% -3,0% 2,4% -0,5% 4,0% + Einkommen (empfangen abzüglich gezahlt) -4,5% -14,7% -3,3% -1,9% -4,7% = "ökonomischer Außenbeitrag" -15,7% -4,6% -8,9% -2,4% -13,5% + laufende Übertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 1,2% -0,6% -0,9% -1,0% 1,5% = Leistungsbilanzsaldo -14,6% -5,2% -9,7% -3,4% -12,0% + Vermögensübertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 1,7% 0,0% 0,5% 0,1% 1,6% = Leistungsbilanzsaldo und Saldo der Vermögensübertragungen -12,8% -5,2% -9,2% -3,4% -10,4% Kapitalbilanz (positive Werte: Kapitalimport) 12,5% 8,8% 9,4% 3,2% 10,8% + Statistischer Restposten 0,3% -3,7% -0,1% 0,2% -0,4% = Summe 12,8% 5,2% 9,2% 3,4% 10,4% Quelle: Griechenland: Bank of Greece, andere Länder: Eurostat. Finanzierungsrechnung VGR Jahr 2008 Mrd. Euro Sparen -12,18 13,01 38,05 27,94-11,25 - Nettoinvestitionen 20,84 22,44 141,96 76,61 8,83 + netto erhaltene Vermögenstransfers aus dem Ausland 3,40 0,07 4,97 0,83 3,02 = Finanzierungssaldo gegenüber dem Ausland -29,62-9,37-98,95-47,84-17,06 in % des Bruttoinlandsprodukts Sparen -5,1% 7,2% 3,5% 1,8% -6,8% - Nettoinvestitionen 8,7% 12,3% 13,0% 4,9% 5,3% + netto erhaltene Vermögenstransfers aus dem Ausland 1,4% 0,0% 0,5% 0,1% 1,8% = Finanzierungssaldo gegenüber dem Ausland -12,4% -5,2% -9,1% -3,1% -10,2% Quelle: Eurostat.

Fakten zu Griechenland und anderen Schuldnerstaaten der EU S. 9 / 10 Zahlungsbilanzstatistik Jahr 2009 Mrd. Euro Außenbeitrag Waren -30,76 32,65-45,04 2,21-17,15 + Außenbeitrag Dienstleistungen 12,57-4,96 25,70-10,12 6,05 + Einkommen (empfangen abzüglich gezahlt) -9,80-31,58-29,84-27,87-7,88 = "ökonomischer Außenbeitrag" -28,00-3,89-49,18-35,78-18,98 + laufende Übertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 1,29-0,92-7,97-12,43 2,14 = Leistungsbilanzsaldo -26,70-4,81-57,15-48,21-16,85 + Vermögensübertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 2,02 0,02 4,07 0,62 1,39 = Leistungsbilanzsaldo und Saldo der Vermögensübertragungen -24,69-4,80-53,09-47,59-15,45 Kapitalbilanz (positive Werte: Kapitalimport) 24,23-3,74 57,61 15,62 15,61 + Statistischer Restposten 0,46 8,53-4,53 31,97-0,16 = Summe 24,69 4,80 53,09 47,59 15,45 in % des Bruttoinlandsprodukts Außenbeitrag Waren -13,0% 20,0% -4,3% 0,1% -10,5% + Außenbeitrag Dienstleistungen 5,3% -3,0% 2,4% -0,7% 3,7% + Einkommen (empfangen abzüglich gezahlt) -4,1% -19,3% -2,8% -1,8% -4,8% = "ökonomischer Außenbeitrag" -11,8% -2,4% -4,7% -2,4% -11,6% + laufende Übertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 0,5% -0,6% -0,8% -0,8% 1,3% = Leistungsbilanzsaldo -11,2% -2,9% -5,4% -3,2% -10,3% + Vermögensübertragungen (erhalten abzüglich gezahlt) 0,8% 0,0% 0,4% 0,0% 0,8% = Leistungsbilanzsaldo und Saldo der Vermögensübertragungen -10,4% -2,9% -5,1% -3,1% -9,4% Kapitalbilanz (positive Werte: Kapitalimport) 10,2% -2,3% 5,5% 1,0% 9,5% + Statistischer Restposten 0,2% 5,2% -0,4% 2,1% -0,1% = Summe 10,4% 2,9% 5,1% 3,1% 9,4% Quelle: Griechenland: Bank of Greece, andere Länder: Eurostat. Finanzierungsrechnung VGR 2009 Mrd. Euro Sparen -19,34-18,57-13,87 - Nettoinvestitionen 11,84 29,42 3,35 + netto erhaltene Vermögenstransfers aus dem Ausland 2,02 0,63 1,77 = Finanzierungssaldo gegenüber dem Ausland -29,17-47,36-15,45 in % des Bruttoinlandsprodukts Sparen -8,1% -1,2% -8,5% - Nettoinvestitionen 5,0% 1,9% 2,0% + netto erhaltene Vermögenstransfers aus dem Ausland 0,8% 0,0% 1,1% = Finanzierungssaldo gegenüber dem Ausland -12,3% -3,1% -9,4% Quelle: Eurostat. Quellenverzeichnis Amtsblatt der Europäischen Union (2008), Konsolidierte Fassungen des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, C 115, 51. Jahrgang vom 9. Mai 2008. Bank for International Settlements (2010), Detailed tables on provisional locational and consolidated banking statistics at end-december 2009, Basel. Bank of Greece, Balance of payments: December 2009, Pressemitteilung vom 19. Februar 2010. Bundesministerium der Finanzen (2009), Stabilitäts- und Konvergenzprogramme 2008/2009, Monatsbericht April 2009. Europäische Kommission (2008), EU-Haushalt 2008 Finanzbericht, Luxemburg.

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