Europas auflagenstärkste Zeitung für erneuerbare Energien Auflage 100.000 Nr. 99 Mai 2015

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ökoenergie Europas auflagenstärkste Zeitung für erneuerbare Energien Auflage 100.000 Nr. 99 Mai 2015 Mit Biomasse mehr Wertschöpfung Studie der Österreichischen Energieagentur bestätigt regionale Nutzungseffekte Seite 2 Herausgeber: Österreichischer Biomasse-Verband, Franz Josefs-Kai 13, 1010 Wien, GZ 02Z032170S / Verlagspostamt 1010 Wien / Österreichische Post AG / Sponsoring Post Kreuzzug der Papierindustrie gegen Heizkraftwerk-Projekt Eine Medienkampagne inklusive Anzeigen in allen namhaften Tageszeitungen des Landes und sogar eine Mitarbeiterdemo haben nicht gereicht, um das Heizkraftwerk-Projekt in Klagenfurt zu Fall zu bringen. Nun werden von der Papierbranche andere Geschütze aufgefahren. Beispielsweise wurde durch das Mitbieten beim nötigen Grundstückskauf der Preis für den Projektwerber verfünffacht. Mehr auf Seite 6 Kesseltausch lohnt sich Bis zu 5.000 Euro lassen sich mit Bundes- und Landesförderungen für einen Kesseltausch in Richtung eines biogenen Heizsystems lukrieren. Der Klima- und Energiefonds der Bundesregierung ermöglicht 2000 Euro. Weitere Zuschüsse unterscheiden sich je nach Bundesland. Seite 18 S O N D E R T H E M A Pellets Der heimische Kesselabsatz ist im Vorjahr zurückgegangen. Die größten Einbußen mussten die Biomasse-Heizsysteme hinnehmen, trotz des weiterhin bestehenden Preisvorteils beim Brennstoff. Global aber wachsen die Pelletsmärkte weiter. Seiten 17 bis 20 Bildungsoffensive Der Österreichische Biomasse-Verband hat im Rahmen der vom LFI geförderten Bildungs- und Informationsoffensive Erneuerbare Energie Energiezukunft für Jugendliche ein interaktives Lehrmittelzentrum erstellt, das Lehrkräften Materialien zu erneuerbaren Energien anbietet. Seite 8

95 90 85 80 75 70 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 TITELGESCHICHTE Sechsfach höhere Wertschöpfung dank Biomasse Positive Effekte erstmals in der Klima- und Energie-Modellregion Hartberg untersucht Beim Einsatz heimischer Biomasse zur Wärmeversorgung werden fossile Energieimporte ersetzt und gleichzeitig wird die regionale Beschäftigungsintensität erhöht. Dies bestätigt eine Studie der Österreichischen Energieagentur, die im Auftrag des Österreichischen Klima- und Energiefonds erstellt wurde. Im Detail wurden die Auswirkungen der Biomassenutzung in der Praxis für die Klima- und Energie- Modellregion (KEM-Region) Hartberg in der Steiermark analysiert, erklärt Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Überzeugende Zahlen Die Ergebnisse der Analyse des Status quo der KEM-Region überzeugen: 47 % des Heizenergieverbrauchs der KEM-Region werden durch feste Biomasse gedeckt; die direkte regionale Wertschöpfung aus Wartung und Betrieb inkl. Brennstoffbereitstellung der biogenen Anlagen liegt bei 3,8 Mio. Euro pro Jahr. 31 regionale Vollzeitäquivalente Die Klima- und Energie-Modellregion Hartberg zeigt: Mit Biomasse bleibt das Geld in der Region, werden Arbeitsplätze geschaffen und CO2-Emissionen reduziert. werden durch das biogene System gesichert, 4,2 durch das fossile. Der Geldabfluss aus der Region beträgt 0,9 Mio. Euro durch biogene Energieträger, 7,2 Mio. Euro durch fossile. Die CO2- Emissionen durch Bioenergie liegen bei 800 Tonnen pro Jahr durch fossile bei 31.100. Heimische Wertschöpfung zählt Der größte Unterschied zwischen Bioenergien und fossilen Energieträgern liegt in der heimischen Wertschöpfungs- und Beschäftigungskette, die von der Waldpflege über den Holztransport, die Produktion von Scheitholz und Hackgut bis vor den Ofen oder Heizkessel regional beschäftigungs- und wertschöpfungswirksam ist, betont Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Um ein Terajoule (TJ) Holz vom Wald über verschiedene Zwischenschritte und ein Nahwärmesystem letztlich als Wärme bis zum Kunden zu bringen, sind ungefähr 168 regionale Arbeitsstunden notwendig. Für ein TJ Brennholz sind 143 direkte regionale Arbeitsstunden notwendig. Der Betreiber einer Ölheizung sichert hingegen etwa 21 direkte regionale Arbeitskräftestunden pro TJ, Gasheizer in etwa zehn. Referenzbeispiel für andere Regionen Die in der Studie untersuchte KEM-Region Hartberg zählt etwa 12.600 Personen. 53 % des gesamten Heizenergieverbrauchs werden durch fossile Energieträger der Großteil davon durch Heizöl und rund 47 % durch biogene gedeckt. In Summe kann durch die Wartung und den Betrieb der Biomassekessel/ Nahwärmeanschlüsse eine um rund 1.000 Euro pro Jahr bzw. rund sechsfach höhere direkte regionale Wertschöpfung pro Kessel/Anschluss lukriert werden als durch Wartung und Betrieb von fossil beschickten Kesseln. Die INHALT KOMMENTAR POLITIK & ENERGIE KLIMA & UMWELT IMPRESSUM Conrad Seidl. Mythos Atom, Dämon Atom 4 Ernst Scheiber. Labor für erneuerbare Energien 5 PROJEKT & PRAXIS Energieeffizienz. Registrierungs- und Einsparverpflichtung 9 Wissenschaft. Signifikante Steigerung des Jahresnutzungsgrades 10 Biowärme-Partner. Ideales Team: Biomasse und Solar 21 Interview mit Rolf Holub Energiemasterplan als Flaggschiff 7 Energiesparverband. Erfolgreiche Kampagne 11 SONDERTHEMA Analyse. Einbruch am gesamten Heizkessel-Markt 17 Internationale Märkte. Wachstum auf den Pelletsmärkten 19 Kesseltechnologie. Brennwerttechnik inklusive 20 Umweltzeichen. Die Produktfibel 8 Veranstaltungen. Zero Emissions Biomethane Race 22 ökoenergie award AEE Kärnten. Pioniere der ersten Stunde 16 Herausgeber: Österreichischer Biomasse-Verband Chefredaktion: Antonio Fuljetic-Kristan, Christoph Pfemeter Redaktion: Peter Liptay, Hannah Hatos, Christoph Rosenberger, Ulrich Wolfsmayr Layout und Gestaltung: Antonio Fuljetic Hersteller: Landesverlag Druckservice Ges.m.b.H., A-4600 Wels, Boschstraße 29 Verlagsort: Verlagspostamt: 1010 Wien/ P. b. b. Erscheinungsweise: Viermal jährlich. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Unterlagen be steht kei ne Gewähr auf Veröffentlichung oder Rücksendung. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Mei nung des Autors dar, die sich nicht mit der Meinung der Re daktion oder des Herausgebers decken muss. Bei höherer Ge walt entfallen alle Ansprüche. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Quellenan gabe gestattet. Auflage: 100.000 Exemplare, Eigenangabe Bankverbindung: RLB NÖ-Wien, BLZ 32000, Kto. 470.153, IBAN AT75 32000 0000 0047 0153, BIC RLNWATWW Kontakt: office@oekoenergie.cc Gendering: Die im Text verwendete Form gilt wertefrei für Angehörige beider Geschlechter. 2 TOPTHEMA / INHALT Nr. 99 / 2015 ökoenergie

KEM-Hartberg ist ein gutes Referenzbeispiel für viele andere Regionen in Österreich. Die Annahmen für die Berechnung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte wurden so gewählt, dass sie gut übertragbar sind. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem vorliegenden Projekt sollten Entscheidungsträgern in anderen Regionen einen Impuls hin zu mehr Investitionen in heimische erneuerbare Energien geben, regt Christoph Wolfsegger, Programm- und Research-Manager beim Klima- und Energiefonds, an. 100% Biomasse-Anteil? Es wurde auch durchgerechnet, wie die Situation bei einer fiktiven 100%igen Versorgung der KEM-Region mit erneuerbarer Wärme aus Biomasse aussehen würde, erklärt Anton Schuller, Referatsleiter für Umwelt und Energie der Stadtgemeinde Hartberg. Für die Wartung und den Betrieb der neuen und der bestehenden Heizungsanlagen beliefe sich die direkte regionale Wertschöpfung in der KEM-Region Hartberg auf 6,5 Mio. Euro jährlich. Würden alle diese Kessel einmal pro Jahr gewartet und mit Brennstoff beliefert, so würden dadurch 61 direkte regionale Arbeitsplätze gesichert. Der jährliche Geldabfluss aus der Klimaund Energie-Modellregion Hartberg durch Wartung und Betrieb würde sich von 8,1 Mio. Euro CARTOON Regionale Effekte durch die Wärmebereitstellung in der KEM-Region Hartberg mit 47 % Biomasse-Anteil. im Szenario Status quo auf 1,6 Mio. Euro verringern, die CO2- Emissionen der Region infolge der Wärmebereitstellung von aktuell ca. 32.000 auf 1.600 Tonnen im Jahr sinken. Auf der anderen Seite würde die Wärmeversorgung aus 100 % fossilen Energieträgern eine jährliche direkte regionale Wertschöpfung in Höhe von etwas mehr als 1,1 Mio. Euro lukrieren. Nur 8,5 direkte regionale Arbeitsplätze würden gesichert werden. LeserBild Biomasse als Problemlöser Die Studie zeigt eindeutig auf, dass die Bioenergie ein Teil der Lösung für zahlreiche Probleme ist: Schaffung regionaler Wertschöpfung und Beschäftigung, Stärkung regionaler Kaufkraft, Erhöhung der Versorgungssicherheit und Vermeidung von Treibhausgasemissionen, erklärt Plank. Mehr als die Hälfte unseres Energiebedarfs können wir bis 2030 mit erneuerbaren Energien decken 50 % davon mit Bioenergie. Das Potenzial ist vorhanden, denn der heimische Holzvorrat ist seit den 1980er-Jahren um 40 % angewachsen. Stoffliche und energetische Nutzung sind kein Gegensatz, sondern finden parallel statt. Die regionale Nutzung von Bioenergie ist besonders ressourceneffizient, da keine energieintensive Verarbeitung notwendig ist und fossile Rohstoffe direkt beim Konsumenten im Heizungskeller ersetzt werden können, so Plank. Sonne, Strand und Windräder dies faszinierte ökoenergie-redakteur Peter Liptay anlässlich einer Urlaubsreise. ökoenergie Nr. 99 / 2015 CARTOON / Leserbild 3

SEIDLS ZWISCHENRUF Mythos Atom, Dämon Atom Dämonen haben in unserem rationalen Denken keinen Platz. Wir wehren uns dagegen, Mythen zu folgen. Wir glauben gerne an die Wissenschaft. Und wissen doch, dass sie uns oft in die Irre führt. Mehr noch: Waren es nicht Wissenschaftler, die uns die Mythen von der beinahe kostenlosen, jedenfalls aber sicheren Kernenergie nahegebracht haben? Nein, solchen Mythen wollen wir nicht mehr folgen. Aber wir wollen die Atomkraft aus denselben Gründen nicht dämonisieren. Schauen wir uns an, was dieser Tage zum Thema Tschernobyl beschlossen wurde: Das AKW, das uns vor 29 Jahren vor Augen geführt hat, dass der (von den Wissenschaftlern der Atomindustrie für unmöglich erklärte) GAU, also der größte anzunehmende Unfall, eben doch passieren kann, soll nun mit einem weiteren Sarkophag ummantelt werden: Der etwa 100 Meter hohe und rund 2,1 Milliarden Euro teure Sarkophag soll die einsturzgefährdete Schutzhülle aus Beton ersetzen. Er soll 2017 fertig werden und die Umgebung rund 100 Jahre lang vor Strahlung schützen. Hmmm 100 Jahre. Es gibt laut Statistik Austria 1371 Österreicher, die so alt sind. Das verdeutlicht, dass im Vergleich zu den Halbwertszeiten der in Tschernobyl vor sich hinstrahlenden radioaktiven Isotope ein Menschenalter nichts ist, wissenschaftliche Erkenntnis erst recht nichts. Was gesichertes Wissen ist, das ändert sich in einem Menschenleben, die radioaktive Strahlung ändert sich aber nicht. Was aber vererben wir da unseren Kindern, Enkeln, Ur-Ur-Ur-Enkeln in künftigen Jahrhunderten? Was werden sie von unserer Wissenschaft, was von unseren Warnungen vor der Gefährlichkeit der Überreste unverantwortlicher atomarer Experimente wissen, wissen können? Was vielleicht vergessen haben? Hier kommt nochmals die Mythenbildung, auch die Dämonisierung ins Spiel: Wenn wir verantwortungsvoll handeln, müssen wir in Tschernobyl, Fukushima und an allen radioaktiven Endlagerstätten mehr schaffen als einen vielleicht 100 Jahre wirksamen technischen Schutz vor Strahlung. Wenn man bedenkt, dass viele, viele Generationen nach uns vielleicht Was gesichertes Wissen ist, das ändert sich in einem Menschenleben, die radioaktive Strahlung ändert sich aber nicht. CONRAD SEIDL kein Wissen um Atomkraft und ihre Gefahren mehr vorhanden sein wird, die gefährliche Strahlung aber dennoch wirksam bleibt, dann müssen wir diese Orte mit einem Tabu belegen, müssen bedrohliche Mythen schaffen, müssen dämonisieren, damit Menschen, die längst vergessen haben, was dort wirklich droht, diesen Orten fernbleiben und nicht vielleicht arglos anbohren, was unsere Generation ihnen als Erbe hinterlassen hat. Es ist ein bedrohliches Erbe. Dass es Leute gibt, die dieses Erbe noch vermehren wollen, ist schrecklich. Dass vielleicht nur Mythen von todbringende Strahlen ausschickenden Dämonen künftige Generationen schützen können, ist um nichts tröstlicher. KOMMENTAR Energieeffizienz versus Erneuerbare Vor dem Hintergrund der EU-Energieeffizienz-Richtlinie wurde in Österreich ein Bundes-Energie-Effizienz-Gesetz beschlossen, dessen Ziel es ist, den Endenergieverbrauch auf 1.050 Petajoule zu reduzieren. Ein engagiertes Vorhaben, wenn man die Entwicklung des Energieverbrauches in den letzten Jahrzehnten betrachtet. Das Gesetz verpflichtet alle Energielieferanten, die mehr als 25 GWh abgeben, jährlich Effizienzmaßnahmen in der Höhe von 0,6 % des Vorjahresabsatzes zu treffen 40 % davon im Haushaltsbereich. Für nicht nachgewiesene Energieeffizienzmaßnahmen müssen Ausgleichszahlungen geleistet werden. Ein mutiges Gesetz, denn welchem Wirtschaftszweig wird schon auferlegt, weniger seines Produktes zu verkaufen? Wer nun lediglich an Österreichs traditionelle Energieversorger denkt, denkt hier aber zu kurz. Betroffen sind auch Tankstellen oder Lieferanten von Brennholz, Hackschnitzeln und Pellets. Ein klares Zeichen, dass Biomasse ein fixer Bestandteil der heimischen Energieversorgung ist und nicht mehr nur Alternativenergie. Aber heißt das nun weniger Pellets für die Raumwärmeversorgung? Keinesfalls, denn Klimaschutz- und Energieziele sprechen eindeutig für den weiteren Ausbau des Energieträgers Biomasse. Dabei muss jedoch klar sein, dass Pellets zu wertvoll sind, um unsanierte Gebäude zu beheizen. Eine nachhaltige Energiezukunft setzt zuallererst auf Energieeffizienz und in einem zweiten Schritt auf erneuerbare Energieträger. Ob das Gesetz die erwünschten Impulse geben kann, hängt jedoch wesentlich von der konkreten Umsetzung ab. Insbesondere ist dem Ansinnen einzelner Energielieferanten, sich durch die Weiterverrechnung der Ausgleichszahlung an ihre Kunden freizukaufen, eine klare Absage zu erteilen. Weiters birgt die Fokussierung auf Endenergie im Sinne des Klimaschutzes erhebliches Risikopotenzial. So ist nach derzeitigem Vorschlag die (Luft-)Wärmepumpe gegenüber modernen Biomasseheizungen massiv bevorzugt. Die wenig realistischen Annahmen zur Wärmepumpe gefährden damit die Erreichung von Zielen im Klimaschutz und im Bereich erneuerbare Energie. Das Gesetz bietet aber auch eine Reihe Eine nachhaltige Energiezukunft setzt zuallererst auf Energieeffizienz und in einem zweiten Schritt auf erneuerbare Energieträger. HERBERT GREISBERGER, Geschäftsführer ENU NÖ von Ansatzpunkten für ein zukunftsfähiges Energiesystem. Von Impulsen für zusätzliche Qualifikation für das Installationsgewerbe, für den Ausbau der Energieberatung bis zu neuen Chancen für Effizienzdienstleistungen. Insbesondere aber werden Effizienzmaßnahmen wirtschaftlich attraktiver. Der Tausch veralteter Heizsysteme generiert handelbare Effizienzgutschriften, durch die Umstellung auf Biomasse werden Ziele im Bereich erneuerbare Energie und Klimaschutz unterstützt. Die Zielrichtung ist damit klar: Weg von veralteten Ölheizungen, hin zu effizienten Heizsystemen auf Basis erneuerbarer Energie. 4 KOMMENTAR Nr. 99 / 2015 ökoenergie

AUF DEN PUNKT GEBRACHT Labor für erneuerbare Energien Ganze 227 Milliarden Euro sind bisher nach Griechenland geflossen in Form direkter Kredite der EU- Länder, über den Internationalen Währungsfonds und den Europäischen Rettungsschirm EFSM. Den zwei Schuldenschnitten wird in Bälde ein dritter folgen (müssen). Weitgehend unbekannt ist, dass von den bisherigen Hilfen nur 15 Mrd. Euro konkret im Land bei der Polizei und im Rentensystem gelandet sind. 132 Mrd. dienten der Schuldentilgung, 48 Mrd. den griechischen Banken zum Überleben. Geld für Investitionsschübe war nicht dabei. Auch wenn Griechenland um den dritten Schuldenschnitt buhlt, um die Notwendigkeit, ein Reformkonzept auf den Tisch zu legen, werden die Regierenden nicht herumkommen. Ein Konzept mit visionären Zügen, eines, das von den Griechen selbst stammt und von ihnen getragen wird. Zuvorderst wären da wohl die Privilegien von Militär, orthodoxer Kirche und Reedern abzubauen. Wie soll sich das Land in den nächsten Jahrzehnten in der globalisierten Weltwirt- Hauptenergieträger in Griechenland ist Braunkohle, ihr Anteil liegt aufgrund eigener Vorkommen bei fast 60 %. schaft präsentieren? Welche Wirtschaftssektoren haben Chancen? Warum wird im Tourismus die Qualität vernachlässigt? Warum werden Unsummen für Waffen- und Energieimporte verschleudert? Wo sind die Gesetze, mit denen wohlhabende Griechen gezwungen werden, ihre im Ausland geparkten Vermögen offenzulegen? Wie können sie bei entsprechendem Strafnachlass überredet werden, in ihrer Heimat zu investieren? Griechenlands Jagd auf die Superreichen war bisher kaum von Erfolg gekrönt. Finanzexperten gehen davon aus, dass dem Staat jährliche Steuereinnahmen in Höhe von 15 % der Wirtschaftsleistung entgehen. Im Gegensatz zu den wirklich Vermögenden wurde der Mittelstand in den vergangenen fünf Jahren arg geschröpft er zahlt heute sieben Mal mehr Steuern als 2009, die Einkommen sind um 30 % gesunken. WIFO-Chef Karl Aiginger hält die vom deutschen Ökonomen Hans-Werner Sinn vorgebrachte Idee, Griechenland solle seine Staatspleite mit einem Euro-Austritt abwenden, für einen geopolitischen Unsinn. Südosteuropa mit Griechenland könnte die Brücke zu den Nachbarregionen am Schwarzen Meer, Arabien und Nordafrika sein. Nur ein großes Europa könne langfristig seine Bedeutung wahren, so Aiginger. Das jetzt wirtschaftlich starke, aber geburtenschwache Deutschland werde 2050 nur mehr 1,8 % zur globalen Wirtschaftsleistung beitragen. Nur durch Größe könne Europa Asien und Amerika Paroli bieten. Ein Ausstieg aus dem Euro brächte den Griechen riesige Inflationsraten, die billige Drachme hätte jedoch keine positiven Auswirkungen im Export, weil Griechenland über keine exportorientierte Wirtschaft verfügt. Zu den wenigen Chancen, die griechischen Staatsfinanzen zumindest teilweise zu entlasten, zählen der Energiesektor und das aufgeblähte Militär. Griechenland könnte zu einem Labor für erneuerbare Energie werden. Kaum zu glauben, dass Griechenland mit 300 Sonnentagen und über 3000 Sonnenstunden im Jahr und einem riesigen Windpotenzial mehr als ein Fünftel seines Stromes importiert. Nur die Fossilenergie-Lobbyisten werden Widerstand leisten, wenn die bisherigen Subventionen erneuerbaren Energien zufließen. Hauptenergieträger in Griechenland ist Braunkohle, ihr Anteil liegt aufgrund eigener Vorkommen bei fast 60 %. Die zwei dreckigsten Kohlekraftwerke der EU produzieren in Griechenland. Zur Braunkohle kommen im Energiemix Erdgas mit 24 und Erdöl mit 7 %. Wasserkraft grundelt bei 5 %, für Wind gibt es keine statistische Erfassung. Der Anteil der Sonnenenergie an der Stromerzeugung liegt derzeit um die 3 %. Nicht die Solarthermie ist der große Trumpf, die Photovoltaik erweist sich als Zukunftshoffnung. Überlange, sündteure Stromleitungen verhindern spektakuläre Solarenergieprojekte. Bestens passt die Windenergie mit hervorragenden Standorten entlang der Küsten mit Stromleistungen, die sonst nur Offshore-Anlagen erbringen. Zukunftschancen haben auch Biomasse und Biotreibstoffe. Eine besondere Rolle wird dabei der Stromerzeugung aus Biogas zukommen. Hemmschuhe des Ausbaus der erneuerbaren Energie sind die ausufernde Bürokratie und eine Wirtschaftspolitik, die potenzielle Investoren verunsichert. Selbst die Internationale Energieagentur (IEA) als Headquarter der Fossilenergiewirtschaft weist kritisch darauf hin, dass die griechische Energieversorgung zu mehr als 90 % auf fossilen Energieträgern basiert. Nachweislich sind die Staaten, deren Energieversorgung am meisten vom Öl abhängt, zugleich die am höchsten verschuldeten Staaten Europas. Kaum zu glauben, dass Griechenland mit 300 Sonnentagen und über 3000 Sonnenstunden im Jahr und einem riesigen Windpotenzial mehr als ein Fünftel seines Stromes importiert. ERNST SCHEIBER Hemmschuhe des Ausbaus der erneuerbaren Energie sind die ausufernde Bürokratie und eine Wirtschaftspolitik, die potenzielle Investoren verunsichert. Unverständlich ist, dass das hochverschuldete Land bar jeglicher Vernunft nicht bereit ist, seiner Waffenimportwut abzuschwören. Derzeit stehen die Wartung seiner Raketenbestände, U-Boote, Eurofighter sowie die Modellwahl moderner Kampfpanzer auf der Einkaufsplanung, die Verkäufer stehen Schlange. In der ersten Reihe: die Deutschen. Drastische Einsparungen bei den Ausgaben für Waffen- und Energieimporte wären kein Allheil, brächten aber Luft zum Atmen mit insgesamt 20 Mrd. Euro zugunsten der maroden Staatsfinanzen und für den Aufbau einer Energiewirtschaft auf Basis erneuerbarer Ressourcen. Damit könnten auch Visionen mit griechischem Ursprung zum Teil Realität werden. Ein Reformprogramm muss Wachstum und Beschäftigung verheiraten und mit der EU und dem Währungsfonds abgestimmt werden. Die EU-Politiker sind ohnedies mit Eselsgeduld ausgestattet. Das haben sie wiederholt bewiesen. Ein fruchtbarer Reformansatz müsste Betriebsgründungen einschließen sowie auf Jugend und Frauen setzen. Zeigt Griechenland eigene Anstrengungen in Richtung Wachstumspfad für die Wirtschaft, werden ausländische Investoren bessere Mienen zum bisherigen Trauerspiel der griechischen Regierungspolitik machen. Gut gefüllte Töpfe, etwa die Investitionsförderungsfonds einzelner EU-Länder oder die EU-Regionalförderung, stünden parat. Jedoch ist die Hürde der Co-Finanzierung nicht außer Acht zu lassen Das schlussfolgert Ihr ökoenergie Nr. 99 / 2015 KOMMENTAR 5

Biomasse-Heizkraftwerk-Projekt im Kreuzfeuer Papierindustrie will in Klagenfurt ein Exempel statuieren und zieht dafür alle Register Klagenfurt hat ein Problem: Ein in die Jahre gekommenes Ölkraftwerk bildete die Basis der Fernwärmeversorgung und muss, nicht nur aus ökologischen Gründen, eingemottet werden. Ein geplantes Erdgas-Heizkraftwerk ist an Bürgerprotesten gescheitert. Die Stadtregierung hat sich schlussendlich für eine Biomasse- Lösung entschieden. Diese stößt nun insbesondere bei der Papierindustrie auf breite Ablehnung. Schwere Geschütze aufgefahren Seitens der Papier-Lobby wird seit Jahren gegen die Ökostromförderung und Bioenergienutzung gewettert. Mit der Verhinderung des geplanten und eigentlich bewilligten Heizkraftwerkes soll ein Exempel statuiert werden. Die Liste der Aktivitäten der Anti- Biomasse-Kampagne ist beeindruckend. Neben einer breit angelegten Inseratenkampagne mit ganzseitigen Sujets in Österreichs auflagenstärksten Tageszeitungen und einer Demonstration der Betriebsbelegschaft werden nun schwere Geschütze aufgefahren. Ein besonders aktives Mitglied der Bürgerinitiative gegen das Biomasse-Projekt dementiert gar nicht mehr, dass er von der Papierindustrie unterstützt wird, wie in der Kleinen Zeitung zu le- sen ist. Selbst ein generelles Verbrennungsverbot für Holz rund um Papierfabriken wurde seitens der Industrie schon gefordert. Der Versuch, eine für das Fernwärmeprojekt wichtige Liegenschaft zu ersteigern, scheiterte. Er führte aber dazu, dass nun für das Grundstück vom Projektwerber anstatt 325.000 Euro (der Schätzwert) 1,55 Millionen Euro bezahlt werden mussten. Neue Härte Wie man auch zum Biomasse-Projekt in Klagenfurt steht, die Vorgehensweise dagegen hat eine neue Dimension erreicht und zeigt auf, mit welcher Härte in Zukunft Industrieinteressen durchgesetzt werden könnten. Zahlreiche negative Auswirkungen könnten aus dieser Vorgehensweise folgen. Die Bewohner Klagenfurts müssen um eine leistbare Fernwärmeversorgung zittern. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass in Österreich nicht genügend Holz vorhanden sei, obwohl der Holzvorrat seit den 1980er-Jahren um 40 % (!) zugenommen hat. Durch diese Fehlinformation leidet die komplette Wertschöpfungskette mit Waldbauern und Forstwirten, Sägewerken und der Holz verarbeitenden Industrie sowie dem Biomasse- Sektor angefangen vom Hafner über den Installateur bis zum Heizwerksbetreiber. Eines wurde erreicht: Der von Branchenvertretern prognostizierte und rasant zurückgehende Papierverbrauch in zentralen Absatzmärkten wird medial kaum thematisiert. Ein Sündenbock, falls drohende Restrukturierungsmaßnahmen durchgesetzt werden müssen, scheint mit der Ökostromförderung jedenfalls gefunden. Absurde Argumentationen Die Argumentationsketten der Papierindustrie gegen die Bioenergienutzung werden immer absurder. Einerseits werden die eigenen Wertschöpfungseffekte beschworen, andererseits hat die Branche seit 1990 mehr als 4000 Arbeitsplätze abgebaut. Es wird der nötige Holzimport beklagt, gleichzeitig ist die Papierproduktion um 66 % und der Exportanteil an der Produktion auf 87 % gestiegen. Der Holzpreis wird ebenfalls scharf kritisiert, er liegt aber real und nominal unter dem der 1990er-Jahre. Im neuen Papier-Branchenbericht wird unter dem Schlagwort kaskadische Holznutzung eine klare Formel präsentiert: Holz wird zu Papier und anschließend zu erneuerbarer Energie. In Realität lautet die Formel aber: Holz geht in den Produktionsprozess, Holzenergie ersetzt dort einen Teil der teuren fossilen Energie, sorgt so für geringere Brennstoffkosten und ein grünes Mascherl am energieintensiven Produkt Papier. Klare Fakten Der Bioenergie kann vieles nachgesagt werden dass sie mitgeholfen hat, den Industrieholz-Preis zu stabilisieren und ihn so auf ein für die Forstwirtschaft notwendiges Niveau gehoben hat und dass ihre Produkte in Form von Wärme und Strom der heimischen Bevölkerung zugutekommen, entspricht aber der Wahrheit. Als Nachsatz sei noch erwähnt, dass in der Bioenergiebranche mehr als 20.000 Arbeitsplätze entstanden sind Zulieferindustrie nicht mit eingerechnet. Bei der aktuellen Diskussion um Klagenfurt sowie die kaskadische Holznutzung geht es schlicht und einfach um die Frage, wer in Zukunft von den vergleichsweise günstigeren Holzkosten profitieren kann die Hälfte der österreichischen Haushalte, die bereits jetzt direkt oder indirekt mit Holz heizen, sowie jene, die es noch wollen oder die Papierbranche. Der Weg aber muss ein gemeinsamer sein, damit die Entwicklung der Papierindustrie und auch der Biomasse- Branche eine Erfolgsstory bleibt immer unter Vorbehalt der effizienten Holznutzung. CP STATISTIK DER AUSGABE Unterbewertete Emissionen Wissenschaftler der Stanford University haben die Treibhausgasemissionen der unterschiedlichsten Produktionsketten der Erdöl-Branche unter die Lupe genommen. Die Summe aus Upstream-, Midstream- und Downstream-Emissionen liegt in etwa zwischen 300 und 500 g CO2-Äquivalent pro kwh. Wesentlich höhere Werte werden Ölprodukten aus unkonventioneller Förderung (Teersande, Tiefseebohrungen etc.) zugesprochen. Derzeit geht der Gesetzgeber bei Emissionen, verursacht durch Heizöl, von nur 311 g CO2/kWh (OIB-Richtlinie) aus. Erdölprodukte können im Unterschied zu Biotreibstoffen ohne Mindestanforderungen an deren CO2-Emissionen in Umlauf gebracht werden. Link: http://carnegieendowment.org 6 Markt & RECHT Nr. 99 / 2015 ökoenergie

Interview Energiemasterplan als Flaggschiff Umweltlandesrat Rolf Holub im Gespräch ökoenergie: Welche Bedeutung haben die Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien für Kärnten? Holub: Die beiden Themen haben für Kärnten eine enorm hohe Bedeutung. Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind zentraler Bestandteil und das Herz des Kärntner Energiemasterplans, der ein Vorzeigeprojekt der Landesregierung ist. Wir haben mit dem Energiemasterplan europaweit für Aufsehen gesorgt. Kärnten ist ja mit über 52 % erneuerbaren Energien im Gesamtendenergieverbrauch schon jetzt im europaweiten Spitzenfeld. Diese Vorbildwirkung wollen wir noch stärker ausbauen. Biomasse spielt dabei natürlich eine zentrale Rolle. Welche Ziele verfolgen und welche Maßnahmen setzen Sie? Mit dem Energiemasterplan hat sich Kärnten ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2025 wollen wir uns zu 100 % durch erneuerbare Energien versorgen. Ein fossilfreier Verkehr in Kärnten ist für 2035 anvisiert. Nur wer sein Ziel kennt, findet auch den Weg. Daher sind die Maßnahmen detailliert im Energiemasterplan festgeschrieben. Die vielen Experten in den Arbeitsgruppen und über 2.000 Kärntner haben hier in einem breiten Beteiligungsprozess wirklich tolle Arbeit geleistet. Was sind dabei die größten Herausforderungen? Wir haben einen sehr schweren finanziellen Rucksack von der Vorgängerregierung übernommen, den wir beständig abbauen müssen. Wenn man wenig Geld hat, braucht man umso bessere Ideen. Daher war die breite Einbindung der Menschen bei der Erstellung des Energiemasterplans auch völlig richtig. Je mehr Köpfe, desto mehr Kreativität und damit Lösungen! Sie waren lange Gemeinderat in Klagenfurt. Wie beurteilen Sie die Diskussion rund um das geplante Heizkraftwerk in Klagenfurt? Immer wenn starke Interessen aufeinanderstoßen, gibt es eine hitzige Debatte. Das ist logisch. Daher muss man die Herausforderung einer Energieversorgung für Klagenfurt objektiv und rational angehen. Welche Lösung ist die beste für die Menschen und für die Umwelt? Da kommt man ganz schnell zu dem Bis 2025 wollen wir uns zu 100 % durch erneuerbare Energien versorgen Biomasse spielt dabei natürlich eine zentrale Rolle. Rolf Holub, Umweltlandesrat Kärnten Schluss: Thermische Sanierung und eine effiziente Nutzung der Energie sind die Basis. Biomasse, Sonne sowie vorhandene Abwärmepotenziale sollen in einem Gesamtversorgungskonzept zusammengeführt werden. Wird es eine erneuerbare Lösung für Klagenfurt geben oder eine fossile temporäre Lösung? Ich bin mir sicher, dass Klagenfurt über kurz oder lang bei einer erneuerbaren Lösung landen wird. Die neue Stadtregierung ist sich bewusst darüber, dass die zukünftige Energieversorgung nur in die erneuerbare Richtung gehen kann. Da hat auch der Energiemasterplan viel für die Bewusstseinsbildung in den politischen Köpfen beigetragen. Internationale Fachmesse für Heizung, Klima, Sanitär, Bad & Design und erneuerbare Energien Neues Konzept! Alle Informationen auf www.aquatherm.at 26. 29.1.2016 Messe Wien Stellungnahme Wo ein Wille, da ist auch ein Weg! Für Klagenfurt werden derzeit die Weichen für die künftige Energieversorgung gestellt. Nach der Absage für das geplante Gaskraftwerk fiel die Wahl auf eine zukunftsträchtige Wärmeversorgung durch Biomasse. Dieses Konzept entspricht dem Kärntner Energie- Masterplan und den einschlägigen Vorgaben der nationalen und internationalen Energie- und Klimapolitik. Als positiver Nebeneffekt wird auch die Abhängigkeit von Energieimporten aus krisengeschüttelten Regionen verringert. Zusätzlich sind heimische Unternehmer bereit, nahezu 100 Millionen Euro zu investieren. Profiteure davon sind heimische Unternehmen, Land- und Forstwirte, die Bewohner der Landeshauptstadt sowie der Staat durch die erhöhte Wertschöpfung dank des Biomasse-Einsatzes und nicht zuletzt unsere Umwelt und das Klima. Dagegen sind die derzeitigen Grabenkämpfe rund um die Holzversorgung sowie der Kampf um die verflossene Einkaufs-Monopolstellung als lächerlich zu betrachten. Der Kärntner Holzmarkt endet nicht beim Glockner oder bei der Koralpe dies beweist auch die starke Kärntner Holzindustrie. In jeder anderen Industrie- oder Wirtschaftssparte wäre der Jubel groß, wenn Rohstoffe importiert und vor Ort hochwertig veredelt werden könnten. Eines ist klar: Sollte das Projekt in der geplanten Form umgesetzt werden, sind entsprechende Anstrengungen von allen Seiten notwendig. Vorgehensweise muss jedoch sein: Wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Präsident ÖR Ing. Johann Mößler Landwirtschaftskammer Kärnten AT16_47x263_SSP_BW_o koenergie.indd 1 20.04.15 11:00 ökoenergie Nr. 99 / 2015 POLITIK & ENERGIE 7