Heike Kubat, MSc Manualtherapeutin(OMT), Instruktorin AGMT Dozentin Berner Fachhochschule

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Transkript:

Heike Kubat, MSc Manualtherapeutin(OMT), Instruktorin AGMT Dozentin Berner Fachhochschule

Inhalte Klassifikation Betroffenen Strukturen und Regionen (Ursachenforschung) Diagnosestellung und deren Probleme Evidenz der Untersuchungs- und Behandlungsmethoden

KOPFWEH : (n.thomas Willis, Erfinder der Neurologie 1672) Die Krankheit gehört zu keinem Temperament, keiner Konstitution und zu keiner Art offensichtlicher oder unmittelbarer Ursachen, sie befällt wahllos Kühle und Hitzige, Nüchterne und Trinker, Fastende und Satte, Fette und Ausgemergelte, Junge und Greise, also beliebig jeden Alters, Einkommens und Standes.

Kopfschmerzpatienten Prävalenz Ca. 4% einer Erwachsenenpopulation hat 15 Tage pro Monat oder mehr (bis zu 31 Tagen) Kopfschmerzen Lanteri-Minet et al (2003) Von ca. 82 Millionen Menschen in Deutschland leiden mehr als 2 Millionen an cervicogenen Kopfschmerzen Nilsson (1995)

Kopfschmerzklassifikationen Primäre Kopfschmerzen Sekundäre Kopfschmerzen

Spannungskopfschmerz Schmerzregionon Intensität Verstärkende Faktoren Verbesserung Häufigkeit Dauer Bilateral Mild bis moderat Emotional, statische Position, Trauma, Stress statische Position vermeiden Eventl. episodisch oder chronisch (jeden Tag) 30 Min.-7 Tage

Migräne Schmerzregionon Intensität Verstärkende Faktoren Verbesserung Häufigkeit Dauer Meistens unilateral, aber Seitenwechsel möglich Moderat bis stark Physische Aktivität (z.b. Treppensteigen) Ruhe, Dunkelheit 1x pro Jahr- einige pro Wo. 4-72 Std.

Clusterkopfschmerz Schmerzregionon Intensität Verstärkende Faktoren Verbesserung Häufigkeit Dauer Unilateral orbital supraorbital oder temporal Stark Vasodilatoren (z.b. Alkohol, Nitroglycerin) Höhenaufenthalt Aktivität in Vertikaler, Sauerstoffgabe >1-2 Attacken pro 24 Std. 15-120 Min.

Kiefergelenk Schmerzregionon Gesicht, temporal Intensität Verstärkende Faktoren Verbesserung variabel Kieferbew.,Stress Kieferbew. Vermeiden Häufigkeit Dauer Variabel Variabel

Chron.paroxysmale Hemicrania Schmerzregionon Intensität Verstärkende Faktoren Unilateral orbital, supraorbital oder temporal Stark Unbekannt Verbesserung Unbekannt(eventl. Gabe von Indometacin) Häufigkeit >5 Attacken(bis zu 30) pro 24 Std. Dauer 2-45 Min.

Cervicogener Kopfschmerz Unilateral/bilateral Seitenkonstant Ausgang des Schmerzes: HWS in Richtung Kopf Kopfschmerz: occipital, sub-, frontal, retro-orbital, temporal Moderate Intensität, variabel in einer Attacke und zwischen den Attacken

Cervicogener Kopfschmerz Begleiterscheinungen: Nausea, Schwindel, Visuelle Störungen, Phonophobie, Photo- Kein reguläres Muster Schmerzverstärker: statische Positionen, bestimmte Bewegungen, Stress Verbesserung: Hinlegen, Analgetikas, keine Reaktion auf Migränemittel Startpunkt: jedes Alter, eventl. nach Trauma Keine familiäre Häufung, eher Frauen

Screeningprozess: Anamnese Patientendaten (Alter, Geschlecht, Beruf ) Persönliche und familiäre Anamnese (Risikofaktoren, Operative/Konservative Behandlungen, Medikamenteneinnahme jetzt und früher) Psychosozial (Bildung, Familiäre Strukturen, Kultur/Religion) Risikofaktoren Klinische Präsentation Begleiterscheinungen und Zeichen für systemische Erkrankungen Zusammenfassung und Konklusionen

Systemische Ursachen von Kopfschmerzen Tumore Cardiovaskulär Pulmonar Renal/Urogenital Gynäkologisch Neurologisch

Andere systemische Ursachen Physischer oder sexueller Missbrauch in Historie Nebenwirkung von Medikamenten Allergien (Umwelteinflüsse, Lebensmittel) Medikamentenmissbrauch (analgesic rebound effect) Psychogene/psychatrische Ursachen Übermässige Einnahme/ Entzug von Alkohol/Drogen Koffein Einnahme/Entzug Trauma (Schleudertrauma, Schädel-Hirntrauma, Frakturen, Essstörungen mit häufigem Erbrechen) Infekionen (Meningitis, Sinusitis, Syphlilis, Tuberkulose, Herpes) Postdurale Punkturen Tauchsport Fibromyalgie Hypoglykämie

Cervicogener Kopfschmerz Bevölkerungsbezogene Prävalenz 2,5% Prävalenz innerhalb von Kopfschmerzpatienten 13,8% 17,8% Geschlechtsverhältnis (männlich zu weiblich) 1 zu 3 Durchschnittsalter (Jahre) 43 49,5 Kopfschmerzfrequenz pro Monat (Episoden) 17 18 Durchschnittliche Dauer einer Kopfschmerzepisode (Tage) 1,4

Cervicogene Kopfschmerzen 15-20% von allen chronischen und wiederkehrenden Kopfschmerzen ist cervicogener Natur (Pfaffenrath/Kaube 1990, Nilsson 1995)

Kopfschmerzpatienten Prävalenz 70% der Patienten mit intermittierenden, häufigen Kopfschmerzen klagen über Symptome im HWS Bereich, die sie im Zusammenhang mit ihren Kopfschmerzen sehen Henry et al (1987); Jull (2002)

Unsere Aufgabe Zielorientiert untersuchen Können wir das Problem mit unseren Fähigkeiten behandeln??? Adäquater Behandlungsplan (Selektion, Dauer, Häufigkeit ) Anwendung des Plan Evaluation der Behandlung

Relevante Regionen/ Strukturen/Schmerzmechanismen? Halswirbelsäule? Brustwirbelsäule (incl. Rippen)? Kiefer? Muskulär Neural Artikulär Nozizeptiv Neurogen Strukturen Regionen Schmerzmechanismen

Region: obere HWS? Definition: Cervicogener Kopfschmerz entsteht aus einer Dysfunktion oder einem Entzündungsvorgang der muskuloskeletalen Strukturen der oberen HWS. Sjastaad, (1987)

3 Bedingungen für cervicogene Kopfschmerzen Strukturen, die als Ursache in Frage kommen müssen schmerzempfindlich sein Neuronale Verschaltung von den betroffenen Strukturen, die die Schmerzprojektion zum Kopf erklären Erkrankung/Dysfunktion, die diese Struktur betrifft, muss identifizierbar sein

Konvergenztheorie: (Trigeminocervicaler Nucleus) Afferenzen von Trigeminusanteilen (V. Hirnnerv) Ersten drei cervicalen Spinalnerven Fasern vom VII., IX. und X. Hirnnerv

Cervicale Nerven &Hirnnerven C1 ventraler Ast - N.hypoglossus Treffpunkt M.trap./M.sternocl.mast. - mot. Innervation durch N.accessorius und sensible Innervation durch C2 ventraler Ast C2 ventraler Ast - N.hypoglossus/N.vagus

Region: obere HWS? Schmerzausbreitung in den Kopf von C0 C2 : Diagnostische Blockaden bei Patienten, Bogduk, Marsland (1988) Schmerzmuster bei symptomfreien Facettengelenken, Dwyer, April, Bogduk (1990, 1994) Schmerzausbreitung der Facettengelenke, Fukui et al (1996) H. Heike Kubat, Kubat, Leipzig, Bochum 2012 2008

Untere Halswirbelsäule? Provokationen an Facettengelenken unterhalb C3/4 konnte an Gesunden keine Kopfschmerzen auslösen. Dwyer et al (1990) Diagnostische Blockaden an Wurzeln C4 und C5 veränderten die bestehenden Kopfschmerzen nicht Bovim et al (1992) BS-Vorfall C6/7 mit Wurzelsyndrom C7 mit Kopfschmerzattacken (Fallstudie) Michler et al (1991)

Untere Halswirbelsäule? Untere HWS und obere BWS gehören sekundär in den Komplex der muskuloskeletalen Dysfunktion, sind aber keine primären Auslöser von Kopfschmerzen Jull (1994) Cervicogene Kopfschmerzen scheinen eine neurogene Komponente zu haben Jull (1997)

Untere Halswirbelsäule? Versorgung der Dura mater durch Sinuvertebraläste, die bis über 8 Segmente verbreitet sind Groen et al (1988), Johnson G.M. (2004) Ausbreitung von sympathische Fasern aus cranialer Dura auf spinale Dura (Keller und Marfurt, 1991) und auf Lig.long post. (Yamada, 2001)

Untere Halswirbelsäule? Trigeminaler Nucleus a. Bis C3 oder C4 b. Verbindung zur grauen Substanz der Hinterhörner c. Afferente spinale sensorische Neurone breiten sich nach oben und unten über drei Segmente im dorsolateralen Trakt und der Substantia gelatinosa aus, bevor sie ins Hinterhorn eintreten Ashkenazi A, Silberstein S (2004), Freedman M.K. et al (2008)

Untere Halswirbelsäule? HWS und ihre Strukturen sind von Nerven innerviert, die sympathische und sensorische Nervenverbindungen haben Johnson G.M. (2004) Manuelle Therapie der HWS zeigte hypoalgetischen Effekt auf Mechanorezeptoren und anregenden Effekt auf sympathisches Nervensystem Sterling M., Jull G., Wright A. (2001)

Brustwirbelsäule? Manipulationen der BWS verbessern die HWS-Bewegung und reduzieren Nackenbeschwerden Fernandez-de-las-Penas (2007), Cleland et al (2005) Verbesserung der Kopfschmerzsymptomatik durch Manipulation Th2/3. Viti JA, Paris SV (2000)

Relevante neurale Strukturen?

Relevante neurale Strukturen? Zervikogene Kopfschmerzen zeigen selten neurologische Zeichen und Symptome, eher Hinweis auf referred pain-phänomen als eine Irritationen von zervikalen Nerven Jull (1994), Bogduk (1982)

Relevante neurale Strukturen? Engpässe? `Dritter Occipitalnerv` aus C2/3 zieht über Facettengelenk C2/3 Bogduk N.(1982) Dura mater Irritation in Verbindung mit M. rectus capitis minor Alix ME and Bates DK (1999) Dean NA and Mitchell BS (2002)

Relevante muskuläre Strukturen?

Relevante muskuläre Strukturen? 250 500 Muskelspindeln/g Muskelgewebe in autochtoner Nackenmuskulatur 15-30 Mukelspindeln/g Muskelgewebe in Extremitäten (Knese 1949) H. Heike Kubat, Kubat, Leipzig, Bochum 2012 2008

Relevante muskuläre Strukturen? Muskelspindeln als Gelenkssensoren Zentrale Endigungsgebiete dieser Primärafferenzen erstrecken sich vom cervicalen Rückenmark weit in den Hirnstamm und nach caudal bis ins mittlere Thorakalmark hinein. (W.L.Neuhuber 1996)I H. Heike Kubat, Kubat, Leipzig, Bochum 2012 2008

Relevante muskuläre Strukturen? Schultergürtelmuskulatur M.sternocleidomastoideus/Mm.scaleni Lange paravertebrale Nackenmuskulatur Suboccipitale Mm.(ventral und dorsal) Supra- und Infrahyoidale Mm. Kaumuskulatur Mimische Mm. und Zungenmuskulatur

Relevante muskuläre Strukturen? Suboccipitale Mm.(Insertion) = Frontalschmerz Suboccipitale Mm.(25mm caudaler) = Vertexschmerz Sternocleidomastoideus = Temporalschmerz Cyriax (1938) Stimulation von Periost (Occiputkondylen), paramediane Mm. suboccipital, cranialen vier interspinalen Räume = Campell und Parsons (1944)

Relevante muskuläre Strukturen? Ventrale Kopftranslation Schwäche der oberen HWS-Flexoren Keine Ausdauerleistung der oberen HWS- Flexoren Zusammenhänge zwischen cervicogenen Kopfschmerzen und craniocervicaler Position Watson and Trott (1993) H. Heike Kubat, Kubat, Leipzig, Bochum 2012 2008

Kiefergelenksregion? H. Heike Kubat, Kubat, Leipzig, Bochum 2012 2008

Kiefergelenk? Segmentale Versorgung: C1-3 N.auricularis magnus N.trigeminus N. hypoglossus (Ansa cervicalis prof.) N.facialis

Dysfunktionen (er)kennen? Instabilitäten Symptomgebende artikuläre Hypomobilitäten (HWS, BWS, Kiefergelenk) Muskuläre Dysfunktionen (tiefe Nackenflexoren!) Neurale Zeichen

Fazit Obere HWS- Segmente beeinflussen! Haltungskorrektur, Position HWS/Kiefer Gezieltes Ausdauertraining für tiefen Nackenflexoren! Mobilisationen der Nerven, unteren HWS/BWS? = Glaubwürdige Beweise für peripher nozizeptive/peripher neurogene Auslöser zervikogenen Kopfschmerzen bei

Der Kopfschmerzpatient Differentialdiagnose und Management

Folgen einer Blockierung Denkmodelle 1. Beeinträchtigung der rezeptoriellen Leistungsfähigkeit 2. Blockierungsbedingte Seitendifferenz des Rezeptoreninformationsstromes Hülse M., Neuhuber W., Wolff H.D

Eine ausführliche Befundung ist äusserst wichtig: für eine Differenzierung von Kopfschmerzmustern um die Kopfschmerzen als Alarmsymptom für eine gravierende Erkrankung zu erkennen um eine gezielte Behandlung möglich zu machen um eine Prognose über den möglichen Behandlungserfolg stellen zu können

Diagnosestellung Diagnostizierte Dysfunktion als primäre Ursache als Kopfschmerzverstärker spielt keine Rolle

Sollten andere Kopfschmerzarten ebenfalls physiotherapeutisch behandelt werden?

Pathogenese der Kopfschmerzarten? Abgrenzung der primären Kopfschmerzarten (Migräne, Spannungskopfschmerz) und cervicogener Kopfschmerz oder ein Continuum

Ein Continuum? Verschiedene klinische Erscheinungsformen unterliegen ähnlichen pathophysiologischen Prozessen. R.Cady, Headache 2002

Diagnostische Kriterien Kopfschmerzarten Pathophysiologie

Differentialdiagnose? Spannungskopfschmerzen 40-80% Migräne 10-12% Cervicogene Kopfschmerzen 13-17% Bronfort et al (2001)

Probleme der Diagnosestellung Symptomüberlappung Veränderung des Kopfschmerztyps Patienten haben häufig mehrere Kopfschmerztypen

Differentialdiagnose? Neck pain and muscle tension are common of a migraine attack. Blau JN, MacGregor Tfeld-Hansen P, Lous I, Olesen J. Kaniecki RG Waelkens J

Differentialdiagnose? Migränepopulation: 66% der Patienten geben HWS Symptome während der Attacken an 43% sehen in HWS-Schmerzen den Triggerfaktor für ihre Attacke Blau JN, MacGregor EA (1994)

Differentialdiagnose? Bewertung von muskuloskeletalen Dysfunktionen: Bewegungsdefizite bei cerv. KS grösser als bei Migräne und Spannungskopfschmerz Zwart JA (1997) Erkennen von cervicogenen Kopfschmerzmustern nach klinischen Kriterien Zito G, Jull G (2006)

Effizienz? Non-invasive treatments for chronic/recurrent headache (Review) Bronfort G, Nilsson N et al (2007) Randomized/ quasi-randomized controlled 22 studies with a total of 2628 patients (Migräne, Spannungskopfschmerz, cerv.kopfschmerz, Migräne/ Spannungskopfschmerz, posttraumatische Kopfschmerzen)

Systematic Review Effectiveness of manual and exercise therapy for cervicogenic and tension-type headache and migraine in adults.

Effizienz bei Migräne Effekte von manueller Therapie und/oder aktiver Trainingstherapie (basierend auf einer best evidence synthesis ) für Migränepatienten sind uneinheitlich.

Effizienz bei Spannungskopfschmerz Physiotherapie/manuelle Therapie mit aktiver Trainingstherapie zeigt moderaten Effekt van Ettekoven, 2006; Söderberg, 2006

Effekt bei cerv. Kopfschmerzen Manuelle Therapie mit und ohne aktiver Therapie zeigt moderaten Effekt. Jull, 2002 and Hall, 2007

Dosierung/Technik? Egal bei welchem Kopfschmerztyp: Es gibt keinen Beweis, welche Dosierung oder Technik einen besseren Effekt hat.

Manipulation _ Mobilisation Wenn keine Differenz in der Wirkung zwischen Manipulation und Mobilisation : Warum sollte man nicht vorhersehbare Risiken eingehen????

Effekt: Manipulation Bei Kopfschmerzpatienten wird der Effekt der Manipulationen von uneinheitlich bis moderat eingeschätzt Demirturk 2002; Gross, 2004; Coulter, 1996 Gleicher Effekt von manueller Therapie und aktiver Therapie wie Manipulationen.Die aktive Gruppe präsentierte sich im craniocervical muscle test besser als die Patientengruppe, die manipuliert wurde. Jull et al, 2008, Fernández-de-las-Peňas et al, 2009

Implikationen für die Zukunft Weitere Untersuchungen sind notwendig, da die Heterogenität der Populationen, Interventionen, Vergleichsgruppen und die Messparameter gross.

Messparameter Meistens wird die Häufigkeit, Dauer und Intensität der Kopfschmerzen oder die Schmerzmedikamenteneinnahme als Messparameter in Forschung und Praxis gewählt. Neuere Ergebnisse zeigen, dass es Sinn macht, andere Parameter zu nutzen: Lebensqualität, Funktionelle Fähigkeiten ( z.b. 16-item Headache Impact HImQ, Migraine Specific Assessment Scale MIDAS, Headache Impact Test HIT, Headache Disability Inventory HDI) Niere and Quin, 2009; Andrasik et al, 2005; Peňacoba-puente et al, 2008

Nebenwirkungen Amitriptylin: über 50% der Patienten mit Nebenwirkungen, bei 10% Studienabbruch wegen Medikamentenunverträglichkeit SMT: 5% mit Nebenwirkungen wie Muskelschmerz und steifheit (= als normale Reaktion gewertet)

Triggerfaktoren

Triggerfaktoren Hormonelle Faktoren (Menstruation, Ovulation, Pille, Schwangerschaft) Umweltfaktoren (Wetter, sensorische Reize, Aktiv und Passivrauchen) Stress und andere psychische Faktoren Schlaf, Müdigkeit, Erschöpfung Körperliche Tätigkeit

Kopfschmerzkalender Differenzierung zu anderen Formen Ursachenforschung ( hormonelle Einflüsse, Weekendheadache, Stress ) Schmerzentwicklung

Biopsychosoziales Modell (n.l.gifford) Bio (Gewebeschädigung-akute, ernsthafte Pathologien, Suche nach Alarmzeichen) Psychosozial Dysfunktionen (aus Patientensicht) Physische Dysfunktionen (Untersuchung durch Therapeuten) Generelle Fitness Lokale Fitness Schmerz

Vielen Dank für Ihr Interesse