Noch eben kurz die Welt retten - Zukunftswerkstatt Entwicklungspolitik



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Transkript:

Noch eben kurz die Welt retten - Zukunftswerkstatt Entwicklungspolitik 18. Oktober 2014 im Rathaus Bremen Dokumentation 1

M it Beschluss vom 25. September 2014 hat die Bremische Bürgerschaft (Drs. 18/1438) den Senat aufgefordert, entwicklungspolitische Leitlinien für das Land Bremen vorzulegen. Damit folgt Bremen dem Beispiel mehrerer anderer Länder wie etwa Berlin, Brandenburg oder Rheinland-Pfalz, die solche Leitlinien bereits verabschiedet haben. Laut Bürgerschaftsbeschluss sollen diese Leitlinien in einem breiten Konsultationsprozess mit der Zivilgesellschaft erarbeitet werden. Den Auftakt für die Diskussion rund um die Leitlinien bildete ein Workshop mit fünfzig jungen Bremerinnen und Bremern. Am 18. Oktober 2014 trafen sich diese auf Einladung der Bevollmächtigten beim Bund und für Europa im Bremer Rathaus zu einer entwicklungspolitischen Zukunftswerkstatt. Einen ganzen Nachmittag lang waren die Jugendlichen aufgerufen, über Ideen, Anregungen und Lösungen für eine zukünftige Bremische Entwicklungs-zusammenarbeit zu diskutieren. Die Ergebnisse dieses Workshops wurden in dieser Dokumentation zusammengefasst und sollen erste Anregungen für den darauf folgenden, partizipativen Diskussionsprozess in Bremen und Bremerhaven darstellen. Ablaufplan der Zukunftswerkstatt 13:30 Uhr Ankommen Kennenlernen - Gruppeneinteilung 14:00 Uhr Begrüßung und Übersicht über den Ablauf des Workshops 14:30 Uhr Erste Kleingruppenphase Brainstorming 15:30 Uhr Pause 16:00 Uhr Überblick über die bisherigen Ergebnisse 16:15 Uhr Zweite Kleingruppenphase Erarbeitung von Forderungen an die Bremer Entwicklungszusammenarbeit 17:00 Uhr Präsentation der Gruppenergebnisse 17:30 Uhr Abschluss - Zusammenfassung - Ausblick Jede Gruppe wurde gebeten, anhand eines selbst gewählten, fiktiven Gegenstands mittels Brainstorming über Herausforderungen und Probleme hinsichtlich globaler Gerechtigkeit, Umweltproblemen und Armut nachzudenken. Beispiel: Handy Umweltzerstörung bei der Rohstoffgewinnung Ausbeutung bei der Produktion Lange Transportwege Mangelnde Reparierbarkeit Kein Recycling möglich Elektroschrott Im zweiten Schritt sollten dann entwicklungspolitische Lösungsansätze, Ideen sowie Forderungen an die Bremische Politik formuliert werden. 2

Ergebnisse der Arbeitsgruppen Gruppe A Gegenstand: Plastik Probleme: Ressourcenverbrauch, große Mengen an Verpackungsmüll, Verschmutzung von Umwelt & Meeren, Aufnahme in die Nahrungskette Lösungsansätze: Verbot/Steuer auf Plastiktüten, Alternativen erforschen bzw. anwenden (z.b. Jutebeutel), Bildungsarbeit, (evtl. neues Schulfach Nachhaltigkeit ), Subventionen für kleine Geschäfte mit weniger Verpackungsmüll Gruppe B Gegenstand: Kleidung Probleme: Ressourcenverbrauch, Arbeitsbedingungen bei der Produktion, Kinderarbeit, große Mengen an Altkleidern, keine Transparenz bei der Produktion, weite Transportwege Lösungsansätze: Steuererleichterungen für zertifizierte Fair-Trade-Kleidung, öffentliche Beschaffung Fair-Trade-Dienst- und Schulkleidung, Second-Hand-Shops, Kleidertauschpartys, konsumkritische Stadtrundgänge, Abschaffung von verkaufsoffenen Sonntagen & Shoppingnächten, kritische Auseinandersetzung mit Konsum in die Lehrpläne integrieren. Gruppe C Gegenstand: Bildung Probleme: Bildungsdefizite, mangelndes kulturelles Verständnis Lösungsansätze: Materielle Unterstützung für Schulen & Ausbildungsstätten, globale Austauschprogramme auch für Azubis & PraktikantInnen, Zugang für AusländerInnen in 3 das duale Ausbildungssystem Deutschlands durch Stipendien & Förderprogramme Gruppe D Gegenstand: Fischerei Probleme: Eurozentristische Entwicklungspolitik & Konzepte, Überfischung, Kapitalorientierte Rechtevergabe, Exportabhängigkeit, Beifang, Umweltverschmutzung, Schleppnetzfischerei Lösungsansätze: Stärkung von Austauschprogrammen, Zugang für AusländerInnen in das deutsche Bildungssystem, Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Förderung von Eigeninitiative und lokalen Potenzialen, Vergabe von Aufträgen an lokale statt an deutsche Unternehmen, einheitliche und fundierte Kennzeichnungspflicht aller Produkte nach Nachhaltigkeitskriterien, rechtlich verbindliche Regelungen für das Verhalten Bremischer Unternehmen im Ausland, vegetarisches Essen als Norm in öffentlichen Mensen und Kantinen Gruppe E Gegenstand: Kaffee & Textilien Probleme: Arbeitsbedingungen, mangelnde ökologische Nachhaltigkeit, Einsatz von Pestiziden, Wasserverbrauch, Kinderarbeit, mangelnde Transparenz Lösungsansätze: Faire und regionale Produkte in öffentlichen Einrichtungen, Bildungsprojekte in Kitas und Schulen, Thema Nachhaltigkeit in Schulen und Stadtteilen durch Grüne Woche oder Feste etablieren, Transparenz in der Produktionskette, Schadstoffgehalt in Produkten testen & regulieren, Anreize für Bremer Unternehmen, die soziale Verantwortung übernehmen, Fair Trade Geschäfte und Gastronomie stärker bewerben und durch öffentliche Einrichtungen nutzen, Containern legalisieren & Gesetzgebung zum Wegwerfen von Lebensmitteln ändern

Zusammenfassung der Forderungen Konsum Fairer Handel Ernährung Fair gehandelte und regionale Produkte in öffentlichen Einrichtungen Beschaffung von fairer Dienst- und Schulkleidung Transparenz in der Produktion Steuererleichterungen für fair produzierte und gehandelte Produkte Unterstützung von lokalen Fair-Trade-Geschäften und Gastronomie Einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung von Produkten nach nachhaltigen Kriterien Second-Hand-Shops und Kleidertauschpartys Abschaffung von verkaufsoffenen Sonntagen und Shoppingnächten, konsumkritische Stadtrundgänge Vegetarisches Essen in öffentlichen Einrichtungen als Norm, Fleisch als Ausnahme Verbot bzw. Besteuerung von Plastiktüten, Unterstützung von Läden mit weniger Verpackungsmüll Legalisierung von Containern und Regeln für weniger Verschwendung von Lebensmitteln Bildung Zugang für Menschen aus dem globalen Süden in das deutsche duale Ausbildungssystem und zu Hochschulen Globale Austauschprogramme nicht nur für SchülerInnen und Studierende Materielle Unterstützung von Schulen und Ausbildungsstätten im Ausland Das Thema Nachhaltigkeit in Kitas und Schulen thematisieren, evtl. durch eigenes Schulfach Aktionstage oder Feste zum Thema Nachhaltigkeit in den Stadtteilen Handeln im Ausland Zusammenarbeit auf Augenhöhe bei Auslandsprojekten, Förderung von Eigeninitiative und lokalen Potenzialen Auftragsvergabe an lokale anstatt deutsche Unternehmen Verbindliche Regeln für das Handeln Bremischer Unternehmen im Ausland Anreize für sozial handelnde Unternehmen schaffen 4

5 Eindrücke

Ausblick Diese von den Jugendlichen erarbeiteten Ideen, Anregungen und Forderungen stellen eine erste Grundlage für die weitere Diskussion rund um die Erarbeitung der entwicklungspolitischen Leitlinien dar. Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung werden diese von einigen der Jugendlichen vorgestellt und dann von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Umwelt, Wirtschaft und Arbeit kommentiert. Anschließend sind alle Interessierten aufgerufen, ihre Meinung, Ideen und Gedanken einzubringen. Wir laden auch Sie herzlich zur nächsten Veranstaltung ein: Noch eben kurz die Welt retten?! Entwicklungspolitische Leitlinien für Bremen Dienstag, 09. Dezember ab 18:30 Uhr Im Konsul-Hackfeld-Haus Birkenstr. 34 28195 Bremen Im Anschluss an diese Veranstaltung wird ein erster Entwurf für die Bremer entwicklungspolitischen Leitlinien erstellt und allen Interessierten zur Verfügung gestellt. Anfang 2015 wird es dann nochmals Gelegenheit zur Kommentierung und Stellungnahme geben. Im Frühjahr 2015 soll dann die endgültige Fassung der entwicklungspolitischen Leitlinien Senat und Bürgerschaft zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Bevollmächtigte beim Bund und für Europa Ansgaritorstraße 22 28195 Bremen www.ez.bremen.de Fotos: Jörn Hendrichs 6