Studie Faule Jungs strebsame Mädchen? Kanton Bern, Schweiz, 2008-2010



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Studie Faule Jungs strebsame? Kanton Bern, Schweiz, 2008-2010 Zusammenhänge zwischen Geschlechterbildern und Leistungsunterschieden zwischen Schülern und Schülerinnen Deskriptive statistische Auswertung des Klassenfragebogens Rückmeldung an die beteiligten Schulen Januar 2010

Inhalt 1. Einleitung... 2 2. Schulisches Wohlbefinden... 4 3. Allgemeine Einstellung zur Schule... 5 4. Einstellung zu den Lehrpersonen... 7 5. Kooperation und Lernen... 8 6. Interesse für einzelne Schulfächer... 10 7. Unsoziales Verhalten... 11 8. Zukunft und Ziele... 12 9. Männerbilder Frauenbilder... 14 10. Ansichten im Freundeskreis... 15 11. Freizeitverhalten... 16 Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 1

1. Einleitung Das Forschungsprojekt Faule Jungs strebsame? Zusammenhänge zwischen Geschlechterbildern und Leistungsunterschieden zwischen Schülern und Schülerinnen mit der Laufzeit 2008-2010 wird von der PH Bern in Kooperation mit der Abteilung Bildungssoziologie der Universität Bern durchgeführt (Finanzierung: PHBern). Im Rahmen des Projektes wurden verschiedene Daten in Schulklassen der Sekundarstufe I im Kanton Bern erhoben, von denen hier einige ausgewählte komprimiert vorgestellt werden. Die Statistiken in dieser Broschüre sind einem Fragebogen entnommen, der im Winter 2008 und im Frühling 2009 in 49 8. Klassen im Kanton Bern verteilt wurde. Insgesamt nahmen 872 Schülerinnen und Schüler an der Befragung teil. Davon waren 51,1 % und entsprechend 48,9 % Jungen. Das durchschnittliche Alter lag bei 14,9 Jahren. Für die Auswahl der Stichprobe wurden 19 Schulen zufällig auf Basis einer Schulliste aller öffentlichen und halbprivaten Schulen im Kanon Bern, an denen 8. Klassen unterrichtet werden, ausgewählt. Dieses Auswahldesign entspricht einer Klumpenstichprobe, denn in den selektierten Schulen wurde jeweils eine Vollerhebung aller 8. Klassen durchgeführt. Es wurde darauf geachtet, möglichst repräsentativ die Schulzüge im Kanton Bern abzubilden. Das Kreisdiagramm zeigt die prozentuale Aufteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Schulzüge in unserer Stichprobe. Verteilung auf die drei Schulstufen 15.6% 34.5% 49.9% Real Sekundar Spezial-Sekundarklasse Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 2

Die schriftliche Befragung dauerte durchschnittlich 60 Minuten. Sie bestand aus einem Fragebogen. In diesem wurden den Schülerinnen und Schüler entweder Aussagen vorgelegt oder Fragen gestellt, bei denen sie auf einer meist fünfstufigen Antwortskala ankreuzen sollten, ob sie der Aussage zustimmen oder nicht. Zum Beispiel: stimmt gar nicht stimmt eher nicht teils/teils stimmt eher stimmt völlig Ich gehe gerne in die Schule. O O O O O Im Folgenden werden statistische Ergebnisse der Befragung präsentiert. Es handelt sich dabei um eine Auswahl von Fragen, bei denen wir davon ausgehen, dass sie für die Klassen und Lehrpersonen von besonderem Interesse sind. Soweit nicht anders angegeben werden die Durchschnittswerte der gesamten Befragung, d.h. aller 872 Schülerinnen und Schüler, die teilnahmen, berichtet. Dazu werden die Ergebnisse für und Jungen zusätzlich noch gesondert ausgewiesen. Im Anschluss an die Fragebogenerhebung wurden zur Vertiefung des Fragebogens auch je eine Deutsch- und Mathematiklektion in sechs der Klassen aufgezeichnet, sowie in denselben Klassen Gruppendiskussionen durchgeführt. Die ausführlichen Auswertungen der Fragebogendaten sowie der qualitativen Daten sind in Arbeit und sollen bis Ende 2010 abgeschlossen werden. Die Ergebnisdarstellung erfolgt in mehreren Fachartikeln und in einem Schlussbericht der PH Bern. Sie können sich laufend auf unserer Homepage darüber informieren: www.faulejungs.ch Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen teilnehmenden Schulen, Klassen und Lehrpersonen bedanken! Ihr Forschungsteam Kontakt Projekt: Prof. Dr. Elisabeth Grünewald Institut Vorschulstufe und Primarstufe Brückenstrasse 73 3005 Bern +41 (0)31 7812325 / +41 (0)31 3092350 elisabeth.gruenewald@phbern.ch PD Dr. Andreas Hadjar Abteilung Bildungssoziologie Universität Bern Muesmattstrasse 27, CH-3012 Bern, +41 (0)31 631 5356 andreas.hadjar@edu.unibe.ch Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 3

2. Schulisches Wohlbefinden Am Anfang unseres Fragebogens standen Fragen zum Wohlbefinden. Dabei wurde unterschieden zwischen Wohlbefinden in der Schule und im Leben allgemein. Den Schülerinnen und Schüler wurden beide Aussagen vorgelegt mit der Bitte, auf einer 5-Punkte Skala von stimmt gar nicht bis stimmt völlig einen Wert einzutragen. Wie man erkennen kann, fühlen sich die Schülerinnen und Schüler durchschnittlich sowohl im Leben als auch in der Schule ziemlich wohl. Auffällig ist aber, dass die Lebenszufriedenheit im Allgemeinen höher ausfällt als das Wohlbefinden in der Schule, und dass dieser Unterschied bei Jungen noch stärker ausgeprägt ist. Wohlbefinden in der Schule und im Leben (arithmetisches Mittel) In meinem Leben allgemein fühle ich mich meistens w ohl. In der Schule fühle ich mich meistens w ohl. 4.03 4.36 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 4

3. Allgemeine Einstellung zur Schule Wie sehen Schülerinnen und Schüler nun die Schule? Auch hier sollte auf einer Skala von stimmt gar nicht bis stimmt völlig ein Wert angekreuzt werden. Im Vordergrund steht hier eindeutig das Treffen von Kolleginnen und Kollegen in der Schule. Positiv kann gesehen werden, dass die Schülerinnen und Schüler im Durchschnitt die Schule nicht als Zeitverschwendung ansehen, und dass sie meinen, dort etwas fürs spätere Leben, insbesondere für das Berufsleben, zu lernen. Jungen stimmen dabei eher Aussagen zu wie Die Schule ist reine Zeitverschwendung als. Allgemeine Einstellung zur Schule (arithmetisches Mittel) Eigentlich ist die Schule ganz in Ordnung, w eil ich hier täglich meine Kolleginnen und Kollegen treffe. 4.35 Ich finde die Schule uncool, w eil sie nicht das w ahre Leben ist. 2.20 Die Schule ist nützlich, w eil ich viele Dinge für mein späteres Leben lerne. In der Schule lerne ich Dinge, die mir im Berufsleben nutzen könnten. 4.15 4.26 Die Schule ist reine Zeitverschw endung. 1.83 Die Schule trägt w enig dazu bei, mich auf das Erw achsenenleben vorzubereiten. 2.43 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 5

Wichtig sind nicht nur Einstellungen, die sich auf die Zukunft beziehen, sondern auch, welche spezifischen Gefühle die Schülerinnen und Schüler mit der Schule verbinden. Fragt man die Schülerinnen und Schüler, wie sie den Ort Schule empfinden, so findet man, dass sich die Schülerinnen und Schüler insgesamt als zugehörig und integriert fühlen. Auffällig ist aber, dass sich Jungen in der Schule häufiger langweilen oder angeben, dass sie nicht hingehen möchten als. Meine Schule ist ein Ort... (arithmetisches Mittel) an dem ich mich oft langw eile. 2.56 an den ich nicht hingehen möchte. 2.04 an dem ich mich einsam fühle. an dem ich anscheinend beliebt bin. an dem ich mich oft unw ohl und fehl am Platz fühle. an dem ich mich als Aussenseiter/-in fühle. 1.39 1.56 1.44 3.36 an dem ich mich dazugehörig fühle. an dem ich leicht Freunde/Freundinnen finde. 4.12 4.15 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 6

4. Einstellung zu den Lehrpersonen Die Einstellung zu den Lehrpersonen fällt im Allgemeinen positiv aus. Auch wenn hier die Zustimmung zu den Items nicht wesentlich über 4 ( stimmt eher ) hinausgeht. Den niedrigsten Wert erhält hier Die Schüler/-innen kommen mit den meisten Lehrern/Lehrerinnen gut aus. Auch die Aussage Die meisten Lehrer/-innen interessieren sich für das, was ich zu sagen habe erhält verhältnismässig keine hohe Zustimmung. Einstellung zu Lehrpersonen (arithmetisches Mittel) Die meisten Lehrer/-innen behandeln mich fair. 4.01 Wenn ich zusätzlich Hilfe brauche, bekomme ich sie von meinen Lehrern/Lehrerinnen. Die meisten Lehrer/-innen interessieren sich für das, w as ich zu sagen habe. 3.69 4.04 Den meisten Lehrern/Lehrerinnen ist es w ichtig, dass die Schüler/-innen sich w ohlfühlen. 3.97 Die Schüler/-innen kommen mit den meisten Lehrern/Lehrerinnen gut aus. 3.57 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 7

5. Kooperation und Lernen Kooperation und gemeinsames Lernen werden heutzutage als wichtige Fähigkeiten und Vorbereitung auf das Berufsleben angesehen. Wie sehen dies die Schülerinnen und Schüler selbst? Auffällig ist hierbei, dass der Satz Ich arbeite gerne mit anderen Schülerinnen und Schülern zusammen eine sehr hohe allgemeine Zustimmung erhält, dass aber geglaubt wird, dass man bei der Zusammenarbeit nicht so viel lernt ( Am meisten lerne ich, wenn ich mit anderen Schülerinnen und Schülern zusammenarbeite ). Kooperation (arithmetisches Mittel) Ich finde es nützlich, die Ideen von allen zusammen zu bringen, w enn man an einem Projekt arbeitet. 4.29 Ich w äre gerne in irgendeinem Bereich der/die Beste. 3.52 Ich helfe gerne anderen dabei, in einer Gruppe gute Arbeit zu leisten. 4.13 Wenn ich versuche, besser als andere zu sein, leiste ich gute Arbeit. 3.32 Am meisten lerne ich, w enn ich mit anderen Schülerinnen und Schülern zusammenarbeite. 3.21 Ich versuche gerne, besser zu sein als andere Schüler/Schülerinnen. 3.07 Ich arbeite gerne mit anderen Schülerinnen und Schülern zusammen. 4.50 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 8

Oft wichtiger als Intelligenz oder Interessen ist die Motivation die Schülerinnen und Schüler mitbringen oder aufbauen können. Daher wurden verschiede Gründe für das Lernen in der Schule erfasst. Die höchste Zustimmung erhalten externe Gründe, wie eine gute Arbeitsstelle zu bekommen und die Berufschancen zu verbessern. Auch gute Noten als Grund für das Lernen bekommt noch hohe Zustimmung. Gründe, die auf intrinsische Motivation schliessen lassen, wie Ich lerne, weil mir das Lernen Spass macht oder Ich lerne, weil ich es mag, neue Dinge zu erfahren erhalten verhältnismässig geringere Zustimmung. Dabei kommt bei den Jungen die extrinsische Motivation deutlicher zum Ausdruck. Gründe zu Lernen (arithmetisches Mittel) Ich lerne, w eil ich es mag neue Dinge zu erfahren. 3.49 Ich lerne, w eil ich zu den Besten gehören w ill. 2.77 Ich lerne, w eil mir das Lernen Spass macht. 2.43 Ich lerne, w eil ich später ein komfortables Leben führen möchte. 4.04 Ich lerne, w eil ich später viel Geld verdienen möchte. 3.76 Ich lerne, um eine gute Arbeitsstelle zu bekommen. 4.61 Ich lerne, um meine Berufschancen zu verbessern. 4.57 Ich lerne, w eil ich gute Noten bekommen möchte. 4.24 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 9

6. Interesse für einzelne Schulfächer Welche Schulfächer bevorzugen die Schülerinnen und Schüler? Nach Sport an erster Stelle folgen Mathematik und Englisch bei den durchschnittlich beliebtesten Fächern. Am wenigsten beliebt ist Kultur/Geschichte. Auffällig gross sind die Unterschiede zwischen und bei Musik. Interesse für die Schulfächer (arithmetisches Mittel) Sport 4.20 Musik 3.64 Kultur/Geschichte Natur/Biologie 3.15 3.35 Englisch 3.68 Mathematik 3.71 Französisch 3.25 Deutsch 3.46 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: Frage: Wie sehr interessierst du dich für die einzelnen Fächer? Skalierung: 1 = gar nicht; 2 = wenig; 3 = mittelmässig; 4 = ziemlich; 5 = sehr Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 10

7. Unsoziales Verhalten Unsoziales Verhalten wird immer wieder als ein häufiges Problem an Schulen beschrieben. Uns hat daher interessiert, in wieweit dies an den von uns untersuchten Schulen ein Problem darstellt. Insgesamt zeigen sich recht geringe Zustimmungen zu den verschiedenen abweichenden Verhaltensweisen. Jedoch ist hierbei zu beachten, dass schon eine kleine Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die sich auf diese Weise verhalten, das Klassenklima erheblich beinträchtigen kann. Die meiste Zustimmung auf die Frage: Wie oft machst du solche Dinge? erhalten die Aussagen Klassenkameraden oder kameradinnen ärgern und Lehrpersonen absichtlich ärgern (mit einer Antwortskala von nie bis sehr häufig ). Frage: Wie oft machst du solche Dinge? Unsoziales Verhalten (arithmetisches Mittel) Lehrpersonen freche Antw orten geben. 1.89 Klassenkameraden oder kameradinnen ärgern. 2.52 Andere laut verspotten. Mich mit anderen prügeln. Andere in der Klasse hinter ihrem Rücken schlecht machen. 1.91 1.64 1.91 Jemanden verhauen, der/die schw ächer ist. 1.44 Sachen kaputt machen. 1.54 Lehrpersonen absichtlich ärgern. 2.31 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = nie; 2 = selten; 3 = manchmal; 4 = häufig; 5 = sehr häufig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 11

8. Zukunft und Ziele Wichtig war uns auch zu sehen, in wieweit die Schülerinnen und Schüler sich auf ihre Zukunft vorbereiten. Hierbei ist erfreulich, dass sich die Schülerinnen und Schüler im Durchschnitt viele Gedanken über ihre Zukunft machen und Pläne für den weiteren Lebensweg haben. Gedanken zur Zukunft (aritmetisches Mittel) Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. 3.16 Ich lebe nur im "Hier und Jetzt". Ich habe Pläne für meinen w eiteren Lebensw eg. Ich denke sehr oft über meine Zukunft nach. 2.40 4.01 4.12 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Auf der nächsten Seite findet sich eine sehr differenzierte Auflistung von Zielen. Die Schülerinnen und Schüler sollten dabei angeben, in wieweit ihnen diese Ziele für die Zukunft als wichtig erscheinen. Die höchste Zustimmung erhielt Einen guten Freundeskreis haben, dicht gefolgt von Ein Beruf, der mich befriedigt und erfüllt, sowie Einen sicheren Arbeitsplatz haben. Darauf folgen Ein Interesse/ ein Hobby besonders pflegen und Das Leben in vollen Zügen geniessen. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 12

Was wird dir in deiner Zukuft wichtig sein? (arithmetisches Mittel) Mich selbst verw irklichen. 3.86 Etw as für die Gesellschaft leisten. 3.33 Mit etw as berühmt w erden. 3.01 Hilfsbedürftige unterstützen. 3.66 Meine eigene Phantasie und Kreativität entw ickeln. 3.84 Einfluss haben und über andere bestimmen können. 2.61 Das Leben in vollen Zügen geniessen. Ein Interesse/ein Hobby besonders pflegen. 4.34 4.43 Eine Partnerschaft (z.b. Ehe, Lebensgemeinschaft) haben, die mich erfüllt. 4.30 Einen festen Halt im Glauben haben (Religiosität). 2.62 Einen sicheren Arbeitsplatz haben. 4.57 Tun und lassen können w ozu ich Lust habe. 3.69 Kinder haben. 3.65 Viel Geld verdienen. 3.83 Einen guten Freundeskreis haben. 4.66 Mich politisch engagieren. 2.28 Viel Zeit für mich selber haben. 3.91 Einen Beruf haben, der mich befriedigt und erfüllt. 4.65 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = gar nicht wichtig; 2 = eher nicht wichtig; 3 = zum Teil wichtig; 4 = eher wichtig; 5 = sehr wichtig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 13

9. Männerbilder Frauenbilder Mit der Zukunft - insbesondere mit der Berufswahl im Zusammenhang steht, welchen Geschlechterrollenvorstellungen die Schülerinnen und Schüler anhängen. Besonders zu beachten sind hier die Unterschiede zwischen und. sind über alle Aussagen hinweg im Durchschnitt egalitärer eingestellt als Jungen. Im Gesamtdurchschnitt zeigt sich jedoch ein recht egalitäres Bild mit relativ hohen Zustimmungen zu Aussagen, die eine moderne Geschlechteraufteilung signalisieren und geringere Zustimmung zu traditionelleren Aussagen. Am meisten Zustimmung von beiden Geschlechtern erhält die Aussage sollten die gleichen Freiheiten haben wie Jungen. Vorstellung zur Arbeitsaufteilung zwischen Frauen und Männern (arithmetisches Mittel) Jungen und sollen die gleichen Pflichten im Haushalt haben. 4.10 Es ist in Ordnung, w enn ein Mann zu Hause bleibt und die Kinder versorgt und seine Frau berufstätig ist. 3.75 sollten die gleichen Freiheiten haben w ie Jungen. 4.55 Frauen sollten auch traditionell männliche Berufe w ie Ingenieurin oder Schlosserin ergreifen. 3.51 Für Kinder ist es besser, w enn die Mutter die Betreuung übernimmt und dafür im Beruf zurücksteckt. 3.09 Im Allgemeinen sollte der Vater bei Familienentscheidungen mehr zu sagen haben als die Mutter. 2.03 Männer sollten ruhig auch Berufe ergreifen, die traditionell Frauen vorbehalten sind (z.b. Kindergärtner, Krankenpfleger). 3.52 Es ist für einen Jungen w ichtiger als für ein, in der Schule gut zu sein. 2.19 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 14

10. Ansichten im Freundeskreis In unseren Studien mit Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe I zeigte sich immer wieder, dass Kolleginnen und Kollegen als besonders wichtig angesehen werden. Da diese also einen grossen Einfluss haben, sind Einstellungen und Verhaltensweisen im Freundeskreis oft sehr prägend. Wir haben daher nachgefragt, welche Einstellungen zu schulbezogenen Verhaltensweisen im Freundeskreis vorherrschen. Auffällig ist die geringe Zustimmung zum Lesen von Büchern, insbesondere bei den. Lesen scheint nicht populär zu sein. In der PISA-Studie konnte denn auch gezeigt werden, dass die Lesekompetenzen der Jungen bedeutsam unter denen der liegen 1. Einleitungstext: Meine Freunde finden es gut, wenn Ansichten im Freundeskreis (arithmetisches Mittel) man in der Schule gute Noten bekommt. 3.60 man in seiner Freizeit viele Bücher liest. man mit den Lehrerinnen und Lehrern gut auskommt. 2.29 3.31 man Spass an der Schule hat. 3.35 man für die Schule lernt. 3.40 0 1 2 3 4 5 Anmerkung zur Skala: Text: Meine Freunde finden es gut, wenn, Skalierung: 1 = stimmt gar nicht; 2 = stimmt nicht; 3 = teils/teils; 4 = stimmt eher; 5 = stimmt völlig 1 siehe: http://www.pisa.admin.ch/bfs/pisa/de/index/03/02/02/03.html Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 15

11. Freizeitverhalten Bedeutsam für den schulischen Erfolg ist auch die Gestaltung der Freizeit. Die Frage, in diesem Teil des Fragebogens lautete: Uns interessiert natürlich auch, wie du deine Zeit verbringst, wenn du nicht in der Schule bist. Bitte schätze, wie viele Stunden du in einer normalen Woche mit folgenden Dingen verbringst? Fernseh - oder Video/DVD schauen > 20 h 2.9 16-20 h 5.0 11-15 h 12.0 6-10 h 26.6 3-5 h 30.6 1-2 h 18.6 0 h 2.5 0 10 20 30 40 50 60 Anmkerung zur Skala: Angaben in Prozent (%) Beim Fernseh- bzw. Videokonsum unterscheiden sich und Jungen nicht besonders stark. Es geben aber mehr Jungen an, häufiger Fern zu sehen, während mehr einen geringen Konsum angeben. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 16

Computerspielen > 20 h 3.2 16-20 h 2.8 11-15 h 6.2 6-10 h 12.2 3-5 h 19.6 1-2 h 27.3 0 h 27.3 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Beim Gamen finden sich auffällige Unterschiede zwischen und. Fast die Hälfte der gibt an, niemals zu gamen, während der Anteil der in dieser Kategorie sehr gering ist. Gamen ist also sehr verbreitet bei den Jungen. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 17

Im Internet surfen > 20 h 3.2 16-20 h 5.3 11-15 h 7.2 6-10 h 13.0 3-5 h 25.7 1-2 h 33.6 0 h 10.6 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Beim Internetkonsum findet man, dass sich die meisten zwischen ein bis fünf Stunden pro Woche einordnen. Die Geschlechterunterschiede sind nicht besonders stark. Tendenziell geben aber mehr an, viele Stunden damit zu verbringen. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 18

Lesen > 20 h 1.3 16-20 h 2.6 11-15 h 6.0 6-10 h 9.2 3-5 h 20.2 1-2 h 41.7 0 h 17.1 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Aktuell häufig diskutiert, auch wegen den deutlich geringeren Ergebnissen der Jungen im Leseverständnis bei der PISA-Studie, ist das Lese-Engangement der Jungen. In der Tat sieht man auch in unserer Studie, dass Jungen häufig angeben, niemals zu lesen (24%). Ein Grossteil der Jungen liest aber zumindest ein bis zwei Stunden in der Woche. In den höheren Kategorien sind die dem entsprechend überrepräsentiert. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 19

Sport > 20 h 3.6 16-20 h 4.6 11-15 h 9.4 6-10 h 20.9 3-5 h 32.9 1-2 h 23.2 0 h 4.0 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Beim Sport ist positiv zu vermerken, dass doch ein Grossteil der Jungen und Sport in ausreichendem Mass (also zumindest einmal in der Woche) betreibt. Nur wenige geben an, niemals Sport zu treiben. Mehr Jungen als geben an, sehr viele Stunden mit Sport zu verbringen. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 20

Hausaufgaben/Aktivitäten für die Schule > 20 h.7 16-20 h 2.5 11-15 h 6.2 6-10 h 22.4 3-5 h 39.7 1-2 h 23.9 0 h 3.3 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Diese Tabelle zeigt, wie oft Aufgaben oder andere Dingen für die Schule gemacht werden. Fast 40% der Schülerinnen und Schüler geben an, etwa drei bis fünf Stunden in der Woche damit zu verbringen. Dies kann daher als eine Art Richt- oder Orientierungswert gesehen werden. Weniger Zeit für die Aufgaben zu verwenden geben häufiger Jungen an; bei den höheren Zeitangaben sind tendenziell mehr zu finden. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 21

Shoppen > 20 h.6 16-20 h.9 11-15 h 2.4 6-10 h 8.9 3-5 h 21.8 1-2 h 38.5 0 h 25.5 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Da Einkaufen als Freizeitaktivität von immer wieder häufig genannt wird, haben wir auch eine Frage diesem Thema gewidmet, um es näher zu untersuchen. In der Tat gehen mehr als Jungen viele Stunden in der Woche Shoppen. Die meisten Jungen gehen entweder nie, oder höchsten ein bis zwei Stunden in der Woche. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 22

Mich mit Freunden treffen > 20 h 4.5 16-20 h 4.7 11-15 h 12.4 6-10 h 20.1 3-5 h 31.2 1-2 h 19.3 0 h 4.4 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in Prozent (%) Schliesslich war für uns noch interessant, wie sozial die Freizeitgestaltung der Jugendlichen ist. Wie man sehen kann sind die meisten Jungen und sehr gesellig und treffen sich regelmässig untereinander. Dabei untescheiden sich Jungen und Mächen nicht besonders. Studie Faule Jungs strebsame? Bern, Schweiz, 2009 Seite 23