Frühe Meilensteine der sozialen und emotionalen Entwicklung als Ausgangspunkt der Therapieplanung



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Welche Gedanken wir uns für die Erstellung einer Präsentation machen, sollen Ihnen die folgende Folien zeigen.

Transkript:

Frühe Meilensteine der sozialen und emotionalen Entwicklung als Ausgangspunkt der Therapieplanung Dr. Friedrich Voigt Kinderzentrum München Definition emotionale Kompetenzen Kinder erwerben emotionale Kompetenz, indem sie sich ihrer eigenen Gefühlen bewusst werden, durch die Entwicklung des sprachlichen und mimischen Emotionsausdrucks, das zunehmende Emotionswissen und Emotionsverständnis, die Entwicklung einer erfolgreichen emotionalen Selbstregulation sowie das Erkennen und Verstehen von Emotionen bei anderen Personen (Petermann & Wiedebusch, 2008). Allgemein kann unter emotionaler Kompetenz die Fähigkeit verstanden werden, mit eigenen Emotionen und mit Emotionen anderer angemessen umzugehen. Die Entwicklungspsychologie definiert eine Reihe von Fertigkeiten in der emotionalen Kompetenz : Eigener mimischer Emotionsausdruck Erkennen des mimischen Emotionsausdrucks anderer Personen Sprachlicher Emotionsausdruck Emotionswissen und Emotionsverständnis Emotionsregulation 2 1

Emotionale Kompetenzen Emotionale Erfahrungen und Reaktionen sind im Kontext sozialer Beziehungen verankert, Emotionen werden bedeutungsvoll in der Interaktion mit anderen Personen. Emotionen dienen der Regulation von sozialer Interaktionen und die Art und Weise wie Emotionen ausgetauscht werden definiert unsere sozialen Beziehungen. Emotionen sind dynamische Prozesse, die die Beziehungen mit anderen gestalten und von diesen Beziehungen gestaltet werden. Beeger et al, Emotional competence in children with autism: Diagnostic criteria and empirical evidence, 2007. 3 Definition soziale Kompetenzen Definitionen soziale Kompetenz Auf einer sehr allgemeinen Ebene kann soziale Kompetenz als Effektivität in sozialen Interaktionen definiert werden. Die Effektivität bezieht sich auf das Erreichen persönlicher Ziele in sozialen Situationen, wobei allgemeingültige soziale Regeln und Normen eingehalten werden. Etwas umfassender definiert ist soziale Kompetenz die Fähigkeit einer Person, persönliche Ziele in sozialen Interaktionen zu erreichen, während positive Beziehungen zu anderen über die Zeit und über verschiedene Situationen aufrecht erhalten werden. Diese Definition betont die Fähigkeit positiven sozialen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Soziale Kompetenz wird auch als generelle, übergreifende Kompetenz dargestellt. Sie umfasst eine Vielzahl von sozialen Fertigkeiten, Verhaltensweisen und Kompetenzen, die sich auf Aufgaben im sozialen Umfeld beziehen, die eine Person erfolgreich umsetzt. 4 2

Definition soziale Kompetenzen Definitionen soziale Kompetenz Alle Definitionen setzen für sozial kompetentes Handeln grundlegend die kognitive Fähigkeit voraus, sich selbst von anderen unterscheiden zu können. Das zeigt eine enge Verbindung zwischen sozialer und kognitiver Entwicklung in den ersten Lebensjahren, denn diese Unterscheidungsfähigkeit entwickelt das Kind im zweiten Lebensjahr. Erst die Fähigkeit, sich selbst von anderen zu unterscheiden, ermöglicht Selbstaufmerksamkeit und die Fähigkeit zur Rollen- und kognitiven Perspektivenübernahme. Beides ist wiederum Voraussetzung für Empathie, die sich in prosozialen Handlungen (z.b. helfen oder trösten) ausdrücken kann. Das Kindergartenalter ist daher die entscheidende Lebensphase, in der wichtige soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt und weiter differenziert werden. Papilio Ein Programm für Kindergärten zur Primärprävention von Verhaltensproblemen und zur Förderung sozialemotionaler Kompetenz. Ein Beitrag zur Sucht- und Gewaltprävention. Theorie und Grundlagen. 3. Auflage 2012. Augsburg, Papilio Verlag 5 Wechselwirkung der sozialen, kognitiven und emotionalen Entwicklung Emotionale Kompetenzen Kognitive Kompetenzen Soziale Kompetenzen Sprachliche Kompetenzen 6 3

Emotionale Kompetenz bei Kindern, Denham (1998) Denham (1998) unterscheidet drei Ebenen der emotionalen Kompetenz Emotionsausdruck: Nonverbale emotionale Botschaften in der Gestik zum Ausdruck bringen können. Sich empathisch in die Gefühle anderer einfühlen können. Komplexe selbstbezogene, soziale Gefühle zeigen können (Schuld, Stolz, Scham und Verachtung). Gefühle, die von der sozialen Umwelt abgelehnt werden, durch die Trennung von emotionalem Erleben und Emotionsausdruck kontrollieren zu können. Emotionsverständnis: Selbst erlebte Emotionen unterscheiden können. Emotionen bei anderen Personen unterscheiden können. Bei emotionaler Kommunikation das entsprechende Emotionsvokabular einsetzen können. Emotionsregulation: Mit negativen Gefühlen umgehen können. Mit positiven Gefühlen umgehen können. Emotionswissen und Emotionsausdruck strategisch regulieren können. 7 Emotionale Kompetenz bei Kindern, Sarrni (2002) Saarni (1999, 2002) spricht von den emotionalen Schlüsselfertigkeiten Die Fähigkeit, sich seiner eigenen Emotionen bewusst zu sein. Dies beinhaltet das Wissen darüber, dass in bestimmten Situationen mehrere widerstreitende Emotionen erlebt werden können. Die Fähigkeit, Emotionen bei anderen wahrzunehmen und zu verstehen. Dies erfordert die Wahrnehmung und Interpretation von Hinweisen auf Emotionen, die sich aus der Situation und aus dem Ausdrucksverhalten anderen Personen ergeben. Die Fähigkeit über Emotionen zu kommunizieren Dies erfordert die Kenntnis der in der jeweiligen Kultur gebräuchlichen Emotionsvokabulars und den Erwerb emotionaler Skripte. Die Fähigkeit zur Empathie. Dies erfordert sich in das Erleben anderer Personen einfühlen zu können und an ihrem Erleben Anteil nehmen zu können. Saarni, 2002, S. 5-6, Petermann & Wiedebusch, 2008, S. 15-16, Nagl, 2011, 8 4

Emotionale Kompetenz bei Kindern, Sarrni (2002) Saarni (1999, 2002) spricht von den emotionalen Schlüsselfertigkeiten Die Fähigkeit, zur Trennung von emotionalem Erleben und emotionalem Ausdruck. Dies beinhaltet das Wissen darüber, dass das emotionale Ausdrucksverhalten anderer Personen nicht mit ihren erlebten Emotionen übereinstimmen muss und die Fähigkeit, den Einfluss des eigenen Ausdrucksverhaltens auf andere abschätzen zu können und ihn bei der Selbstrepräsentation strategisch zu berücksichtigen Die Fähigkeit, mit negativen Emotionen und Stresserleben umzugehen. Dies erfordert die Verwendung von Strategien zur Selbstregulation, mit denen die Dauer und Intensität negativer Emotionen verringert werden. Die Fähigkeit sich der emotionalen Kommunikation in sozialen Beziehungen bewusst zu sein. Dies beinhaltet das Wissen darüber, dass soziale Beziehungen zu anderen Personen durch die Direktheit und Echtheit der Kommunikation über Gefühle geprägt sind. Die Fähigkeit zur emotionalen Selbstwirksamkeit. Das Kind bzw. der Jugendliche akzeptiert die eigene emotionale Erfahrung, ob sie nun einzigartig und exzentrisch oder der kulturellen Konvention entspricht. Diese Akzeptanz steht in Übereinstimmung mit den Überzeugungen der Person, was ein wünschenswerte emotionales Gleichgewicht darstellt. Man lebt in Übereinstimmung mit der eigenen persönlichen Theorie der Emotion und demonstriert damit Selbstwirksamkeit, weil man in Übereinstimmung mit dem eigenen moralischen Vorstellungen steht.. Petermann & Wiedebusch, 2008, S. 15-16, Nagl, 2011, Saarni, 2002) 9 Definition soziale Kompetenzen Definitionen soziale Kompetenz Soziale Kompetenz umfasst mindestens die folgenden fünf Aspekte: Fähigkeit zur Perspektivenübernahme Erkennen der Bedeutung von Freundschaften Entwickeln positiver Problemlösestrategien innerhalb sozialer Interaktionen Entwicklung moralischer Wertvorstellungen Fertigkeiten zur Kommunikation 10 5

Wirkung von sozialen Kompetenzen Kinder mit sozialen Kompetenzen Erfolgreiche Anpassung an das soziale Umfeld Positive Peer-Beziehungen Positive Beziehung zu Erzieherin / Lehrerin Prosoziales Verhalten (z.b. Teilen, Kooperieren, soziale Interaktionen) Soziale Beliebtheit Kinder mit mangelnden sozialen Kompetenzen Verhaltensprobleme, z.b. Aggression im Vorschulalter Wenige Peerbeziehungen ADHS, Lernschwierigkeiten Extreme Formen von Schüchternheit, Vermeiden des Kontakts Wenig prosoziales Verhalten 11 Meilensteine der sozialen Entwicklung Alter Sozial-emotionale Meilensteine 18 Monate Möchte Dinge eigenständig machen (12-24 Monate), Streben nach Autonomie Klammert sich an die Eltern (16-19 Monate) Verwendet Übergangsobjekte (12-24 Monate) Häufige Wutausbrüche (18 24 Monate) 2 Jahre Nein-Phase (12-24 Monate), Wutausbrüche und aggressives Verhalten (30 Monate) Negativismus und häufiges Nein, Besitzanspruch ( meins ) (19-24 Monate) Soziale Referenz, Empathie: versucht eine andere Person, die aufgeregt ist, zu trösten (12 24 Monate) Paralleles Spiel auf dem Spielplatz, bietet Spielsachen an oder lächelt (13-24 Monate) 12 6

Meilensteine der sozialen Entwicklung Alter Sozial-emotionale Meilensteine 3 Jahre Soziales Rollenspiel, Puppe als Spielkamerad (szenisches Spiel) (31-36 Monate) Phantasiefreund (3 bis 7 Jahre) Initiiert Interaktionen mit Gleichaltrigen, kooperatives Spiel, teilt Spielsachen (2-3 Jahre) Versteht soziale Regeln ( spricht die Regel gegenüber Puppe / einem Freund aus) (24-36 Monate) Kann über Gefühle und die Situationen, die sie auslösen, sprechen (24-36 Monate) Fühlt sich schuldig, wenn es einem anderen Kind wehgetan hat und versucht Dinge wieder gut zu machen (24-36 Monate) 13 Meilensteine der sozialen Entwicklung Alter Sozial-emotionale Meilensteine 4 Jahre Elaboriertes Phantasiespiel (z.b. Comicfiguren, Cowboys) (3-4 Jahre) Zeigt zunehmende emotionale Regulation bei Wut, Aggression (4-6 Jahre) Kann Konflikte durch Diskussion und Verhandlungen lösen (4-6 Jahre) Empathie: bietet Gleichaltrigen Hilfe und Mitgefühl an, versucht zu trösten, hört anderen Kindern zu (3-4 Jahre) Versteht moralische Themen (was ist richtig und falsch) in Geschichten (3-4 Jahre) Normalerweise kooperativ, Scham und Schuldgefühle bei Fehlverhalten (3-4 Jahre) 14 7

Meilensteine der sozialen Entwicklung Alter Sozial-emotionale Meilensteine 5 Jahre Initiiert Trennungen von den Eltern, spielt außerhalb der Familie bei Bekannten für mehrere Stunden (4-5 Jahre) Folgt Gruppenregeln, Versteht Regelspiele, hält sich an die sozialen Regeln üblicherweise (4-6 Jahre) Entwickelt ein Sinne für Gewissen, hält sich strikt an Regeln, besteht auf das Einhalten der Regeln gegenüber Gleichaltrigen (4-6 Jahre) Das Verständnis der Perspektive der anderen Person trägt zur Kontrolle der Aggression bei (3-6 Jahre) Kann Gefühle zeigen, die nicht der eigentlich gefühlten Emotion entsprechen, Vortäuschen von Gefühlen (3-4 Jahre) 15 Emotionale Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren (Petermann & Wiedebusch, 2013, S. 32) Interpsychische Emotionsregulation Intrapsychische Emotionsregulation Reagieren auf emotionalen Ausdruck der Bezugsperson Soziale Rückversicherung Ausbildung selbstbezogener Emotionen Fähigkeit zur emotionalen Perspektivenübernahme Erleben multipler Emotionen 3 6 9 12 Monate 1 2 3 4 5 6 Jahre Ausbildung der Basisemotionen Trennung von Emotions- erleben und -ausdruck Vortäuschen von Emotionen Sprechen über Emotionale Befindlichkeiten Zunehmendes Emotionsvokabular Zunehmendes Emotionswissen 8

Soziale Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren Soziales Kommunikationsspiel Lernen sozialer Regeln und kooperativen Verhaltens Turntaking (soziales Wechselspiel) Intentionalität Soziale Kommunikation Soziale Anteilnahme (Trösten) Verständnis sozialer Regeln Soziales Rollenspiel Kooperatives Spiel Soziale Kooperation Aushandeln von Lösungen Moralisches Verständnis 3 6 9 12 Monate 1 2 3 4 5 6 Jahre Erkennen von zielgerichteten Handlungen Verständnis des eigenen Selbst ( Ich ), Selbstrepräsentation False beliefs / Verständnis des Unterschiedes zwischen Überzeugungen und Realität Erkennen von Wünschen und Emotionen anderer Personen Zunehmende Empathie / Rollenübernahme (Theory of Mind) Zunehmendes soziales Verständnis Modell der sozialen Informationsverarbeitung (Crick & Dodge, 1993) Wahrnehmen von Reizen Ausführung des Verhaltens Datenbasis: Gedächtnis Soziale Schemata Erlernte Regeln Soziales Wissen Soziale Skripts Interpretation Entscheidungsauswahl Zielerklärung Handlungsalternativen suchen 18 9

Soziale Kompetenzen Kinder oppositionellem aggressiven Verhalten (crick & Dodge, 1994) Defizite in der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung bei Kindern mit oppositionellem aggressiven Verhalten (Crick & Dodge, 1993) Die Kinder nehmen weniger soziale Reize wahr; sie konzentrieren sich auf potentiell feindselige Reize. Bei den Handlungen anderer Personen wird vermehrt eine bestimmte Absicht unterstellt. Es werden Handlungsziele gewählt, die auf Rache abzielen oder dem eigenen Vorteil dienen. Den Kindern fallen weniger Handlungsalternativen und vermehrt aggressive Lösungen ein. Die Kinder bewerten die Folgen aggressiver Handlungen positiver. Die Kinder schätzen ihre Fähigkeit, aggressive Handlungen umzusetzen positiv ein. Die Kinder entscheiden sich häufiger für aggressive Handlungen. 19 Soziale Kompetenzen Kinder mit sozial unsicherem Verhalten Defizite in der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung bei Kindern mit sozial unsicherem Verhalten Die Kinder nehmen weniger soziale Reize wahr; sie konzentrieren sich auf potentiell bedrohliche Reize. Ereignisse werden vermehrt dem eigenen Versagen zugeschrieben. Kinder wählen Handlungsziele gewählt, die mit passivem Verhalten oder sozialem Rückzug einhergehen. Den Kindern fallen weniger Handlungsalternativen ein. Die Kinder bewerten ihre Fähigkeiten Handlungsziele zu erreichen als geringer ein. Die Kinder entscheiden sich häufiger für vermeidende oder passive Handlungen Soziale Fertigkeiten im Kontaktaufbau und im Aufrechterhalten des Kontakts werden nicht eingeübt. Gemeinsames Spielen, Teilen von Spielmaterialien oder Abwechseln im Spiel finden seltener statt. 20 10

Emotionale Kompetenzen Kinder mit Autismus Spektrum Störungen Defizite in der emotionalen Kompetenz bei Kindern mit Autismus Spektrum Störungen Mangelnde emotionale Bewusstheit Gleichbleibender Gesichtsausdruck Ungenauer, schwer zu interpretierender mimischer Gesichtsausdruck Häufiger der Situation unangemessener emotionaler Ausdruck Geringe Auftretenswahrscheinlichkeit positiver Emotionen Hohe Auftretenswahrscheinlichkeit negativer Emotionen Eingeschränkte Fähigkeit, den mimischen emotionalen Ausdruck anderer Personen zu interpretieren Eingeschränkte Fähigkeit, Emotionen zu initiieren Mangelndes Emotionsverständnis Geringes Empathievermögen Defizite in den Kompetenzen der Theory of Mind ( Interpretation von Absichten und Vorstellungen der anderen Person) Hoher Unterstützungsbedarf bei der Emotionsregulation 21 Emotionale Kompetenzen Kinder mit aggressiven Verhaltensstörungen Defizite in den emotionalen Kompetenzen bei Kindern mit aggressivem Verhalten Eingeschränkter mimischer Emotionsausdruck Hohe Auftretenswahrscheinlichkeit negativer Emotionen Eingeschränkte Fähigkeit eigenen Gefühle wahrzunehmen Hohes Ausmaß emotionaler Ansteckung Eingeschränkte Fähigkeit, den mimischen Emotionsausdruck anderer Personen zu interpretieren Mangelndes Emotionsverständnis 22 11

Emotionale Kompetenzen Kinder nach Misshandlung Defizite in den emotionalen Kompetenzen bei Kindern nach Misshandlungen Hohe Auftretenswahrscheinlichkeit negativer Emotionen Eingeschränkter mimischer Emotionsausdruck Häufiger für die Situation unangemessener Emotionsausdruck Eingeschränktes Emotionsvokabular Eingeschränkte Fähigkeit, den Emotionsausdruck anderer Personen zu interpretieren Unangemessene Emotionsregulation. 23 Emotionale Kompetenzen Kinder von depressiven Mütter n Defizite in den emotionalen Kompetenzen bei Kindern depressiver Mütter Erhöhte physiologische Reaktivität Geringe Auftretenswahrscheinlichkeit positiver Emotionen Hohe Auftretenswahrscheinlichkeit negativer Emotionen Verzögerter Erwerb von Selbstregulationsstörungen Eingeschränktes Repertoire in Fähigkeiten zur Emotionsregulation. 24 12

Literaturhinweise Emotionale und soziale Entwicklung Banerjee, M. (1997). Peeling the onion: A multi-layered view of children's emotional development. The Development of Social Cognition. London: Psychology Press, 241-272.. Crick, N. R., & Dodge, K. A. (1994). A review and reformulation of social information-processing mechanisms in children's social adjustment. Psychological Bulletin, 115(1), 74 101 Denham, S. A., Blair, K. A., DeMulder, E., Levitas, J., Sawyer, K. S., Auerbach-Major, S. T., et al. (2003). Preschoolers' emotional competence: Pathway to mental health? Child Development, 74, 238-256. Dosman, C. Andrews, D. (2012). Anticipatory guidance for cognitive und social-emotional development, Paediatrc Child Health, 17 (2), 75-80 Jungmeen, K.S., Cicchetti, D., Rogosch, F.A. (2013). A Longitudinal Study of Emotion Regulation, Emotion Lability-Negativity, and Internalizing Symptomatology in Maltreated and Nonmaltreated Children, Child Development, 84 (2), 512 527 Kasten, H. (2008). Soziale Kompetenzen, Entwicklungspsychologische Grundlagen und frühpädagogische Konsequenzen, Cornelsen, Scriptor. Petermann, F., Wiedebusch, S. (2008). Emotionale Kompetenz bei Kindern, Hogrefe, Göttingen. Tremblay, R., Hartup, W., Archer, J. (2005) Developmental origins of aggression, New York, Guilford Press. Wiedebusch, S. (2008). Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen, in Petermann, F. Schneider, W. Hrsg. Angewandte Entwicklungspsychologie, Göttingen, Hogrefe, S.135-161 25 13