Fact Sheet 38+ Ungewollte Kinderlosigkeit 30 % aller Frauen versuchen länger als 12 Monate schwanger zu werden 6 9 % sind ungewollt kinderlos 3 % bleiben ungewollt kinderlos Kinderanzahl / Frau sinkt 1963: 2,82 2001: 1,33 2013: 1,43 Durchschnittliches Alter bei der Geburt steigt Fertilität sinkt ab 33 drastisch Durchschnittliches Gebäralter (insgesamt) 1993: 27,5 2003: 29,4 2014: 30,5 Durchschnittliches Alter Geburt 1. Kind 1993: 25,5 2003: 27,5 2014: 29,0 Negative Einflussfaktoren für die Erfüllung des Kinderwunsches Untergewicht Genussmittel (Rauchen) Familiärer Background Hormonstörungen Erkrankungen (PCOS, Endometriose ) Exzessiver Sport Vorzeitige Menopause Altern des Eierstocks Aufbrauchen des Follikelpools: Bereits vor der Geburt ist die Eizellenproduktion im weiblichen Körper abgeschlossen. Bis zum 40. Lebensjahr ist die Anzahl der Eizellen auf wenige Hundert gesunken. Zellalterung der Eizelle o Risiko für chromosomale Defekte steigen o Zellbestandteile altern (Mitochondrien etc.)
Gesellschaftliche Entwicklung Kinderwunsch 38+ 45 % aller Patientinnen sind bei ihrem Erstkontakt mit dem Kinderwunschzentrum 38 Jahre alt, bzw. älter. Das Alter der IVF-PatientInnen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Durchschnittsalter bei IVF-Behandlungen liegt im Kinderwunschzentrum bei 36,1 Jahren. Die Anzahl der gewonnenen Eizellen für die IVF- Behandlung sinken ab 30 Jahren kontinuierlich. Das Risiko einer Fehlgeburt steigt ab 30 kontinuierlich an, ab 38 liegt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt bei 50 %. Behandlung 38+ häufig langwieriger als bei jüngeren Patientinnen Zu Beginn der Behandlung in der Altersgruppe 38+ ist Bestimmung der Eierstockreserve besonders wichtig. Dazu werden zwei wichtige Untersuchungen durchgeführt: Eine Ultraschallmessung der antralen Follikel die Anzahl dieser frühen Eibläschen gibt über die Aktivität des Eierstocks Auskunft und die Messung des Antimüller Hormons AMH die eine Aussage über die noch im Eierstock vorhandene Eizellanzahl zulässt. Um die Fertilität zu bestimmen, werden zusätzlich Tubenfunktion, Schilddrüse und Hormonstörungen getestet, sowie ein Ovulationsmonitoring und Infektionsscreening durchgeführt. Begleitend wird als Vorbereitung der Einnistung empfohlen, sich gegen Röteln zu impfen und auf ausreichend Zufuhr von
Folsäure und Vitaminen zu achten. Beim Partner wird ein Spermiogramm und ein Antikörper Suchtest erstellt. Eine rasche, optimale Abklärung und Therapieplanung ist zu Behandlungsbeginn entscheidend. Im Kinderwunschzentrum erfolgt eine ehrliche, realistische Aufklärung über Möglichkeiten und Erfolgsraten. Besonders in der Altersgruppe 38+ müssen häufig alle Therapiemöglichkeiten ausgenutzt werden, bis es zu einer Schwangerschaft kommt. Öfter als in jüngeren Altersgruppen kommt es zu schwierigen Behandlungsverläufen, wie Stimulationsversagen, auffälliger Embryonalentwicklung und wiederholten Fehlversuchen. Verminderte ovarielle Reserve, Faktor Zeit besonders entscheidend Bei einem bestehenden Kinderwunsch werden die Erfolgschancen abgeschätzt und gegebenenfalls zusätzlich zur konventionellen IVF-Behandlung altersspezifische Verbesserungsmöglichkeiten angeboten wie Stimulationsoptimierung: Individuell angepasste Hochdosis Protokolle IVF im natürlichen Zyklus Begleitmedikamente: DHEA, hochdosiert Etinylestradiol, Pillenvorbereitung ICSI (Intracytoplasmische Spermien Injektion): In vielen Fällen sind zu wenige Samenzellen vorhanden, die sich kaum oder gar nicht bewegen und sehr häufig Formabweichungen zeigen. Dann ist zu befürchten, dass die Eizellen kaum oder gar nicht befruchtet sein werden, wenn diese Samenzellen zu den Eizellen getropft werden. In diesen Fällen empfiehlt sich die sog. ICSI Methode. Hier wird in eine mikroskopisch kleine Injektionsnadel eine einzelne Samenzelle aufgesaugt und direkt in eine Eizelle eingebracht. Dazu ist es notwendig die Instrumente unter dem Mikroskop mit Hilfe von sog. Mikromanipulatoren zu bewegen, diese Technik ist mit freiem Auge nicht durchzuführen. So besteht die Möglichkeit auch bei sehr schlechtem Samenbefund noch eine Befruchtung zu erzielen. Gerade bei verminderter Eizellanzahl, bzw. um die Rate qualitativ gut entwickelter Embryonen zu verbessern, können IMSI und PICSI in Erwägung gezogen werden. IMSI (Intracytoplasmische Morphologisch Selektierte Spermien Injektion): ist eine besondere Methode der ICSI, bei der durch eine sehr hohe mikroskopische Vergrößerung der Samenzellen Auffälligkeiten wie z.b. Vakuolen und nukleare Missbildungen noch besser beurteilt werden können. Diese
aufwändige Methode wird nur bei Patienten mit einer schwierigen Vorgeschichte (zb Fehlgeburten) empfohlen. PICSI (Physiologische Intracytoplasmische Spermien Injektion): Bei dieser Methode werden nur jene Samenzellen für die Injektion ausgewählt, die an Hyaluronsäure binden. Diese Samenzellen zeigen weniger Defekte der Erbsubstanz (sogenannten "Strangbrüche der DNA") und weisen häufiger einen normalen Zellkern auf. Die Injektion dieser speziell ausgewählten Samenzellen verbessert die Embryonenqualität und -entwicklung. Um die PICSI durchführen zu können ist eine gewisse Anzahl und Beweglichkeit der Samenzellen notwendig, d.h. dass sie nicht bei jedem Patienten bzw. Samenbefund durchgeführt werden kann. Genetische Diagnostik für Risikopatientinnen Bei Verdacht auf genetische Anomalien, bietet das Kinderwunschzentrum folgende Untersuchungsmethoden des Embryos: Präimplantationsdiagnostik (PID): Nach drei erfolglosen IVF Versuchen oder drei Fehlgeburten bzw. aufgrund einer genetischen Anlage eines Elternteils die Gefahr einer schweren Erbkrankheit besteht, darf die Präimplantationsdiagnostik angewandt (PID) werden. Die PID ist eine frühe Form der Pränataldiagnostik und bietet Paaren die Möglichkeit, genetische Erkrankungen oder Erbkrankheiten des Kindes festzustellen und so das Risiko von Fehlgeburten zu reduzieren. Die Polkörperdiagnostik (PKD): Eine Sonderform der PID, die im angeboten wird, ist die sogenannte Polkörperdiagnostik (PKD). Hier handelt es sich nicht um eine Untersuchung des Embryos, sondern um eine Untersuchung der Polkörper. Die Polkörper der Eizelle entstehen während der Reifeteilung der Eizelle und werden für die weitere Entwicklung nicht benötigt. Dadurch können im Rahmen der künstlichen Befruchtung indirekt Rückschlüsse auf die genetische Gesundheit der Eizellen (allerdings nicht auf die der Samenzellen!) gezogen werden. Embryo Glue und Schlüpfhilfe als Unterstützung für die Einnistung Um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu steigern, werden die Befruchtungsmethoden besonders in der Altersgruppe 38+ mit folgenden Behandlungen unterstützt: Embryo Glue: ist ein spezielles Medium für den Embryotransfer, welches den Embryonen das Anhaften an die Gebärmutterschleimhaut durch biochemische Signale erleichtern soll. Es handelt sich dabei um ein speziell für den Embryotransfer entwickeltes Kulturmedium. Die Konsistenz des Embryo Glues ist ähnlich der von der
Gebärmutterschleimhaut abgegebenen Flüssigkeit und enthält den wichtigen Stoff Hyaluronan. Das Medium legt sich schützend um den Embryo und unterstützt durch seine klebrigen" Eigenschaften die Kontaktaufnahme zwischen Embryo und Schleimhaut der Gebärmutter. Schlüpfhilfe : Damit eine Schwangerschaft eintreten kann, muss der Embryo seine Hülle, die Zona pellucida, verlassen können. Dieser Schlüpfvorgang ist daher für den Erfolg der Behandlung essentiell. Um dem Embryo das Verlassen der Zona pellucida zu ermöglichen bzw. zu erleichtern wurde eine spezielle Methode, das Assisted Hatching - die Schlüpfhilfe, entwickelt. Dabei wird in die Hülle des Embryos vor dem Embryotransfer ein kleines Loch gemacht. Spülung mit G-CSF zum besseren Aufbau des Endometriums: Ein weiterer Grund, warum keine Schwangerschaft eintritt, kann eine nicht optimale Qualität der Gebärmutterschleimhaut sein. Das Kinderwunschzentrum hat als erstes europäisches Zentrum die Schleimhaut mitbehandelt um die Zellneubildung von weißen Blutkörperchen anzuregen. Dadurch steigt die Einnistungswahrscheinlichkeit. Steigerung der Erfolgsaussicht Um Risiken in der Embryonalentwicklung zu minimieren, werden besonders in der Altersgruppe 38+ Doppelkulturen angelegt, wodurch Auffälligkeiten schneller erkannt werden können. Mit Blastocystentransfers und Präimplantationsdiagnostik kann eine Selektion der Embryonen vorgenommen werden, wodurch das Fehlgeburtenrisiko sinkt und Erfolgsaussicht steigt. Kryokonservierung vor dem Kinderwunsch Wenn aktuell kein Kinderwunsch vorliegt, können Samenzellen, unbefruchtete Eizellen, Embryonen und Hodengewebe kryokonserviert werden und bis auf Widerruf oder bis zum Tod der Person, von der sie stammen, aufbewahrt werden. Im Reprosafe Programm des Kinderwunschzentrums werden Zellen und Gewebe nach den neusten Methoden gelagert.