Standorte Klinikum Stuttgart



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Jahresbericht 2009

Standorte Klinikum Stuttgart Zuffenhausen Weilimdorf Feuerbach Nord Bad Cannstatt Krankenhaus Bad Cannstatt Sportklinik Stuttgart (49% Beteiligung) Bürgerhospital Katharinenhospital Olgahospital West Mitte 1 Ost Obertürkheim Wangen Süd Hedelfingen Vaihingen Degerloch Sillenbuch Möhringen Plieningen [ Me di zin, die ] Von lateinisch ars medicina, Heilkunst, auch Heilkunde. Mit unserem Jahresbericht informieren wir Sie über die Leistungsfähigkeit des Klinikums Stuttgart und zeigen, wie uns das Gesamtkunstwerk Medizin gelingt.

Klinikum Stuttgart, in jeder Hinsicht auf Erfolgskurs Klaus-Peter Murawski, Bürgermeister <<< Inhaltsverzeichnis Noch sind nicht alle Ziele erreicht, die wir uns für das Klinikum Stuttgart gemeinsam mit Krankenhausleitung und Personalvertretung gesteckt haben, aber die bauliche, struk turelle und medizinische Weiterentwicklung zeigt Wirkung. Ich bin deshalb zuver sichtlich, dass es uns gelingt, trotz Finanzkrise, trotz schwieriger gesundheits politischer Rahmenbedingungen und Kosten steigerungen auch beim wirtschaftlichen Ergebnis die angestrebte schwarze Null in 2010 zu erreichen. Damit das Klinikum Stuttgart seinen umfassenden Versor gungs auftrag für die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin erfüllen kann, schaffen die Landeshauptstadt Stuttgart und der Gemeinderat die erforderlichen Rahmenbedingen. Sichtbaren Ausdruck findet diese nachhaltige Unterstützung in den enormen Investi tionen, die die Stadt aktuell für den Neubau der Kinderklinik oder das Zentrum für Seelische Gesundheit und alle damit verbundenen Sanierun gen und Neubauten leistet. Vor allem aber wird das Klinikum mit seinem Maxi malversor gungsauftrag auch weiterhin jeden Patien ten aufnehmen ganz gleich, wie schwer oder kompliziert seine Erkrankung oder Verletzung auch ist. Dass es dabei gelingt, medizinische Höchst leistung mit wirtschaftlichem Handeln zu verbinden, ist ganz entscheidend das Verdienst der vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mit arbeiter, die zusammen mit der Geschäfts leitung das Klinikum auf Kurs halten. Für diesen Einsatz danke ich allen Beteiligten. Klaus-Peter Murawski Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser der Landeshauptstadt Stuttgart 1

Inhalt Editorial 1 Bericht der Geschäftsführung 2 Medizinische Zentren im Überblick 28 Zentrum für operative Medizin I Klinik für Gefäßchirurgie 41 Die Kunst des Heilens 4 Wer länger lebt, ist öfter krank 6 Ventile für den Seelendruck 10 Interdisziplinäre Zusammenarbeit: der Schlüssel zur Qualität 14 Patientensicherheit als Maxime 18 Zwischen Anspruch und Wirklichkeit 20 Zentrum für Innere Medizin Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie 30 Medizinische Klinik 1 im Fachabteilungsbereich Hämatologie und internistische Onkologie 31 Medizinische Klinik 2 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 32 Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie 42 Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie 43 Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie 44 Urologische Klinik 45 Zentrum für operative Medizin II Ein Mehr an Komfort und Umweltschutz 22 Pflege macht mobil 26 Medizinische Klinik 3 Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie 33 Klinik für Onkologie im Fachabteilungsbereich Hämatologie und internistische Onkologie 34 Frauenklinik 46 Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie 47 Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie 48 Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten 35 Kopf-Zentrum Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten 36 Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie 37 Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und internistische Onkologie 38 Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts chirurgie, Plastisch-ästhetische Operationen, Zentrum für Implantologie 49 Augenklinik 50 Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrank heiten, Plastische Operationen 51 Neurozentrum Neurochirurgische Klinik 39 Neurologische Klinik 40 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin 52 Pädiatrie 1 Allgemeine Pädiatrie, Rheumatologie, Neurologie, Allergologie/ Pulmologie, Gastroenterologie 53 Pädiatrie 2 Allgemeine Pädiatrie, Infektiologie, Nephrologie, Endokrinologie, Stoffwechselerkrankungen 54

Pädiatrie 3 Zentrum für Angeborene Herzfehler Stuttgart und Pädiatrische Intensivmedizin 55 Pädiatrie 4 Neonatologie und neonatologische Intensivmedizin 56 Zentrum für Radiologie Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie 70 Radiologisches Institut (Bürgerhospital) 71 Sportklinik 83 Medizinisches Versorgungszentrum für Strahlentherapie und Neurochirurgie 84 Interdisziplinäre Zentren 85 Pädiatrie 5 Onkologie, Hämatologie und Immunologie 57 Kinderchirurgische Klinik 58 Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, Plastische Operationen 59 Orthopädische Klinik 60 Radiologisches Institut 61 Sozialpädiatrisches Zentrum 62 Zentrum für Dermatologie Klinik für Dermatologie und Phlebologie 63 Klinik für Dermatologie und Allergologie 64 Zentrum für Seelische Gesundheit Klinik für Spezielle Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie 65 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere 66 Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten 67 Klinik für Diagnostische und Inter ventionelle Radiologie 72 Klinik für Nuklearmedizin 73 Radiologisches Institut (Krankenhaus Bad Cannstatt) 74 Zentrum für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin (Katharinenhospital) 75 Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin (Krankenhaus Bad Cannstatt) 76 Zentrum für Klinische Pathologie, Pharmazie und Hygiene Zentralinstitut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin mit Laborpaxis 77 Apotheke 78 Institut für Krankenhaushygiene 79 Zentralinstitut für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst 80 Pflege- und Funktionsdienst 94 Verwaltungs- und Serviceeinrichtungen 96 Krankenhausleitung, Unternehmenskoordination, Controlling 98 Dienstleistungszentrum 100 Bildungszentrum 102 Therapiezentrum 104 Medizinische Fachbibliotheken 106 Sozialarbeit 107 Beratungsstellen, Seelsorge, Palliativmedizin Ethik-Komitee 108 Wissensmanagement und Personalqualifikation, Leistungen in Zahlen 110 Studien 112 Publikationen 118 Personalqualifikation 132 Weiterbildungsbefugnisse 134 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 68 Institut für Pathologie mit Praxis für Pathologie 81 Veranstaltungen, Kongresse, Fort- und Weiterbildungen 136 Institut für Klinische Psychologie 69 Institut für Klinische Genetik mit Praxis für Humangenetik 82 Apparative Ausstattung Klinikum Stuttgart 137 Top 60 der wichtigsten DRGs 138 Impressum 140 Zahlen, Daten, Fakten Umschlag

Heilen ist eine Kunst auch in Zeiten der Hightech-Medizin Neben dem medizinischen Wissen und dem praktischen Können sind Empathie und soziale Kompetenz, Innovationskraft und Kreativität, wirtschaftliches Geschick und politisches Fingerspitzengefühl erforderlich, um Gesundheit zu fördern und Krankheit zu heilen. Im Klinikum Stuttgart mit seinem umfassenden Maximalversorgungsauftrag benötigen wir von all dem eine gehörige Portion. Im Sinne dieses umfassenden Medizinbegriffes verstehen wir das Klinikum Stuttgart mit seinem Maximalversorgungs- Auftrag als Zentrum der Heilkunst mit dem Anspruch, unseren Patientinnen und Patienten eine medizinische Versorgung auf höchstem, auf universitärem Niveau zu bieten. Das heißt aber auch, dass wir Antworten finden müssen auf die zentralen gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen. Es geht darum, einen Versorgungsstandard auf der Höhe des aktuellen medizinisch-technischen Fortschritts zu bieten und gleichzeitig den ökonomischen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen auch das ist eine Kunst. Wie sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Klinikum Stuttgart aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen mit ihren deut lich spürbaren Auswirkungen auf die Arbeit in unseren Kliniken stellen, zeigt Ihnen dieser Jahresbericht. Die demografische Entwicklung mit der kontinuierlich steigenden Lebenserwartung der Menschen beispielsweise erfordern in vielen Bereichen der Patientenversorgung im Krankenhaus eine Umorientierung, in manchen Bereichen eine Neuausrichtung. Immer häufiger müssen sich Ärzte und Pflegekräfte um hochbetagte Menschen mit multimorbiden Krankheitsbildern kümmern. Ein ganzheitlicher Blick, interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit sind für eine hohe Behandlungsqualität zunehmend wichtig. Medizinethische Fragen gewinnen zudem an Bedeutung. Im Klinikum Stuttgart können wir die Zusammenarbeit hochspezialisierter Experten in allen wichtigen medizinischen Bereichen in idealer Weise gewährleisten. Die wachsende Zahl medizinischer Zentren im Klinikum Stuttgart ist Ausdruck dieser Entwicklung. Die Rahmenbedingungen jedoch, unter denen das Klinikum Stuttgart diese Höchstleistungen erbringen muss, bleiben problematisch. Immer noch gibt es keine nachhaltige Lösung für unsere permanent unterfinanzierten sozialen Sicherungssysteme. Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise werden auch die Spielräume im Gesundheitssystem immer enger. Dabei ist die Einführung des DRG-Systems mit seinen gravierenden Einschnitten in die Krankenhausfinanzierung immer noch nicht abgeschlossen. Nach wie vor belasten uns als Haus der Maximalversorgung Extremkostenfälle, die vom DRG-System nicht abgedeckt werden. Gleiches gilt für die adäquate Finanzierung der Leistungen unserer weit über Stuttgart hinaus bekannten und renommierten Kinderklinik. Das Pädiatrische Zentrum Olgahospital genießt den Ruf höchster medizinischer Kompetenz, seine herausragenden Leistungen für unsere kleinsten, kleinen und jungen Patienten jedoch werden uns nach wie vor nicht kostendeckend vergütet. Die Kunst besteht nun darin, mit intelligenten Strukturen die Kosten zu senken und gleichzeitig die Qualität zu steigern. Mit unserer innovativen Unternehmensstrategie und daraus abgeleitet der Medizin- und der Dienstleistungsstrategie, mit modernem Change- und Projektmanagement sowie mit dem Ausbau von Kooperationen haben wir Lösungen gefunden, die uns auch die wirtschaftliche Sanierung des Klinikums Stuttgart erlauben. So sind wir auch 2009 unserem Ziel planmäßig näher gekommen, bis Ende 2010 eine schwarze Null zu erreichen. In 2009 betrug der Fehlbetrag 8,9 Millionen Euro und lag damit etwas niedriger als im Wirtschaftsplan vorgesehen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Jahresfehlbetrag um fast 3 Millionen Euro verringert. Ende 2009 waren im Klinikum Stuttgart 6.450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Zahl der Vollkräfte ist gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent auf 4.830 gestiegen. Erfreulich war auch die Entwicklung der Fall zahlen. Mit 84.319 behandelten Fällen stieg ihre Zahl um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und die Zahl der stationären und teilstationären Planbetten belief sich zum Jahresende 2009 auf 2.368. Insbesondere die Fallzahlsteigerung zeigt das große Vertrauen der Patienten und der zuweisenden Ärzte in die Möglichkeiten und die medizinischen Fähigkeiten unserer Kliniken und Institute. 2 I Bericht der Geschäftsführung

Jahresabschluss 2009 Anlagevermögen 477.226.863,67 Umlaufvermögen 164.349.046,53 Eigenkapital 64.411.009,61 Erlöse aus Krankenhausleistungen 321.045.514,95 Personalaufwendungen 290.801.940,97 Bilanzverlust -8.940.003,52 Dr. Ralf-Michael Schmitz, Geschäftsführer Sehr erfreulich ist auch die bauliche Entwicklung des Klinikums Stuttgart. Der Neubau für Olgahospital und Frauenklinik am Standort Mitte ist in vollem Gange. Der Neubau für das Zentrum für Seelische Gesundheit am Krankenhaus Bad Cannstatt ist ebenfalls auf dem Weg, nachdem hier das neuen Casino und die Verteil küche fertiggestellt wurden. Im Katharinenhospital sind die ersten Bettenstationen hochmodern saniert und bieten nun für unsere Patienten deutlich verbesserten Komfort. Ein Modulanbau mit 56 Betten und Wahlleistungsstationen schafft den nötigen Raum für die weiteren Sanierungsschritte. Für das Zentrum für Innere Medizin und das Zentrum für Operative Medizin am Katharinenhospital ist gerade der Architektenwettbewerb abgeschlossen. Mit dem neuen Dienstleistungszentrum schließlich, das wir 2009 beziehen konnten, sind auch alle Verwaltungs bereiche an einem Standort konzentriert, was Abläufe vereinfacht und Ressourcen bündelt. Bei allen wichtigen Bauinvestitionen in die Zukunft setzen wir konsequent auf umweltorientierte Maßnahmen. Die neue Energiezentrale für den künftig größeren Standort Mitte ist hier das herausragende Beispiel. Zwei moderne Blockheizkraftwerke sichern im Endausbau den Betrieb. Jährlich werden wir damit rund 700.000 Euro Energiekosten einsparen, bei geringerem Verbrauch und weniger Schadstoffemissionen. Zu den strukturellen Entwicklungen innerhalb des Klinikums Stuttgart zählt unter anderem die Planung für die neue interdisziplinäre Notaufnahmeeinheit (INA) am Katharinenhospital, die 2010 in Betrieb gehen wird. Der raschen und zielorientierten Versorgung aller Notfallpatienten nach neuesten medizinischen Erkenntnissen messen wir besonders hohe Bedeutung zu. Wir haben deshalb für die Einheit eine ärztliche Leitung im Rang eines Klinik-Chefarztes etabliert und mit Privatdozent Dr. Tobias Schilling auch einen hochkompetenten Experten als Ärztlichen Direktor gewinnen können. Mit der neugegründeten Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie wird zudem ein weiterer wichtiger medizinischer Bereich deutlich aufgewertet, der mit Privatdozent Dr. Nikolaus Wachter ebenfalls von einem ausgewiesenen Experten geleitet wird. Sechs weitere hochqualifizierte Chefärzte haben in den letzten 18 Monaten ihre Arbeit im Klinikum Stuttgart aufgenommen und den vor einigen Jahren begonnen Generationswechsel unter den leitenden Ärzten weiter befördert. Immer wieder zeigt sich gerade auch bei den Bewerbungsverfahren für die Position der Ärztlichen Direktoren, dass unser Klinikum eine renommierte Adresse und ein attraktiver Arbeitgeber ist. Insgesamt befindet sich das Klinikum Stuttgart medizinisch, strukturell und wirtschaftlich auf dem richtigen Weg in eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft. Zwar machen es uns die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, wie allen großen Krankenhäusern der Maximalversorgung, nicht leicht. Aber wir haben bislang immer intelligente Lösungen und Antworten gefunden für die Anforderungen, die uns Politik und Gesellschaft gestellt haben. Auf diesem Weg werden wir von unserem Träger, der Landeshauptstadt Stuttgart, mit seinen Entscheidungsgremien hervorragend unterstützt. Entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung unseres Klinikums, an der Steigerung der Fallzahlen und der Etablierung moderner Verfahren in Diagnostik und Therapie haben aber vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass wir die Qualität der Patientenversorgung nicht nur auf hohem Niveau halten, sondern kontinuierlich verbessern können. Für dieses außerordentliche Engagement bedanke ich mich auch im Namen der gesamten Klinikumsleitung. Dr. Ralf-Michael Schmitz Geschäftsführer Klinikum Stuttgart Bericht der Geschäftsführung I 3

4 I Die Kunst des Heilens

[ Heil kunst, die ] Medizin ist die Lehre von der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen. Schon in den alten Hochkulturen, zu Zeiten der Pharaonen und erst recht bei den Griechen galt die Medizin, galt Heilen als eine Kunst. Auch in Zeiten der Hightech-Medizin ist das noch so. Wie jede Kunst erfordert auch die Heilkunst neben dem Wissen und dem Können die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Veränderungen und Rahmenbedingungen. Wir stellen uns den Herausforderungen mit hochkompetenter Medizin, Empathie und Kreativität. Die Kunst des Heilens I 5

Wer länger lebt, ist öfter krank Die Deutschen werden immer älter und gleichzeitig immer weniger. Für das Gesundheitswesen ist dieser demografische Wandel eine große Herausforderung. Das Klinikum Stuttgart hat bereits darauf reagiert und sich verstärkt dem Thema Altersmedizin angenommen auf vielfältige Weise. Die Alterspyramide, die die Altersverteilung innerhalb einer Gesellschaft aufzeigt, gleicht in den Industriestaaten West- und Mitteleuropas schon längst keiner Pyramide mehr. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann ein Wandel in der Bevölkerungsstruktur, der geprägt ist von sinkenden Geburtenraten und zunehmender Lebensdauer. Die Folge: Aus der Bevölkerungspyramide ist inzwischen eine Bevölkerungsurne geworden. Dieser in der Demografie gebräuch liche Begriff der Urnenform mag vielleicht etwas zynisch klingen, bringt es aber auf den Punkt. Denn hält eine solche Entwicklung dauerhaft an, wird die Gesellschaft irgendwann ausgestorben sein. Für das Jahr 2050 wird in Deutschland bereits mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren gerechnet, jeder Dritte wird über 65 sein. Dennoch hat der demografische Wandel mit einem Rückgang der Bevölkerungsgesamtzahl bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung bereits jetzt zahlreiche soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen. Das schlechter werdende zahlenmäßige Verhältnis von Beitragszahlern und Leistungsempfängern in den Sozialver sicherungen zählt etwa dazu, ebenso der gravierende Mangel an ausgebildetem Altenpflegepersonal oder die Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Ebenfalls stark tangiert ist das Gesundheitswesen, denn älter zu werden bedeutet leider auch, öfter und länger krank zu sein. Ältere Patienten bleiben häufig länger stationär Laut Statistischem Bundesamt sind aktuell 21 Prozent der deutschen Bevölkerung 65 Jahre und älter. Ihr Anteil unter den vollstationären Patienten in Kranken häusern liegt aber bei rund 45 Prozent. Am Klinikum Stuttgart sind es mit etwa 34 Prozent nicht ganz so viele, da das Kinderkrankenhaus Olgahospital mit seinen zahlreichen sehr jungen Patienten die Altersverteilung stark beeinflusst. Eine Wirkung hat die Altersklasse 65 plus aber auch im Klinikum Stuttgart: Ihr Anteil an den gesamt geleisteten Pflegetagen liegt schon bei 40 Prozent. Denn mit zunehmendem Alter steigt auch die Verweildauer: Während bei einem 40-Jährigen der stationäre Aufenthalt am Klinikum Stuttgart rund sechseinhalb Tage dauert, sind es bei einem 80-Jährigen knapp neun Tage. Diese Entwicklung ist nicht neu, sondern wird schon seit einigen Jahren beobachtet. Das Klinikum Stuttgart hat darauf reagiert und sich verstärkt der Geriatrie angenommen und sie dabei als eigenständige Abteilung innerhalb der Medizinischen Klinik 3 Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie des Bürgerhospitals aufgewertet. Denn so wie Kinder und Jugendliche keine kleinen Erwachsenen sind und daher eine eigene medizinische Fachrichtung besetzen, müssen auch ältere Menschen differenzierter betrachtet werden. Die normale Medizin beinhaltet in der Regel die Diagnostik und Therapie einer einzelnen, genau bestimmten Erkrankung. Damit werden wir aber den Bedürfnissen älterer und alter Patienten nicht gerecht. Für diese Personengruppe benötigen wir ein besonderes Behandlungskonzept, das die Altersveränderungen und Altersprobleme in ihrer Gesamtheit berücksichtigt, sagt Alexander Friedl, der Leiter des Geriatrischen Zentrums am Klinikum Stuttgart (GZS). Das Geriatrische Zentrum Stuttgart das im Rahmen des Geriatriekonzeptes Baden- Württemberg unter anderem mit Fortbildungen und Projekten auch außerhalb des Klinikums Stuttgart aktiv ist betreut ältere Patienten, bei denen sich akutmedizinische Erkrankungen und typisch geriatrische Probleme verbinden. Es verfügt über einen eigenen stationären Bereich, bietet seine Leistungen in Form eines Konsiliardienstes aber auch den anderen Kliniken des Klinikums Stuttgart an. Ziel ist, neben der Versorgung der akuten Erkrankung frühzeitig die weiteren Problemfelder älterer Menschen zu erkennen und zwar die bereits bestehenden sowie die durch die aktuelle Krankheit möglicherweise hinzukommenden. Unser Fokus richtet sich in starkem Maße auch auf die Krankheitsfolgen und deren Auswirkungen auf das weitere Leben, erklärt Friedl. Er und sein interdisziplinäres Team nutzen dazu das Instrument des Geriatrischen Assessments. Das sind spezielle Tests, mit denen wir strukturiert und standardisiert die Defizite eines älteren Menschen erfassen können. Für die Bereiche Selbsthilfefähigkeit, Mobilität, Denkfähigkeit, Stimmung und soziale Situation gibt es solche Testverfahren. Die Ergebnisse zeigen den Grad der Selbstständigkeit beziehungsweise Hilfsbedürftigkeit und helfen uns, einen individuellen Behandlungsplan für jeden einzelnen Patienten zu erstellen, so der Geriater Friedl. 6 I Die Kunst des Heilens

[ Al ter, das ] In vierzig Jahren wird jeder Dritte in Deutschland älter als 65 Jahre sein. Das verändert zunehmend unsere Gesellschaft und die Aufgaben der Medizin. Darauf bereiten wir uns heute vor. Die Kunst des Heilens I 7

Wer länger lebt, ist öfter krank [ Ge r i a t rie, die ] Aus dem Griechischen, die Lehre von den Krankheiten des Alters, Altersmedizin. Mit seinem besonderen Behandlungskonzept berücksichtigt das Geriatrische Zentrum des Klinikums Stuttgart Altersveränderungen und Altersprobleme in ihrer Gesamtheit. Rückkehr zur Selbstständigkeit Ein spezielles Behandlungsverfahren ist beispielsweise die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFK). Zweimal täglich kommen dabei verschiedene Therapeuten zu den Patienten und machen mit ihnen gezielte Übungen. Das Ziel dieser Übungen ist, die vorherige Selbstständigkeit eines Patienten wiederherzustellen, sagt Friedl. Ergänzt wird dieses Übungsprogramm durch die aktivierende Pflege, bei der examinierte Pflegekräfte die Patienten anleiten, Körperpflege und andere Alltagsaktivitäten selbst durchzuführen. Das dauert zwar häufig länger, als wenn die Pflegekräfte diese Tätigkeiten schnell selbst erledigen würden, aber nur so kann der Patient lernen, diese wieder selbst zu übernehmen. Die aktivierende Pflege, die die verfügbaren Eigenaktivitäten des kranken Menschen fördert und sichert, ist übrigens das im Klinikum Stuttgart geltende Pflegekonzept und wird deshalb in allen Kliniken und auch nicht nur bei älteren Patienten konsequent angewandt. Die GFK erfolgt parallel zur Akutbehandlung wenn der Patient für diese Übungsbehandlungen geeignet ist. Der Patient muss ein Rehabilitationspotenzial haben, das heißt, er muss vor der Akuterkrankung möglichst selbstständig gewesen sein, betont der Geriater. Derzeit sind es vor allem Patienten nach einem Schlaganfall, mit Knochenbrüchen oder mit schweren Infektionskrankheiten, die von der GFK profitieren. Alexander Friedl will das Angebot ausbauen, so dass auch ältere Patienten mit weiteren Krankheitsbildern einen Vorteil davon haben werden. Mit Investitionen in Räumlichkeiten und Ausstattung unterstützt das Klinikum Stuttgart diese Ausweitung des geriatrischen Angebotes. Tumorerkrankungen sind typische Alterserkrankungen In der Geriatrischen Hämatologie und Onkologie (GHO) des Klinikums Stuttgart werden ebenfalls die Testverfahren des Geriatrischen Assessments genutzt, um die Behandlung von älteren Patienten mit Tumorerkrankungen zu optimieren. Ein Altersmediziner und eine geriatrisch erfahrene Pflegekraft auf der einen Seite sowie ein Krebsspezialist und eine onkologisch erfahrene Pflegekraft auf der anderen Seite führen in gemeinsamen Besprechungen ihr Know-how zusammen. Mit der Bündelung des Fachwissens aus Geriatrie und Onkologie können wir Therapieentscheidungen für ältere Tumorpatienten auf der Grundlage subjektiver und objektivierbarer Kriterien treffen, sagt Dr. Werner Haas, Oberarzt des Fachabteilungsbereiches Hämatologie und internistische Onkologie des Klinikums Stuttgart. Das Ergebnis ist ein individuell angepasstes Therapievorgehen, das sowohl hämatologisch-onkologische wie auch geriatrische Aspekte berücksichtigt. So kann die Entscheidung zur individualisierten, maßgeschneiderten Therapie viel gezielter getroffen werden, als dies ohne diese besondere Kooperation möglich wäre, erklärt der Oberarzt. Gerontopsychiatrische Vielfalt Eine enge Kooperation pflegt das Geriatrische Zentrum Stuttgart auch mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere am Bürgerhospital. Sie wurde im Zentrum für Seelische Gesundheit Ende 2008 gegründet, auch um der steigenden Zahl psychisch kranker älterer Menschen zu begegnen. Die Klinik bietet eine komplette Versorgung, von der ambulanten Beratung und Behandlung bis zu differenzierten teil- und vollstationären Angeboten. Außerdem sind der Klinik die Gerontopsychiatrischen Beratungsdienste Stuttgart- West, Ost und Feuerbach angeschlossen, und wir kooperieren mit verschiedenen Institutionen der ambulanten und stationären Altenhilfe und der Sozialpsychia trie, betont der Chefarzt der Klinik, Dr. Dipl.-Psych. Jürgen Fischer. Er hat in seiner Klinik drei Spezialstationen eingerichtet: für ältere Patienten mit Depressionen, für die Behandlung von akuten Psychosen im höheren Lebensalter sowie für die Diagnostik und Behandlung von Verhaltensproblemen bei Demenzerkrankten. Eine Tagesklinik für Ältere mit differenzierten störungsspezifischen einzel- und gruppentherapeutischen Programmen komplettiert das klinische Angebot. Eine interdisziplinäre Einheit gemeinsam mit dem Geriatrischen Zentrum ist in Planung. Zu den Kompetenzen der Klinik gehören zudem die psychiatrische und neuropsychologische Frühdiagnostik und Behandlung von Gedächtnisstörungen. Dieser Aufgabe widmet sich die Memory Clinic, die neben der Gedächtnissprechstunde auch die Ambulanz für ältere Menschen mit seelischen Problemen umfasst. In Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken des Klinikums Stuttgart ist ein weiterer Schwerpunkt die Versorgung multimorbider psychisch erkrankter Patienten. Seelische Erkrankungen im Alter führen nicht selten zum Verlust der sozialen Kontakte und zur Isolation, körperliche Erkrankungen kommen oft hinzu, erklärt Dr. Fischer. Das multiprofessionelle Behandlungsteam der Ambulanz kann hier den Patienten und den Angehörigen Hilfen anbieten oder vermitteln. Schlaganfälle nehmen zu Die demografische Entwicklung bekommenen auch die Neurologen zu spüren. Die alternde Gesellschaft führt dazu, dass immer mehr neurologische Erkrankungen zu behandeln sind, sagt Professor Dr. Hansjörg Bäzner, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Bürgerhospital. Da ist 8 I Die Kunst des Heilens

zum einen der Schlaganfall. Laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe erleiden sche Fußsyndrom ist eine solche Komplika- allem die Senioren tragen. Das Diabeti- jährlich etwa 200.000 Personen eine solche plötzliche Durchblutungsstörung im ner Zehen, des Fußes oder gar des Untertion, die oft mit einer Amputation einzel- Gehirn. Zwar sind davon alle Altersgruppen betroffen, 80 Prozent der Schlagan- Deutschland rund 40.000 Amputationen schenkels endet. Jedes Jahr erfolgen in fälle passieren aber im Alter ab 60 Jahren. infolge des Diabetischen Fußsyndroms, Zur optimalen Behandlung dieser Patienten verfügt die Neurologie des Klinikums Chefarzt der Medizinischen Klinik 3 des berichtet Privatdozent Dr. Ralf Lobmann, Stuttgart [ Al ter, über das eine ] In Stroke zwanzig Unit mit Jahren acht werden Bürgerhospitals. xx Prozent Der der Erhalt Menschen der Mobilität in Betten. Deutschland Im Jahr 2009 älter haben als 65 wir Jahre dort sein. über Dies ist aber verändert gerade unsere für ältere Gesellschaft Patienten und 1.100 und Fälle die betreut Aufgaben so viele der wie Medizin. noch Eine Herausforderung, das sind die meisten auf der die Patienten wir uns mit nie, heute betont vorbereiten. Neurologe Bäzner. Für 2010 ist daher eine Erweiterung der Stroke Unit um vier Betten vorgesehen. Es gibt aber auch andere neurologische Erkrankungen, die vor allem ältere Patienten betreffen. Ein Beispiel ist die subkortikale vaskuläre Enzephalopathie SVE (Morbus Binswanger). Dabei erkranken kleinste Blutgefäße im Gehirn. Der Blutfluss wird unterbrochen, es kommt zu vielen kleinen Hirninfarkten. Nach und nach stirbt immer mehr Hirngewebe ab. Die Folgen sind vielfältig: nachlassendes Gedächtnis, Antriebslosigkeit, Inkontinenz, Gangunsicherheit. Professor Bäzner diagnostiziert die SVE mit einer neuartigen, von ihm mitentwickelten, computergestützten Ganganalyse und kann sie damit von anderen Erkrankungen, wie etwa Parkinson abgrenzen. Und auch in der Therapie gibt es Fortschritte. Die heilende Therapie für SVE- Patienten gibt es noch nicht, aber wir können durch Vorbeugung und frühzeitige Diagnose dafür sorgen, dass die Menschen gesünder ein höheres Lebensalter erreichen, so der Neurologe. Den Fuß und damit die Mobilität erhalten Vorbeugung ist auch ein wichtiges Kriterium, wenn es um Diabetes geht. Von der Zuckerkrankheit sind inzwischen immer mehr junge Menschen betroffen, die Spätfolgen eines schlecht eingestellten oder zu spät erkannten Diabetes müssen aber vor Diabetischem Fuß extrem wichtig. Der Diabetologe hat sich deshalb mit Gefäßchirurg Professor Dr. Thomas Hupp und Radiologe Professor Dr. Götz Martin Richter zusammengetan und das Interdisziplinäre Diabetische Fuß-Zentrum (InDiZ) ins Leben gerufen. Unser Ziel ist eine hohe Abheilungsrate der Wunden, die für den Diabetischen Fuß ursächlich sind. Um die zunehmende Zahl an Diabetikern adäquat behandeln zu können, werden die entsprechenden Räumlichkeiten der Medizinischen Klinik 3 am Bürgerhospital saniert. Außerdem erhält das Bürgerhospital eine Palliativeinheit mit neun Betten. Unheilbar kranke Patienten sollen dort in Würde ihre letzten Tage verbringen können. Auf die älter werdende Gesellschaft reagieren auch noch andere Fachdisziplinen. Die Kardiologen des Katharinenhospitals etwa haben inzwischen in Zusammenarbeit mit der Sana Herzchirurgie Stuttgart den kathetergestützten Herzklappenersatz etabliert. Bei älteren Patienten mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen ist eine Operation am offenen Herzen zu riskant, sagt Kardiologie- Chefarzt Professor Dr. Thomas Nordt, durch das neue Verfahren sind diese Hochrisikopatienten jetzt aber nicht mehr vom Austausch einer Herzklappe ausgeschlossen. Auch in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Bad Cannstatt sowie in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Katharinenhospital ist die Alterstraumatologie ein wichtiges Thema, da altersbedingte Frakturen stark zunehmen. Beispiele sind periprothetische Frakturen, also Knochenbrüche unmittelbar neben einer Gelenkprothese, oder osteoporotische Wirbelbrüche. Dr. Patrik Reize und Professor Dr. Christian Knop, die Chefärzte der beiden Kliniken, setzen hier hochmoderne Implantate und neue, schonende Stabilisierungstechniken ein. Dr. Reize führt zudem regelmäßig Symposien und Seminare zu Themen der Altersmedizin durch. Der demografische Wandel wird somit für nahezu alle medizinischen Disziplinen zur Herausforderung die am besten über eine interdisziplinäre Herangehensweise gelöst werden kann. Im Zusammenspiel mit den anderen Disziplinen wird eine ganzheitliche Versorgung dieser älteren Patienten nötig sein, von der Prävention bis hin zur adäquaten Rehabilitation, betont Unfallchirurg Knop. Das sehen Internisten und Allgemeinchirurgen genauso. Im Krankenhaus Bad Cannstatt beispielsweise kooperieren beide Fachbereiche sehr eng. Durch die Verschiebung der Altersstruktur nimmt die Behandlung alter Menschen einen immer wichtigeren Stellenwert in der Chirurgie und Gastroenterologie ein. Um die Eingriffe bei diesen Patienten mit vertretbaren Komplikationsraten durchführen zu können, bedarf es einer umfassenden präoperativen interdisziplinären Abklärung, so die beiden verantwortlichen Chefärzte, Prof. Dr. Tilo Andus von der Inneren Medizin und Privatdozent Dr. Michael Müller von der Allgemeinchirurgie. Die Kunst des Heilens I 9

Ventile für den Seelendruck Die Zahlen der Krankenversicherungen sind alarmierend. Psychiatrische und psychosomatische Erkrankungen haben zwischenzeitlich unter allen Erkrankungen die höchsten Steigerungsraten. Das Klinikum Stuttgart bietet umfassende Hilfe für Menschen in psychischen Not lagen, die eine medizinische Versorgung erforderlich machen. Stress, Zeitdruck, Überlastung so werden viele Jobs heute erlebt. Existentielle Ängste, wie die Sorge um den Verlust der Arbeits stelle, entstehen oft auch dort, wo hierfür gar kein Anlass gegeben ist. Wo einst die Gemeinschaft Schwächen von einzelnen auffing, muss heute zunehmend jeder für sich allein kämpfen. Viele können dies, können Stress in positive Energie umwandeln, finden Ausgleich in einer intakten Familie oder bei Freunden. Immer mehr Menschen aber sind einsam, leben getrennt, sind unglücklich. Sie fühlen sich ausgebrannt, liegen nachts wach und werden von Zukunftsängsten geplagt. Im März 2010 hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPTK) eine Studie vorgestellt, der zufolge allein 2008 elf Prozent der Fehltage auf Depressionen oder Anpassungsstörungen zurückzuführen waren fast doppelt so viel wie noch 1990. Neben Depressionen leiden immer mehr Menschen an Angst störungen und Suchterkrankungen, berichtet auch der Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP). Das Klinikum Stuttgart bietet denjenigen Hilfe, die in den Strudel des gesellschaftlichen Wandels geraten. Das Angebot ist groß für Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Das Klinikum stellte bereits Ende 2008 mit einer Strukturveränderung im Zentrum für Seelische Gesundheit die Weichen für ein gezielteres und vielfältigeres Therapie angebot. So wurden zum Beispiel aus der ursprünglichen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie drei Kliniken mit einem deutlich spezifischeren Angebot: die Klinik für Spezielle Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, die Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten sowie die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere. Das Zentrum für Seelische Gesundheit, dem noch die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, ambulante Behandlungsund Beratungseinrichtungen, eine Rehabilitationsklinik für Suchtmittelabhängige, Wohn heime sowie das Betreute Wohnen angehören, hält ein umfassendes Angebot bereit. Die Medizinische Klinik 2 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie gehört zum Zentrum für Innere Medizin. Sie bietet eine vollstationäre Behandlung, eine teilstationäre Therapie (Tagesklinik) und einen umfassenden Konsiliar- und Liaisondienst für das gesamte Klinikum. Suchtklinik bietet Hilfe Probleme mit Alkohol und Tabletten zu betäu ben, ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Wen aber die moderne Zeit in die Knie zwingt, gerät allzu schnell in den Teufelskreis der Abhängigkeiten. Das Tückische ist, dass gerade die Sucht nach legalen Drogen oft schleichend kommt, unbemerkt. Schnell sind sie geschluckt, die Tabletten gegen Schlaflosigkeit, gegen Kopfschmerzen, gegen Unruhe. Zwischen 1,4 und 1,9 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Medikamenten, Tendenz steigend. Ähnliches gilt für den Alkohol: 1,6 Millionen gelten als süchtig. In der neu entstandenen Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten finden Menschen mit diesen Problemen Hilfe, können der Sucht entrinnen. Wir kümmern uns um alle Begleiterscheinungen der Sucht, wie Vergiftungs- und Entzugszustände, körperliche Schäden, innerpsychische Probleme und soziale Belastungen, erklärt der Ärztliche Direktor Dr. Harry Geiselhart. Einen ersten Schritt ermöglicht die Klinik durch die ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle. Dort können sich alle hinwenden, die im Alltag Probleme haben, die mit dem Konsum von Suchtmitteln (Alkohol, Drogen, Medikamente) zusammenhängen. Wer sich für einen Entzug entscheidet, wird auf Spezialstationen behandelt. Eine davon ist die Alkoholentgiftungs- und Motivationsstation (VAMOS), die spezialisiert ist auf Alkohol- und Medikamentensucht. Hier gibt es nicht nur einen kontrollierten Entzug, sondern auch eine Anleitung für das Leben danach. Das gleiche gilt auch für den Entzug von illegalen Drogen. Auf der Entzugsstation DEMOS bietet die Klinik 20 vollstationäre Behandlungsplätze für die niederschwellige und qualifizierte Entgiftung in einer geschützten Atmosphäre. In der Suchtklinik werden stationäre, tagesklinische und ambulante Therapien angeboten. Ein großer Vorteil der umfassenden Behandlung liegt in der Kontinuität der Beziehungen, die die Patienten zu ihren Therapeuten aufbauen. Wer etwa von einer Station in die Ambulanz oder in die Rehabilitation wechselt, wird dort nach Möglichkeit von den gleichen Fachärzten, Psychologen oder Sozialarbeitern weiter behandelt. Stabile Beziehungen geben Kraft, der Sucht zu entrinnen. Spezialstation bei Depressionen Neu im 21. Jahrhundert ist die Volkskrankheit Depression, die um sich greift wie eine Epidemie. Nicht, dass es diese Erkrankung früher nicht gab. Bereits Hippokrates schildert die Melancholie als eine Form der schwermütigen Verstimmung und psychischen Hemmung. Doch wo Betroffene im Rahmen der modernen Leistungsgesellschaft zunächst als Faulenzer beschimpft wurden, entsteht aufgrund von öffentlichkeitswirksamen Initiativen, wie etwa der Stuttgarter Aktion gegen Depression, ein 10 I Die Kunst des Heilens

[ See le, die ] Der Knochenbruch wird ruhig gestellt, der Tumor entfernt. Immer häufiger in unserer Gesellschaft wird jedoch auch die Seele krank, weil Stress und Druck von außen lähmen und zerstören. Mit indivduellen Therapieangeboten stellt sich das Zentrum für Seelische Gesundheit darauf ein. Die Kunst des Heilens I 11

Ventile für den Seelendruck [ Psy cho so ma tik, die ] Wechselwirkung von Körper und Seele, psychische Einflüsse auf körperliche Erkrankungen. Wenn psychische, körperliche und soziale Stressfaktoren oder belastende Lebensereignisse zu körperlichen Erkrankungen führen, behandelt die Psychosomatische Medizin Körper und Seele den ganzen Menschen. zunehmendes Verständnis für diese Erkrankung. Die Weltgesundheitsorgani sation WHO hat unlängst bekannt gegeben, es sei davon auszugehen, dass bereits im Jahr 2020 die depressiven Störungen nach den Herzerkrankungen an zweiter Stelle der häufigsten Erkrankungen stehen werden. Im Januar 2009 wurde in der Klinik für Spezielle Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie eine Spezialstation zur Behandlung depressiver Störungen eröffnet. 22 Behandlungsplätze für Patienten mit mittleren und schweren Depressionen wurden eingerichtet. Ein multiprofessionelles Team, das aus Ärzten, Psychologen, psychiatrischer Fachpflege, Arbeits-, Ergo- und Kunsttherapeuten, Sozialarbeitern und Seelsorgern besteht, behandelt die depressiven Patienten gemeinsam. Ein moderner Behandlungsansatz integriert psychotherapeutische, soziotherapeutische und biologische Maßnahmen sowie Elemente der Selbsthilfe in einem individuellen Therapieplan. Ergänzt wird das Angebot für Erkrankte durch die integrierte Versorgung Depression, die das Klinikum mit dem Stuttgarter Ärzteverbund MediS und der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) initiiert hat. Damit steht für die Betroffenen eine wegweisende, aufeinander abgestimmte haus- und fachärztliche sowie klinische Versorgungsstruktur zur Verfügung, sagt der Ärztliche Direktor der Klinik, Privatdozent Dr. Dr. Martin Bürgy. Der Chefarzt möchte die Spezialisierung in der Psychiatrie noch weiter vorantreiben. Denn Klarheit und Präzision in der Diagnostik sei die Basis einer erfolgreichen Therapie. So gibt es seit 2009 Spezialstationen für chronisch psychisch Kranke und für jüngere Erwachsene mit unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen, die noch keinen chronischen Verlauf genommen haben. Dabei will Dr. Dr. Bürgy es aber nicht belassen. Bei uns wird es künftig weitere Spezialstationen geben, kündigt er an. Eine Mutter-Kind-Einheit wird in Kürze ihre Tätigkeit aufnehmen, eine Frühbehandlungsstation in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist in Vorbereitung. Um der steigenden Zahl psychisch kranker älterer Menschen zu begegnen, wurde zudem 2008 die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere gegründet mit drei Spezialstationen für die Behandlung von Depressionen, von akuten Psycho sen im Alter sowie von Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen. Erweiterung der Psychosomatik Manchmal sucht sich eine kranke Seele andere Ventile. So werden in Deutschland Millionen Menschen von Schmerzen geplagt, für die kein Arzt eine Ursache finden kann. Das können Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magenschmerzen sein. Andere leiden unter Hautproblemen, Schwindel, chronischer Erschöpfung. Wieder andere können nicht essen, oder sie können nicht aufhören zu essen. Vielen psychosomatischen Symptomen liegen depressive oder Angsterkrankungen zu Grunde. Umgekehrt können schwere körperliche Erkrankungen auch mit psychischen Symptomen einhergehen oder zu Angst oder depressiven Störungen führen, die den Krankheitsverlauf und die Krankheitsverarbeitung negativ beeinflussen. Denn Körper und Seele kann man nicht trennen. Psychische, körperliche und soziale Stressfaktoren, belastende Lebensereig nisse und -umstände können zu komplexen psychosomatischen und somatopsychischen Erkrankungen führen, erklärt Professor Dr. Annegret Eckhardt-Henn, Ärzt liche Direktorin der Medizinischen Klinik 2 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Die Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin befasst sich mit dem Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren bei der Entstehung, dem Verlauf und der Behandlung der entsprechenden Erkrankungen. Die Gefühle und die Beziehungsgestaltung unserer Patienten im Hier und Jetzt und im Zusammenhang mit ihrer Erfahrung stehen bei der Behandlung im Zentrum, so Professor Eckhardt- Henn. Zusätzlich zum bereits umfangreichen stationären und ambulanten Behandlungsspektrum wurde 2009 eine Tagesklinik mit zehn Plätzen eröffnet. Mit diesem Angebot haben wir eine Lücke in der psychosomatischen und psychotherapeutischen Versorgung geschlossen, sagt die Chefärztin. Manchen Patienten sei ein wochenlanger stationärer Aufenthalt kaum möglich, wenn etwa zu Hause Kinder oder Angehörige zu versorgen sind, andere haben zu Hause ein gut funktionierendes soziales Netz, das ihnen Kraft gibt. In vielen Fällen reicht aber eine ambulante Behandlung nicht aus, so dass die Gefahr der weiteren Verschlimmerung und schließlich Chronifizierung der Erkrankung droht. Eine Tagesklinik gibt Betroffenen die Möglichkeit einer vier- bis sechswöchigen Behandlung tagsüber. Den Abend und das Wochenende verbringen sie zu Hause im gewohnten Umfeld. Eine Tagesklinik schafft zudem einen Übergang vom stationären zum ambulanten Bereich, so Eckhardt-Henn, für viele Patienten ist dies ein sehr wichtiger Schritt. Mehr Plätze in der Kinderpsychiatrie Vom Wandel der Zeit bleiben auch die Kleinsten nicht verschont. Laut einer Studie des Robert-Bosch-Instituts mit rund 17.000 Familien leiden 18 Prozent der Kinder schon im Vorschulalter unter Konzentrationsstörungen, Ängsten, Schlafund Essproblemen oder sind gewalttätig. 12 I Die Kunst des Heilens

Bei zehn Prozent der Betroffenen sind die psychischen Erkrankungen soweit ausgeprägt, dass sie behandlungsbedürftig sind. Zu den häufigsten Problemen zählen unter anderem Hyperaktivität, Depressionen, Ängste, betont unsoziales Verhalten und Aggressivität. Verursacht werden solche Verhaltensauffälligkeiten oft durch eine Kette von negativen Lebensumständen und chronischen Belastungen, wie zum Beispiel ständiges Mobbing oder Zurückweisung, aber auch Druck von den Eltern. Auch die Reizüberflutung aus der Umwelt, zunehmende Armut durch Arbeitslosigkeit und Trennung der Eltern sind Gründe für den Anstieg psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Die enorme Zunahme vor allem auch der Notfälle spiegelt die Überforderung vieler Familien wider, sagt Professor Dr. Reinmar du Bois, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Olgahospital. Die Ansprüche der Eltern an die Kinder seien oft überzogen. Die Eltern verkrampfen sich: wenn die Kinder nicht funktionieren, sehen sie gleich eine Katastrophe. Viel mehr Familien als früher fühlten sich durch die komplexen Anforderungen der Gesellschaft in die Enge getrieben und zeigten Nerven. So sind auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie die ersten Schritte zu einem Ausbau des Therapieangebotes eingeleitet worden. Anfang 2010 wurden die tagesklinischen Plätze von zehn auf 15 erhöht. Diese Erweiterung wurde durch die räumliche Auslagerung der Tagesklinik aus dem Gebäude der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Hasenbergstraße in eine nicht mehr belegte Station des Olgahospitals möglich. Junge Patienten werden seitdem in zwei Gruppen behandelt: eine Gruppe für Kinder von sechs bis zehn Jahren und eine für Jugendliche zwischen elf und 14 Jahren. So kann das erweiterte multiprofessionelle Team der Tagesklinik altersspezifische Probleme gezielt aufgreifen. Mit der Vergrößerung der Tagesklinik verfügt unser Haus über ein noch flexibleres Angebot an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, freut sich Professor Dr. Reinmar du Bois. Die Tagesklinik schafft Übergänge zwischen unseren ambulanten und stationären Therapieformen. Kinder können in der Tagesklinik beispielsweise behutsam auf eine vollstationäre Therapie vorbereitet werden. Die Hemmschwelle zur Aufnahme ist geringer, da unsere Patienten nur tagsüber von ihren Eltern getrennt sind, und die Familien teilweise in die Therapie mit einbezogen werden, sagt Professor du Bois. Zudem eignet sich die Tagesklinik auch für Patienten, die nach einer stationären Behandlung wieder zur Schule gehen, sich aber die volle Rückkehr in ihren sozialen Alltag noch nicht zutrauen. Durch den Umzug der Tagesklinik kann auch der stationäre Bereich in der Hasenbergstraße um fünf Plätze ausgebaut werden. Der jetzige Standort der Tagesklinik wird bis zur Fertigstellung des Neubaus des Zentrums für Seelische Gesundheit am Krankenhaus Bad Cannstatt Bestand haben. Im Jahr 2012 folgt eine erneute Erweiterung der Behandlungsplätze und eine Neuaufteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf die Standorte Hasenbergstraße, an dem dann die Kinder bis zum 15. Lebensjahr betreut werden, und Bad Cannstatt, wo 15- bis 18-jährige Jugendliche ein Behandlungsangebot erhalten. Der Übergang in die Erwachsenen-Psychiatrie ist dann fließend. Unterstützung bei Kinderwunsch Die Schnelllebigkeit unserer Zeit wirkt sich auch an ganz anderer Stelle aus: Inzwischen wird die Zahl von Paaren mit einem unerfüllten Kinderwunsch in Deutschland bei sieben bis neun Prozent angesiedelt. Ein Grund: vor lauter Job, Karriere und Freizeit werden Kinder oft zu spät eingeplant. Und wenn sie dann nicht kommen wollen, steigt der Druck sofort. Um Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch in der Region eine ambulante und stationäre Behandlung zu bieten, kooperiert die Frauenklinik des Klinikums Stuttgart mit dem neuen Kinderwunsch-Zentrum Stuttgart (KIDZ). Die Versorgung der Paare findet im KIDZ statt, nur bei eventuellen chirurgischen Eingriffen, etwa der Entfernung eines Myoms oder bei einer Endo metriose, werden Patientinnen in der Frauenklinik des Klinikums Stuttgart stationär aufgenommen. Operiert werden sie dann von der stellvertretenden Ärztlichen Leiterin des KIDZ, Dr. Christine Kissel, die gleichzeitig Oberärztin an der Frauenklinik ist. Der gesellschaftliche Wandel fordert seinen Tribut. So viele Vorteile die moderne Zeit auch mit sich bringt, so viel an Ruhe und Gelassenheit bleibt gleichwohl auf der Strecke. In dieser schnelllebigen Welt kommt nicht jeder mit. Das Klinikum Stuttgart kann den Zeitgeist nicht aufhalten, aber es bietet Ventile für Stress und Druck, Orte für Überwindung des Problems und professionelle Behandlung. Die Kunst des Heilens I 13

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: der Schlüssel zur Qualität Die Kunst zu heilen wird immer erfolgreicher. Die Kunst des medizinischen Generalisten jedoch stirbt aus. Der Schlüssel zur Heilkunst von heute, das sind verschiedene Spezialisten, die an großen Zentren Hand in Hand zusammenarbeiten so wie am Klinikum Stuttgart. Immer mehr medizinisches Wissen, immer mehr diagnostische und therapeutische Methoden führen dazu, dass sich in der Medizin immer mehr Spezial- und Subdisziplinen entwickeln. Teamwork, bei dem das Fachwissen von Spezialisten zur bestmöglichen Behandlungsstrategie für den Patienten vereint wird, ist daher der Schlüssel zu einer hochqualitativen Behandlung. Im Klinikum Stuttgart wird diese Strategie mit der Bildung interdisziplinärer Zentren bereits seit Jahren verfolgt. 18 dieser Zentren gibt es hier inzwischen. Ärzte verschiedener Fachrichtungen beschäftigen sich gemeinsam mit bestimmten Krankheitsbildern oder Erkrankungen bestimmter Organe und entwickeln gemeinsam optimale Therapiepläne. Einige dieser Zentren sind inzwischen von den medizinischen Fachgesellschaften zertifiziert. Möglich wird die große Zahl spezialisierter Zentren nur, weil das Klinikum Stuttgart als Krankenhaus der Maximalversorgung mit seinen 52 Kliniken und Instituten über Know-how und Spezialisten aus nahezu allen medizinischen Fachdisziplinen verfügt. Eines der ersten zertifizierten Zentren am Klinikum war das Gefäßzentrum. Hier werden alle Arten von Arterien- und Venen-Erkrankungen diagnostiziert und behandelt. Je nach Krankheitsbild arbeiten die Gefäßchirurgen dabei eng mit Internisten und Radiologen zusammen. Diese enge Zusammenarbeit von Gefäßchirurgen und Radiologen im Gefäßzentrum ist einmalig im süddeutschen Raum, sind sich Professor Dr. Götz Martin Richter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, und Zentrumsleiter Professor Dr. Thomas Hupp, Ärtzlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie, einig. Ein Beispiel dafür ist die minimal invasive Behandlung des Bauchaorten aneurysmas. In bestimmten Fällen kann es mit einer Kunststoffbeschichteten Stent-Prothese versorgt werden. Dazu wird die Prothese mit einem Katheter über die Leistenarterie von innen bis zur Bauchschlagader mit der Erweiterung vorgeschoben. Das Aneurysma wird damit von innen repariert. Gemeinsam gegen den Rückenschmerz Das aktuellste Beispiel einer Zentrumsgründung ist das Wirbelsäulenzentrum, das im März 2010 neu entstanden ist. Das Stuttgart Spine Center so die offizielle Bezeichnung bündelt die Expertise der drei Disziplinen Neurochirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie für die optimierte und interdisziplinäre Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Verletzungsfolgen an der Wirbelsäule. Mit diesem regional einmaligen Wirbelsäulenzentrum bietet das Klinikum Patienten die Möglichkeit, alle Rückenleiden mit der höchsten Kompetenz in Evaluation, Beratung und Behandlung durch die drei eng kooperierenden Fachrichtungen interdisziplinär versorgen zu lassen. In unserer wöchentlichen Spezialsprechstunde und in der regelmäßigen interdisziplinären Wirbelsäulenkonferenz wird gemeinsam über bestmögliche Behandlungsoptionen für unsere Patienten beraten und der optimale Therapieplan festgelegt, betonen die drei Zentrumsleiter Professor Dr. Nikolai Hopf (Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Katharinenhospital), Professor Dr. Christian Knop (Ärzt licher Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Katharinenhospital) und Professor Dr. Thomas Wirth (Ärzt licher Direktor der Orthopädischen Klinik am Olgahospital). Durch diesen Erfahrungsaustausch, die gemeinsame Tätigkeit und gemeinsame Konferenzen wird das Wissen und Können der Spezialisten gebündelt und allen Patienten zur Ver fügung gestellt. Neue medizinische Methoden Anfang 2009 wurde im Klinikum das Leberzentrum gegründet. Weil die Leber so vielfältige Aufgaben und eine so komplexe Struktur hat, ist die Behandlung der verschiedenen Lebererkrankungen sehr komplex, erläutert Professor Dr. Götz Martin Richter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Auch im Leberzentrum arbeiten deshalb mehrere Fachdisziplinen zusammen: Internistische Leberspezialisten, Bauchchirurgen, Nuklearmediziner und Radiologen. Ein ganz wesentliches Problem bei Lebertumoren betrifft immer die Frage der Entfernbarkeit dieser bösartigen Geschwulste. Dies ist ein Paradebeispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Je nach Verteilungsmuster der Tumoren in den beiden Leberlappen ist eine primäre chirurgische Therapie oft nicht möglich. Hier ergeben sich durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachdisziplinen verschiedene mehrstufige Behandlungskonzepte im Rahmen derer beispielsweise Teile der Leber vergrößert werden, um in einem zweiten Schritt chirurgisch resezieren zu können. Ebenso bestehen strahlen- und nuklearmedizinische Behandlungsansätze, die mit chirurgischen Eingriffen kombiniert werden können oder auch andere mehrstufige Konzepte, die auch in zu - nächst vermeintlich aussichtslosen Fällen eine Heilung oder bestmögliche Palliation ermöglichen. In das Leberzentrum ist auch ein noch recht junges medizinisches Fachgebiet eingebunden: die Nuklearmedizin. Diese Disziplin ist ein typisches Beispiel für die zunehmende Spezialisierung in der Medizin. Die Nuklearmedizin setzt offene Radionuklide ein. Weil der menschliche Organismus radioaktive Isotope von natürlich vorkommenden Elementen nicht 14 I Die Kunst des Heilens

[ Team work, das ] Experten nahezu aller medizinischen Fachdisziplinen stehen im Klinikum Stuttgart bereit allesamt Spezialisten auf ihrem Gebiet. Für die bestmögliche Behandlung arbeiten sie zusammen im Team, bündeln ihr Wissen zum Wohl der Patienten. Die Kunst des Heilens I 15

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: der Schlüssel zur Qualität [ Fall zahl, die ] Erfahrung und Sicherheit entstehen aus häufigem Tun. In den medizinischen Zentren des Klinikums Stuttgart sorgt die hohe Zahl der behandelten Krankheitsfälle für umfassende Erfahrung auch bei weniger häufig auftretenden Krankheitsbildern. unterscheiden kann, verstoffwechselt er diese ebenso. So können radioaktive Isotope sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie angewendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die lokale Gabe radioaktiver Substanzen direkt in den Tumor wie bei der Selektiven Internen Radiotherapie (SIRT). Die SIRT gehört zu den noch jungen Therapiemöglichkeiten bei nicht mehr operablem primärem Leberkrebs oder Leber metastasen. Inzwischen ist die Therapie bei der Hälfte der Patienten erfolgreich. Die Behandlung wird am Klinikum Stuttgart ebenfalls interdisziplinär von hochqualifizierten Ärzten der Interventionellen Radiologie (Professor Dr. Götz Martin Richter) und der Nuklearmedizin (Privatdozentin Dr. Gabriele Pöpperl), beide am Katharinenhospital, durchgeführt. Bei der SIRT werden kleine radioaktive Kügelchen in das Tumorgewebe der Leber appliziert. Dabei werden mehrere Millionen dieser so genannten Mikrosphären über einen Katheter im Rahmen einer Angiographie von der Leiste aus in die Leberarterie eingebracht. Die Kügelchen führen zum Verschluss der Tumorgefäße. Gleichzeitig werden die Lebertumoren durch das an die Mikrosphären angekoppelte radioaktive Material (Yttrium-90) einer hohen lokalen Strahlendosis ausgesetzt. Die gesunden Leberanteile bleiben von der Strahlung weitgehend verschont. Große Erfahrung führt zu besseren Ergebnissen Die Bündelung von Expertisen an medizinischen Zentren vereint aber nicht nur Kompetenzen. In großen Zentren werden in der Regel auch viele Patienten behandelt. So wie beispielsweise auch in der Leberchirurgie. Hier führt die Erfahrung aus einer großen Zahl von Eingriffen zu besseren Ergebnissen. Das gilt für die Leber- und Darmchirurgie aber im Besonderen auch für die Bauchspeicheldrüsenchirurgie, sagt Professor Dr. Jörg Köninger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Katharinenhospital. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) gehört zu den aggressivsten Krebsarten überhaupt. Gleichzeitig ist er aber vergleichsweise selten. Neben einem zerti fizierten Darmzentrum soll deshalb nun ein zertifiziertes Pankreaszentrum am Klinikum Stuttgart entstehen. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse werden oft erst spät diagnostiziert, da das Organ tief im Bauchraum liegt und Beschwerden oft zu lange nicht mit der Bauchspeicheldrüse in Verbindung gebracht werden. Auch deshalb ist die Prognose beim Pankreaskarzinom trotz allem medizinischen Fortschritt noch immer sehr schlecht. Umso wichtiger ist deshalb die richtige Vorgehensweise, so Köninger. Das sei in einem interdiszi - pli nären Zentrum gewährleistet, in dem viele Fachdisziplinen Hand in Hand arbeiten. Im Pankreaszentrum zählen dazu Chirurgen, Internisten, Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten und Psychothera peuten. Zentrum mit langer Tradition Zu den 18 interdisziplinären Zentren des Klinikums Stuttgart gehört auch das Adipositas-Zentrum am Krankenhaus Bad Cannstatt. Die Behandlung von stark übergewichtigen Menschen hat bei uns eine lange Tradition, sagt Privatdozent Dr. Michael Müller, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Bereits sein Vor-Vorgänger, Professor Kieninger, hat in den 90er Jahren mit der Adipositas-Chirurgie begonnen. Mittlerweile arbeiten hier nicht nur verschiedene Disziplinen, sondern auch unterschiedliche Berufsgruppen zusammen. Neben Chirurgen, Anästhesiologen, Gastroenterologen und Psychotherapeuten gehören Ernährungsberater, Physiotherapeuten und speziell geschulte Pflegekräfte zum Team. Zudem gibt es eine Kooperation mit Professor Dr. Stephan Bischoff vom Zentrum für Ernährungsmedizin an der Universität Hohenheim. Derzeit steckt das Adipositas-Zentrum mitten im Zertifizierungsprozess, der noch 2010 abgeschlossen werden soll. Wir bieten übergewichtigen Menschen, die oft einen langen Leidensweg mit etlichen Diätversuchen hinter sich haben, eine erfolgversprechende Chance zur Gewichtsreduktion, sagt Dr. Müller. In einem speziell ausgerüsteten OP-Saal mit OP-Tischen, die für bis zu 350 Kilogramm Gewicht ausgelegt sind, werden Operationen wie Magenband, Magenbypass oder Magenschlauchbildung sowie plastische Folgeeingriffe wie Fettschürzenresektionen durchgeführt. Besonders stolz sind wir auch auf unsere langfristige ambulante Nachbetreuung der Patienten nach der Operation, so Dr. Müller. Das Zentrum soll nun um die so genannte Metabolische Chirurgie erweitert werden. Die Metabolische Chirurgie versucht, den entgleisten Stoffwechsel durch eine Operation wieder zu normalisieren, erklärt Dr. Müller. Denn stark Übergewichtige leiden meist auch an Diabetes, an zu hohem Blutfett und Bluthochdruck (metabolisches Syndrom). Und so kann eine zum Beispiel durch eine Magenverkleinerung erzielte Gewichtsreduktion sich gleichzeitig positiv auf den Typ-2-Diabetes auswirken. Noch effektiver ist es, wenn im Anschluss an die Operation auch das Blutfett und der Bluthochdruck behandelt werden. Für die weitere, auch psychosoziale Betreuung unserer Patienten arbeiten wir mit Psychologen und Selbsthilfegruppen zusammen, so Dr. Müller. 16 I Die Kunst des Heilens