Power-Child Campus, Kapstadt, Südafrika Alexandra Rehabilitationswissenschaften Lehramt für Sonderpädagogische Förderung 6. Semester 28.08.2015 09.10.2015
Power-Child Campus Der Power-Child Campus befindet sich im Township Mfuleni, ca. 30 Minuten außerhalb von Kapstadt. Er wurde im November 2008 mit deutscher Unterstützung gegründet. Bis heute wird der Campus durch eine deutsche Stiftung und durch Wissen von Fachleuten aus Deutschland unterstützt. Der Campus bietet morgens ein pädagogisches Programm für Kindergartenkinder, da sowohl die räumlichen Bedingungen der Kindergärten als auch die Ausbildung der Betreuer unzureichend sind. Am Mittag besuchen Schulkinder den Campus und werden dort betreut, bei ihren Hausaufgaben unterstützt und durch ein vielfältiges Programm gefördert. Alle Kinder bekommen am Campus eine warme Mahlzeit. Zusätzlich bildet der Power-Child Campus die Betreuer, die i.d.r. keine pädagogische Ausbildung haben, aus, um eine altersgerechte Betreuung der Kinder zu gewährleisten. 2
Kapstadt, Südafrika Kapstadt ist die zweit größte Stadt Südafrikas. Ihr berühmtes Wahrzeichen ist der Tafelberg. Die Region ist bekannt für den Weinanbau und ist leider trotz der Überwindung der Apartheit immer noch in, nach Einkommen getrennten, Stadtviertel unterteilt. Die Menschen kämpfen nach wie vor mit wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Problemen. Vor allem die Bewohner der Townships, überwiegend People of Color, leiden unter Arbeitslosigkeit, Gewalt, Armut und den Folgen von Aids. In einem dieser Townships befindet sich der Power-Child Campus. 3
Aufgaben während des Praktikums Am Power Child Campus gibt es keine speziellen und festgelegten Aufgaben. Jeder kann sich in die Arbeit je nach Stärken und Interessen einbringen und sein Wissen und seine Kreativität einfließen lassen. So kann man am pädagogischen Programm der Kindergartenkinder mitwirken und bei der Umsetzung helfen oder die Schulkinder bei den Hausaufgaben unterstützen und mit ihnen den Nachmittag gestalten. Überall, wo einem Bedarf auffällt, kann man sich einbringen und somit durch Feedback aus einer anderen Perspektive die Qualität der Programme verbessern. Dies bietet eine sehr tolle Möglichkeit, sich selbst zu testen, aufmerksam und kreativ zu sein. Ich habe meine Kreativität erweitert, in dem ich gelernt habe, mit wenig bis gar keinem Material Kinder zu beschäftigen (Gruppenspiele oder Basteln mit Recycling-Sachen wie Plastikflaschen, Klopapierrollen etc.) gelernt, mich mit Händen und Füßen zu verständigen, da Englisch nicht immer ausreichte meine Geduld und Toleranz geschult, da nicht immer alles so läuft, wie man es gewohnt ist oder es sich vorstellt 4
Zusätzlich zur Arbeit am Power Child Campus gibt es die Möglichkeit, in einer Tagesstätte für Kinder mit Behinderung zu arbeiten. In dieser Einrichtung wird nicht nur fachmännisches Wissen über den Umgang mit Kindern mit Behinderung dringend benötigt, sondern auch tatkräftige Unterstützung bei der Versorgung, Betreuung und Unterhaltung der Kinder. Auch hier sind Wissen, frische Ideen und Kreativität hilfreich, um die Qualität der Betreuung der Kinder zu verbessern und abwechslungsreicher zu gestalten Ich habe gelernt, mich in schwierigen Bedingungen zurecht zu finden Gelernt, mit wenig materiellen Mitteln den Kindern Spaß bereiten zu können Gelernt, mein im Studium erworbenes Wissen vorsichtig mit den Mitarbeitern zu teilen, ohne mich dabei über sie zu stellen 5
Als Lehramtsstudierende/r kann man außerdem in der nahe gelegenen Primary School unterrichten und Erfahrungen in einem, zum deutschen sehr unterschiedlichen, Schulsystem sammeln. Hier wird einem schnell die Möglichkeit gegeben, eine Klasse auf Englisch zu unterrichten und den Lehrkräften beim Korrigieren von Arbeiten zu helfen. Ich habe meine Fähigkeiten im Unterrichten erweitert meine Anpassungsfähigkeit an neue Bedingungen geschult gelernt, dass man System und Abläufe nicht von heute auf morgen verändern kann gelernt, wie wichtig eine gute Ausbildung von Lehrkräften ist gelernt, dass man die im Studium erlernten Methoden im Unterricht nicht ohne weiteres umsetzen kann 6
Eindrücke Ich habe eine wahnsinnige Gastfreundschaft, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit von den Menschen erfahren, mit denen ich zusammen gearbeitet oder gelebt habe und die oft selbst nicht viel zur Verfügung hatten. Jedes Kind hat sich extrem gefreut, einen zu sehen, obwohl man wegen der unterschiedlichen Sprachen so gut wie gar nicht mit den kleineren Kindern kommunizieren konnte. Ich hatte jedoch auch das ständige Bedürfnis, allen helfen zu wollen, was einfach realistisch nicht umsetzbar ist. Eine besondere Erfahrung ist es außerdem, selbst als anders (Weiße) wahrgenommen und angestarrt zu werden, woran man sich auch nicht so recht gewöhnen kann. 7
Kultur Durch die Möglichkeit, im Township Mfuleni in einer Gastfamilie zu wohnen, konnte ich nicht nur die verschiedenen traditionellen Gerichte kennenlernen, sondern auch das typische Leben von den Bewohnern eines Townships. Nur so erfährt man z.b., dass Strom pre-paid gekauft werden muss und nicht am Monatsende abgerechnet wird, da viele Menschen bis dahin schon kein Geld mehr haben oder was für eine große Rolle die Religion im Leben der Menschen spielt. Schwierig war es für mich, zu verstehen, dass sich Gewohnheiten und Traditionen der Menschen nicht leicht ändern lassen, auch wenn man ihnen noch so viele gute Argumente liefert. Dabei ging es vor allem um Gesundheit und Ernährung, aber auch um Methoden und Umgangsweisen in der Schule. Ebenso wird man schnell feststellen, dass man viele gute Ideen, die man hat, um den Menschen zu helfen, in diesem Land aus den verschiedensten Gründen einfach nicht realistisch umsetzen kann. Für mich zeichnete sich der Kulturschock dadurch aus, dass man gewohnt war, an einem Tag möglichst produktiv zu sein und in Südafrika musste ich feststellen, dass an manchen Tagen einfach nichts passiert und es auch nichts zu tun gibt. So lernt man mit der Zeit, nichts zu tun und das in Ordnung zu finden, man erkennt aber auch die Herausforderung darin, genau daran etwas zu ändern. 8
Tipps & Vorschläge für zukünftige Praktikant/-innen Versucht euch, auf das Leben im Township einzulassen. Es ist eine wahnsinnig tolle Erfahrung und bei den Temperaturen dort braucht man eh kein warmes Wasser! Seid kreativ, habt keine Angst, Mängel und Verbesserungsvorschläge zu kommunizieren. Genau das hilft den Einrichtungen weiter! Versucht immer, euch nicht als etwas Besseres darzustellen. Stellt euch mit den Menschen auf eine Ebene und versucht, Wissen und Erfahrungen auf Augenhöhe auszutauschen. Fragt bei den Airlines nach einem Charity-Freigepäck, mit dem ihr Spenden kostenlos mit nach Kapstadt bringen könnt, über die sich die Menschen, besonders die Kinder, sehr freuen. Die meisten Airlines bieten sowas an, es weiß nur kaum jemand! Haltet euch an die Sicherheitshinweise der Einheimischen. Es gibt nun einmal Zeiten, zu denen man nicht raus gehen sollte und Gegenden welche man erst gar nicht aufsucht. 9
Das Leben danach... Ich war nicht das letzte Mal in Südafrika. Es ist unheimlich schön zu sehen, wie man durch sein erlerntes Wissen und zusammen mit Menschen, die weniger Ausbildung genossen haben, Gutes entwickeln kann. Die Arbeit und das positive Feedback haben mich erneut in meiner Entscheidung für meine Berufswahl bestärkt 10
11