Geschichte der Hypnose



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Geschichte der Hypnose Tempelschlaf in Aegypten (500 v.chr.) Es existieren Berichte darüber, daß Hypnose in den Serapis-Tempeln in Memphis/Aegypten und auch in den Isis-Tempeln entlang des Nils verwendet wurde. Priester versetzten die Kranken in einen neun Tage dauernden, «magnetischen Schlaf». Im Traum erschien dem Kranken die Göttin Isis, die ihm Informationen über seine Krankheit und Tips zum Gesundwerden lieferte. Frühes Christentum Je nach Glaubenssystem kann man die Heilungen von Jesus und seinen Zeitgenossen als «Wunder» bezeichnen oder aber als Heilung durch Suggestion und Vertrauen in das Höhere Selbst. Exorzismus (18. Jahrhundert)

Um das Jahr 1775 begann die Hypnose sich von ihrem mythisch-religiösen Hintergrund zu lösen. Die drei Hauptfiguren in diesem Ablösungsprozeß waren Johann Joseph Gassner (1727-1779), Maximilian Hell (1720-1792) und Dr. Franz Anton Mesmer (1734-1815). Gassner war katholischer Priester und Exorzist, Hell war Jesuitenpater und Astronom, und Mesmer war Arzt. Gassners Karriere begann mit einer Stelle als Landpfarrer in einem kleinen Dorf in der Ostschweiz. Nach einigen Jahren begann er, unter häufigen Kopfschmerzen und Schwindel zu leiden. Er glaubte, daß der Teufel dahinter steckte und begann katholische Exorzismus-Riten anzuwenden. Er war erfolgreich, wandte diese Riten auch auf andere Menschen an und wurde ein sehr gefragter Heiler. Das Bild zeigt Gassner im Schloß Meersburg in Deutschland. Er treibt einen bösen Geist aus dem Körper eines Kranken (als kleiner schwarzer Drache dargestellt). Etwa zur selben Zeit begann der Jesuitenpater Maximilian Hell Kranke zu heilen, indem er Stahlplatten an ihre Körper legte. Animalischer Magnetismus Im Herbst 1775 setzte der bayerische Kurfürst Max Joseph eine Kommission zur Untersuchung der exorzistischen Praktiken ein. Unter den Mitgliedern befand sich auch Franz Anton Mesmer, der durch eine neue Energieform berühmt geworden war, die er «animalischen Magnetismus» nannte. Er behauptete, eine ungünstige Verteilung dieses Magnetismus im menschlichen Körper bewirke alle möglichen Krankheiten, und er könne das natürliche Gleichgewicht dieses Magnetismus wieder herstellen, indem er mit seinen Händen über den Körper der Patienten streiche. Mesmer bewies der Kommission, daß Gassners «Exorzismus» nicht ein Kampf gegen den Teufel sei, sondern eine wissenschaftliche Methode. Daraufhin schrumpfte Gassners Patienten-Zahl, und Mesmers Praxis begann zu florieren.

Mesmer, am 23. Mai 1734 in Iznang am deutschen Ufer des Bodensees geboren, hatte sein Medizinstudium in Wien abgeschlossen und eine reiche Frau geheiratet, als er mehr und mehr bekannt wurde mit seinen magnetischen Behandlungen. Seine Partys («Gesellschaften», wie sie damals hießen) waren sehr beliebt und wurden unter anderem auch von der Familie Mozart frequentiert. Mesmers idyllisches Leben wurde arg gestört, als man ihm einen Skandal im Zusammenhang mit der Heilung eines blinden Mädchens anhängen wollte. Mesmer wurde als Scharlatan verschrien und verließ Wien im Jahre 1778 in Richtung Paris, wo er eine «magnetische Praxis» eröffnete. Sein Erfolg machte ihn einmal mehr berühmt, aber er wurde von den Schulmedizinern noch immer nicht akzeptiert. Im März 1780 setzte der französische König Ludwig XVI. eine Kommission ein, die Mesmers Heilungen untersuchen sollte. Die Kommission befand, daß die magnetischen Phänomene auf Einbildung beruhten, zweifelte jedoch nicht an Mesmers Heilerfolgen. Trotz diesem Verdikt begann Mesmers Einfluß sich auszudehnen. In verschiedenen französischen Städten wurden sogenannte «Harmonies» gegründet, die Mesmers Methoden propagierten. Die Französische Revolution setzte Mesmers Praxis in Paris ein Ende. Er verlor sein Vermögen und zog wieder an seinen heimischen Bodensee (Frauenfeld sowie Konstanz und Meersburg). Unterstützt durch eine Rente des französischen Staates, lebte er das ruhige Leben eines Pensionierten, bis er mit 75 von einem Schweizer Arzt namens Zugenbühl wiederentdeckt wurde. Eine magnetische Klinik in Berlin bot ihm eine Stelle als Direktor an, aber Mesmer verzichtete im Hinblick auf sein hohes Alter. Das Haus, in dem er am 5. März 1815 starb, dient heute als Meersburger Weinmuseum. Das Bild zeigt Mesmers «baquet», ein Holzzuber, der mit Wasser, Eisenspänen und Glassplittern gefüllt war. Der von Mesmer in den Zuber übertragene Magnetismus sollte seine Patienten heilen.

Puységur Während es in Mesmers Praxis eher laut zu- und herging (die sogenannte «magnetische Krise» bestand aus dramatischen Schüttelkrämpfen und lautem Schreien), erfand sein Schüler, der Marquis de Puységur (1751-1825) eine «stille Krise» oder einen «magnetischen Schlaf», während er - wie Mesmer - ein «baquet» benutzte. Puységur prägte den Begriff «künstlicher Somnambulismus». Philippe François Deleuze (1753-1835 Philippe François Deleuze, ein Jünger von Puységur, war der Entdecker der posthypnotischen Suggestion. José Custodio de Faria (1755-1819) Faria, ein portugiesischer Wanderpriester, entdeckte, daß Mesmerismus vom Charakter des Hypnotisanden und vor allem von seinem Willen zur Zusammenarbeit abhing. John Elliotson (1791-1868) Elliotson, Chirurgie-Professor am University College of London und Erfinder des Stethoskops, begann, Mesmerismus im Zusammenhang mit Schmerzkontrolle zu studieren, was ihm seinen Job kostete. James Esdaille (1808-1859) James Esdaille, ein schottischer Chirurg, war verantwortlich für ein Spezial-Krankenhaus in Calcutta/Indien. Er las Elliotsons Buch und vollzog daraufhin mehr als tausend Operationen mit Hypnose als einzigem Anästhetikum (Chemo-Anästhesie gab es damals noch nicht). Mehr als 300 davon waren schwere Operationen, davon 19 Amputationen. Die

Sterblichkeitsrate bei seinen Operationen sank von 50 auf 5 Prozent. Als Esdaille nach England zurückkehrte, nahm ihm die British Medical Association seine Lizenz weg. James Braid (1795-1860) Nach Mesmer begann sich das Verständnis der Hypnose langsam von der «äußeren Kraft» des Hypnotiseurs auf die «innere Kraft» des Patienten zu verlagern. Einer der ersten, der den «magnetischen Schlaf» mit inneren Prozessen des Patienten erklärte, war der schottische Arzt und Chirurg James Braid, der in Manchester/England praktizierte. Braid war zuerst der Ansicht, daß es sich bei der Hypnose um eine Art Schlaf handelte. Daher nannte er das Phänomen «Neurypnologie» (= nervöser Schlaf) und später «Hypnose», abgeleitet vom griechischen Gott des Schlafes, Hypnos. Kurz vor seinem Tod änderte Braid seine Meinung und erklärte Hypnose als «Konzentration der Aufmerksamkeit und Erhöhung der Einbildungskraft» und wollte den Begriff «Hypnose» durch «Monoideismus» ersetzen. Aber es war bereits zu spät: Die Bezeichnung «Hypnose» hatte sich fest etabliert. Ambroise A. Liébeault (1823-1904) undhippolyte Bernheim (1837-1919) Liébeault, ein bescheidener und armer Arzt, der in der Nähe von Nancy/Frankreich praktizierte, begann sich für Hypnose zu interessieren, nachdem er Braids Buch «Neurypnology» gelesen hatte. Er begann, nicht nur funktionelle, sondern auch organische Störungen mit Hypnose zu behandeln. Um nicht als Scharlatan betitelt zu werden, verzichtete er bei Patienten, die sich mit Hypnose behandeln liessen, auf sein Honorar.

Im Jahre 1895 behandelte Hippolyte Bernheim, ein Professor am Medizinischen Institut in Nancy, einen Patienten erfolglos gegen seine Ischias-Schmerzen. Der Patient ging zu Liébeault, ließ sich hypnotisch behandeln und wurde sofort gesund. Bernheim, der eigentlich vorgehabt hatte, Liébeault als Scharlatan zu überführen, war augenblicklich fasziniert von der Hypnose. Die beiden begannen zusammenzuarbeiten und gründeten später die Hypnose-Schule von Nancy. Die Nancy-Schule glaubte, daß Hypnose ein psychologisches Phänomen sei, und daß Symptombeseitigung durch Hypnose harmlos sei. Jean-Martin Charcot (1825-1893) Jean-Martin Charcot, der größte Neurologe seiner Zeit, glaubte, Hypnose sei ein pathologisches Phänomen und nur hysterische Menschen könnten hypnotisiert werden. Seine falschen Annahmen basierten auf Demonstrationen eines belgischen Bühnen-Hypnotiseurs sowie auf der Tatsache, daß Charcot nie jemanden hypnotisiert hatte. Seine «Salpetrier-Schule» sollte ein Leben lang mit der Nancy-Schule auf Kriegsfuß stehen. Nach Charcots Tod wurde die Nancy-Schule offiziell anerkannt. Hypnose basierte offiziell auf Suggestion und wurde ein effizientes Therapie-Werkzeug.

Pierre Janet (1859-1947) Pierre Marie Felix Janet, ein Franzose, war Psychologe mit Spezialgebiet «Hysterische Neurose». Er wurde von seinem früheren Lehrer Charcot zum Direktor der Salpetrière, einer psychiatrischen Klinik in Paris, ernannt. Janet behauptete, die Übergänge von höheren zu tieferen geistigen Vorgängen seien fließend (Bewußtsein - Unterbewußtsein). Sigmund Freud (1856-1939) Der Wiener Arzt Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, war der erste, der das menschliche Unterbewußtsein wissenschaftlich erforschte. Freud sah allerdings das Unterbewußtsein völlig anders als es ein moderner Hypnotherapeut sehen würde. Für Freud war das Unterbewußtsein eine trübe Suppe von unterdrückten Sexual- und Todestrieben. Seine Fixierung, die vor dem Hintergrund der verklemmten Wiener Gesellschaft heute verständlich ist, war der Grund für viele seiner Schüler und Kollegen (Breuer, Adler, Jung), sich später von ihm abzuwenden. Freud hatte bei Jean-Martin Charcot Hypnose studiert und sich auch in der Nancy-Schule aufgehalten. Später widmete er sich voll seiner Technik der freien Assoziation und ließ die Hypnose fallen. Obschon er sich nie gegen Hypnose ausgesprochen hatte, trat diese durch Freuds enormes Prestige einen Dornröschenschlaf an. Böse Zungen behaupten, Freud habe die Hypnose fallen lassen, weil sie ihm zu schnelle Resultate gebracht hätte, und daß er es vorzog, der reichen Wiener Gesellschaft die langwierige und teure Psychoanalyse zu verkaufen.

James, Hull und Estabrooks Während der beiden Weltkriege sowie des Korea-Krieges erlebte die Hypnose eine Renaissance aufgrund der erfolgreichen Behandlung von Shell-Shock-Opfern (posttraumatisches Streß-Syndrom). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang William James, Clark Hull und G.A. Estabrooks. 1955 anerkannte die Britische Ärztegesellschaft die Hypnose als wirksame Therapie. 1958 tat die amerikanische Ärztegesellschaft es ihr gleich, und heute werden Hypnose-Kurse an allen medizinischen Instituten angeboten. Milton Erickson (1901-1980) Der amerikanische Arzt und Psychiater Milton Erickson war wohl eine der wichtigsten Figuren im Kampf um die offizielle Anerkennung der Hypnose als Therapieform. Ericksons Methode hat vor allem zwei hervorstechende Merkmale: Permissive Suggestion und indirekte Suggestion durch Metaphern. Allein durch Erzählen von Geschichten brachte Erickson seine Patienten dazu, in Trance zu gehen. Die gewünschten Veränderungen und Heilungen traten wie durch ein Wunder ein. Seit Erickson wissen wir, daß ein Mensch auch gegen seinen Willen in Trance gehen kann, und daß es gewisse Sprachmuster gibt, die die Trance vertiefen. Dave Elman Dave Elman unterrichtete sein ganzes Leben lang Ärzte und Zahnärzte im Gebrauch von Hypnose. Sein Approach ist das Gegenteil von demjenigen Ericksons. Er sagt, es kommt einzig und allein darauf an, ob der Hypnotisand Anweisungen befolgen kann. Eine seiner unglaublich wirksamen schnellen Induktionstechniken ist sehr direkt: «Schließe deine Augen und tue so, als ob du sie nicht mehr öffnen könntest. Jetzt zähle von 100 bis 1 abwärts und tue so, als ob du ab 97 alle Zahlen vergessen hättest.» Mit Elmans Technik gehen 90 Prozent der Bevölkerung in eine somnambulistische Trance. Richard Bandler und John Grinder Zwei Amerikaner, der Linguist John Grinder und der Informatiker Richard Bandler, haben in den frühen 70er Jahren drei Therapeuten und deren Methoden eingehend studiert: Den amerikanischen Arzt und Hypnose-Therapeuten Milton Erickson, die Familientherapeutin

Virginia Satir und den Verhaltenstherapeuten Fritz Perls. Daraus haben die beiden ein neues, ziemlich großes Gebiet der Psychotherapie entwickelt, das zum größten Teil auf einer Art Wach-Hypnose beruht sowie der Art und Weise, wie Sprache direkt auf unser Nervensystem wirkt. Das Raffinierte am NLP sind eigentlich nicht einmal die Techniken; sie basieren größtenteils auf bestehenden therapeutischen Schulen. Das eigentliche Verdienst von Bandler und Grinder besteht aus der radikalen Umsetzung in sofortige Resultate und der Einstellung, die hinter der NLP-Therapie steht: Nämlich daß wir Menschen alle Ressourcen zur Verfügung haben, die wir brauchen, um uns zu ändern, und daß der Therapeut dem Kunden lediglich hilft, sich auf seiner eigenen geistigen Landkarte besser zurechtzufinden. Paradiesvogel Bandler