Arbeiten ohne. Leben in Köln



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Transkript:

12 Leben in Köln Arbeiten ohne Hasso Franken ist als Ingenieur auch mit 71 Jahren eine gefragte Fachkraft. Foto: Ulutuncok 794.216 Menschen über 65 Jahre haben im Jahr 2012 in Deutschland gearbeitet. 164.820 von ihnen steuerplichtig. Während die einen arbeiten müssen, um die Rente aufzubessern, arbeiten andere, weil sie selbstständig sind, weil sie als Mitarbeiter weiterhin gebraucht werden oder weil sie sich zu it fühlen, um ganz aus dem Berufsleben auszuscheiden. KölnerLeben wirft einen Blick auf diese Langzeitarbeitsbereiten.

Leben in Köln 13 Ende Darüber, dass ihre Rente nicht reicht, spricht Renate Paulat ganz offen. Ich muss Geld verdienen, sagt sie. Regelmäßig betreut sie eine alte Dame, die demenzkrank ist und mit 81 Jahren nur drei Jahre älter ist als sie selbst. Das hilft ihr ein wenig, ihre Finanzen aufzubessern. Theater- oder Opernbesuche sind trotzdem nicht drin. Ich muss mir immer ganz genau überlegen, ob ich zum Beispiel wirklich neue Schuhe kaufen kann, sagt Paulat. Denn was sie ausgibt, fehlt an anderer Stelle. Zum Beispiel dann, wenn etwas kaputt geht und neu angeschafft werden muss. Wie lange sie noch arbeiten kann, darüber möchte Renate Paulat nicht nachdenken. Solange ich meine sieben Sinne beisammenhabe und it bin, werde ich weitermachen, sagt sie. Wenn die Rente nicht reicht Dass Menschen arbeiten müssen, weil sie sonst mit ihrer Rente nicht auskommen, betrachtet der Sozialverband VdK Deutschland mit Sorge. Mehr als drei Millionen Menschen sind laut Aussagen des Verbandes von Altersarmut bedroht. 436.210 der über 65-Jährigen beziehen eine Grundsicherung, weil die Rente zum Leben nicht reicht. Und häuig sind es Frauen, die weiterarbeiten müssen. Altersarmut ist in erster Linie ein Frauenproblem, sagt Manuela Anacker, Referentin der Abteilung Sozialpolitik im Sozialverband VdK Deutschland, Landesverband Nordrhein Westfalen. Denn lange galt das klassische Alleinernährermodell: Die Männer sorgten für den Lebensunterhalt, die Frauen versorgten die Kinder. Auf die Rente der Frauen wirkt sich das im Alter oft negativ aus. Die Folge: Viele Frauen müssen im Alter die Rente aufbessern. Auch Renate Paulat war ihr ganzes Leben lang berufstätig: im Büro, im eigenen Geschäft, in der Menschen, die arbeiten müssen, um ihre Rente aufzubessern, müssen täglich strampeln und kämpfen. Ohne dass sie das Gefühl haben, festen Tritt unter den Füßen zu spüren. Hubert Lieverscheidt, Psychologe Bibliothek. Ein Leben lang hat sie in die Rentenkasse und in eine private Rentenversicherung eingezahlt. Mein Ziel war es, mir eine Eigentumswohnung für das Alter kaufen zu können, sagt sie. Heute wohnt sie immer noch zur Miete und die Rente reicht vorne und hinten nicht. Zu wenig bleibt übrig, wenn die Kosten für die Wohnung, Strom, Heizung, Telefon und Versicherungen abgezogen sind. Eine Grundsicherung bekommt sie nicht. Ob ein Mensch eine Grundsicherung erhält oder nicht, wird immer im Einzelfall entschieden, sagt Manuela Anacker. Dafür ist die Rente von Renate Paulat zu hoch. Also bleibt ihr nur die Möglichkeit, nach wie vor zu arbeiten. Oft leidet auch die Seele Renate Paulat ist beileibe kein Einzelfall. Wir schätzen, dass zwei Drittel der Menschen jobben müssen, weil sie Schwierigkeiten haben, mit ihrer Rente auszukommen, sagt Dr. Sabine Graf, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) NRW. Während Männer 1996 im Schnitt noch 1.050 Euro Rente erhalten haben, seien es 2011 nur noch 975 Euro gewesen. Bei Frauen seien es durchschnittlich sogar nur noch 491 Euro. Dieser Betrag liegt deutlich unter der Grundsicherung von 679 Euro. Dass Menschen im Alter arbeiten müssen, um Geld dazuzuverdienen, ist ein Problem, das nach Ansicht des DGB weiter zunehmen wird. Insbesondere durch die Absenkung des Rentenniveaus von derzeit 51 Prozent auf 44 Prozent. Wir denken, dass es dadurch vermehrt dazu kommen wird, dass Rentner arbeiten müssen, sagt Graf. Aber auch unterbrochene Lebensläufe durch befristete Verträge und Leiharbeit werden laut DGB dafür sorgen, dass zukünftig noch mehr Menschen nicht mit der Rente auskommen werden.

Anzeigen Neben dem wirtschaftlichen Aspekt spielt auch der seelische Aspekt eine entscheidende Rolle bei Menschen, die auch im Ruhestandsalter Geld verdienen müssen. Menschen, die arbeiten müssen, um ihre Rente aufzubessern, müssen täglich strampeln und kämpfen. Ohne dass sie das Gefühl haben, festen Tritt unter den Füßen zu spüren, sagt Hubert Lieverscheidt. Er ist Psychologe und Leiter des Instituts für öffentliche Psychologie in Köln. Die Psyche gerät dadurch massiv unter Druck. Besonders dann, wenn die Menschen aus Scham nicht über das Problem sprechen und versuchen, irgendwie selbst Herr der Lage zu werden. Dieser Druck kann zum Rückzug vom allgemeinen Leben führen und im schlimmsten Fall sogar krank machen. Wenn Erfahrung unersetzbar ist Doch nicht alle Menschen im Ruhestandsalter arbeiten, weil sie es müssen. Oft können sich Menschen auch nicht vorstellen, ganz mit der Arbeit aufzuhören. Zum Beispiel, weil die Arbeit immer ein wichtiger Lebensinhalt für sie war und sie mit ihrem reichen Erfahrungswissen Unternehmen beraten und unterstützen können. Besonders in den Berufsfeldern der Ingenieure und Techniker sind die sogenannten Silver Worker, wie die Senioren häuig genannt werden, gefragt. Gerade in Zeiten, in denen der Begriff Fachkräftemangel zu einem gelügelten Wort geworden ist. Wir haben vor diesem Hintergrund zwei Möglichkeiten, sagt Dr. Oliver Koppel vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Entweder wir erhöhen das Rentenalter oder es gelingt uns, vorhandene Potenziale besser zu nutzen. Potenziale wie die von Hasso Franken. Als Ingenieur war er am Bau von Müllverbrennungsanlagen auf der ganzen Welt beteiligt. Er arbeitete in Marokko, Taiwan, der Türkei, Russland und in vielen anderen Ländern. Ein Beruf, der für ihn immer auch ein bisschen so etwas wie Berufung war und es immer noch ist. Hasso Franken ist 71 Jahre alt. An Aufhören denkt er nicht. Als er damals, vor

Leben in Köln 15 Solange ich meine sieben Sinne beisammenhabe und it bin, werde ich weitermachen! elf Jahren, durch eine Firmenpleite in den Vorruhestand gehen musste, wurde er gefragt, ob er sich vorstellen könne, zukünftig als Berater tätig zu sein. Weil Ruhestand nie ein Thema für ihn war, willigte er sofort ein. Ich muss nicht arbeiten, ich habe Spaß daran, sagt er, wenn ihn jemand fragt, warum er sich den Stress noch antue. Und Stress sei sein Job auch nicht. Ich habe keinen Druck mehr, sagt er. Vielmehr freut er sich, wenn er sein Wissen weitergeben kann, seine Erfahrung, die er in den vergangenen 50 Jahren in seinem Beruf gesammelt hat. Und wenn er den Jungen etwas beibringen kann. Sein Alter spiele im Berufsalltag keine Rolle, betont der Ingenieur. Viel wichtiger ist das Fachwissen. Das bestätigt auch Oliver Koppel. Denn die Silver Worker werden immer wichtiger. Überall dort, wo Menschen mit Ressourcen zu tun haben und wo Erfahrungswissen eine große Rolle spielt, werden ältere Menschen dringend gebraucht, sagt Koppel. Und es sind auch diese Bereiche, in denen zunehmend versucht wird, Mitarbeiter, die eigentlich im Ruhestand sind, wieder zurückzuholen. 32.000 Ingenieure über 66 arbeiten in Deutschland. Das bedeutet, dass jeder achte Ingenieur der Altersgruppe 66 bis 70 noch erwerbstätig ist, sagt Koppel. Und es ist ein Trend, der sich wohl fortsetzen wird. Denn das Erfahrungswissen der Älteren ist für viele Unternehmen relevant, betont der Experte. Und auch für die Senioren selbst spielt die Arbeit eine wichtige Rolle. Viele Menschen möchten für sich das Gefühl behalten, dass sie auch im Alter ihr Leben bestimmen und gestalten können, sagt der Psychologe Lieverscheidt. Besonders der Gedanke, dass sie weiterhin gebraucht Renate Paulat Foto: Ulutuncok

16 Leben in Köln Information Geschichte der Rente Unter Reichskanzler Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. wurde im Jahr 1889 die gesetzliche Invaliditäts- und Altersversicherung eingeführt. Ab dem 16. Lebensjahr galt eine Versicherungspflicht für alle Arbeiter. Die Auszahlung erfolgte bei Menschen, die das 70. Lebensjahr vollendet hatten. 1911 Die Witwen-, die Witwer- und die Waisenrente wurden eingeführt. 1916 wird das Rentenalter auf 65 Jahre heruntergesetzt. 1929 1957 1972 1992 2001 2007 wird die Rente für Arbeitslose eingeführt. kam es zu einer Rentenreform. Man passte die Höhe der Rente der Lohnentwicklung an. gab es weitere Änderungen: Selbstständige können sich seitdem freiwillig versichern. Wer lange versichert ist, kann das Renteneintrittsalter auf 63 Jahre senken lassen. wird das Rentenalter für alle wieder auf 65 festgelegt. wird das Rentenniveau abgesenkt und die private Vorsorge wird etwa durch die Riester-Rente gefördert. 2007 beschließt der Bundestag, das Rentenalter auf 67 Jahre anzuheben. Fotos: Fotalia.com werden, ist darum für viele Menschen, auch im Rentenalter, ausschlaggebend. Besonders dann, wenn Meine Kinder haben oft gesagt, ich solle doch aufhören, aber wenn ich immer zu Hause bleiben soll, gehe ich ein wie eine Primel. Monika Wolski, Unternehmerin sie einer Tätigkeit nachgehen, die sie mögen. Oder alleine aus dem Grund, weil sie sich frei und aktiv fühlen wollen. Wenn die Arbeit das Leben ist Im Jahr 2012 haben allein in Köln über 13.000 Personen im Rentenalter gearbeitet. Eine von ihnen ist Monika Wolski. Jeden Tag steht sie hinter der Theke ihres Geschäftes in Deutz. Sie genießt es, im Alter von 67 Jahren noch selbstständig arbeiten zu können und zu dürfen. Denn im öffentlichen Dienst und in vielen anderen Bereichen wäre das nicht ohne Weiteres möglich. Meist ist der Arbeitsvertrag bis zum regulären Rentenalter befristet. Und das heißt: Wer das Rentenalter erreicht, darf in aller Regel nicht länger arbeiten. Monika Wolski ist glücklich, dass das bei ihr anders ist. Auch wenn die Geschäftsfrau ihr Alter besonders in hektischen Zeiten spürt. Etwa in der Weihnachtszeit. Wenn man dann zwölf Stunden auf den Beinen ist, merkt man es, sagt sie. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Regina Lange hat sie sich vor 25 Jahren mit Coniseriewaren, Tee und Geschenk-

Foto: Ulutuncok Anzeigen artikeln selbstständig gemacht. Das Geschäft Pop Sweets ist ein lang gehegter Traum. Als die Kinder von Monika Wolski so groß waren, dass sie wieder entspannt arbeiten gehen konnte, haben die beiden das Projekt in Angriff genommen. Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Meine Kinder haben oft gesagt, ich solle doch aufhören, erzählt sie. Aber wenn ich immer zu Hause bleiben soll, gehe ich ein wie eine Primel. Nie, so erzählt sie, habe sie das Gefühl gehabt, nicht arbeiten zu wollen. Und wir haben so nette Kunden, das gibt eine so tolle Motivation. Gerade diese Motivation sei es, die viele Selbstständige im Rentenalter dazu bewegt, weiterzuarbeiten, bestätigt auch Hubert Lieverscheidt. Menschen, die sich mit einem eigenen Betrieb selbst ein solches Regelwerk, einen solchen Rahmen geschaffen haben, geben ihn nur ungern auf, sagt der Psychologe. Im Ruhestand müssen die Menschen ihr Leben immer noch einmal neu ordnen. Das verlangt sehr viel Kraft ab. Dass ihre Geschäftspartnerin noch gar nicht daran denkt, in den Ruhestand zu treten, darüber ist auch Regina Lange sehr froh. Wir haben gesagt, dass wir hier weitermachen, solange wir it sind. dl