Landesinstitut für Schulentwicklung 4.16 Die Bildungsregion in der Stadt Mannheim 4.16.1 Infrastruktur und Aufbau der Bildungsregion 4.16.1.1 Regionale Steuergruppe In der Regionalen Steuerungsgruppe der Bildungsregion Mannheim vereinbaren insgesamt neun Mitglieder, zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertreter des Regierungspräsidiums Karlsruhe, des Staatlichen Schulamts Mannheim und der Stadt Mannheim (Dezernat III und Fachbereich Bildung Abteilung Bildungsplanung/Schulentwicklung; Regionales Bildungsbüro), Schritte zur Gestaltung einer gemeinsamen Bildungsregion. Das Gremium tagt vier Mal im Jahr, wird von den Mitarbeiterinnen des Regionalen Bildungsbüros moderiert und behandelt in seinen Sitzungen zwei Themenblöcke. Zum einen werden Prozesse, die durch das Regionale Bildungsbüro als geschäftsführende Einheit der Bildungslandschaft umgesetzt werden, inhaltlich besprochen und rückwirkend reflektiert. Zum anderen bieten die Sitzungen Raum, um zwischen den Vertreterinnen und Vertretern einen systemübergreifenden Austausch zu aktuellen Bildungsthemen der gesamten Bildungslandschaft zu initiieren. Grundlage für die Steuerungsgruppe, die sich auf den Weg zu einer gesamtkommunalen Verantwortungsgemeinschaft gemacht hat, bietet ein Leitbild. Das Leitbild beinhaltet das Selbstverständnis des Gremiums sowie Ziele und Aufgaben auf verschiedenen Akteursebenen. Das Leitbild umfasst folgende Punkte: Die Bildungsregion leistet ihren konkreten Beitrag zur Verbesserung der Zukunftschancen (optimale Bildungs- und Entwicklungschancen) für Mannheimer Kinder und Jugendliche. Den Ausgangspunkt bilden die derzeitigen Rahmenbedingungen, die von Land und Kommune in gemeinsamer Verantwortung bereitgestellt sind. Sie stellt die Förderung der Potenziale aller Kinder und Jugendlichen der Region ins Zentrum ihrer Bemühungen. Gelingende Bildungsbiografien und Lebenslagen Mannheimer Kinder und Jugendlicher sind Maßstab und Orientierung für das gemeinsame Handeln. Die Akteure denken und handeln in Verantwortlichkeiten statt in Zuständigkeiten. Die Zusammenarbeit aller an der Bildungsregion Mannheim Beteiligten ist von Wertschätzung geprägt. Die Bildungsregion wertschätzt die Arbeit aller Mannheimer Schulen und ihrer außerschulischen Partner. 202
Sachstandsbericht zum Landesprogramm Bildungsregionen 2014 4.16.1.2 Regionales Bildungsbüro Im Regionalen Bildungsbüro arbeiten derzeit zwei Personen an einer systematischen Netzwerkarbeit zwischen Schulen und außerschulischen Partnern. Das Regionale Bildungsbüro ist organisatorisch beim Dezernat III (Bildung, Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit), in der Abteilung Bildungsplanung/Schulentwicklung des Fachbereichs Bildung eingebunden. Das Bildungsbüro initiiert und koordiniert alle Aktivitäten im Auftrag der Regionalen Steuerungsgruppe und unterstützt die Entwicklung einer strukturierteren Kooperationskultur. Im Kooperationsfeld Schule-Kultur organisierte das Regionale Bildungsbüro die Veranstaltung Werkstatt Schule der Vielfalt, an der 130 Tagungsgäste und Akteure aus Schule, Kultur- und Bildungseinrichtungen die Möglichkeit hatten, sich über interkulturelle Schulentwicklung zu informieren und Kontakte für mögliche Kooperationen initiieren konnten. Für die Intensivierung der Kooperationskultur veranstaltete das Regionale Bildungsbüro in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und der Stadtgalerie Mannheim die 2. Kooperationsbörse Kulturelle Bildung mit 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Veranstaltung richtete sich an Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, Kunst- und Kulturvermittlerinnen und -vermittler mit dem Ziel, die lokale Vernetzung zu fördern und Informationen zum Programm Kultur macht stark Bündnisse für Bildung bereit zu stellen. Neben diesen zwei großen Netzwerkveranstaltungen organisierte das Regionale Bildungsbüro auch weitere Veranstaltungen im kleineren Rahmen, wie etwa Fortbildungen und Austauschtreffen. Die Antragswerkstatt Kultur macht stark war z. B. eine Folgeveranstaltung der 2. Kooperationsbörse Kulturelle Bildung, die in Zusammenarbeit mit dem TECHNOSEUM durchgeführt wurde. Dies richtete sich explizit an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kooperationsbörse. Ziel der Veranstaltung war die Vertiefung des begonnenen Austausch im Rahmen der Kooperationsbörse sowie die Bündnisbildung und Initiierung von Antragstellungen im Rahmen des Programms Kultur macht stark. Für die 2013 neu eingeführten Kulturbeauftragten an allgemeinbildenden Schulen organisierte das Regionale Bildungsbüro ein erstes Austauschtreffen für Mannheimer Kulturbeauftragte. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Nationaltheater Mannheim im Rahmen der 32. Schultheaterwoche durchgeführt. Ziel war die Vermittlung von Basisinformationen zu Kooperationspartnern und Finanzierungsmöglichkeiten sowie die Arbeit am Rollenverständnis mit den neu ernannten Kulturbeauftragten. Im Kooperationsfeld Schule-Jugendarbeit hat das Regionale Bildungsbüro in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt Mannheim, der städtischen Jugendförderung sowie dem Stadtjugendring e. V. die vierte Fortbildung zur interprofessionellen Zusammenarbeit Kooperationsmanagement im Tandem angeboten. Die Veranstaltung basiert auf der Konzeption des Modellprojektes Weiterbildung im Tandem Kooperationsmanagement Jugendarbeit und Schule der Akademie der Jugendarbeit Baden-Württemberg e. V. in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsstelle Kooperation Baden-Württemberg beim Regierungspräsidium Stuttgart, Abteilung 7 Schule und Bildung und ist vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg gefördert. 203
Landesinstitut für Schulentwicklung Drei Tandems und zwei Tridems aus Schule und Jugendarbeit haben in einem strukturierten Rahmen gemeinsame Kooperationsprojekte entwickelt und auf den Weg gebracht. Neben diesen eigenen Veranstaltungsaktivitäten beteiligte sich das Regionale Bildungsbüro auch an Veranstaltungen Dritter. Im Rahmen des fünften Bundesfachkongresses Interkultur, der vom Kulturamt Mannheim und dem Initiativkreis Bundesweiter Ratschlag Kulturelle Vielfalt sowie dem Forum der Kulturen Stuttgart organisiert wurde, beteiligte sich das Bildungsbüro mit einer konzeptionellen Mitarbeit an einer Podiumsveranstaltung zum Thema Bildung und Integration. Auch an einem Bürgerdialog, der nach einer 1,5 jährigen Prozessphase im September 2014 in einem Ankommens- und Willkommensstadtteil durchgeführt wurde, war das Regionale Bildungsbüro beteiligt. Der Dialog Bildungslandschaft Neckarstadt-West wurde in Kooperation mit dem vhw (Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung) und dem Team Bürgerschaft und Beteiligung des Fachbereichs Rat, Beteiligung und Wahlen durchgeführt. Mit dem Projekt sollten auf der Grundlage der bisherigen Stadtteilaktivitäten und -konzepte möglichst viele Akteure, Eltern und die Bewohnerschaft an der Entwicklung der Bildungslandschaft im Stadtteil teilnehmen können. Themen waren zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Bildung und Stadtteilentwicklung, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern oder auch das breite Unterstützungsangebot im Stadtteil Neckarstadt-West für Kinder zwischen null und zehn Jahren. Der Prozess hatte zum Ziel, den Dialog zwischen bisher nicht erreichten Eltern und der Bildungsinstitution zu stärken und somit die Elternpartizipation zu erhöhen. Des Weiteren unterstütze das Regionale Bildungsbüro eine Informationsveranstaltung des Bundesverbands der Schulfördervereine zum Projekt Wir bilden Deutsch=Land, bei der Mannheimer Schulen und Schulfördervereine über die Durchführung von Geocaching-Projekten informiert wurden. Ebenso unterstützt wurde die regionale Schulkunstaustellung des Staatlichen Schulamts Mannheim, die in den Räumen des Mannheimer Rathauses gezeigt wurde und die Arbeiten zahlreicher Schülerinnen und Schüler publik machte. Neben den Aktivitäten im Veranstaltungsbereich realisierte das Regionale Bildungsbüro auch eigene kulturelle Schulprojekte, die Schülerinnen und Schüler direkt erreichten. Das Projekt Move n Grove wurde beispielsweise in Kooperation mit der Popakademie Baden-Württemberg und dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Heidelberg erarbeitet und an zwei Werkrealschulen durchgeführt. Ziel des Projektes war es, neue Kooperationsformen für Schulen zu erproben sowie junge Menschen unmittelbar an zeitgenössischen Tanz und Musik heranzuführen. Das Projekt wurde im Format einer Projektwoche mit schulinterner Aufführung realisiert. Im Rahmen des Förderprogramms Impulse Inklusion beantragte das Regionale Bildungsbüro des Weiteren Fördermittel für ein inklusives Theaterprojekt, das in Kooperation mit einem örtlichen Verein an zwei Schulen realisiert werden sollte. Aufgrund eines Negativbeschlusses der Programmjury konnte das Projekt nicht umgesetzt werden. 204
Sachstandsbericht zum Landesprogramm Bildungsregionen 2014 Die dritte Förderphase des Mannheimer Unterstützungssystem Schule (MAUS) endete im Sommer 2014 und wurde über den gesamten Zeitraum (2012 2014) evaluiert. Ergebnisse der Zwischenevaluation flossen in die Weiterentwicklung von MAUS IV. Mit Beginn des Schuljahres 2014/15 startete MAUS in die vierte Förderphase und wurde auf neun kommunale Bildungspartner ausgeweitet. Gefördert werden weiterhin 13 Mannheimer Schulen aus dem allgemeinbildenden Schulsystem. Einerseits unterstützt MAUS IV die Schulen auf ihrem Weg in den Ganztag, weshalb sich erstmalig Schulen, die sich bereits mit allen Klassen im Ganztagsbetrieb befinden, nicht bewerben konnten; andererseits begleitet MAUS IV die Schulen auch in ihrer interkulturellen Öffnung. Insgesamt fanden im Jahr 2014 für die am Programm beteiligten Schulen und Bildungseinrichtungen fünf Netzwerktreffen statt. Dem Bedarf der Programmbeteiligten entsprechend waren dies sowohl gemeinsame Treffen zwischen Schulen und Bildungspartner als auch Treffen der beteiligten Bildungspartner sowie Treffen mit allgemeinem Informationscharakter. Die Netzwerktreffen dienen als Plattform für den gemeinsamen Erfahrungs- und Informationsaustausch und wurden rege genutzt. Für alle öffentlichen Mannheimer Schulen kommt dem Regionalen Bildungsbüro eine Informationsvermittlungsfunktion zu. Um über aktuelle Kooperationsangebote und Fördermöglichkeiten zu informieren, gibt es einen monatlich erscheinenden Newsletter rund um das Thema Kooperation heraus. Mit der Virtuellen Plattform, eine vom Regionalen Bildungsbüro entwickelte web 2.0 basierte interaktive Austauschplattform, steht den Akteurinnen und Akteuren der Mannheimer Bildungslandschaft ein weiteres Instrument der Informationsvermittlung zur Verfügung. Das praxistaugliche Onlineportal bietet Schulleitungen, Lehrkräften sowie Verantwortlichen des Kunst- und Kulturbereichs, der Jugendarbeit und des Sports vielseitige Möglichkeiten, sich über kommunale Kooperationsangebote und -gesuche auszutauschen und hat aktuell 240 Mitglieder. Mit der Kooperationsplattform möchte das Bildungsbüro einen Beitrag leisten, die Eigeninitiative der Akteure zu fördern und zugleich eine zukunftsorientierte und nachhaltige Lösungsstrategie verfolgen, Kindern und Jugendlichen abwechslungsreiche Lernumgebungen zu bieten. 4.16.1.3 Beteiligungsmöglichkeiten und -settings Die Einbindung der vielfältigen Bildungsakteure und Professionen gelingt über den gemeinsamen Austausch. Die wesentlichen Instrumente sind hierbei Netzwerktreffen, interprofessionelle Fortbildungen, eine Virtuelle Kooperationsplattform und der persönliche Austausch. Auch die gemeinsame Planung an konkreten Projekten schafft Bindung und eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit. In Form von Netzwerktreffen fanden im Jahr 2014 verschiedene Veranstaltungen für Schulvertreterinnen und -vertreter und außerschulische Partner statt. Wie bereits unter 4.16.1.2 beschrieben, war eines dieser Netzwerktreffen die Werkstatt Schule der Vielfalt. Diese Veranstaltung bot Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, sich über Aspekte der interkulturellen Schulentwicklung auszutauschen und örtliche Kooperationspartner im Bereich der interkulturellen Bildung kennenzulernen. Ein wichtiges Anliegen war, Schulen über die vielfältigen Kooperationsangebote in diesem Bereich zu informieren und den persönlichen Austausch unter den Akteuren anzuregen. Außerschulische Partner nutzten die Veranstaltung, um konkrete Kooperationsbedarfe 205
Landesinstitut für Schulentwicklung der Schulen zu erfahren. An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Schulleitungen, Lehrkräfte, Vertreterinnen und Vertreter des Staatlichen Schulamtes Mannheim, der Stadt Mannheim, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Politik teil. Aus Kultur- und Bildungseinrichtungen engagierten sich die Einrichtungsleitungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie freischaffende Kulturschaffende. Die 2. Kooperationsbörse Kulturelle Bildung setzte hingegen ganz auf die lokale Vernetzung schulischer Akteure und außerschulischer Partner im Bereich der kulturellen Bildung. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung des Programms Kultur macht stark Bündnisse für Bildung, ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das in der Zeit von 2013 bis 2017 kulturelle Bildungsprojekte für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche mit insgesamt 200 Millionen Euro fördert. Lokale Einrichtungen wie Schulen, Vereine und Kulturinstitutionen schließen sich dabei zusammen (Bündnis) und führen außerschulische Angebote der kulturellen Bildung durch. Im Rahmen der Kooperationsbörse waren fünf verschiedene Verbände (ASSITEJ e. V. Bundesrepublik Deutschland, Bundesverband Freier Theater e. V., Bundesverband Museumspädagogik e. V., Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund e. V., Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband e. V., Zirkus macht stark/zirkus für alle e. V.) eingeladen, ihre Förderkonzepte vorzustellen und in anschließenden Gesprächsrunden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für Rückfragen zur Verfügung zu stehen. Sowohl die Werkstatt Schule der Vielfalt als auch die Kooperationsbörse wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über Feedback-Bögen insgesamt sehr positiv bewertet. Rückmeldungen ergaben inzwischen, dass Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern in Folge beider Veranstaltungen eingegangen wurden. Fortbildungsveranstaltungen und regionale Austauschtreffen boten im Gegensatz zu den großen Netzwerktreffen die Möglichkeit, sich vertiefend mit inhaltlichen Schwerpunktthemen auseinanderzusetzen und im kleinen Fachkreis zu diskutieren. Impulse, die im Rahmen von größeren Netzwerktreffen gesetzt wurden, konnten in Nachgang in kleineren Fachveranstaltungen (wie beispielsweise bei der Antragswerkstatt zum Programm Kultur macht stark ) aufgegriffen und in Kooperationen überführt werden. Das Regionale Bildungsbüro konnte damit im Jahr 2014 durch einen Veranstaltungsmix unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse lokaler Bildungsakteure zusammenführen und gezielt Kooperationsprozesse begleiten. MAUS Mannheimer Unterstützungssystem Schule ging 2014 in die vierte Förderphase. Insgesamt haben sich 17 Schulen für die Teilnahme an MAUS IV beworben. Das Auswahlverfahren wurde innerhalb der Steuerungsgruppe der Bildungsregion Mannheim durchgeführt. Es wurde einstimmig beschlossen, vier neue Schulen in das Programm aufzunehmen und neun Schulen, die bereits an MAUS III teilgenommen haben, weiterhin zu fördern. Die Ziele von MAUS IV sind, die teilnehmenden Schulen zum Kristallisationspunkt im Stadtteil werden zu lassen, ein ganzheitliches, ganztägiges Bildungsangebot zu entwickeln sowie die interkulturelle Öffnung weiter voran zu treiben. Eine neu vergebene Evaluation (durchgeführt von der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Anne Sliwka) wird die Umsetzung der vierten Programmphase begleiten. 206
Sachstandsbericht zum Landesprogramm Bildungsregionen 2014 4.16.2 Steuerungs- und Planungsprozesse in der Bildungsregion Das Regionale Bildungsbüro ist zentraler Bestandteil der Mannheimer Bildungsoffensive und Teil der Abteilung Bildungsplanung/Schulentwicklung, die im schulischen Bildungsbereich innovative Impulse setzt. Diese organisatorische Akzentuierung fußt auf der kommunalen Schwerpunktsetzung des gesamten Bildungsbereichs, welcher sich in der Gesamtstrategie der Stadt Mannheim und in deren Zielsetzung Mannheim ist Vorbild für Bildungsgerechtigkeit spiegelt. Organisatorisch gestützt wird die Gesamtstrategie durch das seit 2007 bestehende Bildungsdezernat, welches die Bereiche Bildung, Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit verantwortet. Zur verbesserten gemeinsamen Zusammenarbeit der einzelnen Fachbereiche, tagen diese in einem gemeinderätlichen Fachausschuss und diskutieren gemeinsam die unterschiedlichen Problemlagen und beschließen vorgeschlagene Lösungsansätze. In der Umsetzung der Beschlüsse werden sämtliche Projekte und Arbeitsfelder in fachbereichsübergreifenden Arbeitsgruppen bearbeitet. Das vorhandene Wissen über das Mannheimer Bildungssystem wurde systematisch erstmals 2010 im ersten Mannheimer Bildungsbericht dargestellt. Die begonnene kommunale Bildungsberichterstattung wurde im zweiten Mannheimer Bildungsbericht 2013 fortgesetzt. Der Bericht liefert Daten und Informationen zur aktuellen Bildungssituation und verweist auf zukünftige Handlungsfelder. Der zweite Mannheimer Bildungsbericht kommt zu dem zentralen Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in sozialen Problemlagen im Vergleich zum städtischen Durchschnitt überproportional häufig von Bildungsungleichheit betroffen sind. Diese Erkenntnis erfordert einen differenzierten Einsatz von Bildungsmaßnahmen, damit unterschiedliche Bildungschancen ausgeglichen werden können. Auf Grundlage der Daten des zweiten Mannheimer Bildungsberichts erarbeiteten 2013/2014 alle Fachbereiche des Dezernats für Bildung, Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit den Entwicklungsplan Bildung und Integration. Der Entwicklungsplan verfolgt das strategische Ziel einer Veränderung des kommunalen Bildungssystems zur interkulturellen Öffnung der Institutionen und zielgruppenorientierten Stärkung des Bildungserfolgs zur nachhaltigen Verfolgung der Ziele Bildungsgerechtigkeit, Talentförderung und Integration. Neben der Analyse einzelner Handlungsfelder im frühkindlichen, schulischen und non-formalen Bereich werden Handlungsempfehlungen, Ziele und Kennzahlen zur interkulturellen Öffnung des Bildungsbereichs formuliert. Auf Grundlage der ermittelten Daten des Bildungsberichts und des Entwicklungsplans Bildung und Integration kann das Regionale Bildungsbüro eine Schwerpunktsetzung seiner Arbeit vornehmen. Die im Bildungsbericht, als auch im Entwicklungsplan enthaltenen, Handlungsempfehlungen ermöglichen dabei ein zielorientiertes Vorgehen. Im März 2015 erscheint der dritte Mannheimer Bildungsbericht. 207
Landesinstitut für Schulentwicklung 4.16.3 Aktivitäten der Bildungsregion Schwerpunkt der Bildungsregion 2014 war es, das Kooperationsmanagement für Schulen und außerschulische Partner weiter auszubauen. Die Weiterführung und Schaffung einer intensiven und passgenauen Zusammenarbeit von Schulen und kommunalen Bildungspartnern in unterschiedlichen Kooperationsfeldern auf Grundlage der Leistungsziele des Fachbereichs Bildung, der Kennzahlen des Entwicklungsplanes Bildung und Integration sowie der aktuellen Bildungspläne ist das Ziel der Aktivitäten des Regionalen Bildungsbüros. Auch im Jahr 2014 bildeten die Kooperationsfelder Schule-Kunst/Kultur und Schule-Jugendarbeit die gewählten Schwerpunkte. In der Praxis haben sich zur Zielerreichung im Wesentlichen folgende Aktivitäten bewährt: a) Initiierung und Durchführung von Netzwerktreffen zum Informations- und Erfahrungsaustausch (z. B. Werkstatt Schule der Vielfalt, Kooperationsbörse Kulturelle Bildung, MAUS- Netzwerktreffen, Antragswerkstatt Kultur macht stark ) b) Angebote diverser Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten für die Kooperationspartner, wie z. B. die Virtuelle Kooperationsplattform als nachhaltiges Instrument für den systematischen Austausch oder der monatliche Newsletter an alle Akteure der Bildungslandschaft c) Persönliche Gespräche, um vor dem Hintergrund des jeweiligen Bedarfs passgenaue Kooperationen zu finden und die Kooperationspartner zusammenzubringen d) Fortbildungen für den interprofessionellen Austausch (Kooperationsmanagement im Tandem, Austauschtreffen für Kulturbeauftragte) Transparenz und Information über Kooperationsmöglichkeiten werden weiterhin Schwerpunkte der Bildungsregion Mannheim sein. Ziel ist es, vorhandene Ressourcen aus kommunalen Einrichtungen passgenau mit Kooperationsbedarfen von Schulen zu verbinden, um mehr Bildungsgerechtigkeit und bessere Zukunftschancen für Mannheimer Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Das Regionale Bildungsbüro Mannheim beteiligte sich 2014 auch an der Weiterentwicklung des Konzeptentwurfs für einen Qualitätsrahmen, der als Grundlage für die Beratung mit den Bildungsregionen dienen soll und seitens des Landesinstituts für Schulentwicklung erarbeitet wird. 4.16.4 PR, Marketing und Kommunikation in der Bildungsregion Das Handeln in einer staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft ermöglicht systemübergreifende Abstimmungsprozesse, die vorhandene Ressourcen optimal einsetzen und sich an einem gemeinsamen Ziel orientieren. Unterschiedliche Akteure, die zum Wohle der Kinder und Jugendlichen gemeinsam handeln wollen, müssen einander kennen und ihre jeweiligen Systeme, in denen sie eingebunden sind, verstehen, um im Bildungssystem optimale Übergänge zu ermöglichen. Wenn Schulen und kommunale Bildungseinrichtungen gemeinsam dazu beitragen, die Vielfalt an Bildungsangeboten zu erhöhen und individuell erfolgreiche Bildungsbiografien zu ermöglichen, ist das Wissen um die jeweiligen Stärken und Möglichkeiten untereinander unerlässlich. Die Bildungsregion Mannheim ist Bestandteil der Bildungsoffensive der Stadt Mannheim und erfährt eine große öffentliche Wahrnehmung. Über das Mannheimer Unterstützungssystem Schule 208
Sachstandsbericht zum Landesprogramm Bildungsregionen 2014 (MAUS) wurde regional und überregional berichtet. Vergleichbare Konzepte wurden inzwischen in einigen Kommunen Baden-Württembergs umgesetzt. Die Bildungsregion wirkt übergreifend an Veranstaltungen des Fachbereiches Bildung mit und erreicht durch Vorträge in Fachveranstaltungen ein großes Publikum. Die Vermittlungs- und Vernetzungsfunktion des Regionalen Bildungsbüros zeigt ihre Wirkung im Entstehen zahlreicher Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Bildungspartnern. Die Vermittlungs- und Vernetzungsfunktion und deren Ergebnisse werden auch in der regionalen Presse aufgegriffen. 4.16.5 Ressourcenlage der Bildungsregion Über das Regionale Bildungsbüro werden den Schulen und außerschulischen Partnern frühzeitig Informationen zu Fördermöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Auf der virtuellen Kooperationsplattform wurde hierfür ein eigens eingerichteter Bereich geschaffen, in dem alle Mitglieder eigenständig Informationen zu Fördermöglichkeiten in den Bereichen Schule, Kultur, Jugendarbeit und Sport veröffentlichen können. Weiterhin begleitet das Regionale Bildungsbüro den Europäischen Wettbewerb, der perspektivisch durch das Engagement des Bildungsbüros für Schulen noch attraktiver gestaltet werden soll und bei dem Kooperationspartner für kulturelle Einrichtungen zu einer Komplementärfinanzierung beitragen. Die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung ermöglicht es, in der Bildungsregion vorhandene Infrastruktur für Veranstaltungen zu nutzen und über das persönliche Netzwerk Fachreferentinnen und -referenten zu gewinnen. 4.16.6 Verbindung zu weiteren Programmen, Netzwerken und Konzepten in der Region Mannheim setzt als Kommune neben dem Landesprogramm Bildungsregionen das Bundesstrukturprogramm "Lernen vor Ort" (bis August 2014) sowie den sozialräumlichen Ansatz "Ein Quadratkilometer Bildung" (2009-2019) um. Alle Programme sind an die Abteilung Bildungsplanung/Schulentwicklung angegliedert. Die Programme verfolgen unterschiedliche thematische Schwerpunkte: Im Rahmen von Lernen vor Ort konnten bis August 2014 zahlreiche Steuerungsinstrumente auf dem Weg zu einem kohärenten Kommunalen Bildungsmanagement erprobt werden. Hierzu zählte u. a. der Aufbau eines kommunalen Bildungsberichtswesens, das mit dem ersten Mannheimer Bildungsbericht 2010 gestartet wurde und auch nach Auslaufen des Programms Lernen vor Ort seitens der Abteilung Bildungsplanung/Schulentwicklung fortgesetzt wird. Auch die Bewerbung zum jährlich ausgeschriebenen Mannheimer Bildungspreis, der im Gremium des Bildungsbeirats angesiedelt ist, wird seitens des Bildungsbüros weiter begleitet. Im Stadtteil Neckarstadt-West werden durch den Förderansatz Ein Quadratkilometer Bildung Bildung im Quadrat die Voraussetzung und die Rahmenbedingungen für die Schaffung einer lückenlosen Bildungskette erarbeitet. Im Mittelpunkt des Förderansatzes steht die Pädagogische Werkstatt, die vor Ort angebunden an die Humboldt-Grundschule optimale und individuelle Unterstützung für jedes Kind im Stadtteil Neckarstadt-West bietet. Die Pädagogische Werkstatt initiiert und implementiert verschiedene Unterstützungselemente, die einen gelungenen Übergang 209
Landesinstitut für Schulentwicklung sowohl von der Kita in die Grundschule als auch von der Grundschule in die weiterführende Schule verfolgt. Seit 2011 ist das Regionale Bildungsbüro Mitglied im Regionalen Netzwerk Migranten machen Schule!, einer Initiative, die das Kultusministerium Baden-Württemberg landesweit in Gestalt regionaler Netzwerke zur interkulturellen Öffnung von Unterricht und Schule weiterentwickelt. Die Beteiligung von drei Mannheimer Schulen am Programm Kulturagenten für kreative Schulen setzt neue Kooperationsimpulse im Bereich Kunst und Kultur und ermöglicht Synergieeffekte in der Zusammenarbeit zwischen dem Regionalen Bildungsbüro und der Kulturagentin vor Ort. Das Regionale Bildungsbüro ist ebenso Mitglied im Fachgremium Kulturelle Bildung, einem Zusammenschluss örtlicher Akteure aus dem Kunst-und Kulturbereich in Mannheim. In regelmäßig stattfindenden Sitzungen informieren sich die Mitglieder gegenseitig über aktuelle und anstehende Projekte und ermöglichen so Synergieeffekte. Das Regionale Bildungsbüro nutzte die Mitgliedschaft im Fachgremium, um im Rahmen einer Informationsveranstaltung die Akteure zum Thema Bildungsgerechtigkeit zu sensibilisieren und bot den anderen Mitgliedern die Möglichkeit, die eigene Arbeit mit Zielgruppen zu reflektieren. 4.16.7 Einschätzung des aktuellen Entwicklungsstandes der Bildungsregion und Herausforderungen in 2015 Die Bildungsregion Mannheim hat seit Programmstart einen bedeutenden Beitrag zur Vernetzung von Schulen und außerschulischen Partnern geleistet. Die Kooperationsfelder Schule-Kultur und Schule-Jugendarbeit profitieren von organisatorischer und inhaltlicher Unterstützung des Regionalen Bildungsbüros. Durch individuelle Beratungen und durch Angebote zur Professionalisierung von Akteuren in Schulen und außerschulischen Einrichtungen wurden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreicht, die Impulse in den Einrichtungen vor Ort umsetzen. Ein professionelles Kooperationsmanagement und eine Vermittlungsfunktion zwischen Schulen und außerschulischen Partnern sind nach wie vor notwendig, um den Kontakt für Kooperationen nicht dem Zufall zu überlassen. Vielmehr ist es das Ziel, mögliche Kooperationspartner bedarfsgerecht und zielorientiert zu vermitteln, um allen Mannheimer Schülerinnen und Schülern Bildungsteilhabe zu ermöglichen und damit Bildungsgerechtigkeit herzustellen. Die Vorgehensweise wurde systematisiert und weiter ausgebaut. Regelmäßige Netzwerktreffen, Austauschplattformen wie das Virtuelle Netzwerk und persönliche Kontakte schaffen verschiedene Zugänge, die eine breite Bedarfslage abdecken und kürzere Kommunikationswege ermöglichen. Das Angebot des Bildungsbüros wird von vielen Akteuren der Bildungslandschaft angenommen und führt dazu, dass das Regionale Bildungsbüro als kompetenter Ansprechpartner bezeichnet und geschätzt wird. 210
Sachstandsbericht zum Landesprogramm Bildungsregionen 2014 Folgende Schwerpunkte 2015 sind geplant: die Durchführung der vierten Fachkonferenz Interkulturelle Bildung die erneute Realisierung der Kooperationsbörse Kulturelle Bildung Ausweitung der Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern im Bereich Sport die interkulturelle Ausrichtung des Programms MAUS in 2014 konnten Mittel über die Vwv-Integration für den Bereich Ehrenamt akquiriert werden. Zur Gewinnung von Ehrenamtlichen werden Veranstaltungen stattfinden, die seitens des Bildungsbüros gemeinsam mit Migrantenorganisationen und -vereinen durchgeführt werden. auch die Zusammenarbeit mit Eltern soll thematisch verstärkt werden. Ein stadtweiter Überblick über gelingende Elternpartizipation an Schulen kann dazu genutzt werden, Best Practice Beispiele gezielt in andere Stadtteile zu transferieren und interessierten Schulen zur Verfügung zu stellen. das Themenfeld Interkulturelle Bildung wird noch stärker in den Fokus rücken. Die im Entwicklungsplan Bildung und Integration enthaltenen Handlungsempfehlungen und die damit verbundenen Ziele und Kennzahlen werden umgesetzt. Hierzu zählen beispielsweise die Bereitstellung von interkulturellen Bildungsangeboten, die Förderung der Zusammenarbeit von Migrantenselbstorganisationen und Schulen sowie die Imitierung eines integrativen Schulcampus. Ziel ist es, die bisher getrennt bestehenden Bildungsangebote optimal miteinander zu verzahnen. 211