Pferd. Vogelherd-Höhle, Mammutelfenbein; etwa 35 000 Jahre alt; Inv.-Nr. 31/1-A. www.geschichte-bw.de



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Pferd Das berühmte Vogelherd-Pferd wurde im Jahr 1931 bei Ausgrabungen unter der Leitung des Tübinger Archäologen Gustav Riek in der Vogelherd-Höhle im Lonetal, Baden-Württemberg, entdeckt. Es ist vor ca. 35.000 Jahren hergestellt worden und weist sehr viele Ähnlichkeiten gegenüber einem realen Pferd auf. Aufgrund seines hohen Alters und seiner fesselnden Ausstrahlung zählt es zu den Meisterwerken der Kulturgeschichte. Das Tübinger Vogelherd-Pferd ist sogar um einige tausend Jahre älter als die berühmten Höhlenmalereien in Südfrankreich und Spanien. Die nur 4,8 cm lange und 2,5 cm hohe Statuette besticht durch ihre dynamische, geschwungene Hals- und Rückenlinie. Die Skulptur wurde mit einer Reihe von kleinen Kreuzen verziert. Auffällig erscheint die polierte Oberfläche des Stückes. Die Rückseite ist nur zum Teil erhalten. Die Menschen der Altsteinzeit (Wildbeuter, Jäger und Sammler) haben häufig die kalten Wintermonate in Höhlen verbracht; so ist es auch zu erklären, dass das Pferd in der Vogelherdhöhle ausgegraben werden konnte. Vogelherd-Höhle, Mammutelfenbein; etwa 35 000 Jahre alt; Inv.-Nr. 31/1-A

Mammut Das nur 3,1 cm hohe, 5 cm lange und 2,2 cm starke kleine Mammut ist neben dem Vogelherd- Pferd die bekannteste Darstellung der Grabungen unter der Leitung des Tübinger Archäologen Gustav Riek in der Vogelherd-Höhle im Jahre 1931. Dieses Stück wurde an mehreren Stellen mit Reihen von eingravierten Kreuzen versehen. Zwischen den Vorder- und Hinterläufen eingebrachte Durchlochungen weisen die Figur als Anhänger aus. Denn diese Durchlochungen konnten als Ösen benutzt werden, damit man sich das Mammut um den Hals hängen kann. Die auffällige und für Elfenbein überraschende intensive bläuliche Färbung kann auf eisenhaltige Mineralien zurückgeführt werden, die über Jahrtausende in das Elfenbein eingezogen sind. Ein Teil des Rüssels ist abgebrochen. In rekonstruierter Form wäre das Mammut an dieser Stelle auch aufzuhängen gewesen. Die Menschen der Altsteinzeit könnten diese Figur verwendet haben, um sich bei der Jagd auf ein mächtiges Mammut eines höheren Schutzes zu versichern oder ihr Jagdglück zu beschwören. Vogelherd-Höhle, Mammutelfenbein; etwa 35 000 Jahre alt; Inv.-Nr. 31/1-B

Steinbeil Neben Keramik, Sesshaftigkeit sowie Ackerbau und Viehzucht sind Geräte aus geschliffenen Steinen die herausragenden Merkmale der Jungsteinzeit. Der Übergang von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit markiert den Übergang von der nomadischen Lebensweise zur Sesshaftigkeit. Das bedeutet, dass der Mensch nicht mehr nur jagt und sammelt, sondern zunehmend auch Ackerbau und Viehzucht betrieben hat. Die Steinbeile waren ein notwendiges Werkzeug für den Bau der großen, aus massiven Holzpfosten errichteten Häuser und für das alltägliche Leben von zentraler Bedeutung. Der Rückschlag der Klinge in den hölzernen Holm führte recht schnell zur Zerstörung des Beils, wenn die Schäftung (also die Befestigung der Klinge im Holz) ohne weitere Hilfsmittel ausgeführt worden war. Deshalb war der Einbau eines Hirschgeweihzwischenfutters zwischen Steinklinge und Holzschaft eine der wichtigsten technischen Innovationen der Jungsteinzeit. Die Klinge wurde so mithilfe eines ausgehöhlten Hirschgeweihs im Holzschaft verankert; hierdurch wurde der Rückschlag so abgefedert, dass der Holzschaft länger benutzbar war. Der Holzschaft ist im Gegensatz zu den anderen Teilen des Beils schon längst verrottet und deshalb beim ausgestellten Objekt modern. Bodman, Bodman-Ludwigshafen (Landkreis Konstanz); Jungneolithikum, 3. Jahrtausend v. Chr.; Länge der Steinbeilklinge mit Futter: 11,6 cm

Keramikgefäße Keramik ermöglicht es uns, die Kulturen der vorgeschichtlichen Gesellschaften zeitlich und räumlich sehr genau einzugrenzen. Sie ist deshalb die wichtigste Gattung an Funden der jüngeren Urgeschichte. Über die praktische Funktion als Gefäße hinaus bot die Keramik zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedliche Verzierungen, die oft in einer schnellen zeitlichen Abfolge variiert wurden. Aus diesem Grunde ist es heute vergleichsweise leicht, die Gefäße einer bestimmten Herstellungsregion zuzuordnen. Außerdem kann man erkennen, wie weit solche Gefäße durch Handel gewandert sind. Für die in Oberschwaben beheimatete Schussenrieder Gruppe sind beispielsweise Krüge mit Ritzlinienschraffung charakteristisch. Typisch für die hauptsächlich im bayerischen Donauraum verbreitete Münchshöfener Gruppe sind dagegen Pilzschultergefäße mit Furchenstichverzierung. Der Fund eines solchen Gefäßes in Aichbühl belegt kulturelle Kontakte der Aichbühler Gruppe am Federsee (bei Bad Schussenried, Lkr. Biberach) zur Münchshöfener Gruppe in Bayern. Riedschachen und Aichbühl (Bad Schussenried); Anfang 4./Ende 5. Jahrtausend v. Chr.; Randdurchmesser 8,0 und 7,6 cm

Steinstele Die Steinstele von Hirschlanden (Ditzingen, Lkr. Ludwigsburg) befand sich am Fuß eines Grabhügels, der 16 Gräber enthielt und über einen Durchmesser von 19 Metern verfügte. Die Gräber waren, wenn man die Anzahl und Art ihrer jeweiligen Beigaben zugrunde legt, durchschnittlich ausgestattet. In einem deutlichen Kontrast hierzu steht jedoch die auf der Stele dargestellte Person. Mit einem Dolch und einem vermutlich goldenen Halsring wäre sie in die höchsten Ranggruppen der hallstattzeitlichen Gesellschaft einzuordnen, die der Fürsten. Im Museum: beachtet auch die Position der Stele am Grab! Hirschlanden (Ditzingen, Lkr. Ludwigsburg); Hallstattkultur, 6./5. Jahrhundert v. Chr.; Höhe 1,50 m, Replik

Amphore Zu den auffälligsten Funden der hallstattzeitlichen Heuneburg (Herbertingen, Lkr. Sigmaringen) gehören Scherben griechischer Transportamphoren für Wein. Aufgrund ihrer Form und Machart lässt sich für ihren größten Teil die griechische Kolonie Massalia (das heutige Marseille in Südfrankreich) als Herkunftsort bestimmen. Es ist offensichtlich, dass nicht die Amphoren, sondern ihr Inhalt, in diesem Fall Wein aus dem Gebiet der Rhonemündung, das eigentliche Handelsgut war. Rechnet man die gefundenen Amphorenüberreste in die Menge des mit ihnen transportierten Weines um und verteilt diesen gleichmäßig über die Zeitspanne des Weinhandels, so würde sich nur ein bescheidener Import von einigen wenigen Dutzend Liter Wein pro Jahr ergeben. Daher ist eher von Einzelereignissen als von einem kontinuierlichen und intensiven Handel auszugehen. Dennoch ist es bemerkenswert, dass die keltischen Fürsten der Heuneburg offensichtlich französischen Wein geschätzt haben. Heuneburg (Herbertingen-Hundersingen, Landkreis Sigmaringen); Hallstattkultur (Heuneburg Periode II), 6./5. Jahrhundert v. Chr.; Randdurchmesser 14,5 cm

Beschrifteter Lehmziegel In ihrem unablässigen Bemühen, sich der Nachwelt in Erinnerung zu halten, haben sich altorientalische Herrscher durch Inschriften verewigt, die sie auf allen nur möglichen Tonobjekten ebenso wie auf Stelen, Steinplatten oder unzugänglichen Felsen anbringen ließen. Die bei weitem beste Methode, um dem Vergessen nach dem Tod zu entgehen, bot sich jedoch im Zuge ihrer Bautätigkeit, denn im mesopotamischen Schwemmland, wo sich einzig Lehm und Ton anboten, wurden Monumentalbauten wie Tempel, Paläste oder Stadtmauern aus Unmengen überwiegend luftgetrockneten, in geringerem Umfang auch gebrannten Lehmziegeln errichtet. Im noch feuchten Zustand ließen sich solche Ziegel ohne weiteres beschriften. Wenn dabei vorgefertigte Stempel zur Anwendung kamen, ließen sich Name und Titel des königlichen Bauherrn ebenso schnell wie absolut kostenneutral hunderttausend- wenn nicht millionenfach verewigen. Der Ziegel wurde so zum frühesten bezeugten Massenmedium. Um einen derart abgesicherten Herrscher nachträglich aus dem Gedächtnis tilgen zu wollen, hätte man ganze Gebirge beschrifteter Ziegel zu Staub zermahlen müssen. Das hier gezeigte Ziegelfragment stammt aus einem Bau des neubabylonischen Königs Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.), der in seiner langen Regierungszeit seine Hauptstadt Babylon zum Weltwunder machte. Die Bibel hingegen kennt ihn als jenen Herrscher, der das jüdische Volk in die babylonische Gefangenschalt führte. Ursprünglich etwa 11,2 x 14,5 cm; Inv.-Nr. AOST 68

Uschebti (Totenstatue) Ein Ushebti ist eine kleine Statuette, die entweder als Lebende oder als Mumie dargestellt wird und dem Toten in Ägypten mit ins Grab gegeben wurde. Ushebti sind zentraler Bestandteil der Grabbeigaben, weil die Ägypter daran glaubten, dass sie als Stellvertreter im Totenreich für sie da seien. Zudem stellten sie sich das Jenseits ähnlich wie das Diesseits vor und glaubten, dass die Ushebti ihnen die Arbeit nach dem Tod abnahmen. So ist es auch zu erklären, dass bei reichen Grabausstattungen bis zu Hunderte von Ushebti auftauchten. Um ihren Aufgaben besser nachkommen zu können, erhielten die Ushebti im Laufe der Zeit immer mehr Hilfsmittel: Man kennt Ushebti mit Körbchen zum Tragen, landwirtschaftlichen Geräten wie Hacken oder Schaufeln oder gar mit Rucksäcken. Ushebti wurden auch zunehmend in der Kleidung der Lebenden dargestellt. Tatsächlich gab es in einzelnen Gräbern so viele Ushebti, dass es sogar einen Ushebti-Aufseher für sie gab, der mit Peitsche oder Geißel ausgestattet war. Der Aufseher sah dem Toten oft sehr ähnlich.

Opferkammer Seschemnefer III. war ebenso wie schon sein Vater und Großvater vor ihm ein hoher Beamter des Pharaos. Deswegen durfte er sein Grab in Stein und in der Nähe der Königspyramiden in Gizeh errichten und zwar in Form einer sogenannten Mastaba (arab. für Bank ). Zu diesem Grabbau gehörte eine Opferkammer, die auch nach dem Begräbnis noch von außen zugänglich war. In ihr wurde der Totenkult für den Verstorbenen vollzogen, indem ihm Nahrung und andere schöne Dinge gebracht wurden, damit es ihm im Jenseits gut ging. Zu den Opfergaben gelangte der Tote durch die beiden Scheintüren im Westen der Kammer. Um nicht rein auf die tatsächliche materielle Versorgung angewiesen zu sein, die nicht für die Ewigkeit Bestand haben konnte, sind in der Opferkammer all die Dinge abgebildet, die der Tote für ein gutes Leben im Jenseits brauchte. Für die Arbeit im Museum: Findet die Abbildung von Seschemnefer III. und identifiziert so viele Abbildungen an den Wänden wie möglich. Gizeh; Kalkstein, bemalt; etwa 2380 v. Chr.; 2,57 x 3,65 x 1,45 m; Inv.-Nr. 3

Sarg Der Kastensarg des Flottenkommandanten Idi ist aus unregelmäßigen Akazienholzbrettern gezimmert. Der Sarg stammt aus der Zeit, in der Särge noch nicht in Personenform hergestellt wurden. Der Deckel saß bündig auf und wurde durch die Halbrundbalken fixiert. Außen befindet sich eine Opferformel, auf der Ostwand sind große Augen am Kopfende (Norden) eingezeichnet, damit der Tote den Sonnenaufgang ansehen konnte. Im Inneren wurden verschiedene Geräte und Objekte aufgemalt, die der Verstorbene für das alltägliche Leben im Jenseits brauchte. So sind etwa am Fußende Sandalen dargestellt und am Kopfende eine Kopfstütze. Außerdem stehen hier Sprüche für das Jenseits und eine Liste mit Opfergaben, mit denen der Tote rituell versorgt werden sollte. Zu einer Besonderheit wird dieser Sarg durch die Unterseite des Deckels. Auf ihr ist eine sogenannte Diagonalsternuhr abgebildet. Davon sind nur sehr wenige erhalten; in Deutschland gibt es nur dieses eine Exemplar. Die Sternuhr verzeichnet den Aufgang der verschiedenen Fixsterne im Jahresverlauf; dadurch wird klar, zu welcher Zeit sich welcher Stern wo am Firmament befindet. So wird es dem Toten, der sich als Seefahrer am Sternenhimmel auskannte, ermöglicht, die Zeit zu bestimmen. Assiut; Stuck auf Holz, bemalt; etwa 1900 v. Chr.; 52 (ohne Deckel) x 200 x 48 cm; Dicke des Deckels: 6,7 cm; Inv.-Nr. 6

Kanopenkasten Bei der Mumifizierung einer Leiche wurden die inneren Organe entfernt. Diese wurden separat aufbewahrt in sog Kanopenkrügen. Diese Kanopenkrüge wiederum wurden in einem weiteren Behälter verwahrt, dem hier zu sehenden Kanopenkasten. Es handelt sich also um ein Objekt aus dem Grabbereich. Dieser Kasten hat die Form eines Schreins, wie er auch für Götterbilder verwendet wurde. Die Vorderseite ist mit einer aufgemalten, verriegelten Tür dekoriert und zeigt in den beiden Hohlkehlen im oberen Bereich die typische geflügelte Sonnenscheibe. Auf den beiden Seiten ist jeweils der Gott Anubis in Menschenform mit Schakalkopf dargestellt. Der Kasten hat einen abnehmbaren Deckel, auf dem sich eine separate Falkenfigur befindet. An der Seite dieser Falkenfigur befinden sich zwei aufgemalte liegende Schakale. Herkunft unbekannt; Holz, bemalt; 7. Jahrhundert v. Chr.-3. Jahrhundert n. Chr.; 57 x 24 x 28 cm; Inv.-Nr. 1289

Waffenläufer Die massiv gegossene, 16,3 cm hohe Statuette aus Zinnbronze, der lediglich Helmbusch, Rundschild und wenige Fingerglieder der rechten Hand fehlen, war bereits Mitte des 18. Jahrhunderts im Besitz Familie Tux und fiel 1798 als Stiftung an die Universität Tübingen. Die Bronze zeigt einen gewappneten Athleten in Startposition für den Waffenlauf, eine Disziplin, die im Jahr 520 v. Chr. erstmals als Wettkampf der Männer bei den Olympischen Spielen ausgetragen wurde und zumeist über zwei Stadien (360 m) verlief. Besonders berühmt und mit fünfzehn Stadien (2700 m) um ein Vielfaches länger war der Waffenlauf in Plataiai, dessen Sieger deshalb auch als Bester der Griechen" gerühmt wurde. Inschriften, literarische Erwähnungen von Siegerstatuen sowie zahlreiche Bilder der attischen Vasenmalerei zeugen von der Bedeutung und Popularität dieser Wettkampfdisziplin. Bei der Tux'schen Bronze" dürfte es sich um die Weihung eines siegreichen Athleten in einem Heiligtum gehandelt haben. Bemerkenswert ist, dass im antiken Griechenland zu Lebzeiten nur erfolgreichen Siegern im Sport eine Statue gewidmet wurde erfolgreiche Sportler sind so ähnlich wie übermenschliche wesen verehrt worden. Attisch; um 490/480 v. Chr.; Sammlung Tux; Inv.-Nr. 1

Tetradrachme Die Ausprägung von Münzen im Wert von vier Drachmen, sogenannten Tetradrachmen, und die Wahl des Bildmotivs der Eule mit Ölzweig markiert nach antiken Maßstäben die Schaffung einer Weltwährung. Die Wahl des Bildmotivs ist von tieferer Bedeutung, ist die Eule doch das heilige Tier der Göttin Athena, Namenspatronin und Schutzgöttin Athens. Nicht zuletzt auf der griechischen Euro- Münze findet sich bis heute die Eule wieder. Die Verbreitung der Funde bezeugt, dass Athener Tetradrachmen zu einem Zahlungsmittel wurden, das im gesamten östlichen Mittelmeerraum Verwendung fand. Die weite Verbreitung der Münzen ist der greifbare Beweis für die ökonomische und politische Expansion des Stadtstaats (der Polis) Athen im Zuge der Perserkriege und zeigt, wie weit sich die Handelsbeziehungen in der Antike erstreckt haben. Silber (AR), Gewicht 17,21 g; geprägt etwa 449-441 v. Chr.; Nachlass Ferdinand Noack; Nr. SNG Tübingen 1638

Grabstele Die hohe, schmale Grabstele zeigt in flachem Relief einen gerüsteten und bewaffneten Krieger im Profil nach rechts. Über dem kurzen Chitoniskos (Unterkleidungsstück) trägt er einen schweren ledernen Brustpanzer, dazu Beinschienen und einen Helm; die linke Hand hält eine lange Lanze. Inschriften nennen nicht nur den Namen des verstorbenen Aristion, sondern auch den Bildhauer der Stele, Aristokles. Wie Farbreste einerseits, geglättete Flächen und Löcher für Anstückungen (d.h. für zusätzlich angebrachte Teile wie den Helm oder die Lanzenspitze) andererseits zeigen, war die Stele ursprünglich nicht nur vollständig bemalt, sondern einzelne Elemente waren in Bronze angesetzt, so der Helm und die Lanzenspitze, die Bartspitze sowie das Glied des Mannes. Bemalung und Anstückungen wurden in der Rekonstruktion ebenso wiedergegeben wie die verlorene Bekrönung der Stele mit einer Palmette, der symmetrischen Darstellung eines Blattes. Im Museum: daneben ist eine weiße Stele ohne Anstückung (Helm) zu sehen. Abguss aus Berlin, 1867 erworben; Inv.-Nr. 1250 (Slg. 30); Rekonstruktion: Th. Schäfer, Ausführung K. v. Woyski, 2005; Inv.-Nr. 1398 a-f (Slg. 30a) Original: Marmor, um 510 v. Chr.; Athen, Nat. Mus.; Inv.-Nr. 29

Laokoon-Gruppe Die hellenistische Skulpturengruppe wurde 1506 in Rom gefunden, von Papst Julius II. erworben und in einem Hof der päpstlichen Residenz hinter dem Petersdom aufgestellt. Schon bei der Auffindung erkannte man in der Gruppe, die den gewaltsamen Tod des trojanischen Priesters Laokoon (betone: LaOko-on) und seiner beiden Söhne durch zwei riesige Schlangen darstellt, jene Skulptur wieder, die Plinius im 1. Jahrhundert n. Chr. als das höchste aller Kunstwerke bezeichnet hatte. Vor dem Hintergrund dieses antiken Kunsturteils zählte der Laokoon rasch zu den berühmtesten antiken Skulpturen Roms, und seine prominente Aufstellung ließ ihn in Zeichnungen, Stichen oder Miniaturen bald in ganz Europa bekannt werden. Laokoon war ein trojanischer Priester, der seine Mitbürger warnen wollte, das trojanische Pferd in die Stadt zu ziehen und damit den Griechen zu ermöglichen, dass sie Troja vernichten. Die Trojaner hielten das hölzerne Pferd bekanntlich für ein Weihegeschenk der Greichen an die Göttin Athene und als Zeichen dafür, dass die Griechen nach einem zehn Jahre dauernden Krieg die Heimfahrt angetreten hätten. Poseidon, der auf Seiten der Griechen war, schickte aber Seeschlangen aus dem Meer, um Laokoon zu töten. Die Skulptur zeigt den Todeskampf des Priesters und seiner beiden Söhne. Abguss aus Paris, 1837 erworben; Inv.-Nr. 6 (Sig. 200) Original: Marmororiginal(?) des 1. Jahrhunderts v. Chr.; Rom, Vatik. Mus.; Inv.-Nr. 1059, 1064, 1067

Ara Pacis Bei der Ara Pacis, dem Friedensaltar des Augustus, der 13-9 v. Chr. auf dem Marsfeld in Rom errichtet wurde, handelt es sich um ein annähernd quadratisches Heiligtum von 11,6 x 10,6 m. Eine 6,30 m hohe, beidseitig reliefierte Mauer umgibt einen kleinen Hof, der von Ost und West zu betreten ist und in dessen Zentrum der eigentliche Altar steht. Die Friesplatten zeigen außen einerseits eine sich nahende Opferprozession, in deren Mitte der Princeps Augustus selbst in seiner Funktion als oberster Priester auftritt. Zum anderen finden sich neben den Zugängen vier Reliefs mythologischen und allegorischen Inhalts, die eng mit der Politik des Princeps in Zusammenhang stehen. Am deutlichsten setzt das hier dargestellte Relief der Erdmutter Tellus die Propaganda des Augustus im Bild um: Mit Zwillingen auf dem Schoß, von Tieren umgeben und inmitten einer blühenden Natur sitzend, versinnbildlicht die Erdmutter das Goldene Zeitalter, als dessen Urheber Augustus sich sieht und darstellen lässt. Abguss aus Berlin, 1936 erworben; Inv.-Nr. 1372 (Sig. 203); Original: Marmor, 13-9 v. Chr.; Original: Rom, Ara-Pacis-Museum