Fred Löwenberg. Januar 2000. (ANg, 2000-1231)



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Transkript:

Januar 2000 (ANg, 2000-1231) * 19.4.1924 (Breslau), 30.5.2004 (Berlin) Sozialistische Arbeiterjugend; 1942 Verhaftung; Gefängnis Breslau; KZ Buchenwald; 26.10.1944 KZ Neuengamme; Dezember 1944 Außenlager Lütjenburg-Hohwacht; April 1945 Befreiung; Sommer 1945 Rückkehr nach Breslau; 19 Monate Haft in Polen; Ausreise in die Bundesrepublik; 1956 nach dem KPD-Verbot 15 Monate Haft; 1969 Übersiedlung in die DDR; Wirtschaftsjournalist.

2 Ferdinand Löwenberg, genannt Fred, wurde am 19. April 1924 in Breslau als Kind einer sozialdemokratischen Familie geboren. Sein Vater kam aus einer jüdischen Handwerkerfamilie, seine Mutter war die Tochter eines Beamten. Fred Löwenberg und sein Bruder waren Mitglieder der sozialistischen Jugendorganisation Die Falken. Nach dem Freitod des Vaters 1933 zog mit seiner Mutter und seinem Bruder in ein proletarisches Viertel in Breslau. Er hörte verbotene Swingmusik und studierte die von seinem Vater geerbten sozialistischen Klassiker. 1942 wurde er, nachdem er polnischen Zwangsarbeitern geholfen hatte, von der Gestapo unter dem Vorwurf der Heimtücke verhaftet und ins Breslauer Gefängnis gebracht. Vergeblich wurde dort versucht, durch eine Scheinhinrichtung ein Geständnis von zu erpressen. Er wurde ins KZ Buchenwald eingeliefert, wo er in einem Facharbeiterkommando Zwangsarbeit leisten musste. Schnell fand er Kontakt zur Organisation der politischen Häftlinge. Nach der Bombardierung seines Arbeitskommandos wurde Fred Löwenberg am 26. Oktober 1944 ins KZ Neuengamme überstellt. Nach fünf Wochen kam die gesamte Gruppe der vormaligen Facharbeiterhäftlinge aus Buchenwald ins Außenlager Lütjenburg-Hohwacht des KZ Neuengamme, wo inzwischen für die in Kiel ausgebombte Firma Anschütz eine Produktionsstätte errichtet worden war. Die Verhältnisse in Lütjenburg, wo die Häftlinge als Rüstungsfacharbeiter

3 Kompasse herstellen mussten, waren besser als im Hauptlager Neuengamme; es gab weniger Misshandlungen. Fred Löwenberg blieb dort bis zur Evakuierung des Lagers am 19. April 1945. Danach musste das Kommando noch einige Tage Feldarbeiten auf einem Gut bei Rathmannsdorf in der Nähe Kiels verrichten. Beim Weitermarsch setzten sich die Bewacher ab, die Häftlinge trafen auf britische Militäreinheiten. Körperlich sehr geschwächt kam in ein britisches Militärhospital. Dann begab er sich noch einmal für wenige Tage nach Hohwacht, weil er dort eine lettische Zwangsarbeiterin kennen gelernt hatte. Im August 1945 kehrte er nach Breslau zurück, wo er beim Aufbau der Zivilverwaltung mitarbeitete. 1946 wurde von einem polnischen Gericht zu 19 Monaten Haft im Breslauer Gefängnis verurteilt, weil ihm Korruption in der Verwaltung vorgeworfen wurde. Nach seiner Freilassung lebte er bis 1969 in der Bundesrepublik. Hier wurde er 1956 nach dem KPD-Verbot wegen des Betreibens eines illegalen Radiosenders zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung arbeitete er weiter für die illegale KPD, bis er 1969 in die DDR übersiedelte. Dort absolvierte er ein volkswirtschaftliches Studium und wurde Wirtschaftsjournalist. starb am 30. Mai 2004 in Berlin.

4 Wir haben uns der Manipulation durch die Nazis zuerst emotional, dann bewusst entzogen und uns dann oft spontan gegen die Nazis gewandt. [ ] Bewusst bin ich eigentlich erst in den Widerstand hinter dem Stacheldraht gekommen. [ ] Eigentlich war ich [ ] für die Vernichtung in Auschwitz vorgesehen. [ ] Der Transport fiel aber in eine Zeit, in der es eine Transportsperre gegeben haben soll wegen einer Massenkrankheit und zum Schutz der SS-Leute. [ ] Ich kam nach Buchenwald [...]. Aus: Fred Löwenbeg. Interview, 6.8.1998. In: Im Widerstand gegen das NS-Regime. Gespräche in den Jahren 1997/98, hg. v. d. Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener u. d. Verein für angewandte Konfliktforschung, Berlin 2000, Bd. 2, S. 34 37, hier S. 35 f.

5 Es war [in Lütjenburg-Hohwacht] kein typisches Kommando, so kenne ich es von anderen Kommandos nicht. Wir hatten Spielraum. Da muss man auch den Zeitfaktor sehen, es war eine Rüstungsstätte, wir waren aus ihrer Sicht hoch qualifizierte Leute, das spielt alles eine Rolle. Aber Zivilpersonen wurden gewarnt mit uns Kontakt aufzunehmen, aber sie blieben natürlich nicht aus. In diesem Außenkommando gab es ja fünf bis sechs verschiedene Essen täglich: für die deutschen Arbeiter, Westarbeiter, für die Russen und Polen und dann die Häftlinge. Es gab natürlich auch verschiedene Rationen. Das Essen kam aus verschiedenen, ich würde nicht sagen Kesseln, aber es wurde unterschiedlich eingeteilt. Aber wie gesagt, es war ein Kommando, wo die persönliche Unfreiheit erträglicher wurde und da war auch noch wieder Kameradschaft zu spüren in diesem relativ kleinen Kommando.. Interview, 25.9.1999. (ANg)

6 Die Tat vom 30. Januar 1965.

7 Todesanzeige für in der Berliner Zeitung vom 5. Juni 2004.

8 Die Zeitschrift Unser Blatt der Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (BVVdN), würdigte nach seinem Tod. Unser Blatt, Nr. 28, April Juni 2004.

9

10

Bericht der Zeitschrift Publik der Gewerkschaft ver.di vom März 2005 über den älteren Bruder von, Martin Löwenberg. 11