30 Jahre Klinische Seelsorgeausbildung in Waldbröl von Karin Vorländer Vor 30 Jahren kamen sechs Pfarrer und Pfarrerinnen aus der Evangelischen Kirche im Rheinland, ein römisch-katholischer Priester und eine Krankenschwester zum ersten Seelsorgekurs nach Waldbröl. Für sechs Wochen wohnten sie in vom Krankenhaus angemieteten Wohnungen und besuchten die Patienten und Patientinnen auf den Stationen. Sie schrieben die Seelsorgegespräche, die sie mit den Kranken geführt hatten, auf und besprachen sie anschließend in der Kursgruppe und mit ihren Kursleitern. So beschreibt Horst Ostermann, Superintendent i.r. die Anfänge der in der rheinischen Kirche in dieser Form z.zt. einmaligen Kurse in klinischer Seelsorgeaausbildung (KSA). Über 300 Seelsorgerinnen und Seelsorger sind seither in den Waldbröler KSA Kursen ausgebildet worden und haben Vergewisserung für ihren Dienst erfahren. Bewährtes Konzept Vom 17.08.2009-25.09.2009 fand jetzt unter der Leitung von Anke Kreutz, Leitende Pfarrerin der EFHiR, und ihrem katholischen Kollegen, dem Waldbröler Krankenhausseelsorger Andreas Groß, der diesjährige KSA-Kurs statt. Im Grundsatz ist das Konzept in den zurückliegenden 30 Jahren gleich geblieben. Heute berücksichtigt es verstärkt kreative Methoden und nonverbale Kommunikation, die Anke Kreutz als Lehrsupervisorin der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGFP )einbringt.
Gute Gründe für die Teilnahme Ich habe mich hier angegmeldet, weil ich mich in so einem Kurs ausprobieren kann und es dazu einen Rahmen gibt, in dem das eigene Tun reflektiert wird, beschreibt Tomke Weyermann ihre Motivation, sich nach sechs Jahren als Krankenhausseelsorgerin für den Waldbröler KSA Kurs anzumelden. Andere Kolleginnen und Kollegen wollen die Wahrnehmung der eigenen Person und Rolle verbessern, sich und ihren Reaktionen und Mustern auf die Schliche kommen, ein besseres Gespür für das bekommen, was in einer seelsorglichen Begegnung geschieht oder vor dem Antritt einer neuen Stelle Bilanz ziehen und Neues lernen. Lernen mit Leib und Seele Sechs Wochen lang bilden die Kursteilnehmenden, die aus unterschiedlichen Kirchen kommen, eine Lern-, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, um unter der Leitung erfahrener Supervisoren ihr eigenes seelsorgliches Hören und Begleiten zu vertiefen und sich im Miteinander von Theologie und Psychologie auch mit der eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte auseinandersetzen. Das Krankenhaus eignet sich dabei besonders als Übungs- und Praxisfeld: Denn dort treffen sie Menschen, die Trost und ehrliche Antworten auf Grundfragen des Lebens und Sterbens und des Glaubens suchen, weiß Lehrsupervisor Horst Ostermann, der die KSA-Ausbildung vor 30 Jahren nach Waldbröl holte und 25 Jahre lang leitete. Im Ruhestand begleitet er im Auftrag der VEM in Indonesien und auf den Philippinen die Ausbildung von Supervisoren für die dortigen Kirchen.
Vielfältig und metheodenreich Während des Kurses machen die Teilnehmenden genau das, was sie in ihrem Beruf Tag für Tag tun: Sie begegnen Menschen in seelsorglichen Situationen und suchen nach tragfähigen Antworten und ehrlicher Begegnung. Im Waldbröler KSA-Kurs allerdings können sie jenseits der Hektik des Berufsalltags ihre bisherige Praxis beleuchten, ihre Wahrnehmung in einer Athmosphäre von gegenseitiger Wertschätzung schärfen und die theoretischen und praktischen Grundlagen ihres Wirkens vertiefen. Dazu tragen die Auswertung von Gesprächsprotokollen in Gruppengesprächen, Einzelsupervision, die Arbeit an der eigenen Biographie und nicht zuletzt eine tägliche Andacht bei, die gemeinsam reflektiert wird. Dabei reicht das Spektrum der Arbeitsformen von Gruppengespräch über Rollenspiel bis zum Kennenlernen von Musiktherapie oder Eutonie-Körperübungen. Vernetzt und günstig Eingesetzt werden die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer in ganz unterschiedlichen Praxisfeldern: Auf den Stationen im Kreiskrankenhaus Waldbröl, wo die Seelsorge, die dort an Patienten geschieht, vom medizinischen Personal sehr geschätzt wird, in der Beratungsstelle im Haus für alle und in Altenheim der Caritas.
Eine solche Vielfalt und Vernetzung von Praxisfeldern gibt es in anderen kirchlichen KSA-Kursen nur selten, betont Pfarrerin Anke Kreutz, die die Kurse inwaldbröl seit fünf Jahen leitet. Ungewöhnlich für kirchliche KSA-Kurse ist auch, dass die Ausbildung nicht in Wochenkursen fraktioniert, sondern sechs Wochen lang am Stück stattfindet. Das trägt wesentlich dazu bei, dass die Teilnehmenden nicht nur über ihre Arbeit sprechen, sondern wirklich auch an eigene Lebensthemen kommen, ist die Erfahrung von Anke Kreutz. Die KSA-Kurse in Waldbröl haben einen weiteren Vorteil: Sie kommen, dank der Tatsache, dass die Kirchengemeinde Waldbröl und das Krankenhaus Räume zur Verfügung stellen, ohne kirchliche Zuschüsse aus. Weil wir die Ressourcen hier in Waldbröl nutzen können, sind wir mit unserem Teilnehmerbeitrag von 800 Euro um ein vielfaches günstiger als Angebote in Tagungshäusern, schätzt Anke Kreutz. Horst Ostermann hat das Waldbröler Konzept in die Seelsorgeausbildung der philippinischen UCCP (United Church of Christ) und der indonesischen HKBP Kirche exportiert, wo der finanzielle Rahmen bedrückend eng ist. Auch dort sind die Teilnehmer in Räumen der Klinik untergebracht. Jenseits aller kulturellen Unterschiede sind die Fragen der Menschen hier und dort dieselben, ist seine Erfahrung. Auch Andreas Groß schätzt die überkonfessifonelle Zusammenarbeit: Wir haben eine Botschaft, betont der katholische Co-Kursleiter. Der Kreis schliesst sich Anke Kreutz freut sich, dass der Jubiläumskurs in besonderem Maß ökumenisch geprägt ist: Erstmals war eine Teilnehmerin von der Partnerkirche auf den Philippinen dabei. Das stärkt die Solidarität, findet sie. Und Timo Garthe, der als Auslandspfarrer in Jakarta gearbeitet und dort die KSA-Arbeit von Horst Ostermann kennengelernt hat, nutzte die Chance, vor dem Antritt seiner neuen Stelle in Deutschland aufzutanken. Ich finde im KSA-Kurs wieder, worum es auch in der Partnerschaftsbeziehung zur Kirche auf den Philippinen und in Indonesien geht: Um Begegnung auf Augenhöhe, resümiert er. Auch Teilnehmerin Gudrun Goy zieht
eine positive Bilanz: Seelsorge ist ein unverzichtbarer Auftrag der Kirche. Der lässt sich weder outsourcen noch delegieren. Und genau für diese Arbeit bin ich hier gestärkt worden. Die drei KSA Zentren: Das evangelische Cikini Hospital in Jakarta, das Visayas Communit Medical Center in Cebu City und das Kreiskrankenhaus in Waldbröl haben seit 2004 eine Partnerschaft miteinander geschlossen.