Lösungsorientierte Fragetechniken



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Transkript:

Lösungsorientierte Fragetechniken 1 Zirkuläre Fragen 1.1 Kurze Beschreibung der Methode Zirkuläre Fragen wurden in der systemtherapeutischen Beratung und Coaching entwickelt und werden dort heute erfolgreich eingesetzt, um zirkuläre Prozesse in Beziehungssystemen aufzudecken und starre Kommunikations- und Interaktionsmuster, die Konflikte innerhalb des Systems verursachen, durch eine gezielte Einnahme von unterschiedlichen Beobachterpositionen und Perspektivwechseln zu verflüssigen. Der Fragende (Berater oder Coach) eröffnet den Beteiligten durch seine triadische Frageweise Möglichkeiten, sich in andere Positionen hinein zu versetzen und sich dabei auf einen Perspektivenwechsel innerhalb des Systems einzulassen. Die triadische Frageweise provoziert ein Mutmassen im Beisein der Anderen, denn die Beteiligten werden angeregt, ihre Vermutungen über Wünsche, Bedürfnisse, Meinungen, Beziehungen usw. anderer Beteiligter zu äußern. Im wechselseitigen Bezug aufeinander werden neue Denkprozesse eingeleitet und Veränderungen möglich. Ein Symptom, ein Problem, eine Krankheit sind keine Dinge, sondern Prozesse, gebildet durch Handlungen und Kommunikationen verschiedener Personen. (Schlippe/Schweitzer 1998, 141). Jedes Verhalten innerhalb eines Systems hat einen Sinn. Dieser Sinn wird in Bezug auf die wechselseitigen Beziehungsmuster innerhalb des Systems verstehbar. Jedes Verhalten ist nach Schlippe und Schweitzer im sozialen System als kommunikatives Angebot zu sehen. 1.2 Ziele des zirkulären Befragens in der Therapiesituation sind 1. Informationen über den Kommunikationskontext zu sammeln, 2. Kommunikationsangebote für alle Beteiligten sichtbar und in ihrem Sinn durchschaubar zu machen, 3. festgefahrene Kommunikations- und Verhaltensmuster sowie Beziehungskonstellationen zu stören, 4. Ideen für neue Deutungsmuster und Handlungsoptionen zu streuen. Dazu muss durch die Frageweise des Beraters eine Erweiterung der Perspektive oder ein Perspektivenwechsel aller Beteiligten initiiert werden. Der Beobachterstandort soll so verschoben werden, dass der Befragte lediglich über persönliche Mutmassungen, Beobachtungen und Deutungen zu bestimmten Kommunikationsmustern anderer und deren Funktionen im System Auskunft gibt. Dies geschieht in deren Beisein, so dass entgegen den gewohnten Benimmregeln über diejenigen, die sich mit im Raum befinden, getratscht wird. Beispiel: Person A ist verärgert. Sie könnte nun von einem Anwesenden nach dem Grund für ihren Ärger befragt werden (lineare Sichtweise). Damit würde aber nur ihre eigene Sicht dargestellt werden. Person B sieht, dass A sich ärgert, A weiß, dass B ihr Gefühl wahrnimmt. Der Fragesteller könnte, um diesen kommunikativen Aspekt zu verdeutlichen, A danach fragen, was sie denkt, was ihr Ärger für B bedeutet. Gibt es dazu noch eine Person C, so kann der Fragesteller diese fragen, was sie denkt, was der Ärger von A bei B auslöst. Auf diese Weise erhält A Informationen über die mögliche Bedeutung ihres Ärgers 1

für B, B erhält Informationen über die mögliche Intention von A und A und B erhalten eine Rückmeldung über ihre Beziehung aus der Sicht von C. Wie aus dem Beispiel ersichtlich ist, hat das zirkuläre Fragen hier einen triadischen Charakter. Deutlich wird dabei, wie viele zusätzliche Informationen, die neue Sichtweisen und Denkprozesse bei allen Beteiligten anregen können, durch das zirkuläre Fragen offengelegt werden. Unter Berücksichtigung der Zirkularität haben sich in der Praxis verschiedene Fragetechniken und -formen herauskristallisiert, die im Folgenden genauer dargestellt werden. 1.3 Fragetechniken und Frageformen des Zirkulären Fragens Die im Folgenden aufgeführten Fragetypen für die Beratungs-Praxis sollen nicht als Standardfragen gehandhabt werden, sondern als Leitfaden zur Verdeutlichung von allgemeinen Prinzipien des zirkulären Fragens gesehen werden. Mit welchen konkreten Inhalten diese allgemeinen Prinzipien dann gefüllt werden, hängt vom Kontext der aktuellen Konversation ab. Es gibt verschiedene Versuche, zirkuläre Fragen zu klassifizieren und zu ordnen. Einige unterscheiden sich nach der Form, andere nach den Zielsetzungen und wieder andere nach den Inhalten der Fragen. Der triadische Charakter zieht sich hierbei durch fast alle Fragetypen. Stellvertretend wird hier die Kategorisierung nach Schlippe und Schweitzer ergänzt durch Simon vorgestellt und durch Beispiele erläutert. 1.4 Fragen nach Unterschieden Phänomene lassen sich leichter beschreiben, wenn man sie von anderen abgrenzt. Abgrenzung erfolgt durch Unterscheidung genauer durch die Klärung beobachtbarer Merkmale der Unterscheidung, welche das Phänomen charakterisieren. Fragen nach Unterschieden sollen daher zur Klärung von Begrifflichkeiten und Bedeutungszuschreibungen im Kontext beitragen. Dabei wird streng differenziert zwischen Beschreiben, Erklären und Bewerten. So erfährt der Klient oder Teilnehmer, dass das beschriebene Phänomen nicht unbedingt an seine subjektive Erklärungen und Bewertungen gebunden ist. Er wird angehalten, seine bisherigen Interaktions- und Kommunikationsmuster vor diesem neuen Hintergrund zu reflektieren. Gegebenenfalls entstehen neue Handlungskonsequenzen. Die Fragen nach den Unterschieden kann man grob in Fragen nach der Qualität und Fragen nach der Quantität der Unterschiede unterteilen. 1.5 Klassifikationsfragen Klassifikationsfragen zielen auf qualitative Unterschiede ab. Rangfolgen von Akteuren hinsichtlich einer interaktiven oder kommunikativen Situation sollen vom Klienten eingestuft werden. Dabei werden Unterschiede in Sichtweisen und Beziehungen greifbar. Beispiele: Wer würde als erster..., wer zuletzt...? Wenn man eine Rangfolge in Bezug auf...erstellen wollte, wer käme an erster Stelle, zweiter Stelle...letzter Stelle? Wer freut sich über Ihr gelungenes Abitur in der Familie am meisten? Wer am wenigsten? Wer ist am aktivsten, abenteuerlustigsten in der Familie, wer ist am wenigsten aktiv? 2

1.6 Prozentfragen Prozentfragen ermöglichen unter anderem eine bessere Differenzierung und Präzisierung von Ideen, Überzeugungen, Stimmungen, Krankheitskonzepten, Meinungen voneinander usw. in quantitativer Hinsicht. Je nach Bedarf können zusätzliche Skalierungen eingesetzt werden. Beispiel: Zu wie viel Prozent halten Sie dies für. und zu wie viel Prozent hingegen für...? Zu wie viel Prozent halten Sie Ihr Problem für ein medizinisches, zu wie viel Prozent für ein psychisches? 1.7 Übereinstimmungsfragen Übereinstimmungsfragen haben zweierlei Funktionen. Zum einen geben sie Hinweise auf Koalitionen, zum anderen geben sie die Möglichkeit des Feedbacks zu vorherigen Äusserungen. Beispiel: Wer stimmt mit wem überein/nicht überein? Stimmen Sie dem zu oder sehen Sie das anders? Dein Vater denkt, du hättest einen engeren Bezug zu deiner Mutter als zu ihm. Deine Mutter sieht es genau umgekehrt. Welcher Sicht würde deine Schwester eher zustimmen?? Nehmen Ihre Eltern die Meinung Ihrer Schwester zu politischen Themen ernst? Sie als Tochter: Denken Sie, dass Mutter zurzeit ein besseres Verhältnis zu Vater hat oder zum Bruder? 2 Ressourcenorientierte Fragen (Verbesserungsfragen) In einem problembelasteten Kontext richtet sich der Fokus aller Beteiligten meist nur auf eben diesen. Solch ein eingeschränkter Blickwinkel verhindert die Wahrnehmung von Ressourcen, die zu einer Auflösung des Problems führen könnten. So scheint man sich von einer möglichen Lösung immer weiter zu entfernen. Lösungsorientierte Fragen hingegen verlagern diesen Fokus. Fragen nach Ausnahmen von Problemen Oft sehen die Beteiligten des Systems das Problem/ Symptom als die Regel an: Person X ist immer depressiv. Durch Fragen nach Ausnahmen wird wiederum verdeutlicht, dass das Problem nicht allgegenwärtig ist. Beispiel: Wie oft (wie lange, wann, wo) ist das Problem nicht aufgetreten? Was haben Sie und andere in diesen Zeiten anders gemacht? Wie könnten Sie mehr von dem machen, was Sie in Nicht-Problem-Zeiten gemacht haben? a. Fragen nach Ressourcen Die Fragen nach Ressourcen eröffnen den Beteiligten den Blick auf ihre Stärken und Fähigkeiten. Dem Problem kommt so eine zweitrangige Rolle zu. Beispiel: Was soll in Ihrem Leben so bleiben wie es ist, was ist gut daran? Was gefällt Ihnen an sich selbst und an den anderen? 3

b. Wunderfragen Wunderfragen geben vor, dass sich das Problem durch ein Wunder aufgelöst hat. Dabei fragen sie nicht nach dem Wie?, sondern nach dem Was-ist-danach? Sie zielen darauf ab, unverbindlich mögliche Problemlösungen zu phantasieren. Das hohe Mass an Unverbindlichkeit bewirkt, dass sich keiner der Beteiligten verantwortlich fühlen muss, eine Lösung herbeizuführen. Beispiel: Angenommen heute Nacht käme eine Fee und würde Ihnen das Problem abnehmen, was wäre dann morgen anders? Wer würde als erstes erkennen, dass das Wunder über Nacht geschehen ist, und woran? Was würden die Menschen um Sie herum danach anders machen? c. Problemorientierte Fragen (Verschlimmerungsfragen) Durch problemorientiertes Fragen soll jedem einzelnen Beteiligten bewusst werden, dass er eine aktive Rolle bei der Erhaltung des Problems einnimmt und in welcher Form sie sich gestaltet. Dass Probleme bewusst erzeugt werden, impliziert gleichzeitig, dass sie dann auch bewusst unterlassen werden können. Beispiel: Was könnten Sie tun, um sich noch schlechter zu fühlen? Wie könnten die anderen dabei helfen, das Problem zu behalten? Problem- und Lösungsszenarien Wenn jedem der Beteiligten seine aktive Teilnahme an der Problemerhaltung bewusst geworden ist und sich Vorstellungen über mögliche Lösungen herauskristallisiert haben (Verbesserungs-/Verschlimmerungsfragen), so kann man nun gemeinsam den instrumentellen Charakter des Problems herausarbeiten. Das bedeutet, dass Probleme als Instrument eingesetzt werden können um Bedürfnisse zu befriedigen bzw. Defizite auszugleichen. So kann beispielsweise (unbewusst) eine Krankheit dazu eingesetzt werden sich dem angstbesetzten Berufsalltag zu entziehen und einer Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Problem auszuweichen. Fragen nach dem Nutzen das Problem noch zu behalten Dieser Fragetyp macht die Instrumentalität des Problems durchschaubar. Beispiel: Welchen Nutzen hätte es für das System, wenn das Problem noch eine Weile bestehen würde? Fragen nach Zukunfts- und Zeitplänen Probleme können in der Vorstellung der Beteiligten zeitlich unbegrenzt existieren oder aber auch nur für einen bestimmten Zeitraum. Fragen nach Zukunfts- und Zeitplänen sollen diese Vorstellungen aufdecken. Beispiel: Wie lange wird das Problem noch Ihr Begleiter sein? Wann werden Sie es verabschieden? 3 Skalierungen Mit Skalen lassen sich aktuelle Situationen konkret und fassbar darstellen. Auch die gemachten Fortschritte können mittels dieser Skala gut veranschaulicht werden. Zahlen-Skalen ermöglichen Differenzierungen und helfen Kunden und ihren Gesprächspartnern weg vom schwarz/weiß gut/schlecht Denken Skalierungen machen kleine Schritte planbar Mittels Skalierungen sind kleine Erfolge erkennbar 4

Skalierungen lassen sich in vielen Gesprächsphasen einsetzen Die Skalen können assoziiert oder dissoziiert angewendet werden. Assoziiert Walking Scale, Time-Line Dissoziiert Scale Board, 3.1 Typische Skalierungsfragen o Wo auf dieser Skala zwischen 0 und 10befinden Sie sich jetzt? o Wie ist es Ihnen gelungen auf X zu kommen? o Wer außer Ihnen hat dazu beigetragen, dass Sie auf X sind und nicht auf 0? o Woran würden Sie merken, dass Sie auf X+1sind? o Wann waren Sie schon einmal höher als auf X+1? Future Perfect A. Welchen Wert wollen Sie auf einer Skala von 1 bis 10 schliesslich erreichen? 1 2 Antwort X B. Was genau werden sie anders machen, wenn Sie bei X sind? Und was noch? C. Wie wird es sich auswirken, dass Sie bei X all das machen? Und wie noch? D. Woran wird Ihre Umgebung merken, dass Sie bei X sind? Und woran noch? 3.2 Weitere Skalenfragen Wenn 10 die Lösung des Problems wäre und 0 das Gegenteil, wo befindest du dich im Augenblick? Wenn 0 die völlige Unsicherheit wäre und 10 die völlige Klarheit in Bezug auf diese Frage, wo bist du jetzt? Was würde sich ändern, wenn du 1 Wert höher wärst? Wann wäre das Problem kein Thema mehr? Woran würdest du merken, dass du stabil auf den Wert von gekommen bist? Wie hoch müsste der Wert sein, dass du sagst, es ist gut genug? Was wäre sonst noch anders? Was noch? Wären es geheime Veränderungen oder würden es andere Personen bemerken? Greife eine dieser Personen heraus! Welche Veränderung würde sie bemerken? Gibt es irgendjemand, für den diese Änderung eine Schwierigkeit wäre? 5

Gibt es irgendetwas, was ich sonst noch hätte fragen sollen und versäumt habe zu fragen? Gibt es irgendetwas, was Du noch gerne mitgeteilt hättest? Woran würdest du merken, dass diese Aufstellung hilfreich für dich ist? Was wäre für dich ein klarer Hinweis darauf, dass unsere Arbeit erfolgreich/sinnvoll war? Woran würden es andere merken? 3.3 Weitere Skalenarten a. Fortschrittsskala «Stellen Sie sich bitte eine Skala von 0 bis 10 vor. Wenn 0 bedeutet, dass Sie mitten im Problem drinstecken und 10 heisst, dass Sie Ihr Ziel vollständig erreicht haben: Wo befinden Sie sich heute auf der Skala?» Wieviel haben Sie in dieser Angelegenheit bereits erreicht? 1 = 10 = Die Skala eignet sich auch, um die nächsten Schritte zur Lösung des Problems zu konkretisieren: «Woran werden Sie merken, dass Sie auf der Skala einen Punkt höher als x angekommen sind?» b. Zuversichtsskala c. Lernskala Wie zuversichtliche sind Sie, wenn Sie an die Erfolgsaussichten denken? Wie zuversichtlich sind Sie auf unserer Skala von 0 bis 10, dass Sie den nächst höherem Punktwert erreichen werden? 1 = Ich gebe der Sache nicht die geringste Chance 10 = Ich bin mir so sicher, wie man sich nur sicher sein kann Wie nützlich war diese Situation/Methode/ für Ihre Lernentwicklung? 1 = Keine Herausforderung, reine Routineangelegenheit 10 = das war seit langer Zeit die hilfreichste Situation/Methode um wirklich dazuzulernen d. Motivationsskala Wie motiviert sind Sie im Moment, die Sache anzupacken? 1 = Es gibt viele anderen Dinge im Leben, die mir viel wichtiger sind. 10 = Ich werde all meine Energie in diese eine Sache stecken. 6

4 Wunderfrage Die "Wunderfrage" ist eine Methode der Kurzzeittberatung, bei der es darum geht, aus dem Problemzustand herauszukommen und einen Zielzustand zu erleben. Durch diesen Zielzustand können mögliche Lösungen erarbeitet werden. Die Wunderfrage ist eigentlich keine Frage, sondern ein Prozess, nämlich der Prozess, schon jetzt die Lösung beziehungsweise Elemente der Lösung zu erleben: die partielle Verwirklichung eines zukünftigen Ereignisses in der Gegenwart. Sie ist st der Versuch, für den Klienten einen neuen Lösungsfokussierenden Rahmen zu schaffen. Die Wunderfrage arbeitet mit einer Universalressource, sie ermöglicht einen kreativen Akt. Charakteristika des Wunders: plötzlich überraschend alles ist möglich wir schließen weniger aus der Weg dorthin wird ausgeblendet Die Wunderfrage kann bei den meisten systemisch-lösungsorientierten Methoden eingesetzt werden. (Time-Line, Skalierung, Disney Strategie, etc.) Der Prozess Ich möchte Ihnen eine ungewöhnliche und merkwürdige Frage stellen (Pause Warten auf Signal des Klienten) mal angenommen oder.. stellen Sie sich vor, es ist der Fall, dass (lange Pause) nach einiger Zeit gehen Sie nach Hause usw. usw. (lange Pause) Sie gehen schlafen (lange Pause) und in der Nacht geschieht etwas sehr Überraschendes sehr Merkwürdiges (lange Pause) das Problem, das Sie hierher in die Beratung oder Therapie geführt hat, ist weg, einfach weg kein Thema mehr und das wäre ja fast ein Wunder, nicht wahr? wenn es so schnell geschähe --- Pause --- aber das alles geschieht, während Sie schlafen, deswegen wissen Sie nicht, dass es geschehen ist: --- Pause --- Wie entdecken Sie am nächsten Tag, dass dieses Wunderbare wirklich passiert ist? Was wäre am nächsten Morgen, wenn Sie aufwachen, anders? Woran würden Sie es merken, dass das Wunder passiert ist? Wer außer Ihnen würde es auch noch merken? Woran würde er es bei Ihnen merken? (Verhaltensänderung wird deutlich) Wie reagieren andere darauf? (Kontext des Wunders) Würden sie dem zustimmen, was sich geändert hat? Das Warten fühlt sich häufig länger an, als es tatsächlich ist. Wenn der Klient etwas sagt, dann so viele Details erfragen wie möglich: Wann, wo, wie, mit wem, was genau? Wie merkt Ihr bester Freund, ohne dass Sie ihm etwas vom Wunder verraten, dass das Wunder passiert ist? Wie Ihr Partner, Ihr Hund, Ihre Kinder, Eltern, Kollegen, Nachbarn usw.? 7

Fazit Offene kompetenzorientierte Fragen regen Kunden an, neu und anders nachzudenken sind Fragen, die den Kunden Kompetenzen und Ressourcen unterstellen und eine prozessorientierte Antwort hervorrufen, die durch Nachfragen ( Wie noch..?, Was noch? ) noch erweitert werden können geben die Hauptredezeit den Kunden brauchen viel Zeit 8