ERASMUS SMS: STUDIERENDENMOBILITÄT (2013/14) ERFAHRUNGSBERICHT PERSÖNLICHE ANGABEN Nachname* Matousek Vorname* Matthias Studienfach Medieninformatik Angestrebter Studienabschluss an der Universität Master Ulm Der Aufenthalt erfolgte im 3 Fachsemester Auslandsstudienaufenthalt Gastland und Stadt Gasthochschule email-adresse* Von 09/13 (MM/JJ) bis 07/14 (MM/JJ) Niederlande, Enschede Universiteit Twente matthias.matousek@uni-ulm.de EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG ZUR VERÖFFENTLICHUNG DES BERICHTS ja nein Dieser Bericht darf an interessierte Studierende der Universität Ulm weitergegeben werden Dieser Bericht darf auf der Internetseite des International Office der Universität Ulm veröffentlicht werden * Ich möchte, dass bei der Weitergabe bzw. Veröffentlichung des Berichtes mein Name anonymisiert wird * Ich möchte, dass bei der Weitergabe bzw. Veröffentlichung des Berichtes meine email-adresse gelöscht wird ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 1 von 5
Für zwei Semester besuchte ich die University of Twente in Enschede in den Niederlanden, direkt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Mein Erasmus Aufenthalt in den Niederlanden war ein wenig außergewöhnlich, da es vor dem Besuch meines Kommilitonen und mir noch kein Abkommen für Erasmus-Austausche zwischen der Uni Ulm und der University of Twente in Enschede gab. Wir hatten uns aber in den Kopf gesetzt diese Universität zu besuchen, weil sie gemeinsam mit der Radboud University Nijmegen und der Eindhoven University of Technology einen Computer Science Master Studiengang mit Schwerpunkt Security anbietet. Das Programm nennt sich Kerckhoffs Institute und hat eine eigene Website mit vielen Informationen: <http://www.kerckhoffs-institute.org/>. Sabine Habermalz aus dem International Office der Uni Ulm, Frank Kargl des Instituts für Verteilte Systeme und Pieter Hartel sowie Jan Schut von der University of Twente haben sich dafür eingesetzt, dass wir diesen Auslandsaufenthalt absolvieren können. Durch diese Besonderheiten klappte nicht immer alles auf Anhieb. Letzten Endes haben wir aber alle kleinen Problemchen sehr gut lösen können. Die Vorbereitungen des Auslandssemesters verliefen größtenteils reibungslos. Das Ulmer International Office stellte eindeutige Checklisten bereit, die die Einschreibung in Twente sehr einfach machten. Die University of Twente verlangt von ausländischen Studierenden einen Sprachnachweis für die Unterrichtssprache Englisch in Form eines TOEFL Tests. Andere Nachweise wie der DAAD Sprachtest werden leider nicht akzeptiert. Man sollte sich also rechtzeitig um diesen Nachweis kümmern, da es eine Weile dauert bis man die Ergebnisse erhält. Ausgenommen von der Pflicht einen Sprachnachweis zu liefern sind Studierende die aus einem Englischsprachigem Land kommen oder aus einem Land, das hauptsächlich Englisch als Unterrichtssprache hat (eine Liste der Ausnahmen findet man auf der International Office Website der University of Twente). Als weitere Vorbereitung musste ich natürlich auch eine Unterkunft finden. Die University of Twente hat eine ganze Reihe von Wohnheimen direkt auf dem Campus. Diese werden von der sogenannten Acasa verwaltet. Es werden sogar möblierte Zimmer/Wohnungen angeboten, die bis zu einem Jahr gemietet werden können. Für ein bis zwei Auslandssemester also ideal und ausländische Studierende, die zum Studienaustausch kommen, genießen sogar Priorität bei der Wohnungsvergabe. Man sollte allerdings darauf achten im Bewerbungsformular bei Acasa einen maximalen Mietpreis anzugeben, da man sonst sehr wahrscheinlich die teuerste Alternative zugewiesen bekommt. Die Mietpreise findet man in der Broschüre von Acasa, in der auch alle Unterkünfte beschrieben sind. Mein Kommilitone und ich reisten eine Woche vor Vorlesungsbeginn (in den Niederlanden beginnt das Semester schon Anfang September) mit dem Auto an. Auf dem Campus vor den Wohnheimen gibt es ausreichend Parkplätze um das eigene Auto abzustellen. Generell wird ein Auto aber kaum benötigt, da in Holland das Fahrrad das Verkehrsmittel der Wahl ist (genaugenommen liegt Enschede nicht in Holland, aber viele sagen trotzdem Holland, da es leichter von den Lippen kommt). Lediglich für einige Besuche der Universitäten in Nijmegen und Eindhoven verwendeten wir das Auto. Diese erreicht man aber auch gut mit dem Zug. Erste Eindrücke bei unserer Anreise waren vor allem der wunderschöne Campus und die ungewohnte Architektur. Der Campus besteht zu großen Teilen aus Wald, Parks und Sportanlagen. Darin verteilt sind die Fakultäts- und Unterrichtsgebäude, Labore, Wohnheime, ein Supermarkt, Café, Frisör und sogar ein Hotel. Es gibt viele Fußballplätze, ein Hockey-Feld, Tennisplätze, ein Hallenbad, ein Freibad, einen Baseball-Platz, mehrere Beachvolleyball-Felder, Basketball-Felder, eine Outdoor-Bogenschießbahn, usw. An den Häusern fallen die großen Fenster auf, durch die man fast immer in jedes Haus blicken kann. Außerdem waren für uns zu Beginn die Treppen gewöhnungsbedürftig, da diese oft recht steil sind und sich häufig an den Außenseiten der Gebäude befinden. Und natürlich gibt es überall Fahrräder. Neben den Straßen für Autos gibt es fast immer auch eine eigene Straße für Fahrräder. Fußgängerwege ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 2 von 5
dagegen sind oft nicht vorhanden. Fahrradständer gibt es in Massen vor jedem Gebäude; sie sind aber oft trotzdem voll belegt. Die Woche vor den Vorlesungen beginnt mit dem sogenannten Kick-in, vergleichbar mit unserer ESE/FUESE. Die Niederländer geben sich dafür sehr große Mühe und veranstalten ein riesiges Spektakel inklusive Live-Konzert für mehrere tausend Leute in der Innenstadt. Man bekommt natürlich auch jede Menge nützlicher Informationen rund um die Uni und das Leben in Enschede. Ausländische Studierende haben sogar zu Beginn einen zusätzlichen Tag auf dem Kick-in, um Formalitäten wie die Anmeldung bei der Stadt usw. zu erledigen. Während des Kick-ins gibt es auch einen Fahrrad-Verkauf. Allerdings sind diese gebrauchten Räder meist ziemlich überteuert. Ich würde in Zukunft eher mit einem einheimischen Studenten reden um herauszufinden, wo man am besten ein Fahrrad kauft. Wir trafen uns in der ersten Woche außerdem mit dem Erasmus Koordinator Jan Schut, der sich immer sehr um uns kümmerte und dafür sorgte, dass wir alle Veranstaltungen, die wir machen wollten ohne Probleme besuchen konnten. Auch für alle Studierenden des Kerckhoffs Master gab es ein eigenes Treffen mit Kaffee und Kuchen. Man lernt dort die anderen Kerckhoff Studierenden (auch aus anderen Semestern) und einige der Professoren kennen. Wie schon erwähnt, finden die Kerckhoff-Veranstaltungen nicht nur an der University of Twente statt, sondern auch an den Universitäten in Eindhoven und Nijmegen. Eigentlich ist das System dabei so gedacht, dass man sich in diesen beiden anderen Universitäten als sogenannter "bijvakker" (Nebenstudent) einschreibt. Allerdings stellte sich nach langem hin und her für uns heraus, dass das für Erasmus-Studenten unmöglich ist, weil man eine Bestätigung benötigt in den Niederlanden Studiengebühren gezahlt zu haben (was man im Erasmus ja nicht tut). Letztendlich lösten wir das Problem zusammen mit Jan Schut, indem wir mit jedem Dozenten von Veranstaltungen, die wir außerhalb der Uni Twente besuchten, ausmachten, dass diese die Noten an Jan Schut mitteilen und er dann im System der Uni Twente entsprechende Vorlesungen für uns anlegt, damit wir am Ende ein entsprechendes Transcript of Records bekommen können. Das hat natürlich den großen Nachteil, dass man an den Universitäten in Nijmegen und Eindhoven nicht als Student gilt und damit auch keinen Zugriff auf die Blackboard Portale hat, über die die Dozenten mit den Studenten kommunizieren (ähnlich ILIAS/Moodle in Ulm). Da aber alle Dozenten und Kommilitonen sehr gut mit sich reden lassen, hat am Ende doch alles gut funktioniert. Übrigens ist es für den Kerckhoff Master im Grunde genommen egal, an welcher der drei Universitäten man sich einschreibt. Ich persönlich würde aber unbedingt wieder die University of Twente wählen. Sie ist die einzige Campusuniversität in den Niederlanden und bietet damit eine einzigartige Atmosphäre und man findet auf dem Campus alles, was man braucht. Außerdem gibt es nun natürlich die Möglichkeit dort per Erasmus hin zu gehen, was meines Wissens nach in Nijmegen und Eindhoven (noch) nicht geht. Das Freizeit-Angebot an der Uni ist ebenfalls nicht zu verachten. Sporttreibende finden sicherlich etwas für ihren Geschmack. Es gibt dort alles von Individualsport wie Schwimmen, Laufen, Fitness über Mannschaftssport wie Fußball, Hockey, Baseball, oder auch Kampfsport, bis hin zu Bogenschießen, Klettern und Segeln. Um an Sportangeboten teilnehmen zu können benötigt man die sogenannte Xtra Card, die etwa 70-80 Euro im Jahr kostet. Zusätzlich zahlt man für die einzelnen Sportvereine einen gewissen Beitrag. Dafür bekommt man dann aber auch so einiges geboten. Und praktisch alle Sportverbände bieten am Anfang des Semesters Schnupperkurse an, die kostenlos sind. Ich selber habe in Enschede mit dem Klettern und dem Bogenschießen angefangen. Das Bogenschießen findet zweimal die Woche in einer der Sporthallen auf dem Campus statt. Zusätzlich geht man bei gutem Wetter oft auf die Outdoor-Schießbahn, wo bis zu 90 Meter weit geschossen werden kann. Die Bogenschützen sind sehr gesellige Leute, mit denen man sehr viel Spaß haben kann (und die auch öfter mal Grillabende, Filmabende oder LAN-Parties veranstalten oder zum Eislaufen oder Schwimmen gehen). Auch das ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 3 von 5
Klettern findet direkt auf dem Campus statt. Dreimal pro Woche kann man in der Halle klettern, wo es eine Sportkletterwand mit mehreren Routen und auch verschiedenen Überhängen gibt. In der Halle gibt es außerdem eine Betonkletterwand, die Natur-Felsen nachbildet. An einem der Wohnheime gibt es außerdem eine etwa 30 Meter hohe Outdoor-Kletterwand, an der man dank Flutlicht auch klettern kann wenn es dunkel ist. Es wird zudem Technik-Training verschiedener Schwierigkeitsgrade angeboten und es finden regelmäßig Kletter-Ausflüge nach Deutschland und Frankreich statt. Sollte man Interesse daran haben, die Niederländische Sprache zu erlernen, bietet die Uni verschiedene Sprachkurse an. Als Master-Studierender ist es nicht unbedingt notwendig Niederländisch zu sprechen. Alle Vorlesungen und Prüfungen werden sowieso auf Englisch abgehalten und ich habe in meiner gesamten Zeit dort nur zwei Personen getroffen, die nicht hervorragend Englisch sprachen. Aber es ist natürlich schön eine neue Sprache zu lernen und Niederländisch ist noch dazu für Deutsche eine sehr amüsante Sprache ;) Alles in Allem bin ich sehr froh einmal die Möglichkeit gehabt zu haben auf einer Campusuniversität zu leben und zu studieren. Die Qualität der Lehre halte ich für ähnlich hochqualitativ wie in Ulm. Die Nähe zu Deutschland erlaubte auch den gelegentlichen Besuch der Familie und Freunde. Außer anfänglicher Schwierigkeiten, mich für Veranstaltungen an anderen Universitäten anzumelden und etwas teureren Lebenshaltungskosten, kann ich eigentlich nichts Negatives berichten. Wer sich für Computer Security interessiert, findet mit diesem Austausch sicherlich viel Interessantes und wird in der Lage sein, viele Kontakte zu knüpfen. ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 4 von 5
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