Karies- und Fluoridprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen in Österreich



Ähnliche Dokumente
Gesunde Zähne für die Schwangere und das Kind

Dr. Olivia Schallmayer Professionelle Zahnreinigung Prophylaxe, Prävention

Dr. Jochen Pelczer 41 Jahre, verheiratet, vier Kinder

Ab wann soll ich mit meinem Kind zum ersten Mal zum Zahnarzt gehen?

Karies-Schutz für Kinder

Warum reicht Zähneputzen nicht?

KARIESVORBEUGUNG BEI MILCHZÄHNEN. Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Oberösterreichische Empfehlungen zur Zahngesundheitsförderung

Hoppla! Sie haben uns angeklickt... Herzlich Willkommen

Herzlich Willkommen zum Workshop 3 Zahngesundheit bei Kleinkindern

Zahnärztlicher Kinderpass

Gesunde Zähne von Anfang an

Zahn gesundheit von Pflegebedürftigen

Kinderzahnheilkunde. Eltern sollten auf eigene Zahngesundheit achten

Ergebnisse der jährlichen Reihenuntersuchungen

Prophylaxe. Zähne lebenslang gesund erhalten. Lust auf schöne Zähne

Perlen für schöne Zähne.

Fragenkatalog Interview Kinderzahnarzt Basispressemappe

Bitte. lesch.informiert: Prophylaxe und Mundhygiene

Fragebogen Weisse Liste-Ärzte

Stand: 1. Dezember 2014

Hygiene in Kindergemeinschaftseinrichtungen

VII. Inhaltsverzeichnis

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Gesundheit fängt im Mund an

Elternbrief. Rund um Zähne und Mund. Fragen und Antworten zur Kariesvorbeugung. Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde

Chancengleichheit für alle

Pflege Ihrer implantatgetragenen Krone

KinderPlus. Mit KinderPlus wird Ihr Kind zum Privatpatienten im Krankenhaus.

Gesundes Zahnfleisch, gesunde Zähne, gesunder Mund

Der Beginn der Beikost

Kariesprophylaxe mit Fluoriden. Empfehlungen des Obersten Sanitätsrates, Kommission Zahnmedizin, Prophylaxe

Veneers. Veneers für ein perfektes Aussehen. Lust auf schöne Zähne

Pflege Ihrer implantatgetragenen Brücke

Zahngesundheit und Ernährung

Anleitung zur Mundhygiene

Sie haben gut lachen,...

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

GESUNDE ZÄHNE KOMM MACH MIT. Tolle Tipps für die Zahngesundheit. Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit im Kreis Mettmann

Technical Note Nr. 101

Systematik wichtig abhängig von individuellen Besonderheiten verschiedene sind verschiedene Putztechniken verfügbar

Richtlinien des Bundesausschusses der Zahnärzte und Krankenkassen über Maßnahmen zur Verhütung von Zahnerkrankungen (Individualprophylaxe)

Lehrer: Einschreibemethoden

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Psychosoziale Gesundheit. Schulentwicklung. Suchtprävention. Bewegung. Ernährung

Statuten in leichter Sprache

Zahnärztlicher Gesundheitsbericht 2011/2012. Vorpommern-Greifswald, Standort GW

Darum geht es in diesem Heft

Aspekte zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit von. Sportboothäfen im Zeichen des demografischen Wandels

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Handbuch ECDL 2003 Modul 2: Computermanagement und Dateiverwaltung Der Task-Manager

Pflegeberichtseintrag erfassen. Inhalt. Frage: Antwort: 1. Voraussetzungen. Wie können (Pflege-) Berichtseinträge mit Vivendi Mobil erfasst werden?

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Teamentwicklung. Psychologische Unternehmensberatung Volker Rudat

Botschaften zu Wassertrinken und zum Konsum von Süssgetränken Zielgruppen: Bevölkerung, Eltern, Betreuungspersonen von Kindern und Jugendlichen

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Bitte lächeln! Invisalign. teen. Invisalign Teen ist da* Invisalign Teen TM. Die ideale Alternative zur Zahnspange für Teeneger - Patienten von heute!

Informationen für Eltern. über Kariesprophylaxe und Fissurenversiegelung bei Kindern und Jugendlichen

Qualitätsbereich. Mahlzeiten und Essen

SMS/ MMS Multimedia Center

BARMER GEK Zahnreport 2014 Sachsen

HOTEL BÄREN. Familie Sauter Beobachtungen & Problembereiche. Interview mit Stefan Sauter (Miteigentümer)

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Zeigen Sie den hohen Kosten die Zähne

Stellungnahme der Bundesärztekammer

Neue Medien in der Erwachsenenbildung

D a s P r i n z i p V o r s p r u n g. Anleitung. - & SMS-Versand mit SSL (ab CHARLY 8.11 Windows)

L10N-Manager 3. Netzwerktreffen der Hochschulübersetzer/i nnen Mannheim 10. Mai 2016

Deutschland-Check Nr. 35

Das NEUE Leistungspaket der Sozialversicherung. Mehr Zahngesundheit für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Fragen und Antworten

Ein Buch entsteht. Ein langer Weg

Ein neues System für die Allokation von Spenderlungen. LAS Information für Patienten in Deutschland

Soja-Lebensmittel - Quelle von hochwertigem Eiweiß

Der Übertritt ans Gymnasium

EINWOHNER GEMEINDE HÄGENDORF S c h u l z a h n r e g l e m e n t

Die 7 wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Einführung von Zielvereinbarungen und deren Ergebnissicherung

Weiterbildungen 2014/15

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark

Ihr IT-Administrator oder unser Support wird Ihnen im Zweifelsfall gerne weiterhelfen.

Dann zahlt die Regierung einen Teil der Kosten oder alle Kosten für den Dolmetscher.

Vorstand Sozialpolitik. Anerkennung von Erziehungszeiten. Mütterrente.

Inhaltsverzeichnis Vorwort 3. 1) Wie entstehen Zahnschmerzen? 4

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Die Fakten & der Ausgangspunkt: Deshalb:

Übersicht der Refinanzierungsmöglichkeiten für die Reisen

Anleitung Nutzung VOR SORGE-Check. S.g. Damen und Herren,

Installation OMNIKEY 3121 USB

Arbeitnehmerhaftung. die Einrichtungsträger angehoben. Hierdurch kommt es vermehrt zu Rückgriffsforderungen des Arbeitgebers auf den Arbeitnehmer.

Arbeitsmarkteffekte von Umschulungen im Bereich der Altenpflege

Der Tag hat 24 Stunden. Bitte schreibt in die linke Spalte alles auf, was ihr gestern getan habt und euch noch einfällt: War es ein stressiger

80 Prozent der Österreicher meinen: Zahnprobleme lassen sich durch nachhaltige Pflege vermeiden

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Hrsg: VIS a VIS Agentur für Kommunikation GmbH, Köln

Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung Was ändert sich? Was bleibt?

Transkript:

Konsensuspapiere Monatsschr Kinderheilkd 2011 159:1128 1132 DOI 10.1007/s00112-011-2409-3 Online publiziert: 5. November 2011 Springer-Verlag 2011 Redaktion A. Borkhardt, Düsseldorf S. Wirth, Wuppertal K. Zwiauer Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) Österreichische Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (ÖGK) Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Landesklinikum St. Pölten Karies- und Fluoridprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen in Österreich Stellungnahme der Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (ÖGK) Information Österreichische Ernährungskommission Nadja Haiden, Almuth Christine Hauer, Beate Pietschnig, Andreas Repa, Arnold Pollak, Irmin Rock, Sabine Scholl-Bürgi, Daniela Karall, Wolfgang Sperl, Daniel Weghuber, Karl Zwiauer (Vorsitzender) Österreichische Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde Verena Bürkle, Robert Schoderböck, Eva Oppolzer, Nicola Meißner, Swantje Knöfel Karies und Parodontitis können durch Prophylaxe fast gänzlich vermieden werden. Eines der Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO: World Health Organisation ) für das Jahr 2020 ist, dass mindestens 80% aller 6-jährigen Kinder kariesfrei sein und 12-Jährige maximal 1 2 gefüllte oder extrahierte Zähne aufweisen sollen. Kariesprophylaxe ist ein wichtiger Bestandteil einer individuellen Gesundheitsvorsorge, der nicht nur zur Erhaltung und Verbesserung von Lebensqualität, sondern auch zur Vorbeugung verschiedener Krankheiten beiträgt. In den letzten Jahren verstärkten sich die Hinweise, dass optimale Zahngesundheit und gute Mundhygiene positive Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben. Kariesprophylaxe stellt daher ein wichtiges gesundheitsmedizinisches Anliegen dar, das von der Säuglingszeit bis ins hohe Lebensalter Bedeutung hat. Die 3 Eckpfeiler der Kariesprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen sowie auch bei Erwachsenen sind: F Ausgewogene Ernährung F Regelmäßige, zweckmäßige Zahnund Mundhygiene inklusive zahnärztlicher Schutzmaßnahmen F Anwendung von Fluoriden Ernährung In den letzten Jahrzehnten verbesserte sich in den Bevölkerungen der meisten europäischen Länder die Zahngesundheit deutlich, obwohl sich die Ernährungsgewohnheiten nicht so dramatisch veränderten und insbesondere der Zuckerkonsum nicht zurückging. Wenngleich daher der direkte Einfluss der Ernährung auf die Zahngesundheit heute etwas differenzierter gesehen wird, stellt sie dennoch einen wesentlichen Faktor in der Prophylaxe dar, insofern dass sie ein Maßstab für das individuelle Gesundheitsverhalten zu sein scheint. Unverändert wird aber aus gesundheitsmedizinischer Sicht eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung für alle Bevölkerungsgruppen dringend empfohlen. Die Verwendung von zahngesunden Süßwaren sowie reichliches Trinken von (Mineral-)Wasser oder ungesüßten Tees zu den Mahlzeiten werden darüber hinaus empfohlen, um das kariogene Potenzial von Nahrungsmitteln zu reduzieren. Fluoridiertes Salz ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn Ernährung und/oder Mundhygiene nicht optimal durchgeführt werden (können). Etwa ab dem 2. Lebensjahr kann fluoridiertes Salz zusätzlich zur fluoridierten Kinderzahnpasta verwendet werden. Allerdings ist darauf zu achten, dass nicht durch andere Fluoridquellen (Trinkwasser, Sojanahrung, Mineralwässer mit hohem Fluoridgehalt oder Ähnliches) eine übermäßige Aufnahme dieses Halogensalzes verursacht wird. Zahn- und Mundhygiene inklusive zahnärztlicher Schutzmaßnahmen Sorgfältige, zahnmedizinisch richtige und regelmäßige Zahnpflege (. Tab. 1) ist die zweite Säule der Kariesprophylaxe. Aufklärung und Unterweisung über die richtige Zahnpflege durch den Zahnarzt und/oder zahnmedizinisches Gesundheitspersonal sind wichtige Maßnahmen zur Umsetzung der Kariesprophylaxe. Die Zahnpflege bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern liegt in den Händen der Eltern, die teils die Pflege selbst übernehmen, teils ihre Kinder zur richtigen Pflege anleiten bzw. sie auch kontrollieren müssen. Wichtig wäre die Angabe, dass die Feinmotorik der Kinder erst im Alter von 8 10 Jahren ausreichend entwickelt ist, um selbst eine effektive Mundhygiene vornehmen zu können. Als Faustregel 1128 Monatsschrift Kinderheilkunde 11 2011

Tab. 1 Zahn- und Mundhygiene, zahnärztlicher Schutzmaßnahmen Lebensalter Zahnhygiene Zahnärztliche Schutzmaßnahmen Säuglinge vor Zahndurchbruch Ab Zahndurchbruch der Milchzähne bis zum Ende des 2. Lebensjahrs Ab dem 3. Lebensjahr Ab Schulalter Beginn der Zahnhygiene mit altersentsprechenden Zahnpflegegeräten ab dem ersten Zahn (zunächst Wattestäbchen, später weiche, größenangepasste Zahnbürsten mit fluoridierter Kinderzahnpasta) durch Eltern bzw. Betreuungspersonen 2-maliges Zähneputzen durch die Eltern unter Verwendung von Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 0,5 mg/cm 3 Bei Kleinkindern müssen Eltern bis ins Schulalter die Zahnpflege überwachen und mindestens 1-mal täglich, am besten abends, nachputzen Zahnpflege am besten mit einer Juniorzahnpasta oder normal fluoridierten Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1 1,5 mg Fluorid/cm 3 Bei Schulkindern mit vom Zahnarzt festgestelltem erhöhtem Kariesrisiko Anwendung von Fluoridgels oder -lösungen mit höherer Fluoridkonzentration Begleitbesuch mit Eltern beim Zahnarzt, spielerische Gewöhnung an Umgebung Aufklärung der Eltern über Ernährung und Mundhygiene bzw. gemeinsames Üben wie Zähneputzen auch bei unwilligen Kindern bewerkstelligt werden kann Aufklärung der Eltern im Rahmen kinderärztlicher Untersuchungen (Mutter-Kind- Pass-Untersuchungen) über zahnärztliche Kontrollen, Vorteile der topischen Fluoridanwendung gegenüber systemischen Fluoriden und andere Fluoridierungsmaßnahmen (fluoridiertes Speisesalz, Kaugummis) Bei Anwendung topischer Fluoride keine anderen Maßnahmen nötig Information über Möglichkeiten entsprechender Fluoridierung, wenn keine fluorhaltigen Zahnpasten und/oder fluoridiertes Speisesalz verwendet werden: Fluoridsupplementierung mit Fluoridtabletten entsprechend den Dosierungsrichtlinien in Abhängigkeit der Fluoridkonzentration im Trinkwasser (Mineralwasser) Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt Evtl. lokale Anwendung von höher dosierten Fluorlacken, -lösungen, -gelen unter zahnärztlicher Kontrolle Bei hohem Kariesrisiko wie vorangegangener Karieserfahrung im Milchgebiss, schlechter Mundhygiene oder tiefem Fissurenrelief Fissurenversiegelung der 6er Information der Eltern und Schulkinder über sachgerechte Anwendung von Fluoriden in Form von leicht verständlichen, schriftlichen Unterlagen Fluorid Lokal Systemisch Tab. 2 Lokale vs. systemische Fluoridwirkungen Herkunft Zahnpasta Fluoridgel Fluoridlacke Kaugummi Nahrung Tabletten Wirkung Hemmung der bakteriellen Besiedelung der Zahnoberfläche Vermeidung von Plaques Hemmung des bakteriellen Stoffwechsels Verminderung der Säurebildung aus vergärenden Kohlenhydraten Förderung der Remineralisierung von Zahnschmelzen Nahrung Tabletten Tab. 3 Täglich empfohlene Fluoridzufuhr und Applikation von topischen Fluoriden Verminderung der Demineralisierung Erhöhung der chemischen Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes Erhöhung des Fluoridgehalts des Speichels Steigerung der lokalen Fluoridwirkung Lebensalter Gesamtfluoridzufuhr Topische Fluoride (mg/tag) Säuglinge vor Zahndurchbruch 0,25 Keine Fluoridierungsmaßnahmen erforderlich Ab Zahndurchbruch der Milchzähne bis zum Ende des 1. Lebensjahrs 2. bis 4. Lebensjahr 0,7 4. bis 7. Lebensjahr 1,1 0,25 Fluoridhaltige Zahnpasta (bis maximal 500 ppm Fluorid entsprechend 0,5 mg Fluorid/cm 3 ) Keine Zahnpasten mit Frucht- oder Bonbongeschmack, um keinen Anreiz zum Verschlucken der Zahnpasta zu geben 7. bis 10. Lebensjahr 1,1 Fluoridhaltige Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt 10. bis 13. Lebensjahr 2,0 von 1000 1500 ppm Fluorid, entspre- chend 1,0 1,5 mg Fluorid/cm 3 Jugendliche, 13 19 Jahre Tab. 4 Mädchen 2,9 Jungen 3,2 Richtwerte für Fluoridsupplementierung mit Fluoridtabletten (mg Fluorid/Tag) Lebensalter Fluoridkonzentration im Trinkwasser (mg/l) <0,3 0,3 0,7 >0,7 0 6 Monate - - - 6 12 Monate 0,25 - - 2. bis 3. Lebensjahr 0,25 - - 4. bis 6. Lebensjahr 0,5 0,25 - >6 Jahre 1,0 0,5 - gilt: Wenn die Kinder eine flüssige Handschrift entwickelt haben, können sie auch selbstständig Zähne putzen. Vorher sollten die Eltern immer nachputzen. Anwendung von Fluoriden Die Bewertung der Fluoride wandelte sich aufgrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in den letzten Jahren: Die kariespräventive Wirkung der Fluoride wird heute vorwiegend in der lokalen Applikation und nicht mehr in der systemischen Zufuhr gesehen. Der Fluoridapplikation durch tägliches Zähneputzen wird ein höherer Schutzwert zugeschrieben als der systemischen Zufuhr. Der direkte Kontakt von Fluoriden mit dem Zahnschmelz und der Zahnhartsubstanz bewirkt die Karieshemmung. Auch die Wirksamkeit der systemischen Fluoridzufuhr mittels Tabletten wird zu einem wesentlichen Teil auf die Lokalwirkung in der Mundhöhle und am Zahn zurückgeführt (. Tab. 2, [1, 2, 4]). Diese Erkenntnisse und die bessere Verfügbarkeit von Fluorid in unterschiedlichen Produkten (Zahnpasten, fluori- Monatsschrift Kinderheilkunde 11 2011 1129

Zusammenfassung Abstract Monatsschr Kinderheilkd 2011 159:1128 1132 Springer-Verlag 2011 DOI 10.1007/s00112-011-2409-3 K. Zwiauer Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) Österreichische Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (ÖGK) Karies- und Fluoridprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen in Österreich. Stellungnahme der Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (ÖGK) Zusammenfassung Dieses gemeinsame Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (ÖGK) formuliert die österreichischen Empfehlungen für die Karies- und Parodontitisprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen. Es betont deren 3 Eckpfeiler: ausgewogene Ernährung, regelmäßige, zweckmäßige Zahnund Mundhygiene inklusive zahnärztlicher Schutzmaßnahmen und die Anwendung von Fluoriden. Bei korrekter Umsetzung der Empfehlungen sollte es möglich sein, Karies und Parodontitis fast gänzlich zu vermeiden und damit eines der Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO: World Health Organisation ) für das Jahr 2020 Kariesfreiheit von mindestens 80% aller 6-jährigen Kinder und maximal 1 2 gefüllte oder extrahierte Zähne bei 12-Jährigen zu erreichen. Schlüsselwörter Kariesprophylaxe Parodontitisprophylaxe Ernährung Fluoride Zahnhygiene Caries and fluoride prophylaxis in children and adolescents in Austria. Statement of the Committee on Nutrition of the Austrian Society for Pediatrics and the Austrian Society for Pediatric Dentistry Abstract This article represents the joint position paper of the Austrian Society for Pediatrics and the Austrian Society for Pediatric Dentistry for the prevention of caries and periodontitis. The recommendation emphasizes the importance of the three cornerstones of caries prevention: balanced nutrition, regular and appropriate dental hygiene including dental protection measures, and the appropriate use of fluorides. When the recommendations are correctly applied, it should be possible to avoid dental caries and parodontitis almost completely in children and adolescents. Moreover, it should be possible to reach the goals of the WHO for the year 2020: to increase the proportion of caries-free 6-yearolds to at least 80% and to reduce the DMFT of the 12-year-olds to a maximum of one to two teeth. Keywords Dental caries Dental prophylaxis Nutrition Fluorides Dental hygiene dierten Kaugummis, fluoridierten Salzen) machten eine Anpassung der Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden erforderlich. Eine wesentliche Konsequenz dabei ist, dass Fluoridtabletten nicht mehr die wichtigste Rolle spielen und nicht mehr zur Basisprophylaxe gehören, sondern nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen. Topische Fluoride Die täglich empfohlene Zufuhr und Applikation gehen aus. Tab. 3 hervor. Fluoridtabletten Wenn keine Fluoridierungsmaßnahmen in Form von fluoridierten Zahnpasten erfolgen und weder fluoridiertes Speisesalz verwendet wird noch fluoridhaltiges Trinkwasser zur Verfügung steht, kann ab Zahndurchbruch eine Fluoridsupplementierung in Form einer systemischen Zufuhr mittels Fluoridtabletten erfolgen. Bei deren Verabreichung ist zu berücksichtigen, dass Mineralwässer und zahlreiche Säuglingsnahrungsprodukte [HA-Nahrungen (HA: hypoallergen), Sojanahrungen, bilanzierte Diäten, Sondennahrungen] Fluorid enthalten, das bei der täglichen Fluoridzufuhr zu berücksichtigen ist, damit die täglich empfohlene Menge nicht überschritten wird (. Tab. 4). Korrespondenzadresse Prim. Univ.-Prof. Dr. K. Zwiauer Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Landesklinikum St. Pölten Propst-Führer-Straße 4, A-3100 St. Pölten Österreich karl.zwiauer@stpoelten.lknoe.at Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur 1. Cate JM (1999) Current concepts on the theories of the mechanism of action of fluoride. Acta Odontol Scand 57:325 329 2. Clarkson JJ, McLoughlin J (2000) Role of fluoride in oral health promotion. Int Dent J 50:119 128 3. DGE, ÖGE, SGE, SVE (Hrsg) (2000) Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Umschau/Braus, Frankfurt/ Main 4. NN (2000) Position of the American Dietetic Association: the impact of fluoride on health. JAMA 100:1208 1213 1130 Monatsschrift Kinderheilkunde 11 2011