Voith Paper (GmbH): Ausbildung auf höchstem Niveau



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Transkript:

Voith Paper (GmbH): Ausbildung auf höchstem Niveau Die Ausbildung ist eine der Schlüsselgrößen für die hohe Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens Die Voith Paper (VPKR) GmbH produziert Papiermaschinen höchster Qualität, hält weltweit über 7000 aktive Patente und fügt dem jährlich hunderte neue Innovationen hinzu. Abb. 10: Die Voith Papiermaschine Janus MK 2 Bei der sprunghaften Verbesserung der Oberflächenqualität von Papier spielen Voith- Papiermaschinen im Weltmarkt eine herausragende Rolle. Das Geheimnis für eine so hohe Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit in einem High-Tech- Sektor, dem nur sehr wenige Unternehmen weltweit gewachsen sind, verbirgt sich in der Unternehmenskultur und einem innovativen Milieu, die auf exzellente Ingenieurleistungen und einer hervorragenden Ausbildung von Facharbeitern basiert.

Berufsausbildung bei VPKR ist sehr viel mehr als die Qualifizierung für den einen oder anderen gewerblich-technischen Beruf. Die berufliche Erstausbildung bei VPKR wird organisiert als ein Prozess des Hineinwachsens in die beruflichen Praxisgemeinschaften, der dazu befähigt, mit einem ausgeprägten Qualitätsbewusstsein an der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Unternehmens mitzuwirken. Die insgesamt vierzehn hauptamtlichen Ausbilder zuständig für die siebzig bis achtzig Auszubildenden und ebenso viele Umschüler, für die Betreuung von Praktikanten sowie die Organisation der beruflichen Weiterbildung sind zugleich produktiv in die unternehmerischen Prozesse integriert. Damit wird vermieden, dass Ausbildung sich in abgesonderten Ausbildungsbereichen, abgetrennt von der Realität der betrieblichen Praxis, abspielt. Ein Beispiel hervorragender Ausbildungspraxis ist die Zerspanungswerkstatt, die in den Produktionsprozess integriert ist und voll in der Verantwortung der Auszubildenden und ihrer Ausbildungsmeister liegt. Die Qualitätssicherung der Ausbildung dieses Zerspanungszentrums ist dadurch auf einem hohen Niveau automatisch gegeben durch die Integration dieses Zerspanungszentrums in die Qualitätssicherung der Fertigung. Durch diese Form der Ausbildung in der - auftragsgebundenen Einzelfertigung sowie - Abwicklung von Fertigungsaufgaben im Bereich der Kleinserienfertigung werden die Auszubildenden in der Entwicklung ihrer beruflichen Kompetenz und Identität besonders gut gefördert. Erst wenn die Auszubildenden selbst Verantwortung übernehmen, lernen sie auch was, kommentiert der Ausbildungsleiter diese Ausbildungsform zutreffend. Ausbildungsbeauftragter Auf die Benennung von Ausbildungsbeauftragten, die vor Ort die Auszubildenden betreuen, wird bei VPKR verzichtet, um die in vielen Unternehmen zu beobachtenden Rivalitäten und Abstimmungsprobleme zwischen haupt- und nebenamtlichen Ausbildern zu vermeiden. Unsere Ausbilder sind in die Produktion integriert und haben daher keine Akzeptanzprobleme vor Ort und außerdem haben wir eingeführt, dass alle Mitarbeiter auch für die Ausbildung Verantwortung übernehmen. Insofern sind alle Mitarbeiter auch Ausbildungsbeauftragte : Eine hohe Ausbildungsquote Die hohe Ausbildungsquote von 11-12 % elf bis zwölf Prozent der Beschäftigten sind Auszubildende ist aus der Sicht des Unternehmens angemessen. Hinter dieser hohen Ausbildungsquote verbirgt sich einer der Bausteine für das hohe Wettbewerbs- und Innovationsni-

veau des Unternehmens. VPKR stellt regelmäßig etwa 30 % Prozent mehr Auszubildende ein, als für die Qualifizierung des eigenen Fachkräftenachwuchses erforderlich wäre. Damit wird das Ziel verfolgt, 30 % der Auszubildenden während der Ausbildung so zu fördern, dass sie nach Abschluss ihrer Ausbildung ein einschlägiges Ingenieursstudium aufnehmen können. Das Innovationsmilieu Das Innovationsmilieu der V. P., eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, basiert auf einer weitsichtig angelegten Aus- und Weiterbildungsstrategie. Vier Punkte sind es vor allem, die dabei besonders hervorstechen. - Forschungskooperation VPKR arbeitet eng zusammen mit einem Netzwerk von Studiengängen und Instituten regionaler Fachhochschulen und der RWTH Aachen, die dem Unternehmen durch Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter verbunden sind, die einmal bei VPKR ausgebildet wurden und/oder dort berufliche Erfahrungen gesammelt haben. - Praktika und Examensarbeiten Studenten und Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge der befreundeten Institute absolvieren ihre Praktika bei VPKR und entsprechend spezialisierte Absolventen dieser Ingenieurausbildung führen ihre Forschungsarbeiten im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten oder ihres Promotionsvorhabens bei VPKR durch und kehren nicht selten zu VPKR zurück, wenn sie ihre Studien abgeschlossen haben. - Auf das Verstehen zwischen den Studierten und Gelernten kommt es an Das wechselseitige gute Verstehen zwischen Studierten und Gelernten im Papiermaschinensektor hat hier eine ihrer Ursachen: Die Studierten sind in der Regel auch Gelernte. Ingenieure, die von den Hochschulinstituten kommen, verfügen bereits über sehr viel Erfahrung fachliche und betriebliche -. Sie gehören in der Regel schon lange zum Unternehmen, zunächst als Auszubildende und später als Praktikanten. Die intensive Forschungsund Entwicklungskooperation zwischen der VPKR und dem Netz der mit dem Unternehmen verbundenen Hochschulinstitute und studiengänge begründet ein innovatives Milieu, das auf wechselseitigem Verstehen, einem großen gemeinsamen Interesse an Innovationen in der Konstruktion und Produktion von Papiermaschinen sowie damit einhergehend dem gemeinsamen Erfolg basiert. - Das Lernen beim Kunden Das Lernen beim Kunden ist ein weiterer Baustein für eine hervorragende Ausbildung. Für das Qualitätsbewusstsein von Fachkräften und die Fähigkeit, die eigene Facharbeit immer im Zusammenhang mit den unternehmerischen Geschäftsprozessen zu sehen, wird bei VPKR u. a. dadurch gefördert, dass Auszubildende, deren Ausbildung die Produktion, Montage und den Service von Papiermaschinen tangiert, vier Wochen Außendienst bei einem Kunden absolvieren und dort Papiermaschinen bedienen und in deren Wartung und Instandhaltung einbezogen sind.

Erst wenn man selbst an einer solchen Maschine gearbeitet hat mit allem, was dazu gehört, können die Auszubildenden ein angemessenes Kunden- und Qualitätsbewusstsein entwickeln. VPKR als ausbildendes Unternehmen Beschäftigungsstruktur Bei VPKR Krefeld werden 752 Mitarbeiter beschäftigt (Stand 31.03.06). Davon sind vierzig Prozent Hochschulabsolventen, ein untrüglicher Indikator für innovative Hochtechnologiesektoren. Im Wareneingang und Versand arbeiten 5 % un- und angelernte Fachkräfte. 55 % der Beschäftigten verfügen über eine Berufsausbildung und sind beschäftigt als Facharbeiter, Fachangestellte, Meister und Techniker (Tab. 3). Technischer Zeichner 10 % Industrie-, Zerspanungskonstruktionsmechaniker und Elektroniker 30 % Industriekaufleute 15 % Tab. 3: Fachkräfte des mittleren Qualifikationsniveaus (55 %): Facharbeiter/-angestellte, Meister und Techniker Rekrutierung von Auszubildenden Um die eigene Ausbildung zu promoten, unterhält das Unternehmen rege Kontakte zu Verbänden und kooperiert mit den örtlichen Schulen. Mittels Praktika bspw., pflegt die VPKR gezielt die Kooperation Schule-Wirtschaft (KSW). Zur Nachwuchsförderung im Ingenieursbereich wird es bspw. einem Leistungskurs Physik ermöglicht, an drei Tagen pro Jahr in die Bereiche Forschung, Entwicklung und Konstruktion hineinzuschnuppern und einen Konstrukteur bei der Arbeit zu begleiten. Im Schnitt nehmen ca. 30-40 % von diesen Schülern ein Studium im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik auf und die VPKR ermöglicht es Ihnen (aber auch anderen), das Grundpraktikum oder Studien begleitende Praktika im Betrieb abzuleisten. Ziel ist es, die Schüler/ Studenten während des beruflichen Entwicklungsprozesses zu unterstützen. Ausbildungsplatzofferten werden bei der Agentur für Arbeit gemeldet und in lokalen Tageszeitungen ausgeschrieben. Die Zahlen der Ausbildungsbewerber haben sich seit 2002/ 2003 verdoppelt. Dies wird auf die verringerte Ausbildungsbereitschaft vieler Betriebe zurückgeführt. Seither gehen zwischen 800 und 900 Bewerbungen für die jährlich etwa 15 bis 18 Ausbildungsplätze in allen Ausbildungsberufen ein. Die Altersspanne der Bewerber liegt zwischen 15 und 22 Jahren.

Bei den Schülerpraktika zeigt sich, dass vor allem Realschüler und gute Hauptschüler den Ausbildungsanforderungen gewachsen sind. Mit Auszubildenden, die aus berufsgrundbildenden oder berufsvorbereitenden Maßnahmen kommen, wurden schlechte Erfahrungen gemacht, da diese aufgrund ihrer Schulbiographie oftmals nicht mehr lernen wollen. Dementsprechend gelten geringe Lernbereitschaft, Schwächen im logischen Denken und fehlendes Verständnis für komplexe Aufgaben als Ausschlusskriterien im Auswahlprozedere. Da Schultyp und Schulnoten erfahrungsgemäß nur bedingt Aufschluss über die Ausbildungsbefähigung geben, hat die V. P. Einstellungstest eingeführt. Den Einstellungstestergebnissen zufolge könnten ca. 300 Bewerber eingestellt werden. Anhand der Bewerbungsunterlagen werden schließlich etwa 50 Bewerber zusammen mit den Eltern eingeladen. In einem persönlichen Gespräch (Dauer 2-3 Stunden) werden unter anderem die Eltern auf ihre Verantwortung als Erziehungsberechtigte hingewiesen. Bei den Bewerbern interessiert uns insbesondere die Motivation und die berufliche Arbeitslebenserwartung, um herauszufinden, ob ein Bewerber zu uns passt. Gemeinsam wird der Betrieb erkundet, wobei auf das Interesse und auch das persönliche Verhalten geachtet wird. Bei der Auswahl geeigneter Bewerber wird auch auf die Zusammensetzung der Auszubildendengruppe geachtet. Der Altersdurchschnitt der Ausbildungsanfänger liegt bei 18,3 Jahren. Rund 30 % von ihnen verfügt über einen qualifizierten Hauptschulabschluss, 15 % über einen Realschulabschluss, 25 % über ein Fachabitur und circa 30 % aller Auszubildenden verfügen über die Hochschulreife. Nach Abschluss eines Ausbildungsvertrages werden die Jugendlichen immer wieder kontaktiert, um eine Art vorberufliche Betriebsbindung zu initiieren. Aus diesem Auswahl- und Vorbereitungsprozedere resultiert, dass es in den vergangenen 15 Jahren Ausbildungspraxis weder einen Ausbildungsabbruch, noch eine unbesetzte Stelle gab. Abschluss und Verbleib nach Beendigung der Ausbildung Mitarbeiter auf allen Qualifikationsniveaus werden über Anzeigen in regionalen Zeitungen eingestellt, bzw. je nach Stelle von Headhuntern angeworben. Offene Stellen werden auch an die Agentur für Arbeit weitergemeldet. Vor allem im gewerblich-technischen Bereich wird ein Großteil der Beschäftigten aus den unternehmenseigenen Auszubildenden rekrutiert: Rund 90 % aller Beschäftigten auf mittlerem Qualifikationsniveau haben zuvor eine berufliche Ausbildung bei der VPKR abgeschlossen. Auch als Folge der Verschlechterung der regionalen Arbeitsmarktsituation ist die Fluktuation sehr gering und Mitarbeiter schätzen die große Geborgenheit, den 50 an Mehrverdienst vor. Zwischen 20 % und 30 % aller Ingenieure haben vor ihrem Studium eine Ausbildung bei der VPKR absolviert. Bisher bestanden alle 236 Auszubildenden, mit Ausnahme eines Durchgefallenen, die Abschlussprüfungen. Der Prüfungsdurchschnitt der praktischen Prüfung liegt bei 1,99 und bei 1,52 in der theoretischen Prüfung. Jedes Jahr werden zwischen einem und drei Absolventen zu den landesbesten Prüflingen in NRW prämiert. Nach tarifvertraglichen Vereinbarungen wird allen Auszubildenden ein Übernahmeangebot von zwölf Monaten unterbreitet. Ca. 30 % nehmen ein Studium auf.

Betriebliche Ausbildungspraxis Verteilung der Ausbildungszeiten Prüfungsvorbereitung 4,3% Lehrwerkstatt 8% Zeit für Prüfungen 0,7% externe Lehrgänge 2% Ausbildung durch Arbeitsaufträge 85% reale Aufträge auf Niveau einer Fachkraft 51% reale Aufträge auf Niveau von Un- und Angelernten 49% Abb. 11: Verteilung der Ausbildungszeiten; Mittelwert, Industriemechaniker Die Auszubildenden aller Ausbildungsberufe verbringen die ersten zwei bis drei Monate der betrieblichen Ausbildung in der Lehrwerkstatt, wo sie im Lernfeld eins die Grundlagen für die Metallverarbeitung vermittelt bekommen. Kritisch merkt der Ausbildungsleiter an: Hier wird maßhaltiger Schrott gefertigt. Im Anschluss gehen die einzelnen Ausbildungsgruppen in die verschiedenen fachspezifischen Bereiche und werden über einen Zeitraum von ungefähr drei Monaten in ihre Fachgebiete eingearbeitet. Mit der Zielsetzung, eine praxisbezogene Ausbildung durchzuführen, werden im Anschluss an die Grund- und Fachkurse produktive Teile für die Fertigung mit den im Ausbildungsrahmenplan festgelegten Inhalten gefertigt. Sowohl die alte als auch die neue Ausbildungsordnung lassen hinreichend Freiräume, um die betrieblichen Aufträge auf sie abzustimmen. Die einzelnen Ausbildungsordnungen werden so interpretiert, dass die im Ausbildungsrahmenplan festgelegten Inhalte über reale Arbeitsaufträge abgedeckt werden können. Trotzdem sind die anteiligen Zeitkontingente für die Prüfungsvorbereitung mit insgesamt 50 Tagen festgesetzt. Das auftragsorientierte Lernen wird 20 Tage für die Vorbereitung auf die Zwischenprüfung unterbrochen bzw. 30 Tage vor Beendigung der Ausbildung sozusagen abgebrochen. Da die VPKR die Grundlagenvermittlung durch die öffentliche Berufsschule nicht gedeckt sieht, wird in einer Werksschule mit eigenen Lehrern theoretisch nachgebessert. Es werden vor allem prüfungsrelevante Themen vermittelt. Alle Ausbildungsgänge erhalten zusätzlich zu der Berufsschule vier bis fünf Stunden berufsfachlichen Unterricht pro Woche; Auszubildenden zum Mechatroniker bis zu acht Stunden wöchentlich.

Ein Großteil der Ausbildung findet an realen Arbeitsaufträgen statt. Die Arbeitsvorbereitung plant die Kapazitäten der Lehrwerkstatt bei der Fertigung von einfachen Produktionsteilen ein und auch bei komplexeren Teilen werden Bohrarbeiten und andere Fertigungsaufträge direkt an die Lehrwerkstatt vergeben. Die Komplexität, aber auch der Grad der eigenständigen Bearbeitung nimmt im Verlauf der Ausbildung zu. Insgesamt werden die Kapazitäten der Lehrwerkstatt mit ca. 80 bis 100 Stunden wöchentlich über alle Ausbildungsjahre/ -berufe hinweg ausgelastet und jährlich werden Teile im Geldwert von 350.000 bis 400.000 von Auszubildenden gefertigt. Die Zeitanteile, die die Auszubildenden in der Lehrwerkstatt verbringen, nehmen mit Ausbildungsverlauf ab (2. Jahr: 40 Tage; 3. Jahr: 20 Tage). Parallel dazu nimmt die Ausbildung im Arbeitsprozess zu. Im dritten Ausbildungsjahr sind es 110 Tage. Ein wichtiges Ausbildungsziel ist es, die Auszubildenden mit dem Arbeitsklima vertraut zu machen und sie in ihrem Entwicklungsprozess hinein in die Praxisgemeinschaft zu fördern. Um die Teamfähigkeit zu verbessern, nehmen alle Auszubildenden an einer Einführungswoche teil. Je nach Bedarf werden zusätzliche Seminare zur Stärkung sozialer Kompetenzen sowie zum Erlernen von Präsentationstechniken angeboten. Niveau und Prozessorientierung der auftragsorientierten Ausbildung Nach dem ersten Halbjahr verbringen die Auszubildende hohe Zeitanteile mit der Bearbeitung realer Arbeitsaufträge. Dies findet auf zwei Ebenen statt: Die Ausstattung und Kapazitäten der Lehrwerkstatt werden benutzt und die Auszubildenden lernen nach und nach mit komplexeren Aufgaben umzugehen und diese eigenständig zu erarbeiten. Parallel dazu steigen die Zeitanteile, die direkt im Arbeitsprozess verbracht werden: hier arbeiten sie auf Fachkräfteniveau mit. Zielsetzung ist es, neben dem Kompetenzerwerb, vor allem die Selbständigkeit im Arbeitsprozess, das Qualitätsbewusstsein und das berufliche Engagement zu fördern. Mindestens 80 % der Ausbildungsprojekte sind kommerziell verwertbare, also reale Aufträge. Ungelernten Aufträge auf dem Niveau von Fachkräften 1. Ausbildungsjahr 2. Ausbildungsjahr 3. Ausbildungsjahr 4. Ausbildungsjahr 40% 60% 10% 40% 50% 30% 50% 20% 20% 30% 50% Tab. 4: Niveau der Arbeitsaufträge und Arbeitsaufgaben

Das Niveau der Arbeitsaufträge nimmt im Laufe der Ausbildung stetig zu (Tab. 4). In der Lehrwerkstatt bearbeiten die Auszubildenden die, von der Arbeitsvorbereitung ausgewählten Aufträge, manchmal auch in Teamarbeit. Bei Einsätzen in den Fachabteilungen werden die Arbeitsaufträge direkt auf die einzelnen Auszubildenden abgestimmt und durchgängig auf Fachkräfteniveau angesiedelt. Kosten und Erträge der betrieblichen Ausbildung Im ersten Ausbildungshalbjahr verbringen die Auszubildenden hohe Zeitanteile in Lehrgängen. Ab dem zweiten Halbjahr arbeiten und lernen sie an realen Aufträgen. Die Produktivität eines durchschnittlichen Auszubildenden liegt am Ende des ersten Ausbildungsjahres bei 40% im Vergleich zu einer Fachkraft. Die Zunahme der produktiven Leistung entspricht etwa dem Kompetenzzuwachs der Auszubildenden (Abb. 12). Abb. 12: Kompetenzentwicklung eines Auszubildenden im Vergleich zu einer Fachkraft Sobald die Auszubildenden in der betrieblichen Praxis arbeiten, steigen die Kompetenzen (siehe Abb. 12), im Vergleich zu einer Fachkraft, sprunghaft an. Interne Kostenschätzungen gehen davon aus, dass durch den Einsatz der Auszubildenden in der Produktion sowie durch die produktiven Arbeiten innerhalb der Ausbildungswerkstatt die Ausbildungskosten gedeckt werden. Auch die betriebsfremden Ausbildungsvorgaben lassen keine zusätzlichen Kosten für die Ausbildung entstehen. Alle Auszubildenden der acht Ausbildungsberufe zusammen fertigen alleine in der Lehrwerkstatt Teile im Gegenwert von 350.000 bis 400.000. Wir schaffen es jährlich, unsere Ausbildung kostenneutral zu gestalten. Dies gelingt uns durch den Einsatz unserer Auszubildenden in den Produktionsabteilungen sowie durch produktive Arbeiten innerhalb der Ausbildungswerkstatt.

Dadurch reduzieren sich auch die Kosten für die Ausbilder, die zum Teil ihre Ausbilderfähigkeit in der produktiven Arbeit gemeinsam mit den Auszubildenden ausüben. Durch die umfangreichen Zeiten für die Prüfungsvorbereitung sowie durch betriebsinterne ergänzende fachtheoretische Ausbildung ergeben sich hohe Ausbildungskosten. Aus der Sicht des Unternehmens handelt es sich um Investitionen, mit denen die Ausbildungsqualität erhöht wird. Dieser Opportunitätsnutzen wird vom Unternehmen hoch eingeschätzt, da die Auszubildenden nach ihrer Ausbildung zu neunzig Prozent im Unternehmen verbleiben und insgesamt eine nur sehr geringe Fluktuation unter den Fachkräften besteht. Bilanziert man die Ausbildungserträge und die Ausbildungskosten während der Berufsausbildung, dann ergeben sich durchschnittliche Nettokosten von 6.451,77 pro Auszubildendem pro Jahr. Durch die Einführung integrierter Prüfungsformen und eine damit einhergehende Absenkung der langen Vorbereitungszeiten für Zwischen- und Abschlussprüfungen zugunsten des Lernens in qualifizierenden Arbeitsprozessen könnte zugleich die Ausbildungsqualität und Rentabilität weiter angehoben werden. Dies setzt auch voraus, dass die Lernortkooperation mit der örtlichen Berufsschule so gestaltet wird, dass der Umfang des zusätzlichen theoretischen Unterrichtes bei V. P. entfallen könnte bzw. nur auf jene Auszubildende konzentriert wird, die einer zusätzlichen Förderung bedürfen. Fazit Dieses Beispiel hervorragender Berufsbildungspraxis zeigt, dass eine hohe Ausbildungsqualität nur Gewinner kennt. Für die VPKR ist ihre Berufsausbildung ein Eckpfeiler für die hohe Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Für die Schüler allgemeinbildender Schulen zeigt das Beispiel, dass es sich lohnt, sich mit guten Schulleistungen und betrieblichen Praktika auf eine Berufsbildung vorzubereiten. Und für die Auszubildenden bietet diese Berufsausbildung hervorragende Rahmen-Bedingungen, um sich beruflich zu qualifizieren und darüber hinaus Fähigkeiten für ein an die Berufsausbildung anschließendes Ingenieurstudium anzueignen. Daraus erwächst schließlich eine enge Zusammenarbeit mit Studiengängen und Instituten regionaler Hochschulen und Universitäten, die mit der VPKR ein hoch innovatives Cluster im Hochtechnologiesektor bilden, das im internationalen Qualitätswettbewerb einmalig sein dürfte.