5.50 Der Schatz von Vrap, Albanien. Peter Stadler H.E.



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Abgesang und Morgenröte glanzvollen Reiches gingen unter Bulgaren und Ungarn, Mährern und anderen Slawen auf. Unter späteren Generationen wurde ihr spurloses" Verschwinden sprichwörtlich; es hieß: Sie sind verschwunden wie der Obor, von dem es weder Nachkommen noch Erben gibt." 5.497 Reiterstatuette Karl des Großen Diese Reduktion eines Reiterstandbildes - entweder noch zu Zeiten Karl des Großen entstanden oder als eine Art Erinnerungsbild für Karl angefertigt - stammt aus dem Schatz der Metzer Kathedrale. Die dreiteilige Bronzeskulptur (Pferd, Reiter und Kopf des Reiters) ist von klassischen Reiterfiguren inspiriert. Das plump wirkende Gesicht des Herrschers korrespondiert mit der Beschreibung Karls durch Einhard. Replik (Guß 1993) des Originals im Louvre (Inv.-Nr. OA 8260). H 23.5 cm. ÖNB, Inv.-Nr. 900-42-93. Fillitz, Mittelalter 159, Abb. 87. 5.498 Zweischneidiges frühkarolingisches Schwert H.E. Damasziertes Eisen, Klinge mit Schmiedezeichen in Eisentausia, Knauf mit Resten von eingelegten Silberdraht. Übergangsform Sondertyp 2 zu K. L94 cm. Hainbuch - Dorf a. d. Enns, Grab 2/ 1943. Kraftwerk Staning. Szameit, Hainbuch 113; Szameit, Schwerter. 5.499 Zweischneidiges frühkarolingisches Schwert Geschmiedetes Eisen, Klinge mit in Eisentausia eingelegten Schmiedezeichen. L95 cm. Hainbuch, Grab 28. Kraftwerk Staning. Unpubliziert. 5.500 Schwertriemengarnitur E. Sz. Die gezeigten drei Beschläge und eine Schnalle gehören zu den bemerkenswertesten Bestandteilen der Ausstattung des Koliner Fürstengrabes", das außerdem noch Waffen, Sporen, Glasgefäße, Schmucksachen und einen vergoldeten Silberkelch enthielt. Ein Teil des Inventars ist großmährischen Ursprungs, der zweite hervorragende Produkte des karolingischen Kunsthandwerks. Vermutlich gelangten sie in der Mitte des 9. Jh.s nach Böhmen. Die Verzierung der Beschläge erlaubt eine genauere Datierung des Grabfundes, weil ihre Elemente mit den Miniaturen der Illuminatoren aus dem Umkreis des Drogo, Bischof von Metz zwischen 825 und 855 Übereinstimmungen zeigen. Silber, gegossen und vergoldet. L 100, 76, 62 und 58 mm. Kolin, Mittelböhmen. Nationalmuseum Prag, Inv.-Nr. H1 55.087-55.090. Pic, Starozitnosti Taf. XVIII-XX; Riegl - Zimmermann, Kunstindustrie 63-67. Taf. XXVII; Schränil, Kultumiproudy 161-170. M. L. 5.50 Der Schatz von Vrap, Albanien Peter Stadler Der Schatzfund von Vrap gehört zu den bedeutendsten frühmittelalterlichen Edelmetallhorten in Europa. Er wurde 1901 von einem Bauern zufällig beim Ackern entdeckt. 41 Objekte, silberne und goldene Gefäße sowie Gürtelbesatzstücke, teilweise Halbfertigprodukte, Barren u. ä. gelangten über den Kunsthandel schließlich in öffentliche Hand: 39 an das Metro- politan Museum of Art, New York, ein Goldkelch an das Archäologische Museum Istambul, eine goldene Griffschale in die Walters Art Gallery, Baltimore. Bereits 1917 wurde der Schatz von dem berühmten Wiener Kunsthistoriker Josef Strzygowski der Fachwelt vorgestellt. Die jüngste Arbeit dazu stammt aus der Feder Joachim Werners, der eine detaillierte, 432

Der Schatz von Vrap (Albanien) wenngleich umstrittene, historische Interpretation versucht. Er behandelt den Schatz von Vrap zusammen mit einem anderen Komplex (angeblich aus Erseke, Albanien), der vor einigen Jahren versteigert hätte werden sollen, und dessen Echtheit angezweifelt wird. Da sich die Arbeit von Joachim Werner über den Schatzfund von Vrap in Albanien eingehend mit den Fundumständen, mit den Findern und auch mit dem historischen Hintergrund der Vergrabung der Schatzfunde von Vrap und Erseke beschäftigt hat, will ich mich hier nur auf die Verzahnung mit dem awarischen Fundmaterial beschränken. Zunächst ist die Sonderstellung der beiden Funde zu betonen, wurden sie doch aus Edelmetall in einer hervorragenden Weise hergestellt, wie sie nur ein Goldschmied auf Bestellung einer hochgestellten Persönlichkeit erzeugen konnte. Wahrscheinlich wurden diese Gegenstände von den lokal arbeitenden Werkstätten zum Vorbild bei der Herstellung der billigeren Bronzegarnituren herangezogen. Bei der Zusammenstellung awarischer Parallelen zu Vrap muß also immer bedacht werden, daß sie zeitlich etwas später anzusetzen sein werden als Vrap selbst. Umgekehrt muß aber gelten - soll Vrap aus den awarischen Parallelen heraus datiert werden - daß die Vorbilder etwas früher zu datieren sind, als aus dem Seriationsergebnis hervorgeht. Ich möchte deshalb die Datierung der verwandten Typen immer als terminus ad quem bei der Bewertung von Vrap verstanden wissen. Blechgarnituren Sieben Nebenriemenzungen aus Goldblech lassen erken nen, daß es sich um Exemplare handelt, die niemals auf ei nem Gürtel befestigt waren, da ihnen die Nietung fehlt. Sie besitzen alle dieselbe Form - annähernd parallele Seitenkan ten sowie ein abgerundetes unteres Ende. Auf Grund ihres Längen-Breiten-Indexes von 2,2-2,4 können sie an die Bron zeriemenzungen von Kishegyes 84 und Räköczifalva-Kastelydomb 23 angeschlossen werden, die noch in die erste Hälfte der Phase Ma I (Mittelawarenzeit I) datiert werden können. Zwei rechteckige Goldblechbeschläge mit vier großen buckeiförmigen Nieten an den Ecken besitzen im awarischen Fundgut eine Unmenge von Parallelen, allerdings nicht aus Gold (z. B. Zelovce 572 usf.). Sie können an den Übergang von Ma II zu Spa I (Spätawarenzeit I) gestellt werden. Hochrechteckige Beschläge mit 2 großen Nieten sowie ei ner Öse mit eingehängtem Ring - in der speziellen Form hier mit einer Auszipfelung nach oben - treten ebenfalls sehr häufig (z. B. Kekesd 100 sowie Vrbas 27) am Ende von Ma II sowie am Anfang von Spa I auf. Rechteckige Bleche mit ebensolcher zentraler Durchlochung kennen wir aus Keszthely, Szöb 66, Szebeny 97 vom Anfang von Spa I. Ein rechteckiger Blechbeschlag mit vier Nieten an den Ecken besitzt ein ausgeschnittenes Diagonalkreuz. Solche Beschläge gibt es in gleicher Ausführung aus Ö-Földeäk, in ähnlicher aus Szebeny 167, vom Anfang von Spa I. Gegossene Garnituren Hierzu lassen sich kaum gußgleiche Gegenstücke, allerdings ähnliche anführen. Wappenförmige Beschläge mit symmetrischem floralen Motiv sowie einem mondsichelförmigen, durchbrochenen Scharnieranhänger. Die awarischen Analogien besitzen die gleiche Ornamentik - allerdings auf den Kopf gestellt. Dazu rechnen wir die Exemplare aus Balaton-Szölös D, Kecel- Hatärdülö 66, Devfnska Nova Ves 585 etc. Sie datieren in die Phase Spa I. Ein Beschlag aus Vrap ist gußgleich mit einem ebensol chen aus Erseke, wodurch nicht nur die zeitlich benachbarte Stellung der beiden Funde sondern auch ihre Herkunft aus derselben Goldschmiedewerkstätte bewiesen wird. Dieser wappenförmige Beschlag besitzt ringförmig angeordnete Palmetten mit Seitentrieben sowie einen dreiviertelkreisförmi gen, profilierten und durchbrochenen Scharnieranhänger. Die besten Gegenstücke sind uns aus Györ 776, Romonya I 116 sowie Gäter 342 bekannt. Sie können ebenfalls in Spa I datiert werden. In unserer Arbeit über ausgewählte Güsse aus Vrap und ihre awarischen Parallelen haben wir uns ausführlich mit dem awarischen Greif in seiner Spezialform - mit dem Sichelflügel - auseinandergesetzt. Dabei konnten sechs Typen unter schieden werden. Das Exemplar von Vrap haben wir auf Grund des ähnlich gestalteten verzierten Rahmens jenem Typ zugeordnet, der einen relativ plumpen Greif darstellt (Typ A). Wegen derselben Motivik lassen sich die Typen B und C hier klar anschließen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in der Ungarischen Tiefebene. Da sich eine zweite Gruppe von Ty pen (D, E, F) hauptsächlich im ehemaligen Pannonien mit Schwerpunkt im Wiener Becken konzentriert, schien es uns gerechtfertigt, die gleichzeitige Existenz von mindestens zwei 433

Abgesang und Morgenröte 5.501 434

Der Schatz von Vrap (Albanien) 5.502 435

Abgesang und Morgenröte Werkstätten zu postulieren, die den Greifen mit dem sichelförmigen Flügel produzierten. Für die Feindatierung von Vrap scheinen diese sechs Typen jedoch nicht geeignet zu sein, da sie sowohl eine relativ lange Lebensdauer besitzen als auch vermutlich zeitlich um einiges später als ihr Vorbild aus Vrap hergestellt wurden. Sie können in die zweite Hälfte von Spa I sowie an den Beginn von Spa II datiert werden. In Vrap treten zwei gegossene rechteckige Beschläge mit vegetabilem Ornament auf, einer davon ein Hauptriemenbe schlag, ein dritter dürfte als Beschlag einer Riemenschlaufe gedacht gewesen sein. Die Hauptriemenbeschläge besitzen einen Rand mit einer Rahmung in Zickzack- bzw. Rhombenmuster. Im Feld ist eine Palmettenranke mit symmetrisch angeordneten, stark ausge prägten Nebenlappen abgebildet. Diese Form der Ranke halte ich für einen Vorläufer der für die gesamte Spätawarenzeit so charakteristischen Rankendarstellung. Ein ähnlicher Hauptriemenbeschlag aus Komärno-Ulica Väradiho 14 zählt zu den frühesten Güssen und datiert an den Übergang von Mall/Spal. Der Riemenschlaufenbeschlag aus Vrap mit einem spiegel bildlichen Motiv einer Palmette ist ein Unikat. Dasselbe Orna ment - nur genau umgekehrt angeordnet - finden wir auf dem Beschlag aus Devinska Nova Ves 760, der dort auch an den Übergang von der Mittel- zur Spätawarenzeit datiert wer den kann. Die große Schnalle mit den byzantinischen Steckösen und einem nach Vorbild frühawarischer Schnallen ver dickten Schilddorn stellt auf der zickzackförmig um rahmten Riemenplatte die awarische Protoranke" dar. Die sicherlich beste Parallele dazu, wenngleich auch mit einer etwas anderen Ornamentik - sie entspricht am ehesten der Hauptriemenzunge aus Vrap - liegt aus Erseke vor, eine zweite aus Slatar in Bulgarien, übrigens in Kombina tion mit einem frühen awarischen wappenförmigen gegos senen Beschlag. Dieser Typ kann an den Beginn der Spa I gestellt werden. Peter Somogyi gelang kürzlich ein wei terer Hinweis auf die Echtheit des Fundes von Erseke. Das Beschlagsfragment aus Vrap ist nämlich gußgleich mit der Schnalle aus Erseke (beide sind genau 3 cm breit). Das Fragment konnte erst durch diese Parallelisierung mit der Schnalle richtig interpretiert werden, bisher wurde es näm lich als Teil eines rechteckigen Hauptriemenbeschlages angesprochen. Sogar ein Teil des einen Scharnieres läßt sich erkennen. Die drei Lochschützer besitzen eine halbmondförmige Gestalt, vorragende Ecken in der Mitte und an den Enden. Die Fläche ist mit einem symmetrischen Motiv bedeckt. Parallelen existieren aus Komärno-Ulica Väradiho 14, Körösladäny 10, Erseke sowie Someseni. Man kann sie in die Spa I datieren. Die Metallgefäße Da sie größtenteils aus byzantinischen Kirchenschätzen stammen, handelt es sich um Altstücke, die zur feinchronologischen Einordnung der Gürtelbeschläge keinerlei Beitrag liefern können. Die breiten Silberschalen aus Erseke mit Fuß sowie Kreuzdarstellungen in der Zentralrosette am Boden besitzen byzantinische Silberstempel, die sie von 641-651 bzw. von 641-668 datieren. Parallelen dazu gibt es bereits in frühawarenzeitlichen Funden z. B. Mala Perescepina, wo sie durch Kontrollstempel in die späten Regierungsjahre des Heraklius (629/30-641) datiert werden. Die Nomadentasse" mit einem wappenförmigen Griffteil und Palmettenverzierung hat die beste Parallele in der Tasse aus Ada, die in die Mitte der Spätawarenzeit datiert. Verwandt ist auch ein ähnliches ovales Exemplar aus dem Goldschatz von Sinnicolaul Mare (Nagyszentmiklös) (Gefäß Nr. 8, siehe oben). Somit kann für die zeitliche Stellung der goldenen Gürtelgarnituren aus Vrap folgendes festgestellt werden: Durch ihre awarischen Parallelen werden die einzelnen Teile an den Beginn der Spätawarenzeit I datiert. Gewisse Beziehungen lassen sich sogar bis an den Beginn der Spätawarenzeit II verfolgen. In diesem Fall handelt es sich jedoch nur um die lang anhaltende Vorbildwirkung der zuerst vielleicht am Hof des Kha-gans getragenen frühesten awarischen Güsse. Absolut läßt sich für die awarischen Parallelen der Garniturteile eine Datierung von 716±20 nach Christus angeben, dies darf als terminus ante quem für Vrap genommen werden. Literatur: Rusu, Vrap; Stadler, Bronzegüsse; Strzygowski, Altai-Iran; Werner, Vrap. Funde aus dem Schatzfund von Vrap (Albanien) Die hier gezeigte Auswahl von Objekten aus dem Schatz von Vrap repräsentiert sämtliche Gruppen der Funde, insbesondere die byzantinischen oder nach Art der Byzantiner gefertigten Gold- und Silbergefäße, die verschiedenen Typen der gebrauchsfertigen Gürtelbestandteile und der Halbfertigprodukte oder Rohgüsse: 436

Der Schatz von Vrap (Albanien) 5.501 Kelch mit Deckel Halbkugelige Kuppa auf konischem Fuß mit Nodus. Die Kuppa trägt eine flächendeckende Schuppenzier, den oberen Abschluß bildet ein breiter Zierrand. Gold, getrieben. H 17,1 cm, Dm 13,2 cm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1712. 5.502 Eimer Halbkugeliger Körper auf konischem Fuß, beweglich montierter Henkel. Der Eimer ist mit einer netzartigen, teppichähnlichen Verzierung versehen. In jeder der über Eck stehenden Quadrate befindet sich ein kleines Motiv (Eichel, Blüte etc.). Silber, getrieben. H 18,4 cm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1707. 5.503 Trinkschale Breite, unverzierte, doppelt gelochte Handhabe. Gold, getrieben. H 16,3 cm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1708. 5.504 Farbtafel S. 302 Schnalle Zwiebeiförmiger Riemendurchzug, zungenförmige Beschlagplatte mit schwungvollem Kreislappendekor und umlaufender Girlandenborte. Gold, gegossen. L 85 mm, B 41 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1678. 5.505 Farbtafel S. 302 Scharnierbeschlag Fast kreisrunder Beschlag mit ringförmigem Anhänger. Am Beschlag eine spiralförmig angeordnete Kreislappenzier. Gold, gegossen. L 57 mm, B 32 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1681 5.506 Farbtafel S. 302 Rohguß eines Gürtelbeschlags Rohguß eines fast kreisrunder Beschlags, ähnlich dem oben beschriebenen Kat.-Nr. 5.505. Der Gußzapfen sitzt noch an, die Ränder sind noch ungeglättet. Am Beschlag eine kreisförmig spiralförmig angeordnete Rankenzier. Gold, gegossen. L 57 mm, B 63 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1701. 5.507 Farbtafel S. 302 Scharnierbeschlag Fast kreisrunder Beschlag mit halbreisförmigem, druchbrochenem Anhänger. Am Beschlag eine symmetrische Kreislappenzier. Gold, gegossen. L 50 mm, B 38 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv- Nr. 17.190.1684. 5.508 Farbtafel S. 302 Beschlag Rechteckig, mit vier Ziernietköpfen. Gold, gegossen. L 39 mm, B 30 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1695. 5.509 Farbtafel S. 302 Beschlagfragment Fein gearbeitete Ranken- und Kreislappenzier, umgeben von einer Girlandenborte. Gold, gegossen. L 30 mm, B 22 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1691. 5.510 Farbtafel S. 302 Riemenzunge Hülsenförmig, parallele Seiten, halbrundes Ende. Goldblech. L 81 mm, B 24 mm. Vrap, Albanien. 8. Jh. MMA, Inv.- Nr. 17.190.1700. F. D. 437

Abgesang und Morgenröte 438