Zur Vergesellschaftung von südamerikanischen Zwergcichliden Sven Ploeger In der Regel ist die Vergesellschaftung von südamerikanischen Zwergcichliden aus den Gattungen Apistogramma, Laetacara, Nanacara oder Mikrogeophagus wenig problematisch, denn die meisten lassen sich gut mit anderen kleinen Fischarten, z.b. Lebendgebärende, Salmler, Killifische oder Welse, zusammen pflegen. Im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten haben diese Cichliden den Ruf pflanzenfreundlich und friedlich zu sein, deshalb können sie auch im Gesellschaftsaquarium gepflegt werden, vorausgesetzt ihre Ansprüche an Temperatur und Wasserwerte stimmen mit denen der übrigen Fische überein. Konkurrenz um das Futter Wichtig zu beachten, wenn Zwergbuntbarsche zusammen mit anderen Fischen gepflegt werden sollen, sind neben der Temperatur und den Wasserwasserwerten auch deren Futteransprüche und Fressverhalten. Häufig fressen Zwergbuntbarsche ausschließlich Lebend- oder Frostfutter. Sind die Fische, die zusammen mit den Zwergcichliden gehalten werden jedoch in der Überzahl, darüber hinaus auch noch schneller und gefräßiger als diese, dann kommt von dem Lebend- oder Frostfutter nicht genügend bei den langsamer fressenden Zwergcichliden an, so dass diese auf Dauer zu kurz kommen. Also muß unbedingt auch das Fressverhalten der für die Vergesellschaftung gedachten Beifische bedacht werden. Positiv ist, dass die Anwesenheit von anderen Fischen Zwergbuntbarsche manchmal dazu verleitet, das sonst nicht so gerne genommene Flockenoder Granulatfutter zu fressen. Beifische geben Sicherheit Manchmal sind Zwergbuntbarsche, die für sich alleine im Artenbecken gehalten werden, ängstlich und schreckhaft. Sobald sich der Pfleger dem Aquarium nähert, verschwinden die Zwergbuntbarsche in die hinteren, nicht einsehbaren Bereiche, um sich vor der vermeintlichen Gefahr zu verstecken! Abhilfe schafft in solchen Situationen eine Gruppe Schwarmfische, die sich gerne im offenen Wasser aufhalten. Durch deren Umherschwimmen wird den Zwergcichliden signalisiert, dass wohl doch keine unmittelbare Gefahr besteht. DCG-Informationen 41 (8): 191 197 191
Beifische im Zuchtaquarium Bei der Zucht von Zwergbuntbarschen kann man beobachten, dass sich die Elternfische intensiver um ihren Nachwuchs kümmern, wenn noch andere Fische, sogenannte Feindfische, mit im Aquarium sind. Außerdem können so beide Geschlechter ihrer von der Natur so vorgesehenen Rollenverteilung gerecht werden: Bei vielen kleineren Cichliden kümmert sich das Weibchen um die direkte Gelegepflege, während das Männchen die Umgebung des Laichplatzes gegenüber anderen Fischen oder Artgenossen verteidigt (bei den Laetacara ist es genau umgekehrt). Ist das Männchen aber beschäftigungslos, weil keine Feindfische mit im Aquarium vorhanden sind, dann mischt es sich möglicherweise in die Belange des Weibchens ein und es kann zum Streit zwischen den Partnern kommen, mit der Folge, dass das Gelege oder die Brut aufgegeben wird. Aus diesem Grund war es früher normal, die Apistogramma- Männchen nach dem Laichen zu entfernen und den Weibchen die ganze Brutpflege zu überlassen. In guter Gesellschaft Am besten zur Vergesellschaftung mit Zwergcichliden geeignet sind solche Fische, die andere Bereiche des Aquariums als die Zwergcichliden bewohnen. Viele kleinere Buntbarsche halten sich bevorzugt in Bodennähe auf. Die richtige Gesellschaft wären demnach eher oberflächenorientierte Mitbewohner wie Salmler, Lebendgebärende oder Killifische, und weniger Bodenfische. Da südamerikanische Zwergcichliden eher ruhiger Natur sind, sollten auch die Fische in ihrer unmittelbaren Umgebung keine Unruhe verbreiten, also keinen hektischen Schwimmer sein. Es versteht sich von selbst, dass zur Vergesellschaftung nur Fischarten in Frage kommen, die ihrerseits den Zwergcichliden oder deren Nachwuchs nicht gefährlich werden können. Linke und Staeck (1997) empfehlen Zwergbuntbarsche nicht für sich, sondern zusammen mit friedlichen Fischen geeigneter Größe zu pflegen, wie man sie zahlreich unter den Salmlern findet. Koslowski (2002) empfiehlt zur Vergesellschaftung mit Apistogramma Schlank- Apistogramma borellii-männchen der gelbköpfigen Variante 192 DCG-Informationen 41 (8): 191 197
salmler der Gattungen Nanostomus, Copella und Pyrrhulina. Ich selber habe gute Erfahrungen mit Salmlern (Hypessobrycon columbianus, H. amapaensis und H. amandae) und kleineren Lebendgebärenden-Wilformen (Xiphophorus pygmaeus und Poecilia wingei) gemacht. Als Algenfresser, die fast alle Lebensbereiche des Aquariums bewohnen, fungieren bei mir Ohrgitterharnischwelse der Gattung Otocinclus. Durch ihre geringe Größe stellen sie keine Gefahr für die Zwergbuntbarsche oder deren Nachwuchs dar. Bis auf die Otocinlus und Amapa-Glühlichtsalmler (Hyphessobrycon amapaensis) haben sich alle von mir als Beifische mitgepflegten Fischarten sogar in Anwesenheit der Zwergbuntbarsche vermehrt. Die Aquarien waren aber auch stets gut bepflanzt. Weniger gute Erfahrungen machte ich mit Panzerwelsen. Diese stoßen bei ihrer ständigen Suche nach Fressbarem in kleineren Aquarien früher oder später auf die in einer Bodenmulde untergebrachten Larven der Zwergbuntbarsche, und sind dann kaum davon abzuhalten diese aufzufressen. Zwergcichliden vergreifen sich selbst nicht an anderen Fischen, es sei denn es handelt sich um winzig kleine Fischbrut, die von ihnen als Lebendfutter angesehen wird. Eigentlich verhalten sie sich nur dann aggressiv gegenüber ihren Mitbewohnern, wenn sie ihr Brutrevier oder die Nachkommen verteidigen. Vorausgesetzt es sind genügend Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten für die Beifische vorhanden, nehmen diese dabei aber keinen Schaden. Zwergcichliden untereinander Wie sieht es jedoch aus mit der Vergesellschaftung von mehreren Zwergcichliden-Arten untereinander? Welcher begeisterte Aquarianer kennt es nicht, das ständige Platzproblem? Allgemeine Empfehlungen (Koslowski 2002) zu dem Thema lauten, in Aquarien bis 80 Zentimeter Seitenlänge nur eine einzige Art zu pflegen, und erst ab einer Beckenlänge von 100 Zentimeter zu versuchen, zwei Arten zu vergesellschaften. Will man zwei Apistogramma-Arten zusammen pflegen, sollten diese Der Rotbrust-Zwergbuntbarsch (Laetacara dorsigera) Auf nahezu allen Fotos dieser Art in der Aquariumliteratur sind Exemplare in Brutpflegefärbung abgebildet. Auch die Fische dieses auf den ersten Blick farblosen Aquariumstammes bekommen in der Brutpflege die namensgebende rote Brust. DCG-Informationen 41 (8): 191 197 193
Apistogramma borellii Opal -Männchen der rotwangigen Variante Seite 191: Apistogramma baenschi- Männchen Fotos: Sven Ploeger möglichst morphologisch unterschiedlichen Gruppen angehören. Der oben schon zitierte Autor empfiehlt dabei Höhlenbrüter, wie z.b. Apistogramma, Apistogrammoides, Taeniacara oder versteckt brütende Nanacara mit offenbrütenden Vetretern der Gattung Papiliochromis (Mikrogeophagus) oder der Aequidens dorsiger-gruppe (Laetacara) zu vergesellschaften (Koslowski 1985). Eigene Erfahrungen Ich will diesbezüglich mal meine Erfahrungen schildern: Aus Platzmangel ergab sich in der Anfangszeit meiner aquaristischen Leidenschaft einmal eine Vergesellschaftung von einem Pärchen höhlenbrütender Apistogramma agassizi mit einem Pärchen offen- bzw. verstecktbrütender Nanacara anomala in einem 100-Zentimeter- Mikrogeophagus ramirezi (Weibchen) Foto: Jörg Albering 194 DCG-Informationen 41 (8): 191 197
Aquarium. Die Apistogramma sind geophaginer Abstammung, Nanacara gehören zu den cichlasominen Buntbarschen, morphologische Unterschiedlichkeit müsste somit ausreichend gegeben sein. Trotzdem hat es leider nicht geklappt. Zwischen den etwa gleich großen Männchen kam es zu einem schlimmen Streit, der mit Maulkampf beendet wurde. Bei dieser Verhaltensweise, die zustande kommt, wenn der Konflikt nicht schon vorzeitig durch Aufgeben eines der beiden beendet werden konnte, verbeißen sich die Kontrahenten mit den Mäulern und versuchen den Gegner vorwärts wegzuschieben, um festzustellen, wer der stärkere ist. Dabei wurde dem agassizi- Männchen leider der Unterkiefer abgerissen, worauf dieser dann in der Folgezeit das Fressen einstellte und leider einging. Apistogramma und Nanacara im selben Aquarium, das scheint nicht zu gehen! Vielleicht liegt es daran, dass beide Arten sehr große Revieransprüche haben? Aber auch ein Beispiel der geglückten Vergesellschaftung zweier Zwergcichlidenarten, dazu noch in einem recht kleinen Aquarium, sei erzählt: In einem 80-Zentimeter-Aquarium vergesellschaftete ich einmal ein Pärchen Rotbrust-Tüpfelbuntbarsche (Laetacara dorsigera) mit einem Trio (ein Männchen, zwei Weibchen) Borellii-Zwergbuntbarsche (Apistogramma borellii), also wieder eine offenbrütende Art mit einem Höhlenbrüter. Die Vergesellschaftung nahm ich vor, da die beiden Arten von den Wasserwerten her wenig anspruchsvoll sind und das angesprochene Aquarium unbeheizt ist, bzw. nur durch die Zimmerheizung indirekt Wärme erhält. Beide Zwergbuntbarscharten kommen aus dem Süden Südamerikas und vertragen es zeitweilig auch etwas kühler. Alles in allem klappt das Zusammenleben der Zwergbuntbarsche recht gut. Die beiden Arten beachten sich kaum. Selbst wenn die etwas größeren Laetacara ablaichen, kommt keine große Unruhe auf, denn deren Aggressivität bei der Gelegebetreunung ist bei meinen Exemplaren eher mäßig ausgeprägt. Wenn sich dann zufällig, denn die Borellii-Zwergbuntbarsche interessieren sich nicht für den Laetacara- Nachwuchs, doch einmal ein Apistogramma zu nah an das Rotbrusttüpfelbuntbarsch-Gelege begibt, wird dieser zwar bestimmt, aber nicht all zu vehement aus der unmittelbaren Umgebung vertrieben. Es kommt zu keinen Beschädigungen. Umgekehrt, wenn die Apistogramma borellii gelaicht haben, bewachen deren intensiv gelben Weibchen ohne große Unterstützung durch das Männchen ihr meist Hypessobrycon columbianus Foto: Roland F. Fischer DCG-Informationen 41 (8): 191 197 195
Spritzsalmler (Copella arnodli) Foto: Gerd Büchner in einem kleinen Blumentopf verstecktes Gelege. Dabei kommt es vor, dass sie die auf Futtersuche umher schwimmenden Laetacara dorsigera zwar androhen, zu richtigen Auseinandersetzungen ist es aber bisher nicht gekommen. Das könnte daran liegen, dass die mehr als doppelt so großen Laetacara die Apistogramma borellii-weibchen wohl nicht all zu ernst nehmen und sich auch gar nicht für deren Nachwuchs interessieren. Umgekehrt sind die nur halb so großen Borellii-Zwergbuntbarsche mit ihren winzigen Mäulern wohl kaum in der Lage, den Laetacara Schaden zuzufügen. Diese Kombination - das scheint zu gehen! Keine der beiden Arten betrachtet das gesamte Becken als ihr Revier. 196 DCG-Informationen 41 (8): 191 197
Zwergcichliden zusammen mit größeren Cichliden Die Vergesellschaftung von Zwergcichliden mit ihren größeren Verwandten ist in den meisten Fällen nicht zu empfehlen, da sie diesen leicht zum Opfer fallen können. Eine Vergesellschaftung, die man hin und wieder sieht, ist die mit Diskusfischen (Symphysodon) oder Segelflossern (Pterophyllum). Eine Zeit lang gelang es mir Apistogramma cf. hoignei-wildfänge, die ich selbst aus Venezuela mitgebracht hatte mit einer Cichlasoma-Art aus demselben Biotop zusammen zu pflegen, bis der Größenunterschied zwischen den beiden Arten zu groß wurde und ich sie trennen musste. Aus eigener Beobachtung weiß ich, dass einige Großcichliden-Jungfische dieselben Lebensräume bewohnen wie die Zwergbuntbarsche. Fazit In entsprechend großen Aquarien, in denen sich die Fische aus den Weg gehen können, ist die Vergesellschaftung von mehreren Zwergbuntbarscharten oder Zwergbuntbarschen mit anderen Fischen sicher einfacher, doch hat nicht jeder die Möglichkeit große Aquarien aufzustellen. Vor einigen Jahren war es noch üblich, diese Fische paarweise für sich in Aquarien fast ohne jegliche Einrichtung zu pflegen und zu züchten. Eine Haltung in schön bepflanzten Aquarien, zusammen mit anderen Fischen ist aber ungleich reizvoller. Literatur Koslowski, I. (1985): Die Buntbarsche der Neuen Welt- Zwergcichliden. Stuttgart. (2002): Die Buntbarsche Amerikas 2. Stuttgart. Linke, H. & W. Staeck (1997): Amerikanische Cichliden I. Kleine Buntbarsche. Melle. Segelflosser (im Bild Pterophyllum altum) und Vertreter der Gattung Symphysodon (Seite 196) halten sich vornehmlich im Bereich des Mittelwassers auf und lassen sich deshalb hervorragend mit bodenorientierten Zwergbuntbarschen vergesellschaften. Der Nachwuchs der Zwergbuntbarsche wird allerdings stetig reduziert, da beide Gattungen es rasch lernen, die neue Nahrungsquelle in Bodennähe auszubeuten. Fotos: Roland F. Fischer DCG-Informationen 41 (8): 191 197 197