bêñìêí=påüççä=çñ=mìääáå=mçäáåó=



Ähnliche Dokumente
Vorläufige Struktur. Politikwissenschaft/Wirtschaftswissenschaft im Staatsexamensstudiengang Lehramt für Gymnasien

Studieren- Erklärungen und Tipps

Der Berliner Postgraduierten-Studiengang Europawissenschaften

Finance and Accounting - Masterstudium

Studieren mit Zukunft: Das Studienangebot des Fachbereichs Wirtschaft

Optimal vorbereitet. Fit fürs Studium mit den Vorbereitungskursen der OHN. Fragen? Jetzt anmelden!

an die Hochschule und ihre Studierenden. Er gibt auch inhaltlich eine Linie vor: Um ihr gerecht zu werden, muss sie innovative Studiengänge anbieten.

1. Berufsbegleitende Nachqualifizierung zum Berufsabschluß

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Betriebswirtschaftlich und rechtlich weiterbilden, in Sachen Praxisführung auf der sicheren Seite sein

Deutschland-Check Nr. 35

Software Engineering Curriculum im Informatik-Bachelor- und -Master-Studium an der Universität Bonn


Verantwortung für Unternehmen und Gesellschaft übernehmen

Veranstaltungsbelegung in QIS/LSF -- Leitfaden für BW-Studierende --

Die Lernumgebung des Projekts Informationskompetenz

Nach erfolgreicher Beendigung des Studiums wird durch die Hochschule. Ludwigshafen der international anerkannte akademische Grad

Fachspezifische Studienund Prüfungsordnung. für den M.A.-Studiengang Politics, Administration & International Relations (PAIR)

IT-Governance und Social, Mobile und Cloud Computing: Ein Management Framework... Bachelorarbeit

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

Geisteswissenschaftlicher Hochschuldialog der Universitäten Erlangen und Damaskus

Weltweite Wanderschaft

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Juristenausbildung in China

Moderne Behandlung des Grauen Stars

Philosophie als Studienfach in Japan

Ab kommendem Herbst gibt es an der Universität Innsbruck daher wieder einen

Bachelorstudium Wirtschaft und Recht

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Duales Masterprogramm Informatik. Kompetenz durch Studium und Praxis

UNIVERSITÄTSLEHRGANG POLITISCHE BILDUNG MASTER OF ADVANCED STUDIES (CIVIC EDUCATION)

Im Prüfungsteil Mündlicher Ausdruck sollen Sie zeigen, wie gut Sie Deutsch sprechen.

Erfolgreiche Webseiten: Zur Notwendigkeit die eigene(n) Zielgruppe(n) zu kennen und zu verstehen!

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Antrag an den Lehrförderungsfonds

Durch mein duales studium möchte ich etwas mitbewegen.

Allgemeine Leitlinie für die Beurteilung von Studienleistungen und der Masterarbeit

Schule und was dann? Die Hans-Sachs-Gymnasium Reihe zu. Schule, Ausbildung, Studium und Beruf

Zentrum für universitäre Weiterbildung

Übung 3: Ergänzen Sie den Text mit den Wörtern aus dem Kasten!

Weiterbildung. und Master-Absolventen

Studienordnung Master of Science in Technologies of Multimedia Production 1

Forschen - Schreiben - Lehren

Für Studenten. FAN09 - verbindet!

Kursdemo zum Kurs Vertragsgestaltung und Vertragsmanagement. Prof. Dr. Inge Scherer

Bitte beantworten Sie die nachfolgenden Verständnisfragen. Was bedeutet Mediation für Sie?

Fachanhang zur Studienordnung des Bachelorstudiengangs der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock. B14: Soziologie. Vom 30.

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Aus- und Weiterbildung für Datenschutzbeauftragte. Jetzt auch in Braunschweig möglich!

Studienordnung für den Master-Studiengang Management sozialer Dienstleistungen der Hochschule Wismar University of Technology, Business and Design

Thematische Konferenz Der Beitrag von Erasmus zur Vernetzung von Hochschule und Arbeitswelt

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Übersicht zum Studiengang Recht der Europäischen Integration Universität Leipzig :: Juristenfakultät

Mittleres Unternehmen ( Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen) derzeit arbeitssuchend. zum Studium

Ausbildung. Erfahrungsbericht einer Praktikantin

Praktikumsbetreuung im Bachelorstudiengang Psychologie

I. Allgemeine Angaben zur Person und zum Unternehmen

Fachhochschulausbildung in Innovationsmanagement jetzt direkt vor Ort in Schaffhausen

LEITFADEN CURRICULUM KARL-FRANZENS-UNIVERSITÄT GRAZ

zeitna Personaldienstleistungen

Studium und Beruf unter einem Hut.

BACHELOR BETRIEBS WIRTSCHAFT IHRE NACHWUCHSKRÄFTE / IHR POTENZIAL / IHRE ZUKUNFT BERUFSBEGLEITENDER STUDIENGANG

10 Thesen zu translatorischen BA-/MA-Studiengängen

Gewerke übergreifend gestalten. Gebäude-System-Designer.

1) Was sind die Ziele des Europäischen Wirtschaftsführerscheins, EBC*L? 4) Von wem wurde der EBC*L initiiert und von wem wird er betrieben?

Verleihung von Graden in postgradualen Studiengängen (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom )

Unser Unternehmen examio ist auf der Erfolgsspur - auch weil wir uns in unseren Kompetenzen perfekt ergänzen.

Kursbeschreibung Ausbildung zum internen betrieblichen Datenschutzbeauftragten

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

2 Aufbau der Arbeit und wissenschaftliche Problemstellung

International verständliche Titel für. die höhere Berufsbildung

Valentin Wittmann: "Neu ist der Modulgedanke"

Wege zur Patientensicherheit - Fragebogen zum Lernzielkatalog für Kompetenzen in der Patientensicherheit

MACH. Unser Einstiegsprogramm für Hochschulabsolventen. Microsoft Academy for College Hires. Sales Marketing Technik

Übersichten zum Zwei-Fächer-Bachelor-Studiengang der Wirtschaftswissenschaft mit dem Zweifach Deutsch im Profil Handelslehrer: (Stand:

Marketing/Vertrieb/ Medien. Master of Arts.

Hinweise zum BA-Beifach-Studium in Philosophie

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

BACHELOR BETRIEBS WIRTSCHAFT (B.A.) GEHEN SIE IHREN WEG IN DER WIRTSCHAFT. BERUFSBEGLEITEND AN DER HOCHSCHULE REGENSBURG (HS.R). AUCH OHNE ABITUR.

Welche Gedanken wir uns für die Erstellung einer Präsentation machen, sollen Ihnen die folgende Folien zeigen.

Richtlinie für das Praktikum im Masterstudiengang Linguistik: Kognition und Kommunikation 1 Allgemeines (1) Der Masterstudiengang Linguistik:

Eröffnung der Nordakademie Graduate School 26. Sept. 2013, 12 Uhr, Dockland, Van-der-Smissen-Str. 9

Symposium Forschendes Lernen im kulturellen Bereich Möglichkeiten und Herausforderungen im Kontext von Schule 23. und 24. September 2010 in Berlin

Textgegenüberstellung Curriculum des Masterstudiums Slawistik

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Austauschsemester für VW-Masterstudierende an einer Partneruniversität Nov Guido Schäfer Department Volkswirtschaft, WU Wien

Insiderwissen Hintergrund

Test: Sind Sie ein Unternehmertyp?

Weiterbildungsangebote des Sommersemesters 2014 für Personalangehörige der Universität des Saarlandes

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede

Ausbildung und Studium kombinieren! Duales BWL-Studium für Abiturientinnen und Abiturienten. Die Akademie für HÖHER SCHNELLER WEITER BILDUNG

FAQ. Zulassung/Studienbeginn/Aufbaustudium

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Ehrenamtliche weiterbilden, beraten, informieren

Kunstgeschichte: Bereich I [120 ECTS]

Gesprächsleitfaden Mitarbeitergespräch (MAG) für Mitarbeiter/innen

Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung

Interreligiöse Dialogkompetenz M.A. Dreijähriger Weiterbildungsmaster

Analyse von Konzeptualisierungen der Entrepreneurship Education an Hochschulen im deutschsprachigen Raum. Diplomarbeit

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden.

Transkript:

bêñìêí=påüççä=çñ=mìääáå=mçäáåó= Bericht über Studiengänge und Bildungsangebote im deutschsprachigen Raum, die für eine Karriere in Internationalen Organisationen ausbilden PR FI Professionelle Ausbildung für Internationale Organisationen Ein Forschungsprojekt der Erfurt School of Public Policy mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Verfasser des Berichts: Cortina Krause, M.A. krauseco@web.de Christian Tschirschwitz, B.A. christian.tschirschwitz@gmx.de Projektleiter: Prof. Dr. Dietmar Herz Susan Lynn Dortants, M.E.S. Kristin Linke, M.A. Erfurt School of Public Policy Nordhäuser Str. 63 99089 Erfurt Telefon: 0361 / 737-4910 Fax: 0361 / 737-4919 www.profio.de info@profio.de Erfurt, den 24. April 2006

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 2 Inhalt 1 EINFÜHRUNG IN DAS UNTERSUCHUNGSZIEL... 4 2 FORSCHUNGSDESIGN... 6 3 ERGEBNISSE DER INTERVIEWS... 11 3.1 DIE UNTERSUCHTEN STUDIENGÄNGE IM ÜBERBLICK... 11 3.1.1 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik Bonn berufsorientiertes Postgraduierten-Programm... 11 3.1.2 Europa-Institut Universität Saarbrücken Master of European Law... 12 3.1.3 Universität Tübingen Master of European Studies... 12 3.1.4 Kooperation der Berliner Universitäten Master of European Studies... 12 3.1.5 Hertie School of Governance Master of Public Policy... 13 3.1.6 Universität Konstanz Master of Public Policy and Management... 13 3.1.7 Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer (DHV) verwaltungswissenschaftliches Aufbaustudium... 13 3.1.8 Universität Potsdam Master of Public Management / Master of Global Public Policy... 14 3.1.9 Universität Bremen Master of International Relations: Global Governance and Social Theory... 14 3.1.10 Erfurt School of Public Policy, Universität Erfurt Master of Public Policy... 15 3.1.11 Universität St. Gallen Master of Arts in International Affairs and Governance15 3.1.12 Zeppelin University Friedrichshafen Master of Arts in Public Management & Governance (Ökonomische Politik- und Verwaltungswissenschaft)... 15 3.1.13 Universität Wien Masterstudiengang Europastudien... 16 3.1.14 Diplomatische Akademie Wien (DA Wien) Master of Advanced International Studies... 16 3.1.15 Universität Tübingen: Master in Friedensforschung und Internationale Politik. 17 3.1.16 Universität Bonn, Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) Master of European Studies... 18 3.1.17 Humboldt-Universität zu Berlin, Freie Universität Berlin, Universität Potsdam Master für Internationale Beziehungen... 18 3.1.18 European School of Governance Berlin (EUSG) Weiterbildungskurse für Beamte... 18 3.1.19 Universität Hamburg (Erasmus-Mundus-Programm) Master of European Law and Economics... 19 3.2 DIE CURRICULA BEST PRACTICES IN AUSGEWÄHLTEN KATEGORIEN... 19 3.2.1 Interdisziplinarität... 19 3.2.2 Schwerpunkte und Spezialisierungsbereiche... 22 3.2.3 Internationale Ausrichtung... 23 3.2.4 Die curriculare Entwicklung... 24 3.3 NICHT-AKADEMISCHE INHALTE DER CURRICULA... 25 3.3.1 Fremdsprachenkompetenz... 26 3.3.2 Ausbildung praktischer Fähigkeiten... 28 3.3.3 Praktika... 30 3.3.4 Auslandsaufenthalte und Doppelabschlüsse... 31

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 3 3.4 DIE STUDIERENDEN... 33 3.4.1 Auswahlkriterien und Zusammensetzung der Studierenden... 33 3.4.2 Karriereziele... 36 3.5 ZUSAMMENSETZUNG DER FAKULTÄT... 37 3.6 LEHRMETHODEN... 39 3.6.1 Spezielle Unterrichtsformen und Methoden... 41 3.7 HILFESTELLUNGEN ZUM BERUFSEINSTIEG... 42 3.8 KOOPERATIONEN... 44 3.8.1 Mit anderen Organisationen... 45 3.8.2 Mit akademischen Einrichtungen... 45 4 ZENTRALE ERGEBNISSE UND ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN... 47

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 4 1 Einführung in das Untersuchungsziel Das Forschungsprojekt Professionelle Ausbildung für Internationale Organisationen (PROFIO) wird seit Juli 2004 von der Erfurt School of Public Policy durchgeführt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert und mit dem Auswärtigen Amt inhaltlich abgestimmt. Ausgehend von der verhältnismäßig geringen Präsenz Deutschlands im Personal Internationaler Organisationen stellt sich das Forschungsprojekt PROFIO die Frage, ob die Bundesrepublik Deutschland ausreichend vorbereitet ist, qualifiziertes Personal auszubilden, welches den hohen Anforderungen internationaler Zusammenarbeit gewachsen ist. PROFIO hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, verschiedene Anforderungsprofile, Erfolgsdeterminanten und Ausbildungsgänge für Karrieren in Internationalen Organisationen zu untersuchen. So soll herausgefunden werden, welche Anforderungen an Bewerber für Internationale Organisationen gestellt werden und was Aus- und Weiterbildungsangebote leisten können, um Bewerber möglichst gut vorzubereiten und zu qualifizieren. Dabei stehen folgende Ziele im Mittelpunkt des Projektes: Analyse der Rekrutierungsstrategien und Bewerberanforderungen ausgewählter Internationaler Organisationen in einer Arbeitsmarktstudie. Analyse der Ausbildungswege und beruflichen Hintergründe von Mitarbeitern im Höheren Dienst innerhalb dieser ausgewählten Organisationen. In einer anschließenden Curricularstudie eine Untersuchung deutscher und ausländischer Ausbildungsmöglichkeiten, die bereits erfolgreich für Karrieren in Internationalen Organisationen ausbilden. Hervorgehend aus diesen Erkenntnissen die Entwicklung eines Modell-Curriculums, das Möglichkeiten und Grenzen deutscher Universitäten aufzeigt, ihr Lehrangebot im Hinblick auf die Vorbereitung für eine Karriere in Internationalen Organisationen zu verbessern. Mittel- bis langfristig soll damit ein Beitrag geleistet werden, der Unterrepräsentanz deutscher Bewerber bei Internationalen Organisationen entgegen zu wirken.

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 5 Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis der im Rahmen der Curricularstudie für den deutschsprachigen Raum durchgeführten Untersuchung. Insgesamt wurden 20 Studiengänge in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter der Zielsetzung ausgewählt, Beispiele für best practices zu finden, die sich im internationalen Vergleich für die Aus- und Fortbildung für eine internationale Karriere bewährt haben und die deswegen auch vom Personal der untersuchten internationalen Institutionen als sinnvoll angesehen werden. Die Untersuchung der Studiengänge zeigt, dass sich viele Veränderungsprozesse in der deutschsprachigen Hochschullandschaft feststellen lassen. Sehr viele Studiengänge sind gerade neu entstanden oder befinden sich mitten in einem Umbruch, sodass momentan von einer sehr heterogenen Hochschullandschaft auszugehen ist. Trotzdem lässt sich die Tendenz feststellen, dass mittlerweile immer mehr praxisorientierte und interdisziplinär ausgerichtete Studiengänge entstehen, was die Mehrzahl der in dieser Studie untersuchten Programme beweist. Aber auch speziell forschungsorientierte Programme bilden sich heraus. Letztlich lässt sich eine Professionalisierung der weiterbildenden Hochschulausbildung feststellen: die Studiengänge sind deutlich interdisziplinärer ausgerichtet, die Curriculumsentwicklung ist ein langfristiger komplizierter Prozess, der sich an den angstrebten Berufsbildern orientiert und regelmäßige Evaluationen verbessern den Prozess der Weiterentwicklung der Curricula. Des Weiteren ist deutlich der Trend zu mehr Internationalität zu erkennen. Internationale Karrieren (ob im öffentlichen oder privaten Sektor) sind ein beliebtes Berufsziel und viele Universitäten und Forschungsinstitute haben erkannt, dass Reformprozesse in Politik, Wirtschaft und Verwaltung im Gange sind, welche eine internationale Orientierung in der Ausbildung zu einem Muss machen. All diese gewonnenen Erkenntnisse und die Auswahl der best practices sollen letztlich durch das PROFIO-Forschungsprojekt in einem Modell-Curriculum über ideale Ausbildungsinhalte zusammengeführt werden.

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 6 2 Forschungsdesign Diese Teilstudie untersucht bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote im deutschsprachigen Raum, welche u.a. auf Karrieren in Internationalen Organisationen vorbereiten. Die Auswahl der 20 Studiengänge beruht auf bisher allen von PROFIO durchgeführten Studien. Diese zeigten, dass v.a. Studienfächer wie Sozial- und Politikwissenschaften, Recht, Wirtschaftswissenschaften und Internationale Beziehungen als gute Vorbereitung für eine Karriere in den EU-Institutionen angesehen werden. Weiterhin stellte die Studie heraus, dass nicht nur analytische Fähigkeiten und detaillierte Kenntnisse der einschlägigen Institutionen, die oft in herkömmlichen Hochschulstudiengängen gelehrt werden, eine herausragende Rolle spielen, sondern auch Soft Skills wie Management- und Führungskompetenzen, Sprachen- und IT/Computerkenntnisse sowie Kommunikationsfähigkeiten. In der PROFIO-Teilstudie zu den Internationalen Organisationen gaben Mitarbeiter verschiedener Institutionen an, dass Studierende schon in ihrer Ausbildung erste praktische Erfahrungen sammeln und weitergehende Fähigkeiten und Kompetenzen erlernen müssten, die für eine Tätigkeit in Internationalen Organisationen zusätzlich vorbereiten. Aufgrund dieser gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem ersten Zwischenschritt Studiengänge im deutschsprachigen Raum gesucht, die diese Anforderungen bereits erfüllen. Nur wenige berufsorientierte postgraduale Studiengänge sprechen bereits in ihrer Selbstbeschreibung von solch einer Praxisorientierung und Kompetenzausbildung. Allerdings gibt es bisher keine detailliert aufgeschlüsselten Übersichten über die Praxisorientierung und Kompetenzausbildung verschiedener Studiengänge im deutschsprachigen Raum. Zu finden sind lediglich Übersichten über die internationale Ausrichtung der Studiengänge, welche aber für das Ziel des PROFIO-Projektes nicht ergiebig genug waren. Daher wurden postgraduierte Studiengänge der Studienrichtungen Rechtswissenschaft, Verwaltungswissenschaft, Public Policy, Europastudien und Internationale Beziehungen anhand ihrer Internetauftritte untersucht, ob sie ihre Studenten praxisorientiert für eine Tätigkeit in Internationalen Organisationen qualifizieren und ausbilden. Als Auswahlkriterien galten dabei insbesondere: Lehrinhalt und Lehrmethoden im Studium integrierte Praktika Möglichkeiten eines Auslandaufenthaltes Dozenten Partneruniversitäten Kooperationen mit IOs und Unternehmen

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 7 Aufgrund der oben genannten Auswahlkriterien wurden folgende 20 Studiengänge im deutschsprachigen Raum als für Internationale Organisationen qualifizierend und praxisorientiert ausbildend ausgewählt. Die Auflistung erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Institution Programm Diplomatische Akademie Wien, Österreich Special Programme in International Studies Diploma Programme Master of Advanced International Studies* Universität Wien, Österreich Master-Programm Europastudien Universität St. Gallen, Schweiz Master of Arts in International Affairs and Governance Zeppelin University, Friedrichshafen, Deutschland Master of Arts in Public Management & Governance Universität Konstanz, Deutschland Master of Public Policy and Management Universität Tübingen, Deutschland Master of European Studies Masterprogramm Friedensforschung und internationaler Politik Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaft, Speyer, Deutschland Verwaltungswissenschaftliches Aufbaustudium Europa-Institut (Universität Saarbrücken), Master of European Law Deutschland Universität Bonn, Zentrum für europäische Master of European Studies Integrationsforschung, Bonn (ZEI), Deutschland Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn, Deutschland Berufsorientiertes Postgraduierten- Programm Erfurt School of Public Policy (Universität Master of Public Policy Erfurt), Deutschland Humboldt-Universität zu Berlin, Freie Universität Berlin, Universität Potsdam, Master of Arts in Internationalen Beziehungen Deutschland Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität Master of European Studies zu Berlin und Technische Universität Berlin, Deutschland European School of Governance (EUSG), Weiterbildungskurse für Beamte Berlin, Deutschland Hertie School of Governance, Berlin, Master of Public Policy Deutschland Universität Potsdam, Deutschland Master of Public Management Master of Global Public Policy Universität Bremen und die International University of Bremen, Deutschland Master of Arts in International Relations: Global Governance and Social Theory Universität Hamburg (Erasmus-Mundus- Programm), Deutschland Master of European Law and Economics * Die drei Teilprogramme des Ausbildungsangebotes der Diplomatischen Akademie Wien werden im Folgenden als ein Programm unter dem Namen Master of Advanced International Studies geführt (siehe auch: 3.1.14).

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 8 Ziel war es nun, diese Programme detailliert auf best practices mit Vorbildcharakter für andere Universitäten im deutschsprachigen Raum zu untersuchen. In einem ersten Schritt wurden die Internetauftritte dieser Programme analysiert, um sich mit für das Forschungsprojekt PROFIO relevanten Informationen eine Grundlage für die folgenden qualitativen Interviews zu schaffen. Wie in den anderen PROFIO-Teilstudien wurden auch für die vorliegende Untersuchung qualitative, leitfadengestützte, persönliche Interviews als Erhebungsinstrument gewählt. Dies war notwendig, da Ansichten und Einschätzungen der Programmverantwortlichen deutlich in der Studie zum Ausdruck gebracht werden sollen, was sich in einem persönlichen Gespräch gut verwirklichen lässt. Ziel des PROFIO-Projektes ist es auch, Grundlagenforschung für den Bereich Ausbildung für Internationale Organisationen zu betreiben, die eventuell zu einem späteren Zeitpunkt mit quantitativen Methoden fortgesetzt werden kann. Über das Internet wurden folglich die Programmkoordinatoren, Professoren oder zuständigen Personen mit vergleichbarem Expertenwissen für die jeweiligen Programme herausgesucht, um mit ihnen Termine für persönliche Interviews vereinbaren zu können. Die Studie war dabei wegen terminlicher Engpässe in zwei Befragungsrunden unterteilt: Die ersten neun Interviews fanden im Zeitraum vom 23. Januar bis 10. Februar 2006 statt, die weiteren zehn Interviews vom 3. bis 27. März 2006. Ziel der Interviews war es, einen tieferen Einblick in die Konzeption, in den Aufbau und in die Wissensvermittlung dieser Programme zu erhalten. Den Interviewpartnern wurde im Vorfeld die Möglichkeit gegeben, sich mittels eines vorab verschickten Interviewleitfadens auf das Gespräch vorzubereiten. Die Interviews wurden alle auf Deutsch geführt und dauerten je nach den zeitlichen Möglichkeiten der Interviewpartner zwischen 30 und 80 Minuten. Zu Beginn des Interviews wurde den Interviewpartnern nochmals das Forschungsprojekt PROFIO vorgestellt und die Belange des Datenschutzes erklärt. Um auch spezielle Stellungsnahmen zu dem Forschungsprojekt an sich zu erhalten, bekamen die Interviewpartner während bzw. im Anschluss des Gespräches die Möglichkeit, Kritik, Anregungen oder weitere Bemerkungen zu PROFIO zu äußern. Die Interviews im ersten Zeitrahmen wurden mit einem MiniDisc-Recorder aufgenommen und die im zweiten Zeitrahmen mithilfe eines digitalen Aufnahmegerätes aufgezeichnet.

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 9 Folgende Fragen waren in dem Interviewleitfaden zusammengefasst: Position und Funktion des Interviewpartners im untersuchten Programm Konzeption und Entstehung des Curriculums o Wie wurde das Konzept für das Programm entwickelt bzw. später umgesetzt? Welche Ziele lagen der Konzeption zugrunde? o Wer war in diesem Prozess beteiligt? Gab es eine Zusammenarbeit mit Praktikern oder anderen Universitäten? Vorbereitung auf Karrieren in Internationalen Organisationen o o o o Ist diese Vorbereitung überhaupt Ziel des Programms? Wie bereitet das Programm Studenten auf Karrieren in Internationalen Organisationen vor? Wie viele Alumni arbeiten heute tatsächlich in Internationalen Organisationen? Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Alumni und dem Programm? Wie stark ist der internationale Fokus des Programms? Disziplinen o o o Welche Disziplinen sind vertreten und warum? Welche Disziplinen stehen im Mittelpunkt? Welche weiterführenden Kompetenzen und Fähigkeiten sollen außerdem ausgebildet werden? Fremdsprachenunterricht? Methoden o o Welche Lehrmethoden werden angewandt und warum? Welche Vorteile werden dabei gesehen? Gibt es ein verpflichtendes Praktikum? Werden die Studenten bei der Suche unterstützt? Zusammensetzung der Fakultät o o Wie hoch ist der Anteil von wissenschaftlichen und aus der Praxis stammenden Dozenten? Wie und warum wurden die Praktiker ausgewählt? Wie hoch ist der Anteil von permanenten Fakultätsmitgliedern und von Gastdozenten? Kooperationen o Mit welchen Universitäten und Organisationen/Institutionen bestehen Kooperationen? o Welcher Art sind diese Kooperationen? Empfehlungen für zukünftige Bewerber o o Werden die aktuellen Studenten und später die Alumni zu positiven und negativen Aspekten des Programms befragt? Was stellt sich dabei als besonders sinnvoll heraus? Was sollte noch verändert werden? Was würden Sie persönlich an dem Programm ändern, wenn Sie die Möglichkeit hätten?

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 10 o o Welche Art von Berufserfahrung sollten Studenten sammeln, um später in Internationalen Organisationen arbeiten zu können? Wie könnte die ideale Ausbildung für Karrieren in Internationalen Organisationen aussehen? Allen Interviews wurde derselbe Leitfaden zugrunde gelegt. Allerdings musste er in einigen Fällen den besonderen Gegebenheiten des untersuchten Programms angeglichen und dadurch etwas verändert werden. Die aufgezeichneten Interviews wurden später unter Auslassung von Füllwörtern und vom Thema abweichenden Kommentaren transkribiert. Um die Daten besser analysieren zu können, wurden die Transkripte anschließend thematisch unterteilt und anhand eines Kategoriensystems in einer Tabelle geordnet. So konnten die Aussagen den entsprechenden Fragestellungen übersichtlich zugeordnet und für diesen Bericht ausgewertet werden.

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 11 3 Ergebnisse der Interviews Alle folgenden Informationen ergeben sich aus der Auswertung der im Rahmen des PROFIO-Projektes durchgeführten Interviews mit den Programmverantwortlichen der einzelnen Studiengänge. Dabei wurde auch öffentlich zugängliches Informationsmaterial wie Broschüren und Websites berücksichtigt. Die einzelnen Kapitel gliedern sich entlang der für das PROFIO-Projekt wichtigsten Kategorien, die auch in den Interviews schwerpunktmäßig zur Sprache kamen. Grundsätzlich muss vorausgeschickt werden, dass es sich bei der Untersuchung um eine heterogene Auswahl an Studienprogrammen handelt, die in manchen Bereichen schwer vergleichbar scheinen, da sie von unterschiedlichen Zielsetzungen ausgehen. Die entscheidenden Kategorien sind aber in allen Curricula relevant, daher ist eine systematische Untersuchung nach best practices durchaus möglich, auch wenn sich nicht alle Studiengänge gleichermaßen das Ziel setzen, für Internationale Organisationen auszubilden. Nicht alle Programme können im Verlauf des Berichtes detailliert beschrieben werden, da dies den Rahmen dieses Berichts sprengen würde. Ein etwaiger Verzicht auf einzelne Programmelemente bedeutet keine Abwertung des betreffenden Master- Programms, sondern ist dem Zwang zur Auswahl einzelner Praktiken geschuldet. 3.1 Die untersuchten Studiengänge im Überblick Der erste Abschnitt zu den Interviewergebnissen stellt alle untersuchten Studiengänge in einer kurzen Übersicht dar. Angesprochen werden die zentralen Zielsetzungen und die akademischen Schwerpunkte der einzelnen Curricula. Für eine ausführliche Auflistung der einzelnen Programmkomponenten (Module) bietet diese Studie nicht den Raum; diese sind aber leicht über die Websites der Programme zu erhalten (siehe Anhang). Die Reihenfolge der Darstellung folgt dem chronologischen Ablauf der einzelnen Interviews und hat keinerlei inhaltliche Bedeutung. 3.1.1 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik Bonn berufsorientiertes Postgraduierten-Programm Das neunmonatige Programm am deutschen Institut für Entwicklungspolitik läuft schon seit über 41 Jahren mit dem Ziel, Führungspersonal für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit auszubilden und für Durchführungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit zu qualifizieren. Zu Beginn stand dabei weniger der internationale Bereich im Mittelpunkt, sondern vorwiegend deutsche Abnehmerorganisationen. Mittlerweile wird aber eine Internationalisierung angestrebt. Der Kurs ist in zwei Teile gegliedert: eine in acht Blöcke aufgeteilte Plenumphase zur Wissensvermittlung für circa acht Wochen in Bonn und danach die Aufteilung der Teilnehmer in Länderarbeitsgruppen, welche 11 Wochen praxisorientierte

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 12 Länderstudien vor Ort in verschiedenen Entwicklungsländern durchführen. Das Programm ist interdisziplinär und praxisnah ausgerichtet, was vor allem auch dadurch gekennzeichnet ist, dass alle Dozenten Kontakt zur entwicklungspolitischen Praxis haben. 3.1.2 Europa-Institut Universität Saarbrücken Master of European Law Das Europa-Institut der Universität Saarbrücken blickt auf eine lange Tradition von über 50 Jahren zurück. Auch das einjährige Programm European Law läuft mittlerweile seit etwa 25 Jahren, in denen das Curriculum stetig den aktuellen Umständen und Bedürfnissen angepasst wurde und wird. Das Programm unterteilt sich in zwei Phasen: in ein Studienprogramm, welches sich wiederum in ein Grundkursprogramm und ein Spezialisierungsprogramm gliedert und in die dreimonatige Master-Phase. Allerdings gibt es kein festgelegtes Programm, sodass sich die Studierenden eigene Schwerpunkte setzen und sich somit ihre Seminare selbst aussuchen können. In der Lehre wird großer Wert auf interaktive Unterrichtsformen und auf extracurriculare Inhalte bzw. auf die Vermittlung von weiterführenden Fähigkeiten und Kenntnissen gelegt. 3.1.3 Universität Tübingen Master of European Studies Der seit Wintersemester 2000/01 bestehende zweisemestrige internationale Studiengang Master in European Studies an der Universität Tübingen ging aus der jahrzehntelangen Tübinger Tradition in der Europaforschung hervor. Ziel des Programms ist es, möglichst praxisnah und interdisziplinär auf ein Tätigkeitsfeld mit besonderem Bezug zur EU vorzubereiten. Mit einführenden Kompaktseminaren und Pflichtveranstaltungen soll ein einheitliches Basiswissen der Studierenden gewährleistet werden. In weiterführenden Wahlpflichtveranstaltungen können sich die Studierenden in den drei Teildisziplinen Wirtschaft, Recht oder Politik spezialisieren. Mit weiterführenden Workshops und mehrtägigen Exkursionen werden auch extracurriculare Inhalte angeboten. 3.1.4 Kooperation der Berliner Universitäten Master of European Studies Das interdisziplinäre Studienprogramm European Studies als Kooperation der drei Berliner Universitäten entstand 1998 durch eine Ausschreibung des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Der einjährige Studiengang hat sich zum Ziel gemacht, für Führungspositionen in europarelevanten Bereichen auf nationaler und internationaler Ebene vorzubereiten. Im Curriculum werden die drei Teildisziplinen Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft vereint, welche alle im Grundlagensemester belegt werden müssen, um ein einheitliche Basis zu schaffen. Das zweite Semester besteht aus praxisorientierten Kompaktseminaren, in denen das erworbene Grundlagenwissen angewandt werden soll. Pro Studienjahr werden aus den Bewerbern etwa 25 Fellows ausgewählt, eine sehr kleine Gruppe, die aber international besetzt sein soll.

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 13 3.1.5 Hertie School of Governance Master of Public Policy Das zweijährige Programm Public Policy an der Hertie School of Governance in Berlin eröffnete im Wintersemester 2005/06 mit dem Ziel, den Bedarf an einer interdisziplinären Ausbildung für Berufsfelder im politiknahen Bereich in Deutschland abzudecken. Die Hertie School, welche sich gleichzeitig mit dem Programm aufbaut, sieht sich als Professional School for Public Policy. Das Studium gliedert sich in ein Core-Curriculum, ein Advanced- Curriculum, ein verpflichtendes Praktikum, einen Integrated Workshop und ein Student Project, welches in der Master-Arbeit mündet. Die Master-Arbeit soll dabei eine Auftragsarbeit für Ministerien oder andere Institutionen sein. Das Curriculum unterteilt sich nicht in verschiedene Disziplinen, sondern in Kernkompetenzen, die entweder einen eher theoretischen oder einen eher praktischen Fokus haben können. Grundsätzlich legt das internationale Programm großen Wert auf Praxisbezug und auf die Vermittlung von praxisrelevanten Fähigkeiten und Kenntnissen. 3.1.6 Universität Konstanz Master of Public Policy and Management Das erst im Wintersemester 2005/06 angelaufene Programm Public Policy and Management an der Universität Konstanz ist durch den Bologna-Prozess aus der Tradition des Diplomstudiengangs Politik und Verwaltungswissenschaft hervorgegangen. Speziell an diesem viersemestrigen Studiengang ist vor allem die Kombination aus Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Managementlehre. Ziel der Ausbildung ist die Befähigung zur Analyse der wechselseitigen Beeinflussung von Interessen, Machtbeziehungen, Handlungsstrategien, Konflikten und Konfliktlösungen, wodurch der Zugang zu verschiedenen Berufsfeldern in öffentlichen und privaten Einrichtungen, in internationalen Institutionen, in der Politik, in der Wirtschaft, in Verbänden und Vereinen ermöglicht werden soll. Das Programm bietet vier zum Teil praxisorientierte Schwerpunkte zur Auswahl, in denen programmspezifische Grundlagen- und Spezialisierungsseminare belegt werden. Des Weiteren können aber auch programmrelevante Seminare aus benachbarten Fächern belegt werden, sodass eine interdisziplinäre Ausbildung gefördert wird. 3.1.7 Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer (DHV) verwaltungswissenschaftliches Aufbaustudium Die DHV wurde 1947 in der Besatzungszeit von den Franzosen gegründet, wobei das Urprogramm nur für Rechtsreferendare ausgerichtet war. 1976 kam das einjährige Magister- Programm für Verwaltungswissenschaft dazu. Das Programm wurde kontinuierlich weiterentwickelt und aktualisiert und somit den aktuellen Bedürfnisse der öffentlichen Verwaltung angepasst und dem Bologna-Prozess angeglichen. Der Studiengang soll verwaltungswissenschaftliche Kenntnisse vermitteln, die für eine Führungstätigkeit im Höheren Dienst oder verwandten Bereichen in der öffentlichen Verwaltung, Internationalen

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 14 Organisationen, Politik, Verbänden und Wirtschaftsunternehmen vorbereiten. Das Curriculum wird schwerpunkartig durchgeführt und zeichnet sich zum Teil durch Praxisorientierung aus. 2003 wurde das Programm mit der Möglichkeit eines Zusatzzertifikats, dem European Master in Public Administration (EMPA), erweitert. Für den EMPA wird zum eigentlichen Magister-Abschluss ein Auslandssemester an einer der Partneruniversitäten angehängt. 3.1.8 Universität Potsdam Master of Public Management / Master of Global Public Policy 1998 stellte die Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung (heute InWEnt) die bedarfsgeleitete Überlegung an, einen Master aufzubauen, der vor allem Midcareer-Manager aus Entwicklungsländern und Transformationsländern weiterbildet. Mit diesen Überlegungen ist man an die Universität Potsdam als Kompetenzzentrum für Verwaltungswissenschaften herangetreten und der Studiengang Master of Public Management begann in Kooperation mit InWEnt im April 1999. Vier Jahre später lief auch der zweite Studiengang - eine Art Spezialisierungsprogramm - Master of Global Public Policy an. Master of Public Management (MPM) Dieses international geprägte Programm soll vor allem Midcareer-Manager ansprechen, die bereits als Manager in Verantwortungspositionen stehen. Diese sollen weiterführende analytische und praxisorientierte Fähigkeiten erlernen, um ihre Leistungs- und Lernfähigkeit im Bereich Public Management zu verbessern. Das interdisziplinäre Curriculum ist in fünf thematische Module aufgeteilt, welche Themen aus den Bereichen Public Policy, Public Administration, Public Management und Business Management beinhalten. Es wird außerdem Wert darauf gelegt, den Teilnehmern weiterführende Fähigkeiten und Kompetenzen durch praxisorientierte Kurse und extracurriculare Angebote zu vermitteln. Master of Global Public Policy (MGPP) Dieser Studiengang ist eine Spezialisierung des MPM, indem es einen stärkeren Fokus auf transnationale Politik setzt. Das Curriculum beider Programme ist ähnlich aufgebaut und zeichnet sich durch gleiche Kompetenzausbildung und Praxisorientierung aus. Es unterscheidet sich lediglich durch andere Pflichtkurse. 3.1.9 Universität Bremen Master of International Relations: Global Governance and Social Theory Der zweijährige Studiengang begann im Wintersemester 2004 an der Universität Bremen in Kooperation mit der International University of Bremen. Das speziell forschungsorientierte Programm ist für Studenten ausgelegt, die in die Forschung oder Wissenschaft gehen wollen. Daher weist es keine praxisorientierten Elemente oder weiterführende

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 15 Kompetenzvermittlung im Curriculum auf. Die vier festen Modulbereiche sind somit durch reine wissenschaftliche Theorieseminare geprägt. Der Schwerpunkt der Lehre liegt auf den Methodenkomponenten. 3.1.10 Erfurt School of Public Policy, Universität Erfurt Master of Public Policy Der zweijährige Master of Public Policy wird von der Erfurt School of Public Policy angeboten, die wiederum ein Teil der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt ist. Die Erfurt School of Public Policy versteht sich als Professional School nach amerikanischem Vorbild und startete ihr Programm als ersten professionellen Master- Studiengang im Bereich Public Policy in Deutschland bereits zum Wintersemester 2002/03. Als Programm einer Professional School bereitet der Master of Public Policy anwendungsorientiert auf die berufliche Praxis vor. Absolventen sollen bereit sein, sofort nach dem Abschluss in die berufliche Praxis einzusteigen. Der Master of Public Policy versucht sich der Herausforderung komplexeren politischen Handelns zu stellen, in dem er im Curriculum einerseits Programmelemente einer eher methodischen und analytischen Ausbildung mit sehr stark praxisorientierten Programmelementen kombiniert. Die Ausbildung konzentriert sich auf den öffentlichen Sektor mit einer kleinen Erweiterung um Management im Non-Profit-Sektor. 3.1.11 Universität St. Gallen Master of Arts in International Affairs and Governance Der Master of Arts in Internationalen Beziehungen ist ein dreisemestriger, interdisziplinärer Studiengang, der Führungspersonal für Politik, Wirtschaft und Verwaltung ausbilden möchte, insbesondere für Stellen, die einen internationalen Bezug aufweisen. Er vereint im Curriculum die Disziplinen Politik- und Rechtswissenschaft, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, was den Studierenden eine möglichst breite, generalistische Ausbildung ermöglichen soll. Neben der Interdisziplinarität sind Praxisorientierung und Internationalität die zentralen Prädikate dieses Master-Programms, das im Zuge der Bologna-Reformen aus dem ehemaligen Staatswissenschaftlichen Lehrgang hervorgegangen ist. Hervorzuheben ist auch der ökonomische Schwerpunkt, den das Curriculum aufweist, da sich die Universität St. Gallen insgesamt als Wirtschaftsuniversität versteht. 3.1.12 Zeppelin University Friedrichshafen Master of Arts in Public Management & Governance Die beiden zweijährigen Master-Studiengänge Master of Arts in Public Management & Governance (einer davon konsekutiv, der andere nicht-konsekutiv) wollen Spitzenpersonal für die deutsche Verwaltung und für die öffentlichen Unternehmen den öffentlichen Sektor im weitesten Sinne ausbilden. Die private Zeppelin University und insbesondere das Department for Public Management and Governance gründeten sich 2003 mit dem Auftrag, Personal für die Reformprozesse des politisch-administrativen Sektors auszubilden. Man will

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 16 praxisorientiert, aber auch theoretisch fundiert, die traditionell juristisch geprägte Ausbildung für den öffentlichen Sektor erweitern und vor allem mehr Management-Kompetenz in das Curriculum einbauen. Die beiden Master-Kurse sind stark transdisziplinär ausgelegt: im Pflicht- wie im Wahlpflicht und student study-bereich werden die Disziplinen Ökonomik, Managementheorie, Politik, Verwaltungswissenschaft, Recht, Soziologie und polit. Philosophie angeschnitten. Internationale Organisationen werden nur bedingt als potenzielles Berufsbild für die zukünftigen Absolventen gesehen. Bisher gab es noch keine Absolventen. 3.1.13 Universität Wien Master-Studiengang Europastudien Der Master-Studiengang Europastudien der Universität Wien existiert seit 2000 und ist einem kritischen kulturwissenschaftlichen Zugang zum Prozess der europäischen Integration verschrieben. Schwerpunkt soll eine historisch-kulturwissenschafliche Betrachtungsweise sein, die mit den klassischen Europa-Disziplinen (Politik, Wirtschaft und Recht) verbunden wird. Der eher forschungsorientierte einjährige Studiengang will vor allem für Tätigkeiten in nationalen Verwaltungen, im Bildungsmanagement, im Banken- und Versicherungswesen und in den EU-Institutionen ausbilden, aber auch andere Internationale Organisationen gehören durchaus zu den angestrebten Berufsfeldern. Das Programm bildet jährlich etwa 20 Studierende aus. 3.1.14 Diplomatische Akademie Wien (DA Wien) Master of Advanced International Studies Die Diplomatische Akademie Wien ist die weltweit älteste Institution, die für den Bereich Internationale Beziehungen ausbildet. Die DA Wien ist keine diplomatische Akademie im klassischen Sinne, sondern eine postgraduale Bildungseinrichtung ähnlich einer Professional School, die Studierende jeder Nationalität aufnimmt, deren Absolventen aber nicht automatisch in den diplomatischen Dienst aufgenommen werden. Die Akademie bietet ein zweijähriges Programm an, dessen erstes Jahr in unterschiedlicher Form studiert werden kann. Das erste Jahr bildet jeweils auch ein eigenes Programm, nach dessen Abschluss man bereits den Master-Grad verliehen bekommt. Der Titel wird jeweils zusammen mit der Universität Wien vergeben. Hervorzuheben ist insbesondere die enge Verbindung zum österreichischen Außenministerium, von dem die DA zwar seit zehn Jahren unabhängig ist, das aber weiterhin in allen Universitätsgremien vertreten ist und erheblich zur Finanzierung der Akademie beträgt. Der Diplom-Lehrgang Der Diplom-Lehrgang zieht sich über ein Jahr und stellt den eher praxisorientierten Zweig des zweijährigen Programms dar. Die Besonderheit dabei ist, dass man bereits nach dem ersten Jahr ein Diplom (DLG) verliehen bekommt. Andererseits muss man das erste Jahr gut

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 17 bestanden haben, um zum zweiten Jahr (Master of Advanced International Studies, s. 3.5.3) zugelassen zu werden. Es ist das Ziel der Akademie, für internationale Berufe aller Art auszubilden, indem man die Disziplinen Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaft und Geschichte im Curriculum verbindet. Im Diplom-Lehrgang steht dabei insbesondere auch die Sprachausbildung im Vordergrund, die fast die Hälfte des Studienumfanges ausmacht. Special Programme in International Studies (SPIS) Dieses Programm ist die Alternative zum Diplom-Lehrgang für das erste Jahr an der DA. Eher akademisch orientiert, sollen vor allem die Grundlagen der einzelnen Disziplinen der Akademie vermittelt werden. Auch in diesem Programm nimmt die Sprachausbildung relativ viel Raum ein, wenn auch weniger als im Diplom-Lehrgang. Obwohl man nach Ableistung dieses Zweiges einen ersten Abschluss bekommt das so genannte Post-Graduale Certificate, sieht sich dieses Programm vor allem als inhaltliche Vorbereitung zum Master of Advanced International Studies. Im Vergleich zum Diplom-Lehrgang, wo vor allem die diplomatische Praxis vermittelt werden soll, legt das Curriculum des SPIS mehr Wert auf eine theoretische Fundierung der einzelnen Disziplinen. Master of Advanced International Studies (MAIS) Der MAIS ist das zweite Jahr des Master-Programms der DA Wien. Mit dem zweiten Jahr wird die Ausbildung in den Disziplinen des Instituts vertieft und integriert. Die akademischen Inhalte stehen im zweiten Jahr klar im Vordergrund. Die Vorbereitung auf die interdisziplinäre Master-Thesis ist Kernziel des MAIS. 3.1.15 Universität Tübingen: Master in Friedensforschung und Internationale Politik Der Master für Friedensforschung und Internationale Politik entstand im Zuge der Bologna- Reformen und der Neueinführung verschiedener Master-Studiengänge. Trotzdem steht der Studiengang in der langen Tradition, die Politikwissenschaft und insbesondere der Teilbereich Internationale Politik am politikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen genießt. Hauptziel des Studienganges ist Kompetenzausbildung im Bereich Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Friedenspolitik. Das zweijährige, forschungsorientierte Programm will die verschiedenen Theorieschulen der internationalen Beziehungen in einem akademischen Lehrgang zusammenfassen und insbesondere friedliche Konfliktlösungskompetenzen an die Studierenden vermitteln. Dazu gehören, so die Programmverantwortlichen, auch starke Recherche- und Analysefähigkeiten. Eine Tätigkeit bei Internationalen Organisationen ist erklärtes Ausbildungsziel des Studienganges, von dem bisher noch keine Absolventen vorhanden sind.

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 18 3.1.16 Universität Bonn, Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) Bonn Master of European Studies Das Zentrum für Europäische Integrationsforschung entstand 1995 als unabhängige Forschungsreinrichtung der Universität Bonn. Seit 1998 können hier Studierende den einjährigen postgradualen Master-Studiengang European Studies absolvieren, der in der Anfangszeit vom Stifterverband der Deutschen Wissenschaft gefördert wurde, sich heute aber rein über Studiengebühren finanziert. Das Curriculum ist vor allem auf den europäischen Integrationsprozess und die EU-Institutionen zugeschnitten und behandelt daher alle relevanten Aspekte der EU-Integration aus ökonomischer, juristischer und politischer Perspektive. Eine Tätigkeit bei der Europäischen Union oder einer anderen nationalen bzw. internationalen Institution mit europäischem Bezug ist daher erklärtes Ausbildungsziel dieses interdisziplinären Programms. Die erlernte Europafähigkeit der Absolventen befähigt sie auch bei großen Unternehmen in Sektoren mit hohem Europabezug tätig zu sein. Das Master-Programm des ZEI schult im Sinne einer professionellen Ausbildung die theoretischen und praktischen Fähigkeiten, die das zukünftige EU-kompetente Personal in Politik, Wirtschaft und Verwaltung benötigt. 3.1.17 Humboldt-Universität zu Berlin, Freie Universität Berlin, Universität Potsdam Master of Arts in Internationalen Beziehungen Dieser Studiengang wird von den drei politikwissenschaftlichen Instituten der betroffenen Universitäten in Kooperation angeboten und existiert seit dem Wintersemester 2003/04. In vier Semestern beschäftigen sich hier Studierende mit internationaler Politik und Ökonomie aus politikwissenschaftlicher Perspektive. Das forschungsorientierte Master-Programm verzichtet nicht auf eine berufsvorbereitende Säule im Curriculum und sieht die potenziellen Tätigkeitsfelder seiner Absolventen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Verwaltung mit internationalem Bezug. Insbesondere Internationale Organisationen nehmen einen besonderen Schwerpunkt im Curriculum ein und daher stellt dieses Berufsfeld auch eines der wichtigsten Ausbildungsziele dar. Der Master Internationale Beziehungen nimmt jedes Jahr 30 Teilnehmer auf und konnte auch schon den ersten Absolventenjahrgang verabschieden. 3.1.18 European School of Governance Berlin (EUSG) Weiterbildungskurse für Beamte Die European School of Governance unterscheidet sich grundlegend von den anderen untersuchten Instituten bzw. Studiengängen. Die EUSG ist eine Aus- und Fortbildungsstätte für Beamte, die an diesem Institut unter anderem Lehrgänge zur Europäischen Union und zu internationalen Beziehungen durchlaufen können. Da ein Großteil deutscher Mitarbeiter bei Internationalen Organisationen über die übliche Beamtenlaufbahn dorthin gelangt, trägt die

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 19 Untersuchung der EUSG zu einer Vervollständigung der Ausbildungsprogramme für Internationale Organisationen im deutschsprachigen Raum bei. 3.1.19 Universität Hamburg (Erasmus-Mundus-Programm) Master of European Law and Economics Das Erasmus-Mundus-Programm ist eine Kooperation von zehn europäischen Universitäten, die seit 1989 existiert. Der Master of European Law and Economics ist ein einjähriger Second Level Master, der in drei Trimester geteilt ist, welche in Hamburg und an noch zwei weiteren ausländischen Universitäten absolviert werden. Die interkulturelle Erfahrung eines Studiums in drei verschiedenen Ländern ist damit auch ein Kernziel dieses Programms. Der Studiengang ist klar akademisch orientiert und beschäftigt sich ausschließlich mit der Forschungsrichtung Ökonomische Analyse des Rechts ; Ökonomie und Jura sind damit auch die im Curriculum etwa zu gleichen Teilen vertretenen Disziplinen. Das Programm sieht Internationale Organisationen nicht als vorrangiges Berufsziel seiner Absolventen, dennoch sind Organisationen, die einen ökonomischen Bezug haben, auch ein mögliches Tätigkeitsfeld. Direkte Berufsvorbereitung steht in diesem Master-Programm nicht im Vordergrund, jedoch soll die Kompetenz vermittelt werden, welche ökonomischen und sozialen Wirkungen Rechtsnormen in ausgewählten Bereichen (z.b. Deliktsrecht, Insolvenzrecht) hervorrufen. Diese Erweiterung einer traditionellen ökonomischen oder juristischen Ausbildung wird vor allem im öffentlichen Sektor, aber auch in der freien Wirtschaft und in großen Anwaltskanzleien geschätzt. 3.2 Die Curricula best practices in ausgewählten Kategorien 3.2.1 Interdisziplinarität Alle untersuchten Studiengänge weisen in unterschiedlichem Maße eine interdisziplinäre Ausrichtung auf. So ist es ein grundlegendes Ausbildungsziel, die Studierenden mit verschiedenen Disziplinen vertraut zu machen, damit sie im Berufsleben vielseitig einsetzbar sind. Insbesondere im internationalen Bereich, so die Programmverantwortlichen, ist es oft von Vorteil, die Sprache von Spezialisten einer Disziplin zu sprechen, andererseits aber die Möglichkeit zu haben, Lösungsansätze aus anderen Fächern präsentieren zu können: Wir haben mehrere Disziplinen, die ungefähr gleich gewichtet verteilt sind. Die Leute sollen in diesen Disziplinen eine gute Grundausbildung erhalten und sie sollen darüber hinaus die Fähigkeit zum interdisziplinären Denken erhalten. Das heißt, sie sollen in der Lage sei, später, wenn sie mit Spezialisten am Tisch sitzen, die verschiedenen Perspektiven der Spezialisten zu verstehen und das Ganze in bestimmten Fällen auch integrieren zu können. (Universität St. Gallen) Die am häufigsten vertretenen Disziplinen sind Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Ökonomie (Volkswirtschaftslehre), wobei jedoch festzustellen ist, dass sowohl die

PR FI - Master-Studiengänge im deutschsprachigen Raum 20 interdisziplinäre Ausrichtung der Programme als auch die Gewichtung der einzelnen Disziplinen erheblich variiert. Daneben werden insbesondere in den public-policy- Studiengängen auch Kurse in Management angeboten. Oft ist die grundsätzliche Ausrichtung der Universität oder des Instituts dafür ausschlaggebend, ob ein Master- Programm vor allem juristisch, ökonomisch oder politikwissenschaftlich geprägt ist. Die Diplomatische Akademie Wien will beispielsweise nicht nur transdisziplinär ausbilden, sondern insbesondere im zweiten Jahr des Master of Advanced International Studies tatsächlich Interdisziplinarität herstellen und die Argumentationen verschiedener Disziplinen integrieren. Neben den drei oben genannten Disziplinen sind auch historische Kurse im Curriculum vertreten und die Studierenden sind aufgefordert, in ihrer Master-Arbeit ein Thema von zumindest zwei disziplinären Blickwinkeln her zu untersuchen. Daneben gibt es interdisziplinäre Seminare, welche dann auch von mehreren Professoren unterrichtet werden: Im zweiten Jahr werden dann einerseits diese Gebiete etwas vertieft, partiell aber nur, und dann werden sie zusammengeführt. Wir denken, dass das nicht nur wissenschaftlich wichtig ist, sondern auch, dass das auch für eine Tätigkeit in einer Internationalen Organisation wichtig ist, dass man erstens ein Grundwissen in all diesen Gebieten hat, dass man das aber zweitens auch verknüpfen kann. Das ist sozusagen der wissenschaftliche Auftrag unserer Ausbildung. (Diplomatische Akademie, Wien) In eine ähnliche Richtung geht der Master of International Affairs and Governance der Universität St. Gallen, der interdisziplinäre Seminare im Pflichtwahlbereich aufweist und als Herzstück des Curriculums einen interdisziplinären Kernkurs anbietet, der sich mit einem internationalen Politikfeld aus unterschiedlichen Perspektiven beschäftigt. Neben diesen beiden Beispielen könnte man noch weitere Beispiele aufzählen, wie der Master of Public Policy in Erfurt, in dem neben den genannten Disziplinen auch verwaltungswissenschaftliche Elemente vertreten sind und einen besonderen Schwerpunkt auf Management-Kompetenzen gelegt wird. In ähnlicher Weise tut dies auch die Zeppelin University mit ihrem Master in Public Management und Governance sowie die Universität St. Gallen: Meine Erfahrung ist, das zeigt auch die Entwicklung der letzten Jahre überhaupt, dass zunehmend in Internationalen Organisationen Personen nachgefragt werden, die vor allem auch von Management und Wirtschaft etwas verstehen. All diese Institutionen sind unter budgetärem Druck, d.h. sie müssen effizient arbeiten. Hier sind auch Managementfähigkeiten gefragt, natürlich neben juristischen und politikwissenschaftlichen und breiten ökonomischen Kompetenzen. (Universität St. Gallen) Der Studiengang Europastudien der Universität Wien hat dagegen eine starke kulturwissenschaftliche Komponente im Curriculum. Die vertiefte Beschäftigung mit Sprachen und den kulturellen Eigenheiten der europäischen Nationen wird hier neben juristischem und ökonomischem Fachwissen als besonders wichtig herausgestellt. Es