Schweizerdeutsche Konsonanten: weder stark noch schwach



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Transkript:

Schweizerdeutsche Konsonanten: weder stark noch schwach Astrid Kraehenmann Universität Konstanz astrid.kraehenmann@uni-konstanz.de 23. November, 2007 Was zu zeigen ist Der phonologische Hauptunterschied innerhalb der Konsonanten ist prosodischer, nicht segmentaler Natur. prosodisch: Länge/Quantität Melodie nicht segmental: X X X X C /pp/ X X X X X X C /p/ X X X C [tense] /p/ oder C [voice] /b/ 1

Wie es zu zeigen ist geschichtlicher Hintergrund und Werdegang akustische Studien artikulatorische Studien perzeptorische Studien Ein typisches Konsonanteninventar pp p ff f tt t ss s SS S kk k xx x p f t s k x mm m v nn n ll l j NN R starker Kontrast 2. Lautverschiebung schwacher Kontrast kein Quantitätskontrast 2

Die P-Germanischen Obstruenten pp p bb b tt t dd d kk k gg g Quantität (nur medial!) Stimmhaftigkeit (alle Positionen) ff f TT T ss s xx x Quantität (nur medial!) Stimmhaftigkeit allophonisch (Verners Gesetz) Die altalemannischen Obstruenten pp tt < *d kk Resultat der AHD Lautverschiebung: p < *b t < *T k < *g p f t s k x Stimmhaftigkeit ist kein phonologisches Merkmal mehr nur noch Quantität ff f ss s xx x Die kurzen Plosive haben unterschiedliche Quellen 3

Die altalemannischen Obstruenten Gibt es Evidenz für: - Zusammenfall von *d mit altalemannisch /tt/ (wie auch *dd und *TT)? vetter /tt/ (< *d) bett /tt/ (< *dd) motte /tt/ (< *TT) - gleichen Status von /t/ (< *T) und altalemannisch /p/ (< *b) und /k/ (< *g)? Notkers Anlautgesetz (Lahiri & Kraehenmann 2004) < b d g > < p t k > nach Sonoranten andernorts legt eine allophonische Alternation nahe Manuskript von Martianus Capella Codex Sangallensis 872, 11. Jh. 4

Notkers Anlautgesetz ín díu óugen begínnet íh pegínne díu súnna gât er férrost kât beginnen gehen 5

6

Notkers Anlautgesetz Un!de dáz kelóuben Uuás mág táz sîn? táz ter tág pegónda Sô mánig tág ist das Tag 7

8

9

Notkers Anlautgesetz PGmc Quelle Orthographie Treu dem Schweizerdeutsch. Anlautgesetz Entsprechung *b < b ~ p > ja /p/ *g < g ~ k > ja /k/ *d < t > nein /tt/ *T < d ~ t > ja /t/ Notkers phonologisches System Alternation in Schrift für allophonische Länge: / p t k / > [ pp tt kk ] syntaktische Geminierung keine Alternation für zugrundeliegende Länge: / tt / > [ tt ] Evidenz für initialen Kontrast zwischen Geminat /tt/ vs. Singleton /t/ Bestätigende Evidenz für diese Analyse: Entsprechungen in heutigen Dialekten Nur die koronalen Plosive zeigen dieses Muster. Die spätere Adaptierung von Lehnwörtern führt zur Erweiterung auf labiale und velare Plosive. 10

Ein typisches Konsonanteninventar pp p ff f tt t ss s SS S kk k xx x p f t s k x starkter Kontrast Medialer Kontrast CD CD CD [sippe] [sipe] [matte] [mate] [jakke] [jake] CD CD CD 11

Finaler Kontrast [alpp] [xalp] [altt] [valt] [v kk] [v k] Initialer Kontrast: V#_ [ppa R] [pa R] [ttank x] [tank x] [kka R] [ka R] 12

Kontrast phraseninitial???? [ppa R]?[pa R] [pa R] [ttank x]?[tank x] [tank x] [kka R]?[ka R] [ka R]??? Frühere Ergebnisse Initiale Plosive: (Kraehenmann 2001, 2003) 1. Die Verschlusslösung (VOT) unterscheidet sich nicht signifikant für Geminaten und Singletons (20.1ms vs. 20.2ms). 2. Im intersonoranten Kontext ist die Verschlussdauer (CD) von Geminaten signifikant länger (108ms vs. 47ms). 3. Nach einem Obstruenten werden Geminaten kürzer und Singletons länger, so dass der phonologische Unterschied neutralisiert wird (76ms vs. 59ms). 13

Frühere Ergebnisse σ σ (Kraehenmann 2001, 2003) σ σ R O R R O R ohne Tosen N C N N N ohne Dose X X X X X X X on i t o se on i t o se Kontrast-Realisierung σ σ σ σ R O R R O R nach Tosen N C N N C N nach Dose X X X X X X X X X no x t o se no x t o se Kontrast-Neutralisierung Hauptziel Artikulationsstudie (Kraehenmann & Lahiri 2007) ermitteln der artikulatorischen Eigenschaften des initialen Quantitätskontrastes der koronalen Plosive / tt t / e.g.: /ttoose/ Tosen vs. /toose/ Dose ein phraseninitialer Kontext: iso-context = am Anfang einer Phrase/Äusserung zwei phrasenmediale Kontexte: C-context = nach der Präposition noch V-context = nach der Präposition ohne 14

Warum ist das interessant? Wie kann ein initialer Quantitätskontrast zwischen stimmlosen Plosiven am Äusserungsanfang beibehalten werden? Gibt es eine Neutralisation in der Artikulation? Akustische Studien (e.g. Lahiri & Hankamer 1988; Tserdanelis & Arvaniti 2001; Kraehenmann 2001, 2003): Verschlussdauer = Hauptmerkmal für Quantität Perzeptionstudien: Kontrasterkennung Abramson (1999) über Pattani Malay: ja Kraehenmann (2003) über Schweizerdeutsch: nein Problemkreis articulatory strengthening (e.g. Fougeron & Keating 1997, Cho & Keating 2001) Unsere Hypothesen: phraseninitiale Geminaten: längerer Kontakt auch ohne das akustische Hauptmerkmal CD phrasenmedial: Der Quantitätskontrast ist durch den vorangehenden Kontext eingeschränkt (V oder C). Strengthening am Domänenanfang für Geminaten sowie Singletons. 15

Methode: EPG Elektropalatographie (EPG) Edinburgh System (Articulate Instruments Ltd, Edinburgh, UK) massgefertigte Gaumenplatte aus Acryl 62 Elektroden Abtastungsinterval zw. Zunge und Gaumen: 10ms gleichzeitige Audioaufnahme (48kHz, Sennheiser MKH20P48 Mikrophon) Methode: EPG Kritische Elektroden: die 2 ersten Reihen Erste Reihe 100% oder mindestens 80% in beiden Reihen Duration of Maximal Contact (DMC) (Kraehenmann & Jaeger 2003) 16

Methode: Material Hauptwörter mit initialem Quantitätskontrast / tt t / 30 Paare (minimal und fast-minimal); 2 Silben, 1. betont 3 Kontexte: 1 in Isolation, 2 in einer Präpositionsphrase Ø Ø φ [ /nox/ φ [ /nox/ φ [ /oni/ φ [ /oni/ φ [ /ttoose/ φ [ /toose/ /ttoose/ /toose/ /ttoose/ /toose/ Tosen Dose nach Tosen nach Dose ohne Tosen ohne Dose iso-context C-context V-context Methode: Aufnahmen 4 Sprecherinnen (avg. 38 J.) Aufwärmen vor dem Recording 60 Targetwörter, 30 Füllwörter (in 3 Kontexten) Präsentation auf dem Komputerbildschirm lautes Ablesen nach akustischem Bereitschaftssignal eine Wiederholung Totale Datenzahl für die Analyse: 1385 (693 mit Geminaten, 692 mit Singeltons) ANOVA: Unabhängige Faktoren: Quantität (gem/sing), Kontext (iso/c/v) Abhängige Faktoren: DMC, CD, VOT 17

V-context: /oni ttoose/ - /oni toose/ ohne Tosen / tt / 120ms (x 134ms) ohne Dose CD DMC S2 /t/ 60ms (x 73ms) CD DMC S2 Resultate: Artikulatorisches Mass DMC DMC Mean ms 300 250 200 245 * 157 150 100 p <.0001* 120 * 103 134 * gem sing 73 50 iso C V Geminaten: längerer Artikulationskontakt in allen Kontexten. Differenz Geminat-Singleton: C-context < iso-context (p <.0001*) C-context < V-context (p <.0001*) 18

Iso-context: /ttoose/ - /toose/ Tosen Dose / tt / 250ms (x 245ms) S3 /t/ 100ms (x 157ms) S3 C-context: /nox ttoose/ - /nox toose/ nach Tosen nach Dose / tt / 120ms (x 120ms) S2 /t/ 120ms (x 103ms) S2 19

Resultate: Akustisches Mass CD CD Mean ms 300 250 200 150 100 50 122 * * 106 137 iso C V Geminaten: längere akustische Dauer in phrasenmedialen Kontexten. Differenz Geminat-Singleton: C-context < V-context (p <.0001*) 73 p <.0001* gem sing Resultate: Akustisches Mass VOT VOT Mean ms 24 22 20 18 16 14 19,8 20,5 19,3 20,0 18,1 17,0 iso C V gem sing VOT: Unterschied zwischen Geminaten und Singletons in keinem Kontext signifikant. 20

Zusammenfassung & Diskussion strengthening Geminat Singleton DMC lang+++ 1.6 : 1 kurz+++ iso CD VOT gleich gleich DMC lang- 1.2 : 1 kurz++ C CD lang- 1.2 : 1 kurz++ VOT gleich gleich DMC lang 2 : 1 kurz V CD lang 2 : 1 kurz VOT gleich gleich Zusammenfassung & Diskussion Geminaten werden in allen Kontexten länger artikuliert als Singletons, sogar am Phrasenanfang. Articulatory strengthening am Phrasenanfang: die absolute Dauer nimmt für Geminaten und Singletons beträchtlich zu. Der proportionale Unterschied in der Dauer nimmt aber ab. Die Resultate für CD widerspiegeln die phrasenmedialen Resultate für DMC. VOT spielt keine Rolle. 21

Fazit: Produktion Phrasenanfang: keine Neutralisierung des Quantitätskontrastes in der Artikulation. Articulatory strengthening für Geminaten und Singletons. Phrasemitte: Realisierung des Quantitätskontrastes hängt vom vorausgehenden Kontext ab (V oder C). Nicht nur Domänenränder sondern auch unterschiedliche phonologische Kontexte innerhalb der Domänen haben einen Einfluss darauf, wie der Quantitätskontrast realisiert wird. Perzeption? Resultate einer Pilotstudie (Kraehenmann 2003) 100 80 p = 0.1075 % correct 60 40 63 64 63 60 46 48 20 0 pp p tt t kk k 22

Neues Perzeptionsexperiment Vorläufige Resultate: iso-context 100 geminate singleton 80 99 98 96 97 % correct 60 40 57 51 20 0 direkt gleich untersch. Kontrast scheint nichtwiederherstellbar! Neues Perzeptionsexperiment Vorläufige Resultate: V-context 100 89 99 99 96 96 80 72 % correct 60 40 20 0 direkt gleich untersch. Kontrast scheint wiederherstellbar 23

Neues Perzeptionsexperiment Vorläufige Resultate: C-context 100 97 97 98 94 80 % correct 60 40 33 49 20 0 direkt gleich untersch. Kontrast wiederherstellbar? Vorläufiges Fazit: Perzeption Der Unterschied zwischen Plosiven und Nicht- Plosiven wird in allen Kontexten sehr gut erkannt (Konditionen gleich und unterschiedlich ). Wenn ein Geminat von einem Nicht-Geminat unterschieden werden soll, ist die Diskriminierung gut bis sehr gut, wenn das vorhergehende Wort in einen Vokal endet; schlecht - nicht besser als zufällig - wenn der Plosiv am Phrasenanfang steht; sehr schlecht - es besteht sogar Verwechslungsgefahr - wenn das vorhergehende Wort in einen Obstruenten endet. 24

Zum Schluss Schweizerdeutsche Plosive sind phonologisch gesehen nicht fortes-lenes oder [+tense]-[-tense] oder stimmlosstimmhaft: keines der anerkannten phonetischen Korrelate ist anzutreffen, e.g.: Dauer des vorangehenden Vokals Dauer des nachfolgenden Vokals Dauer der Verschlusslösung Stimmhaftigkeit der Verschlussphase die prosodischen Effekte (z.b. Neutralisierung im Obstruentenkontext) wären in dem Fall nicht erwartet. ttankke! 25

Literatur Abramson, A.S. 1999. Fundamental frequency as cue to word-initial consonant length: Pattani Malay. Proc. 14th ICPhS San Francisco, 591-594. Dieth, E., Brunner, R. 1943. Die Konsonanten und Geminaten des Schweizerdeutschen experimentell untersucht. Romanica Helvetica 20, 757-762. Cho, T., Keating, P.A. 2001. Articulatory and acoustic studies on domain-initial strengthening in Korean. J. of Phonetics 29, 155-190. Fougeron, C., Keating, P.A. 1997. Articulatory strengthening at edges of prosodic domains. J. Acoust. Soc. Am. 101, 3728-3740. Kraehenmann, A. 2001. Swiss German stops: geminates all over the word. Phonology 18, 109-145. Kraehenmann, A., Jaeger M. 2003. Initial geminate stops: articulatory evidence for phonological representation. Proc. 15th ICPhS Barcelona, 2725-2728. Lahiri, A., Hankamer, J. 1988. The timing of geminate consonants. J. of Phonetics 16, 327-338. Lahiri, A., Kraehenmann, A. 2004. On maintaining and extending contrasts: Notker s Anlautgesetz. Transactions of the Philological Society 102, 1-55. Staeheli, M. 2005. Affrikate and Obstruenten-Geminaten im Thurgauer Dialekt. Ms., University of Konstanz. Tserdanelis, G., Arvaniti, A. 2001. The acoustic characteristics of geminate consonants in Cypriot Greek. Proc. 4th Intern. Conf. on Greek Linguistics, 29-36. Acknowledgments Diese Forschungsarbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert (SFB 471, Leibniz Preis vergeben an Aditi Lahiri). Wir möchten unseren Sprechern und den Teilnehmern am Perzeptionsexperiment an der Kantonsschule Romanshorn für ihre grosszügige Mitarbeit danken. Danke auch an Madeleine Stäheli für ihre umfangreiche Hilfe im Labor, an Achim Kleinmann für seinen technischen Beistand und an Henning Reetz und Willi Nagl für ihre Unterstützung mit der statistischen Auswertung. All usual disclaimers apply. 26