Kurztherapie der Angst - Kognitive-behaviorale Hypnose



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Transkript:

1 Kurztherapie der Angst - Kognitive-behaviorale Hypnose Kurzseminar am 21.10.2012 um 09.30 11.00 Uhr XIX. Internationaler Hypnose Kongress 17.-21.10.2012 Bremen Entwickelt von: Dr. phil. Dipl.-Psychol. Hans-Christian Kossak, Bochum Psychologischer Psychotherapeut, Kinder und Jugendlichenpsychotherapeut, Verhaltenstherapeut (DGVT), Gesprächspsychotherapeut, Hypnosetherapeut (DGH, ISH), Supervisor, Dozent, Fachbuchautor hans-christian.kossak@t-online.de Diese komplexe Methode wurde von mir 1993 (S. 148-152) noch als reines Gegenkonditionieren vorgestellt und später (2004) als kognitiv-behaviorale Kurzform der Hypnose (KBKH) bei Angst erweitert. Sie ist seitdem intensiv erprobt und ist meist nach einer Sitzung dauerhaft erfolgreich. Diese sehr effektive Methode enthält Interventionen mit Imaginationen, Suggestionen, Hypnose und führt zum Erwerb von Kompetenzen zur Selbstregulation der Angst. Es werden die theoretischen Grundzügen dargestellt; Demonstrationen im Plenum. 1 Angstkomponenten Abb. 1: Die 7 (auch) bei Angst wirksamen Verhaltenskomponenten (Kossak, 1993, S. 305) 1. Physiologie Stressreaktionen: Adrenalinausschüttung Pulsfrequenz Blutdruck - Schweißsekretion Magen- und Darm-Motilität - Harn- und Stuhldrang 2. Motorik Gestik Pantomimik - Mimik Zittern Fluchtreaktionen - Erstarren Tonusverlust 3. Attribution - Bewertungen Eigenbewertung: Ich bin ein Versager - Mir gelingt selten etwas - Ich sollte abhauen Fremdbewertung: (meist nur vermutet): Er ist eine Pflaume Er ist ein Versager

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 2 4. Motivation - Erwartungen Etwas mögen / ablehnen / bevorzugen; Ich will hier abhauen; es hat alles keinen Sinn; ich gebe die Schule auf - Da werde ich nie wieder hingehen - Interesse / Desinteresse 5. Kognitionen Imaginationen, Innenbilder Wahrnehmungen Interpretationen Erwartungen, Bewertungen Automatische Gedanken Selbstverbalisierungen Regeln, Pläne Verhaltensziele Urteile, Annahmen 6. Emotionen Gefühl: Ängste, Befürchtungen, Ablehnungen, Vorlieben, Hoffnungen, Zuneigungen 7. Imaginationen Vorstellungen, Innenbilder - (sehen, hören, riechen, schmecken, tasten ) 2. Neuropsychologie der Angst 2.1 Grobabhandlung zu Hirnfunktionen bei Angst Frontalhirn Hippocampus Thalamus Amygdala Input Integration + Planung Kognitive Karte Schaltbrett Bewertung wichtig Input Blockade durch Trauma Abb. 2a: Grobschema der wesentlichen verarbeitenden Hirnareale und deren Funktion bei der Reizverarbeitung und Speicherung. Abb. 2b: Ehemals traumatisierende Stimuli werden von der Amygdala später noch als gefährlich bewertet und höhere kogntive Funktionen werden weiter blockiert. 2.2 Folgen der Angst - Aktivierung der Amygdala Adrenalinausschüttung - Ggf. Daueranspannung - (physiol.) - Ggf. kognitive Hemmungen - (PTSD) - Verhaltenseinengungen - (mot., kog.,) - Negative Selbstbewertung - (kog.) - Ggf. negative Fremdbewertung, meist subjektive Annahme - (kog.) - Lebens- und Berufseinschränkungen - (mot., kog., soz., ökon.)

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 3 3 Faktoren zur Aufrechterhaltung der Angst 3.1 Vermeidung von Konfrontation = Verhinderung von: positiven Gegenerfahrungen, positiven Erlebnissen = Stimulus kann nicht als neutral erlebt werden 3.2. Negative Verstärkung der Angst durch Vermeidung S -------- R = S ------- R ----------- C- Hund Angst auf die andere Erleichterung sehen Seite gehen spüren Langfristig: Angstzunahme! 3.3 Generalisierung Stimulusgeneralisierung Hundeangst Fell erzeugt Angst Gerüche, Geräusche erzeugen Angst Reaktionsgeneralisierung Hohe Angstreaktionsrate, zunehmende: Angst, Panik, Hilflosigkeit, Depression Zunahme von Dyskognitionen 3.4 Negation Aufrechterhaltung der Angst Stelle dich vor eine Wand - und denke an keinen Bären! Wirkungen der Negation - Verneinungen bewirken die falschen Assoziationen (Du hast keine Angst!) - Verneinungen geben keine Zielrichtung des gewünschten Verhaltens an. Positive Formulierungen: - Leiten zur richtigen Assoziation, Kognition - Geben das gewünschte Ziel (kog., mot., emot., attribut.) vor = geben klare Handlungsorientierung 4. Angsttherapie - Klassische kognitiv-behaviorale Behandlungsmethoden 4.1. Senkung des Erregungsniveaus durch Entspannung Autogenes Training - Progressive Muskelrelaxation Selbsthypnose 4.2 Unterbrechung der S-R-Verbindung = Abbau der Konditionierung S -------------- / / ------ R - Hund sehen neutrale - Bohrer hören Reaktion - an Arzt denken

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 4 4.3 Verhindern von Vermeidungs- und Fluchtverhalten - Konfrontation (response prevention) - Aushalten in der Angstsituation - Ertragen der Angst, um deren Bedeutungslosigkeit zu erleben - Erfahrung danach: Reiz ist unbedeutend, neutral 4.4 Gegenkonditionierung (counterconditioning) - Angstsituation wird mit positiven Reizen gekoppelt - Angstabnahme wird positiv verstärkt = Verhalten zur Angstreduktion wird verstärkt - Die bisherigen Auslöser für Angst werden zum Auslöser für ihre Alternativen: Entspannung, Selbstkontrolle etc. 4.4 Gedankenstopp (thought stopping) Training, häufige und belastende Gedanken zu unterbrechen und zu reduzieren. 4.5 Veränderungen von Kognitionen - Kognitive Umstrukturierung (cognitive restructuring, reframing) Imaginationen Erwartungen Einstellungen Selbstverbalisierungen Bewertungen Motivation 4.6 Erwerb von Selbstkontrollstrategien Physiologisch = Entspannung Motorisch = Vermeidung verhindern Kognitiv = Einstellungen ändern = Der bisheriger Angstauslöser wird Auslöser für: - aktives Handeln, - Entspannen und - sofortiges Gegensteuern Fazit: Ganzheitliche Behandlung ist erwünscht bzw. oft erforderlich. 5. Die kognitiv-behaviorale Hypnose-Kurzzeittherapie bei Ängsten 5.1 Vorbemerkungen Ganzheitliche Behandlung Die Verbindung von Hypnose und Verhaltenstherapie ist bereits wenige Jahrzehnte nach deren ersten historisch bedeutsamen therapeutischen Anwendungen bekannt, so seit Wolberg (1948) und Wolpe (1961, 1969). Damals versuchte man, Symptome wegzuhypnotisieren (Wolpe, 1998). Die Kombination von moderner Verhaltenstherapie als kognitiv-behaviorale Therapie und moderner Hypnose, die nun beide ganz besonders an den Ursachen der Symptome und Störungen arbeiten, nimmt erstmalig Kossak (1983) vor. Er stellt dar, dass beide Methoden kognitive und imaginative Anteile haben bzw. sich dieser bedienen. Teilweise sind es sogar ähnliche oder sogar deckungsgleiche Vorgehensweisen. Die von Kossak (1989, 2004) entwickelte hypno-behaviorale Methode ist in diesem Sinne ein ganzheitliches Verfahren, das zahlreiche Elemente der Verhaltenstherapie und Hypnose sinnvoll miteinander verbindet; ihre Indikationsbereiche sind sehr breit gefächert im Bereich der Psychotherapie, Medizin und Zahnmedizin.

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 5 Hypnose Imagination Suggestionen Entspannung Positive Suggestionen, Reframing Posthypnotische Suggestionen Hypnose und kognitiv-behaviorale Therapie kognitive und imaginative Gemeinsamkeiten Therapeutische Hausaufgaben Kognitiv-behaviorale Methoden Imagination Gedankenstopp Gegenkonditionieren Kognitive Umstrukturierung, Reframing Erwerb von Selbstkontrollstrategien Indikation Der Anwendungsbereich der hier vorgestellten Kurzform bezieht sich zurzeit noch primär auf klassische Ängste und Phobien, die meist sehr viele kognitive Anteile haben wie: Erwartungen, Bewertungen, Angst vor Bewertungen usw. Auch Kontrolle von Panikattacken und Raucherentwöhnung wurden damit erreicht. Exploration und Diagnostik Es ist selbstverständlich, dass eine konventionelle Anamnese erfolgt, mit der einzelne (kognitive etc.) Bestimmungselemente der Angst erkannt werden. In der Exploration sollte auch abgesichert sein, dass die Indikation der Methode zutrifft und andere Methoden dabei weniger indiziert sind wie z.b. Modelllernen, alleiniges Gegenkonditionieren, Systematische Desensibilisierung. Es sollte darauf geachtet werden, dass nicht schon bei der Exploration der Angstszene ein hohes Angstniveau aufkommt. Das könnte evtl. die nachfolgende Kooperation erschweren oder zur Vermeidung weiterer Therapieschritte führen, von denen der Patient eine Angstzunahme befürchtet. Wichtig ist es auch, genaue Informationen über die Ruheszene, d.h. die Entspannungsimaginationen, einzuholen. Sie sollen später möglichst schnell und plastisch abrufbar sein. 5.2 Die Phasen der hypno-behaviorale Therapie Vorbereitung Das Verfahren wird als Imaginations- oder Hypnoseverfahren angekündigt. - Der Patient wird darüber informiert, dass nachfolgende zahlreiche Vorstellungsübungen erfolgen werden. - Dabei ist es erforderlich, dass sich der Therapeut relativ nahe (auf Armlänge) neben den Patienten setzt, damit er ihm später bei Angst-Vorstellungen mit dem Zeigefinger auf die Schulter drücken kann und bei Entspannungs-Vorstellungen sein Handgelenk berühren kann. (Das sollte der Therapeut bei sich kurz demonstrieren.) - Die Berührungen sollen als deutlich wahrnehmbare Auslöse-Stimuli dienen, die später vom Patienten selbst verwaltet werden. Dies muss unbedingt erklärt werden, um damit verbundene noch nicht explorierte Ängste nicht aufkommen zu lassen. Der Patient/die Patientin muss damit einverstanden sein. Falls nicht, sind andere Signale auszuwählen wie z.b. Klopfen auf den Tisch. Falls dabei (verbal oder nonverbal) Anzeichen von möglichen Traumatisierung (Misshandlung etc.) zu erkennen sind, ist zu überlegen, ob diese Methode als Teilaspekt einer umfassenderen Behandlung anzuwenden ist. Erst wenn dies abgeklärt ist, sollte sich der Therapeut nähern und mit seinen Instruktionen beginnen.

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 6 (1) Einleitung - Induktion Die Induktion der Hypnose bzw. Imaginationen erfolgt wie bekannt rein verbal oder mit div. Augen-Fixationsmethoden. Bitte sitzen Sie ganz bequem. Rücken Sie sich zurecht, wie Sie es angenehm empfinden.. Schließen Sie dann bitte Ihre Augen, damit Sie sich besser konzentrieren und sich alles besser vorstellen können.. Wenn Sie es wünschen, können Sie die Augen auch offen lassen... Während der nun folgenden Dialoge befindet sich der Patient weiterhin in Trance. (2) Imagination der Problemszene (ca. 30-60 Sekunden) Nun berührt der Therapeut (wie vorher gezeigt) mit dem Finger die Patienten-Schulter = Angstsignal. Bitte stellen Sie sich intensiv die unangenehme Situation vor. Bitte ganz plastisch vorstellen. Ggf. muss die Szene weiter plastischer ausformuliert werden. Der Patient kann dadurch sein Gefühl (Angst, Panik, Versagen, Beschämung) erkennen, besonders die dazu gehörenden körperlichen Korrelate; gleichzeitig werden seine Kognitionen (Gedanken, Selbstbewertungen und Erwartungen) berücksichtigt und indirekt das mögliche Vermeidungsverhalten exploriert. Es sollte darauf geachtet werden, dass zwar Angst auftritt, sie aber nicht extrem hoch wird, damit sie leichter wieder heruntergeregelt werden kann. Falls die Angst zu schnell und zu hoch ansteigt, kann der Therapeut deshalb diese Szene ganz ruhig unterbrechen und fährt dann fort. (Er verhindert dadurch ein Eskalieren der Angst und bearbeitet nun bereits kleinere Angst- Einheiten : (3) Lokalisierung der Angst Wahrnehmung der Angst (Selbstbeobachtung, Stimulusdikriminierung) Bitte lokalisieren Sie, an welcher Stelle Sie das unangenehme Gefühl besonders spüren. Wie fühlen Sie das an welcher Stelle spüren Sie das? Bitte berühren Sie diese Stelle mit Ihrer Hand. Was spüren Sie wo spüren sie es? Durch die Berührung der Angststelle kann der Patient seine körperlichen Angstkomponenten wahrnehmen, wodurch konkretere (physiologische) Angstwahrnehmungen möglich sind. Es sind meist die Signale, die sonst die Angst auslösen. Der Patient berichtet von seinen Eindrücken. (4) Aushalten der Angst - Verhindern von Vermeidungsverhalten (response prevention) Der Therapeut drückt weiter mit seinem Finger auf die Patienten-Schulter. Ja, halten Sie dieses Gefühl für einige Sekunden weiter aus. Auftretende Ängste müssen noch mindestens weitere 20 Sekunden ausgehalten werden. Sehr gut, dass Sie die Szene so lange aushalten konnten! (= Habituation / Gegenkonditionierung) (5) Entspannungsszene - Wahrnehmung von Entspannung und Erfolg (Selbstbeobachtung, Stimulusdiskriminierung für Handlungsalternativen = Entspannung) Nun schalten Sie um und stellen sich Ihre schöne Szene (z.b. Waldspaziergang) bitte ganz plastisch vor. Th. berührt nun anstatt der Schulter das Handgelenk des Patienten = differenzieller Auslöser für Entspannung. Der jeweilige Szenenwechsel zwischen Konfrontation und Entspannung soll abrupt erfolgen. Der Patient lernt dadurch, in Angstsituationen ebenfalls abrupt umzuschalten, d.h.: Angstgedanken zu stoppen und später bereits auf kleine Angstreize mit Entspannung zu reagieren.

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 7 (6) Positives Gefühl lokalisieren - Fokussierung auf Entspannung An welcher Körperstelle bemerken Sie das angenehme Gefühl? Ja, prima! Der Patient nennt das Gefühl und dessen körperlichen Ort. Auch die positiven Gefühle, die bei gewünschten Veränderungen auftreten, sollen körperlich lokalisiert werden, um sie dadurch ebenfalls in der Alltagssituation deutlich zu spüren und sie dann zu bekräftigen. Die Wirkungen der Gegenkonditionierung werden dadurch intensiviert. (7) Positives Gefühl vertiefen Selbsteffizienz (self efficacy) verstärken Bitte halten Sie dieses schöne Gefühl (benennen lassen) noch einige Sekunden fest und spüren es an dieser Stelle ganz deutlich. Legen Sie Ihre Hand auf diese Körperstelle des positiven Gefühls. Sie können dieses positive Gefühl bewirken (Self efficacy) (8) Imagination der Problemszene Th. entfernt seinen Finger vom Handgelenk des Pat. und berührt damit sofort seine Schulter. Der abrupte Wechsel der Selbstkontrolle wird dadurch geübt. Bitte stellen Sie sich wieder die andere Szene vor Bitte wieder ganz plastisch vorstellen. (9) Suggestion der positiven Veränderung, Angstbewältigung (kognitive Umstrukturierung) Was hat sich nun positiv verändert? Welche Gefühle, welche Gedanken haben sich positiv verändert? Der Patient soll seine Aufmerksamkeit nun vermehrt auf positive Veränderungen fokussieren, die durch die Suggestion provoziert werden. Erfolgt keine Veränderung, insistiert der Therapeut bei der nächsten Wiederholung darauf, dass der Pat. nun (zumindest kleine) positive Veränderungsansätze wahrnimmt. Diese (suggerierten) positiven Wirkungen treten fast immer spontan auf. Der Patient berichtet über die positive Veränderung seiner Gefühle, Gedanken, Körperreaktionen und der Therapeut verstärkt sie sofort. (10) Körperliche Wahrnehmung der positiven Veränderung (Wahrnehmungsdiskriminierung für positive Stimuli) Bitte nehmen Sie diese positive Veränderung deutlich wahr und merken Sie deutlich die Stelle dazu in Ihrem Körper. Es erfolgt eine Vertiefung der Erfolgswahrnehmung durch deren körperliche Repräsentanz. (11) Selbstbeobachtung der Veränderung - Wahrnehmung kognitiver Veränderungen Sehr gut! Welche Ihrer Gedanken oder Handlungen oder Gefühle bewirken diese positiven Veränderungen? Sensibilisierung für positive Veränderungen von Kognitionen wie z.b. Selbstbewertung, Selbstwirksamkeit (self efficacy). Der Patient berichtet darüber und wird darin verstärkt. Was könnten Sie tun oder denken oder wie können Sie handeln, damit es Ihnen noch etwas besser geht? Anleitung zur vertieften Selbstkontrolle. Der Patient berichtet darüber; der Therapeut greift relevante Aspekte auf, verstärkt sie und arbeitet sie in sein Gesamtkonzept ein. (12) Aufbau des locus of control und der Selbstwirksamkeit (self efficacy) Sehr gut! Mit diesem Gedanken (benennen) haben Sie Ihre positive Veränderung (benennen) bewirkt. Sie konnten es selbst erreichen mit Ihrem Gedanken Veränderungen und Verbesserungen bewirken. Sie können sie damit positiv verändern.

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 8 Der Patient erlebt sich als Ort der Kontrolle und als selbstbestimmendes Veränderungsagens, was wiederum für die Therapie motivierend ist. Gegenkonditionierung (counterconditioning) Durch die wiederholte Abfolge (ca. 5 bis 6 Mal) von Konfrontation und Entspannung erfolgt eine Wiederholung der Phasen 2-12. Dabei werden besonders die Suggestionen der positiven Veränderung hervorgehoben: - Was hat sich nun noch weiter positiv verändert? - Sie merken deutlich, dass Sie nun andere und sogar positive Gedanken haben, fühlen sich freier. Bei deutlicher Verbesserung wird weiter gegangen zu Phase 13, was fast immer zutrifft. (13) Selbstkontrolle - Positive Szene selbst auslösen (self control) Nun schalten Sie bitte wieder um auf Ihre angenehme Szene und berühren nun selbst mit Ihrer einen Hand Ihr Handgelenk so wie ich es vorhin tat. Anleitung des Patienten, die einzelnen Therapieschritte selbst zu übernehmen und eigenverantwortlich weiter durchzuführen. Nach ca. 30 Sekunden: Wenn Sie nun vollkommen entspannt sind, geben Sie mir ein kleines Fingerzeichen oder nicken Sie. Stabilisierung der Selbstkontrolle In Wiederholungen der Phasenabfolgen 2 bis 13 wird die Selbstkontrolle weiter gefördert oft reichen 4-6 Wiederholungen bereits aus. Der Therapeut gibt weiterhin Suggestionen der positiven Veränderung und ihrer Verstärkungen und der Selbstkontrolle bei beginnenden (kognitiven/emotionalen/physiologischen) Hinweisreizen. Weiterhin wird bei der Problemszene (die nun schon sehr abgeschwächt erlebt wird) mit dem Finger auf die Schulter gedrückt. (14) Selbstkontrolle und Selbstverwaltung der Bewältigungsstrategien (Coping) Wechseln Sie nun bitte selbstständig zwischen den beiden Szenen. Halten Sie jede Szene ungefähr so lange fest wie gerade mit mir geübt. Merken Sie dabei immer wieder, wie Sie schnell umschalten können und wie Sie immer mehr positive Veränderungen bewirken können, die immer sicherer werden. Die Schulterberührung entfällt von nun an. Stabilisierung des Coping Ungefähr vier Wiederholungen der selbstverwalteten Szenenabfolgen reichen meist aus, bis der Änderungserfolg deutlich vorhanden und relativ stabil ist. (15) Posthypnotische Suggestionen - zur Wahrnehmung der auslösenden Reize/Situationen und sofortige Anwendung der Selbstkontrolle Immer, wenn Sie an Ihr Problem denken oder sich in einer ähnlichen Situation befinden o- der frühere unangenehme Gefühle auftreten, werden Sie sich sofort an Ihr Handgelenk fassen und sofort umschalten auf Ihre schöne Entspannungsszene. Sie werden sofort umschalten und ihre positiven Gedanken (benennen) benutzen. (16) Beendigung der Hypnose - Nachbesprechung und therapeutische Hausaufgaben Die Beendigung der Hypnose erfolgt wie allgemein bekannt durch Rückwärtszählen o.ä. Falls Fragen auftraten, können die nun besprochen werden. Der Patienten wird informiert, von nun ab in relevanten Angst- oder Stresssituationen sofort durch seine Berührung am Handgelenk Entspannung und positive Bewältigungsgedanken auszulösen, sich selbst zu bekräftigen etc. Ggf. werden Modifikationen für die Alttagsanwendung besprochen. Zur besseren Generalisierung sollte dieses Vorgehen mindestens einmal täglich geübt werden.

Seminar: Kossak Kurztherapie bei Angst Kognitiv-behaviorale Hypnose 9 6. Kautelen, Grenzen, Kontraindikationen, Effektivität 6.1 Kautelen - Subjektive Angstauslöser beachten! Nur dadurch ist eine erfolgreiche Behandlung möglich. - Zusätzlich zur Emotion Angst Gedanken, Imaginationen, Bewertungen beachten, näher erfassen - Je nach Vorproblematik kann große körperliche Nähe unangenehm sein ggf. sogar kontraindiziert - Psychodynamische/tiefenpsychologisch erklärbare Ursachen bedenken wie frühkindliche Traumatisierungen. - Kognitives Vermeidungsverhalten beachten wie z.b.: ablenken; diskutieren, reden durch Patient und nicht zulassen. - Eskalationen von Angst verhindern durch Führung und ggf. durch Fraktionierung. - Immer Angst aushalten lassen, bevor eine Imagination evtl. abgebrochen wird! (sonst: negative Verstärkung). - Richtige Entspannungsszene wählen. - Deutliche Differenzierung von Stimulus für Problem und Stimulus für Entspannung. 6.2 Grenzen Operant aufrecht erhaltene Angst sollte nur mit Vorbehalten und in relevanten Abschnitten mit der Methode behandelt werden Die Zuwendung des Therapeuten kann hier ggf. die Angst deutlich vergrößern! Bei Kontrollverlustängsten, Psychosen oder Borderlineproblematik sollte abgewogen werden, ob Einzelelemente sinnvoll einsetzbar sind. 6.3 Kontraindikationen - Starkes Vermeidungsverhalten - Psychodynamischer bzw. sehr komplexer Hintergrund der Problematik (s.o.) kann die Methode überfordern. Ggf. muss die Gesamtproblematik hierfür untergliedert werden; ggf. ist die Methode in Teilbereichen der Problematik einsetzbar. Als Therapeut: Eigene Grenzen der Fähigkeiten erkennen. Grenzen werden durch die berufs-spezifische Ausbildung und Approbation vorgegeben. 6.4 Effektivität - Umfang der Intervention Meist sind in der Sitzung insgesamt sechs bis zehn Szenenwechsel erforderlich, inkl. der vom Patienten selbst gesteuerten (Phasen 2-13). Der Zeitaufwand für diese Intervention beträgt insgesamt 20 bis 30 Minuten. - Die Methode ist meist bereits nach 1 Sitzung dauerhaft wirksam. Katamnesezeiträume von 1 bis zu 25 Jahren liegen vor. - Der Patient bekommt ein hohes Maß an Selbstkontrolle vermittelt, die er sehr sicher im Alltag anwenden kann. - Hohes Maß an Rückgewinnung von Autonomie für den Patienten Beispiele: Hundeangst, Flugangst, Spinnenangst, Sozialängste, Schulangst, Schlafstörungen, neg. Sexualfantasien, Herzphobie usw., Teile von Panikattacken, Raucherentwöhnung. Literatur Kossak, H.-C. (1983). Integration der Hypnose in das Konzept der Verhaltenstherapie: Eine Fallstudie. Experimentelle und klinische Hypnose, 1(1), 45-56. Kossak, H.-C. (1993). Hypnose. Ein Lehrbuch. Weinheim: Beltz, 2. vollst. überarb. Aufl. Kossak, H.-C. (2004). Hypnose. Lehrbuch für Psychotherapeuten und Ärzte. Weinheim: Beltz, 4. vollst. überarb. Aufl.. Wolberg, L.R. (1948). Medical hypnosis (2 Vols.). New York: Grune & Stratton. Wolpe, J. (1961). The systematic desensitization treatment of neuroses. Journal of Nervous and Mental Diseases, 112, 189. Wolpe, J. (1969). The practice of behavior therapy. Oxford: Pergamon. Wolpe, J. (1998). Hypnose und die Entwicklung der Verhaltenstherapie. Hypnose und Kognition, 15(1+2), 157-162. -------------