INF 3611. Grundlagen wissenschaftlichen. 11. Lesen und Lernen 3. Winter 2010/2011



Ähnliche Dokumente
INF 3611 Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens

Tipps für die praktische Durchführung von Referaten Prof. Dr. Ellen Aschermann

Statuten in leichter Sprache

Vokabeln nicht nur einfach leise durchlesen, sondern: ansehen à laut lesen und dadurch hören à aufschreiben

Info-Veranstaltung zur Erstellung von Zertifikaten

Einfach kreativ präsentieren

Schritt 1. Anmelden. Klicken Sie auf die Schaltfläche Anmelden

Titel der Stunde: TELEFONIEREN, HÖFLICHKEIT

Arbeit zur Lebens-Geschichte mit Menschen mit Behinderung Ein Papier des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe e.v.

Anleitung Selbststudium

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Ist Ihre persönliche Visitenkarte am Telefon und bestimmt den Grundeindruck durch:

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Portfolio: "Kabale und Liebe" von Friedrich von Schiller

Begrüßung mit Schwung und Begeisterung. Die Teilnehmer müssen spüren, dass die Aufgabe Spaß macht.

Workshop. Zeitmanagement Hamburg, 24. November 2004

Sehr geehrte/r Teilnehmer/in,

Fotogalerie mit PWGallery in Joomla (3.4.0) erstellen

Schnellstart - Checkliste

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

Sind Sie reif fürs ASSESSEMENT CENTER?

Denken und Träumen - Selbstreflexion zum Jahreswechsel

[zur Information: die Linse a) heißt Konvex-Linse, die Linse b) heißt Konkav-Linse] Unterscheiden sich auch die Lupen voneinander? In welcher Weise?

2. Notiere 5 Fragen zu deinen Unterthemen! Möglich ist auch eine Mindmap mit den gesuchten Begriffen!

Feiertage in Marvin hinterlegen

Anleitung für den Elektronischen Lesesaal der Martin-Opitz Bibliothek

Meine Entscheidung zur Wiederaufnahme der Arbeit

Checkliste Hausarbeit

EDi Evaluation im Dialog

Mein persönlicher Lerncheck: Einen Bericht schreiben

Die perfekte Bewerbung richtig schreiben online & klassisch

2.1 Präsentieren wozu eigentlich?

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

BIA-Wissensreihe Teil 4. Mind Mapping Methode. Bildungsakademie Sigmaringen

Selbstreflexion für Lehrpersonen Ich als Führungspersönlichkeit

Downloadfehler in DEHSt-VPSMail. Workaround zum Umgang mit einem Downloadfehler

Wonneberger Homepage

Der Gabelstapler: Wie? Was? Wer? Wo?

Projektmanagement. Thema. Name der bzw. des Vortragenden. Vorname Nachname Sommersemester 2004

Ergebnisse. Umfrage Kurz-Statistiken Umfrage 'Feedback und Entertain 2.0'

Zusammenführen mehrerer Dokumente zu einem PDF In drei Abschnitten erstellen Sie ein Dokument aus mehreren Einzeldokumenten:

Arbeitsblätter. Sinnvolle Finanzberichte. Seite 19

Zugang zum Online-Portal mit Passwort Benutzeranleitung (Stand 01/2015)

PDF-Dateien erstellen mit edocprinter PDF Pro

Datenbanken Kapitel 2

Mind Mapping am PC. für Präsentationen, Vorträge, Selbstmanagement. von Isolde Kommer, Helmut Reinke. 1. Auflage. Hanser München 1999

StudyDeal Accounts auf

Sprachenportfolio. 1) Sprachenpass. 2) Sprachenbiografie ) Dossier. Name. Portfolio angelegt am

Vorgestellt vom mexikanischen Rat für Fremdenverkehr

Bevor Sie mit dem Wechsel Ihres Sicherheitsmediums beginnen können, sollten Sie die folgenden Punkte beachten oder überprüfen:

WENN DU DER GESAMTBEWERTER BIST

EUROPEAN CONSORTIUM FOR THE CERTIFICATE OF ATTAINMENT IN MODERN LANGUAGES

Test 2: Universitäts- oder Fachhochschulstudium? 24 Auswertung: Universitäts- oder Fachhochschulstudium? 27

Pilotierung von Unterrichtsbeispielen

Executive Summary das Startelement des Businessplanes

Lernen in Etappen 1. Vorbereiten 2. Aufbereiten des Lernstoffs 3. Einprägen. Pausen einplanen. Quelle: Studentenwerk Braunschweig

Ich finde immer wieder kryptische Abkürzungen. Was bedeuten sie? VO Vorlesung. UE Übung. LV Lehrveranstaltung

Tipps für die mündliche Präsentation

Coach me if you can! Iris Brockob & Frank Hoffmann Partnerschaft für Beratung, Training & Gestaltung

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

Frauen und ihr Verständnis von Schönheit

Zukunft. Weg. Deine. Dein

Advoware mit VPN Zugriff lokaler Server / PC auf externe Datenbank

Mathe studieren und dann? als Mathematiker im Job. Probestudium im LMU Mathe Sommer 2011, 08. Sept Andreas Klein

Wärmebildkamera. Aufgabe 1. Lies ab, wie groß die Temperatur der Lippen (am Punkt P) ist. ca. 24 C ca. 28 C ca. 32 C ca. 34 C

Einen zusätzlichen Leitfaden zur Gestaltung von Referaten finden Sie hier.

Mediator 9 - Lernprogramm

Vorgehensweise bei Lastschriftverfahren

Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten WS 2010/2011 Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

1. Eine Frage vorab: Nutzen Sie Ihre Wohnung selbst oder vermieten Sie diese? Kontakt

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Kreativ visualisieren

Anleitung Scharbefragung

Einführungskurs MOODLE Themen:

INNER WHEEL DEUTSCHLAND

Pädagogische Hinweise B2 / 12

Praktikumsbetreuung im Bachelorstudiengang Psychologie

ARBEITSTAGUNG: E-LEARNING UND NACHHALTIGKEIT IN INTEGRATIONSKURSEN

Anleitung für die Version von online 1. Schritt: Rufen Sie die Website auf...

Wärmebildkamera. Arbeitszeit: 15 Minuten

1. Einführung. 2. Alternativen zu eigenen Auswertungen. 3. Erstellen eigener Tabellen-Auswertungen

50,2 Hz Portal - Kurzanleitung für die Rolle Sachbearbeiter

1. Standortbestimmung

Checkliste. zur Gesprächsvorbereitung Mitarbeitergespräch. Aktivität / Frage Handlungsbedarf erledigt

Teil III: Maßnahmen ableiten

Ablauf Wieso das Ganze? ABC-Listen Methode Brainstorming Brainwriting MindMapping Sandwitch Domino. Wieso das Ganze? Wieso das Ganze?

Umfrage in den 5er-Klassen zu Hausaufgaben in den Nebenfächern im Schuljahr 2014/15

Zum Konzept dieses Bandes

Lichtbrechung an Linsen

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Entwurf Kompetenzraster Reformklassen Themenfeld Prozente & Zinsen

New ECDL Online -Zusammenarbeit

LERNEN. End- oder Großhirn. Zwischenhirn. Kleinhirn. Nachhirn

Dokumentenverwaltung im Internet

Zur Neugestaltung am Bohnsdorfer Kreisel

Zahlen auf einen Blick

I.O. BUSINESS. Checkliste Effektive Vorbereitung aktiver Telefonate

Transkript:

INF 3611 Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens Andreas Kämper Winter 2010/2011 11. Lesen und Lernen 3

Wiederholung

Umgang mit wiss. Literatur Elaboration Aktive ki Auseinandersetzung mit Text: Wechsel von passiver Leser Rolle in aktive Kritiker Rolle Rekonstruktion Text visualisieren Begriffsnetz/Begriffslandkarte (concept map) Gedankenkarte (mind map) Text besser verstehen und behalten Bi Beim Lernen rasche Aufnahme der inhaltlichen li h Struktur des Textes

Lesetechniken: Schnelles Lesen Selektives Lesen (scanning) Sh Schnelles Lesen auf der Suche nach bestimmten Informationen im Text Beispiel: Nachschlagen in Telefonbuch, Lexikon, Wörterbuch Kursorisches Lesen (skimming) Schnelles Lesen ( Querlesen Querlesen ) als erste Orientierung zum Inhalt des Textes Bi Beispiel: il Überfliegen eines Textes, wenn Überblick bli reicht

Heutige Stunde im Überblick Lesetechniken/Lesestrategien Intensives Lesen SQ3R Methode MURDER Schema Aktiv zuhören und Mitschreiben TQ3L Methode Cornell Methode Lernen Grundlagen Lerntechniken Lernkartei Lernen mit Karteikarten

Lesetechniken/Lesestrategien Aktiv zuhören und Mitschreiben Lernen Grundlagen Lerntechniken

Lesetechniken: Intensives Lesen Intensive Auseinandersetzung mit Text Ziele: Optimales Verstehen Hoher Lerneffekt Methoden SQ3R Methode PQ4R Methode MURDER Schema

SQ3R Methode (I) 1946 von Francis P. Robinson entwickelte Methode zur Textelaboration Lesen wird in 5 Schritte geteilt: Survey Question Read Recite Review Überblick gewinnen Wichtige Textelemente lesen: Titel, Überschriften, Einleitung, Fragen stellen Wlh Welche Information suche/erwarte h/ ih? ich? Konzentriertes, langsames Lesen Gelesenes in Erinnerung rufen Wiederholen F. P. Robinson, Effective Study, Harper & Brothers, New York, 1946; 4. Auflage: Harper & Row, New York, 1970.

SQ3R Methode (II) Je Kapitel eines Buches: Survey Je Unterkapitel: Question Read Recite Lesen von Titel, Überschriften, Einleitung, Zusammenfassung/Schluss, Abbildungen. Worum geht es im Kapitel? Was sind die (wesentlichen) Themen? Die Überschrift als Frage formulieren Das Unterkapitel ganz lesen und dabei die Antwort auf die Frage suchen Die Überschrift erneut lesen, sich die Frage ins Gedächtnis rufen. Nun die Antwort mit eigenen Worten aufschreiben F. P. Robinson, Effective Study, Harper & Brothers, New York, 1946; 4. Auflage: Harper & Row, New York, 1970.

SQ3R Methode (III) Wenn alle Unterkapitel gelesen sind Reviewi Das Kapitel noch einmal durchblättern. Dabei alle Überschriften des Kapitels erneut lesen. Am Ende die (wesentlichen) Themen des Kapitels in eigenen Worten aufschreiben Anmerkung: Statt des Aufschreibens kann der Stoff auch jeweils einem Kommilitonen erklärt werden oder laut gesprochen werden F. P. Robinson, Effective Study, Harper & Brothers, New York, 1946; 4. Auflage: Harper & Row, New York, 1970.

MURDER Schema (I) Weiterentwicklung von SQ3R durch Donald F. Dansereau etal al. (1979) Sechs Schritte: Set Mood to study Motivation herstellen Lernatmosphäre herstellen Read for Understanding Lesen um Textverständnis zu erhalten Wichtiges von Unwichtigem trennen D.F. Dansereau et al., Development and evaluation of a learning strategy training program, J. Educ. Psychol. 1979, 71(1), 64 73.

MURDER Schema (II) Recall the material Wiedergabe des Textes miteigenen Worten Bildhafte Vorstellungen und grafische Veranschaulichungen erzeugen Digest the material Neue Informationen in bk bekanntes Vorwissen einordnen Expand knowledge Über Text hinausgehendes Wissen, z.b. weitere Literatur Review effectiveness of studying Lernergebnis überprüfen: Verständnis? Lücken? D.F. Dansereau et al., Development and evaluation of a learning strategy training program, J. Educ. Psychol. 1979, 71(1), 64 73.

Lesetechniken/Lesestrategien Aktiv zuhören und Mitschreiben Lernen Grundlagen Lerntechniken

Aktiv zuhören (I) Voraussetzung zum Mitschreiben ist Mitarbeit: Aktiv zuhören TQ3L Verfahren: Tune In Positiv auf die Stunde einstimmen Question Zum voraussichtlichen Thema vorab Fragen überlegen

Aktiv zuhören (II) Look at the speaker Den Dozenten/die Dozentin ansehen Gesten zur Gliederung und zu Hervorhebungen Listen Genau hinhören Stimmlage und Betonung für Hervorhebungen Look over Von Zeit zu Zeit überlegen, ob der rote Faden noch erkennbar ist

Aktiv zuhören (III) Was tun bei Langeweile? Vorausdenken: Was kommt als nächstes? Kombination mit Vorwissen: Querverbindungen ziehen Was tun bei anderer Meinung? Gegenargumente kurz notieren Sofort bzw. in der Diskussion als Frage stellen

Effizient Mitschreiben Hierarchie Methode (outlining) In Gliederungsform aufschreiben Cornell Methode (Cornell note taking method) entwickelt von Walter Pauk (Cornell University) Manchmal möglich: Mind map

Cornell Methode: Seitenlayout Bestandteil 1: Spezielles Seitenlayout Titel der Vorlesung, Datum Stichw wörter Notizen Mitschrift Zusammenfassung W. Pauk, How to study in college, 4. Aufl., Houghton Mifflin, Palo Alto, 1989.

Cornell Methode: 6R System (I) Bestandteil 2: 6R System Record während Vorlesung/Vortrag Wichtige Fakten, Namen, Daten, Konzepte, Theorien: Spalte rechts Reduce Nachbereitung Notizen der ganzen Vorlesung durchgehen Lücken oder unklare Stellen: Nachschlagen Hauptideen als Stichworte oder in Frageform: Spalte links W. Pauk, How to study in college, 4. Aufl., Houghton Mifflin, Palo Alto, 1989.

Cornell Methode: 6R System (II) Recite Wiederholen und Lernen Rechte Spalte abdecken Fragen aus linker Spalte formulieren und versuchen zu beantworten An was kann ich mich (noch) erinnern? Was muss ich (noch) lernen? W. Pauk, How to study in college, 4. Aufl., Houghton Mifflin, Palo Alto, 1989.

Cornell Methode: 6R System (III) Reflect Nachdenken Über Ideen in den Notizen nachdenken: Wann, wie, warum, werden Ideen, Methoden, angewendet? Folgerungen und Schlussfolgerungen? Bedeutung von Beispielen? Verbindungen zwischen Ideen? Wesentliche Ideen hierzu und offene Fragen: Zusammenfassungs Feld W. Pauk, How to study in college, 4. Aufl., Houghton Mifflin, Palo Alto, 1989.

Cornell Methode: 6R System (IV) Review Überdenken Möglichst jeden Abend für wenigstens 10 Minuten die Notizen überdenken (nicht lesen!) Mehrmals im Semester (z.b. wöchentlich) den Stoff durchdenken Recapitulate Wiederholen Notizen erneut durchgehen Zusammenfassung unten erstellen Speicherung im Langzeitgedächtnis W. Pauk, How to study in college, 4. Aufl., Houghton Mifflin, Palo Alto, 1989.

Lesetechniken/Lesestrategien Aktiv zuhören und Mitschreiben Lernen Grundlagen Lerntechniken

Vergessenskurve Hermann Ebbinghaus 1850 1909 H. Ebbinghaus, Über das Gedächtnis, Duncker & Humblot, Leipzig, 1885; Abbildungen aus Wikimedia (Vergessenskurve.png: GNU FDL; Ebbinghaus2.jpg: gemeinfrei).

Lernen durch Wiederholung Vergessenskurve bei Wiederholung Ko orrekte Wieder rgabe in % 100 % 0 % s rneute Lernen E Zeit in Tagen Kurve flacher: Vergessen langsamer Abbildung modifiziert nach: http://en.wikipedia.org/wiki/file:forgettingcurve.svg (gemeinfrei).

Lesetechniken/Lesestrategien Aktiv zuhören und Mitschreiben Lernen Grundlagen Lerntechniken

Lernkartei (I) Erste Ideen von Cecil Alec Mace (1932) Lernkartei entwickelt von Sebastian Leitner (1972) Ziel: Fakten häufiger wiederholen, die nicht behalten wurden Spaced repetition learning C. A. Mace, The psychology of study, Methuen & Co., London, 1932; S. Leitner, So lernt man lernen, 13. Auflage, Herder, Freiburg im Breisgau, 1995.

Lernkartei (II) Prinzip mit n Fächern: Karteikarten vorbereiten: Vorderseite: Frage Rückseite: Antwort Anfang: Alle Karten in Fach h1 Leitner: n = 5 Abbildung: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/a/a6/lernkartei.png (unbeschränktes Nutzungsrecht).

Lernkartei (III) Prinzip mit n Fächern: Wiederholen der Karteikarten: Fach 1 jeden Tag (wichtig!) wiederholen Fach 2 jeden zweiten Tag wiederholen Fach 3 jeden vierten Tagwiederholen Fach n jeden 2 (n 1). Tag wiederholen

Lernkartei (IV) Prinzip mit n Fächern: Fragen beantworten: Falls Antwort richtig: Karte hinten in nächstes Fach falsch: Karte hinten in erstes Fach Abbildung unten: Werner Stangl, Lernkartei, http://wiki.zum.de/bild:lernkartei.gif (Creative Commons Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen).