Bildung und Arbeit für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen Die Berufliche Trainingswerkstatt Hamburg Stephanie Strunk
Ich möchte berichten über: Merkmale der Zielgruppe / Versorgung in Deutschland Entwicklung des Konzepts Spezialitäten der BTW Eine kleine Bilanz nach 5 Jahren Erfahrung Wünsche und Perspektiven
Merkmale der Zielgruppe Schädel-Hirn-Trauma (SHT) und Schlaganfall häufigste Behinderungsursachen in Deutschland (je ca 250.000 Neuerkrankungen/Jahr) In Deutschland leben z. Zt. ca 800.000 Menschen mit Behinderung aufgrund eines SHT ( stille Epidemie ) Rückläufige Mortalität durch verbesserte Akutversorgung steigender Bedarf an Nachsorge 66% SHT erleiden Personen unter 45 Jahren, ca. 25% aller Stroke-Patienten sind jünger als 65 Jahre
Der Rehabilitationsverlauf von Patienten im erwerbsfähigen Alter Phase F zustandserhaltende Maßnahmen Phase A-D Akutversorgung Anschlussheilbehandlung Phase E Med.-berufliche Rehamaßnahmen Rückkehr in Beruf Ggf. Scheitern Negative Erwerbsprognose Rentenantrag Empfehlung WfbM
Abitur, in Sachbearbeitung tätig, Hirnblutung 2007 im Alter von 57 Jahren, 100% EU Hauptschule, Schädel-HirnTrauma nach Verkehrsunfall 2006 im Alter von 26 Jahren, begonnene Ausbildung Metall
Herleitung des Konzepts Interdisziplinäres Projektteam verschiedener Einrichtungen (2004-2006) Besorge dir Zahlen zur Bedarfsanalyse Vergiss mal, was du über Werkstatt weißt. Frage die, die betroffen sind Frage die, die sich auskennen Macht das schon jemand? Welche Einrichtungen gibt es in der Region? Was sagen die Kostenträger??
Ich habe mein Leben verloren, meine Kinder, meine Unabhängigkeit, meine Familie Ich bin nicht behindert was soll ich in einer WfbM? Ich möchte meinen alten Beruf wieder ausüben Ich brauche viele Pausen und eine ruhige Meine Schwierigkeiten sollen verstanden Umgebung werden Ich kann nicht mit geistig behinderten Menschen zusammen arbeiten Ich bin traurig, wütend, verletzt, verunsichert, aus der Bahn geworfen
Häufige Einschränkungen Motorische Einschränkungen Sprach und Sprechstörungen Verminderte Aufmerksamkeitsfunktionen (Auffassung, Multitasking, Arbeitsgedächtnis) Einschränkungen in der Merk und Lernfähigkeit Wahrnehmungsstörungen Schnelle Ermüdung/geringe Belastbarkeit Veränderungen im Antrieb Veränderungen in der Impulskontrolle Soziale Anpassungsstörungen
aber auch. Rückgriff auf Altwissen möglich Maßstab bleibt das Leben/die Arbeit vor der Behinderung Vormals vorhandene soziale Kompetenzen bleiben oftmals bestehen Die Einschränkungen werden streckenweise nicht erkannt oder bagatellisiert Große Verunsicherung und hoher Beratungsbedarf (v. a. bei Angehörigen)
Eckpfeiler des Konzepts (1) Wie umgeht man das Hindernis WfbM? - separate Räumlichkeiten - fachliches Know-how - Berücksichtigung ambulanter Therapien - gute Anbindung an öffentl. Verkehrsmittel - therapeutische Zusatzangebote - barrierefrei (motorisch, sprachlich, kognitiv) - nach Möglichkeit eigene Website (Akquise!)
Eckpfeiler des Konzepts (2) Neurologisches / neuropsychologisches / sozialrechtliches Know-how - im Erstkontakt - in der Beratung / Hilfe Antragstellung - in der Anpassung der Hilfsmittel - in der Gestaltung der Arbeit - im Umgang mit schwierigem Verhalten - in der Begleitung in Praktika - in der Nachsorge am Arbeitsplatz
Eckpfeiler des Konzepts (3) Das Menschenbild - vom Patienten zum Arbeitnehmer - auf Augenhöhe (z.b. Ansprache Sie ) - Vermeidung erzieherischer Maßnahmen - Unschuldsvermutung - Betrachtung des psychosozialen Hintergrundes / Zusammenarbeit mit Angehörigen / Wohngruppen etc. - Das Team als Assistenz des TN
Stephanie Strunk, Neuropsychologin Nicole Moltzen, Ergotherapeutin und Bürokauffrau Stephan Knappe, Ergotherapeut und Tischler Melanie Thoma, Ergotherapeutin Christian Peters, Ergotherapeut und Krankenpfleger Jenny Stephan, Ergotherapeutin Monika Slowik, Dipl. Soz.-Päd.
Arbeit als Medium der Förderung Berufliche Bildung Normalisierung (vom Patienten zum Arbeitnehmer) Training berufl. Kern- und Schlüsselqualifikationen Anpassung und Training von Hilfsmitteln (Kompensation!)
Normalisierung Vom Patienten zum Arbeitnehmer Bekannte Strukturen und Rituale: Arbeitsvertrag gelber Schein, Abmelden bei Krankheit Pünktlichkeit / angemessene Kleidung Training von Zusammenarbeit mit Kollegen Gewohnter Rhythmus von Arbeit, Wochenende, Urlaub Betriebsausflüge und -feiern
Training von Basisqualifikationen Orientierung, Aufmerksamkeit, Konzentration, Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen Koordination, Ausdauer, körperliche Belastbarkeit Pünktlichkeit, Erscheinungsbild, Umgangsformen Training via Arbeit plus Zusatzangeboten: HLT, Gedächtnistagebuch, Laufgruppe, Gesprächsgruppe Leistungsangepasste Herausforderungen, z. B. Mobilitätstraining
Hilfsmittel und Training Motorisch: Einhandutensilien (Küche), Einspannhilfen (Werkstatt), Armauflagen und angepasste Arbeitsplätze Sprachlich: Pictogramme, visualisierte Abläufe.. Kognitiv: Beschilderungen, Arbeitstagebuch, externes Gedächtnis (Handy, Kalender, Ablaufpläne.) Anpassung, Akzeptanz und Training individueller Hilfsmittel ist immer ein erstes Förderziel!
Reintegration als Netzwerkarbeit Angehörige Kostenträger Wohngruppe, Päd. Betreuer BTW Praktikums.und Arbeitsgeber Integrationsberater Therapeuten
Nach dem BBB Verteilung im AB 0% 36% 37% MeH-Gruppe ausgel. AP ausgel. AG "eingestreut" 8% tariflich 19%
Grenzen des Machbaren Nachhaltigkeit 16; 20% 24; 30% Abbrüche 4; 25% gestorben 40; 50% durch FA 9; 56% selbst gekündigt 3; 19% BBB AB Abbrüche
Wünsche für die Zukunft Vernetzung mit anderen Angeboten in Deutschland (BAG?) Husum, Köln, Berlin Verzahnung zwischen WfbM und der Nachsorge-Lobby (Kuratorium ZNS, BAG Rehabilitation etc.) Anerkennung MeH-Werkstatt als eigener Fachbereich analog Psych. Mehr barrierefreie AP auf dem allgemeinen AM Mehr sinnvolle Arbeit für stark beeinträchtigte Beschäftigte
Herzlichen Dank!
Stephanie Strunk Berufliche Trainingswerkstatt Elbe-Werkstätten GmbH Angerburger Straße 25 22047 Hamburg s.strunk@elbe-werkstaetten.de Tel: 040 68 87 96 513