Stillen mit Stillproblemen und alternative Zufütterungsmethoden



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Transkript:

Stillen mit Stillproblemen und alternative Zufütterungsmethoden Sonderausbildung für Kinder- und Jugendlichenpflege

am Bildungszentrum der Landeskliniken Salzburg St. Johanns Spital/LKH Stillen mit Stillproblemen Schriftliche Abschlussarbeit Eingereicht von: Nina WEIßENBACHER Betreuungslehrer: Maria RAINER Salzburg, 10. Mai 2004

Inhaltsverzeichnis Vorwort S. 5 1. Einleitung S. 6 2. Der Milchspendereflex S. 7 2.1 Wie bildet der Körper Milch? S. 7 2.2 Wie funktioniert der Milchspendereflex? S. 8 2.3 Warum ist der Milchspendereflex so wichtig? S. 9 2.4 Wie weiß man nun ob der Milchspendereflex wirkt? S. 10 3. Zu viel Milch S. 11 3.1 Der zu starke Milchspendereflex S. 11 3.1.1 Definition/Problem S. 11 3.1.2 Mögliche Ursachen S. 11 3.1.3 Prävention S. 13 3.1.4 Lösungsmöglichkeiten S. 13 4. Zu wenig Milch S. 16 4.1 Der zu schwache Milchspendereflex S. 17 4.1.1 Definition/Problem S. 17 4.1.2 Mögliche Ursachen S. 17 4.1.3 Prävention S. 18 4.1.4 Lösungsmöglichkeiten S. 18 4.2 Der verzögerte Milchspendereflex S. 20 4.2.1 Definition/Problem S. 20 4.2.2 Mögliche Ursachen S. 20 4.2.3 Prävention S. 21 4.2.4 Lösungsmöglichkeiten S. 21 4.3 Der blockierte Milchspendereflex S. 22 4.4 Der Milchstau S. 23 4.4.1 Definition/Problem S. 23 4.4.2 Mögliche Ursachen S. 23 4.4.3 Prävention S. 23 4.4.4 Lösungsmöglichkeiten S. 24

5. Zufüttern S. 24 5.1 Warum soll nicht routinemäßig zugefüttert werden? S. 24 5.2 Wann muss zugefüttert werden? S. 26 5.3 Wie wird zugefüttert? S. 27 5.4 Wie viel wird zugefüttert? S. 29 5.5 Alternative Zufütterungsmethoden S. 29 5.5.1 Becherfütterung S. 29 5.5.2 Löffel oder Medikamentenschiffchen S. 31 5.5.3 Soft-Cup S. 31 5.5.4 Fingerfeeding S. 32 5.5.5 Brusternährungsset S. 34 5.5.6 Habermann-Sauger S. 35 6. Schluss S. 36 7. Glossar S. 37 8. Abkürzungsverzeichnis S. 39 9. Abbildungsverzeichnis S. 40 10. Literaturverzeichnis S. 41 Anhang 1 Interview S. 42 Anhang 2 Brustmassage S. 44 Ehrenwörtliche Erklärung S. 45

Vorwort Das Thema Stillen mit Stillproblemen berührt mich persönlich, da meine Mutter nicht stillen konnte, da sie anscheinend zu wenig Milch hatte. Ich weiß nicht ob dies wirklich der Fall war oder ob sie einfach die Informationen nicht erhalten hat, die ihr in solchen Situationen geholfen hätten. Ich denke, dass viele Mütter auch heute noch, in manchen Krankenhäusern zu wenig oder sehr viel unterschiedliche Informationen erhalten. Da ich persönliche Erfahrungen mit dem Stillen noch nicht machen konnte, musste ich auf viel Literatur zurückgreifen. Jedoch habe ich einige Mütter gebeten es durchzulesen und mir dabei Unterstützung zu geben. Ich möchte diese Literaturarbeit all jenen Frauen widmen, die sich für das Stillen entschieden haben, und auch allen werdenden Müttern, die sich hoffentlich dafür entscheiden werden. Es ist vor allem die Aufgabe der Gesundheitseinrichtungen, Frauen über die vielen Vorteile des Stillens zu informieren, ihr einen guten Beginn des Stillens zu ermöglichen und sie bei auftretenden Problemen wie z.b. zu viel Milch, zu wenig Milch und Milchstau kompetent zu beraten. Die Grundbedürfnisse eines Babys sind Nahrung, Wärme und Zuwendung. Stillen befriedigt alle drei. Ein herzlicher Dank gilt besonders meiner Betreuungslehrerein Rainer Maria, die mich bei dieser Arbeit unterstützt hat. Ein Dankeschön auch an alle Mütter, die mir viele Ratschläge gegeben haben. Danke an alle, die mir die Unterlagen zur Verfügung gestellt haben. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 5

1. Einleitung Ich möchte diese Abschlussarbeit gerne allen Müttern widmen, die Probleme mit dem Milchspendereflex haben. Ich habe das Thema Stillen mit Stillproblemen gewählt, da ich im Laufe meiner Praktika herausfinden konnte, dass dieses Thema noch häufig unterschätzt wird, und viele Mütter noch Unsicherheiten aufweisen. Ich möchte mit dieser Arbeit auf so manche Fragen Antwort geben und ebenfalls das Selbstvertrauen werdender und stillender Mütter stärken. Die Zuversicht der stillenden Mutter trägt sicher zu Entspannung und Selbstsicherheit bei, was beides wesentliche Faktoren für gute Stillerfahrungen sind. Es ist schwierig wenn man im Krankenhaus von so vielen Pflegepersonen gut gemeinte Ratschläge erhält, jedoch sehr viele verschiedene Einstellungen und Erfahrungen spürt, und man nicht weiß, was man jetzt tun sollte. Die Fähigkeit sich zu entspannen ist von großer Bedeutung beim Stillen und kann gelernt werden. Wenn wir in unsere eigenen körperlichen und seelischen Kräfte vertrauen. Mit genügend Selbstvertrauen, mit der richtigen Information und Unterstützung lernen wir, mit verunsichernden Bemerkungen und Ratschlägen umzugehen. Wir lernen abzuschalten wenn wir unser Kind stillen, und siehe da: die Milch fließt, die Entspannung ist da. Im ersten Kapitel möchte ich auf das Thema Milchspendereflex eingehen, um Grundlagen für die weiteren Kapitel zu schaffen. Danach werde ich auf einige Probleme eingehen, die beim Stillen Probleme machen können wie z.b. ein zu starker oder zu schwacher Milchspendereflex, ein Milchstau usw. Weiters möchte ich noch auf alternative Zufütterungsmethoden eingehen. Mein Ziel ist die Erstellung eines informierenden Nachschlagewerkes für Stillende und für werdende Mütter. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 6

2. Milchspendereflex 2.1 Wie bildet der Körper Milch? Die Regelung der Milchbildung übernimmt das Baby kurz nach der Geburt selbst. Bei der Geburt entfällt die Hemmung und Blockade der Prolaktinrezeptoren durch die hohen Spiegel der Sexualhormone (diese werden in der Plazenta gebildet), und so kann das Prolaktin (Milchbildungshormon) wirksam werden. Durch das Saugen des Babys an der Brust werden die Nervenenden in der Brustwarze und am Warzenhof gereizt. Das Gehirn bekommt die Botschaft Prolaktin zu bilden, welches moduliert durch weitere Hormone die Alveolen zur Milchsekretion anregt. Je mehr die Warzen stimuliert werden, desto mehr Prolaktin wird ausgeschüttet. Zwischen den Stillmahlzeiten werden die Milchseen (Vorratsreservoirs) aufgefüllt. Mit der Zeit werden diese Reservoirs immer dehnbarer und können dadurch mehr Milch fassen. Nach einer gewissen Zeit pendelt sich Angebot und Nachfrage ein. Wichtig ist noch zu wissen, dass für gewöhnlich nie die ganze Brust entleert wird. Das Baby trinkt nur etwa 80% der vorhandenen Milch. Nur wenn das Kind Wachstumsschübe (etwa nach 3 und 6 Wochen und mit 3 und 6 Monaten) hat, trinkt es die Brust vollständig leer. Dies signalisiert dem Körper, dass die übliche Milchmenge nicht mehr ausreicht und dass mehr produziert werden sollte. Nach ca. 1 Stunde nach der Fütterung stehen ca. 40 % der Gesamtmilchmenge bereits wieder zur Verfügung und können bei Bedarf getrunken werden. Dadurch dass der Prolaktinspiegel auch seinen eigenen Rhythmus hat, variieren auch die Milchmengen im Tagesverlauf. Der Prolaktinspiegel ist frühmorgens am höchsten und gegen 18 Uhr am niedrigsten. (vgl. Lothrop, 2000, S. 47-48) Abb. 1 und 2: Der Milchspendereflex Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 7

2.2 Wie funktioniert der Milchspendereflex? Beim Stillen trinkt das Baby zuerst die Vordermilch (das ist die Milch, die sich seit der letzten Mahlzeit in den Milchgängen und Vorratsreservoirs der Brust gesammelt hat). Diese Milch ist sehr wässrig, süß durch den hohen Lactoseanteil und fettarm und dient sozusagen als durststillende Vorspeise. Sobald ein Kind zu weinen beginnt und erst recht wenn es zu saugen beginnt bewirkt dies die Ausschüttung des Hormons Oxytocin. Dieses Hormon ist verantwortlich für die Auslösung des Milchspendereflexes. Die Alveolen, die durch das Prolaktin stimuliert worden sind, eine fettreiche Milch zu produzieren, werden nun durch das Oxytocin dazu angeregt sich zusammenzuziehen und diese Milch über die Milchgänge in die Reservoirs zu pumpen. Es kann vorkommen, dass die Milch sogar so stark aus der Brustwarze spritzt, dass das Baby vor lauter Fülle kaum zum Trinken kommt. Abb.3: Zu starker Milchspendereflex Die durch den Milchspendereflex verfügbare Hintermilch ist sozusagen die Hauptmahlzeit des Babys. Das Baby kann sich nun so richtig satt trinken, da die Hintermilch im Vergleich zur Vordermilch wesentlich mehr Fett und Kalorien enthält. Das Kind sollte so lange trinken, bis das Saugen sich verlangsamt und es zufrieden scheint. Wird es auch noch an der zweiten Brust angelegt, haben sich dort schon Vorder- und Hintermilch vermischt, da der Milchspendereflex immer an beiden Brüsten gleichzeitig wirkt. Der Nachtisch ist sozusagen serviert. Der Einsatz des Milchspendereflexes ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 8

Manche Frauen spüren ihn schon bei den ersten Stillmahlzeiten und andere erst nach Wochen und andere wiederum spüren ihn kaum, sie merken nur am veränderten Trinkrhythmus des Kindes, dass er funktioniert. Hat sich dieses leicht störbare Ereignis dann endlich eingestellt, dann kann allein der Gedanke an das Kind, ein Anblick oder der Schrei eines anderen Babys die Milch schon zum Laufen bringen. (vgl. Lothrop, 2000, S. 47-48) Manche Mütter spüren den Milchspendereflex wie folgt: Zuerst schmerzt es und dann bemerkt die Mutter eine Erleichterung, da endlich der Milchspendereflex eingesetzt hat. Manche Mütter spüren verstärkte Uteruskontraktionen (Nachwehen). Einige Mütter berichten, dass man beim ersten Kind die Nachwehen weniger spürt, dafür aber die Lochien stärker fließen. Andere wiederum spüren ein Kribbeln in der Brustwarze oder einen starken Durst. (vgl. Rainer, 2003, S. 14) Aufregungen und emotionale Krisen, Stress, Angst, Unsicherheit, Scham, Schmerzen, auch unbewusste ambivalente Gefühle oder mangelndes Selbstvertrauen können selbst einen gut angelaufenen Reflex stören und zwar indem sie die Oxytocinfreisetzung hemmen. Dann ziehen sich die Milchbläschen nicht zusammen, und so kann der größte Teil der vorhandenen Milch das Baby nicht erreichen. Bei manchen Müttern läuft der Reflex jedoch wie ein Präzisionsuhrwerk ab, unabhängig von äußeren Umständen. (Lothrop, 2000, S. 48) 2.3 Warum ist der Milchspendereflex so wichtig? Er ist notwendig, damit das Kind genug Milch erhält, denn ohne Milchspendereflex ist die Hintermilch nicht erreichbar, und damit es die nötigen Kalorien bekommt. Darum ist es so wichtig, dass das Baby lange genug an der Brust belassen wird. Nimmt man die Babys z.b. aus Angst vor Brustwarzenproblemen zu früh von der Brust, bekommen sie zu wenig von der nährreichen Hintermilch und sind nach dem Stillen noch hungrig. Die Brust ist noch voll, und schon kann ein Teufelskreis beginnen. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 9

Auch Anlegefehler können dafür verantwortlich sein. Ebenfalls können Gedeihstörungen und auch Koliken im Zusammenhang mit dem mangelhaft funktionierenden Milchspendereflex stehen. Anzeichen dafür, dass das Baby zu viel Vordermilch und in Folge nicht genügend Hintermilch bekommt können sein: Das Baby hat einen grünlichen dünnflüssigen Stuhl (das kann auch von einer Infektion kommen); es ist unruhig an der Brust oder zwischen den Mahlzeiten, die Ursachen könnten auch Blähungen sein; es nimmt nicht ausreichend zu (unter 100 g pro Woche wäre zu wenig). (vgl. Lothrop, 2000, S. 49) 2.4 Wie weiß man nun ob der Milchspendereflex wirkt? Am Beginn einer Mahlzeit wird ein Baby hastig und in kurzen Abständen saugen. Hat sich der Milchspendereflex eingestellt, dann wird das Saugen ruhiger und rhythmischer, die Atempausen zwischen den einzelnen Zügen werden länger und das Kind kann sich nun Wohlfühlen. Am Kehlkopf kann man das Schlucken des Babys sehen, man kann sogar hören, wie die Milch hinten in den Hals spritzt. (vgl. Lothrop, 2000, S. 48-49) Falls der Milchspendereflex noch nicht so gut in Gang gekommen ist gibt es mehrere Möglichkeiten um ihn zu unterstützen. Je nach Ursache können mehrere Lösungsmöglichkeiten eingesetzt werden. Anschließend werde ich auf die verschiedenen Probleme, Ursachen, Prävention und deren Lösungsmöglichkeiten näher eingehen. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 10

3. Zu viel Milch 3.1 Der zu starke Milchspendereflex 3.1.1 Definition/Problem Ist der Milchspendereflex zu stark, dann spritzt die Milch aus den Milchgängen. Dadurch hat das Baby Probleme beim Schlucken. Abb. 4: Der zu starke Milchspendereflex 3.1.2 Mögliche Ursachen 1. Einspielen der Milchproduktion: Schon bei der Geburt findet ein großer Hormonwechsel statt, und mit dem Milchspendereflex wird der Körper durch eine neue Hormonflut überschwemmt. Es ist normal, wenn die Anpassung an die benötigte Milchproduktion nicht immer reibungslos verläuft. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 11

Besonders wichtig für den Anpassungsvorgang ist Zeit. In der Regel hat sich die Milchproduktion nach ca. 8 Wochen eingestellt. Ist der Milchspendereflex zu stark, gelangt dadurch die Milch im Schwall in den Mund des Kindes. Das Kind verschluckt sich. Wird es dann sofort an die Brust gelegt, kann es sein, dass es sich dagegen sträubt, da es oft nicht mit der großen Milchmenge fertig wird. Daher sollte es sich erst einmal vom verschlucken erholen. Ein weiteres Problem könnte sein, dass das Kind sehr hastig zu trinken beginnt und dadurch Luft mitschluckt und dabei auch zu viel der kalorienärmeren Vordermilch erwischt beides kann zu Bauchschmerzen führen. Zudem enthält die Vordermilch auch viel Milchzucker (Laktose) dieser wirkt wiederum abführend (grünlicher Stuhl). Zu beachten ist jedoch, dass sobald sich der Milchspendereflex eingependelt hat, der Milchüberschuss nachlässt und dies oft zu einer Verminderung des Brustvolumens führt. Dadurch haben viele Mütter Angst, dass sie jetzt zu wenig Milch haben und mit dem Fläschchen zufüttern müssen. Dies ist jedoch nicht notwendig, da sich die Milchproduktion jetzt angepasst hat, sodass jetzt (in der Regel) nicht mehr überproduziert wird. Die Milch wird durch Angebot und Nachfrage gebildet. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 14) 2. Falsches Still-Management: Einerseits führt das sog. Wechselstillen zu einer Steigerung der Milchproduktion (wird z.b. bei Wachstumsschüben oder bei erhöhtem Milchbedarf empfohlen). Das Wechselstillen sollte jedoch nur so lange gemacht werden, bis die gewünschte Milchmenge vorhanden ist und dann sollte sofort wieder auf normales Stillen umgestellt werden. Wird das Wechselstillen von einer Mutter angewendet, die ohnehin schon zu viel Milch hat, regt dies die Milchproduktion immer stärker an. Dadurch wird auch der Milchspendereflex meist immer stärker. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 12

Andererseits wird oft stillenden Müttern mit zu viel Milch geraten, Milch abzupumpen, um einen Milchstau bzw. eine Mastitis zu vermeiden. Durch das Leerpumpen beider Brüste wird der Milchstau bzw. die Mastitis nicht verhindert, sondern sogar provoziert. Da die Milchproduktion durch das Leerpumpen noch mehr angeregt wird. Daher sollte bei zu viel Milch die Brust nur so weit entleert werden, dass sie nicht mehr so spannt, sofern keine Brustentzündung vorliegt. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 18) 3. Gesundheitliche Störungen bei der Mutter: Eine Milchüber- bzw. auch unterproduktion und damit auch ein zu starker oder zu schwacher Milchspendereflex kann manchmal auch durch eine Krankheit der Mutter verursacht werden, z.b. durch eine Erkrankung der Schilddrüse. Die richtige Medikamenteneinstellung durch den Arzt/die Ärztin steht im Vordergrund. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 18) 3.1.3 Prävention Persönlich finde ich es sehr wichtig, dass alle Mütter schon im Vorfeld durch eine kompetente Pflegeperson oder eine Stillberaterin informiert und unterstützt werden. Auf jede einzelne Person muss individuell eingegangen werden. Diese Möglichkeit besteht in einem Geburtsvorbereitungskurs. 3.1.4 Lösungsmöglichkeiten Das Wichtigste beim zu starken Milchspendereflex ist die Wahl der richtigen Stillposition. Manche Kinder können mit einem zu starken Milchspendereflex nicht fertig werden. Es kann sogar sein, dass sie eine Abneigung dagegen entwickeln, die sich evtl. auf das Trinken an der Brust überträgt. Andere Kinder wiederum gewöhnen sich daran und entwickeln mit der Zeit richtig Geschmack an einem zu starken Milchspendereflex. Diese Kinder sind dann direkt enttäuscht wenn er im Laufe der Monate ausgeglichen wird. Eventuell kann es auch sein, dass manche Kinder sich der jeweiligen Situation anpassen und zufrieden sind. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 13

Einige Tipps, wie man einen zu starken Milchspendereflex umgehen kann: Verschluckt sich ein Kind, dann sollte es sofort von der Brust genommen werden. In leichteren Fällen des Verschluckens hilft es, das Baby aufrecht zu halten bis es aufgestoßen hat. Manche Kinder müssen mehrmals aufstoßen bevor sie wieder weitertrinken können. In schweren Fällen hilft es, z.b. das Kind in Hoppa-Reiter-Stellung zu Stillen, das geht aber nur bei größeren Kindern. Bei kleineren Kindern wird die Australiahaltung oder der waagrechte Wiegengriff empfohlen. Abb. 5: Hoppa-Reiter-Stellung Die Milch, die zu viel ist einfach ausfließen lassen. In einem Gefäß z.b. zum einfrieren oder einem Tuch auffangen. Tipp: das muttermilchgetränkte Tuch ins Badewasser geben und das Baby damit waschen. Verschluckt sich das Kind immer wieder, sollte vor dem Anlegen des Babys der Milchspendereflex (z.b. durch ein feuchtwarmes Tuch auf der Brust, Massagen oder leichtes Ausstreichen) provoziert und der erste Schwall je nach belieben aufgefangen werden. Die Kraft des Milchspendereflexes kann durch Stillen gegen die Schwerkraft abgeschwächt werden. Dies ist bei jeder Stillhaltung möglich, außer beim Rückengriff. Wichtig ist dabei, dass der Rachen des Kindes während dem Stillen höher liegt als die Brustwarze. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 14

Laut Erfahrungen von einigen Müttern kann der Milchspendereflex auch auf einfache Art reguliert werden. Und zwar pressen sie, wenn sie den Milchspendereflex spüren, ein paar Sekunden lang mit der Hand gegen die Brustwarzen. Und erst danach wird das Kind an die Brust gelegt. Der Milchfluss ist nun nicht mehr so stark, dafür aber regelmäßiger und dadurch auch angenehmer für das Kind. Viele Babys versuchen den starken Milchspendereflex mit der Zunge zu stoppen (wie bei einem Flaschensauger mit zu großer Öffnung). Dabei wird die Zunge gegen die Brustwarze gedrückt und diese dadurch zurückgedrängt. Die Zahnleisten befinden sich dann bei der Brustwarze, sollten jedoch eigentlich hinter den Milchseen liegen. Die Folge ist, dass die Brust nicht richtig geleert und damit zu wenig stimuliert wird. Ebenfalls schädigen die falsch liegenden Zahnleisten (viel zu weit vorne) die Brustwarze und machen sie wund. Um diese hausgemachte Saugverwirrung zu korrigieren benötigt es viel Zeit, Geduld, gute Beratung und ein konsequent durchgeführtes Saugtraining. Die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten sollten nicht zu lange sein. Denn dadurch kommt es zum Teufelskreis: je länger der Zeitraum des letzten Stillens desto hungriger das Kind desto stärker das Saugen desto stärker der Milchspendereflex usw. Hat das Baby wenig Hunger, dann trinkt es auch nicht so stark und die Brust wird weniger angeregt. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Kind im Halbschlaf zu Stillen (Begründung gleich wie oben). Nachts trinkt das Baby ruhiger. Es sollte möglichst nur auf einer Seite pro Stillmahlzeit gestillt werden (innerhalb von 2-4 Stunden). Will das Baby in dieser Zeitspanne nochmals trinken, dann sollte es wieder an der gleichen Seite angelegt werden. Wenn nötig, sollte die zweite Seite nur etwas abgepumpt oder ausgestrichen werden (aber nur bis die Brust nicht mehr so spannt nicht Leerpumpen!). Nach 2-4 Stunden kann getauscht werden. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 15

Nach Möglichkeit ist der Schnuller zu vermeiden. Überbrückt das Kind den Hunger durch das Saugen am Schnuller, ist es später umso hungriger und zieht umso stärker an der Brust (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 18-19) Weitere Tipps bei zu viel Milch: Muttermilch kann eingefroren werden, sie ist eingefroren ein halbes Jahr haltbar (z.b. in einem Eiswürfelbehälter oder Gefrierbeutel, ) ½ Tasse Pfefferminz- oder Salbeitee in Schlucken über den Tag verteilt getrunken reduziert die Milchmenge stark. Bei stark geschwollenen und schmerzhaften Brüsten ist ein Krautwickel hilfreich. (vgl. Kern, 2003, S. 1) Abb.6: Krautwickel 4. Zu wenig Milch Zu wenig Milch kann durch: einen zu schwachen Milchspendereflex, einen verzögerten Milchspendereflex, einen verhinderten Milchspendereflex, durch die Ernährung und das Trinkverhalten der Mutter, ein schlechtes Stillmanagement oder Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 16

Medikamente bedingt sein. 4.1 Der zu schwache Milchspendereflex 4.1.1 Definition/Problem Durch zu schwaches oder nicht richtiges Saugen wird die Brust zu wenig angeregt, es wird zu wenig Milch produziert und dadurch wird auch der Milchspendereflex schwächer sein. Das Kind bekommt zu wenig Milch es wird schwächer und saugt noch weniger stark und somit hat der Teufelskreis begonnen. Ist das Problem eine angeborene Behinderung (z.b. Down-Syndrom) oder Krankheit (z.b. Herzkrankheit des Kindes), sollte das Kind so natürlich wie möglich und durch kompetente Fachpersonen unterstützt werden. Nach einer gewissen Zeit kann es sein, dass z.b. das Abpumpen nicht mehr notwendig ist, da es das Kind selber schafft. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 8) 4.1.2 Mögliche Ursachen Durch verschiedene Krankheiten des Kindes wie z.b. Gelbsucht, usw. kann es zu einem schwachen Saugen des Kindes kommen. Eventuell kann auch die Verwendung von Saughütchen zu geringer Milchproduktion führen (die Brust wird zu wenig stimuliert). Zu Problemen können auch zu wenige Stillmahlzeiten führen. Dadurch wird der Milchspendereflex zu wenig stimuliert und es kommt wieder zu einem Teufelskreis: geringe Milchproduktion das Kind bekommt zu wenig Milch es wird schwächer es saugt nicht mehr so stark usw. Auch falsches Saugen führt zu einem schwachen Milchspendereflex. Falsche Stillhaltungen können ebenfalls den Milchspendereflex beeinflussen. Es kann dazu kommen, dass das Baby zu wenig Brustgewebe im Mund hat und so wird die Brust nur ungenügend stimuliert. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 17

Es kann auch sein, dass die Mutter erschöpft ist und viel Stress hat und dadurch der Milchspendereflex beeinflusst wird. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 9) 4.1.3 Prävention Welche Dinge sind wichtig zur Vorbeugung eines zu schwachen Milchspendereflexes: Von Anfang an häufig auf beiden Seiten stillen, damit die Prolaktinrezeptoren besetzt werden; eine gute Vorbereitung schon in der Schwangerschaft; ein fester Wille und die positive Einstellung zum Stillen; und Ruhe und Geduld. 4.1.4 Lösungsmöglichkeiten Bei Krankheit des Kindes kann man z.b. mit zusätzlichem Pumpen die Milchproduktion steigern oder Muttermilch vorübergehend alternativ zufüttern, d.h. nicht mit der Flasche sondern mit der Spritze, dem Becher oder einem Soft- Cup (unter Anleitung einer Pflegeperson). Wenn Saughütchen verwendet werden, sollten diese langsam abgewöhnt werden, dadurch wird die Brust besser stimuliert und dies hat zur Folge, dass die Milchproduktion gesteigert wird. Legen sie das Kind häufiger an (ca. alle 2 Stunden). Stillpositionen sollten überprüft und ev. verbessert bzw. variiert werden (z.b. Wechselstillen). Auch ein gezieltes Saugtraining unter Anleitung einer qualifizierten Fachperson kann Abhilfe schaffen. Die Flasche soll wenn möglich vermieden werden. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 18

Ist die Mutter erschöpft und/oder hat zu viel Stress, sollte sie entlastet bzw. unterstützt werden (z.b. Hilfe im Haushalt). Gute Ernährung kann ebenfalls die Milchproduktion anregen. Der fehlende Schlaf sollte untertags nachgeholt werden und die Mutter sollte etwas für ihren Ausgleich finden z.b. Entspannungsmassagen. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 9) Abb. 7: Häufiges Abpumpen erhöht die Milchmenge Milchbildungstee: Vom Milchbildungstee sollte ca. 1 Liter tägl. getrunken werden (vgl. Kern, 2003, S. 1) 2 Teile Anissamen 4 Teile Fenchelsamen 5 Teile isländische Moosflechte 2 Teile Käsepappel 3 Teile Kümmelsamen 1 Teil Dillsamen 2 Teelöffel dieses Gemisches auf ¼ l kochendes Wasser geben und dann 15 Minuten ziehen lassen. Morgens und abends 1 Tasse davon trinken. (vgl. Kern, 2003, S. 1) Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 19

4.2 Der verzögerte Milchspendereflex 4.2.1 Definition/Problem: Lässt der Milchspendereflex sehr lange auf sich warten, hat nicht jedes Baby die Kraft und die Geduld so lange zu saugen bis er einsetzt. Wichtig ist hierbei das Wissen um die verschiedenen Ursachen und wie man darauf reagieren kann, denn dadurch kann der Milchspendereflex wieder normalisiert werden. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 12) 4.2.2 Mögliche Ursachen: Eine sehr häufige Ursache ist der Stress, dem Mütter ausgesetzt sind (z.b. veränderte Lebenssituation, ). Auch durch Unsicherheit der Mutter kann es zu einem verzögerten Milchspendereflex kommen. Aufgrund zu langer Abstände zwischen den Stillmahlzeiten kommt es zu prallen Brüsten die sich wiederum auf den Milchspendereflex auswirken. Der Milchspendereflex kann auch durch Nikotin-, Alkohol-, Koffein- oder Medikamentenkonsum beeinträchtigt werden. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 12) Bei Diabetikerinnen setzt der Milcheinschuss oft erst später (5-6 Tage nach der Geburt) ein. Dies ist durch den Ausfall der Beta-Zellen des Pankreas bedingt. Insulin hat im Körper verschiedene Aufgaben, auch in der hormonellen Steuerung. Durch die künstliche Insulingabe kann man diesen fein abgestimmten Regelkreis nur unvollständig nachahmen und dadurch kommt es zu diesem Phänomen des verspäteten Milcheinschusses. Dies sollte nicht beunruhigen, es ist ein normaler Vorgang. Wichtig ist hierbei, die stillenden Diabetiker diesbezüglich zu informieren. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 20

Plazentarest (viele Hormone) Schilddrüsenunterfunktion (vgl. Golser, 2003, S. 1) 4.2.3 Prävention: Wie kann ich einen verzögerten Milchspendereflex vorbeugen? Durch eine gute Vorbereitung, eine positive Einstellung, den festen Willen stillen zu wollen, Ruhe und Entspannung, nicht zu viel Besuche eine unkomplizierte Geburt möglichst ohne Schmerzmittel, 4.2.4 Lösungsmöglichkeiten: Bei Stress sollte die Mutter zuerst versuchen die Stressfaktoren auszuschalten und versuchen alles gelassener zu nehmen. Sie sollte sich durch gewünschte Personen (z.b. Ehemann, Oma, Freundin, ) Entlastung und Unterstützung suchen. Bewusste Entspannungsphasen sollten eingelegt werden z.b. durch Entspannungsmassagen, Musik hören, etwas Trinken, usw. Eine Hilfe könnte auch sein, sich das Gefühl des Milchspendereflexes oder das herausfließen der Milch vorzustellen. Gute und kompetente sowie individuell auf die Mutter eingestellte Information ist die Grundlage um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Das Selbstbewusstsein der Mutter sollte so gut wie möglich gestärkt werden. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 21

Bei zu prallen Brüsten können folgende Maßnahmen helfen: z.b. feuchte Wärme (vor dem stillen) auf die Brust, Brustmassagen, Massagen zur Entspannung allgemein, Milch zum fließen bringen, häufiges Stillen, ev. auch zwischendurch etwas Milch ausstreichen oder abpumpen aber nur so viel, dass die Brust nicht mehr spannt. Nikotin, Alkohol, Koffein und Medikamente sollten weggelassen oder zumindest so weit wie möglich eingeschränkt werden. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 12) Bei sehr voller und/oder sehr schmerzhafter Brust hilft: eine warme Dusche oder ein warmer Waschlappen vor dem Stillen vor dem Stillen etwas Milch abdrücken um dem Baby das Ansaugen zu erleichtern das Kind häufiger an der betroffenen Brust anlegen Eis- oder Topfenwickel nach dem Stillen Brustmassage Tiefdruckmassage (siehe Anhang) Verschiedene Stillpositionen ausprobieren Ruhe (vgl. Kern, 2003, S. 1) 4.3 Der blockierte Milchspendereflex Es kann sein, dass manche Mütter meinen ihre Milch sei einfach so schlagartig weg. Das kann dann passieren, wenn man sich z.b. in einer sehr ernsthaften seelischen oder körperlichen Krise befindet. Das kann z.b. ein Todesfall oder ein Unfall in der Familie sein usw. Der Milchspendereflex funktioniert bei den betroffenen Müttern vorübergehend nicht die Milch ist natürlich nicht weg der Milchspendereflex ist durch den Schock beeinträchtigt. Gelingt es dieser Mutter auch in einer solch schwierigen Situation sich wieder einmal zu entspannen und geht es ihr besser, so wird auch der Milchspendereflex wieder funktionieren und die Milch kommt wieder zurück. (vgl. Santini-Amgarten, 1997, S. 13) Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 22

4.4 Der Milchstau 4.4.1 Definition/Problem Ein Milchstau kann während der gesamten Stillzeit auftreten. Je früher man mit der Therapie beginnt, desto erfolgreicher ist sie und es ist meist bald eine deutliche Besserung spürbar. Mögliche Symptome: harte Stellen oder Knoten in der Brust Schmerzen Rötung und ev. leicht erhöhte Temperatur Eine Stillpause oder gar Abstillen ist nicht notwendig! (vgl. Kern, 2003, S. 1) 4.4.2 Mögliche Ursachen Eine mangelnde Entleerung der Brust Stoß- oder Druckeinwirkung (evtl. durch zu enge Kleidung) Verstopfung/Verschluss der Milchgänge Stress Übermüdung Schlechte Ernährung (vgl. Kern, 2003, S. 1) 4.4.3 Prävention: Das Baby korrekt anlegen Die Stillpositionen wechseln Stress wenn möglich meiden Sollten sie zu wiederholten Milchstaus neigen, sollten sie täglich 1 Esslöffel Lecithin zu sich nehmen und Milchfette aus ihrer Diät streichen. (vgl. Kern, 2003, S. 1) Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 23

4.4.4 Lösungsmöglichkeiten Ruhe und noch besser Bettruhe Feuchte Wärme vor dem Stillen kann ebenfalls hilfreich sein (Duschen, warmer Wickel, ) Häufiges Stillen oder manuelles Entleeren der Brust (Ausstreichen/Pumpen) Während des Stillens die harten Stellen sanft ausmassieren Kind gut anlegen und zwar so, dass das Unterkiefer des Kindes zur gestauten Stelle zeigt (genaueres finden Sie in der Abschlussarbeit meiner Klassenkollegin Petra Waldenberger). Kälte nach dem Stillen bewirkt eine Schmerzlinderung (kalter Topfen, ) Sollte innerhalb von 24-36 Stunden keine deutliche Besserung eintreten bzw. das Fieber rasch ansteigen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Zusätzlich kann auch eine Stillberaterin wertvolle Unterstützung bieten. (vgl. Kern, 2003, S. 1) 5. Zufüttern 5.1. Warum soll nicht routinemäßig zugefüttert werden? In der Regel erfolgt der Milcheinschuss am 3.-5. Lebenstag des Babys. Auf diese Ernährungslücke nach der Geburt bis zur vollständigen Muttermilchverfügbarkeit ist ein gesundes, reifes Neugeborenes sehr gut vorbereitet. Vor dem Milcheinschuss erhält das Baby das sog. Kolostrum. Dies enthält doppelt so viel Eiweiß als die reife Muttermilch. Bei der Entscheidung zum Zufüttern sollte darauf geachtet werden, dass das Baby größere Mengen der Nahrungsaufnahme verweigert. Ebenfalls muss davon ausgegangen werden, dass wenn man ein Muttermilchersatzprodukt füttert, das Baby durch den hohen Kohlenhydratanteil länger gesättigt ist (auch wenn das Zufüttern erst nach dem Stillen erfolgt). Dadurch melden sie sich erst später und saugen weniger stark und nicht mehr so häufig an der Brust. Jedoch kann nur durch häufiges und ausdauerndes Saugen an der Brust der Prolaktinspiegel erhöht werden, und damit kommt es zur ausreichenden Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 24

Milchproduktion (innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt). Jede Mutter soll bereits in der Schwangerschaft durch einen Geburtsvorbereitungskurs kompetente Unterstützung in Bezug auf Stillen, Stillpositionen usw. erhalten. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 1-2) Gründe gegen die Ernährung mit der Flasche: Kinder die zugefüttert werden trinken kürzer an der Brust und deshalb glauben viele Mütter, sie hätten zu wenig Milch. Neugeborene, die an der Brust und Flasche trinken sollen, zeigen oft Unruhe an der Brust, sind oft ungeschickt beim suchen und finden der Brustwarze. Wenn die Milch nicht gleich fließt, dann schreien sie oft ungeduldig und verlangen so wieder nach dem leichteren Saugen an der Flasche. Es kann zu Saugverwirrungen kommen. Diese können mit Hilfe alternativer Zufütterungsmethoden (wenn eine medizinische Indikation dazu besteht) vermieden werden. Das Stillen hat eine andere Saug-Melk-Technik als das Trinken an der Flasche. Kann ein Kind diesen Unterschied nicht erkennen, dann kann es zu einem falschen Erfassen der Brustwarze (ohne Warzenvorhof) kommen. Dadurch wird die Mamille wund und sie schmerzt, die Brust wird nicht ausreichend entleert, die Milchproduktion geht zurück, als Mutter wird man nervös und verspannt und all diese Dinge tragen wiederum nicht zum Stillerfolg bei. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 2) Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 25

Abb. 8: Das Baby wird mit dem Fläschchen gefüttert 5.2 Wann muss zugefüttert werden? Auf ärztliche Anordnung: Wenn der Gewichtsverlust mehr als 10% des Geburtsgewichtes beträgt sollte mit einer Formulanahrung zugefüttert werden. Ist es ein Neugeborenes mit Blutzuckerschwankungen wird meist Primergen und eventuell zusätzlich Maltodextrin verordnet. Bei einem stark dystrophen (zu klein für das Alter) oder frühgebohrenen Baby. Bei einer mangelnden Gewichtszunahme bzw. einem Baby das schlecht gedeiht, sollte zuerst die Ursache herausgefunden werden. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 35) Erschöpfungszustand der Mutter: Hier sollte die Mutter dabei unterstützt werden um wieder zur Ruhe zu kommen, schlafen zu können oder zu entspannen. Man kann ihr helfen indem man das Baby in Obhut nimmt und versorgt. Sicherheit und Selbstvertrauen aufzubauen indem man sie in ihrer speziellen Situation unterstützt. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 35) Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 26

Anlegeproblem durch kindliche Faktoren: Bei einem Kind mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte bildet sich sehr schwierig ein Vakuum. Kinder mit Morbus Down sind meist saugschwach man kann es durch eine bestimmte Stillhaltung unterstützen und diese nennt man Dancer-Hold. Auch bei Neugeborenen mit KISS-SYNDROM (Kopf-Gelenks-Induzierte- Symetrie-Störung) ist das Anlegen schwierig (diese Kinder haben einen schiefen Mund und können ihn nicht weit genug öffnen). Anlegeprobleme gibt es auch bei Neugeborenen mit neurologischen Auffälligkeiten. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 35) Anlegeprobleme durch mütterliche Faktoren: Viele Mütter haben große Angst vor dem Anlegen des Kindes, wenn sie stark schmerzende und wunde Brustwarzen haben. Ist eine unzureichende Milchmenge der Grund, und das Baby ist unruhig und hungrig, dann sollte zuerst die Ursache herausgefunden werden. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 35) 5.3 Wie wird zugefüttert? Damit das Saugverhalten an der Brust nicht beeinträchtigt wird, sollte nicht mit der Flasche zugefüttert werden. Methoden des Zufütterns: mit einem Becher: Er ist gut geeignet für Frühgeburten zwischen der 32. 34. Schwangerschaftswoche, die noch kaum eine orale Stimulation erfahren haben. mit einem Löffel bzw. Medikamentenschiffchen: sollten wegen der Verletzungsgefahr aus Kunststoff sein. Das Medikamentenschiffchen ist aufgrund seiner Größe günstiger als der Löffel, da weniger Milch verschüttet wird. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 27

mit einem Soft-Cup: Dies ist ein Spezialtrinkbecher mit löffelförmigem Mundstück. Er ist ideal für größere Milchmengen. Fingerfeeding (Fingerfütterung): Diese Methode ist bei jedem reifgeborenen Baby und bei Frühgeborenen ab der 30.-32. Schwangerschaftswoche möglich. Ist jedoch kontraindiziert bei Babys, deren Mütter Hohlwarzen haben. Es ist günstig bei unkoordiniertem Saugen und bei einer Saugverwirrung. Ein Saugtraining durch eine dahingehend ausgebildete Stillberaterin oder Logopädin während des Fütterns ist möglich (Vorrangig durch die Eltern). mit einem Brusternährungsset: Ist eine gute Zufütterungsmethode über längere Zeit, jedoch für Babys mit Saugproblemen oder Mütter mit Hohlwarzen nicht geeignet. Es führt zum Anregen der Milchproduktion. Ist eine gute Möglichkeit für saugschwache Babys, Frühgeburten, Babys mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und Adoptivbabys um das Kind an die Brust zu gewöhnen. mit einem Habermann-Sauger: Dieser ist für saugschwache Babys (Frühgeburten), Babys mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und für Babys mit neurologischen Auffälligkeiten geeignet. Zu Beachten ist, dass Fingerfüttern, Brusternährungsset und Habermann-Sauger das Saugbedürfnis des Babys befriedigen und dass beim Fingerfüttern und beim Brusternährungsset keine Saugverwirrung möglich ist, jedoch beim Habermann-Sauger sehr wohl. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 64) Abb. 9: Muttermilch ist die Beste Nahrung Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 28

5.4 Wie viel wird zugefüttert? Wenn möglich, wird die abgepumpte Milch der eigenen Mutter zugefüttert. Ist diese nicht ausreichend vorhanden, kann eine geeignete Formulanahrung verwendet werden (unter Berücksichtigung von Reife, Alter, Gewicht und allergischer Disposition). (vgl. Neuhuber, 2003, S. 60) Auf unserer Neonatologie und integrativen Wochebettstation im St. Johanns Spital werden alternative Zufütterungsmethoden nur verwendet, wenn die Mutter es ausdrücklich wünscht. Eine ausgebildete Still- und Laktationsberaterin (IBCLC) leitet die Mutter gewissenhaft und professionell diesbezüglich an. Die Mutter führt die alternative Zufütterungsmethode dann selbständig durch. Im Krankenhaus Schwarzach habe ich im Laufe meiner Praktika noch keine Erfahrungen sammeln können, da derzeit noch keine alternativen Zufütterungsmethoden durchgeführt werden. Deshalb hatte ich die Möglichkeit mit meiner Betreuungslehrerin auf die Neonatologie in Salzburg zu gehen und mich ausführlich über die alternativen Zufütterungsmethoden zu informieren und einige Fotos für die Präsentation zu machen. 5.5 Alternative Zufütterungsmethoden 5.5.1 Becherfütterung Der Becher ist gut geeignet für Frühgeburten zwischen 32. 34. Schwangerschaftswoche, die noch kaum eine orale Stimulation erfahren haben. Technik der Fütterung: 1. Variante: Der Becher sollte ganz voll sein (dies ist besonders ungünstig in den ersten Lebenstagen, da noch nicht so viel Milch zur Verfügung steht), die Beine des Babys sollten leicht fixiert ( gebündelt) werden, die Fütternde Person sollte sich bequem hinsetzen und das Baby möglichst aufrecht halten. Mit dem Becher sollte die Unterlippe des Babys stimuliert werden, Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 29

ist der Mund nun weit geöffnet, sollte man den Becher in den Mundwinkel bringen und so kann das Baby mit der Zunge die Milch aus dem Becher schlecken. Ist der Becher zur Hälfte geleert sollte Milch nachgeschüttet werden. 2. Variante: Man kann dem Baby die Milch auch schluckweise geben (ein Schluck ist ca. 0,6 ml), dabei muss der Becher nicht ganz gefüllt sein, wiederum wird die Unterlippe des Babys stimuliert, ist der Mund dann weit geöffnet, kann man die Milch auf die Zunge tröpfeln lassen, dann wird der Becher wieder vom Mund entfernt, damit das Baby besser schlucken kann. Der Kopf und der Körper sollte dabei leicht nach hinten geneigt werden. Dann das Baby wieder aufrichten und von vorne beginnen. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 61) Abb. 10: Becherfütterung Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 30

5.5.2 Löffel oder Medikamentenschiffchen Der Löffel oder das Medikamentenschiffchen sollten wegen der Verletzungsgefahr aus Kunststoff sein. Das Medikamentenschiffchen ist aufgrund seiner Größe günstiger als der Löffel, da weniger Milch verschüttet wird. Technik der Fütterung: Das Baby sollte mit gut fixierten Armen, möglichst aufrecht und eng am Körper gehalten werden. Stimulieren Sie wieder die Unterlippe des Babys und bei weit geöffnetem Mund die Milch schluckweise auf die Zunge tropfen lassen. Um das Baby beim Schlucken zu unterstützen kann man es leicht nach hinten neigen. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 61) Abb.11: Löffelfütterung 5.5.3 Soft-Cup Der Soft-Cup ist ein Spezialtrinkbecher mit löffelförmigem Mundstück. Er ist ideal für größere Milchmengen. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 31

Technik der Fütterung: Füllen Sie den Trinkbecher mit Milch und montieren Sie das Mundstück und das Ventil (das Ventil reguliert den Milchfluss), durch beidseitiges Drücken am Mundstückansatz wird die Kammer im Mundstück gefüllt. Halten Sie das Baby möglichst aufrecht und stimulieren Sie wiederum die Unterlippe mit dem Mundstück, setzen Sie nun das Mundstück auf der Unterlippe auf, durch beidseitiges Drücken auf die Kammern können Sie dann die Milch auf den Löffel bringen. Das Baby schleckt und schluckt so die Milch. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 61) Abb. 12: Soft Cup 5.5.4 Fingerfeeding Fingerfeeding (=Fingerfütterung) ist bei jedem reifgeborenen Baby und bei Frühgeborenen ab der 30.-32. Schwangerschaftswoche möglich. Ist jedoch ungünstig bei Babys, deren Mütter Hohlwarzen haben. Es ist günstig bei unkoordiniertem Saugen und bei einer Saugverwirrung. Ein Saugtraining durch eine ausgebildete Stillberaterin oder der Logopädin während des Fütterns ist möglich. Fingerfüttern sollten auch die Eltern erlernen! Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 32

Technik der Fütterung: Bei der Händehygiene ist folgendes zu beachten: die Fingernägel sollten kurz und rund geschnitten sein, die Hände sollten vorher mit Seife gereinigt und gründlich abgespült und danach noch desinfiziert werden. Das Baby sollte möglichst gut geschützt und aufrecht gelagert werden (z.b. am Wickeltisch oder im Bett). Danach sollte das Baby zum Saugen angeregt werden. Hierzu sollten Sie von den Wangen zum Mund hin, über Ober- und Unterlippe, über Unterkieferzahnleiste oder die Fingerkuppe nach oben drehen und über die Oberkieferzahnleiste streichen. Es sollte dabei dem Baby erlaubt werden, den Finger auch einzusaugen dabei sollte die Fingerkuppe nach oben gerichtet sein so gelangt er an die Saugzone. Die Milch sollte in eine sterile Spritze mit einem Aufsatz (Feeder) gefüllt werden. Schieben Sie den Spritzenaufsatz entlang des Fingers in den Mundwinkel des Babys, ohne das Vakuum aufzuheben und danach sollten Sie mit der Fingerkuppe ganz leicht die Saugzone stimulieren. Bei richtiger Zungenbewegung etwas Milch in den Mund des Babys geben und das Baby schlucken lassen. Ohne Saugbewegungen des Babys sollten Sie niemals die Milch in den Mund spritzen (Gefahr von Verschlucken, Aspiration und Bradykardien, Apnoen, ) Während des Stillens sollten Sie auf richtige Zungenbewegungen und auf das Verhalten des Kindes achten. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 62) Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 33

5.5.5 Brusternährungsset Abb. 13: Fingerfeeding Das Brusternährungsset ist eine gute Zufütterungsmethode die über längere Zeit angewendet werden kann, jedoch für Babys mit Saugproblemen oder Mütter mit Hohlwarzen nicht geeignet. Es führt zum Anregen der Milchproduktion. Ist eine gute Möglichkeit für saugschwache Babys, Frühgeburten, Babys mit Lippen-Kiefer- Gaumenspalte und Adoptivbabys um das Kind an die Brust zu gewöhnen. Technik der Fütterung: Die Milch befindet sich in einem Behälter, von dem zwei Schläuche abgeleitet werden, die Dicke der Schläuche hängt von der Nahrungsart ab (für Muttermilch sollten die dünnsten Schläuche verwendet werden). Die Mutter hängt sich den Behälter um den Hals (die Schläuche sind noch abgeklemmt) und die Schläuche werden an den Brustwarzen so platziert, dass sie beim Anlegen im Mundwinkel des Babys liegen, so sind sie für das Baby weniger störend. Sie Schläuche werden mit hautfreundlichem Pflaster so fixiert, dass sie ca. 1 cm über die Brustwarze hinausragen, denn die Brustwarze wird beim Stillen länger und der Schlauch nicht, dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Pflaster mindestens 3 cm von der Brustwarze entfernt ist. Ist das Baby nun gut angelegt, dann kann die Abklemmung gelöst werden. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 34

Der Behälter kann je nach Bedarf höher oder tiefer gehängt werden, je höher der Behälter hängt, desto schneller fließt die Milch. Beim Seitenwechsel wird der Schlauch wieder abgeklemmt und dann kann der Vorgang auf der zweiten Seite wiederholt werden. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 63) Abb. 14 und 15: Ernährung mittels Brusternährungsset 5.5.6 Habermann-Sauger Ein Habermann-Sauger ist für saugschwache Babys (Frühgeburten), Babys mit Lippen- Kiefer-Gaumenspalte und für Babys mit neurologischen Auffälligkeiten geeignet. Technik der Fütterung: Durch ein Ventil im Sauger fließt die Milch langsam und gleichmäßig, die Menge und Fließgeschwindigkeit der Milch ist regulierbar. Der Trinkvorgang ist somit für das Baby besser koordinierbar und der Milchfluss muss nicht gestoppt werden. (vgl. Neuhuber, 2003, S. 64) Abb. 16: Ernährung mit einem Habermann-Sauger Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 35

6. Schluss In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit Stillproblemen beschäftigt. Sie sind leider oft Ursache des frühzeitigen Abstillens und deshalb war es mir ein Anliegen einen Ratgeber für stillende und werdende Mütter zu verfassen. Dies stellte sich recht schwierig heraus, da sehr viele Themen große Bedeutung haben. Ich denke jedoch, dass man individuell für jede Mutter etwas herausfiltern kann, und ihr dann nur die Unterlagen gibt, die für sie wirklich relevant sind. Ich konzentrierte mich vor allem auf Behandlungsmöglichkeiten, die die Mütter ohne viel Aufwand auch zu Hause machen können. Ein sehr wichtiger Teil erschien mir auch die Prävention, d.h. die Vorbeugung verschiedenster Probleme. Um Probleme zu verhindern, benötigt man auch dass Wissen um deren mögliche Ursachen. Meine Hauptthemen waren der zu starke Milchspendereflex und zu wenig Milch (z.b. Milchstau, der zu schwache Milchspendereflex, usw.). Da aus verschiedenen Indikationen manchmal auch Zugefüttert werden muss, habe ich auch die alternativen Zufütterungsmethoden in meine Arbeit hineingenommen. Die wichtigsten Hinweise meiner Arbeit beruhen auf nachfolgenden Punkten: Bei einem starken Milchspendereflex ist besonders auf die richtige Stillposition zu achten. Bei zu wenig Milch hat man die Möglichkeit dies zu beeinflussen, indem man vor dem Stillen Wärme auflegt oder eine Brustmassage macht. (siehe Anhang) Bei einem Milchstau kann zusätzlich noch Kälte nach dem Stillen zu einer Erleichterung führen. Zusätzlich hatte ich noch die Möglichkeit ein Interview mit einer stillenden Mutter zum Thema: Welche Faktoren beeinflussen die Milchmenge positiv? zu machen. Sie gab mir viele Praktische Tipps, die einigen Müttern helfen könnten. Ich hoffe, mit meiner Abschlussarbeit eine Verbesserung im Umgang mit Stillproblemen erreichen zu können und so einen wertvollen Beitrag in der Pflege zu leisten. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 36

7. Glossar Alveolen Lungenbläschen Diabetes mellitus chronische Hyperglykämie mit daraus folgender Störung anderer Stoffwechselprozesse und Organschäden. Nach der Ursache ihrer Entstehung unterscheidet man verschiedene Diabetesformen denen entweder ein absoluter Insulinmangel (fehlende oder verminderte Insulinsekretion) oder ein relativer Insulinmangel zugrunde liegt. Down-Syndrom Trisomie 21, Mongolismus: ein Trisomie-Symdrom mit gesteigerter geistiger Behinderung unterschiedlichen Ausmaßes und einer Reihe körperlicher Merkmale Kolostrum-Vormilch die ab der 4. Schwangerschaftswoche bis wenige Tage nach der Entbindung gebildete Vormilch ; ist eiweißreich, kaseinarm, durch Carotin gelblich, Vit. C reich, enthält Fettkörnchenkugeln, Leukozyten, Isoantikörper; wandelt sich schnell in reife Muttermilch um. Kolik krampfhafte Kontraktion der Muskulatur eines Bauch organs mit wehenartigen Schmerzen; evtl. auch Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbruch, Schock Mamille Brustwarze Mastitis Entzündung der weiblichen Brustdrüse Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 37

Prävention Vorkehrungen zur Verhinderung von Krankheiten, Unfällen etc. einschließlich der individuell veranlassten ärztlichen Maßnahmen, die der Überwachung und Erhaltung der Gesundheit dienen Saugreflex auf einem Trieb beruhender, durch Berühren der Lippen oder Zungenspitze auslösbarer Mundhöhlen- automatismus des jungen Säuglings Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 38

8. Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung ca. cirka d.h. das heißt evtl. eventuell usw. und so weiter vgl. Vergleiche sog. so genannte S. Seite tägl. täglich z.b. zum Beispiel Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 39

9. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Maria Rainer, 2003 Abb. 2: Maria Rainer, 2003 Abb. 3: Maria Rainer, 2003 Abb. 4: Maria Rainer, 2003 Abb. 5: Wilson-Clay, Barbara, und Hoover, Kathleen: The Breastfeeding Atlas. Lact News Press Verlag. 2002. S. 32 Abb. 6: Wilson-Clay, Barbara, und Hoover, Kathleen: The Breastfeeding Atlas. Lact News Press Verlag. 2002. S. 93 Abb. 7: Wilson-Clay, Barbara, und Hoover, Kathleen: The Breastfeeding Atlas. Lact News Press Verlag. 2002. S. 93 Abb. 8: Maria Rainer, 2003 Abb. 9: Maria Rainer, 2003 Abb. 10: Maria Rainer, 2003 Abb. 11: Wilson-Clay, Barbara, und Hoover, Kathleen: The Breastfeeding Atlas. Lact News Press Verlag. 2002. S. 108 Abb. 12: Maria Rainer, 2003 Abb. 13: Maria Rainer, 2003 Abb. 14: Wilson-Clay, Barbara, und Hoover, Kathleen: The Breastfeeding Atlas. Lact News Press Verlag. 2002. S. 108 Abb. 15: Maria Rainer, 2003 Abb. 16: Wilson-Clay, Barbara, und Hoover, Kathleen: The Breastfeeding Atlas. Lact News Press Verlag. 2002. S. 143 Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 40

10. Literaturverzeichnis Amgarten, Hanny Santini: Wie die Milch fliesst. Schweiz. La Leche Liga. 1997. Golser, Andre: Stillen bei Erkrankungen der Mutter. Vortrag in der Sonderausbildung für Kinder- und Jugendlichenpflege. Salzburg. 2003. Kern, Anne-Marie: Stillen und Stillprobleme. Vortrag für IBCLC. Wien: St. Anna Kinderspital. 2004. Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. 27. aktualisierte Auflage. München: Kösel-Verlag GmbH & Co. 2002 Neuhuber, Liselotte: Fortbildung Stillen. Salzburg. 2001. Pollert, Anke: Stillen und Stillprobleme. Unterrichtsskriptum. Schule für Gesundheits- und Krankenpflege, Schwarzach im Pongau. 2003. Rainer, Maria: Stillseminar. Unterrichtsunterlagen in der Sonderausbildung für Kinder- und Jugendlichenpflege. Salzburg. 2003. Sonderausbildung für Kinder und Jugendlichenpflege Seite 41