Ein Modellprojekt des Deutschen Caritasverbandes (2010-2013) in der Diözese Osnabrück Landkreis Emsland



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Transkript:

Abschlussbericht Ein Modellprojekt des Deutschen Caritasverbandes (2010-2013) in der Diözese Osnabrück Landkreis Emsland

Inhaltsverzeichnis 1 Projektdarstellung Frühe Hilfen in der Caritas...Seite 4 2 Entwicklungen in den Projektstandorten...Seite 6 2.1 Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Lingen...Seite 6 2.2 Caritasverband für den Landkreis Emsland, Papenburg...Seite 8 2.3 St.-Vitus-Werk Meppen...Seite 10 2.4 Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte...Seite 12 2.5 Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Osnabrück...Seite 14 3 Frühe Hilfen in der Caritas in der Diözese Osnabrück...Seite 16 3.1 Diözesanes Projektteam...Seite 16 3.2 Diözesane Projektkoordination...Seite 17 4 Erkenntnisse aus dem Bundesprojekt Frühe Hilfen in der Caritas...Seite 18 4.1 Evaluation der Universität Ulm...Seite 18 4.2 Erfahrungen aus den Projektstandorten in der Diözese Osnabrück...Seite 19 5 Ausblick...Seite 21 6 Literaturverzeichnis...Seite 22 Impressum...Seite 23 2

Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, wir freuen uns sehr, Ihnen Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem bundesweiten Projekt Frühe Hilfen in der Caritas (2010-2013) in der Diözese Osnabrück vorstellen zu können. Der Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. engagiert sich mit seinen projektbeteiligten Trägern bei der Ausgestaltung von familienunterstützenden Dienstleistungen im Landkreis Emsland und in der Stadt Osnabrück. Nach Projektende ist Zeit für ein Fazit gekommen. Die Richtungsziele, niedrigschwellige und einfache Unterstützungsformen für junge Familien am Start zu schaffen, haben weiterhin nichts an Aktualität eingebüßt und sind wichtiger denn je. Emsland, Papenburg, dem Sozialdienst katholischer Frauen e. V. in Lingen, Meppen und Osnabrück sowie dem St.-Vitus-Werk Meppen. Die Kolleginnen haben durch ihre tägliche Arbeit mit viel Kreativität, Tatendrang und Energie zum Gelingen des Projektes beigetragen. Bedanken möchten wir uns vor allem bei den Familien und den Ehrenamtlichen, für das entgegen gebrachte Vertrauen und die Bereitschaft, sich auf den gemeinsamen Weg einzulassen. Gleichsam gilt unser Dank allen Netzwerkpartnern und dem Landkreis Emsland für die konstruktive Zusammenarbeit. Familien leisten einen zentralen und unverzichtbaren Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Gerade junge Familien brauchen Zuspruch und konkrete Unterstützung, um das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu wecken und die eigenen Ressourcen zu stärken. Unsere Anerkennung gilt den projektbeteiligten Verbänden: dem Caritasverband für den Landkreis Im Mai 2013 Franz Loth Caritasdirektor Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. Stephanie Lüßling Projektkoordinatorin Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Lingen 3

1 Projektdarstellung Frühe Hilfen in der Caritas Anlass Eine gelingende Eltern-Kind-Beziehung und ein anregungsreiches Umfeld bestimmen entscheidend die Entwicklungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in ihren Familien sie sind aber keine Selbstverständlichkeit. Wie der steigende Unterstützungsbedarf belegt, fühlen sich Eltern zunehmend verunsichert und belastet. Gerade in der Familiengründungsphase ist die Bereitschaft der Eltern jedoch hoch, sich zu informieren und Hilfen anzunehmen. Durch alltagspraktische Unterstützung können Mütter und Väter frühzeitig in ihrer Erziehungs- und Beziehungskompetenz nachhaltig gefördert werden, bevor sich belastende Lebensbedingungen verfestigen. In Reaktion auf die Fälle von Vernachlässigung wurde im Rahmen des Kinderschutzes auf Hilfen aber auch Kontrolle in den Familien gesetzt. Diese Ambivalenz ist in den Frühen Hilfen hochrelevant und nicht zu leugnen. In dem am 1. Januar 2012 in Kraft getretenen Bundeskinderschutzgesetz versteht man gemäß 1 Abs. 4 KKG unter Frühe Hilfen die Vorhaltung eines möglichst frühzeitigen, koordinierten und multiprofessionellen Angebots im Hinblick auf die Entwicklung von Kindern und vor allem in den ersten Lebensjahren für Mütter und Väter sowie schwangere Frauen und werdende Väter. Dem Deutschen Caritasverband ist es ein Anliegen, Eltern in wertschätzender Weise konkrete Entlastung und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Familienaufgaben anzubieten. Ziele und Inhalte Das Projekt zielte darauf ab, die Angebote der Frühen Hilfen vor Ort zu entwickeln, die Vernetzung der verschiedenen beteiligten Fachdienste zu verbessern und eine ehrenamtliche Unterstützungsstruktur auf- und auszubauen. In der Diözese Osnabrück wurden die inhaltlichen Schwerpunkte auf Familienpatendienste sowie Gruppenangebote für junge Mütter mit ihren Kindern gelegt. Das Projekt verfolgte einen primärpräventiven Ansatz, der Schwangere, Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern bis zum vollendeten 3. Lebensjahr in den Fokus nimmt und zielt auf die Stärkung der Beziehungs- und Erziehungskompetenzen ab. Frühe Hilfen sollen niedrigschwellig zu erreichen sein, halten ein Angebot von alltagspraktischen Hilfen vor und unterliegen dem Prinzip der Freiwilligkeit. Eine gute Versorgung von Familien mit Unterstützungsleistungen können einzelne Modelle für sich alleine nicht gewährleisten. Hierzu bedarf es eines umfassenden und differenzierten Netzwerks Früher Hilfen. Die örtlichen Partner stellten sicher, dass ihre Dienste und Einrichtungen Hilfebedarfe frühzeitig erkennen, diese einschätzen und konkrete Unterstützung organisieren sowie geeignete Frühe Hilfen vermitteln. Eine zentrale Anforderung im Projekt bezog sich auf das koordinierte Zusammenwirken verschiedener professioneller Dienste in einem Netzwerk Früher Hilfen vor Ort. Die enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamtlichen zeichnete das Projekt aus. Eine zentrale Bedeutung kam dabei der Ehrenamtskoordination zu. Mittels Koordinierung, Schulung und Begleitung der Ehrenamtlichen trägt die Fachkraft sowohl für die entlastete Familie als auch für die Ehrenamtlichen Sorge. 4

Dokumentation und Evaluation Die Dokumentation des bundesweiten Projektes diente dazu, möglichst fundierte und präzise Aussagen über die Dimensionen, die Entwicklungen und die Wirksamkeit des Projektes machen zu können. Das Projekt wurde von der Universität Ulm wissenschaftlich begleitet. Das Anliegen der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Evaluation war, Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Ehrenamtlichen im Feld Früher Hilfen auszuloten. Struktur Frühe Hilfen in der Caritas hat alle verbandlichen Ebenen in die Organisationsstruktur des Projektes mit eingebunden. Bundesweit beteiligten sich insgesamt 16 Diözesen mit über 90 Partnern vor Ort. Zum 01.04.2010 richtete der Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. eine diözesane Koordinierungsstelle, mit einem 50 % Stellenumfang, ein. Der Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. delegierte diese Stelle an den Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Lingen. Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln der Diözese und der Lotterie Glücksspirale. Die diözesane Projektkoordinatorin war das Bindeglied zwischen der Projektleitung des Deutschen Caritasverbandes und den projektbeteiligten Standorten. Im September 2010 kamen die diözesanen Projektpartner zur Auftaktveranstaltung im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen zusammen und präsentierten dort erstmalig ihre Ideen und Angebote. Bei der Abschlussveranstaltung des Deutschen Caritasverbandes im März 2013 waren alle projektbeteiligten Verbände der Diözese Osnabrück vertreten. 5

2 Entwicklungen und Erkenntnisse aus den Projektstandorten 6 2.1 Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Lingen Daniela Kaß Bögenstraße 12 49808 Lingen Tel. 0591 80062-46 daniela.kass@skf-lingen.de www.skf-lingen.de Familienpaten Familienpaten sind ehrenamtlich Tätige, die Familien einen Teil ihrer Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Der Unterstützungsbedarf in den Familien ist sehr unterschiedlich und kann verschiedene Ursachen haben. Einige Familien verfügen über wenig intakte soziale und familiäre Netzwerke, daher ist eine Verstärkung von außen wünschenswert. Familien benötigen Freiräume, um Kraft zu tanken und dabei ihre Kinder gut aufgehoben zu wissen. Hier setzt das Familienpatenprojekt des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Lingen an. Viele Familien wünschen sich eine Art Leihoma/-opa, da die eigenen Eltern verstorben sind oder nicht vor Ort leben. Familienpaten bringen sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit ein und schauen dabei nicht so genau auf die Uhr. Eine Familienpatenschaft ist eine Partnerschaft, von der sowohl Familie als auch Pate profitieren. Ein Familienpate soll nicht ein Leben lang mit einer Bezugsfamilie verbunden sein, sondern auf Zeit solange, wie beide Seiten an ihrer Beziehung Freude haben. Projektziele Eine Patenschaft verläuft individuell unterschiedlich und verfolgt vielseitige Zielsetzungen. Eine Gemeinsamkeit verfolgen jedoch alle Familienpatenschaften: die Entlastung der Eltern im Familienalltag. Die Unterstützung durch einen Familienpaten kann sehr unterschiedlich sein von der Freizeitgestaltung mit dem Kind bis hin zu ergänzender Kinderbetreuung. Der Familienpate steht als Ansprechpartner und Vertrauensperson zur Seite. Bei Bedarf wird die Kontaktaufnahme zu anderen Familien oder Institutionen und Vereine unterstützt. Die Begleitung von Behördengängen und Arztbesuchen ist darüber hinaus denkbar. Zum Projektbeginn wurden folgende Ziele ausgearbeitet: 1. Netzwerke aufbauen/kooperationen mit anderen Trägern herstellen 2. Akquise von Ehrenamtlichen 3. Ausarbeitung von Fortbildungsmodulen für die Qualifizierung ehrenamtlicher Familienpaten 4. Fortbildung/Qualifizierungen 5. Familienpatenschaften initiieren/vermittlung 6. Begleitung der Familienpatenschaften 7. Treffen der Ehrenamtlichen zur Reflexion der Patenschaften organisieren und moderieren, bei Bedarf weitere Qualifizierung Projektverlauf Zum Projektbeginn kam es zu einer Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung und dem Freiwilligen-Zentrum in Lingen. Mit der Katholischen Erwachsenenbildung wurde ein Curriculum für die Qualifizierung der Ehrenamtlichen entwickelt. Das Freiwilligen-Zentrum Lingen unterstützt die Akquise von Ehrenamtlichen. Zur Gewinnung von Ehrenamtlichen fanden zweimal jährlich Informationsabende statt. Zusätzlich erschienen regelmäßig Artikel in den örtlichen Tageszeitungen. Auf Netzwerktreffen oder regionalen Veranstaltungen wurde das Projekt vorgestellt und beworben. Die Ehrenamtlichen werden in Anlehnung an die Handreichung Qualifizierung für ehrenamtliche Familienpaten des Deutschen Caritasverbandes adäquat auf ihre Aufgabe als Familienpate vorbereitet. Das Curriculum umfasst Themen wie Entwicklungsphasen eines Kindes in den ersten Lebensjahren und Hilfsangebote vor Ort. Die Qualifizierung wird in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung und Mitarbeitern aus verschiedenen Beratungsstellen vor Ort durchgeführt. Die Paten werden zusätzlich angeleitet, ihre eigenen Wünsche und Grenzen hinsichtlich der Patenschaft zu formulieren. Die Erarbeitung eines sogenannten Patenprofils steht im Vordergrund. Darüber hinaus wird den Paten Kommunikationswerkzeug an die Hand gegeben. Nach Erarbeitung des Curriculums ist es gelungen im Jahr 2011 zwei Kurse durchzuführen. Innerhalb der Projektlaufzeit wurden 13 Familienpaten ausgebildet. Die Ehrenamtlichen haben ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt. Bei der Vermittlung zwischen Familie und Pate werden die Erwartungen und Wünsche der Familie mit den entwickelten Patenprofilen verglichen. Im Anschluss daran

Ehrenamtliche erfolgen die Anbahnungs- und Kennlerngespräche zwischen Familien und Ehrenamtlichen, in denen die Einsätze konkretisiert werden. Durchschnittlich finden die Kontakte zwischen Familienpate und Familie einmal wöchentlich für ca. 3 Stunden statt. Statistik Familien Im Projektzeitraum konnten 14 Familien das Angebot der Familienpatenschaft nutzen. Bei sieben Familien handelte es sich um Ehepaare mit Kindern, bei der anderen Hälfte um alleinerziehende Frauen. Die begleiteten Familien weisen in der Regel die deutsche Staatsangehörigkeit auf. Die Familien wandten sich überwiegend selbst an unsere Beratungsstelle, um sich über das Angebot zu informieren. Von den 14 Familien leben 12 Familien mindestens mit zwei Kindern im eigenen Haushalt. Das Patenprojekt des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Lingen ist in erster Linie auf Familien mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren ausgerichtet. Im Projekt wurden jedoch auch viele ältere Kinder betreut, dabei handelte es sich meist um Geschwisterkinder. Bei den Patenschaften standen die gemeinsame Freizeitgestaltung mit Kindern und ggfls. auch die stundenweise Betreuung der Kinder im Vordergrund. Im Einzelfall erfolgten Hilfestellungen in schulischen Belangen oder bei Kontakten zu Behörden. Einige Familien benötigten Unterstützung auf Grund akuter Belastungssituation wie beispielsweise bei Erkrankungen. In diesen Fällen wurde möglichst zeitnah ein Angebot zur Stabilisierung des Alltags zur Verfügung gestellt. Eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern bringt ihre Wertschätzung über die Familienpatenschaft wie folgt zum Ausdruck: Das ist ein tolles Angebot. Sie hat mich richtig aufgebaut, jetzt geht es mir besser. Im Projektzeitraum standen insgesamt 17 Ehrenamtliche zur Verfügung. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Akquise durch persönliche Kontakte besonders erfolgreich war. Die Familienpaten weisen eine heterogene Altersstruktur auf, im Schwerpunkt lag die Altersspanne bei den 40-60-jährigen. Es engagierten sich 16 Frauen und ein Mann als Paten. Die überwiegende Anzahl der Patinnen ist selber nicht berufstätig, einige sind in Teilzeit beschäftigt. Die Motivation für die Übernahme einer Patenschaft ist individuell unterschiedlich. Gemeinsamer Tenor ist jedoch der Wunsch nach einer sinnvollen Tätigkeit und der Kontakt zu Familien. 14 qualifizierte Familienpaten waren in der Projektlaufzeit im Einsatz. Im vierteljährlichen Rhythmus fanden Austauschtreffen statt. Dabei ist den Ehrenamtlichen die Reflexion ihrer Einsätze ein wichtiges Anliegen. Es können schöne und schwierige Erlebnisse geschildert und der persönliche Kontakt untereinander gepflegt werden. Auf Wunsch wurden zu den Gesprächskreisen weitere themenspezifische Inhalte wie beispielsweise die Rolle und Funktion des Jugendamtes vermittelt. Das Familienpatenprojekt des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Lingen wurde als Modellstandort für die Evaluation der Universität Ulm ausgewählt. Die betreuten Familien und eingesetzten Familienpaten haben sich in Form von Interviews und Fragebögen an der Evaluation beteiligt. Fazit und Ausblick Familienpatenschaften sind fester Bestandteil der Angebote Frühen Hilfen beim Sozialdienst katholischer Frauen e.v. Lingen und werden auch zukünftig fortgeführt. Die Netzwerkpartner vor Ort schätzen das Projekt und vermitteln bei Bedarf Familien und interessierte Ehrenamtliche an unseren Dienst. In den Gesprächen wurde deutlich, dass sowohl die Familie als auch der Pate vom Angebot profitieren: Die Familien schätzen die Unterstützung und Entlastung, die Paten sind dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen der Familien und die sinngebende Aufgabe. In einigen Patenschaften haben sich sehr vertrauensvolle Beziehungen entwickelt. 7

2 Entwicklungen und Erkenntnisse aus den Projektstandorten 2.2 Caritasverband für den Landkreis Emsland Margret Rohjans Hauptkanal re. 77 26871 Papenburg Tel. 04961 9441 mrohjans@caritas-os.de www.caritas-el.de FrühStart Für einen guten Start ins Leben Um dieses Ziel zu erreichen wurden folgende Unterziele vereinbart: 1. Die Eltern-Kind-Beziehung soll im Rahmen des Projektes FrühStart gezielt gefördert werden. 2. Den Eltern soll im Rahmen des Projektes ein umfassendes Angebot gemacht werden, dass Ihnen hilft Ihr Erziehungsverhalten zu reflektieren und entsprechende Angebote für Ihr Kind anbieten zu können. 3. Den Familien soll in schwierigen Lebenssituationen und bei der Bewältigung von Familienaufgaben eine umfassende Alltags- und Lebensbegleitung zur Verfügung gestellt werden, die den Bedürfnissen Ihrer Situation entsprechen und sie unterstützen eigenständige Lösungsmöglichkeiten und Perspektiven zu entwickeln. 4. Den Eltern sollen gezielte Hilfs- und Förderangebote zur Verfügung gestellt werden. Die Situation von Familien ändert sich zunehmend. Die gesellschaftlichen Veränderungen stellen junge Familien vor immer größer werdende Herausforderungen. Der Caritasverband für den Landkreis Emsland erlebt, dass die klassischen Familienstrukturen auch im ländlichen Raum zunehmend nicht mehr greifen. Besonders betroffen sind hiervon alleinerziehende Eltern und Familien mit Migrationshintergrund. Vor allem diese beiden Gruppen sind häufig von Armut, schwierigen Lebensumständen und Isolation betroffen. Durch die finanzielle Unterstützung der Aktion Mensch und dem emsländischen Caritas-Stiftungsfonds Arche konnte der Caritasverband für den Landkreis Emsland das Projekt FrühStart, Gruppenangebote für Alleinerziehende und Familien, realisieren und das soziales Netzwerk ausbauen. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Gerade das Engagement für Menschen am Rande bzw. für Familien ist groß und soll für das Projekt genutzt werden. Ziele des Projektes FrühStart zielt auf die Unterstützung und Förderung von Alleinerziehenden und Familien mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren für einen gelingenden Start der Kinder ins Leben ab. 5. Familien brauchen ein soziales Netzwerk vor Ort, damit ein guter Start gelingen kann. Eine professionell begleitete Ehrenamtsstruktur soll aufgebaut werden. Projektumsetzung Netzwerk Ein wichtiger Aspekt des Projektes ist die enge Vernetzung. Zu den 24 Netzwerkpartnern zählen u. a. Jugendamt, Kindernetz des Landkreises Emsland, Kindertagesstätten der Kirchengemeinden, Familienzentren, Pfarrgemeinden, Hebammen, Kinderschutzbund, Sozialpädiatrisches Zentrum Papenburg, Psychologisches Beratungszentrum und Frühförderstellen. Zweimal jährlich findet ein Austausch statt. Die gute Vernetzung und das Wissen über die Angebote der anderen Institutionen macht es uns möglich, die Familien frühzeitig manchmal schon in der Schwangerschaft zu erreichen. Im Jahr 2012 konnte außerdem eine halbtägige Fortbildung zum Bundeskinderschutzgesetz angeboten werden. Mit dem Kinderschutzzentrum Oldenburg wurde eine eintägige Fortbildung zum Kinderschutz durchgeführt. An diesen Veranstaltungen nahmen 19 Netzwerkpartner teil. Gruppenangebote Mit den Gruppenangeboten wurde 2011 gestartet. Die Arbeit in den Gruppen orientiert sich an den Ressour- 8

cen und Bedürfnissen der Eltern und bietet zusätzlich die Möglichkeit der sozialen Beratung. Die Gruppentreffen finden in den katholischen Kindertagesstätten St. Franziskus und St. Marien in Papenburg und in der Arche Noah in Sögel statt. Insgesamt haben bisher 64 Familien und Alleinerziehende das Angebot wahrgenommen aktuell sind es 39 Mütter und ein Vater im Alter von 17 bis 34 Jahren, mit 58 Kindern im Alter von 2 Wochen bis 3 Jahren. Auffallend ist der große Anteil der Alleinerziehenden, der 60% beträgt. Bei 14 Familien hat mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund. Die Herkunftsländer sind hier vorwiegend Rumänien, Litauen, Kasachstan und die Türkei. Die Gruppen werden von einer pädagogischen Fachkraft (Heilerziehungspflegerin) und einer Dipl.- Sozialpädagogin thematisch vorbereitet und begleitet. In gemeinsamer Runde werden Fingerspiele gezeigt, Lieder gesungen und Bilderbücher angeschaut. Die Eltern beschäftigen sich so mit ihren Kindern und werden motiviert, dies im häuslichen Umfeld zu wiederholen. Anschließend tauschen die Eltern sich beim Kaffee aus und schnell ergeben sich Fragen und Themen zu Bereichen wie Erziehung, Ernährung, Entwicklung Partnerschaft und Trennung. Es findet ein reger Austausch untereinander statt, der oftmals hilfreich dafür ist, sich aus der eigenen Isolation zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln. Die Eltern merken, dass sie mit ihren Problemen und Fragen nicht alleine sind. Bereits seit Herbst 2010 konnte durch das zusätzliche Angebot Kochen und mehr bei 30 Teilnehmerinnen die Lust auf Kochen geweckt werden. Viele fachkundige Anregungen und Ideen konnten die Frauen mit nach Hause nehmen. Beim gemeinsamen Essen erlebten die oft isoliert lebenden Teilnehmerinnen eine familiäre Atmosphäre. Dieses Angebot wird auch weiterhin zweimal jährlich durchgeführt. Ehrenamt Nach dem Aufbau des Netzwerkes und der Gruppenangebote wurde 2012 die Arbeit mit den Ehrenamtlichen verstärkt. Schon 2011 wurden ehrenamtliche Mitarbeiter auf das Projekt aufmerksam und haben uns durch Fahrdienste, Begleitung von Familien und Gruppenangebote unterstützt. Zudem konnte die Leitung einer Eltern-Kind-Gruppe an eine Ehrenamtliche übergeben werden. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin absolviert zurzeit die Qualifizierungsmaßnahme Erziehung begleiten bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Sögel. Weitere Ehrenamtliche haben an der Fortbildung zum Thema Kinderschutz teilgenommen. Die fachliche Begleitung durch die Ehrenamtskoordinatorin ist uns ein wichtiges Anliegen, regelmäßige Austauschtreffen werden stattfinden. Fazit und Ausblick Das Projekt FrühStart wird von den drei Säulen Gruppenarbeit, Netzwerk und Ehrenamtsarbeit getragen. Es bietet vielseitige Unterstützungsmöglichkeiten für Alleinerziehende und Eltern. Der große Zulauf in den Gruppe, die hohe Inanspruchnahme der Beratung sowie viele positive Rückmeldungen aus den Kindertagesstätten und von den teilnehmenden Eltern zeigen, dass das Projekt ein großer Erfolg ist. Durch die ressourcen- und bedürfnisorientierte Arbeit und den konstanten Kontakt in der Gruppe, wird ein Vertrauensverhältnis geschaffen, dass es den Eltern leichter macht, fachliche Begleitung, Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Familien fühlen sich angenommen und gut aufgehoben. Die gute Kooperation innerhalb des Netzwerkes ermöglicht die passgenaue Vermittlung von Hilfen. Die Unterstützung und Begleitung durch die Ehrenamtlichen bedeutet für die Eltern eine zusätzlich längerfristige Hilfe. Im April 2013 startet, in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Sögel eine Basisqualifikation für Ehrenamtliche. Bei Bedarf soll eine Aufbauqualifikation stattfinden. Das Projekt FrühStart finanziert sich bislang aus Mitteln der Aktion Mensch, aus Stiftungsmitteln sowie Spenden. Wir hoffen nach April 2014 auf die Förderung durch die Bundesinitiative. 9

2 Entwicklungen und Erkenntnisse aus den Projektstandorten 2.3 St.-Vitus-Werk Meppen Frühförderung- und Entwicklungsberatung Marita Vox Hermann-Keller-Str. 9-11 49716 Meppen Tel. 05931 937411 marita.vox@vitus-werk.de www.vitus-werk.de Eltern-Kind-Treff Gemeinsam in Bewegung Die Frühförderung und Entwicklungsberatung arbeitet seit vielen Jahren im Kompetenzfeld Kindliche Entwicklung und Familie mit Familien/Eltern mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren. Frühe Hilfen bieten Chancen die bedeutenden frühen Phasen der kindlichen Entwicklung, unter Einbeziehung der familiären Sozialisationsbedingungen, durch Stärkung elterlicher Kompetenzen frühzeitig zu unterstützen. Gruppenangebot Der Eltern-Kind-Treff Gemeinsam in Bewegung für Eltern mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren ist ein offenes, niederschwelliges Gruppenangebot. Es wird von einer Dipl.-Sozialpädagogin geleitet und von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Das Angebot findet in Kooperation mit unserem Netzwerkpartner, dem Familienzentrum Haren, in den dortigen Räumlichkeiten in einem 14-tägigen Rhythmus statt. Im Jahr 2012 haben zwei Durchgänge mit insgesamt 20 Treffen stattgefunden. Insgesamt haben 17 Mütter mit 19 Kindern teilgenommen. Der überwiegende Teil der Mütter hat den Eltern-Kind-Treff über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr besucht. In dem derzeitigen vierten Durchgang erweitert sich die Teilnehmerzahl kontinuierlich; es nehmen 15 Mütter mit 17 Kindern teil. Vermehrt werden Familien mit Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen, insbesondere aus psychosozial belasteten Familienkonstellationen erreicht sowie junge Alleinerziehende und Familien mit Migrationshintergrund. Im gesamten Projektzeitraum haben 23 Familien mit ihren Kindern das Angebot wahrgenommen. Ziel unseres präventiven, niederschwelligen Angebotes Eltern-Kind-Treff Gemeinsam in Bewegung ist es, Eltern mit ihren jungen Kindern frühzeitig in ihrem Sozialraum zu erreichen. Familien mit behinderten Kindern bzw. mit Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen zu integrieren und inklusive Strukturen zu schaffen bzw. zu unterstützen. Die Eltern sollen in ihrer Beziehungs- und Erziehungskompetenz gestärkt und die frühe Eltern-Kind- Interaktion erweitert werden. Durch ein frühzeitiges Erkennen von Belastungen und Risiken können konkrete Hilfen zur Entlastung und Unterstützung initiiert bzw. integrierende Angebote im Sozialraum vermittelt werden. Die Themen und Aktivitäten der Treffen sind eine Mischung aus Bildung, Information und gemeinsamen Handeln. Sie sind in einem Modulsystem an die Bedarfe der Teilnehmer angepasst zusammengestellt. Im Vordergrund standen Informationen, Anregungen und Hilfen zum gemeinsamen Spiel mit dem Kind sowie Fragen zur kindlichen Entwicklung und zum Erziehungsverhalten. Feste Bestandteile des Angebotes waren Information und Beratung zur Ernährung und Gesundheitsvorsorge in Kooperation mit dem Kindernetz Emsland. Die Teilnahme am Projekt Lesestart in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bücherei sowie Informationen zu Angeboten im Haus der Sozialen Dienste in Haren waren integriert. Für die Teilnehmerinnen war insbesondere der Kontakt und Austausch untereinander ein wesentliches Anliegen. Im Projektverlauf wurden Erfahrungen mit weiterführenden Hilfen und unterstützenden Maßnahmen ausgetauscht. Einige Mütter, die über wenig soziale Kontakte verfügen, haben Beziehungen 10

untereinander aufgebaut und unterstützen sich gegenseitig. Im Projektverlauf hat sich die regelmäßige Teilnahme der Mütter mit ihren Kindern verbessert, eine Zugehörigkeit zur Gruppe hat sich entwickelt. Das Erkennen von Entwicklungsgefährdungen bei einzelnen Kindern und eine Beratung und Vermittlung von unterstützenden Hilfen konnte in mehreren Fällen erfolgen. Netzwerkarbeit Im Projektverlauf wurden Kontakte zu örtlichen Netzwerkpartnern erweitert, z. B. zu Mitarbeitern im Haus der Sozialen Dienste sowie zu der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Haren. Durch eine persönliche Vorstellung des Projektes bei Angeboten dieser Einrichtungen konnten weitere Familien/ Alleinerziehende erreicht werden. Die Möglichkeit Ansprechpartner persönlich kennenzulernen erleichtert den Familien einen Zugang zum Angebot. Ein Flyer informiert über Inhalte, Termine und Kontaktmöglichkeiten. Unser Kooperationspartner, das Familienzentrum Haren, ist in 2012 eingebunden in die Information und Vermittlung unseres Angebotes. Im März 2012 wurde das Projekt auf der Zwischenbilanztagung des Deutschen Caritasverbandes in Frankfurt präsentiert. Im Projektverlauf konnten Spendengelder aus Stiftungen für dieses Projekt eingeworben werden. Ehrenamt Die Bewerbung und Gewinnung von Ehrenamtlichen war ein wesentlicher Schwerpunkt des Projektes. In Zusammenarbeit mit der Kontaktstelle Gemeindenähe/Ehrenamt des St.-Vitus-Werkes Meppen und der Freiwilligenagentur Haren wurden Interessierte über Aushänge und Internetportale beworben, Qualifizierungsmaßnahmen für Tagesmütter sowie der Praxismarkt des Fachbereiches Soziale Arbeit der Hochschule Osnabrück wurden genutzt. Seit Juli und Dezember 2012 arbeiten zwei Frauen als ehrenamtlich Tätige in dem Projekt. Eine Ehrenamtliche hat an der Qualifizierung Frühe Hilfen im Rahmen des Projektes im Jahr 2012 teilgenommen. Die Schulung der weiteren Ehrenamtlichen ist für 2013 geplant, hier ist ggf. eine Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme des Projektteilnehmers Caritasverband für den Landkreis Emsland, Standort Papenburg möglich. Fazit und Ausblick Eine verbesserte soziale Einbindung und ein Zugewinn an elterlichen Kompetenzen sind bei den Teilnehmern zu erkennen. Eine ständige professionelle Begleitung des Projektes hat sich als unabdingbar herausgestellt. Insbesondere Familien in erschwerten Lebenslagen erfahren Entlastung, Teilhabe und alltagsorientierte Begleitung. Entwicklungsgefährdungen von Kindern können frühzeitig erkannt, Eltern in ihren Erziehungs- und Beziehungskompetenzen gestärkt und weiterführende Hilfen initiiert werden. Regelmäßige Netzwerktreffen in Form von runden Tischen sind erforderlich, um bereits vorhandene Angebote abzustimmen und weitere Hilfen zu initiieren. Eine Verstetigung, Ausweitung und Weiterentwicklung des Gruppenangebotes in mindestens einer weiteren Gemeinde im Landkreis in Absprache mit dem Fachbereich Jugend des Landkreises Emsland und unseren Kooperationspartnern wird angestrebt. Eine Umsetzung ist abhängig von der Refinanzierung des Angebotes. 11

2 Entwicklungen und Erkenntnisse aus den Projektstandorten 2.4 Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte Rita Janssen Nagelshof 21b 49716 Meppen Tel. 05931 984122 rita.janssen@skf-meppen.de www.skf-meppen.de Familienpaten Frühe Hilfen für Eltern und Kinder Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen- Emsland Mitte hat sich an dem Projekt Frühe Hilfen in der Caritas mit dem Themenschwerpunkt Familienpaten beteiligt. Dabei handelt es sich um ein ehrenamtliches, präventives Hilfs- und Unterstützungsangebot, das durch eine hauptberufliche Kraft koordiniert wird. Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen- Emsland Mitte hat bereits 2008 in diesem Bereich eine Initiative gestartet. Es wurden über 50 Familienpaten qualifiziert, von denen ein Großteil sehr schnell die Betreuung in Familien übernahm. Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte konnte somit Vorerfahrungen in das bundesweite Caritasprojekt einbringen und zugleich von den Erfahrungen und Erkenntnissen anderer Projektträger profitieren. Familienpaten sind Ansprechpartner, Helfer und Vertrauenspersonen für die Hilfe suchenden Familien. Sie unterstützen bei der Erziehung und Pflege von Kindern sowie in schulischen Fragen. Des Weiteren helfen sie im hauswirtschaftlichen Bereich und vermitteln lebenspraktische Fähigkeiten (Haushalt, Einkäufe, Wirtschaften). Familienpaten begleiten bei Behördengängen, Arztbesuchen usw., beteiligen sich an der Freizeitgestaltung mit den Kindern, unterstützen bei der Kontaktaufnahme zu anderen Eltern und Kindern und leisten einen nachhaltigen Beitrag für eine familienfreundliche Gesellschaft. Zu den wesentlichen Aufgaben der hauptberuflichen Koordinatorin zählen Vermittlung, Begleitung und Beratung der ehrenamtlichen Familienpaten während ihres Einsatzes in den Familien. Umsetzung und spezifische Besonderheiten Seit der Teilnahme an dem Projekt (2011) konnte der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte sein Angebot über Meppen hinaus in die Fläche ausweiten. An zwei weiteren Standorten, Haren und Haselünne, konnten insgesamt 18 Familienpaten gewonnen werden, die in einem Qualifizierungskurs von 46 Unterrichtsstunden in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Meppen e. V. geschult wurden. Erfreulich war, dass sich fünf Paare für den Dienst in diesem Projekt zur Verfügung stellten. 12 Projektbeschreibung und Zielformulierung Das Angebot Familienpaten Frühe Hilfen für Eltern und Kinder richtet sich an junge Familien, die sich allein gelassen und überfordert fühlen, an Mütter und Väter in schwierigen, materiellen und persönlichen Lebenslagen und an schwangere Alleinerziehende, insbesondere auch an ausländische schwangere Frauen. Immer häufiger werden, insbesondere in den alleinerziehenden Familien auch Männer als Familienpaten gewünscht, um den Kindern auch männliche Bezugspersonen im privaten Bereich erlebbar zu machen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Vorbildfunktion des männlichen Familienpaten, insbesondere für die Jungen in den Familien. Lediglich das Ziel, auch Menschen mit Migrationshintergrund als Ehrenamtliche zu gewinnen, konnte in diesen beiden Qualifizierungen nicht erreicht werden und bleibt eine Aufgabe für die Zukunft. Es finden regelmäßige Patentreffen statt, die dem gegenseitigem Austausch und der themenspezifischen Fortbildung dienen. Dabei werden Fortbildungswünsche der Familienpaten wie Der Strukturwandel in der Familie, Gewaltfreie Kommunikation berücksichtigt. Das Angebot Familienpaten wird von den Trägern der Jugendhilfe, der Familienzentren, der Schulen und von den Casemanagements der umliegenden Geburtskran-

kenhäuser durch eine stetig steigende Anzahl von Anfragen gewürdigt. Statistik Im Jahr 2012 wurden im mittleren Emsland insgesamt 33 Familien von 34 ehrenamtlichen Familienpaten unterstützt. Gründe waren: Probleme bei der Bewältigung des Alltags (11 alleinerziehende Mütter ) plötzlicher Tod des Partners (2 Familien), Krankheit / Behinderung eines Kindes (4 Familien), Migrationshintergrund (5 Familien) Überforderung mit Erziehungs- und Haushaltsaufgaben (13 Familien) Die durchschnittliche Dauer einer Betreuung lag bei 8-12 Monaten. Gründe für die Beendigung waren im Jahr 2012 die erreichte Selbständigkeit der Familie und die Einbindung der Familie in ein soziales Netzwerk, wie Familienzentrum, Mutter-Kind-Gruppe oder Schule. Gründe für die Beendigung seitens der Familienpaten lagen u. a. in der eigenen veränderten Familiensituation. Auch im Jahr 2012 konnten nicht alle Anfragen bedient werden. Fazit und Ausblick Die Teilnahme am Projekt Frühe Hilfen in der Caritas ermöglichte dem Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte den weiteren Ausbau ihres erfolgreichen Familienpatendienstes. Im Rahmen der diözesanen Projekttreffen fand stets ein reger Erfahrungsaustausch statt, der dazu beitrug, motiviert die eigene Arbeit vor Ort fortzusetzen. Wichtige Informationen über die Arbeit auf Bundesebene ergänzten diese Treffen. Positiv zu vermerken ist die Organisation und Durchführung von Fachtagungen (Bundeskinderschutzgesetz, Frühe Hilfen für Familien mit Migrationshintergrund), an denen die Mitarbeiterinnen der verschiedenen Standorte teilnehmen konnten. Die gemeinsame inhaltliche Arbeit am Thema Frühe Hilfen und die Gespräche über die unterschiedliche Ausgestaltung dieses Projektthemas trugen erheblich zur Vernetzung der einzelnen Projektstandorte bei. Im Rahmen des Projektes ist deutlich geworden, wie wichtig es ist, die Reflexions- und Austauschtreffen der Familienpaten zu nutzen, um eine Kultur der Wertschätzung zu pflegen, um die Motivation und die Freude an der ehrenamtlichen Arbeit in den Familien zu unterstützen. Im Rahmen der Weiterentwicklung wird der Sozialdienst katholischer Frauen e.v. Meppen-Emsland Mitte im Jahr 2013 für bereits qualifizierte Familienpaten ein Weiterbildungsmodul mit dem Themenschwerpunkt Die gesundheitsbewusste Familienpatin, der gesundheitsbewusste Familienpate anbieten. Die Betreuungserfahrungen der Familienpaten haben gezeigt, dass es oft Defizite in den unterschiedlichen Bereichen der körperlichen und seelischen Gesundheit sind, die zu Überforderungssituationen in den Familien führen. Im Jahr 2013 wird der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte einen weiteren Qualifizierungskurs für Familienpaten anbieten. Es sollen Frauen, Männer, Paare, insbesondere aber Menschen mit Migrationshintergrund als Ehrenamtliche gewonnen werden. Eine stärkere Kooperation mit den professionellen Fachdiensten (Jugendamt, Hebammen, Kindernetz Emsland, Geburtskliniken) über eine fallbezogene Kooperation hinaus wird angestrebt. Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen- Emsland Mitte würde es begrüßen, wenn das Angebot Familienpaten auch im nördlichen Emsland realisiert werden könnte. Denkbar wäre, dass Familienpaten in Kooperation mit den örtlichen Familienzentren oder anderen Organisationen tätig werden und der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte beim Aufbau eines solchen Netzwerkes koordinierende Verantwortung übernehmen würde. Mit dem am 1. Januar 2012 in Kraft getretenen Bundeskinderschutzgesetz hofft der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Meppen-Emsland Mitte auf finanzielle Unterstützung bei der Ausweitung und Verstetigung des Projektes Familienpaten insbesondere bezüglich der Finanzierung der hauptberuflichen Ehrenamtskoordinatorin. 13

2 Entwicklungen und Erkenntnisse aus den Projektstandorten 2.5 Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Osnabrück Beate Schreinemacher Johannisstraße 91 49074 Osnabrück Tel. 0541 33876-13 bschreinemacher@skf-os.de www.skf-os.de Für einen guten Start ins Leben StartKlar Die Schwangerenberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Osnabrück hat zu Beginn des Jahres 2011 zwei Gruppenangebote für junge Familien neu konzipiert, umgesetzt und durchgeführt. Auch in 2012 konnten diese Angebote erfolgreich weitergeführt werden. Unser Angebot der Frühen Hilfen StartKlar umfasst den Babytreff für Mütter/Väter mit Säuglingen und die Mutter-Kind-Spielgruppe. Babytreff das erste Lebensjahr StartKlar setzt nach der Wochenbettbetreuung der Hebammen ab dem 3. Lebensmonat des Kindes an. In 2012 konnten insgesamt drei Durchgänge mit jeweils 10 Treffen für Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr durchgeführt werden. Themen und Aktivitäten der Treffen sind eine Mischung aus Information, Bewegungselementen, Aktion und gemeinsamem Tun. Der Aufbau eines Kurses wird je nach Gruppenzusammensetzung auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen abgestimmt. Ziel dieses präventiven Angebotes ist es, Eltern mit Säuglingen frühzeitig in ihren Lebensbezügen anzusprechen: Die Eltern-Kind-Bindung soll gestärkt und die Eltern-Kind-Interaktion verbessert und erweitert werden. Dies geschieht u. a. durch die Vermittlung von Streichelmassagen, Finger-, Tast- und Greifspielen und praktischen Spieleinheiten. Grundlage für alle bedeutsamen Bildungsprozesse von Kindern bildet eine sichere und stabile Bindung, die durch Frühe Hilfen förderlich unterstützt werden kann. Forschungsergebnisse zur frühen Kindheit verweisen auf die Wichtigkeit der frühen positiven Bindungsbeziehungen für die spätere Selbst- und Persönlichkeitsentwicklung. Besonders Kinder mit hochunsicherer Bindung sind gefährdet, später mit Verhaltensproblemen und Entwicklungsstörungen zu reagieren. Weitere Inhalte sind der Besuch einer Familienbildungsstätte ( Snoezelen ) sowie das Kennenlernen von örtlichen Angeboten wie Mehrgenerationenhaus, Familientreffs in den einzelnen Stadtteilen und Mutter- Kind-Turngruppen. Für die Teilnehmerinnen hat neben der Wissensvermittlung der Kontakt und Austausch untereinander eine zentrale Bedeutung. Dies zeigt sich vor allem auch nach Kursende: Gegenseitige Besuche oder gemeinsame Spaziergänge werden vereinbart. Bei der Vermittlung in andere Treffpunkte kann die Gruppenleitung behilflich sein. Jeweils 3 Treffen pro Durchgang wurden von einer Familienhebamme begleitet. In den drei Kurseinheiten liegt der Schwerpunkt auf der gesunden Ernährung und der Einführung in die Beikost. Mit unserem niedrigschwelligen ganzheitlichen Kursangebot, das von einer Dipl.-Sozialpädagogin geleitet wird, konnten in 2012 insgesamt 25 junge Mütter, davon 13 Alleinerziehende, erreicht und in ihren Erziehungskompetenzen gestärkt werden. Auch ein alleinerziehender Vater nahm an dem Gruppenangebot teil. Mutter-Kind-Spielgruppe für Mütter mit Kindern im Alter von 1-2 Jahren: Spiel und Spaß und sonst noch was... Die Mütter haben im Anschluss an den Baby-Treff die Möglichkeit, sich für ein weiteres halbes Jahr mit ihren Kindern einer Mutter-Kind-Spielgruppe anzuschließen. Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Osnabrück sieht einen Beratungs- und Unterstützungsbedarf von Eltern, deren Kinder noch nicht institutionell erfasst (Kinderkrippe oder Kindertagesstätte) sind. Durch die Abnahme der medizinischen Vorsorgeuntersuchungen mit steigendem Alter fehlt häufig für diese Altersgruppe eine niedrigschwellige Informations- und Beratungsmöglichkeit zu Gesundheits- und Erziehungsfragen. Der Spielkreis ist auf eine Gruppenstärke von zehn Müttern mit ihren Kindern ausgelegt. Er wird von einer Er- 14

zieherin mit musikalischer Zusatzausbildung geleitet. Im ersten Halbjahr 2012 nahmen 10 Frauen mit 10 Kindern teil. Im zweiten Halbjahr wurde die Hälfte der Plätze neu besetzt, so dass erneut fünf Mütter, die bereits den Babytreff besucht hatten, nun nachrücken konnten. Alle Familien haben einen Migrationshintergrund. Der Spielkreis zielt ebenfalls auf eine positive Eltern- Kind-Interaktion ab. In den wöchentlichen Gruppentreffen geht es neben dem Austausch über Erziehungsthemen, schwierige Erziehungssituationen und adäquate Handlungsmöglichkeiten der Eltern um Spiel und Spaß mit verschiedenen Bewegungsspielen und kreativen Gestaltungsangeboten. Es wird ein gemeinsamer Ablauf mit den Kindern angestrebt. Sie sollen Anregungen durch Spiele, Lieder und kreative Angebote erhalten und sich im Umgang mit anderen Altersgenossen üben. Drei große Themenbereiche mit möglichen Inhalten werden im Laufe des halben Jahres mit jahreszeitlich entsprechender Gestaltung berücksichtigt: 1. Gruppen(er)leben Rituale für Kleinkinder Netzwerke für junge Familien (Großeltern, Freunde, Nachbarn, Gemeinde etc.) Förderung des Sozialverhaltens Kinder lernen Kontakte knüpfen Entwicklung der Gruppenfähigkeit bei Kleinkindern Kinderstreit wie lernen Kinder Konflikte zu lösen? 2. Mit Kindern leben (und) lernen Bindung durch körperliche Nähe (Finger- und Kniereiterspiele) Förderung der Motorik durch Bewegungsspiele Förderung der Sprachentwicklung durch Vorlesen Mein Kind haut vom Sinn kindlicher Aggressionen Kinderkrankheiten, Entwicklung im 2. Lebensjahr Gesunde Ernährung Vorbeugung gegen Übergewicht Sinnvoller Umgang mit Medien Konsumterror im Kinderzimmer pädagogisch sinnvolles Spielzeug Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Tagesbetreuung) Väter in der Familie (Rolle, Bindung, Engagement etc.) 3. Kreativität und Musisches Kreativ gestalten mit Material kneten, kleben, malen Tanz und Rhythmik, musikalische Früherziehung Wahrnehmungsübungen für Groß und Klein Feste (je nach Religion der Teilnehmerinnen) im Jahreskreis Weitere Inhalte sind der Besuch von Spielplätzen in der Nähe, des Figurentheaters oder der Stadtbibliothek. Auch hierbei steht das Kennenlernen von unterschiedlichen Angeboten (möglichst kostenfreie) und Institutionen in der Stadt für Familien im Mittelpunkt. Frühe Hilfen für Familien mit Migrationshintergrund Im Verlauf des Projektes stellte sich heraus, dass Frühe Hilfen für Familien mit Migrationshintergrund bereits eine große Bedeutung haben und immer mehr an Bedeutung gewinnen angesichts des demografischen Wandels und der Zusammensetzung der Bevölkerung. Mütter mit Zuwanderungsgeschichte sind im Vergleich zu ihren Altersgenossinnen kinderreicher und jünger. Junge Eltern, die selber ihre eigenen Entwicklungsaufgaben noch nicht abgeschlossen haben, zugleich aber sensibel sein sollen für die Bedürfnisse ihrer Kinder, können mit dieser neuen Herausforderung schnell überfordert sein. Untersuchungen zeigen, dass viele junge Migrantinnen trotz ihres Aufwachsens in Deutschland den (eher ländlichen) Traditionen ihrer Eltern bzw. dem Geburtsland folgen. Um den Erhalt der eigenen kulturellen Identität zu wahren versuchen sie oft verstärkt- ihre eigenen kulturellen Werte an die nächste Generation zu vermitteln. Migrantenfamilien sind häufiger von schwierigen Lebensbedingungen und Benachteiligungen betroffen. Neben Sprachdefiziten können andere ungünstige Lebensbedingungen wie Arbeitslosigkeit, beengte Wohnverhältnisse, geringe Bildung hinzukommen und Barrieren bilden. Kulturspezifische Barrieren wie Schamgefühl, geringes Selbstvertrauen sowie geringes Vertrauen in Institutionen können Gründe dafür sein, dass Institutionen weniger in Anspruch genommen werden. Ein Teil dieser Erkenntnisse spiegelt sich ebenfalls in den Gruppen wieder. Die Gruppenteilnehmerinnen stammen 15

3 Frühe Hilfen in der Caritas in der Diözese Osnabrück häufig aus osteuropäischen Ländern oder EU-Ländern und sind auf Transferleistungen angewiesen. Finanzierung des Projektes Die Finanzierung des Projektes StartKlar wurde in 2011 und 2012 durch Mittel der Caritas-Gemeinschaftsstiftung für die Diözese Osnabrück sowie Eigenmittel des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Osnabrück und Spenden sichergestellt. Die Ernährungsmodule konnten aus Mitteln der Sternstundenstiftung des Bayrischen Rundfunks finanziert werden. Dank einer Spende aus der Aktion Antenne für Kinder Niedersachsen hilft konnten die Kosten der Honorarkraft, die den Spielkreis leitet, gedeckt werden. Fazit und Ausblick Seit Projektbeginn am 01.01.2011 wurden mit unserem Angebot StartKlar insgesamt 120 Familien erreicht. Im Projekt ist es gelungen, zwei Ehrenamtliche für Fahrdienste sowie für Familienpatenschaften zu gewinnen. Die Akquise von Ehrenamtlichen, die sich in Familien engagieren möchten, wird weiter Aufgabe bleiben. Eine Besonderheit in 2012 war, dass mehrere Mütter aus den Gruppen parallel dazu im Rahmen der Schwangerenberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Osnabrück bei verschiedenen Anliegen (z. B. Wohnungssuche, Partnerprobleme, Überforderung und Erziehung des Kindes) Unterstützung suchten. In Gesprächen wurde nach konkreten Lösungen gesucht. In zwei Fällen konnte die Kontaktaufnahme zum Jugendamt gelingen und nach Prüfung des Bedarfes wurde eine Sozialpädagogische Familienhilfe gemäß 31 SGB VIII eingeleitet. Somit liegt neben der Gruppenarbeit ein weiterer Schwerpunkt in der Begleitung, in der psychosozialen Beratung der jungen Eltern und in die Vermittlung innerhalb des Netzwerkes. Für 2013 wird dank einer erneuten Kostenzusage zusätzlich zum Spielkreis ein offener Treff im Sinne eines Elterncafes geplant. 3.1 Diözesanes Projektteam Die Ehrenamtskoordinatorinnen aus den fünf Standorten, die Diözesanreferentin für den Fachbereich Erziehungshilfen und die Projektkoordinatorin bildeten gemeinsam das Team auf diözesaner Ebene. In regelmäßigen Treffen fand ein intensiver Erfahrungsaustausch zu projektbezogenen Inhalten sowie Möglichkeiten von Vernetzungsaktivitäten statt. Der Transfer von Erkenntnissen und Informationen aus dem Bundesprojekt des Deutschen Caritasverbandes wurde sichergestellt. Die Bedarfe werdender Eltern und junger Familien wurden am Anfang eruiert und mit den regionalen und trägerspezifischen Angeboten verglichen. Diese Erkenntnisse gingen in die konzeptionelle Entwicklung ein. Bei der Akquise von Finanzierungsmöglichkeiten war die diözesane Projektleiterin behilflich. Ehrenamtskoordination Ein Curriculum Ehrenamtskoordination wurde durch das Projektteam auf Bundesebene entwickelt. In regionalen Fortbildungsangeboten sind die Inhalte den hauptberuflichen Fachkräften vermittelt worden. Die Ehrenamtskoordinatorinnen sind Ansprechpartnerin und Kristallisationspunkt für das Gesamtthema Ehrenamt in den Frühen Hilfen. Ihre Aufgaben beziehen sich auf die Ehrenamtlichen, die Familien, auf das Netzwerk und den Sozialraum sowie auf den Träger. Die Kompetenzen der Ehrenamtskoordinatorin sind daher von zentraler Bedeutung. Qualifizierung Frühe Hilfen Das Arbeitsfeld der Frühen Hilfen und die Unterstützung junger Familien bringen eine große Bandbreite an Fachthemen mit, die sowohl die Bereiche der frühen kindlichen Entwicklung betreffen als auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen (Bundeskinderschutzgesetz) sowie das Know-how für eine erfolgreiche Vernetzung. 16

In der Diözese Osnabrück fand hierzu im Zeitraum Januar bis April 2012 eine fünftägige Seminarreihe statt. 25 Fachkräfte nahmen an der Qualifikation Frühe Hilfen teil. Neben der Wissensvermittlung und dem fachlichen Diskurs wurden Möglichkeiten der Zusammenarbeit thematisiert. Durch die Fachtagung Frühe Hilfen für Familien mit Migrationshintergrund mit Carmen Guerra, vom Fachbereich Migration und Integration des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e. V., im Oktober 2012 konnten sich die hauptamtlichen Fachkräfte nochmals intensiv mit Themen wie Stereotypisierungen, Interkulturalität und Grundlagen zum Aufenthalts- und Freizügigkeitsrecht auseinander setzen. Die vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. geförderte Schulung zielte darauf ab, unterschiedlichen Kulturen und Lebenswelten miteinander in Kontakt zu bringen und für Verständnis untereinander zu werben. Zwischenbilanz Nach Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes war es dem diözesanen Projektteam ein Anliegen, konkret auf das Projekt Frühe Hilfen in der Caritas und dessen Umsetzung im Landkreis Emsland und der Stadt Osnabrück aufmerksam zu machen. Die Veröffentlichung eines Zwischenberichtes hatte zum Ziel für die erfolgreichen Frühe Hilfen-Angebote zu werben und eine Argumentationsgrundlage für die Verstetigungsbemühungen zu schaffen. 3.2 Diözesane Projektkoordination Der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Lingen wurde vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. mit der diözesanen Projektkoordination beauftragt. Die Aufgaben der diözesanen Koordinierungsstelle lassen sich in folgende Schwerpunkte unterteilen: Begleitung und Unterstützung der projektbeteiligten Standorte Mitarbeit im Projekt Frühe Hilfen in der Caritas auf Bundesebene Transfer von Informationen und Erkenntnissen zwischen örtlicher Ebene und Bundesebene Die diözesanen Projektkoordinatoren aus 16 Diözesen, eine Vertreterin des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. und der Projektleiter des Deutschen Caritasverbandes bildeten das Team auf Bundesebene. Eine aktive Mitarbeit bei der Entwicklung und Ausarbeitung von Konzepten und Handlungsempfehlungen im Feld Früher Hilfen fand in verschiedenen Arbeitsgruppen statt. Die entwickelten Materialien: Curriculum Ehrenamtskoordination Handreichung Qualifizierung für ehrenamtliche Familienpaten Aufgaben- und Kompetenzprofil von Ehrenamtskoordinatoren können beim Deutschen Caritasverband, Referat Kinder, Jugend, Familie und Generationen angefordert werden. 17

4 Erkenntnisse aus dem Bundesprojekt Frühe Hilfen in der Caritas 4.1 Evaluationsergebnisse der Universität Ulm Bei der Abschlussveranstaltung des Deutschen Caritasverbandes Familie ist kein Kinderspiel Erkenntnisse und Ergebnisse aus 3 Jahren Projektarbeit präsentierte Frau Prof. Dr. Ute Ziegenhain die Forschungsergebnisse des Universitätsklinikums Ulm. Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Ehrenamtlichen in den Frühen Hilfen - so lautete der Arbeitstitel der externen Evaluation der Frühen Hilfen in der Caritas. Auch wenn im ursprünglichen Projektansatz verschiedene Angebote vorgesehen waren, stellte sich heraus, dass sich mehrheitlich das Konzept Familienpatenschaften als aufsuchender Dienst im Sinne einer Primärprävention durchgesetzt hat. Im Folgenden finden sich die zusammengefassten Ergebnisse, aus denen Handlungsempfehlungen für Ehrenamtliche in den Frühen Hilfen entwickelt werden: Zugang zu den Familien/zum ehrenamtlichen Angebot Der Zugang zum ehrenamtlichen Angebot definiert sich in erster Linie darüber, ob die Familien einen niedrigschwelligen Unterstützungsbedarf haben, der durch Ehrenamtliche abgedeckt werden kann. Er definiert sich nicht über spezielle Probleme in der Familie oder Familienstruktur wie beispielsweise bei Alleinerziehenden. Familien nutzen das ehrenamtliche Angebot, wenn die beruflichen Ehrenamtskoordinatoren selber bereits in anderen Zusammenhängen in niedrigschwelligen Angeboten tätig sind. Daneben wirkt sich die räumliche Nähe der Ehrenamtskoordinierung mit anderen Angeboten des Trägers (Schwangerschaftsberatung, Sozialpädagogische Familienhilfe etc.) und des professionellen Netzwerkes positiv aus. Ausgehend von der definierten Altersspanne 0-3 Jahre für das Konzept Frühe Hilfen durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) bleibt unpräzise, inwieweit Frühe Hilfen in der Caritas sich auf Familien mit Kindern unter drei beschränken sollte. Der Anteil der Familien mit Kindern über 3 Jahren lag bei 25%. Kompetenzprofil Ehrenamtliche Die typischen Aufgabenbereiche von Familienpaten lagen in den Bereichen: Kinderbetreuung, Beratung in Erziehungsfragen, Angebot als Gesprächspartner, organisatorische Unterstützung von Familien (z. B. Behördengänge, Fahrdienste, Unterstützung im Haushalt, etc.). Paten unterstützen Familien mit einem unterschiedlich breiten Belastungsspektrum. Ehrenamtliche müssen nicht über Expertenwissen/-kompetenzen verfügen, sehr wohl sollten sie Warnzeichen für kritische Entwicklungssituationen von Kindern erkennen und sich bei Unsicherheiten an kompetente Ansprechpartner wenden können. Das Aufgabenprofil von Ehrenamtlichen in den Frühen Hilfen wird durchaus kontrovers diskutiert. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Ehrenamtlichen weniger Unterstützungsbedarfe haben und Überforderungssituationen erleben, je klarer sie sich über ihre Aufgaben und die Erwartungen an sie sind. Kompetenzprofil Ehrenamtskoordination des Trägers Die Ehrenamtskoordinatorinnen sind Schlüsselfiguren für den Erfolg der Projekte. Die Passung Familie und ehrenamtliches Angebot sowie das Matching der Familie mit einem potentiellen Paten wird überwiegend systematisch und sorgfältig überlegt. Viele Ehrenamtskoordinatoren legen beispielsweise Wert darauf, die Familien vorab persönlich kennen zu lernen. Die hinreichenden zeitlichen Ressourcen der Ehrenamtskoordination gilt es dabei zu beachten. Der Ehrenamtskoordination liegen kaum standardisierte und empirisch abgesicherte Instrumente zur Einschätzung von familiären Belastungen und Ressourcen (Checkliste zur Risikoeinschätzung) vor. Eine zeitliche Begrenzung von ehrenamtlichen Einsätzen in den Frühen Hilfen ist überwiegend nicht standardisiert geregelt. Die Beendigung wird vom individuellen Bedarf der Familie und dem Gespür der Paten abhängig gemacht. Beim Profil der Ehrenamtskoordination wird darüber hinaus auf das vom Projektteam entwickelte Kompetenz- und Aufgabenprofil der Ehrenamtskoordinatorin verwiesen. 18

Kompetenzentwicklung der Ehrenamtlichen Qualifizierung Die Untersuchung belegt, dass sich ein Großteil der Ehrenamtlichen gut auf ihre Tätigkeit in den Frühen Hilfen vorbereitet fühlt. Die Bedeutsamkeit von Schulungen der Ehrenamtlichen wird jedoch unterschiedlich eingeschätzt. Die Intensität der Qualifizierung reicht bis zu einer Dauer von maximal 32 Stunden. Kontinuierliche Begleitung und Unterstützung Während ihres Einsatzes werden den Ehrenamtlichen unterstützende Maßnahmen wie Austauschtreffen, themenzentrierte Fortbildungen und Supervision angeboten. Der Unterstützungsbedarf ist individuell unterschiedlich. In der Regel sind die Ehrenamtskoordinatoren jederzeit erreichbar. Insgesamt zeigten sich die meisten Ehrenamtlichen mit der Betreuung durch die Ehrenamtskoordination sehr zufrieden. Je mehr Wertschätzung die Ehrenamtlichen durch den Caritas-/Fachverband erleben, desto zufriedener sind sie mit ihrer Tätigkeit. Ebenso fühlen sie sich bei hoher Wertschätzung betreffend der Aufgaben und Erwartungen weniger unsicher und zeigen ein höheres Selbstwirksamkeitserleben. Einbindung in die lokale Vernetzung Alle Standorte kooperieren mit caritas-internen Diensten, darunter z.b. Schwangerschaftsberatungsstellen, Allgemeine Sozialberatung, Schuldnerberatung und Migrationsdienste sowie caritas-externen Stellen, darunter Jugendamt/ASD, Gesundheitsamt, Psychologische Beratungsstelle, Pro Familia, Kindergärten, Pfarrgemeinden etc. Fazit Der Einsatz von Ehrenamtlichen in den Frühen Hilfen setzt auf die alltagspraktische Unterstützung und Entlastung für die Familie und stellt das Wohlbefinden des Kindes in den Vordergrund. In der Praxis findet sich eine bunte Vielfalt wieder; die Vereinbarung von Minimalstandards wird empfohlen. Das Universitätsklinikum Ulm kommt zu dem Ergebnis, dass sich der ehrenamtliche Einsatz in den Frühen Hilfen bewährt hat. Die Familien zeigten eine hohe Zufriedenheit und würden das Angebot weiterempfehlen. 4.2 Erfahrungen aus den Projektstandorten in der Diözese Osnabrück Das Bundesprojekt Frühe Hilfen in der Caritas startete zum 01.04.2010. Vor Ort begannen die Projekte jedoch zu unterschiedlichen Zeiten, zuletzt im Oktober 2011. Inzwischen haben sich die Frühen Hilfen etabliert, so dass nach offiziellem Projektende im März 2013, alle Standorte ihre Angebote fortsetzen. Mit dem Aus- und Aufbau von Familienpatendiensten sowie Gruppenangeboten für junge Eltern mit ihren Kindern wurde die Projektidee umgesetzt: Zielgruppe und Zugänge In allen fünf Standorten richtete sich das Angebot zunächst an alle (werdenden) Eltern mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren. Bei den Familienpatenschaften fiel auf, dass die Altersspanne der Kinder weiter gefasst ist. Patenschaften sollen auch ein Angebot für Familien mit mehreren Kindern sein, so dass selbstverständlich auch ältere Geschwisterkinder mit einbezogen werden. Bei den Gruppenangeboten findet eine passgenaue Abstimmung auf die Zielgruppe statt: das St.-Vitus- Werk richtete sein Angebot auf Familien mit behinderten Kindern bzw. Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen aus, der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Osnabrück sprach vor allem Familien mit Migrationshintergrund an und der Caritasverband für den Landkreis Emsland verzeichnete eine hohe Anzahl junger alleinerziehender Mütter. Obwohl die erreichten Familien in ihrem sozialen Hintergrund ganz unterschiedlich sind, ist deutlich geworden, dass viele in belasteten Familienkonstellationen/- situationen leben. Der Anteil der Alleinerziehenden war an allen Projektstandorten deutlich erhöht. Für alle Standorte war es bedeutsam niedrigschwellige Zugänge zu gestalten. Die Zugänge waren hierbei sowohl interner als auch externer Art. Als äußerst positiv erwiesen sich die Kooperationen mit den in der Stadt und Kommune tätigen Institutionen, die in den Bereichen Kinder, Familie und Gesundheit beraten und unterstützen. Hierzu zählen Jugend-, Sozial- und Gesundheitsämter, Beratungsstellen, Kindertagesstätten, Familienzentren, Pfarrgemeinden, 19

(Familien)-hebammen, u. a. Intern spielten vor allem Schwangerenberatungsstellen eine besondere Rolle. Zudem wurde die Zahl der Selbstmelder im Laufe des Projektes stetig größer, da die teilnehmenden Familien die Angebote weiter empfohlen haben. Eltern-Kind-Gruppenangebote Die angeleitete Gruppenarbeit zielt auf die Stärkung der Erziehungskompetenz ab und dient der gegenseitigen Unterstützung und dem Voneinander-Lernen. Die Erfahrungen an den Standorten mit Eltern-Kind- Gruppenangeboten haben gezeigt, dass die Motivation der teilnehmenden Familien umso höher ist, je mehr die individuellen Wünsche und Bedürfnisse angesprochen werden. Informationen zur Ernährung des Kindes und das gemeinsame Kochen waren dabei besonders beliebte Module. Die Motivationsarbeit, die im Vorfeld und während der Durchführung geleistet werden muss, darf jedoch nicht unterschätzt werden. Eine Problematik stellten mitunter die weiten Anfahrtswege für die Familien dar. Es konnten zum Teil Fahrdienste durch Ehrenamtliche organisiert und auch wohnortnahe Lösungen, durch die Nutzung von Räumen der Kindertagesstätten/Pfarrgemeinden, geschaffen werden. Familienpatenschaften Familienpatenschaften werden durch hauptberufliche Ehrenamtskoordinatoren vermittelt. In der Projektlaufzeit konnten stetig neue Ehrenamtliche für diese Aufgabe gewonnen und qualifiziert werden. Mitunter waren vor Ort jedoch zu wenig ehrenamtliche Paten verfügbar. In diesen Situationen hatte die Ehrenamtskoordinatorin anhand des Bedarfes einzuschätzen, welche Familie priorisiert wird. Die getroffene Entscheidung orientierte sich am Bedarf und der momentanen Lebenssituation der Familie (Bsp.: fehlendes soziales Netzwerk, Erkrankung der Eltern oder des Kindes, Mehrlingsgeburten, etc. Alle Paten haben vor dem Einsatz an einer Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen. Der zeitliche Aufwand variiert zwischen 18 und 46 Unterrichtsstunden. Daneben findet ein intensiver Austausch mit den Ehrenamtskoordinatorinnen und in den Gruppen statt. Von den Ehrenamtskoordinatorinnen erwarteten die Ehrenamtlichen vor allem Unterstützung bei den Themen Konflikte in den Familien, Abgrenzung, Reflektion des Familienpatenprofils sowie trägerspezifische Informationen und Entwicklungen. Die Familien wünschen sich vom Familienpaten alltagspraktische Unterstützung durch die stundenweise Kinderbetreuung und die gemeinsame Freizeitgestaltung. Alle Ehrenamtliche sehen ihren Dienst als hilfreich für die Familien an. Gleichzeitig profitieren sie selbst von dieser sinngebenden Aufgabe. Vernetzung An allen fünf Standorten konnte ein weites Netz an Kooperationen mit anderen Institutionen erreicht werden. Dies gelingt vor allem durch den persönlichen Kontakt. Eine Vernetzung auch über Frühe Hilfen in der Caritas hinaus ist vorgesehen. Die Angebotspalette der Frühen Hilfen in Städten und Gemeinden hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Es ist unbedingt sinnvoll, regelmäßig zu überprüfen, ob das Frühe Hilfen-Angebot weiter passend und am Bedarf der Familie ausgerichtet ist. Insbesondere in den Gruppenangeboten wurde die positive Erfahrung gemacht, dass ein an den Bedürfnissen und Ressourcen orientierter Ansatz hilfreich und wirksam ist. Ehrenamtliche in den Frühen Hilfen investieren in der Regel 2-4 Stunden in der Woche für die Familien. In der Regel handelt es sich um über fünfzigjährige Familienpatinnen, die verheiratet sind und eigene Kinder haben. 20