Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen



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Transkript:

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen Prof. Dr. Andreas J. W. Goldschmidt, Geschäftsführender Institutsleiter IHCI, Universität Trier; Judith Krings, Referentin für Medizinische Informatik, Universität Trier Rn. 1 Einleitung/Untersuchung des Weiterbildungsbedarfs für Mitarbeiter im Gesundheitswesen 1 4 2 Management 5 17 3 Aus- und Weiterbildung 18 28 4 Qualität der Aus- und Weiterbildung 29 34 5 Veränderungen in der deutschen (Aus-)Bildungspolitik 35 38 6 Bachelor (FH), Master (FH) oder Master (Uni) statt Diplom (FH) oder Diplom (Uni)? 39 52 6.1 Profil von Bachelor-Studiengängen (BA) 39 6.2 Profile von Masterstudiengängen (MA) 40 6.3 Akademische Mastergrade 41 6.4 Master of Business Administration (MBA) 42 6.5 Titelführung und Anerkennung der Gleichwertigkeit 43 45 6.6 Executive MBA als berufsbezogenes Weiterbildungsprogramm 46 52 7 Management-Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen Grundlegendes Anforderungsprofil 53 Rn. Akkreditierung 29 f. Bologna Erklärung 35 Bologna Erklärung, Umsetzung der 36 ECTS-System 72 f. Fachkompetenz 9 Managementkompetenz 12 f. Inhaltsübersicht Schlagwortübersicht B 2520 Rn. 8 Beispiel für ein Diplom als Gesundheitswissenschaftler/in (FH) 54 61 9 Beispiel eines executive MBA in Health Care Management 62 76 9.1 Ziel 62 66 9.2 Zulassungsvoraussetzungen 67 9.3 Lehrveranstaltungsangebot 68 74 9.4 Erläuterung zu den Studienentgelten 75 9.5 Vergleichstabelle von Studienentgelten 76 10 Abschließend notwendige Fragen zu Rahmen- und Randbedingungen 77 81 10.1 Maßnahmen gegen den Unterrichtsausfall 78 10.2 Kontinuierliche kompetente Studierendenbetreuung 79 10.3 Präsenzzeiten, Zeitabfolge für die Unterrichtseinheiten 80 10.4 Finanzielle Rahmenbedingungen 81 Literatur Weitere Quellen Rn. Progressives Change Management 3 Soziale Kompetenz 14 f. Unternehmerisches Denken 2 Weiterbildungsbedarf 1 Wertschöpfung durch Weiterbildung 34 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 1

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 1 Einleitung Untersuchung des Weiterbildungsbedarfs für Mitarbeiter im Gesundheitswesen Lebenslanges Lernen, Managementausbildung im Gesundheitswesen wer braucht das schon? 1 Eigene Untersuchungen haben gezeigt, dass es einen großen Bedarf an interdisziplinärem Wissen und dessen praktischer Umsetzung für alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen gibt, und zwar sowohl für die größte Gruppe, die Pflegekräfte, als auch für Ärzte und die sonstigen Berufsgruppen. Alleine im Jahr 2000 waren im stationären Bereich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes für 16,5 Millionen stationär behandelte Patienten in Deutschland 1.125.407 Mitarbeiter beschäftigt, davon ca. 10 % bzw. 115.107 in Reha und Vorsorge (hierin nur 8.919 im ärztlichen Dienst). In den Krankenhäusern arbeiten davon fast 43 % bzw. 482.923 in der Verwaltung und in den indirekten Versorgungsbereichen, etwa 37 % bzw. 414.478 arbeiten im Pflegedienst und die verbleibenden mit ca. 10 % bzw. 112.899 im ärztlichen Dienst. Während einerseits bereits ein großes akademisches Weiterbildungsangebot für Ärzte existiert, ist dies in vergleichbarem Umfang und im Verhältnis zur Anzahl der Mitarbeiter im Pflegebereich so noch nicht zu beobachten. 2 Die Gesetzesänderungen, die Entwicklung der Lohnnebenkosten, die hohen Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung, die hohe Arbeitslosigkeit, technisch-medizinische Innovationen, neue medikamentöse Therapieverfahren, die demographische Entwicklung der deutschen Bevölkerung sowie die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen stehen in wechselseitiger Abhängigkeit. Die Einflussgrößen ändern sich in ihrer Ausprägung und der damit in Zusammenhang stehende Wandel im deutschen Gesundheitswesen erfordert seitens aller verantwortlichen Krankenhaus-Manager ein flexibles, stets aktuelles, zukunftorientiertes unternehmerisches Denken und Handeln, damit das einzelne Krankenhaus auch im Jahre 2020 noch am Krankenhausmarkt existiert. 3 Das Unternehmen Krankenhaus ist als ein Unternehmen zu verstehen, welches sich zukünftig in einem fortwährenden proaktiven Restrukturierungs-/Innovationsprozess befinden wird ( proaktiv bedeutet, sich in der Vorphase der eigentlichen Aktivität zu befinden). Vergleichbare Entwicklungen sind in den meisten anderen Dienstleistungs-/Industriebranchen zu beobachten. Betrachten Krankenhausmanager ihre Aufgabenstellung als reizvolle kompetitive Herausforderung, so wird es allen 2

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 Beteiligten im Team gelingen, ihr Krankenhaus erfolgreich mit Hilfe eines progressiven Change Management fest im Krankenhausmarkt zu positionieren ( progressives Change Management bedeutet hier ein kontinuierlich bzw. stufenweise fortschreitendes und sich anpassendes Management). Alle Krankenhaus-Mitarbeiter müssen die Notwendigkeit erkennen, dass sich das Unternehmen Krankenhaus nur dann erfolgreich den neuen Markterfordernissen anpassen kann, wenn die Mitarbeiter die hierfür erforderlichen proaktiven Innovationsmaßnahmen einleiten und umsetzen. Dies ist nur möglich, wenn sie davon auch etwas verstehen. So müssen sie z. B. über die erforderliche Markt- und Patientennähe verfügen. Von besonderer Relevanz ist eine bereichsübergreifende kaufmännische und medizinische Planung und Analyse von Problemen. Die bisher bewährten Denk- und Entscheidungsmuster müssen in Frage gestellt werden und ggf. gegen überarbeitete Handlungsweisen ausgetauscht werden. Die Prozesse sind unter Prozessmanagement-Gesichtspunkten unter Berücksichtigung von Skaleneffekten zu optimieren. Die Kostenstruktur der (nicht-)medizinischen Dienstleister (z. B. Labor, Radiologie, Logistik) ist dahingehend zu überprüfen, ob sich das Krankenhaus für die Make - or Buy -Strategie im Rahmen der Inoder Outsourcing-Diskussion entscheidet.1 Dies setzt sozusagen lebenslanges Lernen voraus. Dass dies auch noch Spaß machen kann, zeigen viele erfolgreiche Beispiele in der Weiterbildung des heutigen Krankenhausmanagements! Exemplarisch werden gegen Ende des Kapitels ein geplanter berufsbegleitender Studiengang primär für Pflegekräfte zum/r Diplom-Gesundheitswissenschaftler/in (FOM St. Elisabeth, Essen) und ein berufsbegleitender MBA in Health Care Management der Universität Trier für FH- und Uni-Absolventen vorgestellt. Der in Trier im Fachbereich IV über das IHCI (Internationales HealthCare Management Institut) angebotene MBA für Fachhochschul- und Universtitätsabsolventen erfolgt in geplanter Kooperation mit der Universität Salzburg (SMBS, University Salzburg Management Business School), der Universität Marburg (HCM, An-Institut Health Care Management e. V.) und dem Institut Universitaire International Luxembourg (IUIL). 4 1 Goldschmidt/Riedel: Medizin-Controlling Aufgaben und Ziele, Gedankenaustausch im Februar 2000. MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 3

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 2 Management 5 Die Wurzeln des englischen Wortes management liegen im Lateinischen: manus = die Hand. Daher auch die Ableitung daraus im Deutschen: (an der Hand) führen, lenken oder leiten. Im Duden2 heißt es dazu: Management, das (engl. management): 1. Leitung, Führung eines Großunternehmens o. Ä., die Planung, Grundsatzentscheidungen und Erteilung von Anweisungen umfasst. 2. Führungskräfte in Großunternehmen o. Ä.: das mittlere, obere Management; dem Management angehören. managen, (engl. to manage): handhaben; leiten: etwas geschickt managen. 6 Das Management sind also letztlich die Personen, die ein Unternehmen als Ganzes, z. B. eine Gesundheitseinrichtung, leiten (oberes Management) bzw. jene, die auch in Teilbereichen bzw. Abteilungen mit Führungsaufgaben betraut sind (mittleres Management). Dafür gibt es eine Reihe erlernbarer Techniken und Instrumente. 7 Die exakte Beschreibung dessen, was Management ist und was vom Management verlangt wird, ist durch zahlreiche Lehrmeinungen, Trends und Moden geprägt und in entsprechend vielen Büchern, Aufsätzen und der einschlägigen Presse beschrieben. Im Folgenden habe ich mich daher für eine sehr pragmatische Erläuterung entschieden, die sozusagen auf dem wahren Leben basiert. Je professioneller Unternehmen arbeiten, desto besser ist ihr Personalmanagement und ihre Fühungskräfteauswahl und deren kontinuierliche -bewertung. Für eine solche Beschreibung eignen sich vorzüglich sogenannte Stellenbewertungssysteme, z. B. nach Hay oder strata. Im folgenden Kapitel beziehe ich mich in Zitaten und Bildern häufig auf das m. E. vorzügliche Stellenbewertungssystem von strata/pwc entsprechend einer Präsentation von Herrn Helge Benz vom 28. 4. 2003. Zunächst werden als die im Management erwarteten wesentlichen Kompetenzen und Zuständigkeitsbereiche Wissen und Können, Probleme erkennen und lösen sowie Verantworten und Beeinflussen definiert (s. Abb. 1). 2 4. Auflage, Mannheim 2001, S. 1045. 4

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 Abbildung 1: Die im Management erwarteten wesentlichen Kompetenzen und Zuständigkeitsbereiche Wissen und Können, Probleme erkennen und lösen sowie Verantworten und Beeinflussen. Quelle: Benz H., strata + PWC, 28. 4. 2003, in: Präsentation in Grevenmacher (Luxemburg) zum Thema Stellenbewertung und Vergütungsvergleich. Jede der im Management erwarteten wesentlichen Kompetenzen und Zuständigkeiten aus den Bereichen Wissen und Können, Probleme erkennen und lösen, Verantworten und Beeinflussen müssen entlang einer detaillierten Skala noch einmal ausführlich untergliedert und spezifiert werden. Bei der Fachkompetenz ist es noch relativ einfach, eine klare Struktur und entsprechende Vorgaben zu schaffen (s. Abb. 2). 8 9 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 5

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 10/11 Abbildung 2: Jede der im Management erwarteten wesentlichen Kompetenzen und Zuständigkeiten aus den Bereichen Wissen und Können, Probleme erkennen und lösen, Verantworten und Beeinflussen muss entlang einer detaillierten Skala noch einmal ausführlich untergliedert und spezifiert werden (hier beispielhaft nach strata). Quelle: Benz H., strata + PWC, 28. 4. 2003, in: Präsentation in Grevenmacher (Luxemburg) zum Thema Stellenbewertung und Vergütungsvergleich. 12 Bei der Managementkompetenz haben wir es zunächst mit harten Faktoren zu tun. Verallgemeinert betrifft die Managementkompetenz die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur bzw. für folgende Aufgaben: Planung Koordination Integration Disposition Kontrolle 13 Die Anforderungen an die Management-Kompetenz steigen mit zunehmendem Umfang und zunehmender Komplexität des abzudeckenden Aufgabengebiets. Managementaufgaben können im operativen Geschäft und in strategischen bzw. planerischen oder gestalterischen Querschnittsfunktionen wahrgenommen werden, wobei die Strategie des Unternehmens in der Regel der obersten Managementebene 6

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 vorbehalten bleibt. Umfang, Komplexität und Konfliktträchtigkeit der Managementaufgaben werden bestimmt durch die Vielfalt der Teilaufgaben, Änderungshäufigkeit von internen und externen Einflussgrößen, aufgabenlogische organisatorische Vernetztheit (Schnittstellen) und Entscheidungsinterdependenzen. Abbildung 3: Der sozialen Kompetenz kommt im Management eine ganz besondere Bedeutung zu. Quelle: Benz H., strata + PWC, 28. 4. 2003, in: Präsentation in Grevenmacher (Luxemburg) zum Thema Stellenbewertung und Vergütungsvergleich. Der sozialen Kompetenz kommt im Management eine besondere Rolle zu (vgl. Abb. 3). Sie bezieht sich auf die erforderlichen Fähigkeiten zur Überzeugung und Motivation anderer Menschen (z. B. Kunden, Lieferanten, Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzte). Sie hängt im Wesentlichen von der Intensität und dem Niveau der geforderten sachlich-rationalen Argumentation ab, der Intensität und dem Niveau der darüber hinaus geforderten emotionalen Kommunikation und Beziehungspflege, der Größe der zu führenden Organisationseinheiten und Komplexität der Kommunikationsstrukturen, der operativen, strategischen oder politischen Kommunikationsebene und den auf diesen Ebenen zu überwindenden Konfliktpotenzialen. Zu berücksichtigen ist 14 15 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 7

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen auch die bei der Pflege und Gestaltung von mehr oder weniger anspruchsvollen bzw. konfliktträchtigen Beziehungen zu internen oder externen Geschäftspartnern erforderliche soziale Kompetenz. 16 Die Bereiche Probleme erkennen und lösen sowie Verantworten und Beeinflussen sind wegen ihrer entscheidenden Relevanz die Bausteine der Weiterbildung im Rahmen eines MBA. Die Aufgabe einer Führungskraft besteht Kompetenz vorausgesetzt in der Erwirtschaftung positiver Ergebnisse unter Beachtung der unternehmensstrategischen Vorgaben und unter Nutzung der gegebenen monetären und personellen Ressourcen. Die Anforderungen zur Erfüllung dieser Aufgabe sind vielfältig: Kommunikation, Visionsfähigkeit und deren Durchsetzung, Markt- und Konkurrenzbeobachtung sowie Problemlösung sind nur einige der Voraussetzungen neben den klassischen Managementfunktionen wie strategisches oder Projektmanagement. Breite Kenntnisse der wirtschaftlichen Zusammenhänge und Funktionen (Personalwirtschaft, Finanzwirtschaft, Rechnungswesen, Marketing, Produktion und Logistik, Mikro-/Makroökonomik) und elementarer Techniken (wie z. B. Statistik, Mathematik, Entscheidungstheorie, Management-Informationssysteme) runden das Anforderungsprofil ab. 17 Die speziellen Anforderungen im Gesundheitssektor ergeben sich aus der angespannten Marktsituation. Die Ausgaben für das Gesundheitswesen, insbesondere für den Krankenhausbereich, stehen immer mehr im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die leeren Staatskassen üben einen zunehmend hohen Druck auf die Akteure im Gesundheitswesen aus. Die Einführung von DRGs und der damit verbundene Zwang zur Kostenreduzierung verschärfen den Konkurrenzdruck der Krankenhäuser untereinander zusätzlich. Eine wirtschaftliche Erfüllung ihrer Aufgaben ohne ein qualifiziertes Management ist nicht mehr realisierbar, es genügt heutzutage nicht mehr, sich auf die reine Verwaltung von Krankenhäusern zu beschränken. Vielfältige Anforderungen im strategischen und ökonomischen Bereich erfordern eine umfassende Aus- und vor allem auch kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter im mittleren und oberen Managementbereich. 3 Aus- und Weiterbildung 18 Nach Schule, klassischer Berufsausbildung (max. bis Meister oder Techniker) und grundständigem Studium an einer Fachhochschule oder Universität, kann die Weiterbildung als vierte Säule des deutschen Bildungssystems betrachtet werden (s. Abb. 4 und 5). 8

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 Abbildung 4: Die Weiterbildung als klassischer vierter Bildungssektor für lebenslanges Lernen 19 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 9

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 20 Abbildung 5: Das Ausbildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland (J. Krings) 21 Sie wird in aller Regel berufsbegleitend oder in Vollzeit, in einer Berufsausbildungseinrichtung, Berufsakademie, Volkshochschule, Fachhochschule oder Universität angeboten. Die hohen Anforderungen in einem sich ständig wandelnden Arbeitsumfeld erfordern ein lebenslanges Lernen. Politik und Wirtschaft, Arbeitgeber und Gewerkschaften streiten sich hierzu jeweils im Verbund mit den Weiterbildungsorganisationen um die Meinungsführerschaft. Über die Finanzierung wird dabei heftig gestritten, da die öffentlichen Kassen leer sind. Daher wird zunehmend die private Initiative, zumindest für die Weiterbildung, gefordert. 22 Unabdingbar und abhängig vom Wandel des Gesundheitswesens und seiner Arbeitswelt, stellt lebensbegleitende Qualifizierung gerade hier eine besondere Notwendigkeit dar. Um sich der Herausforderung Wettbewerbsfähigkeit durch Veränderung der Prozess- und Arbeits- 10

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 organisation und Hebung aller wirtschaftlichen und medizinischpflegerischen Potenziale stellen zu können, ist ein nach marktwirtschaftlichen Kriterien professionell ausgebildetes und agierendes Management und eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung aller Mitarbeiter notwendig. Wenn in der Folge noch einiges über Qualität der Aus- und Weiterbildung gesprochen wird, sollte durchaus auch über den materiellen Nutzen nachgedacht werden, der daraus persönlich erwächst. Ein Blick auf die Stellenbewertung von Managementpositionen zeigt, dass es immer noch eine sehr große Rolle spielt, welcher Schul- und Bildungs- bzw. Hochschulabschluss erreicht und wo er erworben wurde, z. B. ob an einer Fachhochschule (= nur A7 bis max. A10 der Bewertungsstufe nach strata) oder an einer Universität (= Stufe A9 bis max. A12 nach strata) (s. Abb. 6). 23 Abbildung 6: Bei der Stellenbewertung von Managementpositionen spielt es eine große Rolle, welcher Schul- und Bildungs- bzw. Hochschulabschluss erreicht und wo er erworben wurde (z. B. ob an einer FH [= A7 bis max. A10] oder an einer Universität [= Stufe A8 bis max. A12 nach strata]). Ein Universitätsabschluss lohnt sicher daher immer noch. Quelle: Benz H., strata + PWC, 28. 4. 2003. In: Präsentation in Grevenmacher (Luxemburg) zum Thema Stellenbwertung und Vergütungsvergleich. Der Universitätsabschluss oder -Master wird, auch bei gleicher sonstiger Leistung und entgegen dem im öffentlichen Dienst weit verbreiteten Irrtum, dass in der Industrie diesbezüglich alles ganz anders sei in aller Regel mit deutlichem Vorsprung mit einem besseren Einkom- 24 25 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 11

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen men belohnt. Universitäts-Diplome oder Universitäts-Master, ggf. Doktor- oder vielleicht sogar ein Professoren-Titel wirken sich direkt auf den Geldbeutel der Betroffenen aus, da sie für Unternehmen einen wesentlichen Imagefaktor darstellen. 26 Die Informationsgesellschaft hat die heutige Arbeitswelt grundlegend verändert und schafft einen neuen Umgang mit der Zeit. Diese Entwicklung verfolgen Wissenschaftler in zahlreichen Langzeitstudien. Auf einer Tagung wurden die Merkmale des Informations- gegenüber dem tradierten Industriezeitalter einander gegenübergestellt und dabei auch die Weiterbildung als ein wesentlicher notwendiger Baustein der heutigen Gesellschaft identifiziert (s. Tab. 1). 27 Tabelle 1: Die Veränderungen der Lebens- und Arbeitsgewohnheiten in der Informationsgesellschaft gegenüber dem Industriezeitalter Stichwort Der Weg über Schule, Ausbildung od. Studium und Berufstätigkeit zur Rente Die Einstellung zu Lebensinhalt und Arbeit Maßstäbe Die Arbeit Die Zeit außerhalb der Arbeit Die staatlich oder arbeitsvertraglich verbrieften Lebensabschnittssegmente Chance für neue Märkte in der Bildung und Weiterbildung Industriezeitalter (idealisiert) Klassische Ausbildungswege und Karrieren Um die Arbeit gruppiert sich das Leben Effizienz, Produktivität und Optimierung Eine reguläre Arbeitstätigkeit Freizeit 25 40-jährige Amts- bzw. Betriebszugehörigkeit Klassischer oder zweiter Bildungsweg Kommunikationszeitalter (pointiert) Patchwork -Biografien ( die Projektarbeit wird zur Norm ) Um das Leben gruppieren sich die Jobs Flexibilität, Experimentierfreude und Weiterbildung Bereits 1,7 Mio. Doppel-Jobber Eigenzeit ; z. B. für Online-Shopping oder -Banking (aber auch Fortund Weiterbildung) Ende des Wohlfahrtsstaates auf Basis lebenslanger Lohnarbeit (Viele und immer neue Wege) Wir werden länger alt als jung sein, Chancen für Flexisten (erstellt entsprechend Informationen aus dpa/op: Neuer Umgang mit der Zeit, 16. 5. 2003, S. 3: Zitate nach Prof. Dr. Peter Wippermann et al. anlässlich des 8. Deutschen Trendtags in Hamburg im Mai 2003, mit Modifikationen/Ergänzungen von Prof. Dr. A. Goldschmidt) 28 In diesem Beitrag wird das Hauptaugenmerk auf die (berufsbegleitende) Weiterbildung gelenkt, denn die Ausbildung für das Management 12

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 setzt bereits gewisse Mindesterfahrungen im Berufsleben voraus und kann m. E. keinesfalls in den Primärsektoren der Schule, Ausbildung oder im Grundstudium auf fruchtbaren Boden fallen (auch wenn manche Studenten glauben mögen, sie hätten bereits im ersten oder zweiten BWL-Semester den Marschallstab im Tornister ). Der notwendige Praxisbezug bzw. Erfahrungshintergrund ist auch einer der wesentlichen Gründe, warum die Industrie insbesondere die exekutiven, also berufsbegleitenden Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter in aller Regel wesentlich höher einschätzt als die im Vollzeitstudium wahrgenommenen Weiterbildungsangebote. 4 Qualität der Aus- und Weiterbildung Bei der Aus- und Weiterbildung ist auf die Qualität zu achten, und zwar nicht nur hinsichtlich des formalen inhaltlichen Angebotes, des fachlichen Kataloges bzw. Curriculums. Daher ist häufig Vorsicht vor sog. (Pseudo-) Gütesiegeln und Zertifikaten geboten. Wichtig sind Akkreditierung bzw. internationale Anerkennung z. B. eines entsprechenden Master of Business Administration (MBA) (s. Tab. 2). Durch die Akkreditierung soll die Spreu vom Weizen getrennt werden und ein Mindestmaß an Ausbildungsqualität und die Anerkennung im Inund/oder Ausland gewährleistet werden. Dabei handelt es sich also um eine Art Gütesiegel, früher nur für die Business Schools (diese haben in der Regel den Charakter von Fachhochschulen). Tabelle 2: Akkreditierungseinrichtungen für Bachelor- oder Master- Studiengänge bzw. Weiterbildungseinrichtungen (Beispiele) (eigene Recherche) 29 30 Institution Art # Region Bemerkung AQAS* Agentur zur Qualifizierung durch Akkreditierung von Studiengängen ACQUIN* Akkreditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungsinstitut e. V. S S NRW/RP Bayern ZEvA* Zentrale Evaluationsagentur der niedersächsischen Hochschulen S Niedersachsen Von der Reg. Niedersachsen mit der Akkreditierung internationaler Studiengänge beauftragt MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 13

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen Institution Art # Region Bemerkung FIBAA Foundation for International Business Administration Accreditation I Deutschsprachiger Raum (D, A, CH) Re-Akkreditierung alle 4 Jahre AMBA Association of MBAs S Großbritannien ABS Association of Business Schools I Großbritannien Chapître de Management de la CGE (Conférence des Grandes Ecoles Françaises) I Frankreich ASFOR Associazione per la formazione alla direzione aziendale S Italien AAEDE Asociación Española de Representantes de Escuelas de Dirección de Empresas I Spanien EFMD (selbst keine Akkreditierungsinstanz!) European Foundation for Management Development (Gütesiegel EQUIS) I Nicht deutschsprachiges Europa Re-Akkreditierung alle 5 Jahre AACSB American Assembly of Collegiate Schools of Business (auch: The Association to Advance Collegiate Schools of Business; für den internationalen Markt: International Association for Management Education) S USA Re-Akkreditierung alle 10 Jahre * regional, nicht fachgebunden # Akkreditierung von S = Studiengang bzw. I = Institutionen 31 Durch die Akkreditierung wird zumindest das angebotene MBA-Studium und ggf. sogar die Ausbildungsinstitution bis in die Details evaluiert. Bei einem positiven Votum genügt das Angebot daher in der Regel einer Vielzahl von Qualitätsanforderungen an eine moderne 14

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 Management-Ausbildung: Im Wesentlichen geht es um die am Management orientierte, fachliche Schwerpunktsetzung und gewisse zugehörige Mindestinhalte des Studienprogramms, eine angemessene Vielfalt des Curriculums sowie die Qualität des Lehrkörpers und den Praxisbezug der Ausbildung. Neben diesen Aspekten und den Kosten ist nach der Internationalität der Weiterbildung zu fragen, z. B. nach Partnerschaften mit anderen Universitäten und Institutionen, mit denen ein MBA gemeinsam angeboten wird. In Europa und v. a. in Deutschland ist eine derartige Akkreditierung noch relativ neu. In Deutschland erlaubt das Hochschulrahmengesetz erst seit 1998 die Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen wie den MBA. Auf Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 3. Dezember 1998 wurde gleichzeitig der Akkreditierungsrat gebildet, der seinerseits mittlerweile mehrere Agenturen zur Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen berechtigt hat. Im deutschsprachigen Raum ist z. B. seit März 2000 die FIBAA (Foundation for International Business Administration Accreditation) berechtigt, Akkreditierungen von neuen Bachelor- und MBA-Programmen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) zu vergeben. Zu beachten ist, dass bei weitem nicht alle Akkreditierungseinrichtungen durch die deutschen Kultusministerien anerkannt werden (deren Genehmigung ist die Voraussetzung dafür). Die Qualität der Weiterbildung ist andererseits sowohl eine Leistung des Lehrenden und der Institution, andererseits aber auch des Lernenden selbst im Dialog mit der Wissensvermittlung (Tabelle 3). Einerseits sind praxiserfahrene Trainer erforderlich, also Profs und Professionals mit entsprechenden Kompetenzen, andererseits Teilnehmer, welche die Weiterbildung wertschöpfend für sich selber einsetzen können. Nutznießer sind nicht zuletzt die Gesundheitseinrichtungen und sonstige Unternehmen im Gesundheitswesen, die daher oft auch Freiräume und gelegentlich sogar Finanzierungsmöglichkeiten für die Weiterbildung schaffen (i. d. R. aber nicht kostenlos ). 32 33 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 15

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 34 Tabelle 3: Privatisierte bzw. persönliche und sozialisierte Wertschöpfung durch Weiterbildung. Meinungsführerschaft Lebensbegleitende Qualifizierung (Problem der Finanzierbarkeit) Weiterbildungsqualität ( Dialog der Wissensvermittlung) (Akkreditierung) Praxiserfahrene Trainer Teilnehmer (1. Nutznießer) (ideeller u. materieller Gewinn) Anmerkung: Politik und Wirtschaft (AG+Gewerksch.), jeweils im Verbund mit den Weiterbildungsorganisationen Unabdingbar und abhängig vom Wandel der Gesellschaft und seiner Arbeitswelt Eine persönlich und individuell zu erbringende Leistung des Lernenden sowie des Lehrenden Cave: Fantasiebezeichnungen u. Güte siegel Mit einem Höchstmaß an Wissen, Verantwortung u. Flexibilität. Vorherige Definition des erwarteten Kompetenzprofils der Teilnehmer Weiterbildung wertschöpfend einsetzen vorherige Definition des Karriereprofils. Beim MBA oft i. A. eines Unternehmens (2. Nutznießer), welches manchmal auch eine Finanzierung anbietet Richter, Renate: Persönliche Wertschöpfung durch Weiterbildung. FR, Nr. 226, 28. 9. 2002: S. A48 (Anmerkung A. Goldschmidt) 5 Veränderungen in der deutschen (Aus-)Bildungspolitik Bologna-Erklärung 35 Am 19. Juni 1999 erfolgte in Bologna die Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung Der europäische Hochschulraum durch 29 Bildungsminister (darunter alle EU-Staaten). Die unterzeichnenden Staaten verpflichteten sich damit zur Einführung (a) eines Systems vergleichbarer Abschlüsse und eines Diplomzusatzes (Diploma Supplement) (b) eines Bildungssystems, das sich im Wesentlichen auf zwei Hauptzyklen stützt (undergraduate/graduate bzw. Bachelor/Master). Der 16

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 erste Studienzyklus dauert mindestens 3 Jahre und bescheinigt nach erfolgreichem Abschluss eine für den EU-Arbeitsmarkt relevante Qualifikation. Für den zweiten Zyklus, der mit dem Master und/oder der Promotion abschließen soll, ist der erfolgreiche Abschluss des ersten zwingende Voraussetzung (c) eines Leistungspunktesystems (ähnlich dem European Credit Transfer System ECTS). Die Verwirklichung dieser Aufgaben soll bis Ende 2010 erfolgt sein. Umsetzung in Deutschland Seit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) vom 20. August 1998 (zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 8. August 2002) können nun auch in Deutschland zunächst probeweise, ggf. parallel zu den klassischen Diplomstudiengängen die international bekannten und anerkannten Hochschulgrade Bachelor und Master (BA/MA) und somit MBA-Studiengänge als konsekutive Studiengänge angeboten werden (s. dazu Vergleich in Abb. 7). Dieser Beschluss zur Einführung gestufter Abschlüsse an deutschen (wissenschaftlichen und Fach-)Hochschulen hat weitreichende studienreformerische Aktivitäten in Gang gesetzt. Laut Beschluss der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) vom 6. Juli 1998 soll auf diese Weise das Studienangebot flexibilisiert, die internationale Kompatibilität deutscher Studienabschlüsse verbessert und somit die Mobilität der Studierenden und die Nachfrage ausländischer Studierender nach Studienplätzen in Deutschland erhöht werden. Ein wesentlicher beabsichtigter Effekt ist auch die erwartete Steigerung der Berufsfähigkeit der Absolventen durch neuartige, am Arbeitsmarkt orientierte Studienangebote. Inhalte, Studienablauf und Prüfungsorganisation orientieren sich weitestmöglich an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes. 36 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 17

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 37 Abbildung 7: Bisherige Praxis Vergleichbarkeit der Abschlüsse Diplom/BA/MA 38 Zunächst v. a. als Ergänzung zu den bestehenden traditionellen Diplom-Studiengängen geplant, soll das System neuer, gestufter Studienabschlüsse das Studienmodell der Zukunft werden. Studien- und Prüfungsordnungen dazu müssen durch die Landesregierungen genehmigt werden; dies geschieht ggf. unter Vorbehalt, also noch vor der Beurteilung der Einhaltung von qualitativen und quantitativen Mindestanforderungen durch die Akkreditierungsinstanzen. Die Umstellung des gesamten deutschen Studiensystems auf die neuen Abschlüsse wird mittlerweile vom Wissenschaftsrat angeregt (realistischerweise wird für eine Übergangszeit ein Nebeneinander der Abschlussformen zu erwarten sein). Dabei soll die Einführung von Modulen und Leistungspunkten u. a. den ungehinderten Transfer von Prüfungs- und Studienleistungen gewährleisten. Grundsätzliche Voraussetzung für die Genehmigung eines Bachelor- und/oder Master-Studiengangs sind deshalb der Nachweis der Modularisierung des Studiums, d. h. Aufteilung des Curriculums in klar definierte Module mit studienbegleitenden Prüfungen, sowie der Ausstattung mit einem Leistungspunktsystem, bei dem für jedes erfolgreich bewältigte Modul sog. Credit points vergeben werden. In diesem Zusammenhang bietet sich das sog. European Credit Transfer System (ECTS) an, das von verschiedenen europäischen Universitäten, auch unter Beteiligung einzelner deutscher Hochschulen, schon angewendet wird. Dabei sind die Inhalte der Module wechselseitig anerkannt und abgestimmt sowie die einheitliche Vergabe der Leistungspunkte zwischen den Hochschulen festgelegt, so dass deren Erwerb ortsunabhängig erfolgen kann und z. B. Auslandsaufenthalte den reibungslosen Studienverlauf nicht unterbrechen oder verzögern. 18

Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen B 2520 6 Bachelor (FH), Master (FH) oder Master (Uni) statt Diplom (FH) oder Diplom (Uni)? 6.1 Profil von Bachelor-Studiengängen (BA) Beim Bachelor-Studiengang handelt es sich um ein grundständiges wissenschaftliches Studium mit berufsqualifizierendem Abschluss, früher der klassische Fachhochschulabschluss. Er konzentriert sich i. d. R. auf ein wissenschaftliches Kernfach, soll dabei aber breit angelegt sein und nicht die dem Masterstudium vorbehaltene fachliche Vertiefung vorwegnehmen. Die Berufsfähigkeit der Studenten wird durch die Vermittlung der wichtigen fachlichen Qualifikationen (solides Fachwissen und Methodenkompetenz, Nutzung moderner Informationstechnologien) sowie der notwendigen sozialen Kompetenzen (z. B. Kommunikations-/Teamfähigkeit, interkulturelle Kompetenz, Fremdsprachenkenntnisse, Präsentations- und Moderationskompetenzen) gewährleistet. Die abschließende Bachelorarbeit weist die Fähigkeit der AbsolventInnen zur Arbeit mit wissenschaftlichen Methoden aus. 6.2 Profil von Masterstudiengängen (MA) Voraussetzung für das Masterstudium ist der erfolgreiche Abschluss eines ersten berufsqualifizierenden Studienganges und ist sowohl in direktem Anschluss an ein Bachelorstudium als auch nach einer Phase beruflicher Tätigkeit möglich. Die Masterarbeit ist Pflichtbestandteil des Studiums. Für die Studierenden ist es wichtig, darauf zu achten, ob der Master-Abschluß auch überall anerkannt wird, z. B. ob der Master der FH oder Business School xyz in England nicht lediglich als Bachelor anerkannt wird u. ä. m. Auf Hochschulebene wird daher auch darüber diskutiert, ob die an Fachhochschulen erworbenen Master-Titel wie beim Diplom mit dem Klammerzusatz (FH) versehen werden müssen. 6.3 Akademische Mastergrade Die Zuordnung der Gradbestandteile of Arts und of Science berücksichtigt die fachlichen Inhalte des jeweiligen Studiengangs. Der Bestandteil of Arts steht dabei für geistes-, gesellschafts- und kulturwissenschaftlich ausgerichtete, der Bestandteil of Science für die erfahrungswissenschaftlich orientierten Fächergruppen (Natur-, Ingenieurwissenschaften, Mathematik etc.). 39 40 41 MH-DRGs, GW 2003 (A. Goldschmidt/Krings) 19

B 2520 Aus- und Weiterbildung für das Management im Gesundheitswesen 6.4 Master of Business Administration (MBA) Während es 1990 nur vier MBA-Programme in Deutschland gab, sind es Mitte 2003 schon 120 Institutionen in Deutschland mit mindestens einem entsprechenden Angebot. Der MBA an einer deutschen Fachhochschule kein gutes Image, aber auch keine Kosten. Für den Einstieg bei großen Unternehmensberatungen oder für die Konzernkarriere reicht ein FH-MBA nicht. 3 42 Der Titel des Master of Business Administration (MBA) ist in Deutschland bisher nicht geschützt, vielmehr handelt es sich ursprünglich um einen ausländischen Grad (akademischer Bildungsabschluss der amerikanischen Business Schools (entspricht einer Fachhochschule für Wirtschaftswissenschaften) ab 1900, der europäischen Business Schools seit 1958). Die rechtmäßige Führung des Titels in Deutschland (mit Hinweis auf die verleihende Institution) bedarf daher der Genehmigung der Kultus- oder Wissenschaftsbehörde des (Wohnsitz-) Bundeslandes des Trägers. Generell genehmigt sind dagegen die Titel, welche in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union oder der Schweiz an einer dort anerkannten Schule erworben wurden. Zur Zeit werden von der Kultusministerkonferenz bundesweit einheitliche Richtlinien für die Genehmigung des MBA-Titels erarbeitet, und einige Bundesländer haben mittlerweile die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen für die Vergabe des MBA-Titels durch deutsche Hochschulen (z. B. Baden-Württemberg, Saarland). 6.5 Titelführung und Anerkennung der Gleichwertigkeit 43 Bei in den USA erworbenen MBA-Graden ist für die Führung des Titels in Deutschland die AACSB-Akkreditierung erforderlich (Urteil des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz in Koblenz). MBA-Titel, die innerhalb der Europäischen Union an einer im jeweiligen Land staatlich anerkannten Institution erworben wurden, gelten in Deutschland als generell genehmigt. Bei Kooperationen zwischen deutschen und ausländischen Schulen müssen beide Schulen die staatliche Anerkennung (bzw. amerikanische Schulen die Akkreditierung der AACSB) haben, damit ein Titel nach Abschluss des Studiums in Deutschland geführt werden darf. 44 Die Genehmigung zur Titelführung impliziert aber nicht automatisch die Anerkennung der Gleichwertigkeit des im Ausland erworbenen 3 Managermagazin 6/2003, S. 171. 20