Jungen und Mädchen mit Behinderung unter drei Jahren in der Kindertagespflege



Ähnliche Dokumente
Zeit für Veränderung. Lehrgang für Zukunfts-Planung und Organisations-Entwicklung. Etwas Neues in die Welt bringen Kreativität Raum geben

Das Leitbild vom Verein WIR

Bewerbung für die Auszeichnung RheumaPreis Fragebogen. Bitte füllen Sie diesen Fragebogen aus und senden Sie ihn an die folgende Adresse:

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

KOMPETENZTRAINING 2016/17

Duisburger Netzwerk W

UMSETZUNGSHILFE Exta Einladung zur Durchführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagement nach 84 Abs. 2 SGB IX

Ausbildung zum diplomierten Resilienz Coach

DELPHINE SIND DIE ENGEL DER MEERE Delphine können eine ganz besondere Beziehung zu Kindern aufbauen und dabei helfen, Blockaden zu lösen.

Hallo Frau / Herr. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, uns bei dieser Studie zu unterstützen. Mein Name ist und das ist mein/e Kollege/in.

Die Betriebliche Altersversorgung

Alltagsintegrierte Sprachbildung und Dokumentation

Die große Wertestudie 2011

Interne Kommunikation als strategisches Instrument

Schüler/innen im Alter von 17 bis 19 Jahren. Arbeitsschritt 4 / Plenum Abschließend führen Sie die Planungen im Plenum zusammen.

Förderung der beruflichen Teilhabe junger Menschen mit wesentlichen Behinderungen beim Übergang von der Schule in den allgemeinen Arbeitsmarkt

Schritt 1 der gender-sensitiven Personalauswahl und -beurteilung: Anleitung Anforderungsanalyse

Nebenberuflich Geld verdienen als Tagesmutter interna

Das Thema von diesem Text ist: Geld-Verwaltung für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Modul : Interkulturelle Kompetenz Aufeinandertreffen der Kulturen. Umfang Gesamt-Stunden 2 Gesamt-Minuten 90

Behindert ist, wer behindert wird

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

Elternbefragung der Kindertagesstätte...

Eine Information des Ingenieurbüro Körner zur Baustellenverordnung

Franchise - Gründung mit System

Die Heinrich-Böll-Stiftung RLP macht sich für Demokratie stark

Psychotherapie und die Krankenkassen Wer zahlt was

meinungsraum.at April 2012 Radio Wien Abschied vom Auto als heilige Kuh

Professionelle Erstellung und Durchführung von Powerpoint-Präsentation

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

LOPS Monitor Zusammenfassende Ergebnisse einer Befragung bei Leitungen im OP im April September 2012

KESB-Kennzahlen Kanton Zürich. Bericht Verabschiedet am 21. April 2016

Anleitung. Empowerment-Fragebogen VrijBaan / AEIOU

Wir bestimmen mit! JAV-Wahlen nach BPersVG

Informationen zum Projekt Selbstreflexives Lernen im schulischen Kontext

Wie bewerten. LehrerInnen & SchülerInnen. die MindMatters-Materialien?

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

III.2.3) Technische und berufliche Leistungsfähigkeit

Peer Counseling Ausbildung in Wien 2012

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

Fragebogen: Abschlussbefragung

Unternehmenspräsentation

Und im Bereich Lernschwächen kommen sie, wenn sie merken, das Kind hat Probleme beim Rechnen oder Lesen und Schreiben.

Ihr Partner für nachhaltigen Erfolg

Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit in Rehabilitationskliniken

Elternumfrage Kita und Reception. Campus Hamburg

Jährliche Mitarbeiterbefragung 2012

Was bedeutet Inklusion für Geschwisterkinder? Ein Meinungsbild. Irene von Drigalski Geschäftsführerin Novartis Stiftung FamilienBande.

CATIA Richtlinien. Es wird zuerst ein quadratischer Tank (geschlossene Form) konstruiert, dieser wird zu:

Materialien für den Unterricht zum Film Crazy von Hans-Christian Schmid Deutschland 2000, 93 Minuten

Fragebogen zur Integration in Deutschland

Für jedes zu prüfende Modul erhalten Sie eine Excel Tabelle (Oldenburger Tabelle).

Die Situation: mit ClassLive synchron kommunizieren. Die Voraussetzungen:

Bildungswissenschaftliche Sicht. Ute Reckhaus

Kommune in ihrer Mittlerrolle Ergebnisse aus dem EU-Projekt HELPS

Grundqualifikation oder Weiterbildung?

Zusammenfassung des Projektes Training der Sozialen Kompetenz

Gesprächsleitfaden Mitarbeitergespräch (MAG) für Mitarbeiter/innen

NINA DEISSLER. Flirten. Wie wirke ich? Was kann ich sagen? Wie spiele ich meine Stärken aus?

Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, entwickeln sich Kindertagesstätten zu Familienzentren.

Das Frauenhaus ein guter Ort für Kinder! Schutz und Unterstützung für Mädchen und Jungen, die häusliche Gewalt erlebt haben.

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Antoine de Saint Exupery COACHING

Die Bedeutung der Kinder für ihre alkoholabhängigen Mütter

Newsletter e-rechnung an die öffentliche Verwaltung

Zusammenwachsen l. Jugendamt

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Wir sind für Sie da. Unser Gesundheitsangebot: Unterstützung im Umgang mit Ihrer Depression

1. Fabrikatshändlerkongress. Schlussworte Robert Rademacher

Träger : Kath. Kirchengemeinde St. Laurentius Bretten

Fortbildung für Fachleute ADS-Therapie: ein multimodales Konzept

Kärntner Elterndiplom 2015/16

Erhalt und Weiterentwicklung beruflicher Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer

Sehr wichtige Information

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Besonderes begrüße ich natürlich unsere Referenten und die Teilnehmer/innen an unserer Gesprächsrunde.

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

Kurzanleitung für eine erfüllte Partnerschaft

Die Antworten von der SPD

Der BeB und die Diakonie Deutschland fordern: Gesundheit und Reha müssen besser werden. So ist es jetzt:

Kostenlose CAST Praxis-Workshops für Jugend Innovativ Interessierte / TeilnehmerInnen am Dienstag, 3. Dezember 2013 in Innsbruck

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

Antragsstellung Führerschein. Information. Ersterteilung einer Fahrerlaubnis. Notwendige Unterlagen

Fortbildung Beratung Betreuung

Bildungsinstitut für Pflegepädagogik und Soziales Management

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Hausanschluss. Strom Gas Fernwärme Wasser

Optimal vorbereitet. Fit fürs Studium mit den Vorbereitungskursen der OHN. Fragen? Jetzt anmelden!

Selbstreflexion für Lehrpersonen Ich als Führungspersönlichkeit

Dies fällt oft deshalb schwerer, da der Angehörige ja von früher gewohnt war, dass der Demenzkranke funktioniert. Was also kann oder soll man tun?

Dreiecksvertrag als Instrument der Führung und Personalentwicklung

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Was kann ich für Sie tun? Ich biete Ihnen hier einige Leistungen rund ums Office an. Erstellung und Einrichtung von Internetseiten / Homepage

Ziel- und Qualitätsorientierung. Fortbildung für die Begutachtung in Verbindung mit dem Gesamtplanverfahren nach 58 SGB XII

Transkript:

Ergebnisdkumentatin des Mdellprjekts Vn Anfang an gemeinsam Jungen und Mädchen mit Behinderung unter drei Jahren in der Kindertagespflege Prjektsteuerung: Dipl.-Ing. Marin Hering Referentin Prjektdurchführung: Dipl. Sz. Päd.: Annerse Kiewitt Fachberatung KTPF Essen, 31.10.2013 Das Mdellprjekt wurde gefördert vm Landschaftsverband Rheinland - Landesjugendamt

Seite 2 Gliederung Seite 1. Einleitung Vm Ob zum Wie.... 3 2. Methdischer Aufbau und Vrgehensweise. 5 3. Erhebung... 9 3.1 Leitfadeninterviews mit Expert/innen. 9 3.2 Wrkshps mit Fachberatungen.. 12 3.3 Wrkshps mit Kindertagespflegepersnen.. 16 3.4 Gespräche mit Eltern. 20 4. Umsetzungsmdule. 24 4.1 Knzeptin und Durchführung eines Einstiegsmduls für Kindertagespflegepersnen zur inklusiven Kindertagespflege.. 24 4.2 Frtbildung für Fachberatungen I. 26 4.3 Frtbildung für Fachberatungen II 28 5. Ergebnistransfer: Aufgaben und Herausfrderungen für die inklusive Kindertagespflege... 30 5.1 Besndere Aufgaben und Herausfrderungen für die Fachberatung. 30 5.2 Besndere Herausfrderungen für inklusiv arbeitende Kindertagespflegepersnen 34 6. Empfehlungen 35 6.1 Finanzierung 36 6.2 Vraussetzungen und Geeignetheit der Kindertagespflegepersn und der Kindertagespflegestelle.. 37 6.3 Frtbildungen.. 38 Literaturliste... 40 Anhang. 44

Seite 3 1. Einleitung Vm Ob zum Wie Im Smmer 2012 haben wir als VAMV NRW vm LVR-Landesjugendamt Rheinland den Zuschlag erhalten, uns als eines vn drei Mdellprjekten ein Jahr lang intensiv mit dem Thema Jungen und Mädchen mit Behinderung unter drei Jahren in der Kindertagespflege zu beschäftigen. Hauptzielsetzung bestand darin, auf unterschiedlichen Ebenen mehr Klarheit über das Wie der Rahmenbedingungen für inklusive Kindertagespflege zu erhalten. Unter dem Mdellprjekttitel Vn Anfang an gemeinsam haben wir im Zeitraum vn August 2012 bis Juli 2013 Antwrten gefunden und klare Einstellungen und Haltungen zur Thematik gewnnen. Am Schluss können wir feststellen, dass das Mdellprjekt Vn Anfang an gemeinsam gute Argumente für eine Stärkung inklusiver Kindertagespflege bietet. Als VAMV NRW haben wir uns bereits früher mit dem Thema Inklusin beschäftigt. 2001 im Zuge des Pat/innenmdells für Einelternfamilien mit behinderten Kindern und im Rahmen unserer langjährigen Tätigkeit als Träger einer Fachberatungsstelle für Kindertagespflege in Delegatin der Stadt Essen. Um uns dem Thema möglichst unvreingenmmen zu nähern, haben wir mit zahlreichen Menschen gesprchen, mit ihnen und vn ihnen gelernt. Dieses Jahr hat uns nicht unverändert zurückgelassen. Nach kurzer Zeit war das Ob keine Frage mehr, sndern nur nch das Wie. Die Vrstellung vn etwas Diffusem wich einem klaren Ja für die Visin vn einer Gesellschaft, die Vn Anfang an gemeinsam hineinwächst in eine inklusive Gesellschaft mit einem selbstverständlichen, individuellen Blick auf Kinder. Zum Hintergrund des Mdellprjektes der Was hat inklusive Kindertagespflege mit der UN Behindertenrechtsknventin (UN-BRK) zu tun? Am 24. Februar 2009 hat die Bundesrepublik Deutschland die UN Behindertenrechtsknventin (UN-BRK) ratifiziert. Sie hat damit einen völkerrechtlichen Vertrag abgeschlssen, der die Menschenrechte für die Lebenssituatin behinderter Menschen knkretisiert, um ihnen die gleichberechtigte Teilnahme an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu gewährleisten. Behinderung wird hierbei im Sinne einer Behinderung vn außen betrachtet, einer mangelnden Barrierefreiheit, die ebendiese gleichberechtigte Teilhabe verhindert. In Artikel 7 und 24 geht die Behindertenrechtsknventin auf Kinder mit Behinderung und

Seite 4 das Thema Bildung ein, die Artikel, die uns im Zusammenhang mit inklusiver Kindertagespflege betreffen. Mit der Ratifizierung der UN-BRK ist diese in Deutschland seit März 2009 als deutsches Recht in Kraft getreten. Sie gilt als verbindliches Recht in Bund und Ländern, deren knkrete Ausgestaltung in alle plitischen und gesellschaftlichen Handlungsebenen wirkt. Bund und Länder haben der Ntwendigkeit einer Knkretisierung der UN-BRK mit der Frmulierung vn Aktinsplänen Rechnung getragen. Die UN-Behindertenrechtsknventin führt als bundesrechtliche Regelung zwar nicht dazu, dass bestehendes Landesrecht unmittelbar unwirksam wird, allerdings haben in einem umfangreichen Nrmenprüfverfahren Die Ministerien der Landesregierung Nrdrhein-Westfalen ( ) im Rahmen ihrer jeweiligen Ressrtverantwrtung umfassend und systematisch geprüft, b die Rechtsnrmen mit den sich aus der UN-Behindertenrechtsknventin ergebenden Anfrderungen kmpatibel sind. (vgl. Aktinsplan der Landesregierung zur UN-BRK, S.51). Geprüft wurden als Landesgesetze, Landesverrdnungen und darüber hinaus wurden vereinzelt Verwaltungsvrschriften geprüft, die einen deutlichen Bezug zu Fragen des Behindertenrechts haben und gegenüber Einzelpersnen einer Rechtsnrm ähnlich wirken können ( ). (ebenda S.52) Im Kapitel IV.7.1. Frühkindliche Bildung des Aktinsplans beschreibt die Landesregierung: Der Gedanke der szialen Inklusin ist ein tragender Grundsatz und Leitbegriff der UN-Behindertenrechtsknventin (Art. 3 UN-BRK). Inklusin steht für die Offenheit eines gesellschaftlichen Systems in Bezug auf sziale Vielfalt, die selbstverständlich Menschen mit Behinderungen einschließt. Es geht darum, die gesellschaftlichen Strukturen s zu gestalten, dass sie der realen Vielfalt menschlicher Lebenslagen gerade auch vn Menschen mit Behinderungen vn vrnherein gerecht werden. Dazu gehört ein angemessener Zugang vn Kindern mit Behinderungen zu frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangebten. Hier spielt auch der Gedanke der Barrierefreiheit (Art. 9 UN-BRK) eine wichtige Rlle. Für eine gleichberechtigte Teilhabe an den Angebten ist ein barrierefreier Zugang ntwendig. ( ) Bei der Bestandsaufnahme zur Ausgangssituatin im Bereich frühkindlicher Bildung sieht die Landesregierung Handlungsbedarf und unterzieht das Kinderbildungsgesetz KiBiz einer Grundrevisin in zwei Stufen, vn denen eine bereits umgesetzt wurde. Hiermit wurden die Rahmenbedingungen für Inklusin ab dem ersten Lebensjahr ausschließlich in Kindertageseinrichtungen neu geregelt. Obwhl die Landesregierung im Aktinsplan beschreibt: Es ist wichtig, dass die Rahmenbedingungen für die pädaggische Arbeit in den Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege s ausgestaltet sind, dass Kinder entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und Stärken gefördert werden können. ( ) (vgl. Aktinsplan der

Seite 5 Landesregierung zur UN-BRK, S. 117), sind in der ersten Revisin des KiBiz zur Inklusin keinerlei Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Kindertagespflege vrgesehen. In einem Brief vm 11.7.13 an die Fraktinen im Landtag frdern wir dazu auf, dies bei der nächsten Revisin des KiBiz nachzuhlen. Besndere Brisanz erhalten die fehlenden Regelungen in der Kindertagespflege vr dem Hintergrund, dass ab dem 1. August 2013 jedes Kind, das das erste Lebensjahr vllendet hat, bis zur Vllendung des dritten Lebensjahres einen Anspruch auf Förderung in einer Tageseinrichtung der in einer Kindertagespflege hat (SGB VIII, 24). 2. Methdischer Aufbau und Vrgehensweise Unsere Zielvrgaben für das Mdellprjekt waren: Die Angebtslücke für Kinder mit Behinderungen unter drei Jahren in der Kindertagespflege sll durch die Gewinnung neuer qualifizierter Tagespflegepersnen geschlssen werden. Es sllen Möglichkeiten und Grenzen der Kindertagespflege bezgen auf verschiedene Frmen der Behinderungen herausgefunden und die sich daraus ergebenden spezifischen Gestaltungsherausfrderungen erarbeitet werden. In den Fkus genmmen werden sllten in diesem Zusammenhang: rechtliche, rganisatrische und finanzielle Rahmenbedingungen Qualifizierungsanfrderungen an Kindertagespflegepersnen die qualifizierte Begleitung durch die Fachberatung swie ntwendige Kperatinen und Vernetzungen unterschiedlicher Akteure Wir haben uns dem Thema mit grßer Offenheit und Unvreingenmmenheit genähert, was sich in unserem Erhebungsdesign widerspiegelt. S haben wir zwar unterschiedliche Materialien und Expertisen gesichtet, wesentliche Basis

Seite 6 unserer Einschätzungen bilden jedch die Ergebnisse unserer eigenen Erhebungen, unter Einbeziehung vn Expert/innen unterschiedlichster Culeur. Getreu unserer Leitüberzeugung als VAMV NRW, Betrffene zu Beteiligten machen, ließen wir hierbei diejenigen zu Wrt kmmen, die sich in verschiedenen Rllen intensiv mit der Thematik beschäftigen der hautnah davn betrffen sind. S umfasst unser Erhebungsdesign Leitfadeninterviews mit Expert/innen vr Ort, zielgruppenspezifische Wrkshps mit Kindertagespflegepersnen und Fachberatungen, die bereits Erfahrung mit Inklusin haben swie Elterngespräche. In der Gesamtheit aller Interviews, Gespräche und Wrkshps haben wir uns im Laufe des Prjektes ein umfassendes Bild zum Thema Inklusin in der Kindertagespflege machen können. Die vielfältigen Infrmatinen, wurden gesichtet, strukturiert und zielgerichtet ausgewertet. Die Ergebnisse finden ihr Pendant in den Ausführungen und Empfehlungen der Kapitel 5 und 6. Sie spiegeln sich außerdem in den Inhalten und dem Aufbau der vn uns geplanten Frtbildungsseminare für Fachberatungen und in dem vn uns entwickelten Einstiegsmdul/ Mtivatinsmdul für Kindertagespflegepersnen wider. Im Zuge der Erhebungen stellte sich ein grßer Bedarf nach speziellen Frtbildungsmdulen für Fachberatungen heraus. Mit Einverständnis des Landesjugendamtes Rheinland sind wir auf diesen Bedarf eingegangen und haben die ursprünglich als einen Arbeitsinhalt vrgesehene Überarbeitung bestehender Frtbildungsmdule für Tagespflegepersnen durch die Planung und Durchführung spezifischer Frtbildungsmdule für Fachberatungen ersetzt. Während des Prjektzeitraums gab es mehrere Krdinatins- und Austauschtreffen mit den zwei anderen Mdellprjekten im Landesjugendamt, rganisiert und begleitet vn Mitarbeiter/innen des Landesjugendamtes.

VERNETZUNG Seite 7 Ablauf und Methden unseres Mdellprjektes Vn Anfang an gemeinsam sind in flgendem Schaubild vereinfacht dargestellt. Methdischer Aufbau und Durchführung Einarbeitung in die Thematik Teilnehmendenakquise/Werbung Ca. 1 Mnat Literaturrecherche Kntaktaufnahme zu Expert/innen Prjektflyer Erhebung Ca. 6 Mnate Knzeptin Durchführung Auswertung Interviewleitfaden & Expert/inneninterviews Wrkshps Fachberatungen Wrkshps Kindertagespflegepersnen Elterngespräche Umsetzungsmdule und Abschlussbericht Ca. 5 Mnate Mtivatinsmdul/ Einstiegsmdul Kindertagespflegepersnen Vrbereitung Durchführung Frtentwicklung/Ausblick Frtbildung Fachberater/innen Abschlussbericht mit Empfehlungen Im Flgenden stellen wir die knkrete Ausgestaltung der einzelnen Arbeits- und Umsetzungsmethden vr. Da die ausführliche Darstellung aller Ergebnisse den Rahmen dieses Abschlussberichtes gesprengt hätte, haben wir uns entschieden, Methden, Ziele und wesentliche Ergebnisse s kurz und knapp wie möglich und s ausführlich wie nötig zu präsentieren.

Seite 8 Vernetzung in der inklusiven Kindertagespflege Vernetzung war in unserem Mdellprjekt ein przessbegleitendes Thema und reicht zeitlich darüber hinaus. An verschiedenen Stellen der Prjektbearbeitung wurde deutlich: Inklusive Kindertagespflege braucht ein Mehr an Zeit, ein Mehr an Infrmatinen und ein Mehr an Vernetzung. Unsere Erfahrung in Essen ist dabei: Wenn Sie sich auf den Weg machen in Richtung inklusive Kindertagespflege und in Richtung Netzwerkbildung, laufen Sie ffene Türen ein und können mit viel Unterstützung rechnen. Das Mehr an Vernetzung und Infrmatinen ist in der Praxis inklusiver Kindertagespflege ntwendig, damit Fachberatungen die richtigen Ansprechpartner/innen kennen zur Unterstützung der Eltern vn Kindern mit der mit drhender Behinderung, und um Kntakte zwischen Kindertagespflegepersnen, Eltern, Therapeut/innen der anderen zuständigen Institutinen und Persnen herstellen zu können. Im Rahmen des Mdellprjektes haben wir uns einen Überblick über die unterschiedlichen Ansprechpartner/innen in Essen geschaffen, die mit Eltern vn Kindern mit der mit drhender Behinderung im Rahmen vn Beratung, Therapie, Betreuung der Finanzierung zu tun haben. (s. Schaubild unten). Vernetzung wird uns als über die Grenzen des Mdellprjektes hinaus begleiten. Für die Zukunft versprechen wir uns in Essen eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten, mit dem gemeinsamen Ziel, allen Kindern eine individuelle frühkindliche Bildung und Betreuung zu ermöglichen. Übersicht über Ansprechpartner/innen für Fachberatungen und Kindertagespflegepersnen im Kntext inklusiver Kindertagespflege am Beispiel der Stadt Essen (Auszug aus dem Original) Legende VAMV NRW Ansprechpartner/innen beim Jugendamt/zuständigen Ämtern Therapie und Beratung Familienunterstützende Dienste Kinderkrankenpflege Selbsthilferganisatinen

Seite 9 3. Erhebung 3.1 Leitfadeninterviews mit Expert/innen Methde Leitfadengestützte Interviews mit Expert/innen aus Essen Ziele Mit Hilfe der Interviews wllten wir Antwrten finden auf: Möglichkeiten und Grenzen der Kindertagespflege bezgen auf verschiedene Frmen der Behinderung Gestaltung und Standards der Kindertagespflegestelle Qualifizierungsanfrderungen an Kindertagespflegepersnen Qualifizierungsanfrderungen an Fachberatung Hinweise auf rechtliche, rganisatrische und finanzielle Rahmenbedingungen Ntwendige Kperatinen und Vernetzungen unterschiedlicher Akteure Erfahrungen, Wünsche, Ideen Teilnehmer/innen Interviewt haben wir Vertreter/innen ( ): einer Selbsthilferganisatin, vn integrativen Einrichtungen mit langjähriger Erfahrung, des örtlichen Jugendamtes, des Landesjugendamtes, vn diagnstischen und therapeutischen Beratungsstellen, der interdisziplinären Frühförderstelle, des Jugendpsychiatrischen Instituts, des Szialpädiatrischen Zentrums, vn Beratungsstellen für Familien mit behinderten Kindern, vn Kinderärzten, des Essener Gesundheitsamtes. Auf der Basis eines vn uns entwickelten qualitätsrientierten Interviewleitfadens (s. Anhang) haben wir insgesamt 12 Leitfadeninterviews geführt und ausgewertet. Die Auswahl der Expert/innen basiert auf einer Internetrecherche und Gesprächen innerhalb vrhandener Netzwerke in Essen. Eruiert wurden Menschen und Institutinen, die sich im Rahmen ihrer

Seite 10 Prfessin mit Inklusin beschäftigen der Erfahrung mit Familien mit Kindern mit Behinderung haben. Wichtig war uns bereits an dieser Stelle, die gewünschte zukünftige Netzwerkbildung zu beachten auch deshalb haben wir uns in der Auswahl auf Essen begrenzt. Die Gespräche haben wir entweder zu zweit geführt, mit klarer Aufgabenteilung (Gesprächs- und Prtkllführung) der die Gespräche wurden auf Band festgehalten und nachträglich prtklliert. Zeitpunkt/-raum der Durchführung Durchgeführt wurden die Interviews im Zeitraum vn Oktber bis Nvember 2012. Wesentliche Aussagen und Einschätzungen der Expert/innen (es handelt sich hierbei um eine Zusammenfassung - d.h. nicht jede Expert/in hat jede Aussage gemacht): Die Kindertagespflege bietet nach Einschätzung der Expert/innen den ntwendigen Rahmen für die Bedürfnisse vn Kindern. Im Mittelpunkt sllte immer die vertrauensvlle Beziehung zum Kind stehen, mit Blick auf Bildung und Betreuung. Die Teilnahme am Alltag in der Kindertagespflegestelle unterstütze dabei das gemeinsame Erleben der Kinder. Alle Kinder müssten in ihrer Ganzheit wahrgenmmen werden, mit all ihren vielfältigen Besnderheiten, unabhängig davn, b sie behindert seien der nicht. All das, was Kinder sich wünschten (Wärme, Gebrgenheit, Verständnis, Erfüllung der Grundbedürfnisse, spielen mit anderen gleichaltrigen Kindern in Peergrups), erfülle die Kindertagespflege vn ihrem Ansatz her auch für Kinder mit Behinderungen. Therapeutische Ziele müssten integriert und individuelle Selbstbildungsprzesse angeregt werden. Die Expert/innen sprechen sich dafür aus, dass eine Kindertagespflegestelle über genügend Raum verfügen sllte, der verschiedene Möglichkeiten bietet, z.b. eine Kuschelecke, ein Rückzugsraum, ein eigener Platz für persönliche Dinge. Eine spezielle Ausstattung der besnderes Spielmaterial seien grundsätzlich nicht erfrderlich, könnten aber individuell angeschafft werden. Barrierefreiheit 1 im Sinne einer individuellen Betrachtungsweise, wird als sehr wichtig angesehen, bedeutet daher zum Beispiel für ein blindes Kind etwas anderes als für ein 1 Barrierefreiheit bedeutet mehr als bauliche Veränderungen. Der Alltag in allen Lebensbereichen sll s gestaltet werden, dass allen Menschen eine vlle Teilhabe ermöglicht wird. S sind z.b. ptische und akustische Signale, besndere Bdenbeläge, angemessenes Mbiliar und Inventar vrzuhalten und z.b. Persnen mit Gebärdensprache zur Verfügung zu stellen.

Seite 11 hörgeschädigtes Kind der für ein Kind mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten. Wichtig ist es, an ausreichend Abstellplatz für Hilfsmittel zu denken. Über die Gruppengröße sllte abhängig vm Pflegeaufwand und den individuellen Bedürfnissen entschieden werden. Die Betreuung sllte nach Möglichkeit durch eine weitere Persn unterstützt werden. In der Kindertagespflege sei es wichtig, den Alltag wie bisher zu ermöglichen, dabei aber zusätzlich auf angepasste Anreiz - und Spielmöglichkeiten zu achten. Bezgen auf die Kmpetenzen vn Kindertagespflegepersnen nennen die Expert/innen überwiegend Anfrderungen, die sich auf persönliche Eigenschaften und Szialkmpetenzen beziehen. Nach Ansicht der Expert/innen sllte es sich um eine erfahrene Kindertagespflegepersn handeln, mit hhen szialen Kmpetenzen (wie: Empathie, Eigenreflexin, Kmmunikatin, Knfliktfähigkeit, Belastbarkeit). Im günstigsten Fall sllte sie über eine pädaggische Ausbildung verfügen. Ihre Grundhaltung sllte durch Tleranz und Unvreingenmmenheit geprägt sein, sie benötige eine ausgeprägte psitive Haltung und Mtivatin zur inklusiven Kindertagespflege. Das pädaggische Knzept müsse die Vrteile (das MEHR) für alle Kinder transprtieren und deutlich machen, wie inklusives Arbeiten sich im Alltag der Kindertagespflege knkretisiert. Erwünscht ist eine przesshafte Weiterbildung der Kindertagespflegepersn, die sich an den aktuellen Herausfrderungen des jeweiligen Kindes rientiere, mit Erfahrungsaustausch und theretischem Input, mit Vertiefung vn Inhalten der Grundausbildung. In der Frtbildung sllten Themenblöcke zu den Bereichen Selbstreflexin und sziale Kmpetenzen aufgegriffen werden. Insgesamt steht die Persönlichkeitsbildung sehr im Vrdergrund der vrgeschlagenen Inhalte. Die Kindertagespflegepersn müsse etwas sehr Zugewandtes mitbringen, der Rest sei erlernbar. Auch inklusives Fachwissen sllte in der Frtbildung enthalten sein. Hierunter wird die Vermittlung vn Basiswissen verstanden, unter der Vraussetzung, dass die Kindertagespflegepersn eine hhe Bereitschaft mitbringe, sich im Praxisfall auf die vrhandene Behinderungsfrm einzustellen und sich auf das Kind mit seinen Besnderheiten einzulassen. Die Fachberatung sllte aus Sicht der Expert/innen Vernetzungsaufgaben zwischen allen Beteiligten übernehmen. Sie sll die Beratung der Eltern stärker gewichten und auch die Kindertagespflegepersn

Seite 12 eng begleiten. In diesem Zusammenhang sllte sie einen fachlichen Austausch und/der Supervisin initiieren. Die Eltern vn Kindern mit Behinderung benötigten ein Mehr an Sicherheit durch Beratung bezüglich einer Betreuung in der Kindertagespflege. Eltern vn Kindern mit Behinderung unter 3 Jahren befänden sich in einer besnderen, wenn nicht gar häufig in einer Ausnahmesituatin. Die besndere Situatin der Eltern habe u.a. Einfluss auf die Eltern-Kind-Beziehung und sllte in der Beratung Raum finden, auch im Hinblick darauf, was sie sich und dem Kind zutrauten. Oft sei bei den Eltern eine Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Entlastung und dem Gefühl nicht lslassen zu können zu bebachten. Eine eindeutige Diagnse sei in dieser Altersgruppe ft nch nicht abgeschlssen. Viele Eltern seien deshalb verunsichert und die belastende Situatin nch nicht verarbeitet. Die Kindertagespflege müsse in das kmmunale Fördersystem für Kinder mit Behinderung eingebunden sein. Die Fachberatung sllte dabei eine Mittlerrlle zwischen Expert/innen, Eltern und Kindertagespflegepersn übernehmen. Die Kindertagespflegepersn habe die Aufgabe, sich mit den zuständigen Therapie-bzw. Förderstellen in Verbindung zu setzen. Hierfür bräuchte sie die Erlaubnis der Eltern. Die Aussagen der Expert/innen unterstützen unsere Annahme, dass Kindertagespflege grundsätzlich für die Betreuung vn Kindern mit Behinderung geeignet ist. An vielen Stellen beschreiben die Expert/innen Anfrderungen, die in der Kindertagespflege hnehin verankert sind. Ausstattung und Hilfsmittel müssen individuell betrachtet werden. Vn entscheidender Bedeutung sind die individuelle Barrierefreiheit und die psitive innere Haltung der Kindertagespflegepersn zur Inklusin. 3.2 Wrkshps mit Fachberatungen Verwendete Methden: Galeriemethde, gegenseitige Interviews, Austausch im Plenum, Ergebnisvisualisierung Bei der Durchführung haben wir auf einen sehr knzentrierten und stringenten Verlauf geachtet, um in der Kürze der Zeit s viele Infrmatinen wie möglich zu erfassen. Die Fragestellungen waren an denen der Leitfadeninterviews rientiert.

Seite 13 Zeitpunkt/-raum: 2 Halbtagesseminare, jeweils vn 10:00 13:00 im Nvember 2012. Knapper Zeitrahmen, um die Integratin in den Arbeitsalltag der Fachberatungen zu erleichtern (Teilzeitstellen). Teilnehmer/innen: Teilgenmmen haben Fachberater/innen aus 22 unterschiedlichen Kmmunen und Fachverbänden des Zuständigkeitsbereiches des Landesjugendamtes Rheinland, mit Erfahrung in der Vermittlung vn Kindern mit Behinderung in die Kindertagespflege. Ziele: Erfassung vn aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen, Erfahrungen in der Vermittlung, Einschätzungen zu ntwendigen Ressurcen (Ausstattung, Qualifizierung und möglicher Mehraufwand für die Begleitung vn Familien und Kindertagespflegepersnen) swie Grenzen und Möglichkeiten inklusiver Kindertagespflege insgesamt. Wesentliche Aussagen und Einschätzungen der Fachberater/innen: Fachberatung brauche mehr Zeit für die enge Begleitung der Kindertagespflegepersnen, für regelmäßige Hausbesuche, Gespräche und um die Eingewöhnung zu begleiten. In den nrmalen Arbeitsalltag lasse sich die besndere Begleitung vn Kindertagespflegepersnen, die inklusiv arbeiten nicht integrieren. Hier müssten andere Vraussetzungen geschaffen werden. Auch die Elternarbeit/Beratung der Eltern benötige mehr Zeit. Die Srgen und Ängste der Eltern bezüglich einer Betreuung in der Kindertagespflege müssten beachtet werden. Dies gelte auch für die Eltern nicht behinderter Kinder in einer inklusiven Kindertagespflegestelle. Es sei in diesem Zusammenhang wichtig, die eigene Haltung zu überprüfen einen empathischen und tleranten Blick auf alle Eltern zu bewahren der zu entwickeln. Es werden Wünsche an verbindliche Empfehlungen frmuliert: Inklusive Kindertagespflege benötige Qualitätsstandards, Empfehlungen zur Belegung und dazu, welche Kin-

Seite 14 der betreut werden könnten, Empfehlungen zur Ausstattung und zu räumlichen Vraussetzungen und zum pädaggischem Knzept. Der Ist Zustand wird vn den meisten als eher unbefriedigend empfunden. Ein zentraler Punkt sei, wer entscheide, wie und wann eine besndere Förderung ntwendig sei, und wie und in welcher Höhe diese finanziert würden. Wenige Jugendämter hätten eine Regelung. Diese reichen vn einem erhöhten Erziehungsaufwand bis zu einem der zwei Eur mehr in der Betreuung pr Stunde. Nur wenige Fachberatungen könnten damit auf klare Vrgaben zurückgreifen. Neun Fachberatungen gaben Auskunft darüber, mehr als drei Kinder mit Behinderung der vn Behinderung bedrhte Kinder vermittelt zu haben. Ob eine Vermittlung gelänge, sei im nrmalen Alltagsgeschäft immer vm persönlichen Einsatz bestimmt. Entscheidungshilfen, Standards und vr allem die ntwendige Extra-Zeit fehlten. Entgegen dem Wunsch nach Vrgaben äußerten sich die Fachberatungen knkret bezgen auf Räume und Ausstattung überwiegend in der Frm, dass keine besnderen Vrgaben nötig seien - alle Kinder müssten ihren Platz haben. Familienähnlichkeit der Kindertagespflege heiße dementsprechend individuelle Lösungen zu finden, mit einer individuellen Barrierefreiheit, ausreichend Platz für alle Kinder mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen. Es bedürfe insgesamt einer spezifischen, behinderten gerechten Ausstattung. Im Bereich der Betreuungssituatin tendierten die Meinungen in Richtung einer zumindest zeitweisen Betreuung zu zweit. Es sllten Möglichkeiten für eine zusätzliche Unterstützung z.b. durch Integratinshelfer/innen geschaffen werden. Die Größe der Kindergruppe sllte angepasst werden - es sllte eher eine kleinere Kindergruppe betreut werden. Die Fachberatungen äußerten die Srge, dass Kindertagespflegepersnen ansnsten überfrdert sein könnten. Zur Eignung der Kindertagespflegepersnen äußerten die Fachberatungen zum Teil Kriterien, die allgemeine Gültigkeit besitzen. Z.B., dass die Kindertagespflegepersn eine eigene stabile Lebens- und Familiensituatin benötige und sie in der Lage sein sllte, familiäre Grenzen der Belastbarkeit zu erkennen. Die Familie der Kindertagespflege-

Seite 15 persn müsse mit einbezgen werden. Gemeint war an dieser Stelle eine intensivere Betrachtung der familiären Situatin als üblich, da in einer nch nicht inklusiven Gesellschaft u.u. mit Vrbehalten der Außenwelt zu rechnen sei. Um hiermit gut und gelassen umgehen zu können, sllten die Kindertagespflegepersn und ihre Familie sich mit dem Knzept der inklusiven Kindertagespflege identifizieren. Die frmulierten Anfrderungen an die Kmpetenzen der Kindertagespflegepersn sind vielfältig. Sie bewegen sich überwiegend im Bereich der Szialkmpetenzen - ein hhes Maß an Einfühlungsvermögen, Reflexinsbereitschaft, die Fähigkeit die Bedürfnisse aller Kinder in den Blick zu nehmen, zugewandte und tlerante persönliche Werthaltungen. Kindertagespflegepersnen sllten eine grße Bereitschaft mitbringen mit der Fachberatung zu kperieren und auch im Rahmen einer Supervisin ihr berufliches Handeln zu reflektieren. Sie sllten eine Bereitschaft zur ständigen Frt- /Weiterbildung besitzen. Eine Berufsausbildung z.b. als Krankenschwester wäre nach Meinung der Fachberatungen vrteilhaft, aber keine Vraussetzung. In der Erziehungspartnerschaft mit den Eltern sllte die Kindertagespflegepersn eine Akzeptanz dazu entwickeln, wie Eltern mit ihrem behinderten Kind umgehen und eine Nichtübereinstimmung mit ihren Vrstellungen aushalten können. Sie sllte in der Lage sein, die angemessene Waage zwischen Nähe und Distanz in der Erziehungspartnerschaft zu finden. Auch die Kindertagespflegepersn benötige für den Erstkntakt mehr Zeit, um die Eltern kennen zu lernen, ihre Beziehung zum Kind einschätzen zu können und herauszufinden, wie eine Ablösung der Eltern unterstützt werden kann. Ist-Situatin zur inklusiven Qualifizierung vn Kindertagespflegepersnen: Nur vier der 22 teilnehmenden Kmmunen bieten eine spezielle Qualifizierung für Kindertagespflegepersnen an. Diese reicht vn einer Infveranstaltung mit vier Unterrichtseinheiten (UE) über 12 bis zu 60 UE. Frmulierte Anfrderungen an Fachberatungen und Qualifizierungswünsche: Eine Fachberatung müsse systemisch denken und handeln können. Sie müsse in der Lage sein, sich in die Situatin aller Beteiligten hinein versetzen zu können. Es werden qualifizierte Frtbildungen zum Thema gewünscht, in denen Grundwissen zu unterschiedlichen Behinderungsfrmen, Vertiefungen zum Thema Gesprächsführung in besnderen Situatinen, Wissen darüber wie Stellungnahmen verfasst werden, Infrmatinen über Kriterien zur Übernahme vn Ksten vermittelt werden und eine Auseinandersetzung und Reflexin mit eigenen inneren Haltungen ermöglicht wird. Es besteht ein Wunsch nach Vernetzung der Fachberatungen untereinander swie mit zuständigen Beratungsstellen z.b. in Frm eines runden Tisches. Gleichzeitig besteht ein

Seite 16 Bedürfnis nach dem Gewusst Wie der Vernetzung zu unterschiedlichen Ansprechpartnern/innen. Eine Beratung durch das Jugendamt und die Kperatin mit integrativen Einrichtungen wird gewünscht. O-Töne aus den Wrkshps Wahnsinnig interessantes und wichtiges Thema, man möchte die Welt retten, bin aber jetzt schn am Limit. Ausstrahlung, Wertehaltung und Erfahrung scheinen hier vn besnderer Bedeutung zu sein. Ängste der Eltern müssen aufgefangen werden. Ich möchte weg vn dem Bild, Behinderung sei eine Last. Sich gegenseitig ergänzen, das Miteinander kann sehr psitiv sein, gemeinsam neue Dinge entdecken. Wichtiges Seminar, um Dinge anzustßen In den Wrkshps wurde deutlich, dass sich die Fachberatungen in der inklusiven Kindertagespflege auf unsicherem Terrain bewegen. Es gibt wenig Vrgaben und Erfahrungen auf die zurückgegriffen werden kann. Diese Unsicherheit spiegelt sich in dem Wunsch nach klaren Regelungen, Vrgaben und Qualitätsstandards wieder. In den Frtbildungen, die wir zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt haben, zeigte sich, dass diese Unsicherheiten durch Infrmatin und Austausch, der Möglichkeit über Haltung zur Inklusin nachzudenken, weitgehend aufgelöst werden können. Frtbildungen (Vernetzung) machen außerdem Mut, das Thema in der eigenen Kmmune anzupacken. 3.3 Wrkshps mit Kindertagespflegepersnen Verwendete Methden: Galeriemethde und mderierte Austauschrunde, Ergebnisvisualisierung Zeitpunkt/-raum 2 Seminare im Nvember jeweils als Abendveranstaltung vn 18.30-21:00 Uhr, um tätigen Kindertagespflegepersnen die Teilnahme zu ermöglichen.

Seite 17 Teilnehmer/innen Teilgenmmen haben 21 Kindertagespflegepersnen aus 4 Städten. Alle Teilnehmer/innen sind schn längere Zeit in der Kindertagespflege tätig und haben Erfahrungen in der Betreuung vn Kindern mit der mit drhender Behinderung. Ziele Sich gemeinsam darüber auszutauschen und zu strukturieren, welche Rahmenbedingungen, in den Bereichen Kmpetenzen, Qualifizierung, Finanzierung, Vernetzung, Begleitung durch die Fachberatungen eine inklusive Kindertagespflege unterstützen und Abfrage vn Ideen und Wünschen, swie Einschätzungen zu möglichen Grenzen. Sammeln vn Erfahrungen in der Betreuung, in der Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeut/innen, swie mit Eltern und Fachberatungen. Wesentliche Aussagen und Einschätzungen der Kindertagespflegepersnen: Für die Begleitung der inklusiven Kindertagespflegestellen wünschen die Kindertagespflegepersnen sich einen engen Kntakt zur Fachberatung, die mindestens einmal pr Mnat zum Hausbesuch kmmen und insgesamt als kmpetente Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen sllte. Die Fachberatung sllte gut vernetzt sein und z.b. Ärzte für Infrmatinen der Schulungen vermitteln können, sie sllte bedarfsrientierte Frtbildungen und die Supervisin der Kindertagespflegepersnen rganisieren. Für den Fall, dass sich bei einem Kind erst im Laufe der Betreuung eine Behinderung herausstellt, wird eine vermehrte Begleitung durch die Fachberatung gewünscht. Fachberatungen sllten, um Wege zu eröffnen, den Mut zu innvativem Vrgehen besitzen, d.h. nicht immer nur Dienst nach Vrschrift machen. Die Fachberatung sllte über eine entsprechende Qualifikatin verfügen, um.g.

Seite 18 Anfrderungen gerecht werden zu können. Auch die Eltern müssten vr der Betreuung gut beraten werden. Die Fachberatung sllte darüber hinaus Kindertagespflegepersnen bei Gesprächen mit Eltern unterstützen der möglicherweise sgar begleiten. Gewünschte Inhalte für Frtbildungen vn Kindertagespflegepersnen: Chancen und Grenzen vn Inklusin in der Kindertagespflege Haltung zu Familien mit behinderten Kindern und zum Thema Inklusin allgemein Den Umgang mit der eigenen hhen psychischen Belastung thematisieren und reflektieren können Wie betreue ich behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam in einer Gruppe, auf was muss geachtet werden? Gesprächsführung in Eltern- und Therapeutengesprächen Die besndere Situatin vn Familien vn Kindern mit Behinderung und Krisenbewältigungsstrategien vn Eltern kennen und verstehen lernen Vertiefung vn Entwicklungspsychlgie und kindlicher Entwicklung Diagnstik und Therapie, wer führt sie durch und welche Aufgabe kmmt auf mich als Kindertagespflegepersn zu? Pflegerische Besnderheiten vn Kindern mit Behinderung. Theretisches Wissen über verschiedene Behinderungsfrmen, Krankheitsbilder und Therapiefrmen Wissen über gesetzliche Rahmenbedingungen Die Aussagen zu räumlichen Rahmenbedingungen und Ausstattung sind vielfältig. Grundsätzlich müsse eine individuelle Barrierefreiheit hergestellt werden mit viel Platz für alle und einem gut ausgestatteten Bewegungsraum. Benötigt würden spezifisch angepasste Pflegehilfsmittel und individuell ansprechendes Spiel- und Fördermaterial. Bezgen auf die knkrete Betreuungssituatin gehen die Meinungen eher in die Richtung, dass eine weitere Kindertagespflegepersn als Unterstützung der eine weitere Persn als Haushaltshilfe gut wäre. Um Therapien wahrnehmen zu können, braucht es in der

Seite 19 Tagesgrßpflegestelle eine dritte Kraft, um die Kinder drthin begleiten zu können. Die andere Variante wäre, dass der Therapeut/ die Therapeutin zur Kindertagespflegestelle kmmt. Ein deutlich erhöhter Aufwand wird für die individuelle und spezielle Einarbeitung erwartet. Die Elternarbeit dauere vraussichtlich mindestens einen Mnat der länger, nch bevr das Kind eingewöhnt werden könne. Auch die Eingewöhnung des Kindes werde mehr Zeit in Anspruch nehmen. Hinzu kämen nch weitere Besnderheiten wie Vernetzung mit Ärzten und Therapeut/innen, gesteigerter Qualifizierungsbedarf, Supervisin. Beim inklusiven Kind müsse man zudem damit rechnen, dass es häufiger krank sei. Alles zusammen müsse sich in den finanziellen Rahmenbedingungen niederschlagen. Es wird die Frderung nach einer Platzpauschale erhben. O-Töne aus den Wrkshps Kinder nehmen ihre Situatin nicht s schwer, im Gegensatz zu Eltern. Jedes Kind ist wichtig. Das bedingt gegenseitiges Lernen, Respekt und Rücksichtnahme. Alle Kinder benötigen Nrmalität, das tut gut. Wir haben in unserer Grßkindertagespflegestelle ein dreifach behindertes Kind betreut und es war für alle eine Bereicherung. Ida im Rllstuhl war der Star. Die Fähigkeit zur sensiblen, wahrnehmenden Bebachtung der Tagesmutter kmmt allen, auch gesunden Kindern zu Gute. Es ist wichtig für Nrmalität zu srgen. Inklusin kmmt allen Kindern zu Gute, jedes Kind ist gleich wichtig, gegenseitiges Lernen und Respekt im Umgang miteinander, Nrmalität im Alltag. Die anwesenden Kindertagespflegepersnen haben während ihrer Arbeit Kinder mit flgenden Krankheitsbildern in der Kindertagepflege betreut: Gehbehinderung, Hirnschäden, Kind sitzt im Rllstuhl, Autismus, Epilepsie, Entwicklungsverzögerung, ADHS, Starke Sehbehinderung, Dwn

Seite 20 Syndrm, Kurzdarm Syndrm, Schlaganfall mit Spastik, Erblindung, Multiple Hirnschädigung, emtinale und sziale Auffälligkeiten, Sprachverzögerung, mtrische Verzögerung, Entwicklungsverzögerung, St Syndrm, entwicklungsverzögert durch Frühgeburt, Nahrungsunverträglichkeiten, Mangelernährungserscheinungen. Fast alle teilnehmenden Kindertagespflegepersnen hatten bereits inklusiv gearbeitet und vermittelten viel Sicherheit im Umgang mit der Thematik. Aus ihrer Erfahrung heraus signalisierten sie eine grße Offenheit auch zukünftig inklusiv zu arbeiten, verbunden mit der Frderung, dass sich insbesndere die finanziellen Rahmenbedingungen deutlich verbessern, Frtbildungen angebten werden und die Begleitung durch die Fachberatung sich deutlich intensiviert. Die Kindertagespflegepersnen trauen sich vieles zu und haben wenig Berührungsängste. Sie brauchen aber, um eine gute Arbeit leisten zu können, die entsprechenden Knditinen. 3.4 Gespräche mit Eltern Methde: Leitfadengestützte Gespräche mit Eltern. Die Beteiligung der Eltern war ursprünglich auch in Frm vn Wrkshps vrgesehen. Dies erwies sich in der Lebenssituatin der Eltern als unpassend. Eltern mit einem behinderten Kind waren in diesem frühen Stadium vielmehr damit beschäftigt, ihr Leben neu zu rdnen und hatten keine Energien, sich auf eine Gruppe einzulassen. Die individuellen Gespräche, die wir führen knnten, haben sich über persönliche Empfehlungen und Kntakte ergeben. Teilnehmer/innen: 2 Eltern vn Kindern mit Behinderung unter 3 Jahren; Angehörige einer Selbsthilfegruppe aus Eltern vn Kindern mit Behinderung, deren Kinder dem Kindergartenalter bereits entwachsen sind (hier haben wir an einem Abendtreffen der Gruppe teilgenmmen, bei dem 9 Persnen anwesend waren). Zeitpunkt/-raum: Oktber bis Nvember 2012 Ziele: In den Gesprächen wllten wir aus Sicht der Eltern etwas über ihre Betreuungswünsche/- gründe erfahren, über die Bedürfnisse des Kindes und ihre Anfrderungen an Kindertagespflegepersnen und die Kindertagespflegestelle. Wir wllten einen Zugang zu ihrer Lebenssituatin, ihren Erfahrungen und Wünschen bekmmen, um diese in die Gestaltung inklusi-

Seite 21 ver Kindertagespflege integrieren zu können. Die Befragung der Teilnehmer/innen der Selbsthilfegruppe ermöglichte einen reflektierten Blick auf die Lebenssituatin vn Familien mit einem Kleinkind mit Behinderung bzw. das vn Behinderung bedrht ist. Wesentliche Aussagen und Einschätzungen der befragten Eltern: Insbesndere die Mütter vn behinderten Kindern achteten nicht gut auf sich selbst und vernachlässigten ihre eigenen Bedürfnisse. Gerade in der Anfangszeit der Diagnse der wenn diese nch unklar ist, bestehe eine grße emtinale Belastung. Mütter und Väter hätten kaum Zeit für die gesunden Geschwisterkinder und die Partnerschaft sei häufig belastet. Eltern fühlten sich ft allein gelassen trauten sich nicht, jemanden um Unterstützung zu bitten. Eltern benötigten in dieser Situatin eine Entlastung. Auch Eltern mit einem Kind mit Behinderung möchten gerne wieder berufstätig sein. Erwerbstätigkeit stabilisiere in mehrfacher Hinsicht die Familiensituatin. Zum einen sei sie häufig zur Existenzsicherung ntwendig, zum anderen ermögliche sie wieder eine gewisse Frm vn Alltag zu erleben, sich auszutauschen und ein stückweit Abstand vn der familiären Situatin zu bekmmen. Ich möchte gerne wieder mal mit anderen über andere Dinge sprechen können als über meine Lebenssituatin. In Familien in die ein Kind mit Behinderung hineingebren wird, versagten häufig die familiären Netzwerke. Eltern erlebten eine Überfrderung und Berührungsängste der direkten Angehörigen (z.b. der Grßeltern, Onkel, Tanten) vr einer Betreuung ihres Kindes. Sie seien dementsprechend ftmals ausschließlich auf eine Betreuung durch Menschen außerhalb des Familienkreises angewiesen. Gleichzeitig bestünden gerade bei Müttern nicht selten ambivalente Gefühle. Trtz der Überfrderungssituatin hätten sie vielfach Schwierigkeiten, ihr Kind in fremde Hände zu geben. Sie hätten das Gefühl nur sie könnten das Kind am besten versrgen und nur sie würden erkennen, welche Bedürfnisse das Kind habe und wann es dem Kind schlecht gehe. Dementsprechend hätten sie Angst, das Kind könnte nicht gut genug gefördert werden. Wenn Eltern eine externe Betreuung nicht in Betracht zögen, habe dies vielfältige Gründe: Neben der Vrstellung der Eltern, sie könnten ihr Kind am besten versrgen, fehlten ftmals Kenntnisse über Angebte. Viele Eltern seien nch s in der Verarbeitung der eigenen Trauer gefangen, dass sie nch nicht in der Lage seien, ihren Blick nach außen zu richten.

Seite 22 Sind Eltern vn Kindern mit Behinderung bereit, diese extern betreuen zu lassen, wünschten sie sich die bestmöglichste individuelle Förderung ihres Kindes, eine unterstützende Frm der Kinderbetreuung, die die familiäre Situatin berücksichtige und individuell an sie angepasst sei. Einerseits wünschen sich die Eltern Fachlichkeit, aber liebevlle Betreuung und sicheres Handling sind ihnen fast wichtiger. Die individuelle Förderung des Kindes müsse im Mittelpunkt stehen. Eine Tagespflegepersn sllte mir gut gefallen und mein Shn sllte im Kntakt mit ihr zeigen, dass es ihm gut geht. Sie sllte keine Angst vr der Behinderung meines Kindes haben. Über Erfahrung muss sie nicht verfügen; aber zuverlässig und vertrauensvll muss sie sein. Auch wenn das Thema Finanzierung hinter dem der Qualität des Angebtes eher zurück steht, erwarten die Eltern ein für jede Familie bezahlbares Angebt. In diesem Zusammenhang wurden vn Eltern u.a. flgende Aussagen gemacht: Über die Finanzierung einer Betreuung habe ich mir keine Gedanken gemacht, eher darüber, b andere denken, ich sllte als Mutter dch lieber bei meinem Kind bleiben und nicht arbeiten gehen. Eine Kmmune sllte ermöglichen, dass sich jeder s ein Angebt leisten kann. Bei der Betreuung eines Kindes mit Behinderung hat man in vielen Belangen einen höheren Zeitaufwand. Und es muss möglich sein, dann auch nur halbtags arbeiten zu können und sich die Betreuung trtzdem leisten zu können. Familien können hne Unterstützung Existenzängste entwickeln und die Srgen vertiefen sich. Es wäre schön, wenn die Tagespflegepersnen zur Entlastung der Familie (wenn Eltern arbeiten) die Kinder auch zu Therapien begleiten könnten.

Seite 23 Erfahrungsbericht einer Mutter Das Kind, um das es sich handelt, ist mittlerweile 1 ½ Jahre alt und seit einige Wchen in der Betreuung in einer Grßtagespflegestelle. Die Eltern haben ursprünglich nicht gezielt nach einem Platz in der Kindertagespflege gesucht, aber die Kindertageseinrichtungen waren ihnen zu grß und nicht überschaubar genug für ihr Kind. Wir haben die Beeinträchtigung in der Entwicklung unseres Kindes, nach Aussage der Ärzte, nicht s ernst genmmen, auch nicht über eine spezielle Förderung nachgedacht. Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, was ist wichtig, wenn unser Kind das erste Mal vn anderen betreut wird. Rückblickend war die Entscheidung für die Kindertagespflege ein ungeheurer Gewinn für uns alle. In der Kindertagespflegestelle befindet sich ein spezieller Bden, auf den kann unser Kind fallen hne sich zu verletzten. Unser Kind kann sich beim Laufen nicht s stabilisieren, ist immer sturzgefährdet und kann sich nicht auf der rechten Seite abstützen. In der Kindertagespflegestelle kann sich P. frei bewegen, kann klettern, spielen, wie jedes andere Kind auch. P. erhält die ntwendige Unterstützung durch die Tagespflegepersnen: Du schaffst das, versuch es erst mal alleine. Die zuverlässigen und knstanten Bezugspersnen beruhigen mich sehr, ich muss nicht ständig etwas neu erklären. Besnders gut tun mir die regelmäßigen Gespräche und Rückmeldungen zur Entwicklung und emtinalen Situatin meines Kindes. Alles hat Kntinuität und Wiederkennbarkeit; ich habe dies für mich als Leitbild übernmmen. Alles was hier passiert, kann ich verstehen, es ist transparent, die Eltern werden mit in das Geschehen einbezgen. Die Offenheit und Transparenz beruhigt mich sehr. Auch der Kntakt zur Fachberatung. Beide wissen sehr viel darüber was vr Ort ls ist. S erhalte ich auch Infrmatinen zu anderen Institutinen z.b. habe ich s einen Schwimmkurs gefunden. Eltern haben ein grßes Interesse, am Erwerbsleben teilzunehmen, sind aber sehr verunsichert, b die Angebte zur Kinderbetreuung dem entsprechen, was sie sich an Förderung für ihr Kind mit Behinderung vrstellen. Die Entscheidung, ihr Kind in eine Betreuung zu geben, fällt ihnen sgar dann schwer, wenn die Erwerbstätigkeit zur Existenzsicherung ntwendig ist. Das Gefühl dieser grßen Srge muss swhl vn der Fachberatung als auch vn der Kindertagespflegepersn aufgefangen werden. Der zeitliche Umfang für die Beratung und Infrmatin der Eltern, swie für das gemeinsame Finden individueller Lösungen für die Betreuungssituatin in der Kindertagespflege, erhöht sich.

Seite 24 4. Umsetzungsmdule Die in der Erhebung sichtbar gewrdenen Erfrdernisse spiegeln sich in den Inhalten der Umsetzungsmdule (Einstiegsmdul Kindertagespflegepersnen und Frtbildungsmdule Fachberatung), den Aufgaben und Herausfrderungen für die inklusive Kindertagespflege in Kapitel 5 und den daraus hervrgehenden Empfehlungen in Kapitel 6 wider. Der ffenkundig gewrdene Frtbildungsbedarf bei Fachberatungen hat uns dazu bewgen, entgegen der ursprünglichen Knzeptin und mit Zustimmung des Landesjugendamtes Rheinland, zwei aufeinander aufbauende Frtbildungsmdule für Fachberatungen anzubieten. Mit der Durchführung haben wir zwei erfahrene und mit der Thematik vertraute Referentinnen beauftragt. 4.1 Knzeptin und Durchführung eines Einstiegsmduls für Kindertagespflege- persnen zur inklusiven Kindertagespflege 2 Methde: Wrkshp mit zusätzlichem Fachinput Mitgabe eines Reflexinsbgens Mderiertes Nachtreffen zur Reflexin Zeitpunkt/-raum Ein Tagesseminar im Mai, Samstag vn 9:30-17:00 Uhr, Nachtreffen ca. 2 Wchen später vn 19:00 21:00 Uhr Teilnehmer/innen: Teilgenmmen haben 13 erfahrene und qualifizierte Kindertagespflegepersnen, vn denen einige bereits Erfahrung in der Betreuung eines Kindes mit der vn Behinderung bedrhten Kindes hatten. 2 Das Mdul wird in Frm eines Curriculums im Anhang nchmal ausführlich vrgestellt.

Seite 25 Ziele: Infrmatin zur Inklusin in der Kindertagespflege, Bewusstmachung der persönlichen Haltung zu Behinderung, Erkennen vn Berührungsängsten, Unterstützung bei der Entscheidung und Mtivatinshilfe sich für eine inklusive Kindertagespflege frtzubilden, erste Ideen zur knkreten Umsetzung in der eigenen Kindertagespflegestelle sammeln. Wesentliche Inhalte: Definitin vn Inklusin, die UN-BRK und der rechtliche Standrt der Kindertagespflege Leitlinien der Umsetzung der UN-BRK wie: Präventin, Beteiligung, Nrmalität Kinder mit besnderen Bedürfnissen dürfen und sllen an allen Aktivitäten und Angebten für Kinder im Alltag der Kindertagespflege teilnehmen Gemeinsames Anschauen des Filmes Ein Platz für Änna 3. Austausch über das Gesehene und Übertragung auf eigene Erfahrungen Auseinandersetzung mit dem Thema Haltung: Was empfinde ich beim Thema Inklusin?, Was benötige ich als Kindertagespflegepersn, um mich entscheiden zu können? Wie kann mein persönlicher Weg zur Inklusin aussehen? Ergebnisse und Feedback: Der Wrkshp wurde vn den Teilnehmer/innen sehr gut aufgenmmen. Die Auswertung ergab, dass alle neue Impulse erhalten hatten und das Thema sie berührt und nachdenklich gestimmt habe. Um inklusive Kindertagespflege anbieten zu können, wünschten sich die Kindertagespflegepersnen neben einer längerfristigen Frtbildung eine intensive Begleitung durch die Fachberatung. Einige O-Töne zum Meinungsbild: Ich finde es gut, dass das Thema Inklusin in der Kindertagespflege angekmmen ist. Ich habe Kinder mit einer Behinderung betreut. Es hat bei mir bewirkt, Kinder nch mehr als Individuum mit ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten zu sehen und zu fördern. Bei angemessener Bezahlung würde ich weniger Tageskinder betreuen, um allen gerecht zu werden. Ich wünsche mir eine enge Zusammenarbeit mit Eltern, aber auch mit Ärzten. 3 Eine Beschreibung der Inhalte des Filmes befindet sich im Curriculum zum Seminar, Autr/innen und Bestellmöglichkeiten in der Literaturliste beides im Anhang.

Seite 26 Wir (der VAMV NRW) haben uns entschlssen, die Grundqualifizierung vn Kindertagespflegepersnen zukünftig um das Einstiegsmdul inklusive Kindertagespflege zu ergänzen. Für Nachfragen zum Mdul stehen wir gerne zur Verfügung. 4.2 Frtbildung für Fachberatungen I Methde: Tagesseminar zum Thema: Vn Anfang an gemeinsam - Die Begleitung vn Kindertagespflegestellen mit besnderen Aufgaben Zeitpunkt/-raum: 6. Mai 2013 vn 10:00 16:00 Uhr Teilnehmer/innen: Teilgenmmen haben 17 erfahrene Fachberatungen aus 7 Kmmunen, zum Teil mit Erfahrung in der Vermittlung eines Kindes mit der vn Behinderung bedrhten Kindes Ziele: Erarbeitung vn Vraussetzungen inklusive Kindertagespflegestellen zu beraten und zu begleiten Wesentliche Inhalte (s. Ausschreibung): Gesetzliche Grundlagen und Umsetzungsmöglichkeiten, Vraussetzungen vn Fachberatung, beratende und begleitende Elterngespräche, Vernetzung vr Ort, ntwendige Vraussetzungen vn Kindertagespflegepersnen

Seite 27 Ausschreibung: Mdellprjekt: Vn Anfang an gemeinsam Jungen und Mädchen unter drei Jahren mit und hne Behinderung in der Kindertagespflege Die Begleitung vn Kindertagespflegestellen mit besnderen Aufgaben Dieses Frtbildungsangebt richtet sich an Fachberater/innen in der Kindertagespflege, die inklusive Kindertagespflegestellen aufbauen wllen. Im Rahmen des Mdellprjekts vn Anfang an gemeinsam hat sich herausgestellt, dass Kindertagespflege ein guter Ort für die gemeinsame Betreuung und Förderung vn Kindern mit und hne Behinderung ist. Hier ergeben sich besndere Herausfrderungen für die Fachberatung, gerade auch mit Blick auf die spezifischen Aufgaben und Beratungssituatinen. Dch welche Vraussetzungen, Kenntnisse und Fachwissen sind ntwendig, um eine gute Beratung und Begleitung vn Eltern und Tagespflegepersnen zu ermöglichen? In diesem Seminar werden flgende Themen bearbeitet: Gesetzliche Grundlagen und Umsetzungsmöglichkeiten Vraussetzungen für die Fachberatung Beratung und begleitende Elterngespräche Fachliche Unterstützung der Kindertagespflegepersnen Wie kann eine inklusive Vernetzung vr Ort aussehen? Termin: 06. Mai 2013 10.00 Uhr 16.00 Uhr Referentin: Astrid Sult, Fachreferentin Prjekt Qualitätssicherung Bundesverband für Kindertagespflege, Berlin TN-Zahl: 16 Ort: VAMV NRW e. V. Geschäftsstelle Rellinghauserstr.18, 45128 Essen Ergebnisse und Feedback: Das Seminar wurde vn den Teilnehmer/innen als gut bewertet. Die Auswertung ergab, dass die fachliche Vraussetzung und Qualifizierung vn Kindertagespflegepersnen, Fragen zur Finanzierung swie die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung zum Thema vn besnderem Interesse waren Vertiefungswünsche für weiterführende Seminare wurden zu den Themen Beratung und Begleitung vn Kindertagespflegepersnen und Eltern angemeldet Als psitiv wurde die kleine Seminargruppe bewertet

Seite 28 Einige O-Töne zum Meinungsbild: Gute Diskussinsatmsphäre! Ich brauche nch mehr Handwerkszeug. Das Interesse aller Fachberatungen an dem Thema hat mir gefallen und der gleiche Strang an dem wir ziehen. Ich wünsche mir einheitliche Leitfäden und Richtlinien. Mir fehlt die Psitin des Landes NRW zur Inklusin in der Kindertagespflege. Mehr Frtbildung!!! Mehr Vertiefung und Vernetzung vn Fachberatung. Ich glaube, es ist schwierig, die unterschiedlichen Umsetzungen in den Kmmunen auf einen Nenner zu bringen. Vielen Dank!!! 4.3 Frtbildung für Fachberatungen II Methde: Tagesseminar zum Thema: Inklusin in der Kindertagespflege - eine Herausfrderung für Fachberatung Zeitpunkt/-raum: 26. Juni 2013, vn 10:00 16:00 Uhr Teilnehmer/innen: Teilgenmmen haben 16 erfahrene Fachberatungen aus 10 Kmmunen, zum Teil mit Erfahrung in der Vermittlung eines Kindes mit Behinderung der drhender Behinderung Ziele: Infrmatinen über Behinderung und ihre Bedeutung für den Alltag vermitteln. Ein Verständnis vn heilpädaggischem Handeln, der Bedeutung vn Inklusin und der eigenen Haltung hierzu entwickeln, mit Blick auf die Aufgaben einer Fachberatung Wünsche der Teilnehmer/innen aus dem ersten Fachseminar aufgreifen

Seite 29 Wesentliche Inhalte (s. Ausschreibung): Infrmatin zu Behinderungsfrmen und welche Bedeutung es für Eltern mit Kindern unter drei Jahren hat, ein Kind mit Behinderung zu haben Erarbeitung der Frage: Wie sllen Eltern und Fachberatungen beraten werden? Bedarfe vn Kindern unter drei Jahren in Bezug auf Inklusin Ausschreibung: Mdellprjekt: Vn Anfang an gemeinsam Jungen und Mädchen unter drei Jahren mit und hne Behinderung in der Kindertagespflege Inklusin in der Kindertagespflege eine Herausfrderung für Fachberatung Fachberatungen stehen vr grßen Herausfrderungen, wenn es darum geht, Kinder unter drei Jahren mit und hne Behinderung in entsprechende Kindertagespflegestellen zu vermitteln. Oft fehlt das Wissen über die Themenbereiche der Heilpädaggik, Behinderungsfrmen und die Situatin vn Eltern mit einem behinderten Kind der welche Tagesmutter, welcher Tagesvater ist geeignet, mit einem Kind mit Behinderung umzugehen? Für die Fachberatung stellt sich die Frage, wie sie Eltern und Kindertagespflegepersnen beraten und eine Auswahl an Kindertagespflegepersnen treffen kann, damit ein Kind ptimal betreut wird. Im Rahmen des Seminars werden wir uns mit flgenden Themen beschäftigen: Behinderungen dargestellt an Beispielen und Was bedeutet es für Eltern mit Kindern unter drei Jahren, ein Kind mit Behinderung zu haben? Bedarfe vn Kindern unter drei Jahren- Bebachtungsbgen für Kinder unter drei Jahren IPS Methde. Termin: 26.Juni 2013 09.00 Uhr 16.00 Uhr Referentin: Krnelia Schlaaf- Kirschner Institut für Praxisberatung und Supervisin DGSv TN-Zahl: 16 Ort: VAMV NRW e. V. Geschäftsstelle Rellinghauserstr.18, 45128 Essen Ergebnisse und Feedback: Das Seminar wurde vn den Teilnehmer/innen als sehr gut bewertet Die Auswertung ergab, dass flgende Themen und Fragestellungen für die Teilnehmer/innen vn besnderem Interesse waren: Wie kann das Thema Inklusin nrmalisiert werden? Die persönliche und gesellschaftliche Haltung zu Menschen mit Behinderung

Seite 30 Welche Aufgaben hat Fachberatung in der inklusiven Kindertagespflege und wie ist der Mehraufwand einzuschätzen? Die Beratung vn Eltern vn Kindern mit Behinderung Wie muss ein Bebachtungsbgen zur Einschätzung vn Entwicklung aussehen? Inklusin in der Kindertagespflege und ihr Stellenwert Vertiefungswünsche bestehen in den Bereichen: Beratung und Begleitung vn Kindertagespflegepersnen und Eltern Gesprächsführung Netzwerke und Netzwerkarbeit zur Inklusin Einige O-Töne zum Meinungsbild: Gefallen haben mir die emtinale Ansprache und der hhe Mtivatinsschub, den ich erhalten habe. Knkret, praxisnah, direkt!! Sehr praxisnah, gefallen hat mir die Erfahrung der Referentin. Mir fehlen Finanzierungsmdelle und wie ich Anträge frmulieren kann. Interessante Gestaltung der Frtbildung durch die Referentin. Alles gut, kmme immer gerne wieder. Zielgerichtete und regelmäßig angebtene Frtbildungen für Fachberatungen unterstützen den Przess, Inklusin in der Kindertagespflege als Nrmalität zu verankern. Seminarangebte erleichtern den Austausch und die Vernetzung untereinander, auch über die Frtbildungen hinausgehend. Fachwissen wird infrmell weitergereicht, knkrete Umsetzungsideen gebten und durch den persönlichen Austausch (mralische) Unterstützung durch Klleg/innen ermöglicht. 5. Ergebnistransfer: Aufgaben und Herausfrderungen für die inklusive Kindertagespflege 5.1 Besndere Aufgaben und Herausfrderungen für die Fachberatung Um Inklusin in der Kindertagespflege zu verankern und als selbstverständliches Angebt für Eltern mit Wahlrecht und Rechtsanspruch zu ermöglichen, kmmt auf Fachberatungen ein erweitertes Aufgabenspektrum zu. Unabhängig vn den jeweiligen Entwicklungsvraussetzungen und Bedürfnissen eines Kindes im Alter unter drei Jahren gilt es, das Recht auf Teil-

Seite 31 habe und den Anspruch auf Bildung, Betreuung und Förderung in der Kindertagespflege im Rahmen vn Inklusin umzusetzen. Dreh- und Angelpunkt der Fachberatung ist, wie bei allen anderen Kindern auch, die passgenaue Vermittlung. In der Vermittlung werden in den ersten Gesprächen, neben der Beratung zur individuellen Betreuung, das persönliche Erleben der Eltern mit ihren Srgen und bisherigen Erfahrungen rund um den Alltag mit ihrem Kind mit Behinderung im Mittelpunkt stehen. Rein praktisch ist es wahrscheinlich, dass statt eines Beratungsgesprächs zu Beginn der Vermittlung zwei der drei Gespräche benötigt werden. Je nach Situatin des Kindes ist es sinnvll, einen Teil der Gespräche im Haushalt der Eltern stattfinden zu lassen. Die Fachberatung muss deutlich tiefer in das Erleben der Eltern und den Alltag der Familie eintauchen, um u.a. flgende Fragen im Vrfeld zu klären: Welche Behinderung der Entwicklungsverzögerung liegt vr? Was bedeutet dies für den Alltag des Kindes? Welche Srgen und Ängste bewegen die Eltern in Bezug auf eine Betreuung? Muss z.b. die Frühförderung integriert werden? Muss die Tagespflegepersn Medikamente verabreichen? Sind im Vrfeld Gespräche mit Therapeuten, Ärzten der anderen für das Handling ntwendig? Braucht es bestimmte Ausstattungsgegenstände? Muss die Kindertagespflegestelle mit Blick auf individuelle Barrierefreiheit ausgesucht bzw. verändert werden? Sind die Eltern bereit eine Schweigepflichtsentbindung, die für den Kntakt zu Therapeuten /Ärzten eventuell ntwendig ist, zu unterschreiben? Die Auswahl einer Kindertagespflegestelle wird sich für die Fachberatung durch die Klärung dieser Fragestellungen aufwendiger gestalten. Sie muss den Przess der Entscheidungsfindung bei den Eltern als auch bei der in Frage kmmenden Kindertagespflegepersn intensiv begleiten. Fachberatung und Kindertagespflegepersn besprechen die Infrmatinen, um gemeinsam herauszufinden, inwieweit die Förderung mit den besnderen Herausfrderungen in der mmentanen Situatin der Kindertagespflegestelle geleistet werden kann, und welche Veränderungen es mit sich bringen würde? Hierzu werden auch gemeinsame Gespräche mit Fachberatung, Eltern und Kindertagespflegepersn erfrderlich sein, um im Austausch mit den Eltern zu verstehen, was die Kindertagespflegepersn in ihren Alltag integrieren kann und muss. Dieser Beratungsprzess muss u.u. für eine Vermittlung mit mehreren

Seite 32 Kindertagespflegepersnen durchlaufen werden, wenn Kind, Familie und Kindertagespflegestelle im ersten Anlauf nicht zueinander passen. Je nach Erfahrungen der Kindertagespflegepersn können nach der Vermittlung z.b. in der Eingewöhnungsphase weitere Fragen auftauchen, die gemeinsam mit Fachberatung und Eltern besprchen werden müssen: Wie kann ich (die Kindertagespflegepersn) das umsetzen? Was benötige ich an Unterstützung? W entdecke ich in der Praxis dch Ängste, (wenn z.b. ein Kind beatmet der künstlich ernährt werden muss)? etc. Die Fachberatung hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe, Unterstützungsstrukturen für Eltern und Kindertagespflegepersnen im Überblick zu haben. Das bedeutet Austausch und Weitergabe vn Infrmatinen über wichtige Ansprechpartner/innen vr Ort, wie z.b. Frühförderstellen, Behindertenreferat, integrativen Kindergärten etc. (s. Exkurs Vernetzung). Ziel dieser Vernetzung ist es, die Zusammenarbeit zwischen Kindertagespflegepersnen, Eltern und Therapeut/innen im Alltag der Kindertagespflege zur Entwicklungsförderung des Kindes zu nutzen der Schulungen für ein bestimmtes Handling abzusprechen. Nach der Vermittlung wird die Fachberatung regelmäßige Gespräche mit der Kindertagespflegepersn vereinbaren und gemeinsam Elterngespräche durchführen. Je nach Behinderung des Kindes ist anzunehmen, dass es zu außergewöhnlichen Ereignissen, Ntfallsituatinen kmmt (z.b. epileptischer Anfall, plötzliche Fieberschübe, ansnsten eher harmlse Erkrankungen wie Erkältungen der Durchfall können lebensbedrhliche Ausmaße annehmen...). Die Kindertagespflegepersn sllte dann mit slchen Situatinen umgehen können bzw. umzugehen lernen. Die Fachberatung hat die Aufgabe die Kindertagespflegepersn dabei zu begleiten bzw. Gespräche anzubieten der zu mderieren. Fachberatung muss an dieser Stelle mehr Zeit für den Austausch mit Eltern einplanen. Über das übliche Maß hinausgehend brauchen Eltern vn Kindern mit Behinderung mehr Sicherheit und Rückmeldung, dass ihr Kind in guten Händen ist und eine ptimale Entwicklungsförderung erfährt. Eltern nutzen die Kindertagespflegepersn auch als Anlaufstelle, um sich einfach mal Srgen und Ängste vn der Seele reden zu können. Fachberatungen müssen den Tagespflegepersnen bei all den beschriebenen Herausfrderungen, neben der fachlichen Beratung, einfach den Rücken stärken. Die Fachberatung berät die Kindertagespflegepersn bei der Knzepterstellung und Gestaltung der Kindertagespflegestelle. Gegebenenfalls unterstützt sie Kindertagespflegepersnen und Eltern bei der Antragstellung für Hilfsmittel. Die Fachberatung muss infrmiert sein über die Auswirkungen bestimmter Behinderungen. Sie muss Ansprechpartner bei

Seite 33 verschiedenen Fachdiensten kennen, die sie im Einzelfall ansprechen kann, um Ausnahmesituatinen in der inklusiven Kindertagespflege einschätzen zu können und für die entsprechende Qualifizierung vn Kindertagespflegepersnen zu srgen. Mit der Einrichtung inklusiver Kindertagespflege werden sich aller Vraussicht nach zusätzliche Verwaltungsarbeiten ergeben. Hier wird es u. a. die Aufgabe der Fachberatung sein, Anträge zu frmulieren und Stellungnahmen zu schreiben, damit für Eltern und Kindertagespflegepersn die Betreuung finanziert wird der Eltern zu Rahmenbedingungen der Finanzierung zu beraten (Beantragung eines Behindertenausweises, ärztliche Stellungnahmen etc.). Um all diese Herausfrderungen erfüllen zu können, ist es erfrderlich die Fachberatung mit entsprechenden Frtbildungen der z.b. durch Fallsupervisin zu stärken. Zusätzliche Anfrderungen an die Fachberatung im Überblick: Eltern mehrere Beratungsgespräche im Vrfeld der passgenauen Vermittlung Hausbesuche bei den Eltern vr der Vermittlung Umfängliche Begleitung und Beratung der Eltern während der Eingewöhnung und der Betreuung Ltsenfunktin für Eltern ins Netzwerk Inklusin Tagespflegepersnen Regelmäßige Hausbesuche im ca. 4 Wchen Rhythmus bei der Kindertagespflegepersn Umfängliche Begleitung und Beratung vn Kindertagespflegepersnen während der Betreuung Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Knzeptin Ltsenfunktin für Tagespflegepersnen ins Netzwerk Inklusin Wissenstransfer an die Kindertagespflegepersn Fachberatungsstelle Aufbau und Sicherung eines Netzwerkes Inklusin Organisatin vn Frtbildungen und Supervisin für Kindertagespflegepersnen Aneignung vn Fachinfrmatinen und wissen im Kntext unterschiedlicher Frmen vn Behinderungen/ Entwicklungsverzögerungen/ chrnischen Krankheiten Erarbeitung vn Stellungnahmen und Öffentlichkeitsarbeit

Seite 34 5.2 Besndere Herausfrderungen für inklusiv arbeitende Kindertagespflegepersnen Die Kindertagespflegepersn ermöglicht mit der Schaffung vn inklusiver Kindertagespflege schn im frühkindlichen Bereich Kindern das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das Erleben vn nrmalem Aufwachsen im Kntakt mit anderen kleinen Kindern im außerfamiliären Bereich, bietet Erfahrungen durch gemeinsames Spielen und Lernen im Alltag der Kindertagespflegestelle. Die Kindertagespflegepersn übernimmt die Aufgabe jedes Kind individuell zu fördern und gestaltet den Alltag für ein Kind mit Behinderung entsprechend seinen persönlichen Möglichkeiten. In diesem Rahmen srgt die Kindertagespflegepersn für eine individuelle Barrierefreiheit durch Veränderungen in den Räumen der durch die Bereitstellung vn Hilfsmitteln. Im Vrfeld der Betreuung und vr allem auch während der Eingewöhnungszeit sind verschiedenste inhaltliche und rganisatrische Absprachen mit der Fachberatung und den Eltern ntwendig und entsprechende Zeitressurcen einzuplanen. Hinzu kmmt die Zusammenarbeit mit Therapeut/innen und Knsultatinen vn Ärzt/innen. Abhängig vn der Behinderungsfrm kmmt ein erhöhter Versrgungs- und Pflegebedarf für das Kind mit Behinderung auf die Kindertagespflegepersn zu. Diese muss sich, angepasst an die Frm der Behinderung, spezielles Wissen für das Handling des Kindes aneignen. Sie begleitet und dkumentiert den Entwicklungsprzess des Kindes, besucht gegebenenfalls auch Therapien mit dem Kind bzw. integriert Therapiestunden in den Alltag der Kindertagespflegestelle. Im Alltag in der Kindergruppe gilt es zu berücksichtigen, dass sich Kinder mit Behinderungen in ihren Reaktinen anders verhalten als nicht behinderte Kinder. Die Kindertagespflegepersn muss die Auswirkungen der einzelnen Behinderungsfrmen auf Verhalten und Entwicklungsprzesse kennen bzw. sich dieses Wissen aneignen. Insgesamt werden sich Abläufe in der Kindertagespflegestelle aller Wahrscheinlichkeit nach verändern und anders gestaltet werden müssen (wie gemeinsames Essen und Spielen, Besuche auf dem Spielplatz der ähnliches). In diesen Veränderungsprzess müssen selbstverständlich alle anderen zu fördernden Kinder und deren Eltern miteinbezgen werden. Die Kindertagespflegepersn muss mit viel Sensibilität und Überzeugungskraft ihr pädaggisches Knzept gegenüber allen Eltern vertreten. Sie wirbt um ein Selbstverständnis vn Inklusin, beschreibt die Vrteile des gemeinsamen Lernens und nimmt etwaige Srgen der Eltern ernst, wie z.b. die Frage, b die Kindertagespflegepersn auch weiterhin genug Zeit hat, sich um jedes Kind liebevll zu

Seite 35 kümmern und individuell zu fördern? Für die Umsetzung benötigt die Kindertagespflegepersn überdurchschnittliche kmmunikative Fähigkeiten. Sie muss vn ihrem Knzept überzeugt sein. Damit die hhen Ansprüche an die Kindertagespflegepersn erfüllt werden können, braucht diese mehr fachlichen Austausch und Reflexin mit der Fachberatung. Die enge Begleitung gibt den Kindertagespflegepersnen Kraft, Vrurteilen zu begegnen und Lösungen für jede Art vn Alltagsprblemen zu finden. Kindertagespflegepersnen, die bereits unter heutigen Bedingungen inklusiv arbeiten, haben in unseren Wrkshps den letzten Aspekt explizit als Wunsch hervrgehben. Zusätzliche Anfrderungen an die Kindertagespflegepersn im Überblick: Knzepterweiterung und Vertretung des Knzeptes Umfängliche Elterngespräche zur Vertrauensbildung im Vrfeld einer Vermittlung Zeitintensivere Eingewöhnung der Kinder und umfassendere Gespräche mit den Eltern auch während dieser Phase Begleitung und/ der Unterstützungen der Kinder bei therapeutischen Maßnahmen Gestaltung der Übergänge in die Kindertageseinrichtung Ntwendige Anpassung der Ausstattung Vernetzung und Netzwerkarbeit Teilnahme an speziellen Qualifizierungen/ Frtbildungen und Supervisin 6. Empfehlungen Die nachflgenden Empfehlungen haben wir auf der Grundlage sämtlicher Ergebnisse des Mdellprjektes frmuliert. Miteingeflssen sind Impulse aus der vrhandenen Literatur und nicht zuletzt unsere langjährigen Erfahrungen aus der Arbeit in der Kindertagespflege. Bevr wir in die einzelnen Empfehlungsbereiche einsteigen, eine grundsätzliche Frderung vrweg: Kindertagespflege muss ein gleichberechtigtes Angebt im kmmunalen Fördersystem für Kinder mit Behinderungen unter drei Jahren sein.

Seite 36 6.1 Finanzierung a) Fachberatungen Bereitstellung der dppelten Persnalressurce für ein Kind mit Behinderung. Bereitstellung eines Budgets für die Frtbildungen der Fachberatung b) Entgeltleistungen für Kindertagespflegepersnen 3,5-fache Entgeltleistung an die Tagespflegepersn bei attestierter Behinderung eines Kindes unter drei Jahren, analg zur Kindertageseinrichtung. Damit sll eine gleichzeitige Platzreduzierung in der Kindertagespflegestelle (max. 4 Plätze, davn 1 Kind mit attestierter Behinderung) verbunden sein. Einführung eines Verfahrens mit unterschiedlichen Akteuren (z. B. Fachberatung, Jugendamt, Frühförderstelle, Gesundheitsamt) zur Feststellung eines besnderen Förderbedarfes. Die Entgeltleistung an die Tagespflegepersn muss sich an dem jeweiligen Förderbedarf rientieren. frtlaufende Entgeltzahlung bei Krankheit, Krankenhausaufenthalten der einer Kur des Kindes an die selbstständig tätige Kindertagespflegepersn sind sicherzustellen. Vraussetzung ist, dass das Kind in die Kindertagespflegestelle zurückkehren wird. Übernahme der Ksten durch Kmmune der Land für eine umfassendere Grundqualifizierung und die Frtbildungsksten für Kindertagespflegepersnen

Seite 37 6.2 Vraussetzungen und Geeignetheit der Kindertagespflegepersn und der Kindertagespflegestelle a) Die Kindertagespflegepersn Die Erfüllung der gesetzlich vrgegebenen Eignungskriterien wird vrausgesetzt. Darüber hinaus sllte die Kindertagespflegepersn grundsätzlich eine psitive Haltung zur Inklusin besitzen über ausgeprägte kmmunikative Fähigkeiten verfügen Erfahrung in der Kindertagespflege haben an einer ergänzenden Frtbildung/ Qualifizierung zur inklusiven Kindertagespflege teilgenmmen haben bzw. bereit sein, daran teilzunehmen sich zu einer intensiven Zusammenarbeit mit der Fachberatung verpflichten b) Die Kindertagespflegestelle Die räumliche Ausstattung rientiert sich an dem Bildungsauftrag der Kindertagespflege und an den Vrgaben zur Kindersicherheit der Räume die Barrierefreiheit rientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Kinder Je nach Behinderungsfrm sllten die Whnung bzw. die Räume Therapiebehandlungen ermöglichen Spielmaterial und gegebenenfalls ntwendige Hilfsmittel werden auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt Das Bildungsangebt ist s zu gestalten, dass das Kind mit Behinderung an allen Angebten selbstverständlich teilhaben kann, um das Spiel und den Alltag selbstwirksam erleben zu können. Die Kindertagespflegepersn unterstützt dabei die individuelle Selbstbeteiligung und Selbsterfahrung

Seite 38 6.3 Frtbildungen a) Fachberatungen Wir empfehlen die Durchführung vn Frtbildungen in Seminarfrm. Im Rahmen der Veranstaltungen sllte, neben den inhaltlichen Schwerpunkten, dem Austausch und der Vernetzung der Teilnehmer/innen ausreichend Raum gebten werden. Zu den fachlichen Inhalten gehören z.b.: die rechtliche Situatin vn Inklusin die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung die Situatin vn Eltern/ Familien vn Kindern mit der mit drhender Behinderung Beratung und begleitende Elterngespräche Beratung und Begleitung inklusiv arbeitender Kindertagespflegepersnen Basiswissen über heilpädaggisches Handeln Basiswissen über Behinderungen und ihre Auswirkungen Inklusive Vernetzung vr Ort ( ) b) Kindertagespflegepersnen Als Entscheidungshilfe für Kindertagespflegepersnen inklusiv zu arbeiten, empfehlen wir das Einstiegsmdul. (siehe Punkt 4.1 und Anhang) in die Grundqualifizierung zu integrieren. Für die weitergehende Frtbildung vn Kindertagespflegepersnen verweisen wir auf die Ergebnisse des Kölner Mdellprjektes vn wir für pänz e.v., die eine Qualifizierung im Rahmen ihres Prjektes knzeptiniert und durchgeführt haben. Über das Einstiegsmdul hinausgehend, sllten flgende Schwerpunktthemen bearbeitet werden: Chancen und Grenzen vn Inklusin in der Kindertagespflege Der vrurteilsbewusste Umgang mit Familien mit Kindern mit Behinderung Umgang und Reflexin vn schwierigen Situatinen Entwicklung eines pädaggisches Knzept für die eigene inklusive Kindertagespflegestelle Gesprächsführung in Eltern- und Therapeutengesprächen Kennen und verstehen lernen der besnderen Situatin vn Familien mit Kindern mit Behinderung

Seite 39 Vertiefung vn individuellen Entwicklungs- und Bildungsprzessen Pflege im Alltag der Kindertagespflege und ihre Einbindung in das Bildungs- und Erziehungsknzept Wissen über gesetzliche Rahmenbedingungen Basiswissen über verschiedene Behinderungsfrmen, Krankheitsbilder und Therapiefrmen Aufgabe der Akteure in der frühkindlichen Bildung ist es - unter Berücksichtigung der UN-BRK - den Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung der in einer Kindertagespflegestelle für Kinder u3 umzusetzen. Dies wird nicht hne zusätzliche finanzielle Mittel möglich sein. Die Herausfrderung der praktischen Umsetzung besteht darin, alle Beteiligten auf dem Weg zur inklusiven Kindertagesbetreuung mitzunehmen. Dies kann nur gelingen, wenn wir Orte und Räume schaffen, in denen sich Haltungen und gesellschaftliche Veränderungen angstfrei entwickeln können. Die Kindertagespflege bietet dies vn Anfang an.