Inklusion in Norwegen nach Auflösung der Heimstrukturen Ein fachliches Thema oder ein Thema der Umsetzung der Bürgerrechte für Menschen mit Behinderung? Roland Schwarz, Førde
Wittgenstein und ich
Samfunn for alle Die Gesellschaft für alle Verantwortungsreform 1991 Kritik an institutionellen Lösungen Gro-saken, Solsaken etc. Grosse Differenz zwischen öffentlichen Zielzetzungen und der reelen Lebenssituation Ca. 20.000 Geistigbehinderte Menschen in Norwegen 1987 lebten 5250 Personen in Institutionen Seit 1971 Diskussion über Bedarf an Reform NOU1985 Lebensverhältnisse in Institutionen sind unter menschlichen, sozialen und kulturellen Aspekt nicht länger akzeptierbar Die Reform war ein politischer Beschluss Bürgerrechte für alle - wurde aber nicht von allen Fachleuten und Eltern geteilt Der Einfluss der Medien im Reformprozess
Zielsetzung und Anspruch der Reform Das Herantasten an den normalen Alltag Geistig behinderte Menschen sollen sich als vollwertige Mitglieder in der Gesellschaft fühlen. Schrittweiser Abbau von Sondergesetzen, Verordnungen und Sonderdiensten keine Sonderschulen Wohnen und Leben in der eigenen Kommune Aufgabendelegation: Kommune leistet alle Dienste durch ihren Apparat. Leistungen sollen sich an den individuellen Bedürfnissen richten
Dienstleistungen für behinderte Menschen Behinderte Menschen haben Anspruch auf Dienste die koordiniert sind. Individueller Plan und koordinierte Kommunalpolitik geben die Grundlage dafür Früher: Ganzheitliche Versorgung in Institutionen, staatliche Sondereinrichtungen, überörtliche Verantwortung Heute: Ganzheitliches Angebot in der Kommune, kommunale Verantwortung Staatliche Zuschüsse an die Kommune für besondere Pflege und Betreuungsdienste Dienste für alle Einwohner von den gleichen Instanzen (keine Sonderdienste für Behinderte) Dienste in der Kommune: Rehabilitering Gesundheitsdienst Sozialdienst (Arbeitsverwaltung und Sozialversicherung) Kindergarten Grundschule Weiterführende Schule Erwachsenenbildung Wohnangebote Kultur Personal/Assistenz Aktivität / Arbeit Transport
Kindergarten ab 1,5 Jahre 10% Entlastungsangebot Kindergarten und Schule in der Nachbarschaft Borghild sollte den meisten Nachbarn bekannt sein Einschulung mit der gleichen Altersgruppe, kein verspäteter Schulstart aufgrund von praktischen und pädagogischen Gründen Inklusion fängt im Kindergarten an! Gry, Borghild und Eirik Zukunftsplanung der schrittweise Übergang ins eigene Leben 18 Jahre 60% Entlastung; 2009 kommunal Wohnangebot; 2010 eigene Wohnung mit Base für Assistenten
Førde Kommune Alle Kindergärten in der Kommune müssen Kinder mit Behinderung aufnehmen Eltern haben ein Recht auf einen Kindergartenplatz und auf Nähe zu ihrer Wohnung Nur 2 Kindergärten haben Pädagogen mit Zusatzausbildung eingestellt und haben eine besonderst angepasste Ausstattung für behinderte Kinder Personal in den übrigen Kindergärten wird durch ambulierende Fachleute/Pädagogen beraten/verstärkt Förderung geschieht gemeinsam durch die ambulierenden Fachpersonen und Personal im Kindergarten In einer Förderstunde (20 min) werden auch andere Kinder miteinbezogen
Auch Borghild hat ein Recht auf blaue Flecken und Schürfwunden Viele Eltern sollten auf einige Ressourcen verzichten um in einen inkludierenden Prozess zu kommen Klassenkameraden sollen von Anfang an Mit-Assistenten sein und Verantwortung einüben Lehrer klagen über zuviel Verantwortung Angst? Weniger isolierte Förderstunden dafür mehr gemeinsame Unterrichtsstunden die den behinderten Schülern Erlebnis, Zusammenspiel und Aktivität bieten Elternbesprechung die vermisste Frage nach dem Wohlbefinden von Borghild Die Aufgabe des Lehrers ist auch die Bedürfnisse und Probleme von behinderten Schülern an andere Eltern zu vermitteln Borghild und die Einladung zum Geburtstag Inklusion als individueller Prozess
Eine Frage der Zumutung?
Von der geschlossenen Abteilung, nach 50 Jahren, in die offene Gesellschaft Rückkehr in die Kommune Bereicherung für das Gemeinwesen? Odd und die soziale Etikette
Die verschwundene Revolution - Mängel und Kritik nach der Reform (2001) Keine zufriedenstellende (vorbeugende) kommunale Gesundheitsversorgung, mangelnde psychiatrische Versorgung Kompetenz über geistigbehinderte Menschen in allgemeinen Diensten immer noch mangelhaft Fehlendes integratives Freizeitangebot Vereinsamungstheorie Hoher Personalbedarf und Rekrutierungsprobleme Wohnungswahl wird oft ohne wesentliche Beteiligung der betroffenen Person entschieden Selbstbestimmung (brukermedvirkning) weiterhin unterentwickelt (jedoch mehr Bestimmung über den eigenen Alltag) Mängel: Soziale Kontakte, Arbeit und Beschäftigung, Freizeit Integration in den Schulen fragwürdig 40% wohnen noch in der Nähe von ehemaligen Institutionen (jedoch generell guter Wohnstandard)
1991 Auflösung von Heimstrukturen 2009 Die schleichende ReInstitutionalisierung Eine neue Generation von jungen Fachleuten ist gekommen die frühere Institutionen nicht kennen aber mit behinderten Menschen zusammen aufgewachsen sind. Wohnformen Empfohlener Standard: Nicht mehr als 4 Menschen mit Anspruch auf Diensten an einen Platz (Anspruch auf eigene Wohnung minimum 50m2)
Gesellschaft für Alle Samfunn for alle - Erfahrungen aus Norwegen Ein langer Prozess der gegenseitigen Gewöhnung, Sichtbarmachung und persönlichen Toleranz Ein Prozess der im Kindesalter beginnen muss Ein Prozess der Rückschläge in Kauf nehmen und ständig evaluiert werden muss