Sauerbrut eine heimtückische Brutkrankheit!



Ähnliche Dokumente
Rasante Ausbreitung der Sauerbrut

Bienenkrankheiten und deren Diagnostik

Faulbrut und Sauerbrut. Präsentation von Niklaus Gschwend vom

Das leise Summen. Damit wir es nicht erst hören, wenn es verstummt. Autor: Walter Gasser VDRB

Faulbrut und Sauerbrut. Präsentation von Niklaus Gschwend vom

Bienenerkrankungen. Diagnostik ausgewählter

Sauerbrut eine heimtückische

Sauer- und Faulbrut geht uns alle an!

Amerikanische Faulbrut (AFB) Steirische Imkerschule Mag. Birgit Esterl

Amerikanische Faulbrut. Monitoring-Programm. Dr. Andreas Schierling. Tiergesundheitsdienst Bayern e.v.

(Für den Kleinimker) Erkennen von Brutkrankheiten Massnahmen um Brutkrankheiten zu vermeiden. Autor: Hans-Peter Egger

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. "Amerikanische" Faulbrut

Erfolgreiche Bekämpfung der Amerikanischen (und Europäischen) Faulbrut am Beispiel Niedersachsen in DE

Prävention und Bekämpfung von Bienenseuchen - Rechtliche Grundlagen

Organisation der Seuchenbekämpfung Schulungsunterlage für Fach- und Gesundheitswarte in Bayern Stand: November 2015

Information Hans Sonderegger Salez

HONIGQUALITÄT UND ANTIBIOTIKARÜCKSTÄNDE

Sauerbrutsanierung Werdenberg August 2010

Bakterielle Infektionen der Honigbiene

Gesundheitszeugnis und AFB-Monitoring

betreffend die Massnahmen gegen die Bienenkrankheiten

Infektion mit Microcytos mackini

Text zu Film Achtung Sauerbrut (Bienenkrankheit) Kategorie: Infos und Desease Awareness Version: Schlusstext zur Endabnahme

Amerikanische Faulbrut

Bienengesundheit. Helmut Gerken Zuchtobmann aurich.de aurich.de

Kleiner Beutenkäfer. Aufbau 1. Aktuelle Situation 2. Aussehen 3. Lebenszyklus 4. Schäden 5. Bekämpfung 6. Verhalten der Imkerinnen und Imker

Massnahmen im Seuchenfall von Sauerbrut (Europäische Faulbrut) bei Bienen

Faulbrut - Merkblatt

Der Bienengesundheitsdienst im TGDBayern e.v.

Trichomonadenseuche des Rindes

Infektion mit Bonamia ostreae

In diesem Sinne ist also eine ganzheitliche bienengerechte Betriebsweise gefordert.

betreffend die Massnahmen gegen die Bienenkrankheiten

Technische Weisungen Pseudotuberkulose-Sanierungsprogramm der Ziegen

Merkblatt. Trinkwasseruntersuchungen im Rahmen des AMA-Gütesiegels Richtlinie Obst, Gemüse und Speiseerdäpfel Version März/11

Koordinierte Varroabehandlung

Viren, eine spät sichtbare Gefahr für unsere Bienen

Auswertung des Monitoring zur Amerikanischen Faulbrut bei Bienen in Sachsen-Anhalt (AFB-Monitoring)

Prüfung verschiedender Bienenherkünfte auf Varroatoleranz

Leitlinie zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut der Bienen in Deutschland

Das filamentöse Virus (FV) der Bienen aus der Sicht eines Elektronenmikroskopikers

Tabelle 1: Verteilung der 890 Untersuchungseinsätze und Futterkranzuntersuchungen auf die Kreisimkervereine

Amtliche Bekanntmachung des Kreises Stormarn

Infektion mit Marteilia refringens

Kleiner Beutenkäfer. Gekommen um zu bleiben?

Saisonhock 2014 Restaurant Edlibacherhof,

Antibiotikaresistenz: Carbapenemase-bildende Keime in Nutztierbeständen

Kurzbericht über die im Rahmen der Infektionskrankheiten-Surveillance nach IfSG in Hamburg registrierten Krankheiten

INFORMATION ÜBER DEN FEUERBRAND!

Wachsumstellung im Rahmen der Bioimkerei

Amtliche Bekanntmachung. des Kreises Stormarn

Die Varroamilbe - ein Ektoparasit an der Honigbiene II

Merkblatt über. die Hämorrhagische Virus-Septikämie. (VHS, Forellenseuche, Egtved-Krankheit)

Phytophthora Krankheit

Zukunft Biene Beurteilung der Bienensterblichkeit in Österreich 1. Bienenstandbesuch, Juli 2015 [Bienenstand Nr: OÖ1-Besuch1]

Wissenschaftlicher Bericht

TUBERKULOSE Ansteckungswege, Erkennung und Behandlung

Alternative Varroabekämpfung

NACHWEIS von FEUERBRAND an PFLANZENPROBEN im LABOR

Brachyspiren: Bisherige Erfahrungen in der Schweiz

Gesundheitsprophylaxe bei Kälbern - eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Paratuberkulose. Dr. Ulrike Hacker Rindergesundheitsdienst der TSK M-V

Auftreten von Xylella fastidiosa in Sachsen Februar 2017 Dr. Maureen Möwes

Bedeutung und Methoden der Befallskontrolle

Enterovirus/Parechovirus Infektionen. Daniela Huzly Institut für Virologie Freiburg

Einfache Koninginnenvermehrung. Doppen methode

Das EliA System. nn Protokolle, QC- und Rohdaten leicht zugänglich nn Optionaler Anschluss an die Laborsoftware nn Detailliertes QC-Management

HPV-Antikörpertest als Frühwarnsystem für Krebs im Mund-Rachen-Raum

CAE künftige Strategien

Fachstelle Obstbau Kanton Zug. Merkblatt Kirschessigfliege Trauben Biologie

Der Kleine Beutenkäfer

Bericht Früherkennungsprogramm Apinella 2016

Afrikanische Schweinepest

Austausch von gentechnisch veränderten Tieren zwischen experimentellen Tierhaltungen

Giftwasser Krankheiten, die aus dem Wasser kommen

Therapeutische Sofortmassnahmen und Behandlungsstrategien bei Biss- & Kratzverletzungen Stiftung Katzenheim Schnurrli

Massnahmen bei Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida)

Werte für Menschen, Tiere und Umwelt. Dermatophyten-PCR. synlab.vet Fachinformation

Merkblatt über die. Proliferative Nierenkrankheit (PKD)

Nationales Referenzzentrum für HPV kommt an die Uniklinik Köln

Ablegerbildung Jungvolkbildung Sammelableger

Neues zur Diagnostik von Moderhinke und Parasitosen bei der AGES

Alternative Varroabekämpfung

Amtliche Kontrolle in der Primärproduktion Bienen

Amerikanische Faulbrut

Verlauf der BMD - Messung Benchmarking zur Qualitätskontrolle in der Behandlung der Osteoporose? Bis zu neun Jahre follow up.

Dr. Peter Rosenkranz; Eva Frey Eva Frey. LA Bienenkunde, Universität Hohenheim, D Stuttgart

ERREGERUNTERSUCHUNG IN DER MILCH INNERHALB VON 5 STUNDEN.... denn es geht um Ihre Milch

Varroabekämpfung mit Brutstopp-Verfahren Peter Mettler Präsident BZV March

Bedeutung für den Pferdekauf sowie eine falsche Behandlung durch den Tierarzt

W arum die Bienen aussterben??

Dr. habil. Anna Salek. Vorteile Serotypisierung Legionella: Falsch negatives oder positives Ergebnis

Ist Pseudomonas corrugata ein Krankheitserreger an Pelargonien- Stecklingen?

Pflanzenschutzinformation. Feuerbrandsituation 2012

Jungimkerwettbewerb 2016 Salzburg Mauterndorf

Hämoglobinopathien - Wann soll was abgeklärt werden? Dr. phil. nat. et sc. med. S. Brunner-Agten SwissMed Lab Bern, Juni 2012

Gingivitis / Stomatitis

Dr. Frithjof Koithan. Thema: Durchführung eines Kunstschwarmverfahrens Fortbildung der sächsischen Tierseuchenkasse

Jungvolkbildung. Thema: Saugling, Flugling und Zwischenableger. Autor: Philipp Tanner Philipp

Baummarder-Monitoring Kanton Aargau - Kurzbericht 2012

Transkript:

Sauerbrut eine heimtückische Brutkrankheit! Anton Imdorf, Luc Belloy *, Jean-Daniel Charrière, Rolf Kuhn,Hélène Berthoud, Peter Gallmann Zentrum für Bienenforschung,, 3003 Berne * Institut Galli-Valerio, rue Dr. César-Roux 37, 1014 Lausanne Die Sauerbrut, eine nach der Tierseuchenverordnung zu bekämpfende Bienenkrankheit, scheint in der Schweiz ausser Kontrolle zu geraten, nachdem sie 30 Jahre relativ gut in Schach gehalten werden konnte. Von 1970 bis 1998 wurden pro Jahr 20 bis 50 mit Sauerbrut befallene Stände gemeldet, welche durch die Veterinärbehörden saniert worden sind. Seit 1999 ist eine starke Zunahme zu verzeichnen. In den Jahren 2003 und 2004 waren es je über 150 befallene Stände und in diesem Jahr wurde die Marke von 250 bereits im September überschritten. Diese Situationsanalyse soll einerseits auf die Problematik aufmerksam machen und anderseits den aktuellen Wissenstand zu Ursachen und Bekämpfung aufzeigen. Verbreitung und Bekämpfung der Sauerbrut Die Sauerbrut, auch europäische Faulbrut genannt, wird primär durch den Erreger Melissococcus plutonius verursacht. Die Bienenlarven können nur in den ersten 48 Stunden infiziert werden. Sie erkranken deshalb frühzeitig und werden von den Bienen oft nicht mehr verdeckelt. Sie sterben ab und bilden ein neues Erregerreservoir, das von den Bienen bei der Reinigung der Waben entfernt wird. Die Bienen kontaminieren sich dabei und stecken dadurch bei der Fütterung wieder gesunde, junge Larven an. In den meisten Fällen werden die Völker stark geschwächt und können eingehen. Werden die Symptome nicht früh genug erkannt und deren Sanierung rechtzeitig eingeleitet, so werden die geschwächten Völker ausgeraubt. Dies führt wiederum zu einer schnellen Verbreitung des Erregers auf die gesunden Nachbarvölker und Nachbarstände. Spontane Selbstheilung kommt vor. Sie ist vor allem dann möglich, wenn die Zahl der Erreger noch gering ist. Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf treten zudem Sekundärinfektionen in der verdeckelten Brut auf. Diese werden vor allem durch Paenibacillus alvei aber auch durch weitere Erreger verursacht. 300 250 neue befallene Stände 200 150 100 50 0 1930 1945 1960 1975 1990 2005 Abb. 1: Anzahl der in der Schweiz gemeldete Stände mit befallenen Sauerbrutvölkern im Verlauf der letzten 70 Jahre. 1

Foto 1: Larven mit Sauerbrut verfärben sich gelblich und fallen in sich zusammen (Foto: Max Tschumi). Die Sauerbrut tritt endemisch auf. In befallenen Gebieten kann es oft über mehrere Jahre zu Ausbrüchen kommen. Dies kann wie jüngste Beispiele im Kanton Bern zeigen, zu massiven Völkerverlusten führen. Im Amt Konolfingen gab es Betriebe, welche in den letzten 3 bis 4 Jahren mehrmals saniert werden mussten. Diese Situation ist für die Imkerinnen und Imker wie auch für die Kantone mit erheblichen Kosten für die Überwachung, Diagnostik und Sanierung verbunden. In der Schweiz ist die Sauerbrut eine anzeigepflichtige Krankheit die vom Staat bekämpft werden muss. Ende der fünfziger und in den sechziger Jahren sind ebenfalls Jahre mit bis zu 200 gemeldeten Sauerbrutfällen aufgetreten (Abb.1). In den sechziger Jahren wurde diese Krankheit teilweise mit Antibiotika bekämpft. Dabei werden jedoch nur die vegetativen Stadien des Erregers abgetötet, nicht aber die Dauerstadien, die Kapseln. Deshalb wurde die Krankheit ungenügend eingedämmt. Erst nachdem die befallenen Völker wieder abgetötet, deren Wabenmaterial verbrannt, die Bienenkasten und die Werkzeuge gereinigt und desinfiziert sowie das übrige Wabenmaterial eingeschmolzen wurde, ging die Anzahl der befallenen Stände wieder stark zurück. Für die gegenwärtige Situation mit exponentieller Zunahme gibt es keine plausible Erklärung. Seit den siebziger Jahren werden die befallenen Stände nach den gleichen Richtlinien saniert (siehe oben). Zusätzlich werden in einzelnen Kantonen auf stark befallenen Ständen die Völker ohne klinische Symptome behandelt, indem sie als Kunstschwärme abgewischt und auf neue Mittelwände eingeschlagen werden. In Gesprächen mit Imkerinnen und Imkern sowie Bieneninspektoren in stark befallenen Gebieten hat sich immer wieder gezeigt, dass eine vorschriftgemässe Sanierung nicht in allen Fällen durchgeführt wurde. All zu oft wird ein Befall erst im fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Dies führt dazu, dass sich ein grosses Bakterienreservoir entwickeln kann und durch Verflug und Räuberei die Bakterien auch auf die Nachbarstände über- dass die Imkerin- tragen werden können. Deshalb ist es wichtig, nen und Imker für die frühe Erkennung der Krankheit besorgt sind. Foto 3: Nach dem Abtöten der befallenen Völker muss der Bienenkasten und das Material gewaschen, desinfiziert und wenn möglich abgeflammt werden. (Foto: Max Tschumi). Foto 2: Lückenhafte Brut mit starkem Sauerbrutbefall (Foto: Max Tschumi). Es ist heute nicht klar, inwiefern eine ungenügende Sanierungspraxis, schlechte Frühdiagnose oder allenfalls eine erhöhte Virulenz des verursachenden Bakteriums Ursache der momentan beunruhigenden Situation sind. Es muss deshalb die Frage gestellt werden, ob die geltenden Sanierungsmassnahmen noch genügen oder ob strengere Massnahmen notwendig sind. Sind die optischen Umgebungskontrollen zuverlässig genug oder sollten neue sensiblere Diagnostikmethoden zur Überwachung eingesetzt werden? Ist es möglich ein Früherkennungssystem zu entwickeln und wenn ja mit welchen Massnahmen? 2

Diagnostik Bis vor kurzem wurde M. plutonius nur mikroskopisch bestimmt. Dabei wurden ausschliesslich Brutproben untersucht. In der Zwischenzeit wurde eine neue qualitative hemi-nested PCR-Methode (molekulargenetische Diagnosemethode) entwickelt, welche eine eindeutige fehlerfreie Diagnostik zulässt( 1 ). Mit dieser Methode wird die Erbsubstanz des Erregers nachgewiesen. Erfahrungen in den Diagnostiklabors mit der mikroskopischen und wie auch mit der PCR-Methode haben gezeigt, dass das Hauptproblem einer zuverlässigen Diagnostik bei der Probenentnahme liegt. Es kann vorkommen, dass im Labor untersuchte Brutproben von Völkern mit klinischen Symptomen einen negativen Befund ergeben, d.h. dass das eingesandte Brutstück nicht repräsentativ war, oder dass im Labor Foto 4: Bakteriengemisch aus Larven mit Sauerbrut. nur unbefallene Larven für die Untersuchung gezogen wurden. Hier stellte sich die Frage, ob andere Probenmaterialien, wie z.b. die Bienen oder das Futter zuverlässigere Resultate ergeben würden. PCR-Diagnostik für Sauerbrut und epidemiologische Studie In Anbetracht der starken Zunahme der Sauerbrutfälle in bestimmten Regionen, den ungenügenden epidemiologischen Kenntnissen und der unzuverlässigen Diagnostik hat das Zentrum für Bienenforschung 2003, in Zusammenarbeit mit dem Referenzlabor für Bienenkrankheiten, dem Institut Galli Valerio, ein Forschungsprojekt lanciert mit dem Ziel, die PCR-Diagnostik für verschiedene Probenmaterialien zu etablieren und erste epidemiologische Abklärungen über die Verbreitung von M. plutonius durchzuführen. Hierzu wurde die Verbreitung des Erregers in befallenen Gebieten auf Ständen mit und ohne klinische Symptome, aber auch auf Ständen ohne klinische Symptome in nicht befallenen Gebieten untersucht. Es wurden Brut-, Futterkranz und Bienenproben (Brutnest- und Flugbienen) analysiert. Das dazu notwendige Probenmaterial wurde auf Bienenständen in den befallenen Gebieten der Kantone Bern und Solothurn gesammelt. Für die Diagnostik wurde die oben erwähnte sensitive PCR-Methode benutzt. Die adaptierte Methode eignete sich vor allem für den Nachweis von M. plutonius in Brut, Honig und Bienen. Die Brut- und Honiganalysen wurden am entomologischen Institut der landwirtschaftlichen Universität Uppsala in Schweden durchgeführt ( 2 ) und die Bienenproben am Institut Galli Valerio in Lausanne sowie am Zentrum für Bienenforschung in Liebefeld. Die in der Zwischenzeit erarbeiteten Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden: Foto 5: Ausschneiden der Brutprobe (Foto: Max Tschumi). Brut- und Futterkranzproben Auf allen Bienenständen mit klinischen Symptomen konnte in einer der Brutproben M. plutonius nachgewiesen werden. Von den 20 Völkern bei denen während des Standbesuches klinische Symptome diagnostiziert wurden, waren nur 16 Brutproben im Labor positive. Auf den Bienenständen ohne klinische Symptome wurden 55 Völker kontrolliert und eine dieser Brutproben war positiv. Auf dem Stand mit der positiven Brutprobe wurde im folgenden Frühjahr Sauerbrut diagnostiziert. Diese Resultate zeigen, dass für eine aussagekräftige Diagnostik die Probenentnahme im Feld wie im Labor eine grosse Rolle spielt. Es ist daher wichtig, dass die Bieneninspektoren auf der 3

Brutwabe einige der optisch als sauerbrütig diagnostizierten Larven markieren. Im Amt Konolfingen waren auf zwei der fünf Bienenstände mit klinischen Symptomen alle Futterkranzproben negativ. Insgesamt konnte nur in 35% der Futterproben aus befallenen Völkern M. plutonius nachgewiesen werden. Futterkranzproben sind deshalb zur Diagnostik und Überwachung der Sauerbrut nicht geeignet. Bienenproben Aus Untersuchungen bei der Faulbrut (amerikanische Faulbrut) wissen wir, dass Bienen als Probenmaterial zuverlässigere Diagnostikresultate liefern als Brut- und Futterkranzproben. Dies hat sich nun auch für den Erreger M. plutonius bestätigt. Alle Völker mit klinischen Symptomen konnten über die Bienen als befallen diagnostiziert werden. Auf stark befallenen Ständen sind oft auch die Bienen der Völker ohne klinische Symptome Träger von M. plutonius. Dabei sind die Brutnest- wie auch die Flugbienen Träger des Erregers. Die Frage, ob es zwischen den Brutnest- und Flugbienen einen Unterschied im Befallsgrad gibt kann noch nicht beurteilt werden. Dazu sind quantitative Analysen notwendig. Auf den Ständen ohne klinische Symptome, aber lokalisiert im befallenen Gebiet, waren ca. 30% der Bienenproben positiv. Hingegen konnte der Erreger auf zwei Bienenständen in einem Gebieten ohne Sauerbrutvergangenheit in keiner Probe nachgewiesen werden. Dies deutet darauf hin, dass M. plutonius in entsprechenden Herden verbreitet ist, dass unbefallene Gebiete aber wahrscheinlich erregerfrei sind. Foto 6: Entnahme von Bienen zur Untersuchung auf Melissococcus plutonius (Foto: Max Tschumi). Ausblick Die bisherigen Resultate lassen ausschliesslich qualitativ Aussagen zum Befall des Untersuchungsmaterials zu (positiver oder negativer Befund). Damit sind Abschätzungen zur Verbreitung des Erregers eher heikel. Weitere Untersuchungen mit einer quantitativen Analytik sind folglich dringend notwendig. Erst damit kann beispielsweise aufgezeigt werden, ob die nach der Tierseuchenverordnung durchgeführten Sanierungsmassnahmen geeignet sind den Erregerpool auf einem befallenen Stand genügend zu reduzieren. Basierend auf solchen Daten könnten gegebenenfalls neue Bekämpfungsstrategien entwickelt werden. Aber auch im Bereich Diagnostik könnten so neue, einfachere, zuverlässige und billigere Test auf ihre Eignung überprüft werden. Das Zentrum für Bienenforschung ist gegenwärtig an der Entwicklung einer quantitativen Nachweismethode und weitere mehrjährige epidemiologische Untersuchungen sind bereits eingeleitet worden. Trotz den vielen neuen Erkenntnissen über die Verbreitung des Erregers der Sauerbrut wäre es zu früh, bereits heute an den geltenden Bekämpfungsvorschriften Grundsätzliches zu ändern. Die Erfahrungen in den letzten Jahren haben aber klar aufgezeigt, dass in der Praxis die Problematik der Sauerbrut im Allgemeinen unterschätzt wird. Ausgedehnte Umgebungskontrollen, welche im Frühjahr 2003 im Amt Konolfingen, Kanton Bern, durchgeführt wurden haben gezeigt, dass ein Befall oft viel zu spät erkannt wird und die Krankheit sich deshalb ungehindert ausbreiten kann. Um dies in Zukunft zu verhindern ist eine vermehrte Information der Imkerschaft über Biologie, Diagnostik und Bekämpfung der Sauerbrut dringend notwendig. Dabei sollten alle Beteiligten (Kantonstierärzte, Bieneninspektoren, Bundesamt für Veterinärwesen, Diagnostiklabors, Imkervereine und das Zentrum für Bienenforschung) das Problem gemeinsam angehen. Hauptverantwortlich für die Gesundheit der Bienen sind aber die Imkerinnen und Imker. Sie müssen die Krankheit frühzeitig erkennen und der Bieneninspektorin oder dem Bieneninspektor umgehend melden, damit sie 4

die Bekämpfung einleiten können. Nur so kann das Auftreten der Krankheit wieder eingedämmt werden. Dank In der ersten Phase dieses Forschungsprojektes waren viele Personen beteiligt. Wir möchten uns für diese wertvolle Zusammenarbeit bei Ingemar Fries, Eva Forsgren, Anna Cassel Lundhagen (Entomologisches Institut der Universität Uppsala), bei den Bieneninspektoren des Kantons Bern und Solothurn, vor allem Ruedi Schneider, Erhard Bissegger, Peter Kupferschmied und Max Tschumi aber auch bei allen Imkerinnen und Imkern, auf deren Ständen wir die Proben sammeln durften, herzlich bedanken. Literatur Djordjevic, S. P. et al. (1998) Development of a hemi-nested PCR assay for the specific detection of Melissococcus pluton. Journal of Apicultural Research 37, 3, 165-73. Forsgren, E. et al. (2005) Distribution of Melissococcus plutonius in honeybee colonies with and without symptomes of European foulbrood. Microbial Ecology 0, 1-6. 5