Jürgen Fuchs Magdalena MfS Memphisblues Stasi Die Firma VEB Horch & Gauck ein Roman



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Transkript:

1. Titel: Jürgen Fuchs Magdalena MfS Memphisblues Stasi Die Firma VEB Horch & Gauck ein Roman Magdalena Spottname für das Stasi-Gefängnis in Magdalenastraße, andere Namen für das Ministerium für Staatssicherheit, VEB Horch und Gauck ist gewagte Abwandlung des Titels auf das Verwaltungsorgan heute Untertitel Ein Roman - kein Roman, subjektiver Bericht seiner Arbeit beim BStU, Schilderung aufgedeckter Sachverhalte, der Frustration der Arbeit in der Behörde 2. Allgemeines: basiert auf Fakten, real existierenden Personen, Ich-Erzähler ist Fuchs selbst Genre ist ein Faktenbericht, weniger Bericht (zu trocken) als emotionale, subjektive Auseinandersetzung mit erlebtem Unrecht und der Gauckbehörde Bsp: Vernehmungsprotokolle während der Haft, gezielter Terror nach Ausbürgerung, Anschläge auf seine Kinder, Suizid der Schwiegermutter, eines guten Freundes nach Stasi-Verhören, eigene Verstrahlung durch die Stasi (-> Leukämie), Verzögerungen bei Untersuchungen Robert Havemanns (-> Tod), Stasi-Mitarbeiter im direkten Freundeskreis, ehemalige Stasi-Offiziere Mitarbeiter in Gauckbehörde 3. Abkürzungen: MfS: Ministerium für Staatssicherheit Solidarnosc: Gewerkschaft in Polen 1980, Motor der Veränderungen in Polen / Osteuropa Perestroika: demokratische Umgestaltung der Partei / Gesellschaft, erlaubt Ostblockstaaten neue Freiheiten Glasnost: Transparenz der Staatsführung gegenüber Bevölkerung Charta 77: Bürgerrechtsbewegung gegen Verletzung der Menschenrechte in Tschechoslowakei IM: Inoffizieller Mitarbeiter (Z)OV (zentraler) operativer Vorgang HV A Hauptverwaltung Aufklärung OPK: operative Personenkontrolle Zersetzung: totale psychische Verunsicherung eines Menschen, Ziel: Wahnsinn 4. Geschichtlicher Hintergrund (MfS/DDR): 8.2.1950 Gründung des MfS 1950er wichtigste Aufgaben: Kampf gegen Republikflucht, Vorantreiben der Kollektivierung der Landwirtschaft 17.6.1953 Volksaufstand in 700 Städten der DDR, Krise im MfS 13.8.1961 Mauerbau -> MfS versteht sich als "Schild und Schwert der Partei", übernimmt die Überwachung des Reiseverkehrs / Passkontrolle 1970er Ausbau des Kontroll- / Unterdrückungsapparates -> Überwachung, Ausbau des IM-Netzes 1985: 85500 hauptamtliche Mitarbeiter, 174000 IM 1985 neuer Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow -> Glasnost / Perestroika Ignoranz neuer Freiheiten durch DDR-Regierung -> Aufwind für oppositionelle Kräfte

1989 Massenflucht von DDR-Bürgern über Ungarn / Tschechoslowakei in BRD Demonstrationen gegen SED-Regime 9.11. Mauerfall Dezember: Politbüro der DDR tritt zurück -> Umbenennung des MfS ins AfNS DDR-Bürgerrechtler fordern die Auflösung des Amtes, fürchten Vernichtung der Akten -> Besetzung der Gebäude der Stasi in allen Bezirken, zu diesem Zeitpunkt ist ein großer Teil der Stasi-Akten bereits vernichtet 18.3. erste freie Volkskammerwahl -> Wiedervereinigung Entlassung der hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter, Verhaftung Erich Mielkes August: Gesetz über besondere Aufbewahrung der Stasi-Unterlagen -> Transparenz der Stasi-Akten für DDR-Bürger / Opfer des Regiemes September Besetzung des zentralen MfS-Archivs in Berlin Hungerstreik vieler Bürgerrechtler -> Forderungen nach Akteneinsicht 3.10. Wiedervereinigung, Sonderbeauftragter für Stasi-Unterlagen Gauck (BStU) 5. Kurzbiographie: 19.12.1950 in Reichenbach/Vogtland geboren Kindheit, Jugend, Abitur in Reichenbach 1968 Versagung des Studiums aus politischen Gründen, Armeedienst 1971-1975 Psychologie-Studium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Christ, Kommunist, Freunde in der Jungen Gemeinde in Jena 1973 Eintritt in SED schreibt Prosa und Gedichte, hält Lesungen mit kritischen Texten zur Militarisierung der DDR Kontakt zu anderen Systemkritikern (Wolf Biermann, Robert Havemann), oppositionellen Kreisen -> gerät ins Visier der Stasi 1975 wird aus der SED ausgeschlossen, nach Auftritt mit Bettina Wegner und Gerulf Pannach Zwangsexmatrikulation Diplomarbeit wird abgelehnt, darf seinen Beruf als Psychologe nicht ausüben 1976 protestiert gegen Ausbürgerung Biermanns, daraufhin bis 1977 in Haft in Hohenschönhausen, Internationale Proteste -> Verkauf nach Westberlin engagiert sich in der Friedensbewegung, hält Verbindung zur unabhängigen Friedens- und Bürgerbewegung in der DDR, Charta 77, Solidarnosc bis 1989 fungiert Fuchs als Kontaktperson für die DDR-Opposition 1992/93 Mitarbeiter der Gauck-Behörde (BStU) 1994 Psychologe in einem Beratungszentrum in Berlin 9.5.1999 stirbt an sehr seltener Leukämie, kurz nach Rudolf Bahro / Gerulf Pannach 6. wichtige Werke und Auszeichnungen: Prosa und Lyrik gegen Militarismus, Wettrüsten, Unterdrückung 1977 "Gedächtnisprotokolle". Internationaler Pressepreis 1978 "Vernehmungsprotokolle" 1984 "Fassonschnitt" 1987 Dehler-Preis 1988 "Das Ende einer Feigheit"; Kritikerpreis für Literatur (Reich-Ranicki) 1990 "?...und wann kommt der Hammer?? Psychologie, Opposition und Staatssicherheit" 1991 "Landschaften der Lüge" 1995 "Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Staatssicherheit"

1998 "Magdalena"; Hans- Sahl- Preis 7. Personen kein genauer Personenabriss möglich, zu viele: Robert Havemann, Professor und Bürgerrechtler und Frau Katja Wolf Biermann, Liedermacher und Bürgerrechtler Fuchs' Frau Lilo, Töchter Lili und Jenka, seine Nichte Simone, Schwiegermutter Joachim Gauck, Pastor, Bürgerrechtler und Behördenleiter Matthias Domaschk, Mitglied der Jungen Gemeinde Jena Bäcker und Hopfer, ehemalige MfS-Offiziere in der Behörde Dr. Rolle, Frau Schüler, Dr. Geiger, Klaus Richter etliche DDR-Schriftsteller (Müller, Heym, Loest), bekannte Persönlichkeiten wie Markus Wolf (Stellv. Mielkes), Verleger, Mithäftlinge, Freunde, Bekannte 8. Handlung Handlung besteht im Wesentlichen aus Umher laufen in der Gauckbehörde, Aktensichten, mit Leuten sprechen, Alltagsleben 8.1 Zersetzung vor der Haft: Lehrerin verrät ihn, weil sie jeden Monat Auffällige melden mussten -> F. hatte kirchliches Poster nicht abnehmen wollen, statt dessen einen Zettel mit dem Religionsfreiheitsparagraphen angeklebt Mann seiner ersten Verlobten war IM Fischer Mitstudent in Jena ist Offizier des MfS, äußert sich positiv über MfS andere Studenten waren auch dabei, IM Coja, Freunde, Bekannte IM Sascha Anderson: nerviger Bekannter, sehr vertraut, stiehlt Addressbücher, bespitzelt F.'s Umfeld jahrelang, K. Havemann vertraute ihm Verleger selbst von Stasi bearbeitet, Unsicherheit, ob er nicht trotzdem mit ihnen kooperierte, Ablehnungen von Veröffentlichungen 2x versuchte Anwerbung durch MfS -> Ablehnung 8.2 Zersetzung in der Haft: durch Tonfall der Ex-Stasi-Offiziere kommt alles wieder hoch: Druck in der Zelle, Zellenspitzel, Isolierung, Drohungen gegen seine Frau, Filzen, Kind ins Heim (LP S. 34) beim Lesen der Akten findet er seine Vernehmungsprotokolle, Namen der Vernehmer (LP S. 55) Akten beweisen Existenz der Zellenspitzel, Beginn des Schweigens, Anwalt ist Stasi-instruiert, beteiligt an Zersetzungsprozess Schlupfwinkel im DDR-Recht für Vernehmer, Recht Aussage zu verweigern -> Recht auf aktive Beteiligung am Strafverfahren drohende Psychose durch monatelanges Schweigen, gefangen nach außen und nach innen (LP S. 76) IM Fischer klagt nach Stasi-Anweisung auf ausgebliebene Unterhaltszahlungen, Vernehmer zeigt F. im Verhör die Klage, wenn er freigelassen wird, ist er gleich verschuldet Druck in der Zelle war so groß, dass F. den Zellenspitzel töten wollte (LP S. 287) Mitleid mit Zellenspitzel als F. entlassen wird, Blick sagt 'Dich lassen sie raus, ich muss hier vermodern' (LP S. 369) Eltern durften ihn vor der Ausreise nicht mehr sehen

8.3 Zersetzung nach der Ausbürgerung: Diskreditierung F.'s nach Entlassung des Zellenspitzels, versorgte westliche Zeitungen (Spiegel) mit Falschinformationen; konnte endlich beweisen, dass er die Wahrheit sagte (LP S. 105) findet Beweise für Zersetzung auch nach der Ausbürgerung: (LP S. 172) -> Unschädlich machen : Terror-Anrufe in der Nacht, Bestellungen, Notdienste, Taxis, Fensterputzer, Schlüsseldienst, Kammerjäger, Abflussnotdienst, Schlösser wurden ausgetauscht Manipulation an Bremsen des Fahrrades der Tochter -> Sturz 5 Werfergranaten (!) explodieren, als Lili in den Briefkasten sehen will ein Tank explodiert, meterhohe Flammen, umher fliegende Gebäudeteile, Tochter im Kinderwagen auf der Straße, wird nur druch Glück nicht getroffen (LP S. 176) Buchmesse Frankfurt: Reclam-Verleger IM, Zensor der DDR-Literatur anwesend Lilo wird auch bearbeitet, Mutter nimmt sich nach MfS-Verhör das Leben Suizid teilweise selbst verschuldet, Mutter durfte nur noch bei Lebensgefahr Tochter besuchen -> Vortäuschung, Mutter unwissend -> Stasiverhör unmittelbar danach, wußten über Täuschung bescheid, nur Mutter nicht -> Manipulation als Rache -> Suizid selbst nach Öffnung der Grenze ist F. sich unsicher, ob er gefahrlos zurückkommen kann, beteiligt sich an Auflösungskomitees in Gera und Bürgerrechtsbewegungen 2. Haftbefehl gegen Fuchs 1982: Transitfahrt zu einer Vorlesung nach Bonn hätte für Verhaftung genügt, ein Freund wollte ihn überreden (LP S. 473) Nichte Simone wird überwacht, ihr wird die Ausbildung verweigert wegen Briefkontakt zu F. Dokumente zur Schädigung durch Beibringung radioaktiver Stoffe für Dissidenten -> Verstrahlung ohne Befehle gebilligt -> keine Akten, Fuchs ahnt eigene Verstrahlung in Hohenschönhausen 8.4 Zersetzung in der Gauck-Behörde: Gauck, Rolle, Richter, Schüler, Bäcker und Hopfer -> erst guter Eindruck bezieht sein Zimmer in Behörde, Handtuchzimmer, erinnert an seine Zelle Behörde war vorher Stasi-Hauptquartier, HV A ehemalige Stasi-Offiziere im BStU eingesetzt -> unkontrollierter Zugang zum Archiv; Begründung: Niemand außer ihnen kannte sich aus -> benötigtes, nicht vorhandenes Vertrauen zu Unterdrückern von einstmals Mitarbeiter Richter hat Stasi-Ausbildung genossen, später abgelehnt -> erste Vertrauenszweifel stellt ehemalige Stasi-Offiziere Bäcker / Hopfer zur Rede -> wiegeln ab, wollen nichts gewußt haben Kritik an Verarbeitungssystem innerhalb der Behörde, Akteneinsicht erst nach Lesung durch Bearbeiter, Schwärzungen in den Akten, keine Namen, Dokumente können bei Referenzen auf Dritte vorenthalten werden andere Bearbeiter kennen F.'s Akten, wissen mehr über ihn als er selbst, F. fühlt sich wieder beobachtet und durchleuchtet Untergang in der Aktenflut: ein Mensch allein kann wegen emotionaler Belastung kaum seine eigenen Akten durchsehen, geschweige denn ohne große Belastung Nachforschungen anstellen Gauck geht in seiner Position auf -> verdrängt wahre Bestimmung, Ideale, ist an Beamtenposition gebunden

Mitarbeiter Dr. Rolle ist HV A IM -> sofortige Entlassung Pannen beim Kopieren, wichtige Originaldokumente werden aus Versehen (?) von ungeschickter Beamten vernichtet neue Demokratie will nichts mehr von der Stasi wissen, Konsum und Ignoranz ist viel einfacher, Menschen müssen nicht mehr mundtot gemacht werden, Menschen gehen in Oberflächlichkeit unter Schikane: F. ist erkältet, soll trotzdem Referat im Ministerium halten -> kann nicht sprechen, sich nicht verteidigen, Mitarbeiter lässt ihn auflaufen grauer Büroalltag, auch nach Auflösung der Stasi muss er sich an Vorschriften und Dienstwege halten, kann nicht einfach alle Akten veröffentlichen wie er dachte, ist eingeengt wie vorher Vorschriften in Beamtendeutsch, klingt genauso wie Stasi-Deutsch der Akten -> ihr Gebäude, ihre Sprache, ihre Leute, ihre Kontrolle -> noch immer alte Strukturen Manipulation an F.'s Bremsen 1992, jemand möchte nicht, das er herumschnüffelt Vater wird im Lesesaal beim Lesen der eigenen Akte wie Bittsteller behandelt, nicht wie Eigentümer der Akte, ihm im wird vorgeworfen, ein Bild stehlen zu wollen -> Bespitzelung sogar während der Akteneinsicht 8.5 weitere Erkenntnisse Freund wird wegen Lesens seiner Gedichte, vom Direktor wegen Offiziersbeleidigung rausgeschmissen, kein Abitur -> Stasi-Anweisung in Junger Gemeinde Jena gab es auch Spitzel, Fehleinschätzung Matthias Domaschk's als gewaltbereit -> Fahrt nach Berlin zur Zeit des X. Parteitages der SED -> Stasi vermutet gewaltsame Auseinandersetzungen Domaschk wird verhaftet, verhört und erhängt aufgefunden (LP S. 296), Unstimmigkeiten bei Verfahren wurden ignoriert nach der Wende wird Verfahren wieder aufgerollt aber von einem Erfurter Staatsanwalt mit 17 Punkten teilweise unsinniger und ignoranter Begründung abgewiesen -> Freundin von Domaschk schreibt Beschwerdebrief an Staatsanwaltschaft mit 42 Einwürfen, die Gründe aushebeln und als willkürlich und falsch begründen (LP S. 333; 150 S.) Reich-Ranicki war im KZ, spionierte ab 1950 für die Stasi angeworben, Hauptmann Anwerbung anderer antifaschistischer Widerstandskämpfer, fast alle Nazi-Akten aus Berlin waren in Stasi-Obhut Entdeckung der Funktion der JHS Juristische Hochschule Potsdam Stasi- Universität, hier wurde das Quälen, Bespitzeln und Zersetzen zum Studienfach, Diplomarbeiten darüber, wie man einen Menschen bricht junger MfS-Offizier hat schlechtes Gewissen, bekennt sich schuldig und versucht, sich zu entschuldigen //(LP S. 273) immer wieder Zweifel: positive Ansätze bei der Stasi: Krankenpfleger deckt Organhandel und Sterbehilfe in einem Krankenhaus auf, meldet es der Stasi, der Chefarzt hat aber gute Kontakte ins Politbüro, die Stasi wird ausgebremst -> Korrupte Regierung sind Haupttäter, Stasi als Ausführende, Stasi wollte Recht und durfte nicht Markus Wolf, ehm. Chef der HV A veröffentlicht als Spott über seine Nichtbelangung für seine Verbrechen ein Kochbuch, schreibt auch Bücher über Fehler des Regiemes, was die Stasi hätte besser machen müssen, damit es die DDR noch gäbe, steht neben F. im Bücherregal, hat es geschafft, auch nach der Wende ihre Feinde weiter zu zersetzen

Show-Verfahren gegen Robert Havemann, Gysi sein Anwalt -> mögliche Stasiinstruierte Verteidigung -> Schuldspuch Havemanns (Hausarrest) Leibarzt war IM -> mangelnde ärztliche Versorgung, Diagnose Krebs wurde verzögert -> Havemann stirbt wegen zu später Behandlung, Arzt bekommt für gute Mitarbeit im Fall 3x6 gleiche Gläser geschenkt 1950: IM-Registratur Havemanns für Westspionage -> für F. Bricht eine Welt zusammen, erst 1962 Widerstand -> Grenzen zwischen Gut/Böse verwischen 9.Aufbau / Sprache / Stil 3 Kapitel: 1. Die dünne Akte ; 2. Reiter auf Vorgängen ; 3. Brocken aus nichts (Primo Levi) Ich-Erzähler ist Fuchs selbst Erfindung der Knaststimme im Ton des Vernehmers, ist wie F.'s progressive dunkle Seite, Ausdruck des psychischen Drucks während der Haft und dem Psychoterror danach (fast Schizophrenie) (LP S. 77) komplizierte Satzkonstruktionen, häufige Inversionen, Ellipsen, gute Rhetorik präziser, rascher Rhythmus, Hochsprache, bildhafter Stil fast impressionistischer Stil, Beschreibung von Augenblicken, winzigen aber brisanten Details //(LP S. 131) zitiert 15 Seiten lang Protokolle seiner Vernehmung, keinesfalls langatmig, wegen Authentizität der Protokolle bleibt es spannend über 150 Seiten erstreckt sich Plädoyer einer Freundin gegen Abweisung des Falles Domaschk, ohne an Biss und Schlagkraft zu verlieren Zeilenweise Fragen, sehr eindringlich und emotional (LP S. 126-127) Einbettung von Gedichten, meist freie Rhytmen, zynisch aus Stasi-Vokabular, aus einzelnen prägnanten Phrasen (LP S. 151), manchmal seitenlang (LP S. 155) oder von Solschenizyn, Dostojewski (LP S. 317) zitiert eigentlich langweilig trockene Jura-Theorie, die hat es aber in sich: Definition der Zersetzung, Operativer Vorgänge (LP S. 104) Reflexion seiner eigenen sprachlichen Gestaltung, Eine Mutter, in Angst, das sind vier Wörter, zwei Kommas Vertippt sich laufend bei Haus 6 / Haus 11 -> Reflexion: Frage nach der Genauigkeit, Richtigkeit der eigenen Erinnerungen, was ist wahr im Netz der Lügen Wiederholung und leichte Veränderung prägnanter Passagen Eine Mutter, in Angst, übergab dem Klassenlehrer [...] Briefe eines schreibenden Soldaten ; Eine Mutter, in Angst, ein Sohn, in Angst, ein Freund des Sohnes, in Angst. Blick in die Zukunft aus der Zukunft (LP S. 181) Stellt Bibelbezug her liest sich wie Anklageschrift an seine Mörder 10.Diskussion: [...] 'Viele wollen unsere Erfahrungen nicht wahrnehmen', klagt der Autor. Na und, möchte man da fast schnippisch antworten. Wer will schon irgendwelche Erfahrungen wahrnehmen. [...] Hätte Fuchs in seinen zwanzig Westjahren auch nur einmal die volkseigenen Tomaten von den Augen genommen, wüßte er, daß genau dies die Demokratie ausmacht, ein dauerndes Gewusel und Gedrängel, in dem niemand richtig untergeht, aber auch niemand wirklich ernsthaft wahrgenommen wird [...] Marko Martin (Buchautor) 11.Quellen:

Internet (BStU, DDR im WWW, Matthias Domaschk-Archiv ect.)