Elektrotechnische Grundlagen Einführung Teil 1 Begriffe, physikalische Grundlagen, Anwendungen Spannung, Strom, Widerstand, Ohm sches Gesetz, Anwendungen Buch: Fachkunde Elektrotechnik, 24.Auflage: Seite 19-67 Fachkunde Elektrotechnik, 26.Auflage: Seite 15-68 Georg Strauss --- 09-2009 ET-1-1 09/2009 1
Physikalische Größen: Unter einer physikalischen Größe versteht man das Produkt aus einem Zahlenwert und einer Einheit, z.b. 230 V für den Zahlenwert der Spannung, die mit der Einheit V beschrieben wird. Allgemeine Darstellung für eine Größe G: G = Z * E Z: Zahlenwert der Größe G E: Einheit der Größe G ET-1-1 09/2009 2
Elektrische Ladung: Elektrische Ladung nennt man die Eigenschaft von Stoffen, die elektrische Kräfte (Anziehung, Abstoßung) hervorrufen können. Die elektrische Ladung ist die Ursache für alle elektrischen Vorgänge. Gleichartige Ladungen stoßen sich ab, ungleichartige Ladungen ziehen sich an. Die Größe der elektrischen Ladung wird mit Q bezeichnet und ist ein Vielfaches der Elementarladung q e. Um die elektrischen Erscheinungen erklären zu können, verwendet man das so genannte Bohr sche Atommodell. ET-1-1 09/2009 3
Bohr sche Atommodell: Protonen: positiv geladenen Elementarteilchen Neutronen: elektrisch neutrale Elementarteilchen Elektronen: negativ geladenen Elementarteilchen Ionen: Positiv oder negativ geladene Atome oder Moleküle Die elektrische Ladung wird in Coulomb (C) gemessen. Q = n qe in As = C ET-1-1 09/2009 4
Elektrische Spannung: Spannung entsteht durch Ladungstrennung = Potentialdifferenz. Das Ausgleichsbestreben (Kraft) getrennter Ladungen ist die elektrische Spannung. Die Spannung wird mit U bezeichnet und in Volt (V) angegeben. An einem elektrischen Leiter liegt die Spannung 1 Volt (1 V) an, wenn durch diesen Leiter ein konstanter Strom der Stärke 1 A fließt und in diesem Leiter eine Leistung von 1 W in Wärme umgesetzt wird. W Nm VAs U = in = = V Q C As ET-1-1 09/2009 5
Spannungserzeugung: Verschiedene Arten der Spannungserzeugung ET-1-1 09/2009 6
Elektrisches Potenzial: In einer elektrischen Spannungsquelle werden die positiven und negativen Ladungen voneinander getrennt. Es entstehen ein Pluspol (positive Ladung überwiegt) und ein Minuspol (negative Ladung überwiegt). Wenn der elektrische Strom von Elektronen getragen wird (meistens der Fall, z.b. in metallischen Leitern), fließt der Strom von Minus- zum Pluspol. Die technische Stromrichtung ist aber vom Pluspol zum Minuspol definiert. Die elektrische Spannung wurde definiert entlang einem Leiter, d.h. zwischen dessen Anfangs- und Endpunkt, also zwischen zwei Punkten. Wenn man nur einem Punkt eine Spannung zuordnet, so wird bei dem zweiten Punkt von einem Punkt mit der Spannung 0V ausgegangen. Spannung = Potentialdifferenz zweier Punkte ET-1-1 09/2009 7
Messen der elektrischen Spannung: Messgeräte ET-1-1 09/2009 8
Spannungsmessung: Parallelschaltung großer Innenwiderstand Vorgehensweise bei der Spannungsmessung: Spannung abschalten Überprüfen, ob der Messbereich des Spannungsmessers für die Messung ausreicht Bei unbekannten Spannungen mit dem höchsten Messbereich beginnen Vielfachmessgeräte (DMM) in den richtigen Bereich schalten Bei Gleichspannung das höhere Potenzial am Anschluss + anschließen ET-1-1 09/2009 9
Elektrischer Strom: Der elektrische Strom in einem metallischen Leiter ist die gerichtete Bewegung von freien Elektronen. Die elektrische Stromstärke I ist die durch einen Leiterquerschnitt bewegte Ladung Q pro Zeit t. Die Stromstärke wird in Ampere (A) gemessen. Q C As I = in = = t s s A ET-1-1 09/2009 10
Elektrischer Strom: Technische Stromrichtung: von + nach Elektronenbewegung: von nach + Elektronen- bzw. Driftgeschwindigkeit: hängt von der Beweglichkeit, der Stromstärke, dem Leiterwerkstoff, dem Leiterquerschnitt und der Temperatur ab und liegt bei 0,1 bis 10mm/s Die Elektronen sind im Leiter dicht gedrängt und stoßen aneinander Impulsübertragung, die mit annähernd Lichtgeschwindigkeit erfolgt. (300000km/s) ET-1-1 09/2009 11
Messung des elektrischer Stromes: Serienschaltung kleiner Innenwiderstand ET-1-1 09/2009 12
Wirkungen des elektrischer Stromes: ET-1-1 09/2009 13
Wirkungen des elektrischer Stromes: Physiologische Wirkung: Beim Berühren blanker elektrischer Leitungen kann durch den menschlichen Körper ein lebensgefährlicher Strom fließen. Lebensgefahr: ab 30mA bzw. 50V Verbrennungen, Herzkammerflimmern Schutzmaßnahmen sind erforderlich! ET-1-1 09/2009 14
Stromarten: Gleichstrom fließt nur in einer Richtung mit gleich bleibender Stromstärke Wechselstrom fließt mit ständig wechselnder Richtung und Stärke Mischstrom setzt sich aus einem Gleich- und einem Wechselstromanteil zusammen ET-1-1 09/2009 15
Stromdichte: Die Stromdichte J ist die Stromstärke I pro Querschnittsfläche A. Ein Leiter erwärmt sich umso mehr, je größer die Stromdichte ist. Die zulässigen Stromdichten für Leiter und elektrische Bauelemente richten sich nach dem Leiterquerschnitt, dem Werkstoff und den Kühlungsmöglichkeiten. In Leitungen, Wicklungen von Spulen, Transformatoren, Motoren, usw. darf die Stromdichte auf Dauer nicht zu groß werden, damit die Isolation der Drähte nicht zu heiß wird und keine Brandgefahr bzw. Zerstörung auftritt. ET-1-1 09/2009 16
Stromdichte: ET-1-1 09/2009 17
Elektrischer Widerstand: Grundlegende Begriffe Fließt ein elektrischer Strom durch einen Leiter, wird dem Strom ein Widerstand entgegengesetzt. Die Elektronen können nicht ungehindert fließen, denn sie müssen zwischen den Atomen des Atomgitters durchströmen. Durch dieses Stoßen der Elektronen am Atomgitter entsteht der elektrische Widerstand R. Die Einheit des Widerstandes ist das Ohm (Ω). Ein Widerstand hat 1 Ω, wenn er bei Anschluss an 1V einen Strom von 1A aufnimmt. ET-1-1 09/2009 18
Elektrischer Widerstand: Grundlegende Begriffe Der elektrische Leitwert G hat die Einheit Siemens S und ist der reziproke Wert des elektrischen Widerstandes. R = 1 G G = 1 R Das Wort Widerstand wird in zweifachen Sinne verwendet: Als Bezeichnung für das Bauelement Widerstand und als Eigenschaft Strom einen Widerstand entgegen zu setzen. ET-1-1 09/2009 19
Widerstand eines Leiters: Grundlegende Begriffe Der Widerstand eines Leiters ist umso größer, je größer der spez. Widerstand des Leiters ist (Materialkonstante), je länger der Leiter ist und je kleiner der Querschnitt des Leiters ist. Der spezifische Widerstand ρ ist der Widerstand eines Leiters von 1m Länge und 1mm2 Querschnitt. Die spezifische Leitfähigkeit γ ist der Kehrwert des spez. Widerstandes. ρ = 1 γ γ = 1 ρ R L ρ l = A l = γ A ET-1-1 09/2009 20
Temperaturabhängigkeit des Widerstandes: R T ( + ΔT ) = R20 1 α 20 Der spezifische Widerstand aller Materialien ist mehr oder weniger stark von der Temperatur T abhängig. Stoffe die im kalten Zustand besser leiten nennt man Kaltleiter und die im heißen Zustand besser leiten Heißleiter. Als Näherung für Metalle gilt, dass sich der Widerstand metallischer Leiter um ca. 0,4% ändert bei einer Temperaturvariation von 1K Der Temperaturkoeffizient α gibt an, um wieviel Ohm der Widerstand von 1Ω bei 1K Temperaturänderung größer oder kleiner wird. ET-1-1 09/2009 21
Das Bauteil Widerstand: Grundlegende Begriffe ET-1-1 09/2009 22
Das Bauteil Widerstand: Grundlegende Begriffe Schichtwiderstand Bei Schichtwiderständen wird auf zylindrischem Keramik oder Hartglas eine dünne Schicht Kohle, Metall oder Metalloxid aufgesprüht oder aufgedampft(im Vakuum). Der Widerstandswert (Toleranz bis 5%) wird durch Schichtdicke und Aufsprühzeit bestimmt. Widerstandswerte mit geringerer Toleranz werden durch Einschliffe in den Schichten hergestellt. Diese führen aber zu einer höheren Induktivität des Widerstandes. Schichtwiderstände unterscheiden sich zwischen zwei Arten von Bauform und Material. Kohleschichtwiderstand Sie eignen sich vor allem im HF-Bereich. Metallfilmwiderstände Diese Widerstandsart vereint die Eigenschaften des Draht- und Kohleschichtwiderstandes in sich. Die Widerstände haben eine geringe Toleranz. Drahtwiderstand Drahtwiderstände bestehen aus einem temperaturbeständigem Keramik- oder Kunststoffkörper, auf dem ein Draht einer Metalllegierung aufgewickelt ist. Durch die Drahtwicklung entsteht eine relativ hohe Induktivität. Der Grund liegt in der sehr großen Ähnlichkeit zur Bauweise einer Spule. Um die Induktivität zu reduzieren wird eine bifilare Wicklung verwendet. Dabei wird der Widerstandsträger doppelt bewickelt. Die nebeneinander liegenden Wicklungen werden dann entgegengesetzt vom Strom durchflossen. Die dabei auftretenden Magnetfelder heben sich gegenseitig auf. ET-1-1 09/2009 23
Das Bauteil Widerstand: Grundlegende Begriffe ET-1-1 09/2009 24
Das Bauteil Widerstand: Grundlegende Begriffe Aufbau eines Chip-Widerstandes (SMD) Aufbau eines Potenziometers (Drehwiderstand) ET-1-1 09/2009 25
Das Ohm sche Gesetz: Grundlegende Begriffe Das Ohm sche Gesetz gibt den Zusammenhang zwischen Spannung, Strom und Widerstand an. Die Stromstärke I ist proportional der Spannung U. R U = I I = U R U = I R ET-1-1 09/2009 26
Elektrische Arbeit und Leistung: Um einen Stromfluss hervorzurufen, muss Arbeit verrichtet werden, d.h. es muss Energie aufgewendet werden. Der Energieaufwand W ist proportional zu der bewegten Ladung: W ~ Q Der Energieaufwand ist weiterhin abhängig von der Potentialdifferenz vom Anfangs- zum Endpunkt der Ladungsbewegung. W = U Q = U I t = P t in Ws P = W t = U I U = R 2 = I 2 R in W ET-1-1 09/2009 27
Messung der elektrischen Leistung: Die elektrische Leistung kann indirekt (Strom- Spannungsmessung) oder direkt mit einem Leistungsmessgerät bestimmt werden. Die Bemessungsleistung von elektrischen Geräten gibt die Leistung unter den angegebenen Betriebsbedingungen an ET-1-1 09/2009 28
Wirkungsgrad: Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis von abgegebener Leistung zu aufgenommener Leistung P V = P P η = P ab zu zu P ab η = η 1 η 2 bei mehreren Komponenten ET-1-1 09/2009 29
Aufgaben und Fragen 1. Welche Glühlampen der nachfolgenden Schaltungen leuchten? Zeichnen Sie den Weg des Stromes ein. 2. Erläutern Sie die Begriffe Strom, Spannung und Widerstand 3. Ein Heizofen nimmt beim Anschluss an 230V einen Strom von 4A auf. Wie groß ist der Widerstand der Heizspirale? 4. Wie ändert sich der Strom durch einen Widerstand, wenn die angelegte Spannung verdoppelt wird? 5. Ein Mensch hat einen Körperwiderstand von 2kΩ (ungünstigster Fall) und gelangt in einem Stromkreis mit der Netzspannung 230V. Welcher Strom fließt durch seinen Körper? ET-1-1 09/2009 30
Aufgaben und Fragen 6. Eine Spule aus Cu-Draht hat einen Widerstand von 5Ω. Der Draht hat einen Durchmesser von 0,4mm. Wie lang ist der Draht? 7. Ein Erdkabel hat eine Länge von 1,6km und einen Adernquerschnitt von 50mm 2 Cu. Wie groß ist der Widerstand einer Leitungsader? 8. Eine Reihenschaltung von 3 Widerständen nimmt an 230V einen Strom von 0,5A auf. R1=160Ω, R2=40Ω. Wie groß ist R3? 9. Drei gleiche Widerstände in Serienschaltung liegen an 165V. Die Stromstärke beträgt 650mA. Wie groß sind die Widerstände und die entsprechenden Teilspannungen? 10. Die Wolframwendel einer Glühlampe hat im betriebswarmen Zustand etwa den 8 bis 10-fachen Widerstand als im kalten Zustand. Was hat das beim Einschalten zur Folge? 11. Ein Ofen hat eine Stromaufnahme von 7A und ist über eine 8m lange Leitung mit einem Querschnitt von 0,75mm2 angeschlossen. Wie groß ist der Spannungsabfall in der Anschlussleitung? 12. Wie errechnet sich der Gesamtwiderstand der folgenden Schaltung? ET-1-1 09/2009 31
Aufgaben und Fragen 13. Berechnen Sie für die folgende Schaltung (links) die Ströme I 1 und I 2. Die Batteriespannung beträgt 42V, die Widerstände haben folgende Werte: R1=46Ω, R2=37Ω, R3=122Ω, R4=173Ω. 14. Die Dreieckschaltung (oben rechts) besteht aus gleichen Widerständen (Motorwicklungen). Zwischen 2 Klemmen wird jeweils ein Widerstand von 40Ω gemessen. Wie groß ist ein Einzelwiderstand (Wicklungswiderstand)? ET-1-1 09/2009 32
Aufgaben und Fragen 15. In der nachfolgenden Schaltung (links) haben die Widerstände folgende Werte: R1=2,5kΩ, R2=300Ω, R3=1,5kΩ, R4=1,7kΩ. Das Voltmeter hat einen Innenwiderstand von 3kΩ und die angelegte Spannung beträgt 50V. Welche Spannung zeigt das Voltmeter an? Welche Spannung liegt am Widerstand R4 an, wenn das Voltmeter nicht angeschlossen ist? 16. Wie groß ist der Gesamtwiderstand in der Schaltung oben rechts zwischen den Punkten AB, AC, AD, BC, BD, CD? 17. Ein Generator hat einen Innenwiderstand von 0,5Ω. Bei einem Belastungsstrom von 12A tritt eine Klemmenspannung von 240V auf. Wie groß ist die Leerlaufspannung und wie groß ist der Kurzschlussstrom? 18. Ein Akku hat eine Leerlaufspannung von 26V und einen Innenwiderstand von 1Ω. Welche Klemmenspannung ergibt sich für folgende Ströme: 0,4A und 12A? ET-1-1 09/2009 33