Ratgeber für Patienten. Reizmagen



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Ratgeber für Patienten Reizmagen (Funktionelle Dyspepsie) - ein häufiges Krankheitsbild Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.v.

Was ist ein Reizmagen? Der Reizmagen ist charakterisiert durch geschwürähnliche Beschwerden mit Schmerzen im Oberbauch und dyspeptischen Symptomen (Druck- und Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen, Aufstoßen), ohne dass hierfür bei der Magenspiegelung eine organische Ursache gefunden werden kann. Typisch ist der Beschwerdeverlauf über 3 Monate anhaltend oder wiederkehrend. Häufig bestehen oder wiederholen sich Reizmagenbeschwerden über viele Jahre. Charakteristisch ist außerdem Beschwerdeverstärkung durch Streß oder Diätfehler. Zu 30 % bestehen gleichzeitig Symptome eines Reizdarms mit Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten, Typisch sind außerdem zusätzlich sogenannte vegetative Symptome mit Stichen in der Herzgegend, Schwitzneigung, funktionellen Kreislaufstörungen, Beschwerden beim Wasserlassen u.a. Chronische > 3 Monate anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen und Beschwerden im Oberbauch ohne Nachweis einer Organerkrankung in Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm sowie umgebenden Organen (Galle, Bauchspeicheldrüse, Leber u.a.) 2

Wodurch entsteht ein Reizmagen? Hauptursache des Reizmagens ist eine Überempfindlichkeit des Nervensystems des oberen Magen-Darm-Traktes gegenüber verschiedenen äußeren und inneren Reizen. Hierzu gehört auch eine Überempfindlichkeit gegen die meist normal starke Säurebildung. Wenn Säure aus dem Magen in die untere Speiseröhre fließt, kommt es zu dem typischen Symptom Sodbrennen und saures Aufstoßen, Beschwerden, die nicht direkt für den Reizmagen typisch sind, sondern für eine möglicherweise begleitende Refluxkrankheit der Speiseröhre (siehe eigenes Faltblatt). Weitere Ursache ist eine Bewegungsstörung infolge Fehlsteuerung des Bewegungs-regulierenden Systems des oberen Magen-Darm- Traktes. Durch die chronische Magenschleimhautentzündung mit Helicobacter pylori (chronische B-Gastritis) kann ebenfalls eine Überempfindlichkeit des Magens verursacht werden. 3

Wie stellt der Arzt die Diagnose? Die Diagnose des Reizmagens wird durch die typische Beschwerdeschilderung des Patienten gestellt. Da andere organische Erkrankungen des Magens mit ähnlichen Beschwerden einhergehen können, muß die Diagnose Reizmagen abgesichert werden durch Normalbefunde bei der oberen Magen-Darm-Spiegelung, sowie bei der zusätzlich durchzuführenden Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes (Ausschluß von Leber-, Gallenund Bauchspeicheldrüsenerkrankungen). Bei der Magenspiegelung kann auch gleich auf Helicobacter pylori-gastritis untersucht werden. Krankheitsgeschichte (Anamnese) Körperliche Untersuchung Laboruntersuchung Ultraschalluntersuchung Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm }Zum Ausschluß einer organischen Erkrankung 4

Was kann man gegen Reizmagenbeschwerden tun? Zunächst können Allgemeinmaßnahmen eingesetzt werden mit Streßabbau und gut verträglicher Wunschkost mit kleinen gut verträglichen Mahlzeiten (eine spezifische Reizmagendiät gibt es nicht!). Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, müssen Medikamente eingesetzt werden. 5

Mit welchen Medikamenten wird der Reizmagen behandelt? Die medikamentöse Behandlung des Reizmagens richtet sich nach den vorherrschenden Symptomen. Bei vorwiegenden Schmerzen und Sodbrennen werden zunächst säurehemmende Medikamente wie H-2-Blocker und Protonenpumpenblocker versuchsweise eingesetzt. Versagt diese Therapie, wird auf andere Möglichkeiten zur Regulierung der Bewegung des oberen Magen-Darm-Traktes mit sogenannten Gastroprokinetika übergegangen. Sind die Beschwerden vornehmlich durch Völle- und Druckgefühl, Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen gekennzeichnet, werden zunächst Gastroprokinetika (Metoclopramid, Domperidon) eingesetzt und erst bei Versagen säureblockierende Medikamente versucht. Bei positivem Befund für Helicobacter pylori kann auch eine Behandlung der Bakterieninfektion mit der Dreifachkombination mit einem Protonenpumpenblocker und zwei Antibiotika versucht werden. Nach neueren Untersuchungen sind auch Phytotherapeutika (Pflanzenheilmittel) bei einem Teil von Patienten mit Reizmagen wirksam. Medikamentöse Therapiemöglichkeiten Säureblocker (Protonenpumpenblocker, H-2-Blocker) Magenbewegungsfördernde Mittel (Prokinetika) Phytotherapeutika 6

Wie verläuft der Reizmagen (Prognose)? Die Aussicht auf völliges Verschwinden von Reizmagenbeschwerden über Jahre ist sehr gering, es wird nur in seltenen Fällen beobachtet. Andererseits ist die Prognose des Reizmagens günstig, d.h. es ist nicht die Entwicklung von ernsten organischen Erkrankungen im oberen Magen-Darm-Trakt gehäuft zu erwarten. Vielmehr muß der Patient lernen, mit Reizmagenbeschwerden umzugehen, d.h. auslösende Faktoren möglicherweise zu vermeiden und bei Auftreten von Beschwerden rechtzeitig die geeigneten Schritte unternehmen. Eine Langzeitbehandlung mit Medikamenten zur anhaltenden Beseitigung von Reizmagenbeschwerden gibt es bis heute nicht. 7

Verfasser: Prof. Dr. Jürgen Hotz Dr. A. Madisch Klinik für Gastroenterologie Allgemeines Krankenhaus Celle Siemensplatz 4 29223 Celle Titelbild: Olympus Archiv Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel sowie Friedrich-List-Straße 13. von Störungen der Ernährung 35398 Giessen. e.v. Germany Tel. +49-6 41-9 74 81-0. Fax +49-6 41-9 74 81-18 Internet: www.gastro-liga.de