Die Kelten in Thüringen

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Transkript:

STEINSBURG MUSEUM Die Kelten in Thüringen

Das Steinsburgmuseum Im Sattel der Gleichberge gelegen, bietet unser Spezialmuseum für Ur- und Frühgeschichte Südthüringens anschauliche Einblicke in das wirtschaftliche und kulturelle Leben von der Mittelsteinzeit um 8000 v. u. Z. bis zum späten Mittelalter. Museum und nahe gelegene Steinsburg, die befestigte Siedlung der Kelten vom 6. bis 1. Jh. v. u. Z., bilden ein in Thüringen einmaliges Ensemble. Ihre beeindruckende Kultur steht im Mittelpunkt der 1996 neu gestalteten Dauerausstellung. Um die Mitte des letzten Jh. v. u. Z. wurde die Steinsburg von ihren einst mehreren tausend Bewohnern verlassen. Die gewaltige Anlage verfiel, der Berg überzog sich erneut mit Wald. Erst seit Mitte des 19. Jhs. wurde ihre einstige Bedeutung erkannt, als beim Basaltabbau Mauerreste freigelegt wurden und zahlreiche Funde zutage kamen. Diese bilden den Grundstock der heutigen Sammlung. Bei guter Sicht kann man nach dem Aufstieg ein einzigartiges Panorama genießen. Den vorgeschichtlichen Reichtum der Landschaft um die Gleichberge erschließen der archäologische Wanderweg und ein Abschnitt des von Mittelfranken bis zum Thüringer Wald führenden Keltenerlebnisweges.

I m Mittelpunkt dieses Raumes steht die Jungsteinzeit. Seit der Mitte des 6. Jt. vollzog sich auch in Südthüringen der Übergang von den Jäger- und Sammlerkulturen der Mittelsteinzeit zur Sesshaftigkeit. Seit der Bandkeramischen Kultur bildeten Ackerbau und Viehzucht die Lebensgrundlage. Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Queienfeld und Rentwertshausen im nördlichen Grabfeld gestatten die Rekonstruktion der materiellen Kultur sowie der Lebensbedingungen der frühesten Siedler Südthüringens. Steingeräte und Keramikreste erschließen älteste Landwirtschaft und Hausbau, Töpferei und Textilverarbeitung sowie neue Techniken der Steinbearbeitung. Ein in Südthüringen einzigartiges Prunkbeil aus Jadeit vom Großen Gleichberg, vermutlich ein Opfer, unterstreicht weit reichende Austauschbeziehungen im 4. Jt. Die erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten Lagerstätten befanden sich in den italienischen Westalpen. Raum 1 Jungsteinzeit

Raum 2 Bronzezeit und Hallstattzeit D er neue Werkstoff Bronze wurde seit Beginn des 2. Jts. in größerem Umfang von spezialisierten Handwerkern verarbeitet. Rekonstruktionen und Originalfunde geben einen Einblick in die verschiedenen Techniken des Bronzegusses. Aus der mittleren Bronzezeit (1600 bis 1300 v. u. Z.) sind zahlreiche Grabhügelgruppen auf den Vorbergen des Thüringer Waldes bekannt und z. T. ausgegraben worden, etwa bei Schwarza und Dietzhausen zwischen Meiningen und Suhl sowie in Dillstädt. Die Körpergräber unter den bis zu 3 m hohen Hügeln enthielten oft reiche Bronzeschmuckbeigaben. Sogar Reste der Kleidung hatten sich erhalten, die auf Meisterleistungen der Spinn- und Webtechnik schließen lassen. In der anschließenden Urnenfelderstufe der jüngeren Bronzezeit (1200 bis 800 v. u. Z.) wurden auf beiden Gleichbergen erstmals Befestigungen errichtet. Seit Beginn der Vorrömischen Eisenzeit siedelten Menschen in Südthüringen, die die Eisenverhüttung und -bearbeitung beherrschten. Siedlungs- und Grabfunde belegen einen Anstieg der Bevölkerung bis zum 6. Jh. Im größten eisenzeitlichen Grabhügelfeld Südthüringens im Merzelbachwald am Fuße des Großen Gleichberges wurden seit 1969 neun Hügel archäologisch untersucht. Die Rekonstruktion eines der Brandgräber ist im Museum zu besichtigen.

D ie zweite im Vergleich zur bronzezeitlichen weitaus mächtigere Befestigung des Kleinen Gleichberges erfolgte Mitte des letzten Jt. v. u. Z. Träger der zwischen Ostfrankreich und Böhmen entstandenen Latènekultur (5. bis 1. Jh. v. u. Z.) waren die Kelten. Sie gestalteten am nördlichen Rand ihres Einflussgebietes die Steinsburg als politisches, wirtschaftliches und kultisches Zentrum. Davon zeugen trotz umfangreicher Zerstörungen durch den jahrzehntelangen Basaltabbau gewaltige Wallreste, einst 4 5 m hohe und breite Mauern, die ohne Holzverbund aus aufgeschichteten Basaltblöcken errichtet wurden. Beeindruckend ist der Fundreichtum aus dieser Zeit, der für einen regen Handel auf den an den Gleichbergen vorbeiführenden Wegen vom Maingebiet in das Thüringer Becken spricht. Zahlreiche Werkzeuge, Geräte und Halbfabrikate aus dieser Zeit sind von der Steinsburg bekannt. Zu den bedeutendsten Produktionsfeldern gehören neben der Landwirtschaft das Schmiedehandwerk, die Holz- und Textilverarbeitung und die Töpferei. Modelle von Rennfeuer- und Töpferöfen sowie Drehmühlen belegen die Aufgeschlossenheit der einheimischen Bevölkerung für technische Neuerungen aller Art. Raum 3 Latènezeit

Raum 4 Latènezeit D ie Zeit der Ausbreitung keltischer Stämme in Europa, das 4. und 3. Jh. v. u. Z., wird archäologisch durch Flachgräber an Werra, Saale und Orla belegt. Für Südthüringen sind die Gräberfelder von Unterkatz und Einhausen zu nennen. Ein beim Bau der BAB A 71 ausgegrabenes und im Museum gezeigtes Körpergrab einer erwachsenen Frau zeigt die typische keltische Schmuckkombination aus Armringen und Fibeln. Beliebt waren auch die leuchtend bunten Glasarmringe aus keltischen Werkstätten, von denen aus dem Gleichberggebiet zahlreiche Bruchstücke vorliegen. Für die Besiedlung waren vor allem die Flussübergänge wichtig, aber auch das Vorkommen von Bodenschätzen, wie Eisenerz, Kupfer und Salz. Im 2. und 1 Jh. entstanden stadtähnliche Siedlungen, die Oppida. Dazu zählt die Anlage auf der Steinsburg mit 68 ha umwehrter Fläche. Die Tracht der Kelten spiegelt Standesunterschiede wider. Zur Bewaffnung gehörten Schwert und Schild, Lanze und Wurfspeer. Das Tragen von Panzer und Helm sowie der Kampf vom Streitwagen blieben einem herausgehobenen Personenkreis vorbehalten. Über die Kleidung berichten antike Autoren: sehr auffallende, farbig gemusterte Jacken, weite Hosen und Mäntel mit buntem Würfelmuster, zusammen gehalten mit bronzenen und eisernen Fibeln.

N ach der Aufgabe der Steinsburg um die Mitte des letzten Jh. v. u. Z. bestanden germanische Streusiedlungen an den Flüssen und Verkehrswegen. Eine derartige Siedlung konnte bei Sülzdorf unweit der Steinsburg ausgegraben werden, weitere bestanden in Henfstädt an einer Werrafurt oder im Gleichberggebiet. Die Funde belegen Beziehungen der germanischen Siedlungen zum Römischen Reich an Rhein, Main und Donau. Nach dem 7. Jh. entstanden im Zuge der fränkischen Landnahme planmäßig Burg und Siedlung, Kloster und Kapelle. Urkundlich wurden im Jahr 758 Juchisa (Jüchsen), 783 das Kloster Milz und 800 Rotemulde (Römhild) erwähnt. Raum 5 Germanen, Römer, Mittelalter

Fulda A7 Bad Salzungen Eisenach A4 Schmalkalden Zella- Mehlis Oberhof Suhl Ilmenau Erfurt A4 Meiningen Themar Schleusingen Schweinfurt Würzburg A3 RÖMHILD Hildburghausen Eisfeld Sonneberg Coburg Bad Königshofen Eintrittspreise: Erwachsene... 2,00 EUR Schüler... 0,50 EUR Rentner und Ermäßigte... 1,00 EUR Gruppen über 10 Personen... 1,00 EUR Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 9.00 bis 17.00 Uhr Führungen nach Voranmeldung Steinsburgmuseum Dr. Mathias Seidel Waldhaussiedlung 8 98631 Römhild www.internet-service-community.de Telefon: 036948 20561 seidelm@tlda.thueringen.de www.thueringen.info/steinsburgmuseum