USA und Israel: Rätsel einer gefährlichen Allianz (alternativ: Klein-USA im Orient, Groß-Israel in Amerika oder einfach: Klein-USA und Groß-Israel) *



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Transkript:

Erschienen in Freitag 27 von 04. Juli2008 Mohssen Massarrat Ende Juni 2008 USA und Israel: Rätsel einer gefährlichen Allianz (alternativ: Klein-USA im Orient, Groß-Israel in Amerika oder einfach: Klein-USA und Groß-Israel) * * Es handelt sich hier um eine aktualisierte Fassung des Unterkapitels Israel als hegemonialer Brückenkopf aus Kapitel 3 Amerikas Hegemonialsystem des aktuellen Buches des Autors: Kapitalismus Machtungleichheit Nachhaltigkeit. Perspektiven revolutionärer Reformen (VSA- Verlag, Hamburg, 306 S. 18,80 ) Sollte Israel seine Drohung wahr machen und Iran bombardieren Gott behüte die Welt vor diesem Unfug dann nur in der sicheren Annahme, dass die US-Regierung nicht zögern würde, ebenfalls in den Krieg zu ziehen. Kein Zweifel die Eliten beider Staaten sitzen im selben Boot im stürmischen Ozean unserer Welt im selben Boot. Während der Vorwahlen in den USA erwiesen nicht nur McCain und Hillary Clinton vor der versammelten Mannschaft der Israel Lobby AIPAC ihre Ergebenheit, sondern in erstaunlich unterwürfiger Form auch Barak Obama. John Mearsheimers und Stephen Walts Thesen über den Einfluss der Israel- Lobby auf die US-Außenpolitik bewahrheiten sich offensichtlich auf der ganzen Linie. Umgekehrt gilt auch, dass die US-Regierungen Israels Politik auch ohne amerikanische Lobby maßgeblich bestimmen. Diese Verbindung ist wie nie zuvor in den letzten Jahren zu einer Art Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen. Im letzten Libanon-Krieg formulierte Condoleezza Rice die Bedingungen für einen israelischen Waffenstillstand, als wäre sie zugleich auch Außenministerin von Israel: "Wenn die Hisbollah entwaffnet, die Waffenlieferungen unterbunden sind und eine internationale Stabilisierungstruppe im Südlibanon stationiert ist, dann wird Israel einem Waffenstillstand zustimmen." Doch standen US-Präsidenten nicht immer so bedingungslos hinter Israels Politik wie dies inzwischen der Fall ist. Während des Suez-Krieges 1956 zwischen Frankreich, Großbritannien und Israel auf der einen und Ägypten auf der anderen Seite hat die Regierung Eisenhower Israel zur Beendigung des Krieges massiv unter Druck gesetzt. Israel baute sein Atomprogramm zunächst mit Unterstützung Frankreichs, während sich Kennedys

- 2 - Begeisterung für ein Israel mit Atombomben ursprünglich in Grenzen hielt. Gleichwohl erklärte mit Kennedy zum ersten Mal ein US-Präsident die Sicherheit Israels zu einem unmittelbaren Anliegen der USA und er sprach von einer 'special relationship' ähnlich der Beziehungen zu Großbritannien. In den achtziger Jahren entwickelte sich das Verhältnis von 'special' zu 'strategic relationship' weiter. Es ist offensichtlich: Israels Beziehung zu den Vereinigten Staaten wurde in dem Maße intensiviert, wie sich immer klarer herausstellte, dass der Mittlere Osten eine unersetzbare Säule der US-Hegemonie ist und auch bleiben müsste. Fortan wurde Israel zu einem genauso unersetzbaren Verbündeten der USA im Mittleren Osten und zum strategischen Brückenkopf der US-Hegemonie für diese Region und die gesamte arabische Welt. Doch erst mit der Regierungsübernahme der Neokonservativen in Washington und dem wachsenden Einfluss der religiösen Fundamentalisten wird immer deutlicher erkennbar, wie stark außer den gemeinsamen Sicherheitsinteressen beider Staaten Israel und die Vereinigten Staaten auch durch tiefe kulturelle Verwandtschaft und Parallelen bei ihrer Entstehung miteinander verbunden sind: In der israelischen Vorgeschichte und in der zionistischen Programmatik spiegeln sich, wie der Friedensforscher Gerd Krell meint, "einige zentrale Aspekte des amerikanischen Selbstverständnisses wider. Beide Gesellschaften sind vordergründig säkular, aber in beiden spielt die Religion eine zentrale Rolle. Der Bezug zum 'Heiligen Land' ist nicht nur für viele Israelis, sondern auch für viele US-Amerikaner von hoher symbolischer Bedeutung. Beide Länder sind aus zunächst durchaus prekären Pioniergesellschaften hervorgegangen, die sich in schwierigen Unabhängigkeitskriegen als Staaten etabliert haben. Beide Gesellschaften sind hochgradig, wenn auch hierarchisiert multikulturell. Hinzu kommt, dass beide Staaten durch Vertreibung der jeweils dort lebenden Völker, indianische Ureinwohner in den USA und Palästinenser in Palästina, gegründet wurden, und dass die Regierungen beider Staaten ihre innenpolitische Legitimität vorzugsweise durch äußere Bedrohungen und Feindbilder erlangten. Dadurch trugen sie ursächlich dazu bei, dass die Identifikation mit dem jeweiligen Staat durch äußere Bedrohung und Abgrenzung hergestellt wurde, anstatt sie durch die produktive und soziale Integration ethnischer Gruppen und durch Abschaffung der Hierarchien zu erreichen. Für Amerika war es ursprünglich die Bedrohung durch die indianischen Ureinwohner, dann durch den Kommunismus während des Kalten Krieges, schließlich durch den Islam und den internationalen Terrorismus. Und für Israel waren zunächst die Araber und Al Fatah, dann der Iran nach der islamischen Revolution und schließlich die islamischen Fundamentalisten wie die Hamas, Hisbollah und nicht zuletzt der iranische Präsident Ahmadinedschad und der

- 3 - internationale Terrorismus die Hauptquellen dauerhafter Bedrohungen. Uri Avnery brachte es vor kurzem auf den Punkt Israel ist ein kleines Amerika und USA ist ein großes Israel. Auch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dank der Selbstpropaganda und dem Gerede vom "Kampf der Kulturen" die Bedrohungsängste in beiden Staaten inzwischen nahezu pathologische Züge angenommen haben. Der israelische Psychologe Dan Bar-On verweist auf das "grundlegende Opfergefühl der jüdischen Bevölkerung" in Israel, um das moralisch verantwortungslose Verhaltensmuster Israels zu deuten: "Die Opfer haben gegenüber den Tätern einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen keine Verantwortung für ihre eigenen Taten übernehmen, da diese nur die Reaktion auf die bösen Taten anderer sind." Der britische Philosoph Oren Ben-Dor behauptet sogar, dass "der israelische Staat... eine Opfermentalität unter israelischen Juden pflegt", um das Kernproblem Israels zu verbergen. Dieses besteht nach Ben-Dor darin, dass "Israel mit Hilfe von Terror geschaffen worden war" und immer noch mit einem moralisch durch nichts zu rechtfertigenden Makel "ethnischer Säuberung" behaftet sei. Für Israels Verhaltensmuster spielt auch das moralische Schuldgefühl, das andere Völker für Juden angesichts des Holocausts empfinden, eine wichtige Rolle. Viele Amerikaner fühlen sich beispielsweise moralisch verpflichtet, Israels Existenz zu schützen. Gleichwohl überwiegt auf beiden Seiten das Interesse, den Holocaust auf dem Rücken der jüdischen Opfer des Faschismus zu missbrauchen und jegliche Kritik der israelischen Kriegs- und Besatzungspolitik als "antisemitisch" zu diskreditieren. Doch wird diese Politik selbst von jüdischen Intellektuellen inzwischen immer offener als eine neue Quelle des Antisemitismus kritisiert. "Wenn Israel die Bevölkerung in den besetzten Gebieten ausraubt und demütigt", schreibt Tony Judt, der Direktor des Remarque-Instituts an der New Yorker Universität, gleichzeitig "aber jedem Kritiker mit lauter Stimme 'Antisemit' entgegengeschleudert wird, heißt das in Wirklichkeit: Was im Libanon, in der Westbank und in Gaza geschieht, das sind keine israelischen, sondern jüdische Akte. Und wenn Du das nicht magst, dann nur, weil Dir Juden unsympathisch sind. In vielen Teilen der Welt läuft diese Position Gefahr, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zu werden." Außer diesen einmaligen historischen, kulturellen und politischen Gemeinsamkeiten, die sich nicht zufällig auch in den gemeinsamen neuen Feinden (der Islam und der internationale Terrorismus) widerspiegeln, verbindet die Vereinigten Staaten mit Israel im Mittleren und Nahen Osten ein dem Wesen nach unfriedliches Politikmuster: die USA verfolgen eine Politik, die die Region destabilisiert, da ansonsten die Grundlage ihrer Hegemonialpolitik entfiele. Und Israel hat Angst vor Frieden, da es sich auf einen Prozess einlassen müsste, an

- 4 - dessen Ende die Rückgabe der besetzten Gebiete, und letztlich auch eine kulturelle wie mentale Umorientierung hin zur Koexistenz mit seinen arabisch-islamischen Nachbarn stehen würde. Die USA sind aus hegemonialpolitischen Interessen auf einen total verlässlichen regionalen Verbündeten angewiesen. Und Israel ist davon überzeugt, dass allein die Vereinigten Staaten die notwendige Gewähr für seine Existenz gegen die äußeren Bedrohungen liefern können. Damit erweist sich Israel als der natürliche Verbündete der USA in der Region unabhängig von jedwedem Regierungswechsel, während alle anderen US-Verbündeten in derselben Region, wie Ägypten oder Saudi-Arabien, nicht zuletzt wegen der US-Hegemonial- und Israelpolitik bestens dafür prädestiniert sind, nach einem Regimewechsel wie es im Iran mit der islamischen Revolution 1979 der Fall war von Verbündeten zu unerbittlichen Feinden der USA zu werden. Auf dieser Basis wurde Israel zum unverzichtbaren Brückenkopf im Mittleren und Nahen Osten. Dies erklärt, warum Israel bei der Wirtschafts- und Militärhilfe seit den siebziger Jahren an der Spitze der US-Auslandshilfe liegt, und weshalb Israel nahezu alle Rüstungsgüter, die es wünscht, erhält. Dies erklärt auch, weshalb die USA seit Gründung der UNO als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates bisher 40 Mal ihr Veto eingelegt haben, um Israels Verurteilung wegen der Verletzung internationaler Normen bzw. der Nichterfüllung völkerrechtlich verbindlicher US-Resolutionen zu verhindern. Das letzte Veto brachte John Bolton am 13. Juli 2006 ein, um ein Verbot gegen weitere Übergriffe Israels im Gaza-Streifen zu unterminieren. Mit ihrem ständigen Veto im Bezug auf Israel nehmen die USA in Kauf, dass dem moralischen Ansehen der UNO in der gesamten Dritten Welt irreversibler Schaden zugefügt wird. Und schließlich wird erkennbar, warum die USA seit den 1970er Jahren bis heute immer kompromissloser hinter jedweder moralisch auch noch so inakzeptablen wie für den Weltfrieden gefahrvollen Handlung israelischer Regierungen stehen und sie mit Haut und Haar zu legitimieren versuchen. Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Israel-USA-Schicksalsgemeinschaft zu einer der größten Gefahren für den Weltfrieden geworden ist, am wenigsten bürgt diese Gemeinschaft dauerhaft für die Sicherheit Israels. Es ist im Interesse Israels und des Weltfriedens, dass dieses Land sich dem Kulturkreis zuwendet, aus dem es seine Existenz historisch ableitet: den jüdischen Wurzeln mitten im alten Orient, der Geburtsstätte der drei großen Weltreligionen. Und es ist im Interesse des Weltfriedens, dass auch die USA ihre Beziehungen zu den Staaten im Mittleren Osten normalisiert, will sagen, sowohl die Feindseligkeit gegen den aufmüpfigen Iran wie die Knechtschaftsbeziehungen zu den unterwürfigen Arabischen Golfstaaten beendet. Vielleicht gelingt Barak Obama ein erster Schritt in diese Richtung.

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