Zum Jubiläum 100 Jahre Werminghoff / Knappenrode

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Transkript:

Zum Jubiläum 100 Jahre Werminghoff / Knappenrode Bodenschätze sind schon immer Für die Menschen Hoffnungsschimmer. Auf ein Leben frei von Sorgen Und von Ängsten um das Morgen. Deshalb suchten sie und fanden Reichlich unter Heidesanden Kohle in der günst gen Lage Abbauwürdig über Tage. Doch um diesen Schatz zu heben, Muss es Facharbeiter geben, Die mit der Technik sind vertraut Mit der die Kohle abgebaut Und zur Veredlung transportiert, Damit sie dort wird brikettiert Und so, in einem Normformat, Sehr gute Absatzchancen hat. Zur Formung für den Kohlenstoff Wurd unterm Namen Werminghoff ( der nach dem Krieg, das ist bekannt, in Knappenrode umbenannt ) Als Produktions- und Wohnbereich Ein Standort ausgewählt sogleich. Dieser hat in vielen Jahren Auf- und Niedergang erfahren. Der Aufbau für das Werk begann Mit Gleisanschluss zur Eisenbahn; Dann weiter in der Gründerzeit Mit emsiger Beharrlichkeit Wurden Häuser für Maschinen Und für die, die sie bedienen Nach neuestem Erkenntnisstand Erbaut auf dem erworb nen Land. 1

Brikettfabrik mit Weltniveau Mietwohnungen mit Innenklo (ohne Wasserspülung noch über einem Jaucheloch) Sie standen schon nach kurzer Zeit Zur Zweckentsprechung dann bereit, Das Werk mit klarer Hierarchie, Der Wohnort mit Demokratie. Ergänzend zu der Wohnkultur Sowie der Ortsinfrastruktur Wurd jeder Wohnung unverweilt Ein kleiner Garten zugeteilt. Werksgasthaus mit Saal und Garten Ließ Familienspaß erwarten Bei Tanz und Spiel und Vorführung Als Bühnenstück für Alt und Jung. Ohne in die Stadt zu fahren Konnt man bald die nöt gen Waren Ohne langes Wegelaufen Innerhalb des Ortes kaufen. Kaufhaus und Konsum boten an, Was täglich man gebrauchen kann. Bäcker und Fleischer boten auch Kost aus dem Ofen und dem Rauch. Im Unglücks- oder Krankheitsfall War auf dem Betriebsareal Der Sanitätstrakt jederzeit Für Werk und Wohnort hilfsbereit. Der Arzt kam zweimal wöchentlich. Auch dadurch erübrigte sich, Wenn man nichts zu erled gen hat, Der zeitraubende Weg zur Stadt. Der Anschluss an die Außenwelt Wurd auf dem Postamt hergestellt. Und was besonders wichtig war, Der Schulbau für die Kinderschar Hatte von Anspruch und Profil Kleinstadtniveau als Bildungsziel. Unterrichtet in acht Klassen Sollte dieses Ziel erfassen. 2

Die Gemeinschaft zu beleben Muss Gelegenheit es geben. Sportplatz und Freibad nah am Wald Zur Nutzung war n bereit alsbald. Mandolinen hört man klingen, Männer trafen sich zum Singen. So wurde Freizeit in Verein Sinnvoll genutzt von Groß und Klein. Den gläubig orientierten all Stand für ihr Glaubensritual Ein kleines Kirchlein bald bereit, Das gut besucht war seinerzeit. Mit jedem Todesfall verband Indes, die Gläubigkeit sie schwand. Statt Kirchbesuch galt Friedhofsruh Den Lebenden als Rendezvous. Ganz wichtig war von altersher Schon immer eine Feuerwehr, Die Mensch und Güter vor Gefahr Bewahren sollte immerdar. Der Kohlenstaub war permanent Das, was eine Gefahr man nennt. Die Feuerwehr war jederzeit Zu deren Abwehr doch bereit. Kohlenstaub als Umweltplage Gegenwärtig alle Tage Führte sicher zu der Pose Werk und Ort in Symbiose Einzugehen auf diesen Part, Nur auf Modus- vivendi - Art Im Verständnis für die Lage Und im Umgang mit der Plage Denn der Kohlenstaub schuf Sorgen Wenn man schon am frühen Morgen Ihm überall begegnen musst. Jedoch besonders vielen Frust Beim Wäschetrocknen machte er, Wehte der Wind von Süden her. Das führte oftmals zu dem Zwang Von einem neuen Waschvorgang. 3

Morituri te salutant Erhaben auf Briketts gebannt, Als Gruß an die Besatzungsmacht Von der Belegschaft überbracht Mit Hoffnung auf Betriebserhalt Als wirkungslos erwies sich bald. Anlagen wurden demontiert Als Kriegstribut abtransportiert. Die Staubbelästigung ließ nach Als viel beklagtes Ungemach. Doch arbeitslos zu sein war arg, Weil Angst und Sorge sich drin barg. So stand man vor der Frage nun Ob es denn wirklich opportun Arbeit oder Staubesplage Vorzuziehen dieser Tage. Erhalten blieb Infrastruktur Mit Reichsbahngleis und Bergbauspur Um verbliebene Fabriken Mit der Kohle zu beschicken. Arbeitslose Bergarbeiter Wurden eingesetzt bald weiter Von stillgelegten Anlagen Ausrüstungen abzutragen. Sofort nach der Demontage Meldete sich mit Courage Der Wiederaufbauwille an. Im Einvernehmen bald begann Man die nunmehr leeren Hallen Mit den Aggregaten allen Aus stillgelegten Fabriken Auf ein Neues zu bestücken. Maschinenlärm, kein Ohrenschmaus Erscholl bald wieder in dem Haus. Die Produktion begann erneut, Was den Fabrikarbeiter freut, Weil er mit seiner Arbeitskraft Die Voraussetzung wieder schafft Dem Lebensstandard allgemein Produktiv dienstbar nun zu sein. 4

Trotz der angespannten Lage In der Grundversorgungsfrage Nahm damals Schweres man in Kauf Dem altgewohnten Lebenslauf, Der nicht gerade üppig war, Näher zu kommen Jahr für Jahr. Mit den Briketts aus der Fabrik Als Deputat, hatte man Glück. In der Gleichberecht gungfrage Gab es Fortschritt dieser Tage. Für gleiche Arbeit, gleichen Lohn Geschlechtsneutral erhielt man schon. Kindergrippe, Kindergarten, Schulhort auch, halfen beim Starten Den Kindern auf den Lebensweg Als deren eigen Privileg. Erweiterung erfuhr auch bald Die Volksschule dann dergestalt Als Oberschule zehnklässig Und Polytechnik zulässig. In den Ferien gab es Spiele Und der Angebote viele Zu sinnvoller Ausgestaltung Von gedieg ner Unterhaltung. Mit steigender Produktion Stieg auch die Staubemission. Der Kohlenstaub als Brandgefahr Vor allem in den Wäldern war Bei Trockenheit sehr aktuell Feueralarmauslöser schnell. Und im Ort schimpft man wie vorher: Wenn doch der Kohlenstaub nicht wär! Die Braunkohle war Basis nun Für alles wirtschaftliche Tun Und Knappenrode, mitten drin, Bekam dadurch auch manches hin Mit höherem Anspruch als bisher, Zum Beispiel im Berufsverkehr Und als Staub mindernden Segen, Ausbau von Straßen und Wegen. 5

Wohnungen erhielten Bäder Und so konnte jetzt ein jeder Der Errungenschaft nun frönend Sich mit Staubeslast aussöhnend Seines Wohlseins besser freuen, Zumal auch die weit ren Neuen, Wie die Sauna beispielsweise, Wohlig wirkt auf ihre Weise. Das Werksgasthaus genügt nicht mehr Gewachsenem Kulturbegehr. Durch An- und Ausbau wurde draus Das vorzeigbare Kulturhaus. Viel Prominenz fand sich hier ein Und wollte dran beteiligt sein Mit künstlerischer Ambition Kultur vermittelnd als Person. Fernsehen dominierte bald Mit sichtbarem Antennenwald Die Ostansicht unvorteilhaft. Drum wurde mit vereinter Kraft Das Kabelfernseh n installiert, Das nun in jede Wohnung führt Von der zentralen Kopfstation Sowohl das Bild als auch den Ton. Als Nutzen aus der Umbruchszeit Stand Ferngaszuleitung bereit. Abwasser über Rohrleitung Wird zur Wiederaufbereitung Befördert kilometerweit, Was viel Geld kostet und viel Zeit. Das weitere Geschick jedoch War Absturz in ein tiefes Loch. Wenige Jahre blieben nur Und die gewachsene Struktur Von Werk und Ort zerfiel in sich Und es wurde offensichtlich, Dass Briketts als Wärmegaben Ihren Wert verloren haben. Die Fabrik wurde stillgelegt und zum Museum ausgeprägt. 6

Die Arbeitslosigkeit ging um. Junge Arbeitskräfte zog es drum Gen Westen dieser Republik Mit Hoffnung auf persönlich Glück, Sich dort neu zu orientieren Und vielleicht zu etablieren. Zurück blieben noch die Alten, Die als Arbeitskraft nichts galten. Blieben die Alten nur zurück, Entstand auch der Geburtenknick. Draus ergab sich dann die Frage, Ob die Schule sich noch trage. Die Reaktion, sie ist bekannt: Die Schüler fahren übers Land, Die Schule wurde Bürgerhaus Alternativ zum Kulturhaus. Wohnblöcke verloren Mieter. Manche davon riss man nieder. Den Sanitätstrakt gibt s nicht mehr. Einkaufen geh n ist lange her. Das Museum ist sehr wichtig, Aber Arbeit wäre richtig, Weil sie allein den Spruch verbannt: Morituri te salutant. (Sterbende grüßen dich) 26.07. bis 28.07.2013 Reinhold Certa 7