Einführung in die chinesische Sprache Dozentin: Petra Müller, Sinologin (M.A.), Heilbronn Auszüge aus dem Vortrag
Zum Thema chinesische Aussprache Die Lautschriften Zur schriftlichen Wiedergabe der chinesischen Schriftzeichen werden Lautschriften (Umschriften) genutzt. Heute ist die Lautschrift Pinyin gebräuchlich. Sie wurde 1957 in der VR China eingeführt. Verwendet werden auch heute noch: Die Umschrift Wade-Giles Die Umschrift Yale
Apropos: Essen Chinesisch wirklich Hunde? Oder sind Hunde heute nicht eher Haustiere? Wie heißt diese Hunderasse auf Chinesisch? Wade-Giles: Shih tzu Pinyin: Shizi (gou) Manchmal kommt es zu Verwechslungen auf Grund der unterschiedlichen Umschriften! Deutsch: Löwenkopf
Welches Chinesisch lernen wir eigentlich? Mandarin? Oder Hanyu? Die chinesische Hochsprache Die chinesische Sprache im herkömmlichen Sinne ist die Muttersprache der Han-Chinesen, die 92% der Bevölkerung Chinas ausmachen. Auf Chinesisch heißt diese Sprache Hanyu. Basis für die chinesische Hochsprache (Standardchinesisch) ist: die Amtssprache am Kaiserhof der Nordchina-Dialekt (Beijing-Dialekt), der als Mandarin bezeichnet wird
Die vier Töne im Hochchinesischen Ist es hilfreich beim Chinesischlernen, wenn man musikalisch ist? a1 a2 a3 a4
Auch im Deutschen verwenden wir Töne! Eine kleine Geschichte mit dem Wörtchen Da! Guck mal, da! Da wird jetzt im normalen Ton gesprochen. Ihr Sohn sieht das Flugzeug nicht und fragt: Da? Da wird jetzt im fragenden (steigenden) Ton gesprochen. Sie verstehen seine Begriffsstutzigkeit nicht und äffen ihn nach: Da! Da wird in einem ansatzweise verächtlichen (tiefen) Ton gesprochen. Sie weisen nochmals in die Richtung des Flugzeugs und sagen: Da! Da wird jetzt mit Nachdruck (mit fallendem Ton) ausgesprochen.
Grund zu Verwechslungen? Missverstehen sich die Chinesen auf Grund der Töne nicht ständig? Kann ich da überhaupt den Mund aufmachen? ta1ng Suppe ta2ng Zucker he1 ta1ng (Suppe trinken) jia1 ta2ng (Zucker hineintun) Der Kontext hilft beim Verstehen, selbst wenn der Ton nicht richtig getroffen ist. Die beliebteste Verwechslung: Qi3ng we4n: Darf ich fragen...? Qi3ng we3n: Darf ich Sie küssen?
Ist ein Schriftzeichen ein Buchstabe oder ein Wort? Chinesisch ist eine Silbenschrift In der klassischen chinesischen Sprache: 1 Schriftzeichen = 1 Silbe = ein Sinnelement (Morphem) Z.B. 火 huo3 Feuer Wörter werden gebildet, indem man die Silben (Sinnelemente) zusammenfügt: 火 huo3 (Feuer) + 车 che1 (Wagen) = 火 车 huo3che1 Zug 火 huo3 (Feuer) + 车 che1 (Wagen) + 站 zha4n (Haltestelle) = 火 车 站 huo3che1zha4n Bahnhof Auch im Deutschen verwenden wir Komposita (zusammengesetzten Wörter)
Warum klingt im Chinesischen so vieles so ähnlich? Chinesisch: eine lautarme Sprache Chinesisch ist eine lautarme, eine homophone Sprache. Viele Silben Wörter haben die gleiche Aussprache, aber unterschiedliche Bedeutung: Beispiele aus dem Deutschen: mahlen malen, Lerche - Lärche Beispiel aus dem Chinesischen (bu im 4. Ton): 不 bu4 nein, nicht 布 bu4 der Stoff 步 bu4 der Schritt Im Chinesischen gibt es nur etwa 411 lautliche Silben. Werden die Silbentöne einbezogen, sind es rund 1300 (1338) Silben. 步 bu4 der Teil
Wie übersetzt man europäische Namen? Lautarmut in der chinesischen Hochsprache Die Lautarmut zeigt sich auch bei der Entlehnung ausländischer Wörter: ke3 ko3u ke3 le4 a1 si1 pi3 li2n Coca Cola Aspirin Übersetzung von kekou kele: Mundet und macht Spaß! Umsetzung von europäischen Personennamen: Z.B. Petra Müller: Pei4te4la4 Mi3le4 oder Me4ng Pe4iyu2n
Wieviele Schriftzeichen gibt es eigentlich? Die chinesische Schrift Anzahl der chinesischen Schriftzeichen Im Wörterbuch Qing-Dynastie (1644-1911) ca. 50.000 Zeichen Heute in Gebrauch In einem modernen Zeichenwörterbuch In den dreizehn kanonischen Schriften ca. 9.000 Zeichen ca. 6.000 Zeichen ca. 4.000 Zeichen In der Volkszeitung in der Kulturrevolution ca. 2.000 Zeichen
Wieviele Schriftzeichen muss ich lernen? Häufigkeitsverteilung der Schriftzeichen Interessanterweise kommen einige Zeichen sehr häufig vor, andere sehr selten. Es lohnt sich also, zu Beginn die häufigeren Zeichen zu erlernen. Wissenschaftler wie z.b. Jun Da haben Häufigkeitslisten erstellt, an denen man ablesen kann, wie häufig einzelne Zeichen vorkommen (siehe nächste Folie). Es zeigt sich: Mit den häufigsten 1000 Zeichen kann man über 90% aller Texte lesen! Wenn man also theoretisch pro Tag 10 Zeichen lernen würde, brauchte man 100 Tage, um diese Menge Zeichen zu beherrschen.
Häufigkeitsverteilung der Schriftzeichen Am Beispiel der Jun Da s Frequency Lists Liste 1 (Textsammlung 1) Gesamtzahl der Zeichen: 3 799 731 unterschiedliche Zeichen: 5 229 Die ersten 50 Zeichen machen 27,6% aus. Die ersten 100 Zeichen: 39,2 % Die ersten 400 Zeichen: 72,02 % Die ersten 1000 Zeichen: 91,28 % Die ersten 2000 Zeichen: 98,18 % Die ersten 3000 Zeichen: 99,6 % Liste 2 (Textsammlung 2) Gesamtzahl der Zeichen: 45 376 453 unterschiedliche Zeichen: 6 538 Die ersten 50 Zeichen machen 31,1 % aus. Die ersten 100 Zeichen: 41,99 % Die ersten 400 Zeichen: 70,22 % Die ersten 1000 Zeichen: 88,5 % Die ersten 2000 Zeichen: 97, % Die ersten 3000 Zeichen: 99,25 %
Neugierig geworden? Dann melden Sie sich bei mir oder kommen zu einem meiner Vorträge! Petra Müller