Ein Dorf, das seine Vergangenheit kennt und ehrt, ehrt sich selbst! Festschrift anlässlich der Ersterwähnung Walberbergs vor 1050 Jahren



Ähnliche Dokumente
2012 jährt sich die Ersterwähnung unseres Dorfes zum Male. Förderkreis Historisches Walberberg ev - Walberberg und seine Geschichte(n)

4. vorchristlichen Jahrhunderts stammen. Die Funde geben überraschende Hinweise auf eine eisenzeitliche Besiedlung im Tal der mittleren Wupper, deren

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Das Leben in einer mittelalterlichen Stadt

Video-Thema Begleitmaterialien

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische

bindet Gott Maria unlösbar an Jesus, so dass sie mit ihm eine Schicksalsgemeinschaft bildet.

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit:

Schon um fuhren wir in Richtung Köln, wo wir gegen Uhr an unserem Hotel eintrafen.

Drei Tage niederbayerische Kultur in reinster Form

Gärtnern in der Stadt. Gärtnern in der Stadt. Angebote in Köln für Bürgerinnen und Bürger mit dem grünen Daumen!

Die Feier der Taufe Einleitung (nach der Predigt)

Grundwissen Geschichte. 6.. Klasse. Menschen in Vor- und Frühzeit. Steinzeit

Früher begann am 11. November auch die 40 tägige vorweihnachtliche Fastenzeit.

Geschichte Brehna. Heimat- und Geschichtsverein Brehna e.v Brehna. Veröffentlichung auf Homepage:

022/2013 Regionalgeschichtlicher Vortrag Kardinal von Galen Der Löwe von Münster

VORANSICHT. Napoleon und der Wiener Kongress ein Rollenspiel um die Neuordnung Europas nach Napoleon. Das Wichtigste auf einen Blick

Missionskloster Jequitibá in Brasilien

Das Dorf Wiedikon. Aufgabe: Suche das Wort VViedinchova auf der Urkunde. Kleiner Tipp: es steht am Anfang einer Zeile.

Grußwort von Herrn Bürgermeister Bernhard Tjaden. zur Verabschiedung von Herrn Bürgermeister Adolf Plank in Schönau a. d. Tr.

(1/16) Historische Hochwassermarken in Rheindorf und Hitdorf

Meinungen zum Thema Bürgerbeteiligung

Zunächst gehörte die Filiale Wallersheim, wie die Pfarrgemeinde seinerzeit genannt wurde, zu Büdesheim.

für Ihre Heiligkeit Papst Benedikt XVI Seehausen am Staffelsee Eine Kurzvorstellung unseres Ortes

Die Dreikönigskirche Bad Bevensen

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter beim Gottesdienst zur Ehepaarsegnung im Freisinger Dom am 3. Oktober 2011

Bevölkerung nach höchstem beruflichen Bildungsabschluss und Migrationshintergrund 2012 in % nach Altersgruppen (20-30 Jahre und Jahre)

Rede von Bürgermeister Franz Huhn aus Anlass des Appells zum 55- jährigen Bestehen des Wachbataillons am 30. Juni 2012

Das Ende des Dreißigjährigen Krieges

MYTHOS COCA-COLA Werbung: Slogans

Ein Zuhause in Gemeinschaft

Lebensqualität für zukunftsfähige Städte und Dörfer. - Was kommt auf uns zu? - Was kann und muss man tun?

Leseprobe. Reinhard Abeln Die Weihnachtsgeschichte Geschenkheft. Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de

Leseprobe. Reinhard Abeln Die Weihnachtsgeschichte. Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de

Aufeinander zugehen. Ein Gottesdienst für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen am... in St. Brigida - St. Margareta Legden/Asbeck

Wir feiern heute ein ganz außergewöhnliches Jubiläum. Nur sehr wenige Kirchengebäude

Zitate zum geistlichen Leben

Impressionen aus Alt-Freusburg im Siegtal

Sieben Türen Sieben Werke der Barmherzigkeit Das Kita-Projekt, Teil II

Das Buch ist zu beziehen im Buchhandel, bei Amazon und bei ISBN:

Heimat und Identität in der Einwanderungsgesellschaft

Bevölkerungsentwicklung

... (Ansprache von Herrn Bürgermeister Michael Kessler)

Geschichte der Demokratie

Von Daun nach Trier am

Richtlinien über Ehrungen durch die Gemeinde Tuningen

Von Jesus beten lernen

b) Setzen Sie die passenden Relativpronomen ein, wo nötig mit Präposition.

sage ich allen Verwandten, Freunden und Bekannten, die mir zu meinem mit ihren Glückwünschen, Blumen und Geschenken eine so große Freude bereiteten.

1. Korinther 12, 4-11: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Jesus Macht 5000 Menschen Satt

Esther Hebert / Gesa Rensmann Erzähl mir was von Pfingsten Das kleine Sachbuch Religion für Kinder

RUND UM DAS UNESCO-WELTERBE ALTSTADT VON BAMBERG

Schwangerschaft und Geburt

Was ist wahre Gemeinschaft mit Christus? (4) Johannes 14,27; 15,8.9; 15,11; 17,24

9. In welchem Gebirge befindet sich der Großglockner, mit Metern der höchste Berg des Landes?

1. Ergänze den folgenden Lückentext mit den unten angegebenen Wörtern:

Veranstaltungen im Jubiläumsjahr St. Laurentius Hamm

Prachtstraße Esplanade. Wie unter den Linden

stattdessen meistens Dienst nach Plan, und ich lass mir nichts abnehmen Eine Reimpredigt über Lukas 10, Von Vikar Michael Babel

Daten und Fakten: Radwege an überörtlichen Straßen

Vortrag von Tilo Richter

Wenn wir das Váray-Quartett so wunderbar musizieren hören, spüren wir, wie uns Kunst und Kultur berühren.

Hahnentorburg, Foto: Priska Höflich, François Bouchot ( ), General Bonaparte vor dem Rat der Fünfhundert in Saint Cloud am 10.

#ferdinand Jubiläumsjahr. Eine gemeinsame Initiative von Kultur- und Bildungsinstitutionen

Worte von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. zur Eröffnung der Ausstellung Wenzel von. Böhmen. Heiliger und Herrscher in der

seit dem 1. Juli 2014 hat der Seelsorgebereich Neusser Süden keinen leitenden

GOTTES FÜR UNSERE GEMEINDE. Evangelische Gemeinschaft

Grußwort. Parlamentarischer Abend der NRW-Stiftung Dienstag, 13. September 2016, 18 Uhr Landtag Nordrhein-Westfalen, Plenarsaal

Rede des. WZ-Referenten Herrn Simon Stumpf, Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Demokratischen Republik Kongo

RICHTLINIEN über Ehrungen im Bereich der Gemeinde Breuna

Das kleine Gänseblümchen - von Raul Simionescu

Was waren die Kennzeichen einer Stadt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit?

125 Jahre KV-Ortszirkel Sprudel

Eine Kölner Gabe für Bethlehem. Wir unterstützen die Sanierung der Geburtskirche in unserer Partnerstadt

Liebe Mitchristen, wenn ich bei einer Bestattung den Weihwasserbusch in der Hand halte und an die Taufe erinnere,

multilokal in verschiedenen Haushalten an

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter zum 2. Adventssonntag und zum Fest des hl. Franz Xaver in Rottenbuch am 7.

Informationen findet ihr unter den Stichwörtern: Die Ausbreitung des Christentums Jesus Die Kirche. Sucht den Norden von Chile im Atlas!

800 Jahre Dominikanerorden

Die Sakramente: Eucharistie Zeichen der Liebe und Treue Gottes

Themenfeld: Soziales Engagement

Familienmesse,.4. Mai 2008 Bilder von Gott

DER STEINZEITMENSCH DAS GROSSSTEINGRAB VON TANNENHAUSEN

Kunsthistorisches Museum. Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien. Österreich Nicht notwendig. s.o. s.o. Nicht notwendig.

Der Bau der Mauer. West westlichen Soldaten Kontrollen Verhandlungen. Verwandten eingeschränkt geteilt Bauarbeiter aufgebaut

Ägypten liegt auf dem Kontinent. Die Hauptstadt heißt.

ÖSTERREICHER FORDERN IMMER MEHR VON EINEM GUTEN LEBEN

Die Visitenkarte Gottes III Die Güte Gottes

Großbettlingen fördert den Generationenverbund

Christentum. Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso. Christentum 1

Karl IV. zugleich König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs ist eine Leitfigur und ein Brückenbauer.

Wandern in Thüngen. Arnstein Schweinfurt. Karlstadt. Würzburg

Umfrage - Selbstbestimmtes Leben Befragte ab 14 Jahre, Deutschland TNS emnid für HVD 2014

Der GVV-Ehrenamtspreis 2016

Zeittafel von Helmstadt. Vorabdruck aus der Chronik von Helmstadt (erscheint Dez. 2004) mit freundlicher Genehmigung von Bertold Baunach, Helmstadt

MENSCHEN Einstufungstest Teil 3: Aufgabenblatt

Einfach wählen gehen!

I. Begrüßung: Kontext der Initiative Anrede

Situation der VG Birkenfeld

Rätsel. Erst weiß wie Schnee dann grün wie Klee dann rot wie Blut schmeckt allen Kindern gut. Will man vieles von mir haben, muss man mich vergraben.

Transkript:

Festschrift Ein Dorf, das seine Vergangenheit kennt und ehrt, ehrt sich selbst! Festschrift anlässlich der Ersterwähnung Walberbergs vor 1050 Jahren Förderkreis Historisches Walberberg ev 3

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest Impressum: Herausgeber: Förderkreis Historisches Walberberg ev (FHW) (V.i.S.d.P.) Walberberger Straße 33 D-53332 Bornheim-Walberberg Tel.: 0 22 27-809 438 Email: fhw@walberberg.info www.walberberg.info Autoren: Konzeption/ Redaktion: Thomas Oster, Christian Lonnemann, Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels, Dr. Udo Eickmann, Werner Offermann, Patrick Offermann, Matthias Genster, Heribert W. Keßler Detlef Loch, Dr. Udo Eickmann, Werner Offermann, Heribert W. Keßler Gestaltung: Heribert W. Keßler Bildnachweis: Archiv FHW, soweit nicht anders vermerkt! Umschlag - Gestaltung Heribert W. Keßler - Hintergrund Jakob Lowey - Das Foto der Urkunde von 962 fertigte Hans Schafgans, Bonn - Foto Heribert W. Keßler Verlag: FHW-Edition Auflage: 1. Auflage 2012 2.500 Exemplare 2012 Förderkreis Historisches Walberberg ev Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des FHW Schutzgebühr: 5,00 EUR 4

1050-Jahre Walberberg Inhaltsverzeichnis Festschrift anlässlich der 1050-Jahr-Feier Grußworte 7 Frithjof Kühn - Landrat und Schirmherr 7 Wolfgang Henseler - Bürgermeister 9 Engelbert Wirtz - Ortsvorsteher 11 Matthias Genster - Pfarrer 13 Walberberg und seine Geschichte 15 Ersterwähnung Walberbergs 15 Marksteine der Vergangenheit 17 Reliquien der hl. Walburga 21 Walberberger Impressionen - Sakrale Kunst 22 Von der Weintraube zum Brokkoli 23 Die Siedlung am Vorgebirgshang 27 Walberberg einst - Luftaufnahme von 1931 32 Walberberg heute - Luftaufnahme von 2011 33 Die Dominikaner in Walberberg 35 Walberberger Zeittafel 39 Entwicklung der Infrastruktur 43 Sieben auf einen Streich 47 Vereine und Institutionen 79 Engagement und Ehrenamt 79 Walberberger Vereine und Institutionen 80 Kirchenchor St. Cäcilia an St. Walburga 83 Kyffhäuser Kameradschaft 85 Chorvereinigung Walberberg 87 Junggesellenverein Freundschaftsbund 91 Freiwillige Feuerwehr 95 St. Sebastianus Schützenbruderschaft 99 SSV Walberberg 103 Förderkreis Historisches Walberberg 105 Nachlese und Aussichten 107 Erwartungen/Prognosen zur Dorfentwicklung 107 Abbildungsverzeichnis 108 Quellennachweis 109 Wir sagen Danke! 110 Impressum 4 Walberberg heute 59 Walberberg heute 59 Walberberger Jubiläumskorb 63 Walberberger Wegekreuze 65 Bräuche und Feste 69 Walberberg setzt ein Zeichen 73 Bornheimer Politik und Verwaltung 75 Beilagen Walberberger Veranstaltungskalender 2012 Aufkleber: 1050 Jahre Walberberg 5

Grusswort des Schirmherrn 1050-Jahre Walberberg Frithjof Kühn Landrat des Rhein-Sieg-Kreises Ein Dorf, ein Jahr, ein Fest. Unter diesem Motto begeht Walberberg in diesem Jahr seine 1050-Jahr-Feier. Gerne habe ich die Schirmherrschaft für dieses Ereignis übernommen und übermittle allen Bürgerinnen und Bürgern die herzlichen Glückwünsche des Rhein-Sieg-Kreises. Die Verbundenheit der Walberberger zu ihrer Heimat wird im Jubiläumsjahr besonders deutlich. Viele Vereine und Gruppen engagieren sich über das Jahr verteilt neben dem eigentlichen Vereinsleben zusätzlich ehrenamtlich und unterstützen damit den Förderkreis Historisches Walberberg. Über Fotoausstellungen bis zu einem historischen Festumzug wurde mit viel Mühe und Liebe zum Detail das Programm für das Jubiläumsjahr geplant und gestaltet. Bürgerschaftliches Engagement ist wichtiger Bestandteil einer Gesellschaft mit menschlichem Gesicht. Es trägt zur Entwicklung eines Ortes und seiner Gemeinschaft bei. Es wahrt die örtlichen Interessen, pflegt Tradition und Brauchtum, baut soziale Netz werke und schafft so eine lebensund liebenswerte Heimat. Als Landrat des Rhein-Sieg- Kreises freut es mich sehr, dass es Dörfer wie Walberberg mit ihren engagierten Bürgerinnen und Bürgern gibt. Ohne ihren Einsatz geriete die Geschichte unserer Dörfer im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Von den Römern bis heute kann die Entwicklung Walberbergs von interessierten Einwohnern und Besuchern nachverfolgt und sogar in einem eigenen Heimatmuseum erlebt werden. Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern Walberbergs für ihr unermüdliches Engagement für ihr Dorf und damit auch für unseren schönen Kreis. Für die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr wünsche ich Ihnen viel Erfolg und weiterhin gutes Gelingen. (Frithjof Kühn) Landrat 6

1050-Jahre Walberberg Grusswort Wolfgang Henseler Bürgermeister der Stadt Bornheim Liebe Walberberger Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Ersterwähnung 962 in einer Urkunde des Kölner Erzbischof Bruno I. von Sachsen sorgt 2012 in Walberberg für ein Jubiläum, das wir gebührend feiern können. Herzlich danke ich deshalb dem Förderkreis Historisches Walberberg e.v. für sein Engagement. So ist es eine schöne Idee, möglichst alle Veranstaltungen, die seit jeher das gesellige Leben in Walberberg ausmachen, während dieser Zeit in der Ortschaft unter das Motto "1050 Jahre Walberberg" zu stellen. Es wird bei den zahlreichen Aktivitäten ein buntes 2012! Sie leben also in einer Ortschaft, die eine reiche Historie besitzt und seit über einem Jahrtausend ein besonderer Bestandteil des Lebens am Vorgebirge ist. Viele Walbergerinnen und Walberberger beteiligen sich im Jahr 2012 aktiv an den Jubiläumsfeierlichkeiten. Ich bin mir sicher: Dies wird uns viele, bleibende Eindrücke vermitteln und auch bei der Jugend Interesse an der Historie vor Ort wecken. Walberbergs Jubiläum ist bereits heute ein Beweis dafür, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Herzen und aus innerer Überzeugung zu ihrem Heimatort bekennen und seine Tradition kraftvoll weiterpflegen. Gemeinschaftsgeist und das Miteinander der Menschen gehören hier selbstverständlich mit zum Leben. Ich wünsche einen guten Verlauf der Feierlichkeiten zum 1050- jährigen und allen Walberbergerinnen und Walberbergern viel Freude an den Aktivitäten im Jubeljahr Ihrer Ortschaft. Mit freundlichen Grüßen Ihr (Wolfgang Henseler) Bürgermeister 7

1050-Jahre Walberberg Grusswort Engelbert Wirtz Ortsvorsteher von Walberberg Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Liebe Walberberger und alle aus der Umgebung. Nun ist es soweit: Walberberg wird 1050 Jahre alt. Walberberg oder Berech, wie es damals noch hieß, ist zwar älter, aber die bisher älteste urkundliche Erwähnung war aus dem Jahre 962. In dieser Zeit hat sich viel in Berech bzw. Walberberg verändert. Die Leitartikel in dieser Festschrift werden das verdeutlichen. Auch, wie Berech zu Walberberg wurde. Es ist wunderbar, dass man versucht, das historische Walberberg wieder in den Vordergrund zu stellen. Ich bin sehr froh, dass dieses Geschichtsbewusstsein von vielen Walberbergern angenommen wird, unter anderem auch von den Vereinen unseres Ortes. Das Fest soll groß gefeiert werden, mit dem Höhepunkt zur Pfingstkirmes, auch Kirchweihfest genannt. Allen, die dazu beitragen, ein herzliches Dankeschön. Es wäre schön, wenn diese Idee lange Jahre im Ort Walberberg weiter getragen würde. Ein besonderer Dank gilt dem Förderkreis Historisches Walberberg, der dies aufgegriffen und die Aufarbeitung der Walberberger Geschichte weiter verfolgt. Ich wünsche uns allen ein schönes Fest mit einem wunderschönen historischen Umzug! Ihr Engelbert Wirtz 8

1050-Jahre Walberberg Grusswort Matthias Genster Pfarrer der kath. Pfarrei St. Walburga in Walberberg Liebe Walberberger, unser Dorf darf mit Stolz auf seine lange Geschichte schauen, und sie verdient unser Interesse und unsere Aufmerksamkeit. Die lange Siedlungsgeschichte an unserem Ort ist bemerkenswert und ist auch immer eine Geschichte des Glaubens gewesen. Menschen haben hier schon immer angebaut, gepflegt und verehrt. Damit waren sie im eigentlichen Sinne kulturell tätig. Die begriffliche Zusammenfassung erklärt uns heute die engen Zusammenhänge zwischen der materiellen Versorgung und geistlichen Absicherung. Insbesondere mit der Übertragung der Reliquien der hl. Walburga durch den Kölner Erzbischof Anno II. von Eichstätt nach Berge entwickelte sich hier ab der Mitte des 11. Jahrhunderts ein Wallfahrtsort, der bis heute weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt ist und zu einem Netz von Orten zählt, an denen Walburgareliquien verehrt werden. So verdanken die Einwohner des Ortes der hl. Walburga nicht nur Arbeit, Brot und Kirmes, sondern auch den einzigartigen Namen ihres Dorfes: Walberberg, der Berg der hl. Walburga! Mit einem guten Bewusstsein für unsere Geschichte wird es uns auch weiterhin gelingen, eine tragende gemeinsame Lebensgrundlage in Walberberg zu haben. Ich wünsche allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu diesem Jubiläumsjahr Gottes Segen für das Gelingen der Projekte und der Feierlichkeiten anlässlich der 1050-Jahr-Feier. Möge die hl. Walburga uns dabei eine gute Fürsprecherin sein, damit alles, was wir in diesem Jahr und für die Zukunft anfassen, gesegnet ist. Ihr Pfarrer Matthias Genster 9

1050-Jahre Walberberg Ersterwähnung Walberbergs Weshalb begehen wir die 1050-Jahr-Feier von Heribert W. Keßler Der Ortsname Walberberg, als»mons sanctae walburgis«, wurde im Jahre 1118 urkundlich in den Anales Rodenses erwähnt. In dieser Urkunde ging es u. a. um die Schenkung eines Weinberges am Sankt Walburgisberg (Walberberg) an die Abtei Klosterrath. Aber bereits rund eineinhalb Jahrhunderte zuvor, im Jahre 962, schenkt der Kölner Erzbischof Bruno I. von Sachsen (953-965) auf Verwendung einiger seiner Getreuen und auf die Mahnung der Äbtissin Beretsuitha dem Stift der hl. Caecilia in Köln... im Gilgau in der Grafschaft des Grafen Godefridus... (u. a.) zwei Hufen in Berge und in Palmersdorf 1 ½ Hufen. Es soll sich bei diesem Zeitdokument um die einzige erhaltene Urkunde Brunos und die älteste besiegelte Originalurkunde der Kölner Erzbischöfe handeln. Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass mit der Ortsbezeichnung Berge entweder Berkum oder vielleicht noch Hackenbroich, Grevenbroich oder Bergheim bezeichnet wurden. Jakob Lowey hingegen vertritt die Ansicht, dass mit Berg, Berech, Berche oder Berge nur das heutige Walberberg gemeint war, da die Reliquien der heiligen Walburga, die nach der Überlieferung der Kirche und dem Berg den Namen gegeben haben sollen, erst in den 1060er Jahren von Eichstätt über Köln nach Walberberg überführt worden waren. Ferner wird im Volksmund Walberberg noch heute als Berg [Bärech] bezeichnet. Urkunde des Kölner Erzbischofs Bruno I. mit der Ersterwähnung Walberbergs als Berge vom 25. Dezember 962 Foto: Hans Schafgans, Bonn / Sammlung: Jakob Lowey Auch wenn Walberberg natürlich viel älter ist, so ist die Ersterwähnung doch eine gute Gelegenheit, unser Walberberg zu feiern! 10

1050-Jahre Walberberg Marksteine der Vergangenheit Sieben Wendepunkte in der Walberberger Geschichte von Thomas Oster Die Geschichte der Menschheit fließt meistens in langen Bahnen dahin und entwickelt sich über weite Strecken allmählich. Manchmal aber gibt es überraschende oder überfällige Wendepunkte, die sich nachhaltig auf die weitere Geschichte auswirken. In der Geschichte und Historie unseres Dorfes gab es langsame, aber stetige Entwicklungen, etwa in den Jahrhunderten vor Gajus Julius Cäsar, dann während der Römerzeit, während des Hochmittelalters bis zur Neuzeit und während der preußischen Zeit. In diesem Beitrag geht es aber um sieben markante Ereignisse in der Geschichte von Walberberg, durch die sich die Historie abrupt änderte und deren Nachwirkungen teilweise bis heute spürbar sind. 1 Cäsars Sieg über die Eburonen Die Begegnung der Römer mit den Germanen begann im Jahr 58 v. Chr. im Elsass. Im Sommer des Jahres 53 v. Chr. vernichtete Gajus Julius Cäsar die in unserer Gegend ansässigen und seiner Meinung nach allzu aufsässigen Eburonen in einem blutigen Gemetzel. Wahrscheinlich sind auch im Vorgebirge nur ziemlich wenige Überlebende dieses keltischgermanischen Stammes übrig geblieben. In dem so entstandenen Vakuum setzte er befreundete Germanenstämme als Wächter gegen die Germanengefahr ein. Seit dieser Schlacht gehörte das linksrheinische Gebiet für mehrere Jahrhunderte zum Römischen Reich und stand somit den kulturellen Einflüssen aus dem Mittelmeergebiet weitgehend offen. Wegeverläufe, Landgüter und landwirtschaftliche Errungenschaften bis hin zum Weinbau blieben auch lange nach Abzug der Römer kulturelles Erbe jener Epoche, an deren Anfang Cäsars Vernichtungsfeldzug stand. Wäre allerdings Roms Herrschaft über die Spätantike hinaus bestehen geblieben und nicht durch die germanischen Franken abgelöst worden, würden wir heute vermutlich nicht Deutsch, also eine germanische Sprache, sprechen, sondern eine vom Latein hergeleitete romanische Sprache. 2 Bau der römischen Wasserleitung In dem Zeitabschnitt zwischen 70 und 90 n. Chr., während der Blüte und Wachstumszeit des römischen Köln, verwirklichten die Römer ein bewundernswertes Bauwerk: eine 95,4 Kilometer lange Wasserleitung, die täglich 20 Millionen Liter frisches Quellwasser aus der Eifel nach Köln transportierte. Sie durchquerte das Gebiet des späteren Dorfes von Süd nach Nord. Die zu dieser Zeit in Walberberg lebenden Menschen erhielten allerdings vermutlich nichts von dem köstlichen Nass. Dennoch hatte die Wasserleitung für das spätere Dorf bleibende Bedeutung. Rechts und links vom Kanal befand sich ein etwa fünf Meter breiter Kontrollstreifen, der weder beackert, noch besiedelt werden durfte. Dieser Kontrollstreifen entwickelte sich allmählich, ohne die "Seitensprünge" 11

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest des Kanals im Bereich der kleinen Bachtäler mitzumachen, zu einer Straße, die spätestens in nachrömischer Zeit besiedelt wurde. So entstand durch die "Rinne" der Wasserleitung die "Rennsjass", wie sie früher hieß und die wir heute besser unter dem Namen "Hauptstraße" kennen. Der Römerkanal hat somit die Siedlungsstruktur unseres Dorfes rund um die Hauptstraße bis zum heutigen Tag bestimmt. Vom Mittelalter bis hinein in die Neuzeit lieferte zudem die römische Wasserleitung als Steinbruch wertvolles Baumaterial für zahlreiche private und öffentliche Gebäude, bis hin zur Pfarrkirche. 12 3 Übertragung der Walburga-Reliquien Während der Regierungszeit des Kölner Erzbischofs Anno II., zwischen 1056 und 1069, wurden auf seine Veranlassung hin Reliquien, und zwar die Hirnschale und der Stab der heiligen Walburga, nach Walberberg übertragen. In der katholischen Pfarrkirche sind sie bis heute erhalten und werden von der Pfarrgemeinde in Ehren gehalten. Durch die Übertragung entwickelte sich Walberberg zu einem regionalen Wallfahrtsort. Die heute noch jährlich gefeierte Pfingstkirmes hängt mit der Verehrung der Ortsheiligen unmittelbar zusammen. Welch hohe Bedeutung dem Besitz dieser Reliquien beigemessen wurde, beweist der Namenswechsel des Dorfes in jener Zeit vom schlichten "Berg" zu "Walburgisberg" (oder lat.: mons sanctae Walburgis), woraus sich die Ortsbezeichnung "Walberberg" entwickelt hat. 4 Gründung des ersten Klosters Im Jahr 1197 wurden auf Wunsch der Walberberger und ihres Pastors die mangelleidenden Zisterzienserinnen aus Hoven bei Zülpich in Walberberg eingeführt. Sie errichteten unter der Leitung ihrer ersten Äbtissin, der seligen Margareta, ihr Kloster neben der Pfarrkirche. Nicht nur an der Kirche sind bis heute ihre Bau verändernden Spuren erhalten geblieben. Sie bildeten auch den Anfang einer Kette von klösterlichen Niederlassungen in unserem Dorf, die jeweils in ihrer Zeit geistliche, religiöse und nicht zuletzt wirtschaftliche Impulse gaben. 1447 folgten den Nonnen Zisterziensermönche und 1591 Jesuiten, die allerdings in unserem Dorf nie einen klösterlichen Konvent gebildet haben. Ein solcher entstand erst wieder im Jahr 1924, als die Dominikaner die Rheindorfer Burg als Niederlassung ausbauten und daraus ein geistliches Zentrum schufen. Ende 2007 ging diese Ära mit der Klosterauflösung vorerst zu Ende. 5 Das Kölner Domkapitel kauft den Fronhof Seit dem ausgehenden Frühmittelalter waren die Herrschaftsverhältnisse in Walberberg verworren und umstritten. Sowohl die Rechtsnachfolger der Gaugrafen aus der Zeit Karls des Großen besaßen gewisse Rechte im Ort als auch das Kölner Domkapitel. Auf Dauer wollte das Domkapitel klare Verhältnisse, also die vollständige Kontrolle im

Bereich der Zehntabgaben und der Rechtsprechung. Der letzte Schritt dazu gelang ihm im Jahr 1388, als es von Ulrich von Holtorp den Hexenturm samt dem in der Nähe liegenden Fronhof käuflich erwarb. Danach konnte sich Walberberg vierhundert Jahre lang in einem rechtlich abgesicherten Rahmen als so genannte "Herrlichkeit" entwickeln. Die Siedlungsstruktur an und oberhalb der Hauptstraße, wovon noch einige wenige stattliche Bauernhäuser zeugen, blieb bis heute erhalten. In dieser Epoche wurde Walberberg zum größten Dorf zwischen Alfter und Brühl. 6 Napoleon im Rheinland Die kurfürstliche Zeit und damit - im weiten Sinn - das Mittelalter gingen für Walberberg abrupt am 06.10.1794 zu Ende: Die französischen Revolutionstruppen besetzten an diesem Tag das Dorf und schließlich das gesamte linksrheinische Gebiet. Die nachfolgenden knapp zwei Jahrzehnte waren zugleich Epoche und Episode. Denn die Jahre der Zugehörigkeit zu Frankreich änderten nichts am deutschen Charakter unserer Gegend, wohl aber ging damit eine rund tausendjährige Herrschafts- und Gesellschaftsform zu Ende. Symbolisch wurde das deutlich am urplötzlichen Verschwinden der Holzkiste, in der die Dokumente über die rechtlichen Verhältnisse im Dorf aufbewahrt worden waren. Die bis dahin vorherrschende ständische Gesellschaft wurde abgeschafft. Die politischen und sozialen Gegebenheiten, die jedem Einzelnen seinen Platz im Gesellschaftsgefüge zugewiesen hatten, fielen weg. Auch das Lebensgefühl änderte sich allmählich: Sicherheiten durch den ererbten Besitz und Stand gingen verloren zugunsten der Möglichkeit zum sozialen Aufstieg, aber auch der Gefahr der Verelendung. 7 Die kommunalen Gebietsreformen Als "Herrlichkeit" Walberberg besaß das Dorf einige politische Rechte und Pflichten und somit eine gewisse Selbständigkeit. Diese ging 1794 vorübergehend zu Ende, erstand aber in der preußischen Zeit ab 1815 neu, als das Dorf eine "Gemeinde" innerhalb der Bürgermeisterei Sechtem bildete. Dies änderte sich erst, als ab dem 01.07.1935 Walberberg Bestandteil der "Gemeinde Sechtem" im Amt Bornheim wurde. In den 1960er Jahren war das Bestreben der 1050-Jahre Walberberg Städte Köln und Bonn groß, die zwischen ihnen liegenden Dörfer und Städte durch Eingemeindung untereinander aufzuteilen. Diesem Bestreben gebot man durch eine großflächige kommunale Gebietsreform Einhalt, indem zum 01.08.1969 das Amt Bornheim und die drei Gemeinden Bornheim, Hersel und Sechtem zu einer neuen, amtsfreien Gemeinde zusammengeschlossen wurden, die den Namen "Bornheim" erhielt. Zum 01.01.1981 verlieh man Bornheim die Stadtrechte. Walberberg behielt - wie die anderen Ortschaften - einen eigenen Ortsvorsteher und als demokratisch gewählte politische Vertretung drei bzw. zwei Ratsmitglieder im Stadtrat. 13

1050-Jahre Walberberg Reliquien der hl. Walburga Schätze aus der Walberberger Heiltumskammer von Pfarrer Matthias Genster Die Reliquien der hl. Walburga, die untrennbar mit der Geschichte des Ortes verbunden sind, haben seit Mai 2009 in der Heiltumskammer der Pfarrkirche St. Walburga einen würdigen Platz gefunden. Die Silberfassungen um die Reliquien sind von einem hohen kunsthistorischen Wert, und dieser Silberschatz stellt ein herausragendes Kulturgut am Vorgebirge dar. Doch diese Schätze sind nicht nur von kunsthistorischem Wert. Sie sind Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens und laden ein, in unserer Zeit nach neuen Perspektiven und dem Sinn unseres Lebens zu suchen. Der alte Begriff Kultur erfüllt sich immer noch. Pflegen, bebauen und verehren, die Übersetzung des Wortes Kultur aus dem Lateinischen, bringt sehr aktuell die Sorgen und Nöte unserer Zeit mit der Suche nach Erfüllung aus dem Glauben zusammen. Walburga hat das in ihrer Zeit vorgelebt und ist damit auch heute noch ein lebendiges Beispiel. So sind die Reliquien nicht nur wertvoll gefasste sterbliche Reste eines Menschen, sondern ein Hinweis auf einen tiefen Sinn des Lebens über die Zeit hinweg. Wenn Walburga auch im Jahr 779 in Heidenheim gestorben ist, so ist sie doch bei uns zu Hause. Denn als die Reliquien in den 1060er Jahren nach Walberberg kamen, entwickelte sich hier ein bis heute lebendiges Wallfahrtswesen zur Verehrung der hl. Walburga. Reliquiar für die Schädelknochen Das Reliquiar hat die Form einer prachtvollen Strahlenmonstranz. Es ruht auf einem Dreifuß von vergoldetem Silber, der mit silbernen Akantusblättern verziert ist. Bemerkenswert sind die kleinen Putten, die auf den vorderen Füßen sitzen. Reliquienbüste Die teilweise vergoldete Büste wurde im Jahr 1781/82 im Auftrag der Pfarrgemeinde in Silber getrieben. Die vergoldete Krone stammt aus dem Jahr 1747. Diese Büste wird auch heute noch bei der Walburgaprozession durch das Dorf getragen. Die jetzige Büste von 1781/82 ist eine Nachbildung einer älteren von etwa 1724 und insofern eine Besonderheit. Wanderstab Der Wanderstab der hl. Walburga ist aus Haselnussholz. Er befindet sich seit 1645 in einer 6-teiligen silbernen Röhre mit vergoldeter Spitze und kugeligem Knauf. Nach dem Krieg war der Stab für viele Jahre verschollen. Er wurde 1984 beim Neubau der Orgel im alten Orgelgehäuse wiedergefunden. Finger-Reliquiar Diese Reliquie hatten die Jesuiten nicht mit nach Köln genommen. Auf dem Hochaltar der Kirche stand ein hölzerner Reliquienkasten. Dieser Kasten barg einen kleinen Knochenteil, der wegen seiner Form "Finger" der hl. Walburga genannt wurde. 1773 wurde für diese Reliquie eine Strahlenmonstranz aus vergoldetem Silber geschaffen. In der Mitte ist der Knochenpartikel auf roter Seide befestigt. 14

Walberberger Impressionen Sakrale Kunst 15

1050-Jahre Walberberg Von der Weintraube zum Brokkoli Zur Entwicklung der heimischen Landwirtschaft von Thomas Oster und Heribert W. Keßler Die Geschichte der landwirtschaftlichen Bodennutzung im Vorgebirge setzt, wie Bodenfunde belegen, bereits in der Jungsteinzeit (Neolithikum: 5.500-2.200 v. Chr.) ein. Im Umfeld der kleinen, dorfartigen Siedlungen wurde auf dem fruchtbaren Lössboden Getreide angepflanzt. Bekannte Feldfrüchte waren in dieser Zeit Einkorn, Emmer (auch Zweikorn genannt), Gerste, Aegilops (auch Ziegenweizen genannt) und Dinkel. Ackerbohnen, Erbsen, Zwiebel, Lauch, gelbe Rüben, Karotten und Kohl waren die gängigen Gemüsesorten der Jungsteinzeit. Als Haustiere hielt man Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine als Arbeitstiere und Fleischlieferanten. Dann kamen die Römer. In den gut 400 Jahren, in denen das linksrheinische Gebiet als Provinz Germania inferior Teil des römischen Weltreiches war, blühte das Rheinland auf. Die Garnisonsstädte mussten mit Naturalien versorgt werden. Die ansässige Landbevölkerung und die römischen Militärveteranen mit ihren Landgütern sorgten für Nachschub. So gehen wir zurzeit aufgrund der Bodenfunde davon aus, dass es allein in Walberberg fünf villae rusticae gegeben hat. Die Römer liebten Getreidebrei (lat. puls) und so verwundert es nicht, dass auch im Vorgebirge riesige Getreidefelder vorherrschten. Allerdings sollen es auch die Römer gewesen sein, die den Wein-, Obst- und Gemüseanbau ins Vorgebirge brachten. Mit dem Abzug der Römer und der einsetzenden Völkerwanderung verschlechterte sich die Nachfrage und der Bauer wurde primär wieder Selbstversorger. Mit Einzug der Franken ins Vorgebirge wurde die Grundherrschaft spätestens seit Mitte des 8. Jahrhunderts zur Basis der damaligen Gesellschaftsform. Die damit verbundenen großen landwirtschaftlichen Güter (z.b.: Fronhof, Klosterhof, Heisterbacher Hof, Krekelshof und Karthäuserhof) setzten die Entwicklung der bäuerlichen Wirtschaft fort. Aus mittelalterlichen Kauf- und Abgabeverträgen wird die damals 16

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest bereits recht vielseitige Palette des landwirtschaftlichen Anbaus ersichtlich: Neben Weizen, Gerste und Hafer wurden auch Hopfen, Bohnen, Erbsen, Linsen, Wicken, Kohl, Zwiebel, Senf, Spargel und Erdbeeren angebaut. Da es auch mehrere Obstbaumgärten, sog. "Bungerte", im Dorf gab, dürfte auch der Obstanbau bereits beträchtliche Ausmaße erreicht haben. Der Anteil an Weideland und Wiesen war wegen der verhältnismäßig geringen Viehwirtschaft nur unbedeutend. Dasselbe gilt für die Walberberger Weinbauflächen. Im Gegensatz zur Viehhaltung hatte der Weinanbau jedoch große wirtschaftliche Bedeutung und wurde auch von 17 den ansässigen Klöstern gepflegt. Spätestens seit dem 11. Jahrhundert bewirtschaftete man die Äcker auch in Walberberg nach dem Dreifeldersystem (Winter-, Sommer- und Brachland), woran heute noch die drei Bittgänge vor Christi Himmelfahrt erinnern. Nach Martini (11. November) musste die Pacht - fast ausschließlich in Naturalien - an den Grundherrn abgeliefert werden. Dann waren lange Karawanen von Fuhrwerken und Karren auf der Frongasse unterwegs zu den Fronhöfen. Der Zehnt wurde in der "Zehntscheune" des Fronhofs gesammelt. Was dem Bauern von der Ernte übrigblieb und nicht für das eigene Brot und die nächste Aussaat auf die Poazekammer geschüttet wurde, verkaufte man über einen Handelsmann nach Köln und weiter rheinabwärts. Sobald Frost die Feldarbeit unmöglich machte, begann im Wald die Winterarbeit, indem Nutz- und Brandholz gefällt und die Weinbergpfähle gehauen wurden. Für Walberberg und das Vorgebirge war die Kleinstparzellierung typisch, die sich über Jahrhunderte nicht änderte. Nach einer Einwohnerliste Walberbergs aus dem Jahr 1799 erwirtschafteten über 90 % der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Die meisten waren Mägde, Knechte oder Tagelöhner, nur wenige selbständige Bauern. Durch die wachsende Bevölkerung aufgrund Geburtenanstieg und Industriealisierung der Städte an Rhein und Ruhr, wuchs auch der Bedarf an Lebensmitteln. Der Vorgebirgslandmann stellte sich durch Produktionssteigerung und Produktionsumstellung auf die veränderte Lage ein. Auf kleinsten Parzellen zog man Stangenbohnen und Erbsen. Die Weinbergparzellen wurden umgebrochen. Getreideäcker, Wiesen- und Weideland machten insbesondere den Obstbaumgärten Platz. Während der Obstbaumblüte kamen zusätzlich Scharen von Menschen aus den nahen Städten, um das Blütenmeer in Walberberg zu genießen. Die 1898 eröffnete KBE setzte zur Baumblüte sogar Sonderzüge nach Walberberg ein. So wuchs die Anzahl der Obstbäume allein von 1900 bis 1913 um 1.748 auf insgesamt 16.066 Exemplare an. Etwa die Hälfte aller Bäume in den Obstgärten waren Pflaumen, weswegen die Walberberger in der Umgebung auch de Prüppländer (Prüpp=[Pflaumen-]Muß) genannt wurden. Ein Betrieb mit fünf Morgen Pflanzland (1,25 ha) war im Vorgebirge noch in den 1950er Jahren ein selbständiges, krisenfestes Unternehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber wuchs die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe. So hat sich

neben dem hauptberuflichen Bauerntum ein zwar unselbständiges, aber durchaus sesshaftes Kleinbauerntum gebildet, das auf Kleinstflächen und wenigen Parzellen erstaunlich große Erträge für den Absatz erzielte und seiner eigenen Scholle und dem Heimatdorf treu verbunden blieb. Seit der Flurbereinigung in den 1950er Jahren hat sich die Kleinstparzellierung zwar etwas verringert, dennoch findet man oberhalb der Vorgebirgsbahnlinie nur selten große Ackerflächen. Wer aufmerksam das Vorgebirge durchwandert, erkennt, dass sich der Anbau in einem Jahrzehnt oft grundlegend ändert und verlagert. Der Landwirt versucht ständig Schritt zu halten mit neuen Erkenntnissen in der Zucht, im Anbau, beim Düngen, bei der Schädlingsbekämpfung und hinsichtlich der Marktbedürfnisse. In den letzten Jahren hat insbesondere der Bio-Anbau zugenommen. Auch wird zunehmend Ackerfläche als Weideland für Reitpferde genutzt. Neben den traditionellen Salat- und Gemüsesorten werden auch Zucchini, Brokkoli oder Radicchio angebaut, die noch vor 20 Jahren als ausgefallenere Arten beschrieben wurden. Hat man im 18./19.Jahrhundert die Vermarktung der Produktion selbst in die Hand genommen, indem meist die Bauersfrauen die Waren auf einem 6-7stündigen Fußmarsch zum Kölner Heumarkt trugen - seit 1898 brachte dabei die Vorgebirgsbahn eine gewisse Erleichterung-, begann man Anfang des letzten Jahrhunderts, den Absatzmarkt ins Erzeugerland zu holen. Händler wurden auf große Wochenmärkte nach Alfter/Roisdorf, später auch nach Fischenich gelockt. Ab 1920 ging man dazu über, durch bäuerliche Genossenschaften den Direktverkauf ins Vorgebirge zu holen. Daraus entwickelte sich der Centralmarkt Roisdorf und seit 2005 die Landgard eg, die aus der Fusion der NBV/UGA und dem Centralmarkt Roisdorf hervorging und eine der größten deutschen Vermarkter für Obst und Gemüse mit Sitz in Bornheim ist. Heute befindet sich die Landwirtschaft nicht nur in Walberberg in 1050-Jahre Walberberg einer schwierigen Phase. Der Anteil der im Agrarbereich hauptoder nebenberuflich tätigen Personen an der Gesamtzahl der Berufstätigen sinkt stetig. Er liegt in unserem Dorf bereits unter 3 Prozent. Kaum ein Kind will den elterlichen Hof weiterführen, und so nimmt die Anzahl der Betriebe seit Jahrzehnten kräftig ab, gleichzeitig aber die Betriebsgröße zu. Wahrscheinlich werden künftig einige wenige Bauern das Land bestellen und verstärkt auch als Landschaftspfleger fungieren, damit das Kulturland nicht unkontrolliert verwildert, sondern neben Brachflächen, Gehölzstreifen und Streuobstwiesen auch über offene Flächen verfügt. Durch die Änderung im Berufsbild übernimmt der Landwirt auch zukünftig einen großen Dienst für die Gesellschaft. 18

1050-Jahre Walberberg Die Siedlung am Vorgebirgshang Zur Geschichte der Ortsbesiedlung von Walberberg von Thomas Oster Das Dorf Walberberg mit seinen zurzeit über 4800 Einwohnern hat sich - wie der runde Jahrestag der urkundlichen Ersterwähnung des Ortes zeigt - nicht von heute auf morgen entwickelt. Für die frühe Besiedlungsgeschichte stehen uns keine schriftlichen Quellen zur Verfügung. Zur Bestimmung der frühen Besiedlung ist man besonders auf die Sprache der zahlreichen Bodenfunde angewiesen, die sich allerdings nicht so lesen lässt wie ein offenes Buch. Deshalb muss man die folgenden Angaben mit aller Vorsicht genießen. Die Siedlungsgeschichte in der heutigen Walberberger Gemarkung begann vermutlich am Ende der letzten Eiszeit. Erste sichere menschliche Spuren wie Faustkeile lassen sich auf die Zeit um 6.000 v.chr. datieren. Man darf sich die Siedlungsgeschichte nicht so vorstellen, dass sich das Dorf seit dieser Zeit kontinuierlich entwickelt hat. Es handelte sich bei diesen ersten menschlichen Siedlern wohl am ehesten um Jäger und Sammler, die hier möglicherweise nur vorübergehend eine Bleibe fanden und dann weiterzogen. Trotzdem siedelten schon früh im Vorgebirge auch dauerhaft indogermanische Stämme. Vermutlich lagen ihre Fachwerkbehausungen im Windschatten des Vorgebirges in der Nähe von Quellen und Bächen. Auch von den germanischen Bewohnern, die in der römischen Zeit auf der linken Rheinseite siedelten, wissen wir nicht sicher, wo sich ihre Fachwerklanghäuser befanden. Anders ist das bei den zahlenmäßig wenigen römischen Legionären, die nach ihrer Dienstzeit ins Vorgebirge übergesiedelt sind und hier die vom Staat finanzierten Landhäuser und Gutshöfe errichtet haben. Diese Höfe standen vereinzelt, meist in fester Steinmauerung errichtet, besonders im Bereich des Vorgebirgshanges. In unserer Gemarkung werden bislang fünf römische Gutshöfe vermutet: In der Winneschkuhl auf Sechtem zu, an der unteren Hanrathstraße, im Bereich der Pfarrkirche, östlich der Kitzburg und an der mittleren Buschgasse. Die Hauptstraße, die den Verlauf der römischen Wasserleitung begleitete, war wohl zunächst nicht besiedelt. Erst nach dem Verfall des Römerkanals ab 260 n. Chr. wird die Hauptstraße allmählich besiedelt worden sein. Hinzu kamen ab dem Frühmittelalter Töpfersiedlungen, die möglicherweise wegen der Brandgefahr, die von den Töpferöfen ausging, außerhalb der Hauptsiedlung lagen: im Bereich des Rheindorfer-Burg- Wegs und der Limburgergasse. 19

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest Je weiter die Bevölkerungszahl stieg, desto mehr weitete sich der Siedlungsbereich aus, und zwar fast ausschließlich auf Wege und Gassen auf der Hangseite der Hauptstraße. Die Menschen werden dies aber kaum bemerkt haben, da sich der Ausweitungsprozess sehr langsam abgespielt hat. Nach den Bevölkerungsverlusten durch Krieg und Pest stabilisierte sich die Einwohnerschaft um das Jahr 1700 auf etwa 600 Menschen. In den nächsten zweihundert Jahren stieg sie weiter auf etwa 1000 Einwohner. Sie wohnten fast ausschließlich in Fachwerkhäusern, meist kleinen rechteckig angelegten Gehöften, an der Hauptstraße, Oberstraße, Flammgasse und Teilen der Kitzburger Straße, vereinzelt aber auch schon weiter entfernt an der Buschgasse, Enggasse und an der Grube Colonia. Der Schmied wohnte am nördl. Rand des Dorfes an der Dominikanerstraße, weil von seinem Gewerbe Brandgefahr für das ganze Dorf mit seinen Fachwerkhäusern und strohgedeckten Gebäuden ausging. Erst kurz vor 1900 begann an der Dominikanerstraße und später an der unteren Frongasse der Hausbau auch unterhalb der Hauptstraße. Mittlerweile war die Jahrtausende alte Fachwerktechnik fast vollständig der Ziegelbauweise gewichen. Die traditionellen Hofformen allerdings behielt man zunächst bei, bis die Einwohner im 20 zunehmenden Maß nicht mehr in der Landwirtschaft tätig wurden. Während die Bevölkerungszahl im 19. Jahrhundert kaum stieg, kletterte sie ab 1900 rasant nach oben: Gab es im Jahr 1899 gerade einmal 1272 Einwohner, waren es 1919 bereits 1661 Menschen und 1935 erstmalig mehr als 2000 Bewohner. Der Heinrich-von-Berge-Weg, der Jesuitenbungert und der Schallenberg, wo schon früher einzelne Häuser standen, wurden zur Wohnbebauung freigegeben. Mit dem Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg begann im verstärkten Maß die Hangbesiedlung, zunächst beidseits der Hanrathstraße, dann auch an der Schützenstraße, Buschgasse und am Franz-von-Kempis-Weg. Im Jahr 1966 hatte das Dorf bereits 3073 Einwohner. Man legte nun auch quer zum Hang Straßen an, die besiedelt wurden. Auch im großen Bereich zwischen Annograben, Frongasse, Walberberger Straße und Dominikanerstraße stieg die Siedlungsaktivität. Im Jahr 1990 wurden erstmalig mehr als 4000 Einwohner statistisch gezählt. Um das Jahr 2000 entstanden - in der Ortsgeschichte bislang, was die Ausmaße anbelangt, einmalig - Baugebiete im Süden und Norden des Dorfes, so dass die Einwohnerzahl rasch auf 4800 stieg. Einen einheitlichen Baustil vermisst man in den neuen Ortsbereichen. Neben Einfamilienund Doppelhäusern trifft man auf vereinzelte Reihenhauszeilen sowie Mehrfamilienhäuser. Die Garage gehört (wie früher Scheune und Stall) als Nebengebäude fest dazu. In den kommenden Jahren, so ist zu erwarten, werden nur noch kleine Baugebiete hinzukommen und somit die Einwohnerzahl Walberbergs mehr oder weniger konstant bleiben.

1050-Jahre Walberberg Siedlungsbereich Walberberg im Vergleich: um 1811 Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling, 1803-1820. (Neuzeichnung mit Ergänzung der heutigen Walberberger Straße) um 2011 Topographische Karte von 1993. (Neuzeichung und Aktualisierung) 21

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest Walberberg einst Luftbildaufnahme von 1931 Auf dieser historischen Luftaufnahme ist die Besiedlung des Ortes, insbesondere entlang der Hauptstraße, Flammgasse, Jesuitenbungert, Kitzburger Straße, Walburgisstraße und Oberstraße gut zu erkennen. Das Gros der 1.850 Einwohner wohnt auf der Hauptstraße und westlich von ihr. Östlich des ehemaligen Landwehrgrabens (heute: Annostraße) ist die Bebauung nur vereinzelt erfolgt. 22 22

1050-Jahre Walberberg Walberberg heute Luftbildaufnahme von 2011 Nach 80 Jahren hat sich die Siedlungslage in Walberberg maßgeblich verändert, wie man deutlich auf dieser Luftaufnahme erkennen kann. Die größten Neubaubereiche liegen nun östlich der Hauptstraße und die ehemaligen Baulücken westlich der Hauptstraße sind nunmehr verschwunden. Die rd. 4.800 Einwohner haben das Bild des Ortes verändert und das Ortszentrum verlagert. 23 23

1050-Jahre Walberberg Die Dominikaner in Walberberg Zur Geschichte der Moralethik in Deutschland von Prof Dr. Wolfgang Ockenfels OP. Walberberg hat in Deutschland und darüber hinaus einen guten Klang. Strategisch günstig zwischen Bonn und Köln gelegen, war dieser Ort schon im Mittelalter Ziel von Wallfahrten (Jodokus, Walburga) und Niederlassung der Zisterzienser, später der Jesuiten und seit 1923 der Dominikaner. Das Wirken der Dominikaner, die die Rheindorfer Burg als Kloster bezogen und zur Albertus- Magnus-Akademie ausbauten, hat diesen Ort im 20. Jahrhundert zu einem bedeutenden akademischen und auch politischen Zentrum werden lassen. Dort bildeten die Dominikaner von 1926 bis 1974 ihren zahlreichen Nachwuchs aus, der seit den 1968er Jahren jedoch stark zurückging. An der Theologisch philosophischen Hochschule lehrten namhafte Theologen wie Dominikus Koster und der große Sozialethiker Arthur F. Utz, der als junger Dozent und Kommentator der Deutschen Thomas-Ausgabe Anerkennung fand. Es war aber vor allem Eberhard Welty, der nach dem Zweiten Weltkrieg die öffentliche Bedeutung der Walberberger begründete Eine Bedeutung, die weit über das traditionelle dominikanische Engagement (Predigt, Seelsorge, Theologie) hinausging. 24 24

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest Es war die Zeit des Aufbaus der Bundesrepublik Deutschland aus den Trümmern, die der Nationalsozialismus und der Weltkrieg hinterlassen hatten. In dieser Zeit, die bis in die sechziger Jahre reichte, übten Eberhard Welty und seine Mitbrüder einen großen sozialethischen und auch politischen Einfluss aus, und zwar im Sinne der Aktualisierung und praktischen Vermittlung der Katholischen Soziallehre. Kräftige Spuren dieses Einflusses lassen sich in den ersten Programmen der CDU, aber auch im Grundgesetz sowie in der Sozialpolitik der jungen Bundesrepublik nachweisen. Diese Spuren kann man weiter zurückverfolgen auf die Zeit vor dem Krieg. Als der Krieg ausbrach, wurde das Walberberger Kloster zum Lazarett umgebaut und später von der Geheimen Staatspolizei beschlagnahmt. Einige Patres, darunter Welty, durften als Pflegepersonal und Seelsorger in Walberberg bleiben. Über seinen Provinzial Laurentius Siemer gelangte Welty 1941 in den Kölner Widerstandskreis. Dort wurde er mit der Ausarbeitung von Grundsätzen zu einer neuen Staats- und Gesellschaftsordnung beauftragt. Welty blieb nach dem Attentat auf Hitler davor bewahrt, als Mitverschwörer verhaftet zu werden. Seine Ausarbeitungen konnte er in Sicherheit bringen. Sie dienten unmittelbar nach dem Krieg als Diskussionsgrundlage für die Beratungen der "Kölner Leitsätze". Diese Leitsätze vom Juli 1945 waren das Ergebnis von Beratungen, die der Kölner CDU- Gründerkreis im Kloster Walberberg abhielt, das sich als Tagungsstätte schon deshalb anbot, weil es den Krieg unzerstört überdauert hatte. Das Kloster diente dann auch viele Jahre als Tagungsort für kirchliche, gewerkschaftliche und politische Gruppen. Im "Walberberger Institut" bildete sich ein Erwachsenenbildungswerk heran, das wohl als erstes nach 1945 in Deutschland sozialethische Lehrgänge und Informationskurse veranstaltete. 1951 gründete Welty das "Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg". Es sollte durch Forschung, Veröffentlichungen und Veranstaltungen (z.b. die bis heute jährlich durchgeführten "Buß- und Bettagsgespräche") an der "Neugestaltung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung" mitwirken. Seit 1967 setzte Pater Basilius Streithofen die Arbeit von Welty in einem eher praktisch-politischen Sinne fort. Vor allem wirkte er als Publizist, Organisator von Tagungen und als politischer Berater der CDU. Durch seine Freundschaft mit Bruno Heck, dem Bundesminister und Generalsekretär der CDU, gewann er in den siebziger Jahren auch Einfluss auf die CDU-Programmatik. Besonders setzte er sich für Helmut Kohl ein und förderte dessen Karriere zum Bundeskanzler. 1984 wurde das "Institut für Gesellscha ftswissenscha ften Walberberg" und die von ihm herausgegebene Zeitschrift "Die Neue Ordnung" von Walberberg nach Bonn verlagert. So ist auch nach dem Niedergang des Klosters der Name Walberberg erhalten geblieben: als ein Ort, der mit dem Engagement der Dominikaner unlösbar verbunden bleibt. 25

1050-Jahre Walberberg Walberberger Zeittafel Kurzer chronologischer Abriss der Dorfgeschichte von Heribert W. Keßler Dieser chronologische Abriss soll eine Orientierung geben, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Detaillierte Informationen finden Sie im Buch "Walberberg - Daten und Fakten zur Ortsgeschichte" von Jakob Lowey. Diesem Werk sind, mit freundlicher Genehmigung von Herrn Lowey, auch wesentliche Teile der nachfolgenden Übersicht entnommen. 600 bis 1200 - Walberberger Töpferware des frühen und hohen Mittelalters wurde bis nach Skandinavien gehandelt. um 800 - Bau einer kleinen Steinkirche in Walberberg. 962 - Ersterwähnung unseres Ortes als "Berge" in der Urkunde des Erzbischofs Bruno I. vom 25.12.962. 4.500 bis 2.000 v.chr. - Archäologische Funde belegen eine Besiedlung der Walberberger Gemarkung schon während der Zeit der Bandkeramiker. 500 bis 50 v.chr. - Die Landstriche zwischen Rhein und Maas sind von den Eburonen besiedelt, die um 53 v.chr. im Kölner Raum von Caesars Truppen vernichtet worden sein sollen. Unser Gebiet war nahezu menschenleer. 38 bis 12 v.chr. - Die germanischen Ubier lassen sich im ehemalige Siedlungsgebiet der Eburonen nieder. 70 bis 90 n.chr. - Bau der römischen Wasserleitung. Der Kontrollweg für den Kanal durchzieht den Ort auf einer Länge von rd. zwei Kilometern und wird später die Hauptstraße.. Neuesten Funden nach hatten sich im 1. Jahrhundert nach Chr. bereits Römer hier angesiedelt. 306 bis 388 - Die über den Rhein drängenden Franken stoßen mehrfach auch in unseren Bereich vor und beenden schließlich die römische Herrschaft. um 1020 - Neubau einer ungewöhnlich großen Dorfkirche über der alten Kirche. 1069 - Reliquien der hl. Walburga sollen von Erzbischof Anno II. aus Eichstätt nach Berge übertragen worden sein. 1079 bis 1089 - Unter Erzbischof Sigewin bestimmt die Gräfin Alveradis die Kirche zu Walberberg, wo sie Vater und Sohn hatte beisetzen lassen, zu ihrer Grabkirche. 1118 - Walberberg wird mons sanctae Walburgis genannt. 1167 bis 1191 - Errichtung eines Klerikerkonvents, aufgrund der Schenkung der Gräfin Alveradis vor rd. 80 Jahren. 1190 - Erzbischof Phillipp von Heinsberg gründet in Walberberg einen Mönchskonvent. 1197 - Erzbischof Adolf von Altena löste den Mönchskonvent auf und führte Zisterziensernonnen aus Hoven ein. Walberberg wird erstmals Walburgisberge genannt. 1348 bis 1349 - Erste Pestepidemie wütet im Kölner Land. 26

1050-Jahre Walberberg 1388 - Cönrad von Holtorp verkauft seinen Hof mit dem (Hexen-)Turm und weitere Güter dem Kölner Domkapitel. 1478 - Ersterwähnung der Walberberger Gerichtslinde. 1591 - Erzbischof Ernst von Bayern schenkt den Jesuiten das baufällige Kloster mit allen Besitzungen. Die Jesuiten überführen die Walburga-Reliquien nach Köln. 1618 bis 1648 - In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wird auch Walberberg sehr in Mitleidenschaft gezogen. 1665 bis 1669 - Die Pest wütete zwischen Köln und Bonn. Pestkreuze werden an den Grenzen Walberbergs (altes Schwadorfer Kreuz - 1929 abgerissen / Trippelsdorfer Rochus-Kreuz) errichtet. 1689 - Thomas von Quentel stiftet die Schulvikarie. um 1700 - Walberberg hat 400 Einwohner. 1732 - Letzte Erwähnung des Walberberger Galgens. um 1740 - Die älteste, geschlossene Hofanlage in Walberberg (Hauptstraße 119) wird errichtet. 1774 - Die Walburga-Reliquien bleiben nach Auflösung des Jesuitenordens in Walberberg. 1794 bis 1814 - Die Franzosen besetzen das Rheinland. 1814 bis 1815 - Auf dem Wiener Kongress wird das Rheinland Preußen zugesprochen. 1844 - Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Bonn nach Köln durch die Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft. 1858 - König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen kauft den Hexenturm, um ihn vor dem Abriss zu bewahren. 1871 - Walberberg hat 1.176 Einwohner. 1914 bis 1918 - Während des I. Weltkrieges sind auch in Walberberg viele Tote zu beklagen. 1924 - Der Dominikanerorden kauft die Rheindorfer Burg und baut sie zu einem Kloster und Bildungshaus aus. 1935 - Das Amt Bornheim wird aus den Gemeinden Sechtem, Hersel und Bornheim gebildet. 1939 bis 1945 - Im II. Weltkrieg erleidet Walberberg erhebliche Schäden. Die Kirche brennt 1944 aus. 1947 bis 1952 - Beseitigung von Kriegsschäden an der Kirche und Altarweihe durch Erzbischof Kardinal Frings. 1952 bis 1958 - Ausbau der Akademiegebäude des Dominikanerklosters mit Aula und Bibliothek. 1967/68 - Umbau und Neugestaltung der Klosterkirche der Dominikaner im Sinne des II. Vatikanischen Konzils. 1968 - Bau der ev. Kirche mit Gemeindezentrum. 1969 - Die Gemeinde Bornheim wird aus den drei ehemaligen Gemeinden Bornheim, Sechtem und Hersel gebildet. Urfeld fällt an Wesseling. 1981 - Die Gemeinde Bornheim wird Stadt Bornheim. 1996/97 - Neubau des kath. Pfarrheims Haus im Garten 2007 - Das Dominikanerkloster wird nach über 80 Jahren geschlossen. 27

1050-Jahre Walberberg Entwicklung der Infrastruktur Die Geschichte des Bahnwesens in und um Walberberg von Christian Lonnemann Im Gegensatz zu früher ist heutzutage volle Mobilität im Alltag nahezu selbstverständlich. Eingebettet zwischen den großen Metropolen unserer Region begann das mobile Zeitalter für das Vorgebirge erst vor gut 170 Jahren. Zu den ersten Geschäftsreisenden des Vorgebirges zählten die Bauern. Um ihre Erzeugnisse in den umliegenden Großstädten oder auch in der Voreifel absetzen zu können, nahmen sie früher bei jedem Wetter stundenlange Fußmärsche zu den regionalen Märkten auf sich. Warenlasten bis 25-30 kg trugen die Frauen in großen Körben auf dem Kopf. Von den Männern wurden die Erzeugnisse (75 bis 100 kg) auf der Schubkarre geschoben. Dabei waren sie auf der rund 17 km langen Strecke von Walberberg bis zum Kölner Heumarkt vielfach auf Straßen unterwegs, die oft schon in römischer Zeit bestanden und aus heutiger Sicht absolut desolat waren. Bereits seit 1830 verkehrten zwei Dampfschiffe auf dem Rhein, die die Rheinorte zwischen Wesseling und Hersel anliefen. Doch nur wenige Marktgänger aus dem Vorgebirge nutzten diesen Transportweg. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erkannten weitsichtige Zeitgenossen, dass die Eisenbahn für die Bewohner des Vorgebirges viele Vorteile bringen würde. Der Ehrenbürgermeister der Bürgermeisterei Waldorf, Carl von Nordeck, hatte 1836 den Bau der heutigen Bundesbahnstrecke zwischen Köln und Bonn stark befürwortet. Einerseits wegen des Nutzens für den Obst- und Gemüsebau, andererseits, um bei den nächtlichen Marktgängen mögliche "sittliche Verfehlungen" im Schutze der Dunkelheit zu verhindern. Beim Bau der Trasse entschied man sich jedoch nicht für die kürzere Streckenführung entlang des Rheins, sondern für den heute noch bestehenden Weg über Roisdorf und Sechtem nach Brühl, weil dort die Besiedlung deutlich dichter war. So stellte die 1844 in Betrieb genommene Zugverbindung Bonn - Köln zwar schon eine Erleichterung dar, doch lagen die Gleise viel zu weit abseits der meisten Vorgebirgsdörfer. Natürlich war es bereits ein deutlicher Zeitgewinn, wenn man von Walberberg aus keinen fünf- bis sechsstündigen Fußmasch bis zum Kölner Heumarkt in Kauf nehmen musste, sondern bis zum Brühler Bahnhof lediglich gut eine Stunde brauchte. Allerdings endete die Fahrt bereits unmittelbar hinter dem Pantaleonstor (heute: Am Weidenbach) in Köln. Somit blieben bis zum Heumarkt noch rd. 2 km, um den Verkaufsplatz zu erreichen. Dafür musste man 28

Ein Dorf - Ein Jahr - Ein Fest wieder fast eine Stunde einplanen, weil man aufgrund der vielen Menschen und der engen Straßen nur langsam voran kam. Trotzdem war die deutliche Zeitersparnis ein gravierender Fortschritt für die Landbevölkerung am Vorgebirgshang. Die einfache Fahrt kostete in der IV. Klasse aber 3 Silbergroschen und bei Gütermitnahme von über 50 kg kamen je 25 kg weitere 2 Sgr. dazu. Das war günstiger als bei anderen deutschen Eisenbahngesellschaften, musste aber auch erwirtschaftet werden. Das Bedürfnis nach Mobilität stieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in unserer linksrheinischen Heimat stark an. Die wachsende Einwohnerzahl der Städte brachte erhöhte Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Braunkohlenprodukten und weiteren Gütern. Nicht zuletzt stieg der Arbeitskräftebedarf der städtischen Betriebe und umgekehrt das Bedürfnis der Städter nach Erholung auf dem Lande. Nachdem 1880 die Planung einer "Vorgebirgsbahn" vorerst gescheitert war, gingen 1891 die Stadtoberen von Köln und Bonn gemeinsam mit den Landräten der Region dieses Projekt erneut an. Drei Jahre später erhielt die "Aktiengesellschaft der Vorgebirgsbahn Köln - Bonn" die Konzession zum Bau einer Schmalspurbahn mit 1.000 mm Spurweite. 29 Im Auftrag des neu gegründeten Unternehmens übernahm die Firma Havestadt und Contag aus Berlin ab 1895 Bau und Betrieb der Strecke. 1896 beantragte Havestadt und Contag den Bau des Bahnhofs Walberberg, entsprechend der folgenden Skizze. Nach der Eröffnung der Teilstrecke Bonn-Brühl am 01.08.1897 folgte am 08.01.1898 die feierliche Eröffnung der Gesamtstrecke, die mit einer Festfahrt und Böllerschüssen begangen wurde. Die Übergabe für den öffentlichen Verkehr erfolgte wenige Tage später. Vom Startpunkt an der Luxemburger Straße in Köln bis zum Zielpunkt am Bonner Bahnhof Ellerstrasse waren es 32,5 km, für die der 15 km/h schnelle Zug 2 ½ Stunden benötigte. Mit dem "Feurigen Elias", wie der gemütlich schnaubende Dampfzug bald etwas spöttisch im Volksmund hieß, begann auch für die seinerzeit rund 1300 Walberberger eine andere Zeitrechnung. Vom Bahnhof an der Bonner Straße (heute: Walberberger Straße) transportierten die Züge von Anfang an neben Personen in großem Umfang landwirtschaftliche Güter über die einspurige Strecke. Das Kürzel KBE ließ sich also auch als "Kappes-Buure-Express" deuten. Der Marktgang gehörte von da ab auch für die Walberberger Bauern langsam aber sicher der Vergangenheit an. Die Gefahren durch "sittliche Verfehlungen" waren nun auch für sie endlich gebannt. Das Bahnhofsgebäude allerdings musste nur wenig später nach schweren Unwetterschäden durch einen Neubau ersetzt werden. Diesem gegenüber bot ab 1902 die neu errichtete Gaststätte Pieck Wartesäle für die Reisenden der II. und III. Klasse an und der kleine Bahnhof wurde zum Güterschuppen degradiert.