januar / februar / märz 2014

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01 Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol januar / februar / märz 2014 In caso di mancato recapito restituire al CPO di Bolzano - Bei nicht erfolgter Zustellung wird das Magazin an das OZP Bozen geliefert - Poste Italiane S.P.A. Spedizione in A.B. 70% NE/BZ, Tassa Pagata/Taxe Perçue Hebt diesen Schatz Mehrsprachigkeit ist der Schlüssel zur Welt und sichert wirtschaftlichen Erfolg

136 verschiedene Sprachen gibt es zusätzlich zu den drei offiziellen Landessprachen und den vier Basisdialekten.» In Südtirol machen die Landessprachen und das Pustrerische, Vinschgerische, Sarnerische sowie Unterlandlerische die kulturelle Vielfalt der Südtiroler Gesellschaft aus. Sie sind mit den 136 anderen gesprochenen Sprachen Spiegel einer globalisierten Welt auf kleinstem Raum. (Quelle: astatinfo 09/2013 Ausländische Wohnbevölkerung 2012)

Reichtum statt Dilemma Wie viele Sprachen sprechen Sie? Eine, zwei, drei, vier noch mehr? Angefangen hat das ganze Dilemma bekanntlich mit dem Turmbau zu Babel: Wo anfangs noch alle ein und dieselbe Sprache gesprochen hatten, verstand dann keiner den anderen mehr und wo das Verständnis fehlt, ist die Auseinandersetzung meist nicht weit. Doch zum Glück ist der Mensch lernfähig und so kann sich das, was auf den ersten Blick wie ein Dilemma aussieht, als unermesslicher Reichtum entpuppen. Sprache ist als Teil unserer Realität in Wirtschaft, Kultur, Alltag und Identität omnipräsent. Gerade im Bereich der Internationalisierung muss Sprache in ihrem Kontext gesehen werden und ist damit Teil einer bestimmten Kultur. Wer die Kultur eines Landes nicht ein wenig versteht oder verstehen will, wird es mit dem Geschäftemachen schwer haben. Der Italiener will anders angesprochen werden als der Deutsche, der Amerikaner anders als der Russe. Nicht nur sprachlich, sondern überhaupt. Die Sprache ist dabei nur die erste Hürde, die es zu nehmen gilt aber ohne die es nicht geht. Wir Südtiroler tun also gut daran, den Reichtum zu sehen und nicht das Dilemma, und egal, mit welcher Zahl Sie die Eingangsfrage beantwortet haben: Wie wär es mit einer neuen Sprache oder noch besser Kultur? Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! Hansjörg Prast, EOS-Direktor januar, februar, märz 2014 M 3

passion for fashion multi label fashion stores Bozen I BrIxen I Bruneck I SterzIng www.maximilian.it

Inhalt TITEL: Mehrsprachigkeit MARKETING 8 26 Der gute Ruf im Netz Sprache ist Erfolg Wachstumbeschleuniger Sprachkenntnisse: In Südtirol liegt Potential brach. 14 Eine Frage der Einstellung Rita Franceschini will Sprachkompetenzen gehegt, gepflegt und regelmäßig gedüngt wissen. 16 Bilingual und Immersion Unterschiedliche Modelle mit einem gemeinsamen Ziel: Sprachen erlernen und beherrschen. 18 Kommentare von Usern im World Wide Web werden zur Visitenkarte von Unternehmen. 28 Freie Software Open Standards, viele Nutzer, einfache Regeln und Kostenvorteile fördern Innovation. 34 Go international Mit drei EOS-Projekten einfacher in neuen Auslandsmärkten Fuß fassen. Global unterwegs Für das internationale Parkett ist Sprachkompetenz die Eintrittskarte. 20 Standortvorteil Mehrsprachigkeit Südtirol als Brückenkopf und Sprachenkompentenzzentrum zwischen den Kulturen von Nord und Süd. Rubriken 6 7 22 25 30 32 3 6 38 mailbox made in südtirol blick über den tellerrand meinung menschen marktplatz im visier der medien m wie miteinander BLS Business Location Südtirol A.G., Dompassage 15, 39100 Bozen EOS Export Organisation Südtirol, Südtiroler Straße 60, 39100 Bozen SMG Agentur Südtirol Marketing, Pfarrplatz 11, 39100 Bozen TIS innovation park, Siemensstraße 19, 39100 Bozen Verantwortliche für den Inhalt: Maria Cristina De Paoli Chefredaktion: Barbara Prugger Redaktion: Astrid Brunetti, Maria C. De Paoli, Bettina König, Petra Oberhuber, Eva Pichler, Cäcilia Seehauser Koordination: Cornelia Kupa, Ruth Torggler Layout: succus. Kommunikation GmbH Design-Consult: Arne Kluge Fotografie: Alex Filz, Gary Yim, Shutterstock Illustrationen: Anna Godeassi Infografik: no.parking comunicazione Druckvorstufe: typoplus GmbH, Bozner Straße 57, 39057 Frangart Druck: Karo Druck KG, Pillhof 25, 39057 Frangart Zur Abbestellung dieses kostenlosen Magazins genügt eine E-Mail mit genauer Adressangabe an m@suedtirol.info Eintragung beim Landesgericht Bozen Nr. 7/2005 vom 9. Mai 2005 januar, februar, märz 2014 M 5

ma ilbox anstaltungen, Technologie-Coachings und Pilotprojekte machen auf das Thema aufmerksam und unterstützen die Unternehmen. Leadpartner von InterTech ist der TIS innovation park, Projektpartner sind die Standortagentur Tirol, der Unternehmerverband Südtirol und Treviso Tecnologia. Assoziierte Partner sind die Europaregion Tirol-SüdtirolTrentino und die Euregio Inntal. www.intertech-it-at.eu ENGLISH STYLE GUIDE Schnelle Hilfe für korrektes Englisch Beim Projekt InterTech geht es auch um Know-how im Textilbereich. EXPANSIONS-CHECK Reifetest für den Standort Südtirol EINSTIEGSHILFE. Sind Sie reif für die Expansion? heißt eine redaktionelle Serie des deutschen Handelsblatt Online, die vor einigen Wochen auf Anregung Südtirols Standortagentur BLS gestartet ist. Vorgestellt werden dabei Märkte rund um Deutschland und deren Investitionspotenzial, darunter auch Italien. Anhand eines eigenen Expansions-Checks können die Leser bei jeder Folge testen, ob sie fit für eine Expansion sind. Ist das Ergebnis positiv, landet man auf der Website der BLS und wird dort über die Vorteile des Wirtschaftsstandorts Südtirol informiert. Der ExpansionsCheck wurde eigens von der BLS mit dem Handelsblatt Research Institute, der neuen Forschungseinrichtung des Handelsblatts, entwickelt. Ziel der Aktion ist es, interessierten Unternehmen beim Einstieg in Italien qualifizierte Unterstützung und Erstberatung zu bieten. www.bls.info/expansionscheck EXPORTSEMINAR Einführung ins Exportgeschäft EXPORT. Immer mehr kleine und mittlere Betriebe stellen sich dem internationalen Wettbewerb. Neue Absatzmärk6 m januar, februar, märz 2014 te, neue Geschäftspartner und neue Zulieferer wollen gesucht und gefunden werden, um dem weltweiten Wettbewerb standhalten zu können. Aber wie geht man das Exportgeschäft am besten an? Ein WIFI-Seminar soll den Teilnehmern Basiswissen für die Exporttätigkeit verschaffen, angefangen bei den verschiedenen Formen der Internationalisierung bis hin zu einem Unternehmens-Check-up und zur Evaluierung der Kompetenzen des Unternehmens. Das Seminar findet am 14. Mai 2014 statt und wird in italienischer Sprache abgehalten. Infos: Thomas Lunger, Tel. 0471 945763, thomas.lunger@eos. handelskammer.bz.it. Südtirols Gäste und Geschäftspartner kommen aus den verschiedensten Nationen. Für die heimischen Betriebe ist es deshalb sehr wichtig, die englische Sprache zu beherrschen und sie im Kontakt mit internationalen Gästen und Geschäftspartnern richtig einsetzen zu können. In Zusammenarbeit mit dem Übersetzungsbüro Bluepencil hat Südtirol Marketing (SMG) einen Sprachführer für den korrekten Einsatz der englischen Sprache im beruflichen Umfeld erarbeitet. Das Dokument enthält wichtige Sprachregeln, aber auch die häufigsten Fehlerquellen und viele Beispiele zur richtigen Anwendung. Das Ziel: Der Benutzer soll anhand dieses Guides gängige Fehler vermeiden, die sein Englisch weniger professionell erscheinen lassen (BK) könnten. www.smg.bz.it/englishguide_de TECHNIK OHNE GRENZEN EU-Projekt für Produktionsunternehmen INNOVATION. Durch den Einsatz von Schlüsseltechnologien wie Mechatronik, Nano- und Biotechnologien oder Mikroelektronik und Photonik können Innovationen vorangetrieben und wettbewerbsfähige Produkte entwickelt werden. Das grenzüberschreitende Projekt InterTech hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, genau solche Schlüsseltechnologien in die Betriebe zu bringen. Bedarfsanalysen, gezielte Informationsver- Der praktische Führer hilft, häufige Fehler im Englischen zu vermeiden.

MADE IN südtirol STECKBRIEF Projekt: Hölzerne Kunst Kunsthandwerker... Karl Heinz Windegger, Lahngut in Lana Sortiment... Vasen, Schalen und Teller, Schmuck, Kunstgegenstände Holzarten... Apfel, Kirsche, Nuss, Esche, Buche Mit dem Holz zu arbeiten und nicht dagegen, das Ungleiche und Unebene inspirieren den Kunstdrechsler Karl Heinz Windegger aus Lana. Der begabte Landwirt fertigt besonders in den Wintermonaten wahre Kunstwerke aus dem traditionellen Werkstoff Holz, alle aus einem Stück und ganz ohne Leim. Bevorzugt verwendet Windegger Apfelbaumholz. Die Objekte erhalten durch das Querholzdrechseln, also quer zur Holzfaser, eine besondere Optik. Die Werkstücke bekommen den letzten Schliff durch eine händische Politur und ein paar Tropfen Naturöl. Käuflich zu erwerben sind die Objekte ab circa 150 Euro. Die Qualitätskriterien der Dachmarke Roter Hahn für das Bäuerliche Handwerk garantieren die Verwendung lokaler oder hofeigener Rohstoffe und die handwerkliche Verarbeitung durch die Landwirte. Echte, einzigartige und wertvolle Objekte sind das Ergebnis: ein Stück Südtiroler Lebensart in Verbindung mit handwerklichem Können und künstlerischer Inspiration. www.roterhahn.it januar, februar, märz 2014 M 7

titel: mehrsprachigkeit Sprache durch Erfolg Sprache ist Erfolg. Sprachen sind ein Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. Auf dem globalen Markt sind gute Sprachkenntnisse zum Wirtschaftsfaktor avanciert. Südtirol hat es bisher allerdings nicht geschafft, den Vorsprung seiner Mehrsprachigkeit voll zu nutzen. Text: Maria Cristina De Paoli Illustration: Anna Godeassi Kein Denken ohne Worte, keine Identität ohne Sprache egal ob Deutsch, Türkisch oder Spanisch, ob Kurdisch oder Baskisch, ob Schriftsprache oder Dialekt: Sprachliche Vielfalt ist Teil der biologischen Vielfalt. Das weiß man in Südtirol sehr wohl und auch schon sehr lange. Denn Mehrsprachigkeit charakterisiert das Land nicht erst seit 100 Jahren. Auf den Straßen und Wegen quer über die Alpen verkehrten seit der Urzeit Hirten und Händler, Soldaten und Pilger aus Nord und Süd. Und wer mit ihnen Geschäfte machen wollte, musste sich auch mit ihnen verständigen können. Heute ist Südtirols Teilhabe an drei Sprachen und drei Kulturen sein wohl sichtbarstes Merkmal. Egal woher man kommt, das Erste, was man von diesem Land wahrnimmt, sind die mehrsprachigen Straßen- und Hinweisschilder, aber auch die Selbstverständlichkeit, mit der jeder Wirt vom Deutschen ins Italienische wechselt, die ladinischen Namen an alten Häusern und Gehöften, die zweisprachigen Beipackzettel in jeder Aspirinschachtel. Südtirol ist heute auch und vor allem eine spannende Kombination aus mediterran und alpin, aus Palmen und Fichten, aus Lasagne und Schlutzern, aus Ciao und Hoi. Laut jüngster Volkszählung leben über 504.000 Menschen zwischen Brenner und Salurn. 314.000 deutscher, 118.000 italienischer und 20.000 ladinischer Muttersprache, aber auch über 40.000 Ausländer, die viel zusätzliche Farbe und viele weitere Sprachen mit ins Land bringen. Doch bei aller Mehrsprachigkeit, bei aller Tradition und unabhängig von jeder politischen Diskussion ist es in Südtirol bisher nur zum Teil gelungen, das Potenzial einer multikulturellen Gesellschaft voll auszuschöpfen. Zu viel Ressentiment auf beiden Seiten, zu wenig Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, zu vieles, das noch trennt, zu wenig, das verbindet. Eine Zerrissenheit, die man auch an den Sprachkenntnissen der Durchschnittsbevölkerung ablesen kann. Unsere Mitarbeiter haben oft Schwierigkeiten, einen fehlerfreien Brief in Deutsch oder Italienisch zu schreiben, kommentiert ein Südtiroler Unternehmer die Sprachkenntnisse im Land. Doch so lange der Kontakt zwischen den Sprachgruppen fehlt, kann auch kein Austausch stattfinden. Und so ist die Schule oft die einzige Gelegenheit oder der einzige Grund, sich mit der jeweils anderen Landessprache zu befassen.» 8 m januar, februar, märz 2014

Was ist Sprache, was ist Dialekt? Drei Fragen an Kristin Reinke* Worin liegt der Unterschied zwischen Sprache und Dialekt? Wie kann man sie voneinander abgrenzen? Dies ist schwierig, denn gerade Dialekte sind die Wurzeln vieler Standardsprachen. So lässt sich beispielsweise das Französische auf den franzischen, in der Pariser Region gesprochenen Dialekt zurückführen. Ähnlich sieht es für Italien aus, wo das Toskanische des 14. Jahrhunderts als Sprache der großen Dichter Dante, Boccaccio und Petrarca die Basis des heutigen Standarditalienisch bildet. In der Gegenwart werden Dialekte als sogenannte geografische Varietäten einer Sprache definiert, also typisch für eine bestimmte Region. Im Gegensatz dazu ist die Standardsprache überregional. Haben Dialekte eigentlich einen geringeren Wortschatz als Standardsprachen? Das ist in der Tat häufig der Fall, weil viele Standardsprachen ausgebaute Dialekte sind. Das heißt, sie wurden umgestaltet und entwickelt, um den Ansprüchen gehobener Kommunikationsbereiche zu genügen. Standardsprachen werden in allen anspruchsvollen Textsorten und wichtigen Kommunikationsdomänen wie Literatur, Sachprosa, Wissenschaft und Verwaltung angewandt. Damit verfügen sie auch über einen größeren Wortschatz. Wie werden Dialekte heute gesellschaftlich akzeptiert? Als Soziolinguistin wende ich mich gegen pauschale Abwertungen jeglichen Sprachgebrauchs. Bei den Dialekten ist es so, dass sie in der Gegenwart bestimmte familiäre und informelle Kommunikationskontexte charakterisieren. Dort sind sie völlig akzeptabel und funktionell. Ist aber ein Dialektsprecher nicht in der Lage, in bestimmten formellen und überregionalen Kontexten zur Standardsprache zu wechseln, kann die Kommunikation unter Umständen beeinträchtigt werden. Die sozialen Normen in unseren Gesellschaften verlangen in solchen Situationen den Gebrauch der Standardsprache. Wer gegen diese Normen verstößt, muss mit Sanktionen wie etwa einem negativen Urteil rechnen. *Kristin Reinke ist Juniorprofessorin für Frankofonie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Kleines Kuriosum am Rande: Italien gilt als das am stärksten dialektal zersplitterte Land Westeuropas, wobei die Distanz zwischen manchen Dialekten so markant ist, dass man von eigenen Sprachen sprechen kann. Die strukturellen Differenzen zwischen einigen italienischen Dialekten können laut Kristin Reinke durchaus mit den Unterschieden zwischen Italienisch und Spanisch verglichen werden. januar, februar, märz 2014 M 9

titel: me h r sp r a chigk e it Sprache durch Erfolg Knallharter Wirtschaftsfaktor Sprachen stehen aber schon lange nicht mehr nur für Identität und persönliche Bereicherung, sondern gelten als knallharte Wirtschaftsfaktoren. Und dieser Entwicklung wird sich in Zukunft auch Südtirol stellen müssen. Mit der ELANStudie hat die Europäische Kommission im Jahr 2006 erstmals einen direkten Zusammenhang zwischen fehlenden Sprachkompetenzen und Schwierigkeiten beim Export hergestellt. Dafür wurden 2.000 exportierende Klein- und Mittelbetriebe in 29 europäischen Ländern befragt. Elf Prozent der Unternehmen gaben an, aufgrund von Kommunikationshindernissen Aufträge verloren zu haben. Der daraus resultierende Gesamtverlust für die Wirtschaft der EU wurde mit jährlich 100 Milliarden Euro berechnet. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher sein. Und umgekehrt gilt das ebenso: Dem Observatorium Wirtschaft-Sprache-Bildung der Uni Genf zufolge ließen sich sogar neun (!) Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts auf die Mehrsprachigkeit des Landes zurückführen. In ihrem Bericht sprechen die eidgenössischen Forscher von einem Mehrsprachigkeitsanteil am BIP. Und auch wenn bisher noch niemand versucht hat, den wirtschaftlichen Nutzen von Mehrsprachigkeit für Europa zu beziffern, kann man davon ausgehen, dass auch die EU von ihrer Sprachenvielfalt ökonomisch profitiert. Sprachen sind der Schlüssel zum Erfolg, bestätigt Stefan Pan. Deshalb gilt auch: Je mehr Sprachen man spricht, desto besser. Sie seien das Tor zur Welt und für jedes Unternehmen von strategischer Bedeutung. Wobei es bei Weitem nicht genügt, einen Kaffee auf Englisch bestellen zu können. Der Präsident des 1 0 m januar, februar, märz 2014 A i f é r r i S c h n i t z e l m i t A r a n t s c h àta Der Südtiroler Slang Wenn zwei Sprachen für lange Zeit auf so engem Raum nebeneinander bestehen, wie das in Südtirol der Fall ist, ist ein wechselseitiges Abfärben unvermeidlich. Das Ergebnis sind zum Teil äußerst amüsante Wortschöpfungen oder un vero mischmasch, wie es in waschechtem bolzanese heißt. Der Begriff ist dem Büchlein Lo Slang di Bolzano von Paolo Cagnan entnommen. Darin hat der Bozner Journalist erstmals den Jargon der Italiener in Südtirol aufgezeichnet. Hinter dem handlichen Wörterbuch steckt die Intuition, dass die italienischsprachige Bevölkerung im Land in all den Jahren zwar keinen eigenen Dialekt, sehr wohl aber einen eigenen Slang entwickelt hat. Viele der Neologismen und Redewendungen, die Cagnan gesammelt hat, haben deutsche Wurzeln. Wer aufpassen will, muss deshalb all auge sein, wer die Schule schwänzt, fa blaun, wer Gas gibt, fährt volle pulle und wer sich ekelt, schreit pfui, taifel. Ebenso geläufig sind, vor allem im Süden Südtirols, trincare und sprizzenare, schpinch? und schauwieschian. Quasi ein deutsches Pendent zu Cagnans Wörterbuch ist das Südtirolerisch-DeutschLexikon von Hanspeter Demetz. Der Grödner Karikaturist hat es als Übersetzungshilfe für Fremde, Touristen und Zugereiste, so der Untertitel, konzipiert. Viele Vokabeln sind eindeutig als Entlehnung aus dem Italienischen zu erkennen. So bestellt der Unsere im Gasthaus gerne ein aiférrischnitzel, trinkt dazu eine Arantschàta und gönnt sich anschließend noch einen Tschelati. Wenn es vorwärtsgeht, geht s avànti, wenn man fertig ist, ist man prònto, zu Fasching geht man Màschgra, auf der Straße halten einen die Karpf auf, während in der alten Gasküche noch immer eine Bòmbola steht. Und wenn sie explodiert, sind das alles Kàtzimiei!

Unternehmerverbandes Südtirol (UVS) fordert vielmehr eine intensive Auseinandersetzung mit der Sprache, aber auch mit der Kultur in den angepeilten Märkten. Während Rita Franceschini, Leiterin des Sprachkompetenzzentrums der Freien Universität Bozen, sogar zwischen dem Sprechen einer Sprache und einem tieferen Bewusstsein dafür (siehe auch Interview auf Seite 14) unterscheidet. Und gerade daran würde es in Südtirol hapern. Vorsprung nicht genutzt Wir hatten 100 Jahre Zeit, uns auf die sprachlichen Folgen der Globalisierung vorzubereiten, sagt Elena Chiocchetti vom Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit der Europäischen Akademie (EURAC) in Bozen. Entsprechend groß war auch unser Vorsprung gegenüber vergleichbaren Realitäten. Es ist uns aber nicht gelungen, diesen voll zu nutzen. Mit welchen Schwierigkeiten sich heute die heimischen Unternehmen wegen mangelnder Sprachkompetenzen herumschlagen, erklärt die Sprachwissenschaftlerin an einem Beispiel aus der Praxis. Ich kenne ein heimisches Unternehmen mit einer Niederlassung in Deutschland. Weil die Tochterfirma immer wieder über die Terminologie und die sprachliche Qualität der Unterlagen aus dem Mutterhaus klagte, wurden letztendlich für die Ausarbeitung aller deutschen Texte neue Mitarbeiter aus Deutschland nach Südtirol geholt. Für Chiocchetti ist der Fall symptomatisch. Bei uns wird nach wie vor viel zu viel improvisiert. Das merkt man vor allem bei den Übersetzungen. Und das ist schade. Denn die Sprache eines Betriebes und die gewählte Terminologie sind ein wichtiger Teil seiner Identität, sagt die Expertin, die den Firmen auch einige Empfehlungen mit auf den Weg gibt. Wichtige Übersetzungen sollten möglichst von Profis gemacht werden, die sich nicht nur mit der Sprache, sondern auch mit den kulturellen Besonderheiten eines Landes auseinandersetzen. Eine gute Übersetzung ins Englische falle anders aus, je nachdem ob sie für den englischen oder den chinesischen Markt bestimmt ist. Es ist aber auch hilfreich und vor allem kostet es nichts, wenn man Texte betriebsintern einem Muttersprachler zum Gegenlesen vorlegt. Und: Die heimischen Unternehmen müssten sich ernsthaft mit dem Thema Sprachen auseinanderset-» januar, februar, märz 2014 M 11

titel: mehrsprachigkeit Sprache durch Erfolg Englisch, Chinesisch, Hindi Weltsprachen und ihre Verbreitung Weltweit werden über 6.700 verschiedene Sprachen gesprochen. Rund zwölf davon gelten als Weltsprachen. Ihr wichtigstes Merkmal ist die hohe Anzahl ihrer Sprecher sowohl als Muttersprache als auch als Fremdsprache, liest man auf der Internetseite www.weltsprachen.net. Auf der Homepage wird auch eine Rangliste erstellt. Und so erfahren wir, dass heute insgesamt 1,5 Milliarden Menschen Englisch sprechen. Es folgen Chinesisch und Hindi mit 1,1 Milliarden bzw. 650 Millionen Menschen, die der Sprache mächtig sind. Auf Platz vier rangiert Spanisch (420 Millionen). An fünfter Stelle allein ohnehin nicht mehr aus. Zwar würde heute niemand auf die Idee kommen, dem Englischen seine Rolle als weltweite Lingua franca abzustreiten. Doch, wie es Rita Franceschini formuliert: Mit Englisch ist es wie mit dem Führerschein. Man geht davon aus, dass jeder einen besitzt bzw. dass jeder die Sprache beherrscht. Derzeit würden vor allem Chinesisch und Arabisch, aber auch Russisch an Bedeutung gewinnen. Eine Entwicklung, die Andrey Pruss bestätigt. Das Interesse für die russische Sprache wächst auch in Südtirol, erklärt der Direktor des Russischen Kulturzentrums Borodina in Meran. Derzeit kooperiere seine Einrichtung mit sieben deutschsprachigen Oberschulen, die Russisch als Fremdsprache anbieten. Pionierarbeit habe diesbezüglich das Sprachenlyzeum in Bruneck geleistet, wo das Fach seit 1993 unterrichtet wird. Nach und nach hätten dann auch die anderen Schulen nachgezogen. Und in ein bis zwei Jahren wird es abgesehen von den 1.700 russischen, ukrainischen und moldawischen Staatsbürgern, die hier leben und arbeiten auch an die 150 junge Südtiroler geben, die Russisch können, so Pruss weiter. Und das sollte die Wirtschaft auch wissen. Denn immer mehr Betriebe würden sich für den russischen Markt interessieren. Ganz zu schweigen vom Tourismus, der den Gast aus Russland bereits entdeckt hat. Russisch-, aber auch Arabischkurse hat in diesem Winter Alpha Beta Piccadilly auf dem Programm. Seit 25 Jahren förzen. Sie müssen herausfinden, wo ihre Schwächen liegen und welche ihre Stärken sind. Sie müssen imstande sein, das bestehende Potenzial zu nutzen, aber auch bereit sein, in bessere Sprachkompetenzen zu investieren. Englisch allein genügt nicht Das komplexe Verhältnis zwischen Wirtschaft und Sprachen wurde 2012 auch vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) der Handelskammer Bozen analysiert. Die wichtigsten Erkenntnisse: 65 Prozent der Klein- und Kleinstbetriebe findet man Französisch (370 Millionen). Den sechsten und siebten Platz besetzen Arabisch und Russisch (300 bzw. 275 Millionen), gefolgt von Portugiesisch, Bengalisch, Deutsch, Japanisch und Koreanisch. Wird dagegen die geografische Verbreitung von Sprachen betrachtet, kommt man auf nur fünf Weltsprachen und zwar Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch und Portugiesisch. Nur diese Sprachen werden nämlich in mehreren Staaten und Kontinenten als Amtssprachen verwendet. Laut UNESCO ist heute mehr als die Hälfte der Sprachen vom Aussterben bedroht. im Land sind nach wie vor einsprachig. Der Südtiroler Dialekt ist die meistgesprochene Sprache in den Unternehmen, während der Anteil der Standardsprache lediglich bei fünf bis sieben Prozent liegt. Gute Sprachkompetenzen werden bei Neuanstellungen sogar höher bewertet als technisches Fachwissen oder Kreativität. Die Chefs sind allerdings nur bedingt mit den Sprachkenntnissen ihrer Mitarbeiter zufrieden. Nur 33 Prozent der Befragten wären imstande, einen englischen Vertrag aufzusetzen. Dabei reicht Englisch 12 m januar, februar, märz 2014

dert die Genossenschaft mit Sitz in Bozen und Meran den Spracherwerb und die interkulturelle Kommunikation in Südtirol, wie man auf der Homepage nachlesen kann. 2012 haben 12.000 Personen zwischen drei und achtzig Jahren unsere Angebote in Anspruch genommen, sagt Geschäftsführer Paul Hammond. Darunter viele Südtiroler, aber auch viele Ausländer. Für Nicht-EU-Bürger sei es vor allem notwendig, eine der beiden Landessprachen zu erlernen. Und diese Kurse werden vom Land auch speziell gefördert. Die einheimische Bevölkerung und die EU-Bürger würden hingegen mit sehr unterschiedlichen Motivationen zu Alpha Beta kommen. Französisch oder Spanisch, aber auch Russisch lernt man eher aus Freude an der Sprache, so Hammond. Für Deutsch, Italienisch und vor allem Englisch werden hingegen vorwiegend berufliche Gründe angegeben. Kein Interesse gäbe es derzeit für Chinesisch. Und das wundert mich eigentlich. Außerdem würden sich immer mehr Unternehmen und Organisationen um die Sprachkompetenzen ihrer Mitarbeiter kümmern. Wir machen ziemlich viele Kurse in den Betrieben. Dabei soll so die Vorgaben der Firmen vor allem der Wortschatz der Teilnehmer ausgebaut werden. Im Allgemeinen kann Hammond bei den Südtirolern immer bessere Sprachkompetenzen feststellen. Die Kinder kämen mit teilweise guten Englischkenntnissen aus der Schule. Das erkennen wir auch daran, dass ein immer höheres Niveau von unseren Kursen verlangt wird. Schule rüstet auf Aber auch Unternehmerpräsident Stefan Pan stellt der Schule ein positives Zeugnis aus. Ich stelle immer wieder fest, dass wir gerade im Englischen große Fortschritte gemacht haben. Nicht ganz so optimistisch können dagegen die Ergebnisse bei Deutsch und Italienisch als Zweitsprache gewertet werden. Es stimmt, dass die Schüler die Zweitsprache nicht in dem Ausmaß können, wie sie sie laut Unterrichtsstundenanzahl beherrschen müssten, sagt Ferdinand Patscheider, Inspektor für den sprachlich-expressiven Bereich am Deutschen Schulamt. Im Herbst hat das deutsche Bildungsressort ein entsprechendes Maßnahmenpaket vorgestellt, um die Qualität des Zweitsprachenunterrichts zu steigern. Die Grundpfeiler dieser kleinen Revolution sind didaktische Kontinuität und eine gezieltere Ausbildung der Lehrpersonen. In der Mittelschule wurde Italienisch als Zweitsprache bei der Abschlussprüfung eingeführt, während an den Oberschulen an den Programmen gefeilt wurde. Zu viel Literatur und zu wenig Sprachunterricht, lautete hier die Kritik. Das wurde nun geändert. Patscheider weiß aber auch, dass selbst das beste Unterrichtsmodell erfolglos bleibt, wenn Motivation und Umfeld fehlen. Und darum muss sich Südtirol in Zukunft wohl ganz besonders bemühen. >> praxistipps Unternehmen sollten die sprachlichen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter kennen. Sich auf vermutliche interne Sprachkenntnisse zu verlassen, kann gefährlich werden. Die Terminologie eines Unternehmens ist ein wichtiger Bestandteil seiner Identität. Neue Mitarbeiter sollten in die Firmensprache eingeführt werden. Praxisorientierte Sprachtrainings sind anzuraten. Zu einer guten Sprachpolitik kann auch die Einstellung von Mitarbeitern aus den Zielmärkten gehören. Texte sollten immer von Muttersprachlern gegengelesen werden. Quelle: EURAC und TIS Unternehmenskommunikation: für eine wettbewerbsfähige Zukunft januar, februar, märz 2014 M 13

titel: mehrsprachigkeit Interview Eine Frage der Einstellung. Rita Franceschini über die Sprachkompetenzen der Südtiroler, die Rolle des Dialekts, die Bedeutung von Emotionen beim Erlernen einer Fremdsprache und warum Minderheiten einen verkrampften Umgang mit Sprachen haben. zur person Die Schweizer Sprachwissenschaftlerin Rita Franceschini ist Direktorin des Kompetenzzentrums Sprachen der Freien Universität Bozen, der sie zwischen 2004 und 2008 auch als Rektorin vorstand. Ihre Forschungsinteressen gelten der gesprochenen Sprache, der Konversationsanalyse, dem Sprachkontakt und der Mehrsprachigkeit. Was hat Südtirol aus seiner Mehrsprachigkeit gemacht? Wurde die Chance genutzt? Südtirol war schon immer ein Durchzugsland. Denken wir nur an die mittelalterlichen Bernsteinstraßen. Einer dieser wichtigen Handelswege, die von der Nord- und Ostsee in den Mittelmeerraum führten, verlief über den Ritten. Das hat dazu geführt, dass die Mehrsprachigkeit für dieses Land fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Sie ist den Leuten dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sich der Chance gar nicht bewusst ist. Mittlerweile sind gute Sprachkompetenzen aber ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Es darf nicht sein, dass man den Dialekt auch dort spricht, wo es nicht angebracht ist. Rita Franceschini, Sprachwissenschaftlerin Und dementsprechend muss reagiert werden. Es ist mir schon lange ein Anliegen, hier einen Studiengang zu begründen, der eine intensive Auseinandersetzung mit Sprachen ermöglicht und ein tieferes Bewusstsein dafür vermittelt. Denn: Mehrere Sprachen zu reden, heißt noch lange nicht, das notwendige Sprachgefühl zu besitzen. Dazu kommt, dass derzeit in Südtirol gerade bei der deutschsprachigen Bevölkerung der Dialekt wieder stark aufblüht. Eine Entwicklung, die ein tieferes Bewusstsein für die Schriftsprache nicht gerade fördert. Der Trend lässt sich zurzeit vor allem im süddeutschen Raum, aber auch im restlichen Europa beobachten und kann als Reaktion auf die Globalisierung gewertet werden. Die Menschen sehnen sich nach mehr Nestwärme, die unter anderem auch durch den Dialekt vermittelt wird. Und dagegen gibt es auch nichts einzuwenden. Was aber nicht passieren darf, ist, dass man den Dialekt auch dort spricht, wo es nicht angebracht ist. Und das ist das Problem in Südtirol. Während in der Schweiz nach wie vor genau unterschieden wird, ist hier die Grenze zwischen Schriftsprache und Dialekt sehr flexibel. Es gibt keinen Zwischenbereich mehr. Dabei ist es mit den Varietäten einer Sprache so wie mit einer Orgel. Man hat verschiedene Register zur Verfügung, man muss aber genau wissen, wann welches gespielt werden kann. Gerade Jugendliche schreiben heute SMS und Mails fast ausschließlich im Dialekt. Weil es sympathischer ist? Oder weil sie die deutsche Rechtschreibung nicht richtig beherrschen? Die deutschsprachigen Südtiroler verwenden den Dialekt, die Italiener benutzen extrem viele Abkürzungen. Ich glaube, dass das alles auf einen spiele- 14 m januar, februar, märz 2014