18 Die Schriften des Neuen Testaments im Überblick



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18 Die Schriften des Neuen Testaments im Überblick 129 18 Die Schriften des Neuen Testaments im Überblick Wir haben den 1. Thessalonicherbrief besprochen und damit die älteste Schrift aus dem Neuen Testament kennengelernt. Diese Gelegenheit wollen wir nutzen, uns schon einmal einen Überblick über die Schriften des Neuen Testaments zu verschaffen. Insgesamt besteht das Neue Testament aus 27 Schriften. Den Anfang machen vier Evangelien und die Apostelgeschichte: 1. Matthäus-Evangelium ungefähr 90 Seiten Mt 2. Markus-Evangelium ungefähr 60 Seiten Mk 3. Lukas-Evangelium ungefähr 100 Seiten Luk 4. Johannes-Evangelium ungefähr 70 Seiten Joh 5. Apostelgeschichte ungefähr 90 Seiten Apg Dies ist zwar eine zahlenmäßig kleine Gruppe von Schriften. Aber dadurch darf man sich nicht täuschen lassen: Vom Umfang her machen diese fünf Schriften weit mehr als die Hälfte des gesamten Neuen Testaments aus (über 400 von insgesamt 680 Seiten in der griechischen Standardausgabe Novum Testamentum graece 1 ). Es folgt die zahlenmäßig größte Schriftengruppe, nämlich 21 Briefe. Man unterscheidet hier die paulinischen Briefe von den übrigen. Die paulinischen Briefe nennt man auch das corpus Paulinum. Dieses umfaßt insgesamt 13 Briefe: Römer, 1. Korinther, 2. Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, 1. Thessalonicher, 2. Thessalonicher, 1. Timotheus, 2. Timotheus, Titus, Philemon. Die Reihenfolge im Neuen Testament folgt der Länge des jeweiligen Briefes: Der Römerbrief ist der längste, der Philemonbrief dagegen der kürzeste. Das ist natürlich keine besonders sinnvolle Anordnung; um die Paulusbriefe der historischen Reihenfolge nach zu ordnen, muß man erst zwei Kategorien einführen: Man unterscheidet hier echte Briefe des Paulus und sogenannte Deuteropaulinen. Unter den deuteropaulinischen Briefen versteht man solche, die zwar unter seinem Namen abgefaßt sind, aber nicht wirklich von ihm stammen. Die echten Briefe des Paulus sind (in der Reihenfolge, wie sie sich in unserm Neuen Testament finden 2 ): 1 Barbara Aland/Kurt Aland: Novum Testamentum graece, post Eberhard et Erwin Nestle editione vixesima septima revisa communiter ediderunt Barbara et Kurt Aland, Johannes Karavidopoulos, Carlo M. Martini, Bruce M. Metzger, Stuttgart 1993. Die einzelnen Seitenangaben in der obigen Tabelle sind dieser Ausgabe entnommen. Da der Apparat nicht auf jeder Seite gleich lang ist, vermitteln sie nur ein ungefähres Bild der Länge der einzelnen Schriften. 2 Die historische Reihenfolge findet sich auf dem auf Seite 132 folgenden Schaubild angegeben.

130 Kapitel III: Von der Urgemeinde zu Paulus 1. Römerbrief ungefähr 30 Seiten Röm 2. 1. Korintherbrief ungefähr 30 Seiten 1Kor 3. 2. Korintherbrief ungefähr 20 Seiten 2Kor 4. Galaterbrief ungefähr 10 Seiten Gal 5. Philipperbrief 8 Seiten Phil 6. 1. Thessalonicherbrief 7 Seiten 1Thess 7. Philemonbrief 2 Seiten Phlm Aus dem corpus Paulinum verbleiben dann noch die deuteropaulinischen Briefe, also diejenigen, die unter seinem Namen verfaßt sind, aber nicht auf ihn zurückgehen. In der Reihenfolge des neutestamentlichen Kanons sind das die folgenden: 3 1. Epheserbrief 11 Seiten Eph 2. Kolosserbrief 8 Seiten Kol 3. 2. Thessalonicherbrief 4 Seiten 2Thess 4. 1. Timotheusbrief 8 Seiten 1Tim 5. 2. Timotheusbrief 6 Seiten 2Tim 6. Titusbrief 4 Seiten Tit Die drei zuletzt genannten deuteropaulinischen Briefe faßt man unter dem Begriff Pastoralbriefe zusammen: 1Tim, 2Tim und Tit. Sie bilden eine besondere Gruppe und sind die chronologisch letzten Briefe unter den Deuteropaulinen (vgl. wieder die genannte Übersicht unten auf Seite 132). Eine Sonderstellung nimmt der Hebräerbrief ein. Hier handelt es sich gar nicht um einen Brief, wie man schon an Hebr 1,1 4 sehen kann: Es fehlt der briefliche Eingang, wie ihn die paulinischen Briefe aufweisen. Ein Brief beginnt mit einem Präskript der Hebräerbrief beginnt mit einer Ouvertüre. Es handelt sich um einen theologischen Traktat, dessen Verfasser unbekannt ist. Schließlich folgen die»katholischen«briefe. Diese heißen»katholisch«, weil sie im Unterschied zu den Briefen des Paulus keinen konkreten Adressaten haben, sondern an die Allgemeinheit gerichtet sind (»katholisch«vom griechischen καθολικός [katholikọs] = allgemein): 3 Die historische Reihenfolge findet sich auf dem auf Seite 132 folgenden Schaubild angegeben.

18 Die Schriften des Neuen Testaments im Überblick 131 1. Jakobusbrief 10 Seiten Jak 2. 1. Petrusbrief 11 Seiten 1Petr 3. 2. Petrusbrief 7 Seiten 2Petr 4. 1. Johannesbrief 10 Seiten 1Joh 5. 2. Johannesbrief 1 Seite 2Joh 6. 3. Johannesbrief 1 Seite 3Joh 7. Judasbrief 3 Seiten Jud Am Schluß steht die Offenbarung des Johannes, in der Fachsprache Apokalypse genannt. Diese 27. Schrift, die Apokalypse, wird auch als Offenbarung des Johannes bezeichnet, weil der Name des Verfassers schon in Offb 1,1 genannt wird; um welchen Johannes es sich handelt, geht aus der Schrift jedoch nicht hervor. Immerhin ist diese keine anonyme Schrift, da der Name des Verfassers verschiedentlich genannt wird. Die Apokalypse ist an neutestamentlichen Maßstäben gemessen ein recht umfangreiches Buch (48 Seiten!). Sie gehört zu den späten Schriften des Neuen Testaments und wird zunehmend in das 2. Jahrhundert datiert. (Die traditionelle Datierung in die Zeit des Kaisers Domitian hat wenig für sich.) * * * Die Übersicht auf der folgenden Seite 4 bietet alle Schriften des Neuen Testaments in ihrer chronologischen Reihenfolge. Der Zahlenstrahl erlaubt eine ungefähre zeitliche Einordnung jeder Einzelschrift. Für Einzelheiten muß eine Einleitung herangezogen werden. * * * Was die Entstehungszeit der neutestamentlichen Schriften angeht, kann man sich grob das Jahrhundert von 50 n.chr. bis 150 n.chr. merken: Die älteste Schrift, der 1. Thessalonicherbrief, stammt aus dem Jahr 50 n.chr. und eröffnet das corpus Paulinum. Die jüngste Schrift ist der 2. Petrusbrief, der aus der Mitte des 2. Jahrhunderts stammt; im Unterschied zum 1. Thessalonicherbrief ist eine genaue zeitliche Einordnung beim 2. Petrusbrief nicht möglich, auf unserer Übersicht ist er zwischen 130 und 140 n.chr. angesetzt. 5 4 Die Idee und die Vorlage dieser Übersicht verdanke ich meiner Kollegin Angelika Reichert in Münster. Die TEXnische Durchführung geht auf meine Mitarbeiterin Eva Schöniger zurück. Diese hat Dr. Jens Börstinghaus kurz vor Torschluß perfektioniert. Allen dreien gilt mein herzlicher Dank. 5 Vgl. Ingo Broer II 648: Die Bestimmung der Abfassungszeit in der Literatur schwankt bei keiner neutestamentlichen Schrift so weit wie beim zweiten Petrusbrief. Auch in den letzten Jahren wurde gleichzeitig noch die Abfasssung um 60 und um 160 vertreten.

132 Kapitel III: Von der Urgemeinde zu Paulus Gruppierung und zeitliche Einordnung der neutestamentlichen Schriften 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 ECHTE PAULUSBRIEFE 1Thess 1Kor 2Kor Phil Phlm Röm Gal CORPUS PAULINUM EVANGELIEN Synoptiker Mk Mt Luk Joh Lukanisches Doppelwerk Apg Hebr DEUTEROPAULINEN Pastoralbriefe Kol Eph 2Thess 1Tim 2Tim Tit Apk KATHOLISCHE BRIEFE 1Joh Jak 1Petr Jud 2Petr 2Joh 3Joh CORPUS IOHANNEUM Mt/Mk/Luk/Joh/Apg/Röm/1Kor/2Kor/Gal/Eph/Phil/Kol/1Thess/2Thess/1Tim/2Tim/Tit/Phlm/Hebr/Jak/1Petr/2Petr/1Joh/2Joh/3Joh/Jud/Apk Abbildung III.5: Gruppierung und zeitliche Einordnung der neutestamentlichen Schriften

19 Die Gallio-Inschrift 133 Das Neue Testament ist mithin eine Sammlung ganz unterschiedlicher Schriften, deren keine mit der Absicht verfaßt wurde, einmal Teil des Neuen Testaments zu werden. Unter den Evangelien etwa ist keines, das zur gleichzeitigen Nutzung neben drei anderen konzipiert ist. Jeder der Evangelienverfasser will das Evangelium bieten, nicht eines von vieren. Lukas beispielsweise äußert sich in seinem Proömium (Luk 1,1 4) recht kritisch über seine Vorgänger, die er selbstverständlich bei weitem übertreffen und dadurch überflüssig machen will. Sein zweites Buch, die Apostelgeschichte, ist durch die Anordnung der Schriften im Neuen Testament auf brutale Weise von Buch I (dem von uns so genannten Lukasevangelium) getrennt worden, indem das Johannesevangelium dazwischengeschoben wurde. 19 Die Gallio-Inschrift Bei der Diskussion des 1. Thessalonicherbriefes sind wir zu dem Ergebnis gekommen, daß er von Paulus wohl im Jahr 50 aus Korinth an die Gemeinde in Thessaloniki geschrieben worden ist. Die genauere Begründung für diese Datierung im Rahmen der paulinischen Mission in Korinth ergibt sich aus dem Text Apg 18,12 17, in dem der Name des Statthalters Gallio genannt wird, vor dem Paulus angeklagt wird. Dieses Ereignis im Leben des Paulus liefert uns das bisher einzige absolute Datum, an Hand dessen wir die Chronologie des Paulus vorwärts und rückwärts rekonstruieren können. (Eine weitere Möglichkeit böte der Statthalter Sergius Paulus auf Zypern aus Apg 13,6 12, wenn sich dessen Amtsjahr bestimmen ließe, was aufgrund fehlender Quellen leider bis heute unmöglich ist.) Weil dieses Zeugnis die sogenannte Gallio- Inschrift für die Chronologie des Paulus von so großer Bedeutung ist, wird ihm hier ein eigener Paragraph gewidmet. 1 Wegen der Bedeutung dieser Möglichkeit der Datierung des Lebens des Paulus sei hier kurz der historische Hintergrund erklärt: In der uns interessierenden Zeit unterscheidet man senatorische und kaiserliche Provinzen. Die senatorischen Provinzen besetzt der Senat in Rom für jeweils ein Jahr; die kaiserlichen Provinzen besetzt der Kaiser für eine unbestimmte Zeit. Für uns sind hier die senatorischen Provinzen von Bedeutung: Achaia war, als Paulus in Korinth weilte (genau: seit 44 n.chr.), wieder 1 Unsterbliche Verdienste um dieses Buch hat sich Frau stud. theol. Edna Ranninger erworben, indem sie mich kurz vor Torschluß darauf hinwies, daß der Paragraph 19 zur Gallio-Inschrift in der elektronischen Fassung der Vorlesung, auf der dieses Buch beruht, fehlt. Ihr danke ich daher auch an dieser Stelle herzlich. Herr Dr. Jens Börstinghaus war so freundlich, mir die Benutzung seiner Darstellung der Gallio- Inschrift zu gestatten (vgl. dazu die unten folgende Anm. 4); ohne diese Vorlage wäre mir die Erstellung des vorliegenden Paragraphen in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich gewesen. Ihm verdanke ich die Abbildungen, den Text und die Übersetzung der Gallio-Inschrift. Aus seiner Diskussion übernommene Teile werden selbstverständlich als Zitate gekennzeichnet. Auch ihm gilt daher mein herzlicher Dank.